Der Mann aus Teheran, Kopenhagen Rigshospitalet/ Paris … The man from Tehran, Copenhagen Rigshospitalet/ Paris

 

CoverDeutsch

The Man from Tehran

Sonnabend, 11. Februar 2006

Rigshospitalet 11.15 Uhr

– Also gut, wenn du schon vertragen kannst, es zu hören, werde ich dir alles erzählen, sagte Rolf. Wo soll ich anfangen?
– Zum Beispiel mit dem Moment, wo Williams … was passierte eigentlich mit ihm? Hat man wirklich auf ihn geschossen oder wurde er mit einem Messer überfallen? fragte sie.
– Man hat auf ihn geschossen, antwortete Rolf. Gut, dann fange ich dort an. Er sah vor sich hin, während er seine Worte abwägte.
– Es waren mindestens vier Terroristen beteiligt, begann er. Bereits vorgestern, also am Tag vor dem Angriff, hatten sie eine Frau und zwei kleine Kindern aus einem Haus in der Nähe des Flughafens entführt. Die Frau ist mit einem leitenden Angestellten in der Gepäckabteilung am Flughafen verheiratet. Sie wurden in einem Ferienhaus südlich von Kopenhagen gefangen gehalten. Die Entführer zwangen den betreffenden Angestellten, einen Fernlenkimpuls an einem der Koffer für Flug SK779 anzubringen. Er hatte eigentlich keine andere Wahl, als zu tun, was sie verlangten.

In der Zwischenzeit wurde ein Kastenwagen am östlichen Ende des Flughafens in Position gebracht. In dem Wagen befand sich eine Rakete mit ziemlich leistungsstarkem Antrieb, die Flug SK779 während des Starts abschießen sollte. Tom und ein junger Mann von der dänischen Polizei erreichten in absolut letzter Minute den Kastenwagen, wo sie einen Koloss von einem Mann niederlegten, der bereits den Finger auf dem Auslöser hatte. Und ich meine wirklich im letzten Augenblick. Zehn Sekunden später wäre das Flugzeug getroffen worden. Der Riese war so gezwungen, die Rakete früher als geplant abzufeuern, und das vereitelte glücklicherweise das Attentat. Der Riese versuchte zu fliehen, aber der Polizist brach ihm mit seinem Motorrad den Hals. Er starb letzte Nacht hier im Krankenhaus.
 Seine Geschichte ist in sich selbst unglaublich. Er holte den Kastenwagen in Marseille und fuhr den ganzen Weg nach Kopenhagen mit der Rakete im Laderaum. Auf der Fahrt hierher, hatte er noch die Zeit, den Hals eines deutschen Polizisten umzudrehen. Sie fanden ihn in der Nähe von Lyon, was auch ziemlich seltsam ist. Aber der Deutsche ist nicht der einzige, den er unterwegs getötet hat. Wir fanden die schwer verbrannte Leiche eines jungen Mannes neben der Abschussrampe im Laderaum des Kastenwagens. Die dänische Polizei versucht jetzt, ihn zu identifizieren. Sein Gesicht war völlig in Stücke geschlagen. Wir nehmen also an, dass er bereits tot war, bevor der Abschuss der Rakete ein Feuer im Laderaum verursachte. Lisbeth hatte sich stirnrunzelnd aufgesetzt und hörte Rolf zu ohne ihn zu unterbrechen.
– Dann sind da die Ereignisse um dich herum in dem langen Gang, fuhr er fort. Williams starb auf dem Weg in die Notaufnahme an einem gewaltsamen epileptischen Anfall. Man fand einen geheimnisvollen Ring an seinem Finger, einen Ring mit einer kleinen Spitze, die in Richtung Handfläche zeigte. Die Polizei untersucht den Ring im Moment, aber sie nehmen an, dass es irgendeine Art Gift enthält. Es war höchstwahrscheinlich Williams Absicht, den Ring in dem Waschraum zu benutzen, wo er angeschossen wurde. Die Vermutung liegt nahe, dass er sich selbst während des Transports in die Notaufnahme mit ihm verletzt hat.
Nachdem du zweimal um Verstärkung gebeten hattest, habe ich CharlyTeam geschickt, fuhr er fort. Nicht schnell genug, leider, aber es ging einfach nicht schneller. Einer der CIA-Agenten hatte deinen Schatten gefangen und ließ ihn in die Kommandozentrale bringen, wo wir ihn leider Antonsen überlassen mussten. Zum ersten Mal unterbrach Lisbeth:
– Hat Antonsen etwas aus ihm herausbekommen? Nein, absolut gar nichts, antwortete er. Wir wollten uns selber gerne ein wenig mit ihm unterhalten, aber darauf wollte Antonsen nicht eingehen. Wir mussten uns an die Regeln halten und ihn an die dänische Polizei ausliefern. Der Mann hatte einen gültigen französischen Reisepass und eine Bordkarte für einen Flug nach Amsterdam. Er behauptete standhaft, er hätte sich mit Recht in dem Gang aufgehalten, denn schließlich sollte sein Flugzeug von dort abfliegen. Er hat nicht einmal abgestritten, dich gesehen zu haben. Er war sicher, dass du auf der Suche nach jemandem warst. Er fand jedenfalls, dass du sehr suchend aussahst. Es endete damit, dass Antonsen ihn wieder laufen ließ. Du kannst dir vorstellen, wie mir das leidtut.

– Ach, Mensch, brach Lisbeth aus, davon bin ich nun gar nicht erbaut. Ich glaube, ich habe letzte Nacht von ihm geträumt und bin ziemlich sicher, dass er immer noch gefährlich ist.
– Nicht den Mut verlieren, versetzte Rolf. Ich habe Jørgen gebeten, ihn zu beschatten. Den letzten Meldungen nach verließ der Mann den Flughafen und nahm sich ein Zimmer in einem Hotel in der Stadt. Wenn er auch nur das Mindeste tut, was gegen irgendwelche Regeln ist, nehmen wir ihn wieder fest.
– Was ist mit dem, der mich geschlagen hat? fragte sie. Rolf schüttelte den Kopf.
– Der ist wie im Erdboden versunken, sagte er. Unsere Chancen, ihn in dem überfüllten und chaotischen Flughafen zu finden, wo die Menschen immer gereizter und ungeduldiger wurden, waren äußerst gering. Aber unsere Theorie ist, dass er zusammen mit den Passagieren von Flug SK779 verschwand, als sie wieder gelandet waren. Sie wurden in unmittelbarer Nähe von dir abgesetzt, und zwar innerhalb zwei oder drei Minuten, nachdem wir den roten Alarm für dich ausgerufen hatten.
– Das wäre ja dann absolut grotesk, antwortete sie.
– Da bin ich ganz einig, antwortete er. Aber unabhängig davon, wie es nun passiert ist, so ist er jetzt also weg. Aber eine Sache verblüfft mich. Ja, wie soll ich es sagen, als du bewusstlos vor ihm auf dem Boden lagst, hielt er dir eine Pistole an den Kopf, und… Nun ja, er schoss nicht. Aber nachdem wir die Aufnahmen von der Kamera analysiert hatten, wollte einer der Techniker beschwören, dass der Mann sagte: „Bang, du bist tot“ und dann warf er die Waffe weg, deine eigene Waffe übrigens. Lisbeth hatte einen abwesenden Blick in ihren Augen.
– Warum er mich wohl am Leben gelassen hat? fragte sie verwundert.
– Darauf habe ich keine Antwort, Lisbeth, sagte Rolf, aber ich bin ihm außerordentlich dankbar, dass er es getan hat. Und siehst du, die drei Geiseln ließ er ja auch am Leben. Ungewöhnlich, äußerst ungewöhnlich.
– Und das Fazit des Ganzen? fragte sie. War es ein Erfolg oder ein Misserfolg für uns?
– Sowohl als auch, antwortete er. Wir hatten Erfolg in dem Sinne, dass unsere Nachforschungsarbeiten uns zum richtigen Zeitpunkt zum richtigen Ort gebracht haben. Wir waren auch erfolgreich in dem Sinne, dass wir es waren und nicht die Attentäter, die letzten Endes Glück hatten, obwohl wir nur um eine Haaresbreite an einer Katastrophe vorbeigeschrammt sind. Auf der anderen Seite war es ein Misserfolg, weil wir nur zwei von den Bastarden erwischt haben, von denen der eine starb und den anderen mussten wir ja wieder laufen lassen. Aber vor allem war es für mich ein Misserfolg, weil ich mich von Williams an der Nase herumführen ließ.
– Ich verstehe was du meinst, sagte sie, aber du hattest ja keine großen Wahlmöglichkeiten oder?
– Nein, vielleicht nicht, sagte Rolf, aber es wird jedenfalls nicht wieder passieren. Ich sprach mit einem Bekannten von der CIA letzte Nacht im Hotel. Williams hat einige Spielchen ohne die CIA gespielt, und er wusste mit Sicherheit, wem wir am Flughafen auf den Fersen waren. Jørgen fand eine Liste mit Namen in Williams Hand, als er blutend im Waschraum lag. Es standen 22 Namen auf der Liste und 20 von ihnen waren durchgestrichen. Unser IT-Manager Michael Anthony ist dabei, die Namen zu überprüfen. Mal sehen, was das bringt.
– Das hier ist jedenfalls das Schlimmste, was ich bis jetzt mitgemacht habe, sagte Lisbeth. Die Tür öffnete sich und die Krankenschwester, die Rolf den Weg zu Lisbeths Zimmer gezeigt hatte, kam mit einem Eimer voller Blumen herein.
– Entschuldigen Sie die Störung, sagte sie. Selbst unsere größte Vase war nicht ausreichend für diesen Blumenstrauß. Dies ist das Beste, was ich Ihnen anbieten kann.
– Ach du meine Güte, rief Lisbeth mit einem strahlenden Lächeln. Könnten sie ihn ans Fenster stellen? Und vielen Dank für Ihre Freundlichkeit.
 – Keine Ursache, antwortete die Krankenschwester. So ein Strauß sollte wohl jeden beeindrucken. Sie warteten, bis die Krankenschwester den Raum wieder verlassen hatte. Dann fuhr Rolf fort:
– Ich muss jetzt los, Lisbeth, sagte er. Ich habe morgen früh eine Sitzung in Brüssel.
– Eine Sitzung? wiederholte sie. Gute oder schlechte Nachrichten? Er sah eine Weile vor sich hin, ohne zu antworten.
– Alles in allem war der Vorfall am Flughafen nicht gerade schmeichelhaft für die EATO, sagte er schließlich, und das wird unweigerlich Konsequenzen nach sich ziehen. Ich persönlich glaube, dass diejenigen, die gegen mich als Leiter der EATO waren, sich jetzt die Hände reiben. Ich erwarte mit anderen Worten, dass man mich den Wölfen zum Fraß vorwirft. Lisbeth war traurig, wusste aber in ihrem Inneren, dass Rolf recht hatte. Die ganze Terrorbekämpfungsmaschinerie war bis in den Kern hinein korrumpiert. Es waren so große wirtschaftliche Interessen involviert, dass Rolf kaum eine faire Behandlung erwarten konnte.
– Wenn sie dich absägen, verlasse ich die Organisation umgehend, sagte sie.
– Das solltest du dir vielleicht noch einmal gut überlegen, sagte er und nahm ihre Hand. Ob ich dabei bin oder nicht, du kannst immer noch einen Unterschied machen. Versprich mir jetzt, es ein paar Tage ruhig angehen zu lassen. Ich habe vor, nächste Woche ein regionales Treffen einzuberufen, vorausgesetzt, dass ich zu der Zeit noch im Amt bin. Wir wollen uns bei der Gelegenheit doch sehen oder?
– Bis dahin bin ich längst wieder fit, sagte sie. Danke für deinen Besuch. Rolf lächelte sie an. Einer Eingebung folgend, bückte er sich und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Lisbeth fühlte, wie ihr die Wärme ins Gesicht stieg. Sie drückte seine Hand.
– Wir sehen uns, sagte er und ließ sie allein.

 Krankenhaus „Rigshospitalet“, 13.05 Uhr

Die Türen des Aufzugs öffneten sich, und Sadou trat zum zweiten Mal an diesem Tag in den Korridor. Die Türen schlossen sich sofort hinter ihm und der Aufzug fuhr wieder nach unten. Er blieb ein wenig stehen und lauschte. Er hatte von seinem Posten in der Eingangshalle aus gesehen, wie der Mann das Krankenhaus verließ. Es gab natürlich die Möglichkeit, dass die Frau nicht an allein im Zimmer lag, aber das dürfte kaum einen großen Unterschied machen. Dies war trotz allem eine Frauenabteilung. Wie viel Widerstand würden ein paar kranke Frauen leisten können? Er hatte noch die Schachtel Pralinen in der Hand und meinte, er würde sich leicht unter die anderen Besucher mischen können. Es war aber niemand auf dem Korridor. War die Besuchszeit vorbei?
Er wollte gerade zu Lisbeths Zimmer gehen, als sich die Fahrstuhltüren hinter ihm wieder öffneten und ein jüngeres Paar mit zwei Kindern herauskam. Er machte Platz für sie und vermied Augenkontakt. Die Leute wussten offenbar, wo sie hin sollten und gingen lärmend und miteinander redend an ihm vorbei. Was sie sagten, konnte er nicht verstehen, aber das war ihm auch vollständig egal. Sie gingen in die Richtung, in die er auch wollte und er beschloss, ihnen zu folgen. Er ging davon aus, dass er zusammen mit jemandem weniger auffallen würde als alleine. Er war trotz allem ein Ausländer, Pralinenschachtel oder nicht.
Auf dem Weg durch den Korridor kamen sie an einer Krankenschwester vorbei. Er erkannte sie als die Krankenschwester, die sich um die Blumen gekümmert hatte, als er das letzte Mal hier war. Sie lächelte ihnen freundlich zu und ging mit schnellen Schritten in die entgegengesetzte Richtung. Die junge Familie ging an dem Raum, wo die Frau lag, vorbei und Sadou blieb vor der Tür stehen und ließen sie weitergehen.
Drei Zimmer weiter verschwanden sie durch eine Tür, und der Lärm verschwand mit ihnen. Er lauschte für einen Moment an der Tür. Es war nichts zu hören. Er griff in seine Tasche und fühlte den Griff des Messers. Es war nicht so einfach, ein 30 Zentimeter langes Fleischmesser in der Tasche einer Winterjacke zu verstecken, aber er hatte das Problem gelöst, indem er die Klinge durch das Futter der Tasche stieß. Die Klinge befand sich daher unter dem Futter, und nur der Griff war in der Tasche. Sein Herz schlug schneller und ein freudiges Gefühl begann sich in seinem Körper auszubreiten. Er atmete einige Male tief ein und aus und öffnete dann die Tür. Mit drei Schritten war er im Zimmer und hatte die Tür hinter sich geschlossen. Er sah sich um. Das Zimmer war leer. Was sollte das bedeuten? Hatte man sie entlassen oder verlegt, oder … Jemand bewegte den Türgriff hinter ihm.

Lisbeth war fertig auf der Toilette und wusch sich die Hände. Sie hatte ein Becken neben ihrem Bett stehen, aber da zog sie die Grenze. Sie wollte lieber die Toilette auf dem Gang benutzen, schließlich war sie in der Lage aufzustehen.

Nicht einmal in der Nacht hatte sie das Becken benutzt. Sie bekam ja nicht viel Bewegung hier im Krankenhaus und  nahm daher jede Gelegenheit wahr, um auf die Beine zu kommen. Draußen im Korridor hörte sie Stimmen, anscheinend eine Familie mit Kindern. Sie wartete, bis die Stimmen verstummt waren, bevor sie das Licht ausschaltete und in den Korridor trat. Sie ging zu ihrem Zimmer zurück. Sie hatte beschlossen, dass sie sich heute Abend selbst entlassen würde oder spätestens morgen. Es erschien ihr sinnlos, hier herumzuliegen und an die Decke zu starren, wenn sie sich zu Hause viel wohler fühlen würde.  Sie kam zu ihrem Zimmer, drückte den Türgriff herunter und öffnete die Tür.

Sadou sprang schnell zur Seite und trat in eine kleine Nische mit einem Waschbecken hinter einem Kleiderschrank auf der rechten Seite der Tür. Von dort aus konnte er fast das ganze Zimmer überblicken, war aber selber nicht zu sehen, von denen, die hereinkamen, es sei denn, sie drehten sich direkt zu dem Schrank und dem Waschbecken. Er erkannte die Frau sofort. Sie ging an ihm vorbei zum Bett. Sadous Herz schlug jetzt so heftig, dass er glaubte, die Frau musste es hören können. Sie stand mit dem Rücken zu seinem Versteck und zog ihren Krankenhaus-Bademantel aus. Sie hob ein Knie auf das Bett. Sadou sprang aus seinem Versteck und griff an.

Lisbeth spürte eine Bewegung hinter sich und fuhr herum. Sie wollte ihren Augen nicht trauen, als sie den Mann sah. Sie erkannte ihn sofort. Er war es, der sie gestern am Flughafen verfolgt hatte. Adrenalin wurde mit solcher Kraft in ihr Blut gepumpt, dass es lähmend wirkte. Ihr Herz stand still in ihrer Brust und sie fühlte, dass sie nicht einen einzigen Muskel bewegen konnte. Das Blut in ihren Adern war wie zu Eis gefroren.

Sadou fühlte sich wie ein Tiger, der angreift. Er spürte instinktiv den Schrecken der Frau und ein Lustgefühl brauste durch seinen ganzen Körper. Mit einer schnellen Bewegung, griff er nach dem Messer und wollte es aus der Tasche ziehen. Aber statt des Messers zog er das Taschenfutter mit heraus; das Messer steckte im Stoff fest. Mit einem verwirrten Ausdruck in den Augen, stoppte er seine Handbewegung und versuchte es erneut, aber das Futter hing immer noch fest. Er beugte seinen Kopf nach unten und versuchte verzweifelt, das Messer freizubekommen, aber ohne Erfolg. Das war doch vollkommen verrückt, dachte er. Schlagartig wallte Raserei in ihm auf, und er riss mit blinder Wut an dem Messer. Das Ergebnis dieser unkontrollierten Bewegung war fast vorhersehbar. Das Messer kam zwar vom Futter frei, aber es flog seitlich nach oben und schnitt eine tiefe Wunde in Sadous Wange. Eine erschrecktes Brüllen entfuhr seinem Mund, und er war kurz davor, aus lauter Schmerz und Frustration das Messer von sich zu werfen, aber es gelang ihm, es festzuhalten. Mit einem wilden Ausdruck auf seinem jetzt auch noch blutigem Gesicht warf er sich auf Lisbeth. Das Messer zeigte direkt auf ihre Brust, wo es im nächsten Moment zwischen ihre Rippen gleiten und ihr Herz zerschneiden würde.

Lisbeth hatte wie gelähmt zugesehen, während der Mann verzweifelt versuchte, etwas aus der Tasche zu ziehen. Mit einer wilden Bewegung riss der Mann etwas aus der Tasche, das im Futter seiner Jacke festzuhängen schien und begann auf einmal stark zu bluten aus einem großen Schnitt in seinem Gesicht, der vom Kinn bis hin zum Haaransatz verlief. Das Blut floss in Strömen.
Mit einem grotesken Ansichtsausdruck warf er sich nach vorne mit einem großen und angsteinflößenden Messer, das direkt auf sie gerichtet war. Aber jetzt waren ihre Schrecksekunden vorbei, die Lähmung war verschwunden, und sie reagierte reflexartig. Mit einer in ihrem Zustand unglaublichen Behändigkeit warf sie sich zurück auf das Bett, so dass sie flach auf dem Rücken lag. Gleichzeitig zog sie die Beine hoch und trat so kraftvoll sie nur konnte zu. Beide Füße rammten den Magen des Mannes mit dem Messer, und er flog zurück in Richtung Garderobe, in die er hart hineinknallte. Die dünne Tür zersplitterte, als ob sie aus Pappe wäre. Das Blut aus der Schnittwunde in seinem Gesicht spritzte förmlich auf den Boden und an die Wand neben ihm. Der Anblick war gelinde gesagt makaber.
Überraschenderweise kam der Mann gleich wieder auf die Beine und stürmte erneut auf sie zu. Dieses Mal hielt er das Messer hoch über seinem Kopf, bereit auf sie zuzustoßen, während sie hilflos auf dem Bett lag. Jeder Muskel in Lisbeths Körper war auf das Äußerste angespannt. Als er fast über ihr war, rollte sie sich rückwärts aus dem Bett und der Mann hackte die Klinge durch die Bettdecke und in die Matratze, so dass es bis zum Griff verschwand. Sie landete auf ihren Füßen auf der anderen Seite des Bettes, und wurde wiederum Zeuge, wie der Mann versuchte, sein Messer frei zu bekommen. Instinktiv tastete sie zur rechten Seite. Ihre Hand schloss sich um den Griff des Metallbeckens, das neben ihrem Bett stand. Ohne genau wahrzunehmen, was sie in der Hand hatte, schlug sie das Becken mit voller Kraft auf den Kopf des Mannes. Sie traf ihn an der Schläfe, gerade als er das Messer aus der Matratze befreite. Der Klang des Beckens, das seinen Kopf traf, hörte sich an wie ein Gummihammer, der auf eine Mülltonne schlägt.
Das Messer flog auf den Boden und der Mann taumelte rückwärts. Das Bett war völlig mit Blut beschmiert. Lisbeth wollte kein Risiko eingehen. Sie sprang um das Bett herum und hämmerte erneut das Becken auf den Kopf des Mannes. Wieder ertönte der merkwürdige Klang, und der Mann war nun deutlich angeschlagen, stand aber immer noch auf den Beinen. Lisbeth gab ihm einen dritten Schlag, und dieses Mal legte sie so viel Kraft hinein, dass ihr der Arm wehtat.

Zum dritten Mal ertönte der Gummihammer, und dieses Mal sank der Mann in einer Blutlache vor ihr zusammen. Lisbeth zitterte am ganzen Körper, als sie von dem Mann an die Wand zurückwich. In diesem Moment wurde die Tür mit einem Ruck geöffnet, und eine Krankenschwester kam ins Zimmer gestürzt.
– Was in aller Welt ist denn hier … begann sie und unterbrach sich, als sie den stark blutenden, bewusstlosen Mann auf dem Boden liegen sah. Lisbeth ließ sich an der Wand auf den Boden gleiten. Das reichte jetzt. Jetzt war es ein für alle Mal genug.
– Bringen Sie ihn weg, keuchte sie, bitte bringen Sie ihn weg.

Dienstag, 8. März 2006

Paris, 12.30 Uhr

Die Türen schlossen sich scheppernd hinter Lisbeth. Sie blieb auf dem Bahnsteig stehen, bis der Zug die Metro-Station verlassen hatte. Die Leute eilten in Richtung der Schilder, auf denen „sortie“ stand, und einen Augenblick später war sie mehr oder weniger allein. Ein großes, blaues Schild teilte ihr mit, dass sie sich in der Metrostation Blanche befand. Neben dem Schild waren verschiedene Plakate angebracht, die für die zahlreichen Cafés, Restaurants und Bars des Viertels warben. Lisbeth ließ ihren Blick über die vielen verlockenden Angebote schweifen. Sie bemerkte eine Werbung für das Café, zu dem sie auf dem Weg war. Ein Zug fuhr ratternd auf der entgegengesetzten Seite in den Bahnhof, und sie ging zum Ausgang. Kurz darauf stand sie auf dem Place Blanche am Fuße des hoch gelegenen Stadtteils Montmartre.

Place Blanche befindet sich auf dem breiten Boulevard de Clichy und bildet eine Art Sammelpunkt für weitere fünf Straßen, die sternförmig auf den großen Platz zulaufen. Schräg nach rechts erblickte sie das Moulin Rouge mit der charakteristischen rot lackierten Mühle im Hintergrund. Eine Mühle ist gut, dachte sie amüsiert, aber es ist eine Mühle zu wenig. Ich brauche zwei. Sie ging in die Rue Lepic, gleich neben dem Moulin Rouge. Die Straße führte ziemlich steil nach oben, und sie pustete vor Anstrengung. Vielleicht bin ich doch noch nicht wieder so fit, wie ich annahm, dachte sie. Sie kannte die Straße, ja, das ganze Viertel, von früheren Besuchen, und wenn sie Zeit gehabt hätte, hätte sie den fantastischen Fischladen besucht. Aber das musste warten. Sie hatte einen Termin im Café Tabac des 2 Moulins.
Die Luft war frühlingsmild, und trotzdem es anstrengend war, die Straße hinaufzugehen, genoss sie es in vollen Zügen. Die vergangenen vier Wochen hatte sie dazu benutzt, um sich sowohl von den Ereignissen am Flughafen als auch dem Angriff im Krankenhaus zu erholen.

 Wie Rolf vorausgesagt hatte, hatte man ein Treffen in Hamburg einberufen, aber er selbst hatte nicht teilgenommen. Bei dem Treffen, das von einem schwedischen Diplomaten namens Axelsson geleitet wurde, hatte man offiziell bekanntgegeben, dass Rolf Duvenhart auf eigenem Wunsch die EATO verlassen hatte und dass die Zukunft der Organisation bei einem der nächsten EU-Gipfel diskutiert werden würde. Lisbeth hatte sich bereits mehr oder weniger dazu entschlossen, ihre Stellung zu kündigen, nach allem, was geschehen war. Sie hatte aber eigentlich erwartet, erst von Rolf zu hören. Die Bekanntgabe seines Abschieds war ausschlaggebend gewesen. Sie hatte umgehend den Wunsch geäußert, die Organisation zu verlassen, und zwar so bald wie möglich. Und einige Tage später hatte Rolf sie angerufen.
– Lisbeth, ich möchte dich gerne treffen, hatte er gesagt. Was sagst du zu einer Einladung nach Paris nächsten Monat? Und nun war sie auf dem Weg, um ihn hier am Montmartre zu treffen. Sie sah das Café, das durch den preisgekrönten Film „Die fabelhafte Welt der Amélie“, den man 2001 unter anderem hier gefilmt hatte, erst richtig bekannt geworden war. Sie freute sich darauf, Rolf wiederzusehen. 

Rolf saß in der hintersten Ecke am Fenster, direkt unter einem Poster zu besagtem Film. Er hatte dort bereits zwanzig Minuten gesessen und war bei seinem zweiten Espresso angelangt. Als er sie hereinkommen sah, war er freudiger bewegt, als er erwartet hatte. Er stand auf und winkte ihr zu. Sie antwortete mit einem strahlenden Lächeln.
– Wie gut es tut, dich wiederzusehen, Lisbeth, sagte er und nahm ihre beiden Hände in seine. Wie geht es dir?
– Mir geht es ganz gut, antwortete sie, ohne jeglichen Versuch, ihre Hände wegzuziehen. Ich habe gerade auf dem Weg hierher gemerkt, dass ich meine alte Form noch nicht wiedererlangt habe. Aber es wird schon noch kommen. Ich freue mich auch, dich wiederzusehen, Rolf. Er ließ ihre Hände los, und beide setzten sich einander gegenüber.
– Was möchtest du, eine Tasse Kaffee oder etwas zu essen? fragte er.
– So einen Kaffee, wie du, antwortete sie. Er bestellte einen Espresso für sie. Sie sprachen lange Zeit über alles Mögliche, aber schließlich wurden die Pausen länger und länger. Es lag in der Luft, dass Rolf zur Sache kommen musste.
– Du bist selbst auch ausgeschieden, kann ich verstehen, begann er. Sie nickte nur.
– Das kam ja nicht überraschend, sagte er. Du hast es ja bereits im Krankenhaus erwähnt. Sie sah ihn lange an, ohne zu antworten. Dann lehnte sie sich über den Tisch.
– Rolf, du musst mir also erzählen, was passiert ist, sagte sie mit Festigkeit in der Stimme. Warum hast du aufgehört? Du selbst hast nichts gesagt, und in Hamburg haben wir wirklich nichts zu wissen bekommen. In Rolfs Augen war ein Ausdruck, den sie noch nicht kannte. Er sah fast so aus, als ob er traurig war.
– Nein, das kann ich mir vorstellen, antwortete er. Wer hat mit euch gesprochen?
– Ein Schwede, antwortete sie, Axelsson hieß er wohl.
– Ah, Axelsson, wiederholte er, dann sind wir ja wieder da, wo alles begann.

Sie sah ihn fragend an.
– Ich werde es dir ein anderes Mal erzählen, es ist jetzt nicht so wichtig, fuhr er fort. Und du hast natürlich recht, ich habe niemandem etwas gesagt. Nach meinem Ausscheiden hat man mir jeden Kontakt zu euch untersagt.
– Hat man dich gefeuert? fragte sie. Axelsson hat gesagt, dass du auf eigenen Wunsch gegangen bist.
– Axelsson ist Diplomat, sagte Rolf, er sagt gerne die Wahrheit, aber nicht unbedingt die ganze Wahrheit. Aber nun ich werde dir erzählen, was passiert ist. Er nippte an seinem Kaffee.
– Wie ich im Krankenhaus zu dir sagte, hatte man mich zu einem Treffen in Brüssel einberufen. Das Treffen entwickelte sich zu einer reinen Farce und alle haben eine ganze Menge mehr gesagt, als sie eigentlich geplant hatten. Aber wenigstens kamen einige Wahrheiten auf den Tisch, und das ist in diesen terrorgeplagten Zeiten nicht besonders häufig. Es gab eine offizielle Beschwerde von amerikanischer Seite über meine Handhabung der Ereignisse in Kopenhagen. Man behauptete, ich hätte den US-Botschafter unnötig in Gefahr gebracht und die ganze Angelegenheit am Flughafen sehr schlecht abgewickelt. Man hat die EATO für Williams Tod verantwortlich gemacht. Lisbeth fühlte Wut in sich aufsteigen.
– Was sagst du da? rief sie aufgebracht. Wir waren es doch, die versucht haben zu verhindern… Er unterbrach sie mit einer Handbewegung.
– Ich fürchte, dass es darum gar nicht geht, fuhr er fort. Unabhängig davon, wie ein Ereignis dieser Art endet, muss es immer einen Verantwortlichen geben. Geht es gut, platziert man die Verantwortung so hoch wie möglich, geht es schief, ist die Tendenz umgekehrt. Die Verantwortung hätte leicht anderswo landen können, aber es spielen so viele politische Faktoren mit hinein. Von englischer Seite kam mir ein regelrechtes Gewitter entgegen. Sie sprachen direkt und unverhohlen ihr Misstrauen gegen mich aus. Er schüttelte den Kopf und fuhr fort:
– Das Rennen war einfach gelaufen. Nichts, was ich hätte tun oder sagen können hätte etwas geändert.
– Du hast das einfach so hingenommen? fragte Lisbeth stirnrunzelnd.
– Oh nein, antwortete er mit einem schiefen Lächeln. Ich habe den Mund nicht gehalten.  Lisbeth entdeckte zu ihrem eigenen Erstaunen, dass sie stinksauer war. Diplomatie gehörte anscheinend nicht zu ihren Stärken.
– Nun, was hast du gesagt? fragte sie.
– Etwas, das man nie sagen sollte, wenn man sich bei Politikern beliebt machen will, antwortete er. Ich habe die Wahrheit gesagt, zumindest so wie ich sie sehe. Lisbeth wollte etwas sagen, aber Rolfs Gesicht veränderte sich plötzlich und sein Blick verhärtete sich.

– Ich habe die Damen und Herren daran erinnert, sagte er, dass es noch nie so viele bereitwillige Terroristen gegeben hat, wie jetzt, nachdem der so genannte Krieg gegen den Terror eingeleitet wurde. Ich habe ihnen gesagt, dass der Kampf gegen den Terrorismus bereits viel mehr unschuldige Leben gekostet hat, als der Terrorismus selbst es jemals tun würde. Lisbeths Zorn legte sich ein wenig.
– Ich brachte auch die Bemerkung an, fuhr Rolf fort, dass die Ursache für all diese Terrorakte in den Demütigungen zu suchen ist, denen die islamischen Länder im Nahen Osten ständig ausgesetzt sind. Ich konnte mir auch nicht die Bemerkung verkneifen, dass der 11. September nicht gegen den Westen als Ganzes gerichtet war, sondern gegen die USA, und dass das vielleicht kein Zufall war. Dass der Rest der westlichen Welt seitdem auch eine Zielscheibe für Terroristen geworden ist, sollte niemanden überraschen. Wir haben schließlich den Krieg erklärt. Lisbeth sah ihn verblüfft an.
– Hast du das wirklich alles gesagt? fragte sie. Er nickte und antwortete:
– Das und vieles mehr, aber es ging mehr oder weniger alles in die gleiche Richtung. Kurz gesagt entwickelte sich das Gespräch zu reinem Gezänk, und ich selbst wurde des Schlimmsten beschuldigt. Das Treffen endete damit, dass ich meine Kündigung einreichte und mein Amt mit sofortiger Wirkung niederlegte. Lisbeth wollte etwas sagen, wurde aber wieder durch eine Handbewegung davon abgehalten.
– Ich würde das alles jetzt am liebsten hinter mir lassen, verstehst du, sagte er. Sie nickte zustimmend.
– Was willst du jetzt machen? Hast du Pläne für die Zukunft? fragte sie.
– Ja, die Zukunft, wiederholte er und nickte. Die ist viel interessanter, und sie war es eigentlich auch, über die ich mit dir sprechen wollte. Die Welt ist in der Regel sehr viel nuancierter, als man es sich vorstellt. Sein Gesicht wurde ernst.
– Unmittelbar nach der Sitzung in Brüssel, wurde ich von einem Mann angesprochen. Er behauptete, eine Gruppe von anonymen internationalen Geschäftsleuten zu vertreten. Aus unerklärlichen Gründen kannte er mehr oder weniger jede Einzelheit über meine Zeit bei EATO. Er wusste sogar von meiner fantastischen Rede auf der Sitzung in Brüssel. Diese Geschäftsleute, erklärte er mir, sind sehr besorgt über die Entwicklung in der Welt und sie wollen sich bemühen, die Situation wieder ins rechte Lot zu bringen.
– Ins rechte Lot bringen, wiederholte Lisbeth, was meinen sie damit?
– Nun, es ist schwer, das in einfache Worte zu fassen, sagte Rolf, aber so wie ich es verstehe, glauben sie, dass man den Terrorismus mit, wie sie es nennen, weniger aggressiven Methoden besser bekämpfen kann.
– Hat er dir keine Einzelheiten gegeben? fragte sie mit offensichtlichem Interesse.
– Nicht viele, antwortete er. Wenn ich mehr wissen will, muss ich mich zuerst mit einer engeren Zusammenarbeit mit ihnen einverstanden erklären.

– Hast du eine Idee, wer sie sein könnten? bohrt sie weiter.
– Nicht direkt, antwortete er, aber ich habe eine Vorstellung davon, in welche Richtung es gehen könnte. Es gibt eine Reihe einflussreicher und wohlhabender Geschäftsleute auf der ganzen Welt, die gerne einen Teil der ihnen zur Verfügung stehenden Mittel dazu verwenden wollen, um globale Ereignisse zu beeinflussen. Die meisten sind ganz sicher nur darauf aus, ihre eigenen Interessen zu fördern, aber einzelne haben eine breitere Spannbreite als nur Gier.
– Hast du die kleinste Vorstellung davon, wer das sein könnte? warf Lisbeth ein.
– Nicht wirklich, antwortete er. Aber ich denke, es kämen mehrere Organisationen infrage.
– Willst du mit ihnen zusammenarbeiten? fragte sie.
– Vielleicht, antwortete er. Sie sah ihn lange an. Er hatte einen verschmitzten Zug um den Mund.
– Was meinst du damit, vielleicht? fragte sie ihn aus.
– Es hängt davon ab, ob du mit dabei sein willst, antwortete er.
– Ob ich mit dabei sein will! wiederholte sie erstaunt.
– Ja, fuhr er fort, wenn ich eine Zusammenarbeit dieser Art eingehe, brauche ich Unterstützung, und ich muss ehrlich zugeben, dass ich mir keinen besseren Partner vorstellen kann als dich. Sie errötete leicht.
– Das klingt nicht uninteressant, begnügte sie sich zu sagen. Womit sollen wir konkret arbeiten?
– Nun, da du der Idee nicht vollständig ablehnend gegenüber stehst, will ich dir meine Gedanken dazu mitteilen, antwortete er.

Vier Espressi später verließen sie das Café wieder, Arm in Arm.

***** E N D E *****

ENGLISH

The Man from Tehran

Saturday, 11 February 2006

Rigshospitalet (hospital), 11:15 a.m.

– Well, if you are already strong enough to hear it, I’ll tell you everything, said Rolf. Where should I start?

– For example, the moment when Williams … what actually happened to him? Was he really shot at or was he attacked with a knife? she asked.

– He was shot, answered Rolf. Well, I’ll start there then. He looked in front of him as he chose his words.
– There were at least four terrorists involved, he began. The day before yesterday, the day before the attack, they kidnapped a woman and two small children from a house near the airport. The woman is married to a manager in the baggage department at the airport. They were held in a holiday home south of Copenhagen. The hijackers forced the employee concerned to apply a remote-control signal to one of the suitcases for flight SK779. He really had no choice but to do what they asked. In the meantime, a van has been moved into position at the east end of the airport. Inside the van was a fairly powerful missile that was supposed to shoot down Flight SK779 during takeoff. Tom and a young man from the Danish police reached the van at the very last minute, where they neutralized a colossus of a man who already had his finger on the trigger. And I really mean at the last moment. Ten seconds later the plane would have been hit. The giant was forced to fire the missile earlier than planned, and fortunately that foiled the attack. The giant tried to escape, but the policeman broke his neck with his motorcycle. He died here in the hospital last night.
His story is incredible in itself. He picked up the van in Marseille and drove all the way to Copenhagen with the rocket in the hold. On the way here, he still had time to break the neck of a German policeman. They found him near Lyon, which is also rather strange. But the German is not the only one he killed on the way. We found the badly burned body of a young man next to the launch pad in the back of the van. The Danish police are now trying to identify him. His face was completely shattered. So, we are assuming he was dead before the missile caused a fire in the hold.

Lisbeth sat up with a frown and was listening to Rolf without interrupting him.

– Then there are the events around you in the long corridor, he continued. Williams died of a violent epileptic fit on the way to the emergency room. A mysterious ring was found on his finger, a ring with a small point pointing towards the palm of his hand. The police are investigating the ring at the moment, but they suspect it contains some sort of poison. It was most likely William’s intention to use the ring in the washroom where he was shot. The assumption is that he injured himself with it during the transport to the emergency room.

– After you had asked for reinforcements twice, I sent Charly Team, he continued. Not fast enough, unfortunately, but it just couldn’t be any faster. One of the CIA agents caught your shadow and had him taken to the command center, where we unfortunately had to hand him over to Antonsen.

For the first time Lisbeth interrupted:
– Did Antonsen get anything out of him?

– No, absolutely nothing, he replied. We wanted to talk to him a little ourselves, but Antonsen wouldn’t have it. We had to follow the rules and hand him over to the Danish police. The man had a valid French passport and a boarding card for a flight to Amsterdam. He firmly insisted that he was in his right to be in the corridor because, after all, his plane was supposed to take off from there. He didn’t even deny seeing you. He was sure you were looking for someone. Anyway, he thought you looked very searching. It ended up with Antonsen letting him go again. You can imagine how sorry I am.

– Oh, no, Lisbeth burst out, I’m not at all pleased with that. I think I dreamed about him last night and I’m pretty sure he’s still dangerous.

– Don’t lose your courage, replied Rolf. I asked Jørgen to follow him. According to the latest reports, the man left the airport and took a room in a hotel in the city. If he violates any rules, we’ll arrest him again.

– What about the one who hit me? she asked.

Rolf shook his head.
– He has vanished from the face of the earth, he said. Our chances of finding him in the crowded and chaotic airport, where people were getting irritable and impatient, were extremely slim. But our theory is that he disappeared with the passengers of flight SK779 when they landed again. They were dropped off in close proximity to you within two or three minutes after we called the red alert for you.

– That would be absolutely bizarre then, she replied.

– I totally agree, he replied. But regardless of how it happened, he’s gone now. But one thing amazes me. How should I put it … well, when you laid unconscious on the floor in front of him, he put a gun to your head and … well, he didn’t shoot. But after we analyzed the footage from the camera, one of the technicians would swear that the man said, „Bang, you are dead“ and then he threw the gun away, your own gun by the way.

Lisbeth had an absent look in her eyes.
– Why do you think he let me live? she asked in surprise.

– I have no answer to that, Lisbeth, said Rolf, but I am extremely grateful to him that he did. And you see, he left the three hostages alive too. Unusual, extremely unusual.

– And the bottom line? she asked. Was it a success or a failure for us?

– Both, he replied. We succeeded in the sense that our research got us to the right place at the right time. We were also successful in the sense that it was us, and not the assassins, who ultimately got lucky, even though we were only a hair’s breadth away from a catastrophe. On the other hand, it was a failure because we only caught two of the bastards, one of whom died and the other we had to let go again. But most of all, it was a failure for me, because I let Williams give me the runaround.

– I understand what you mean, she said, but you didn’t have much choice, did you?

– No, maybe not, said Rolf, but in any case, it won’t happen again. I spoke to a CIA friend at the hotel last night. Williams played some games without the CIA and he knew for sure, whom we were following at the airport. Jørgen found a list of names in William’s hand while he was lying bleeding in the washroom. There were 22 names on the list and 20 of them were crossed out. Our IT manager Michael Anthony is in the process of checking the names. Let’s see what that brings to the light of day.

– In any case, this is the worst thing I’ve been through so far, said Lisbeth.

The door opened and the nurse, who had shown Rolf the way to Lisbeth’s room, came in with a bucket full of flowers.

– Sorry to disturb you, she said. Even our largest vase was insufficient for this bouquet. This is the best I can offer you.

– Oh my goodness, called Lisbeth with a radiant smile. Could you put it by the window? And thank you for your kindness.

– You are welcome, answered the nurse. A bouquet like this should impress everyone.

They waited for the nurse to leave the room. Then Rolf continued:
– I have to go now, Lisbeth, he said. I have a meeting in Brussels tomorrow morning.

– A meeting? she repeated. Good news or bad news?

He looked ahead for a while without answering.

– All in all, the incident at the airport was not exactly flattering for EATO, he finally said, and that will inevitably have consequences. Personally, I believe those who opposed me as the head of EATO are now rubbing their hands. In other words, I expect to be thrown to the wolves.

Lisbeth was sad but knew deep inside that Rolf was right. The whole counter-terrorism machinery was corrupted to the core. There were so great economic interests involved that Rolf could hardly expect fair treatment.

– If they kick you out, I’ll leave the organization immediately, she said.

– Maybe you should think twice about that, he said and took her hand. Whether I’m there or not, you can still make a difference. Now promise me to take it easy for a few days. I plan to call a regional meeting next week, provided I’m still in office at the time. We want to see each other on that occasion, don’t we?

– I’ll be fit again by then, she said. Thanks for coming.

Rolf smiled at her. Following an inspiration, he bent down and kissed her on the cheek. Lisbeth felt the warmth rise to her face. She squeezed his hand.

– I’ll see you, he said, and left her alone.

“Rigshospitalet” hospital, 1:05 p.m.

The elevator doors opened and Sadou stepped into the corridor for the second time that day. The doors closed immediately behind him and the elevator went back down. He stopped a little and listened. From his position in the lobby he had seen the man leave the hospital. There was, of course, the possibility that the woman wasn’t alone in the room, but that shouldn’t make much difference. Despite everything, this was a women’s department. How much resistance could a few sick women offer? He still had the box of chocolates in his hand and thought he would be able to blend easily with the other visitors. But there was nobody in the corridor. Was visiting hours over?

He was about to go to Lisbeth’s room when the elevator doors opened again behind him and a younger couple with two children emerged. He stood aside for them and avoided eye contact. The people obviously knew where to go and walked past him, noisy and talking to one another. He couldn’t understand what they were saying, but he didn’t really care. They went in the direction, where also he wanted to go, and he decided to follow them. He assumed that he would attract less attention together with someone than alone. He was a foreigner after all, box of chocolates or not.

On the way down the corridor they passed a nurse. He recognized her as the nurse who had taken care of the flowers the last time he was here. She gave them a friendly smile and walked with quick steps in the opposite direction. The young family passed the room where the woman was lying and Sadou stopped in front of the door and waited for them to go on.

Three rooms further down they disappeared through a door and the noise disappeared with them. He listened at the door for a moment. There was nothing to be heard. He reached into his pocket and felt the handle of the knife. It wasn’t easy to hide a 12-inch meat knife in the pocket of a winter jacket, but he had solved the problem by poking the blade through the lining of the pocket. The blade was therefore under the seam, and only the handle was in the pocket. His heart beat faster and a feeling of joy began to spread through his body. He took a few deep breaths and then opened the door.

He was in the room in three steps and closed the door behind him. He looked around. The room was empty. What now? Had she been discharged or moved, or … Someone moved the door handle behind him.

Lisbeth was done in the bathroom and washed her hands. She had a basin next to her bed, but there she drew the line. She wanted to use the toilet in the hallway because she was finally able to get up.

She hadn’t even used the basin at night. She didn’t get much exercise here in the hospital, so she took every opportunity to get on her feet. Outside in the corridor she heard voices, apparently a family with children. She waited for the voices to stop before turning off the lights and stepping into the corridor. She went back to her room. She had decided that she would discharge herself tonight or tomorrow at the latest. It seemed pointless to her to lie here and stare at the ceiling when she was much more comfortable at home. She came to her room, pressed the door handle, and opened the door.

Sadou quickly jumped aside and stepped into a small alcove with a sink behind a wardrobe on the right side of the door. From there he could see almost the whole room, but couldn’t be seen by those who came in unless they turned directly towards the wardrobe and sink. He recognized the woman immediately. She walked past him to the bed. Sadou’s heart was beating so hard now that he thought the woman should be able to hear it. She stood with her back to his hiding place and took off her hospital robe. She lifted one knee on the bed.

Sadou jumped out of hiding and attacked.

Lisbeth felt movement behind her and turned around. She couldn’t believe her eyes when she saw the man. She recognized him immediately. It was he who had followed her at the airport yesterday. Adrenaline was pumped into her blood with such force that it was debilitating. Her heart stood still in her chest and she felt that she couldn’t move a single muscle. The blood in her veins was frozen to ice.

Sadou felt like a tiger attacking. He instinctively sensed the fear in the woman and a feeling of pleasure roared through his whole body. With one quick movement, he reached for the knife and wanted to pull it out of his pocket. But instead of only the knife he pulled out the pocket lining with it; the knife was stuck in the fabric. With a confused look in his eyes, he stopped moving forward and tried again, but the knife was still stuck. He bowed his head down and tried desperately to get the knife free, but to no avail. This is completely crazy, he thought. A sudden rage rose in him and he tore at the knife with blind fury. The result of this uncontrolled movement was almost predictable. The knife came free of the lining, but it flew up sideways and cut a deep wound in Sadou’s cheek. A startled roar escaped his mouth and he was on the verge of throwing the knife away in pain and frustration, but he managed to hold on to it. With a wild expression on his now bloody face, he threw himself at Lisbeth. The knife pointed directly at her chest, where in the next moment it would slide between her ribs and cut her heart in half.

Lisbeth had watched paralyzed while the man tried desperately to pull something out of his pocket. With one wild movement, the man tore something out of his pocket that seemed to be stuck in the lining of his jacket and suddenly began to bleed profusely from a large cut on his face that ran from his chin to his hairline. The blood flowed like water.

With a grotesque expression, he threw himself forward with a large and terrifying knife pointed straight at her. But now her moments of shock was over, the paralysis was gone, and she reacted reflexively. With an unbelievable agility – considering her condition – she threw herself back onto the bed so that she was lying flat on her back. At the same time she pulled her legs up and kicked as hard as she could. Both feet rammed the stomach of the man with the knife, and he flew back towards the wardrobe, and slammed hard against it. The thin door shattered as if it were made of cardboard. The blood from the cut on his face literally spattered the floor and the wall next to him. The sight was macabre to say the least.

Surprisingly, the man got to his feet again and rushed towards her once agian. This time he held the knife high above his head, ready to thrust towards her while she lay helpless on the bed.

Every muscle in Lisbeth’s body was strained to the limit. When he was almost over her, she rolled backwards out of bed and the man hacked the blade through the bedspread and into the mattress, making it disappear up to the handle. She landed on her feet on the other side of the bed and again witnessed the man trying to get his knife free. She instinctively felt to the right. Her hand closed on the handle of the metal basin that stood by her bed. Without noticing exactly what she was holding, she hit the basin with full force on the man’s head. It hit him in the temple just as he was removing the knife from the mattress. The sound of the basin hitting his head was like a rubber mallet hitting a garbage can.

The knife flew to the ground and the man staggered backwards. The bed was completely smeared with blood. Lisbeth didn’t want to take any chances. She jumped around the bed and pounded the basin on the man’s head again. The strange sound came again, and the man was now clearly struck, but was still on his feet. Lisbeth gave him a third blow, and this time she put so much strength into it that her arm hurt.

The rubber mallet rang for the third time, and this time the man slumped in a pool of blood in front of her.

Lisbeth was trembling all over as she backed against the wall, away from him. At that moment the door opened with a jerk and a nurse rushed into the room.

– What on earth is …  she began and broke off when she saw the heavily bleeding, unconscious man lying on the floor.

Lisbeth let herself glide down the wall onto the floor. It was enough now. It was absolutely enough now.

– Take him away, she gasped, please take him away.

Tuesday, 8 March 2006

Paris, 12.30 p.m.

The doors clattered shut behind Lisbeth. She stayed on the platform until the train left the metro station. People hurried toward the signs that said “sortie,” and a moment later she was more or less alone. A big blue sign informed her that she was at the Blanche metro station. Next to the sign were various posters advertising the numerous cafés, restaurants and bars in the area. Lisbeth let her gaze wander over the many tempting offers. She noticed an advertisement for the cafe she was going to. A train rattled into the station on the opposite side, and she headed for the exit. Shortly afterwards she was standing on Place Blanche at the foot of the high-lying district of Montmartre.

Place Blanche is located on the wide Boulevard de Clichy and forms a kind of meeting point for another five streets that run in a star shape towards the large square. Diagonally to the right she saw the Moulin Rouge with the characteristic red painted mill in the background. A mill is good, she thought, amused, but it is one mill too little. I need two. She went to rue Lepic, next to the Moulin Rouge. The road went up rather steeply and she was puffing with the effort. Maybe I’m not as fit as I thought I was after all, she thought. She knew the street, yes, the whole neighborhood, from previous visits, and if she had time, she would have visited the fantastic fish shop. But that had to wait. She had an appointment at Café Tabac des 2 Moulins.

The air was mild this spring, and although it was exhausting to walk up the street, she fully enjoyed it. She had used the past four weeks to recover from both the events at the airport and the attack at the hospital.

As Rolf had predicted, a meeting had been called in Hamburg, but he himself had not attended. At the meeting, which was chaired by a Swedish diplomat named Axelsson, it was officially announced that Rolf Duvenhart had left EATO at his own request and that the future of the organization would be discussed at one of the next EU summits. Lisbeth had already more or less decided to quit her job after everything that had happened. But she had actually expected to hear from Rolf first. The announcement of his departure had been decisive. She had immediately expressed a wish to leave the organization, and as soon as possible. And a few days later Rolf had called her.

– Lisbeth, I would like to meet you, he said. What do you think of an invitation to Paris next month?

And now she was on her way to meet him here at Montmartre. She saw the café, which was made famous by the award-winning film „The fabulous destiny of Amélie Poulin“, which was filmed here in 2001, among other places. She was looking forward to seeing Rolf again.

Rolf was sitting in the far corner by the window, directly under a poster for the said film. He had been there for twenty minutes and had reached his second espresso. When he saw her come in, he was more moved than he had expected. He got up and waved to her. She replied with a brilliant smile.

– How good it is to see you again, Lisbeth, he said and took both of her hands in his. How are you?

– I’m fine, she replied, making no attempt to pull her hands away. I just noticed on the way here that I have not yet regained my old shape. But it will come soon. I’m also happy to see you again, Rolf.

He let go of her hands and they both sat opposite each other.

– What would you like, a cup of coffee or something to eat? he asked.

– Coffee like your’s, she replied.

He ordered an espresso for her. They talked about all sorts of things for a long time, but eventually the pauses got longer and longer. It was in the air that Rolf had to get down to business.

– You left yourself too, I can understand, he began.

She just nodded.

– That didn’t come as a surprise, he said. You already mentioned it at the hospital.

She looked at him for a long time without answering. Then she leaned across the table.

– Rolf, you have to tell me what happened, she said with a firm voice. Why did you stop? You didn’t say anything yourself, and we really didn’t get to know anything in Hamburg.

There was an expression in Rolf’s eyes that she hadn’t seen before. He almost looked like he was sad.

– No, I can imagine that, he replied. Who spoke to you?

– A Swede, she replied, his name is Axelsson or something similar.

– Ah, Axelsson, he repeated, then we are be back where it all began.

She looked at him questioningly.

– I’ll tell you about it another time, it’s not that important now, he went on. And of course, you’re right, I haven’t said anything to anyone. After I left, I was forbidden to have any contact with any of you.

– Did you get fired? she asked. Axelsson said you left at your own request.

– Axelsson is a diplomat, said Rolf, he likes to tell the truth, but not necessarily the whole truth. But let me tell you what happened.
He sipped his coffee.
– As I said to you in the hospital, I had been called to a meeting in Brussels. The meeting turned into a pure farce and everyone said a lot more than they had planned. But at least some truths came on the table, and that is not particularly common in these terrorist times. There was an official complaint from the American side about my handling of the events in Copenhagen. It was said that I put the US ambassador in unnecessary danger and that I handled the whole business very poorly at the airport. EATO has been blamed for William’s death.

Lisbeth felt anger rise within her.
– What are you saying? she exclaimed angrily. It was us, who tried to prevent …

He interrupted her with a wave of his hand.
– I’m afraid that’s not the point, he continued. Regardless of how an event of this type ends, there must always be someone responsible. If things go well, responsibility is placed as high as possible, if things go wrong, the tendency is the other way around. The responsibility could easily have ended up elsewhere, but there are so many political factors at play. A real thunderstorm came towards me from the English side. They directly and openly expressed their distrust of me.
He shook his head and continued:
– The game was over. Nothing I could have done or said would have changed anything.

– And you just condoned that? Lisbeth asked with a frown.

– Oh no, he replied with a wry smile. I didn’t shut up.

Lisbeth discovered to her own astonishment that she was really pissed off. Diplomacy apparently wasn’t one of her strengths.

– Well what did you say? she asked.

– Something you should never say if you want to be popular with politicians, he replied. I told the truth, at least the way I see it.

Lisbeth wanted to say something, but Rolf’s face suddenly changed, and his gaze hardened.

– I reminded the ladies and gentlemen, he said, that there has never been so many willing terrorists as now, after the so-called war on terror was launched. I told them that the fight against terrorism has already cost many more innocent lives than terrorism itself ever would.

Lisbeth’s anger subsided a little.

– I also made the remark, Rolf continued, that the cause of all these acts of terrorism is to be found in the humiliations to which the Islamic countries in the Middle East are constantly exposed. I couldn’t help but say that September 11th was not directed against the West as a whole, but against the United States, and that this may not have been a coincidence. That the rest of the western world has since become a target for terrorists shouldn’t come as a surprise. We did actually declare war.

Lisbeth looked at him amazed.

– Did you really say all that? she asked.

He nodded and replied:
– That and much more, but everything went more or less in the same direction. In short, the conversation turned into bickering and I was accused of the worst. The meeting ended with my resignation from office with immediate effect.

Lisbeth wanted to say something but was stopped again by a gesture.

– I would really like to leave it all behind now, you know, he said.

She nodded in agreement.

– What do you want to do now? Do you have plans for the future? she asked.

– Ah, yes, the future, he repeated and nodded. That’s a lot more interesting, and that’s actually what I wanted to talk to you about. The world is usually much more nuanced than one can imagine. His face grew serious.

– Immediately after the meeting in Brussels, I was approached by a man. He claimed to represent a group of anonymous international business people. For some inexplicable reason, he knew more or less every detail about my time at EATO. He even knew about my fantastic speech at the meeting in Brussels. These business people, he explained to me, are very concerned about the world’s developments and they want to try to put things right again.

– Put things right, Lisbeth repeated, what do they mean by that?

– Well, it’s hard to put that into simple words, said Rolf, but as I understand it, they believe that terrorism can be better combated with what they call less aggressive methods.

– Didn’t he give you any details? she asked with obvious interest.

– Not many, he replied. If I want to know more, I first have to agree to work more closely with them.

– Do you have any idea who they might be? she insisted.

– Not exactly, he replied, but I have an idea of the direction in which it could go. There are a number of influential and wealthy business people around the world who would like to use some of the resources at their disposal to influence global events. Most are certainly only out to further their own interests, but some have a broader range of interests than just greed.

– Do you have any idea who this could be? interjected Lisbeth.

– Not really, he replied. But I think several organizations could be participating.

– Do you want to work with them? she asked.

– Maybe, he replied.

She looked at him for a long time. There was a sly expression about his mouth.

– What do you mean by that, maybe? she stuck to her guns.

– It depends on whether you want to be part of it or not, he replied.

– Whether I want to be part of it or not! she repeated in astonishment.

– Yes, he went on, if I enter into a collaboration of this kind, I need support, and I honestly have to admit that I can’t think of a better partner than you.

She blushed slightly.

– It doesn’t sound uninteresting, she contented herself to say. What should we work with specifically?

– Now, as you are not completely negative about the idea, I would like to share my thoughts on it with you, he replied.

Four espressi later they left the café, arm in arm.

*** THE END ***

Der Mann aus Teheran … The Man from Tehran

CoverDeutsch

Der Mann aus Teheran

Freitag,  10. Februar 2006

Flughafen Kopenhagen, 17.15 Uhr

Akhmahel atmete erleichtert auf. Anscheinend hatte niemand den Vorfall am Flugsteig bemerkt und er trat unbemerkt wieder in den Gang. Er begann den langen Weg zu Fuß zurück zur Halle. Er wollte so weit wie möglich weg sein, wenn die bewusstlose Frau gefunden wurde. Er konnte Sadou nicht mehr entdecken, wollte ihn aber nicht suchen gehen. Die Aktion war vorbei. Von jetzt ab musste jeder für sich selbst sorgen. Ein paar Meter weiter strömten eine Menge Leute in den Gang. Dort musste gerade ein Flugzeug gelandet sein und alle Passagiere waren auf dem Weg nach draußen. Merkwürdig, dachte er, ich hätte erwartet, dass man im Moment alle ankommenden Flüge zu anderen Flughäfen umleiten würde. Aber vielleicht meinte das Schicksal es gut mit ihm. Er beeilte sich und mischte sich unter die anderen Reisenden. Jetzt war er nur einer von vielen Passagieren auf ihrem Weg zur Ankunftshalle.
– Das war das Schlimmste, was ich jemals mitgemacht habe, sagte ein Mann, der vor Akhmahel ging, zu seinem Nachbarn. Ich habe vor Angst fast in die Hosen gepisst. Glaubst du, dass wir was zu wissen bekommen? Akhmahel verstand auf einmal, wer diese Leute waren. Er blickte zu den anderen Passagieren. Dort, nur zehn Schritte vor ihm, ging der amerikanische Botschafter aus Stockholm mit seinen Sicherheitsbeamten und sprach mit dem dänischen Außenminister. Er sah sich um und bemerkte eine Gruppe Afro-Amerikaner, die fast alle einen Kopf über die anderen Passagiere hinausragten.
– Empörend, sowas, sagte eine Stimme zu Akhmahel auf Englisch. Solche Dinge sollten hier in Skandinavien nicht passieren oder?
– Nein, ich bin wirklich entrüstet, antwortete Akhmahel und schüttelte missbilligend den Kopf. Dann richteten sich die Blicke aller auf ein Team Kommandosoldaten in dunkelgrauen Uniformen mit automatischen Gewehren in den Händen. Die Soldaten liefen an ihnen vorbei in die entgegengesetzte Richtung. Akhmahel konnte sich vorstellen, wohin sie auf dem Weg waren.
– Was zum Teufel ist denn nun wieder los? fragte derselbe Mann Akhmahel.
– Ja, das sieht ernst aus, sagte Akhmahel und ging etwas langsamer, um Abstand von seinem redseligen Nebenmann zu bekommen. Einen Moment später kam ihnen ein großer Trupp Polizisten in Kampfausrüstung entgegen. Der Anführer des Trupps ging zum dänischen Außenminister und wechselte einige Worte mit ihm. Unmittelbar danach gab er den anderen Polizisten Befehle, die Akhmahel nicht verstand, die aber dazu führten, dass die Polizei einen schützenden Ring um die Passagiere von Flug SK779 bildeten. Sie gingen alle zusammen in Richtung Ausgang. Genial, dachte Akhmahel, gerade eben noch hat man mich als Terrorist verfolgt und jetzt stehe ich unter Polizeischutz. Er lächelte, als er sich daran erinnerte, dass der BMW immer noch in der Tiefgarage stand. Gut, dass er den Schlüssel und den Parkschein nicht weggeworfen hatte. Sie hatten fast das Ende des Gangs erreicht, als zwei Männer mit einer fahrbaren Krankentrage zwischen sich an der Gruppe vorbeiliefen. Ob sie wohl überlebt? dachte er. Er hatte ihr nicht das Genick gebrochen, da war er sich sicher. Frauen waren heutzutage schließlich stärker als man allgemein annahm. Aber er war ziemlich sicher, dass er für eine schwere Gehirnerschütterung gesorgt hatte. Sie hatten inzwischen die Halle erreicht. Ein großer schwarzer Mann in Camouflage-Anzug stampfte an ihnen vorbei. Akhmahel folgte dem Mann mit den Augen. Ohne Zweifel war er auf dem Weg zu derselben Stelle wie die Kampfsoldaten und die Männer mit der Bahre. Er war froh, dass es nicht der schwarze Mann gewesen war, den er vor dem Waschraum getroffen hatte, denn dann wäre vielleicht alles ganz anders ausgegangen.

Rolf ging unruhig in der mobilen Kommandozentrale hin und her. Schließlich kam eine Durchsage über den Lautsprecher: Zebra-Basis, Charly-09 hier, bitte kommen, sagte die Stimme des Anführers mit Knistern im Hintergrund.
– Bitte kommen, Charly-09, sagte Rolf. Sagen Sie mir bloß, dass sie am Leben ist.
– Ja, Sir, sagte Charly-09, ist sie. Sie wird sich berappeln. Sie kommt gerade langsam wieder zu Bewusstsein, spricht ein wenig konfus. Aber wo bleibt die Trage ab?
– Sie wird gleich bei Ihnen sein, sagte Rolf. Sorgen Sie dafür, dass jemand bei ihr bleibt. Und schicken sie Leute aus, um den Kerl zu finden, der sie niedergeschlagen hat.
– Würde ich ja gerne, aber wie sieht er aus? fragte Charly-09.
– Ach, zum Teufel! rief Rolf. Eine gute Frage. Die einzige Person, die ihn identifizieren könnte, liegt vor Ihnen auf dem Boden. Aber etwas kann ich Ihnen geben. Ich meine, er ist ein großer Mann, ungefähr einen Meter und achtzig. Er hat dunkle kurze Haare und einen buschigen Schnurrbart. Er trägt eine helle Windjacke. Mehr habe ich leider nicht.
– Verstanden, Sir, sagte Charly-09, aber mit dieser Beschreibung können wir etwa jeden zehnten Reisenden anhalten. Ich verspreche Ihnen, dass wir tun was wir können, Ende.

Die Passagiergruppe von Flug SK779 begann sich aufzulösen. Der Botschafter, der Minister und die Sportler wurden von CIA-Agenten und der dänischen Polizei weggeführt. Unter den übrigen Passagieren machte sich eine allgemeine Verwirrung breit. Was sollten sie jetzt tun? Würde es bald einen neuen Abgang nach Budapest geben? Einige verlangten sogar nach psychologischer Krisenberatung. Die Leute stellten Fragen an die wenigen verbliebenen Polizisten, die selbst auch immer verwirrter und ungeduldiger wurden, weil sie nicht in der Lage waren, die Fragen zu beantworten. Akhmahel benutzte die Verwirrung und ging die Treppe hinunter zur Gepäckausgabe. Von dort ging er zielgerichtet weiter, ohne ein einziges Mal zur Seite zu blicken. Am Ausgang hing eine rotes und ein grünes Schild. Das grüne Schild gab bekannt, dass Reisende aus anderen EU-Ländern diesen Weg nehmen sollten. Akhmahel wählte den grünen Weg zum Ausgang. Ungefähr ein Dutzend Menschen gingen durch den grünen Ausgang, aber es schien sich niemand für sie zu interessieren. Akhmahel fühlte, wie sich Erleichterung in seinem Körper ausbreitete.

– Dürfte ich sehen, was Sie in Ihrem Handgepäck haben? sagte plötzlich eine Stimme zu ihm in englischer Sprache, als er halbwegs hindurch war und bereits die Ankunftshalle sehen konnte. Der Mann, der ihn angesprochen hatte, war Zollbeamter und war wie aus dem Nichts aufgetaucht. Akhmahel war einen Augenblick lang verwirrt.
– Ja, natürlich, antwortete er dann. Er stellte den Aktenkoffer auf den Tisch vor den Zollbeamten und öffnete ihn. Es wurde ihm plötzlich ganz heiß. Er hatte völlig vergessen, was sich in seinem Koffer befand. Jetzt lagen die Pläne für den Angriff auf den Flughafen und die zwei Briefe von Osama bin Laden offen vor dem Zollbeamten. Akhmahel ärgerte sich darüber, dass er die Pistole nicht behalten hatte, aber daran konnte er jetzt nichts mehr ändern. Er konnte nur noch die Daumen drücken. Der Zollbeamte nahm die Papiere in die Hand, um zu sehen, was sich darunter befand. Da war offensichtlich nichts, und er legte die Papiere wieder in den Koffer. Der Zollbeamte wollte den Koffer gerade wieder schließen, als sein Blick auf die Zeichnung des Flughafens fiel. Er kniff die Augen zusammen, nahm die Zeichnung in die Hand und betrachtete sie eingehend. Sämtliche handschriftlichen Anmerkungen und Namen waren auf Arabisch, was der Zollbeamte offensichtlich nicht verstand. Er war auch nicht sicher, was die Zeichnung eigentlich darstellte, sein sechster Sinn hatte ihn gewarnt.

Mehr Passagiere waren in den Ausgang gekommen, wollten hindurch und begannen zu drängeln. Da verlor der Zollbeamte das Interesse an der Zeichnung. Er legte sie in den Koffer zurück.
– Mit welchem Flugzeug sind Sie angereist? fragte er, als er den Koffer schloss.
– Ich wollte eigentlich abreisen, antwortete Akhmahel erleichtert. Ich wollte mit KLM nach Amsterdam fliegen, aber niemand kann mir etwas darüber sagen, wann der Flugverkehr wieder aufgenommen wird. Ich werde daher meine Abreise auf morgen verschieben. Der Zöllner nickte abwesend, denn seine Aufmerksamkeit war bereits auf die anderen Reisenden gerichtet. Dann schaute er Akhmahel wieder an.
– Ja, heute war ein ziemlich ungewöhnlicher Tag für den Kopenhagener Flughafen, sagte er. Morgen werden Sie wahrscheinlich mehr Glück mit Ihrer Abreise haben. Der Zollbeamte wandte sich weg. Akhmahel nahm seinen Aktenkoffer und ging erleichtert in die Ankunftshalle. Jetzt musste er nur noch für das Parkhaus bezahlen und dann das Auto holen. Fünfzehn Minuten später fuhr ein dunkelblauer BMW 325i, mit deutschem Kennzeichen aus der Tiefgarage von Terminal 3. Einen Moment später war er in dem dichten Nachmittagsverkehr verschwunden.

Man hatte Sadou in die mobile Kommandozentrale vor dem großen Hangar gebracht. Dort herrschte Geschäftigkeit wie in einem Bienenstock.

CIA-Agent Pete Holmes hielt Sadou eisern fest, wusste aber nicht, was er mit ihm anstellen sollte. Rolf kam auf sie zu.
– Was machen wir mit ihm hier? fragte Holmes.
– Ach, da ist er. Gute Arbeit, sagte Rolf. Nun müssen wir herausfinden, ob er etwas weiß. Setzen Sie ihn dort hin, bis Tom Pettersson zurückkommt. Er deutete auf einen Stuhl am anderen Ende des Wagens. Und halten Sie ein Auge auf ihn. Sadou war zunehmend darüber irritiert, wie ein lebloses Objekt behandelt zu werden und beschloss, sich bemerkbar zu machen.
– Hören Sie, was soll das hier bedeuten? fragte er ärgerlich. Welches Recht haben Sie, mich hier gegen meinen Willen zurückzuhalten? Wofür bin ich angeklagt? Pete schob ihn unsanft in Richtung des Stuhls.
– Du hältst den Mund und tust, was man dir sagt, verstanden? knurrte er Sadou an. In diesem Moment trat Antonsen in die Tür. Er sah sich um und sein Auge fiel auf Pete, der Sadou noch fest im Griff hatte. Er runzelte die Augenbrauen und fragte:
– Was macht ihr denn hier, wer ist der Gefangene? Rolf ging auf ihn zu.
– Wir haben ihn oben im zollfreien Bereich gefangen, antwortete er. Er hat Lisbeth beschattet.
– Ich protestiere! schrie Sadou fast. Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden. Ich bin französischer Staatsbürger und habe ein Ticket für einen KLM-Flug nach Amsterdam. Ich muss darauf bestehen, dass Sie mich sofort freilassen oder Sie informieren mich darüber, was man mir vorwirft. Gegebenenfalls wünsche ich mit einem Anwalt zu sprechen.
– Was liegt konkret gegen ihn vor? Fragte Antonsen.
– Wir glauben, dass er direkt an diesem Schlamassel beteiligt ist, sagte Rolf. Wir wollen ihn gleich näher befragen.
– Aber er behauptet doch, dass er französischer Staatsbürger ist, argumentierte Antonsen. Wenn nichts Konkretes gegen ihn vorliegt, dann müsst ihr die Polizei mit ihm reden lassen. Dann werden wir untersuchen, ob er der ist, für den er sich ausgibt. Wenn ja, dann müssen wir ihn gehen lassen. Es tut mir leid, meine Herren, aber wir spielen nach den Regeln hier in diesem Land. Im gleichen Moment kam Tom herein.
– Lisbeth geht es den Umständen nach gut, sagte er. Sie ist jetzt auf dem Weg zum … Er nahm einen Zettel aus der Tasche und las:
– Rigshospital, heißt das Krankenhaus. Der große Kerl vom Raketenangriff ist auch auf dem Weg dorthin, aber es ist zweifelhaft, ob er überleben wird. Auf dem Weg zurück hierher habe ich Jørgen in der Abflughalle getroffen. Williams hat anscheinend nicht überlebt. Jørgen fand das hier in seiner Hand.

Er nahm ein angegilbtes Stück Papier aus der Tasche und reichte es Rolf.
– Es scheint eine Liste mit Namen zu sein, fuhr er fort. Hast du eine Ahnung, worum es sich handelt? Rolf sah die Liste eingehend an und schüttelte dann den Kopf.
– Nein, unmittelbar sagt mir das nichts, antwortete er schließlich. Ich sehe es mir später an. Antonsen räusperte sich.
– Ich nehme den Gefangenen mit rüber zu unserem Auto, sagte er, nahm Sadou am Arm und zog ihn mit sich. Tom sah Rolf an als sich die Tür hinter Antonsen und Sadou geschlossen hatte.
– Worum ging das denn? fragte er.
– Der Mann hat Lisbeth beschattet. Da ist nur das kleine Problem, dass wir nichts Konkretes gegen ihn haben. Antonsen hat darauf bestanden, mit ihm zu sprechen.
– Ich verstehe, sagte Tom. Wir bekommen mit anderen Worten nicht die Gelegenheit zu einem kleinen Privatgespräch.
– Nein, sieht nicht so aus, sagte Rolf. Aber ich werde Jørgen bitten, ihm zu folgen, wenn die Polizei mit ihm fertig ist, nur als Vorsichtsmaßnahme. Jetzt müssen wir zusehen, wie wir die Angelegenheit hier abschließen. Durchsucht den Flughafen in den nächsten zwei Stunden nach dem Mann, der auf Lisbeth geschossen hat. Oder besser gesagt, der nicht auf Lisbeth geschossen hat. Wenn wir ihn in der Zeit nicht finden, dann müssen wir aufgeben. Der Flughafen muss unbedingt wieder geöffnet werden. Der Fall ist jetzt in den Händen der Polizei. Sie müssen gegen den Mann ermitteln, wie sie es für richtig halten.
– Die Suche auf dem Flughafen ist in vollem Gange, sagte Tom. Aber ich bezweifle, dass es etwas nützen wird. Ich gebe ihnen noch zwei Stunden, wie du sagst, dann rufe ich die Jungs zurück. Wir sehen uns später. Tom verließ die Kommandozentrale und Rolf funkte Jørgen an.

Karlslunde, 18.55 Uhr

Ein dunkelblauer BMW 325i verließ die große Shell-Tankstelle auf der Autobahn südlich von Kopenhagen. Jetzt war genug Benzin im Auto, dachte Akhmahel. Er konnte weit nach Deutschland hinein fahren, bevor er wieder tanken musste. Er beschloss, einen anderen Weg aus Dänemark heraus zu nehmen, als er gekommen war. Er wurde mit Sicherheit polizeilich gesucht, und obwohl man keine Beschreibung von ihm hatte, wollte er kein Risiko eingehen. Es konnte sich vielleicht doch jemand an ihn erinnern. Auf einer Straßenkarte über Dänemark, die er im Auto liegen hatte, konnte er sehen, dass es anscheinend eine Brücke gab, die von der Insel, auf der er sich befand auf und über eine kleinere Insel weiter westlich führte. Vermutlich brauchte er das Auto überhaupt nicht zu verlassen, wenn er die Route fuhr. Er konnte in weniger als drei Stunden in Deutschland sein. Es war an der Zeit, einen Ort zu finden, wo er seine Wunden lecken konnte. Die Schlacht war unleugbar verloren, aber der Krieg würde lange dauern … und konnte immer noch gewonnen werden.

 

* * *

Epilog

Sonnabend, 11. Februar 2006

Marriott Hotel, Kopenhagen, 09.55 Uhr

Sadou lag auf dem Bett in seinem Zimmer im Marriott Hotel. Das Gespräch mit den Polizisten war relativ reibungslos verlaufen. Er hatte seinen Pass und seine Bordkarte gezeigt und hatte auf die Fragen des Polizisten geantwortet. Diese Situation hatten sie im Sommerhaus geübt. Nach dem Gespräch hatten sie ihn zum Flughafen zurückgebracht und sich sogar für die Unannehmlichkeiten bei ihm entschuldigt. Er hatte den Flughafen ohne weitere Schwierigkeiten verlassen und sich ein Taxi genommen. Er hatte den Fahrer gebeten, ihm ein gutes Hotel zu empfehlen, und nun befand er sich hier in einen modernen Hotel mit Blick auf den Hafen. Er war im Grunde stolz auf sich. Er hatte wirklich gute Arbeit geleistet. Zugegeben, der Angriff war gescheitert, aber das konnte man nicht ihm anlasten. Wahil hatte die Rakete zu früh abgefeuert, deshalb war der Angriff gescheitert. Aber es gab einen sehr guten Grund dafür, dass Wahil so gehandelt hatte, und Sadou wusste warum. Es war wirklich sehr lehrreich gewesen, in dem Kommando-Fahrzeug zu sitzen, das die Schweine am Flughafen stehen hatten. Sadou wusste jetzt eine ganze Menge, und dieses Wissen musste genutzt werden. Der Mann, auf den er im Waschraum geschossen hatte, hieß offenbar Williams und gehörte zur CIA. Man vermutete, dass er während des Transports in die Notaufnahme gestorben war. Akhmahel hatte anscheinend die Frau erwischt, die ihm gefolgt war, aber er hatte sie nicht getötet, als er die Gelegenheit hatte. Sadou konnte das nicht verstehen. Sie war ein Feind. Sie waren, zum Teufel, im Krieg! Da hatte sich ganz klar eine Charakterschwäche bei Akhmahel gezeigt, dachte Sadou. Töten oder getötet werden, das war die einzige Regel, die im Krieg galt. Man hatte sie in ein Krankenhaus mit Namen „Rigshospitalet“ gebracht. Er hatte sich den Namen genau gemerkt. Er beschloss, Akhmahels Arbeit zu Ende zu bringen. Die Frau musste sterben. Er hatte lange an die Decke gestarrt und sich gefragt, wie er vorgehen sollte. Dann begann ein Plan langsam in seinem Kopf Gestalt anzunehmen, und kurz darauf wusste er genau, wie er es machen würde. Er hatte keine Zeit, sich eine Pistole zu beschaffen, aber er würde ein großes Messer kaufen und eine Schachtel Pralinen.

Jørgen saß auf einem Sofa im Foyer des Marriott Hotels und gab vor, die Zeitung von gestern zu lesen. Rolf hatte ihn gebeten, einen der beiden Männer zu beschatten, die höchstwahrscheinlich bei dem Angriff im Waschraum beteiligt gewesen waren. Der Mann hatte sich am frühen Abend ein Zimmer in dem Hotel genommen, und Jørgen hatte das Gleiche getan. Er war um sechs Uhr aufgestanden und hatte sich mit seiner Zeitung ins Foyer gesetzt. Jetzt musste er nur warten. Er konnte natürlich nicht sicher sein, dass der Mann noch im Hotel war. Er konnte es während der Nacht verlassen haben, aber Jørgen bezweifelte das. Von dort, wo er saß, konnte er alle sehen, die kamen und gingen, und er hoffte, dass der Mann ihn gestern nicht bemerkt hatte. Der Portier sah einige Male neugierig zu ihm hinüber, sagte aber nichts. Jørgen beschloss, bis mittags zu warten. Dann würde er aufgeben und das Hotel verlassen.

Sadou machte sich bereit rauszugehen. Er lächelte sich selbst im Spiegel zu, zog seine Jacke an und verließ das Hotelzimmer. Er ging zum Fahrstuhl, der nicht weit von seinem Zimmer entfernt war. Die Türen des Aufzugs öffneten sich, gerade als er ankam, und ein lebhaft auf Französisch miteinander diskutierendes Ehepaar mittleren Alters kam heraus. Touristen, dachte Sadou mit Verachtung, als er in den Aufzug stieg und auf den Knopf für das Erdgeschoss drückte. Ein paar Sekunden später öffneten sich die Türen wieder, und er trat ins Foyer. Er wollte gerade in Richtung Ausgang gehen, als er einen Mann sah, der auf einem Sofa saß und Zeitung las. Sadou erkannte ihn sofort. Der Mann hatte zwar eines jener Gesichter, die unmöglich zu beschreiben und sehr leicht zu übersehen waren, aber Sadou wusste genau, dass es sich um denselben Mann handelte, der in den Waschraum geeilt war, nachdem er auf den CIA-Mann geschossen hatte. Das war ohne jeden Zweifel der Mann, der mit der Frau gesprochen hatte, die Akhmahel gefolgt war. Was jetzt?

Der Mann wendete Sadou die Seite zu und hatte ihn anscheinend nicht bemerkt. Sadou drehte sich schnell auf dem Absatz um und ging in die entgegengesetzte Richtung. Nach einigem Suchen fand er einen Hinterausgang und verließ das Hotel. Jetzt musste er nur seine Einkäufe erledigen und dann konnte ein Taxi ihn ins Krankenhaus fahren. Er ging zum Hauptbahnhof und weiter nach rechts in Richtung Rathausplatz. Er ging die protzige Fußgängerzone hinunter und fand einen Laden, der Küchenutensilien verkaufte. Nach einigem Suchen fand er ein 30 Zentimeter langes Fleischmesser. Er bezahlte es und verließ den Laden. In der Nähe fand er einen Süßwarenladen, wo er eine große Schachtel Pralinen kaufte, die er sich als Geschenk einpacken ließ. Dann ging er zurück zum Rathausplatz und nahm ein Taxi. Er gab dem Fahrer die Adresse.

Krankenhaus „Rigshospitalet“, 11.15 Uhr

Zwei Taxis kamen fast gleichzeitig am Haupteingang des Rigshospitals in Kopenhagen an. Aus dem ersten Taxi stieg Rolf Duvenhart mit einem riesigen Blumenstrauß im Arm. Die Blumen waren in exklusives grünes Papier eingepackt. Rolf sah auf das riesige Gebäude und ging zur Eingangstür. Der zweite Wagen hielt fast unmittelbar hinter dem ersten, und darin saß Sadou. Er schreckte zusammen, als er einen der Männer von der Kommandozentrale sah. Er wollte gerade sein Pech verfluchen, als ihm aufging, dass er vielleicht lieber sein Glück preisen sollte. Das Krankenhaus war wesentlich größer als er erwartet hatte. Er hatte nicht darüber nachgedacht, dass es schwierig sein könnte, wenn nicht gar unmöglich, eine bestimmte Patientin zu finden, wenn man weder wusste, wo sie lag noch ihren vollen Namen kannte. Allah allein wusste, wie viele Frauen mit Namen Lisbeth sich in dem großen Krankenhaus befanden. Aber vor ihm stand der perfekte Führer. Er musste nur darauf achten, nicht gesehen zu werden.
Er hatte eine Mütze, die er sich bis über die Ohren ziehen konnte, und ein kleines Risiko musste man schließlich bereit sein zu laufen, wenn man sich im Krieg befand. Er bezahlte das Taxi und folgte so unauffällig wie möglich dem Mann, den er in der Kommandozentrale gesehen hatte. Er sah zu seiner Erleichterung, dass die Größe des Bouquets, das der Mann mitbrachte, sowohl seine Bewegungsfreiheit als auch seinen Gesichtskreis einschränkte, so dass das Risiko, dass er sich umdrehte und ihn bemerkte, nicht sehr groß war. Im Gebäude ging der Mann direkt zu einem Informationsschalter und Sadou folgte ihm mit sicherem Abstand. Zwei Damen ging an Sadou vorbei und stellten sich hinter den Mann. Sadou stellte sich hinter die Damen. Er stand jetzt dicht genug, so dass er alles hören konnte, was gesagt wurde, aber ohne gesehen zu werden, selbst wenn der Mann sich umdrehen sollte. Sadou schnappte auf, dass Lisbeth Hasselbeck auf der vierten Etage lag, aber er hatte die Zimmernummer nicht mitbekommen. Der Mann bedankte sich beim Personal und ging zum Fahrstuhl. Sadou beschloss, ein wenig zu warten.

Rolf war in guter Stimmung, als er zum Aufzug ging. Er freute sich darauf, Lisbeth zu sehen. Zu seiner großen Erleichterung hatte sie ihn vom Krankenhaus aus angerufen und ihm mitgeteilt, dass es ihr den Umständen entsprechend gut ging. Er trat in einen Aufzug und drückte auf den Knopf zur vierten Etage. Die Türen schlossen sich und der Aufzug bewegte sich fast lautlos nach oben. Kurz darauf hielt er an und die Türen öffneten sich wieder. Rolf trat auf den Korridor mit seinem großen Blumenstrauß im Arm. Gerade in dem Moment kam eine Krankenschwester vorbei. Er hielt sie an und fragte:

– Wären Sie so freundlich, mir zu sagen, wo ich Zimmer sechzehn finde? Die Krankenschwester zog die Augenbrauen hoch beim Anblick der Blumen und antwortete mit einem Lächeln:
– Natürlich! Gehen Sie diesen Gang entlang, Zimmer sechzehn liegt auf der rechten Seite.
– Danke, sagte Rolf und ging in die angewiesene Richtung. Er blieb einen Moment vor der Tür stehen, räusperte sich, klopfte vorsichtig an und öffnete die Tür. Lisbeth stützte sich im Bett auf ihre Ellenbogen. Ein Lächeln erhellte ihr Gesicht.
– Bleib liegen, bleib liegen, sagte er, und erwiderte ihr Lächeln. Wie ist das gut, dich zu sehen.
– Danke, gleichfalls, Rolf, antwortete sie verlegen. Ich gehe davon aus, dass das Rolf ist, der sich hinter der kleinen Plantage versteckt, die da gerade in die Tür gekommen ist. Sie lächelte noch mehr.
– Ja, die sind für dich, sagte er, und versuchte, sie ihr zu überreichen. Ich habe sie in der Stadt gekauft und … Er unterbrach sich, als ihm klar wurde, dass sie nicht in der Lage, die Blumen entgegenzunehmen.
– Vielleicht sollte ich besser eine Krankenschwester um eine Vase bitten, versetzte er kleinlaut, es sei denn, du ziehst es vor, dass ich sie zurückgebe und dir stattdessen das Geld gebe. Der Betrag sollte als Anzahlung für den Kauf eines kleinen Hauses auf dem Lande ausreichen.
– Ich möchte sie eigentlich lieber behalten, antwortete sie mit einem verschmitzten Lächeln. Aber es ist nicht sicher, dass die Krankenschwester Blumensträuße in dieser Größe hantieren kann. Vielleicht sollten wir nach einem Gärtner fragen.
– Gib mir einen Moment, sagte er, ich löse eben das Problem. Er verschwand wieder mit den Blumen und kam kurz darauf mit leeren Händen zurück.
– Ich habe eine neue Freundin hier im Krankenhaus, lachte er. Die Krankenschwester hat versprochen, die Blumen für mich zu ordnen. Er setzte sich auf die Bettkante.
– Ich haben übrigens Grüße von Tom und Jørgen mit für dich, ja, und von einer ganzen Menge anderer, fuhr er fort. Tom ist mit seinen Leuten nach Hause gefahren, aber ich soll dir ausrichten, dass er sich auf ein Wiedersehen freut.
– Danke, grüß ihn von mir zurück, sagte sie aufrichtig erfreut. Rolf sah sich im Raum um.
– Du liegst alleine, das ist zumindest ein Vorteil, sagte er. Plötzlich wurde er ernst.
– Sag mir, wie geht es mit dir? fragte er.
– Besser, Rolf, besser, antwortete sie. Aber ich habe keine besonders gute Nacht verbracht. Der Kerl von gestern hat mir eine waschechte Gehirnerschütterung verpasst, und ich habe mich in der Nacht mehrmals übergeben müssen. Aber es geht mir jetzt viel besser. Er nickte ihr zu, aber sein Gesichtsausdruck blieb ernst.
– Wie lange wollen sie dich hierbehalten? Haben sie dir etwas gesagt? fragte er. Sie drehte sich ein wenig zur Seite und stützte ihren Kopf auf den rechten Arm.
– Der Arzt sagte, höchstens ein paar Tage, antwortete sie. Aber nun haben wir genug über mich gesprochen. Erzähl mir, was geschehen ist, nachdem ich zu Boden ging! Haben wir den Kerl zu fassen bekommen? Spann mich nicht auf die Folter!

Die Tür des Aufzugs öffnete sich, und Sadou trat in den Korridor. Er schaute zu beiden Seiten und wusste nicht, in welche Richtung er gehen sollte. Er wusste oder nahm zumindest an, dass dies die richtige Etage war, aber wie sollte er herausfinden, in welchem Zimmer sie war? Die Antwort auf seine Frage tauchte plötzlich ganz von selbst auf. Eine Krankenschwester ging in eine kleine Kaffeeküche nicht weit von ihm mit einem Armvoll Blumen. Er wusste, für wen diese Blumen waren. Jetzt brauchte er nur diskret herauszufinden, wo die Schwester sie hinbrachte. Dann konnte er sich zurückziehen und warten bis der Mann wieder weg war. Er war sicher, dass die Frau leicht zu überwältigen wäre. Er blieb in der Nähe der Kaffeeküche und wartete auf die Krankenschwester. Diese kam kurz darauf mit den Blumen in einem großen Eimer wieder heraus. Sie ging den Gang hinunter und in ein bestimmtes Zimmer. Sadou hatte genug gesehen und nahm den Aufzug nach unten in die Eingangshalle.

(Fortsetzung folgt)

 

ENGLISH

The Man from Tehran

Freitag,  10. Februar 2006

Copenhagen Airport, 5:15 p.m.

Akhmahel let out a sigh of relief. Apparently, nobody had noticed the incident at the gate and he stepped back into the corridor unnoticed. He started the long walk back to the hall. He wanted to be as far away as possible when the unconscious woman was found. He could no longer see Sadou, but decided not to go looking for him. The action was over. From now on everyone had to take care of themselves. A few yards away, a group of people poured into the corridor. A plane must have just landed, and the passengers were on their way out. Strange, he thought, I would have expected that all incoming flights would be rerouted to other airports at the moment. But maybe fate was kind to him. He hurried and mingled with the other travelers. Now he was just one of many passengers on their way to the arrival hall.

– That was the worst thing I have ever been through, said a man who walked in front of Akhmahel to his neighbor. I almost pissed in my pants for fear. Do you think we’ll get any information at all?

Akhmahel suddenly realized who these people were. He looked at the other passengers. There, just ten paces ahead of him, the American ambassador from Stockholm went with his security officers and spoke to the Danish foreign minister. He looked around and saw a group of African Americans, almost all of whom were at least one foot taller than the other passengers.

– Outrageous, this is, said a voice to Akhmahel in English. Things like this shouldn’t happen here in Scandinavia, should they?

– No, I’m really choked, Akhmahel replied, shaking his head disapprovingly.

Then everyone’s eyes turned to a team of commandos in dark gray uniforms with automatic rifles in their hands. The soldiers ran past them in the opposite direction. Akhmahel could imagine where they were going.

– What the hell is going on now? the same man asked Akhmahel.

– Yes, that looked serious, said Akhmahel and walked a little slower to get some distance from his talkative neighbor.
A moment later they met a large group of police in riot gear. The leader of the squad went to the Danish Foreign Minister and exchanged a few words with him. Immediately afterwards, he gave the other police officers orders that Akhmahel did not understand, but which resulted in the police forming a protective ring around the passengers from flight SK779. They all went towards the exit together. Brilliant, thought Akhmahel, a moment ago I was chased as a terrorist and now I’m under police protection. He smiled as he remembered that the BMW was still in the underground car park. Good thing he hadn’t thrown away the key and the parking ticket.

They were almost at the end of the corridor when two men with a wheeled stretcher between them ran past the group. Will she survive? he thought. He hadn’t broken her neck; he was sure of that. After all, women these days were stronger than most people thought. But he was pretty sure he had caused a severe concussion. Meanwhile, they had reached the hall. A big black man in a camouflage suit stomped past them. Akhmahel followed the man with his eyes. No doubt he was heading for the same spot as the combat soldiers and the men with the stretcher. He was glad it hadn’t been the black man he’d met outside the washroom, because then everything might have turned out very differently.

Rolf paced restlessly to and fro in the mobile command center. Finally, an announcement came over the loudspeaker:

– Zebra base, Charly-09 here, please come, said the leader’s voice with a crackle in the background.

– Come in, Charly-09, said Rolf. Just tell me she’s alive.

– Yes, sir, said Charly-09, she is. She’ll get over it. She is slowly coming back to consciousness, speaking a little confused. But where is the stretcher?

– It will be with you in a moment, said Rolf. Make sure someone stays with her. And send people out to find the guy who knocked her down.

– I would like to, but what does he look like? asked Charly-09.

– Oh, damn it! called Rolf. A good question. The only person who could identify him is on the floor in front of you. But I can give you something. As far as I know, he’s a tall man, about six feet four. He has dark short hair and a bushy mustache. He’s wearing a light-colored windbreaker. Unfortunately, I do not have any more information.

– Understood, sir, said Charly-09, but we can stop about one in ten travelers with this description. I promise we will do what we can, over.

Flight SK779’s passenger group began to dissolve. The ambassador, the minister and the athletes were taken away by CIA agents and the Danish police. There was general confusion among the other passengers. What should they do now? Would there be another departure to Budapest soon? Some even asked for psychological crisis counseling. People asked questions to the few remaining policemen, who also became more and more confused and impatient because they were unable to answer the questions. Akhmahel took advantage of the confusion and went down the stairs to the baggage claim. From there he continued purposefully without looking to the side once. At the exit there was a red and a green sign. The green sign announced that travelers from other EU countries should take this route. Akhmahel chose the green route to the exit. About a dozen people walked through the green exit, but no one seemed interested in them. Akhmahel felt relief spread through his body.

– May I have a look at your hand luggage? a voice said suddenly to him in English, when he was halfway through the exit and could already see the arrival hall. The man who spoke to him was a customs officer and had appeared out of nowhere. Akhmahel was confused for a moment.

– Yes, of course, he answered then. He put the briefcase on the table in front of the customs officer and opened it. He suddenly felt very hot. He had completely forgotten what was in his briefcase. The plans for the attack on the airport and the two letters from Osama bin Laden were now openly lying in front of the customs officer. Akhmahel was annoyed that he hadn’t kept the gun, but there was nothing he could do about it now. He could only keep his fingers crossed. The customs officer picked up the papers to see what was underneath. There was obviously nothing there, and he put the papers back in the suitcase. The customs officer was just about to close the suitcase when his eyes fell on the drawing of the airport. He screwed up his eyes, picked up the drawing and examined it carefully. All of the handwritten notes and names were in Arabic, which the customs officer evidently did not understand. He wasn’t sure what the drawing actually represented either; his sixth sense had warned him.

More passengers had come into the exit, wanted to get through and began to push. Then the customs officer lost interest in the drawing. He put it back in the suitcase.

– With which plane did you arrive? he asked as he closed the suitcase.

– I actually wanted to leave, Akhmahel replied, relieved. I wanted to fly to Amsterdam with KLM, but no one can tell me when air traffic will resume. I will therefore postpone my departure until tomorrow.

The customs officer nodded absently because his attention was already focused on the other travelers. Then he looked back at Akhmahel.

– Yes, today was a pretty unusual day for Copenhagen Airport, he said. Tomorrow you will probably have better luck with your departure.

The customs officer turned away. Akhmahel took his briefcase and went into the arrival hall, relieved. Now all he had to do was pay for the parking and then get the car. Fifteen minutes later, a dark blue BMW 325i with a German registration number drove out of the underground car park of Terminal 3. A few moments later, it had merged into the heavy afternoon traffic.

Sadou had been taken to the mobile command center in front of the large hangar. There was activity there like in a beehive.

CIA agent Pete Holmes held Sadou tight but didn’t know what to do with him. Rolf came up to him.

– What are we supposed to do with this guy? asked Holmes.

– Oh, there he is. Good job, said Rolf. Now we have to find out if he knows anything. Put him there until Tom Pettersson gets back. He pointed to a chair at the far end of the car. And keep an eye on him.

Sadou became increasingly irritated at being treated like an inanimate object and decided to make himself felt.

– Look, what’s this supposed to mean? he asked angrily. What right do you have to hold me back here against my will? What am I charged with?

Pete pushed him roughly towards the chair.

– You just keep your mouth shut and do what you are told, understand? he growled at Sadou.

At that moment Antonsen stepped through the door. He looked around and his eye fell on Pete, who still had a firm grip on Sadou. He furrowed his eyebrows and asked:

– What are you doing here, who is the prisoner?

Rolf went up to him.

– We caught him up in the duty free area, he replied. He was tailing Lisbeth.

– I protest! Sadou almost yelled. I have no idea what you’re talking about. I am a French citizen and have a ticket for a KLM flight to Amsterdam. I have to insist that you release me immediately or that you inform me of what I’m being accused of. If necessary, I would like to speak to a lawyer.

– What is there specifically against him? Asked Antonsen.

– We believe he is directly involved in this mess, said Rolf. We want to interrogate him some more in a moment.

– But he claims to be a French citizen, argued Antonsen. If there is nothing concrete against him, then you have to let the police talk to him. Then we will examine whether he is who he claims to be. If so, we will have to let him go. I’m sorry gentlemen, but we play by the rules here in this country.

At the same moment Tom came in.

– According to circumstances, Lisbeth is fine, he said. She is now on her way to … He took a piece of paper out of his pocket and read:

– Rigshospital, is the name of the hospital. The big guy from the missile attack is on the way too, but it’s doubtful he’ll survive. On the way back here, I met Jørgen in the departure lounge. Williams apparently did not survive. Jørgen found this in his hand.

He took a yellowed piece of paper out of his pocket and handed it to Rolf.

– It appears to be a list of names, he continued. Do you have any idea what it might be? Rolf looked at the list carefully and then shook his head.

– No, that doesn’t mean anything to me right now, he finally answered. I’ll check it out later.

Antonsen cleared his throat.

– I’ll take the prisoner over to our car, he said, took Sadou by the arm and pulled him with him.

Tom looked at Rolf when the door had closed behind Antonsen and Sadou.

– What was that all about? he asked.

– The man was tailing Lisbeth. The only problem is that we have nothing specific against him. Antonsen insisted on speaking to him.

– I see, said Tom. In other words, we don’t get the chance to have a little private talk.

– No, it doesn’t look like it, said Rolf. But I’ll ask Jørgen to follow him when the police have finished with him, just as a precaution. Now we have to see how we can close the matter here. Search the airport for the man who shot Lisbeth, or rather, who didn’t shoot Lisbeth, in the next two hours. If we don’t find him in that time, we have to give up. The airport must definitely be reopened. The case is now in the hands of the police. They must investigate the man as they see fit.

– The search at the airport is in full swing, said Tom. But I doubt it’ll do any good. I’ll give them two more hours like you say, then I’ll call the boys back. See you later.

Tom left the command center and Rolf called Jørgen.

Karlslunde, 6:55 p.m.

A dark blue BMW 325i left the large Shell petrol station on the motorway south of Copenhagen. There is enough gas in the car now, Akhmahel thought. He could drive far into Germany before he had to refuel. He decided to take a different route out of Denmark than the way he came. He was definitely wanted by the police, and although no description of him was available, he didn’t want to take any chances. Maybe someone could remember him after all. On a road map of Denmark that he had in the car, he could see that there was apparently a bridge that led from the island he was on to and across a smaller island further west. He probably didn’t need to get out of the car at all while driving the route. He could be in Germany in less than three hours. It was time to find a place to lick his wounds. The battle was undeniably lost, but the war would be long … and could still be won.

 

 * * *

Epilogue

Saturday, February 11, 2006

Marriott Hotel, Copenhagen, 9:55 a.m.

Sadou was lying on the bed in his room at the Marriott Hotel. The conversation with the police had gone relatively smoothly. He had shown his passport and boarding card and answered the policeman’s questions. They had practiced this situation in the summer house. After the conversation, they had taken him back to the airport and even apologized for the inconvenience to him. He had left the airport with no further difficulty and taken a taxi. He’d asked the driver to recommend a good hotel, and here he was in a modern hotel overlooking the harbor. He was basically proud of himself. He had done a really good job. Admittedly, the attack had failed, but that couldn’t be blamed on him. Wahil had fired the missile too early, so the attack had failed. But there was a very good reason Wahil had acted that way, and Sadou knew why. It was really very instructive to sit in the command vehicle that the pigs had parked at the airport. Sadou knew a lot now, and that knowledge had to be used. The man he shot in the washroom was apparently called Williams and was part of the CIA. It was believed that he died while being transported to the emergency room. Akhmahel had apparently caught the woman who had followed him, but he hadn’t killed her when he had the opportunity. Sadou couldn’t understand that. She was an enemy. They were, goddammit, at war! It was clear that Akhmahel had a weakness in character, thought Sadou. Kill or be killed, that was the only rule that applied in war. She had been taken to a hospital called Rigshospitalet. He had made a careful note of the name. He decided to finish Akhmahel’s work. The woman had to die. He had stared at the ceiling for a long time, wondering how to proceed. Then a plan slowly began to take shape in his head, and soon he knew exactly how to do it. He didn’t have time to get a gun, but he would buy a large knife and a box of chocolates.

Jørgen was sitting on a sofa in the foyer of the Marriott Hotel, pretending to read yesterday’s newspaper. Rolf had asked him to shadow one of the two men who were most likely involved in the attack in the washroom. The man had taken a room in the hotel early that evening, and Jørgen had done the same. He got up at six o’clock and sat in the foyer with his newspaper. Now he just had to wait. Of course, he couldn’t be sure that the man was still in the hotel. He could have left it during the night, but Jørgen doubted it. From where he was sitting he could see everyone coming and going, and he hoped that the man hadn’t noticed him yesterday. The doorman glanced at him curiously a few times but said nothing. Jørgen decided to wait until noon. Then he would give up and leave the hotel.

Sadou got ready to go outside. He smiled at himself in the mirror, put on his jacket and left the hotel room. He went to the elevator not far from his room. The elevator doors opened just as he was arriving and a middle-aged couple, arguing lively in French, emerged. Tourists, Sadou thought with contempt as he climbed into the elevator and pressed the button for the first floor. A few seconds later the doors opened again and he stepped into the foyer. He was about to head towards the exit when he saw a man sitting on a sofa reading the newspaper. Sadou recognized him immediately. The man had one of those faces that were impossible to describe and very easy to miss, but Sadou knew very well that it was the same man who had rushed into the washroom after he had shot the CIA man. This was without a doubt the man who had spoken to the woman who had followed Akhmahel. What now?

The man turned his side to Sadou and apparently hadn’t noticed him. Sadou quickly turned on his heel and walked in the opposite direction. After some searching, he found a back exit and left the hotel. Now he just had to do his shopping and then a taxi could take him to the hospital. He went to the main train station and continued to the right in the direction of Rådhuspladsen. He walked down the swanky pedestrian street and found a shop selling kitchen utensils. After some searching, he found a carving knife, 30 centimeters long. He paid for it and left the shop. He found a candy store nearby, where he bought a large box of chocolates that he got gift wrapped. Then he went back to the Town Hall Square and took a taxi. He gave the driver the address.

Rigshospitalet hospital, 11:15 a.m.

Two taxis arrived almost simultaneously at the main entrance of Rigshospitalet in Copenhagen.  Rolf Duvenhart got out of the first taxi with a voluminous bouquet of flowers in his arms. The flowers were wrapped in exclusive green paper. Rolf looked at the huge building and went to the front door. The second car stopped almost immediately behind the first, and Sadou got out. He winced when he saw one of the men from the command center. He was about to curse his bad luck when it occurred to him that maybe he should rather praise his luck. The hospital was much bigger than he had expected. He hadn’t thought about the fact that it could be difficult, if not impossible, to find a particular patient if you didn’t know in which room she was or her full name. Allah only knew how many women named Lisbeth were in the large hospital. But before him stood the perfect guide. He just had to be careful not to be seen.

He had a hat that he could pull down over his ears, and a small risk one had to be prepared to take when war. He paid for the taxi and followed the man as unobtrusively as possible. He was relieved to see that the size of the bouquet the man was carrying, restricted both, his freedom of movement and his field of vision, so the risk of him turning around and noticing him was not very big.

Inside the building, the man went straight to an information desk and Sadou followed him at a safe distance. Two women passed Sadou and stood behind the man. Sadou placed himself behind the ladies. He was now close enough that he could hear everything that was said, but without being seen, even if the man turned around. Sadou noticed that Lisbeth Hasselbeck was on the fourth floor, but he hadn’t heard the room number. The man thanked the staff and went to the elevator. Sadou decided to wait a little.

Rolf was in a good mood when he went to the elevator. He was looking forward to seeing Lisbeth. To his great relief, she had called him from the hospital and told him that given the circumstances, she was fine. He stepped into an elevator and pressed the button to the fourth floor. The doors closed and the elevator went up almost silently. A moment later it stopped, and the doors opened again. Rolf stepped into the corridor with his large bouquet of flowers in his arms. At that moment a nurse came by. He stopped her and asked:

– Would you be so kind as to tell me where to find room sixteen? The nurse raised her eyebrows at the sight of the flowers and replied with a smile:

– Of course! Walk down this corridor, room sixteen is on the right.

– Thank you, said Rolf and went in the direction instructed. He paused in front of the door for a moment, cleared his throat, knocked carefully and opened the door.

Lisbeth propped herself up on her elbows in bed. A smile lit her face.

– Lie down, lie down, he said, and returned her smile. It’s good to see you.

– Thank you, same here, Rolf, she replied, embarrassed. I assume that it is Rolf, who is hiding behind the small plantation that just walked into the room. She smiled even more.

– Yes, they are for you, he said, and tried to hand them to her. I bought them in town and … He paused when he realized she would not be able to take the flowers.

– Maybe I’d better ask a nurse for a vase, he replied meekly, unless you prefer me to return them and give you the money instead. The amount should be enough for a down payment to buy a small house in the countryside.

– I’d rather keep the flowers, she replied with an impish smile. But it is not certain that the nurse will be able to handle bouquets of this size. Maybe we should ask for a gardener.

– Give me a moment, he said, I’ll solve the problem.

He disappeared again with the flowers and shortly after came back empty-handed.

– I have a new friend here in the hospital, he laughed. The nurse promised to arrange the flowers for me. He sat on the edge of the bed.

– By the way, I have greetings from Tom and Jørgen for you, yes, and from a lot of others, he continued. Tom went home with his men, but I should tell you that he’s looking forward to seeing you again.

– Thank you, give him my regards, she said, genuinely pleased.

Rolf looked around the room.

– You’re alone, that’s at least an advantage, he said.
Suddenly he got serious.
– Tell me how are you doing? he asked.

– Better, Rolf, better, she answered. But I didn’t have a particularly good night. The bloke yesterday gave me a real concussion, and I had to throw up several times during the night. But I’m much better now. He nodded to her, but his expression was serious.

– How long are they going to keep you here? Have they told you anything? asked he.

She turned a little to the side and propped her head on her right arm.

– The doctor said a few days at the most, she replied. But now we’ve talked enough about me. Tell me what happened after I went down! Did we get hold of the guy? Don’t keep me in suspense!

The elevator door opened and Sadou stepped into the corridor. He looked to both sides and didn’t know which way to go. He knew, or at least assumed, this was the right floor, but how was he going to find out which room she was in? The answer to his question suddenly appeared by itself. A nurse went into a small coffee kitchen not far from him with an armful of flowers. He knew who these flowers were for. Now all he had to do was discreetly find out where the nurse was taking them. Then he could withdraw and wait until the man was gone again. He was sure he could overpower the woman easily.

He stayed near the coffee kitchen and waited for the nurse. She came out shortly afterwards with the flowers in a large bucket. She went down the hall and into a certain room. Sadou had seen enough and took the elevator down to the entrance hall.

(To be continued)

 

 

Der Mann aus Teheran … The man from Tehran

CoverDeutsch

Der Mann aus Teheran

Freitag,  10. Februar 2006

Flughafen Kopenhagen, 16.45 Uhr

Lisbeth sah sich aufmerksam um, während sie langsam den langen Gang entlangging, in die gleiche Richtung in die die beiden Männer aus den Waschräumen verschwunden waren. Der Lärm eines startenden Flugzeugs drang an ihr Ohr. Sie warf einen schnellen Blick auf die Uhr. Das konnte Flug SK779 sein, der sich zum Abflug bereit machte, dachte sie. Hoffentlich stimmte es. Je früher das verdammte Flugzeug aus dänischem Hoheitsgebiet verschwand, desto schneller würde dieser Alptraum zu Ende sein. Dann erblickte sie einen der beiden Männer. Er stand ungefähr 25 Meter weiter den Gang entlang. Er hatte lange ungepflegte Haare und trug einen Aktenkoffer in der Hand. Sie war plötzlich sicher, dass sie den Mann schon einmal gesehen hatte, aber wo?

Im Moment stand er an einem der Fenster und starrte konzentriert hinaus auf die Start- und Landebahnen. Lisbeth blieb stehen und versuchte herauszufinden, wo der andere Mann sich befand. Sie konnte ihn aber nirgendwo entdecken. Das intensive Starren des langhaarigen Mannes weckte Lisbeths Interesse. Ein schrecklicher Gedanke durchfuhr sie. Sie folgte seinem Blick und sah ein Flugzeug, das stark beschleunigte. Es hob mit der Spitze von der Startbahn ab und begann zu steigen. Das nächste Ereignis erschien ihr so unwirklich, dass sie ihren Augen nicht traute. Das Flugzeug war nicht mehr als vielleicht ein paar hundert Meter über dem Boden, als etwas mit enormer Geschwindigkeit an ihm vorbeiflog. Was auch immer es war, hinterließ es einen langen Rauchstreifen. Sie schreckte zusammen und hielt die Hand vor den Mund. Gott im Himmel, sagte sie fast laut. Das Flugzeug krängte fast sofort heftig nach rechts, während die Rakete über der Öresund-Brücke verschwand, wo sie einen großen Bogen machte und wieder auf den Flughafen zuflog.

Erst jetzt ging Lisbeth der volle Ernst der Lage auf. Verdammt, das Flugzeug wurde von irgendwoher aus dem östlichen Teil des Flughafens beschossen, und der Mann stand da und sah zu. Dann verschwand der Rauchstreifen aus ihrem Blickfeld hinter einem Gebäude und unmittelbar danach sah sie einen blendenden Lichtblitz, auf den ein paar Sekunden später ein Donnerschlag folgte. Sie sah wieder zum Flugzeug. Es war inzwischen am Horizont verschwunden. Wahrscheinlich befand es sich jetzt über Dragør, vermutete sie. Da fiel ihr der Mann wieder ein. Zu ihrem Leidwesen entdeckte sie, dass er weg war. Sie blickte sich schnell um und sah ihn, wie er den Gang weiter hinunterging. Eine Eingebung ließ sie über ihre Schulter sehen. Der andere Mann ungefähr dreißig Meter hinter ihr und beobachtete sie. Wer folgt jetzt wem, dachte sie.

Ein beunruhigendes Gefühl breitete sich in ihrem Körper aus. Ich muss Meldung machen, entschied sie. Sie funkte Zebra Basis an und ging dem Mann mit dem langen Haar nach.
– Zebra-Basis, Delta-09 hier, bitte kommen.
– Wir hören dich, Delta-09, antwortete Rolfs Stimme umgehend. Sie fand, dass er verpustet klang, aber sie war froh, seine Stimme zu hören.
– Ich verfolge jemanden in einem der langen Abflugkorridore. Vermutlich diejenigen, die Williams erwischt haben, sagte sie. Aber sage einmal, was zum Teufel ist da gerade auf der Startbahn passiert?
– Flug SK779 wurde vom Boden aus mit einer Rakete beschossen, sagte Rolf. Tom konnte den Abschuss scheinbar in allerletzter Minute verhindern. Wir gehen davon aus, dass mit dem Flugzeug alles in Ordnung ist. Ich warte auf Nachricht vom Kontrollturm, aber … Er hielt mitten im Satz, als ob er nach den richtigen Worten suchte.
– Pass auf, Lisbeth, fuhr er fort. Mit diesen Menschen ist nicht zu spaßen. Er klingt wirklich besorgt um mich, dachte sie. Das gab ihr neuen Mut. Sie beschloss zu warten und jetzt noch nicht um Hilfe zu bitten.

Akhmahels Enttäuschung war grenzenlos. Er wusste nicht, was fehlgeschlagen war, aber Wahil hatte die Rakete zu früh abgefeuert. Das war ganz offensichtlich. Das Flugzeug schien unbeschädigt zu sein. Die Rakete konnte natürlich etwas anderes getroffen haben, aber von dort wo er stand, war nichts zu sehen. Er musste unbedingt wissen, was passiert war. Er beschloss, bis zum Ende des Gangs zu gehen, vielleicht konnte er von dort aus etwas sehen.

Nachdem Sadou auf den aufdringlichen Mann im Waschraum geschossen hatte, hatte er sich in der Nähe des Eingangs postiert, während Akhmahel den Gang hinunter ging, um den Abschuss des Flugzeugs nach Budapest mitzuverfolgen. Sadou beobachtete, wie ein Mann unmittelbar nach ihm den Waschraum verließ und um Hilfe rief. Ein anderer Mann lief eilends in den Waschraum und kam gleich wieder heraus, wobei er buchstäblich einer Frau in die Arme lief, die dann auch in den Waschraum lief. Die Frau und der Mann sprachen miteinander und dann ging die Frau hinter Akhmahel her. Sie roch förmlich nach Polizei oder Sicherheitsbeamtin fand Sadou und folgte ihr. Ein Stück weiter stand Akhmahel und starrte aus einem der großen Fenster. Die Frau hatte ihn offenbar entdeckt und war stehen geblieben. Es sah so aus, als ob sie Akhmahels Blick folgte und reflexartig tat Sadou das Gleiche. Ohne sich von der Stelle zu rühren, beobachteten sie alle drei das Drama, das sich über dem östlichen Teil des Flughafens entfaltete. Sadou spürte einen Stich der Enttäuschung, als ihm klar wurde, dass der Anschlag gescheitert war. Was war falsch gelaufen? Dann ging Akhmahel weiter den Gang hinunter, und die Frau blickte sich um. Sie sah Sadou eine Sekunde lang direkt an, wendete sich aber sofort wieder weg. Er war nicht sicher, ob sie ihn bemerkt hatte oder nicht. Sie folgte wieder Akhmahel, und Sadou folgte ihr.

Lisbeth war zunehmend beunruhigt über die Situation, als sie den Gang weiter entlangging. Was jetzt? Sie musste um Hilfe bitten, zumindest in Bezug auf den Mann, der sie beschattete. Es war Wahnsinn, sich alleine gegen beide zu versuchen. Sie funkte noch einmal Zebra-Basis an.
– Wir hören dich, Delta-09, hörte sie Rolfs Stimme sagen.
– Ich habe einen Schatten, den ich gerne los wäre, sagte sie. Rolf suchte den Bildschirm ab und fand sofort eine Lösung. Er hatte einen Mann in ihrer Nähe, einen CIA-Agenten.
– O.k., Lisbeth, ich habe einen CIA-Agenten in deiner Nähe, antwortete er. Hast du eine Beschreibung? Lisbeth war erleichtert. Sie hatte befürchtet, dass alle Agenten irgendwo anders in Bereitschaft waren.
– Ein Mann, etwa 1,70 m groß, trägt eine grüne Windjacke, etwa 10 bis 15 Meter hinter mir, antwortete sie. Jedes Mal, wenn ich stehen bleibe, tut er es auch. In 30 Sekunden bleibe ich wieder stehen, dann könnt ihr ihn identifizieren.
– Gut, Lisbeth, bleib einen Moment dran, sagte Rolf. Er ließ sie mithören, während er den CIA-Agenten anfunkte und ihm erklärte, was von ihm erwartet wurde. Sie hörte, wie der CIA-Agent bestätigte, dass er sie gesehen habe. Er war bereit.  Bringen wir es hinter uns, dachte sie. Sie blieb stehen und blickte über ihre Schulter. Sadou stoppte ebenso unvermittelt und schaute plötzlich intensiv aus einem der Fenster.
– Ich habe ihn! hörte sie den Agenten sagen, und sie ging erleichtert weiter, ohne sich umzudrehen.
– Sei nun vorsichtig, wiederholte Rolf besorgt.
– Natürlich bin ich vorsichtig, antwortete sie. Ich wäre dankbar für ein wenig Verstärkung. Ist einer von Toms Leuten in der Nähe? Rolf schaute auf den Bildschirm. Das Abfeuern der Rakete hatte alle drei Kommandoeinheiten aus den Abflughallen abgezogen. Er hätte sie am liebsten alle zurückgerufen und zu Lisbeth abkommandiert, aber er wusste, dass er Tom jetzt keine Soldaten wegnehmen konnte. Er muss zunächst eine Klarmeldung von ihm bekommen. Er hätte sie am liebsten noch einmal zur Vorsicht gemahnt, unterließ es aber.
– Der Angriff auf Flug SK779 hat alle drei Einheiten abgezogen, sagte er stattdessen. Ich werde so schnell wie ich kann jemanden schicken.

 

Pete Holmes hatte einige Passagiere beobachtet, die ungeduldig auf einen Flug nach Pakistan warteten, als der Anruf von Lisbeth über Zebra-Basis kam. Er hatte Lisbeth von dem Briefing im Hangar wiedererkannt und hatte auch sofort ihren Schatten bemerkt, als stehen blieb. Jetzt ging Pete zwei Schritte hinter dem Mann mit der grünen Jacke und zog seine Waffe aus dem Schulterhalfter. Hier im letzten Drittel des Gangs befanden sich nicht viele Leute, und Pete bewegte sich schnell direkt hinter den Mann und steckte ihm die Pistole in den Rücken.
– Bitte bleiben Sie stehen, sagte er kühl. Sadou erstarrte. Er drehte sich langsam um und sah direkt in das Gesicht eines Mannes, der mindestens einen Kopf größer war als er.
– Was ist das Problem? fragte Sadou mit einem schiefen Lächeln. Der Mann hatte inzwischen seinen CIA-Ausweis aus der Tasche gezogen und hielt ihn so, dass Sadou ihn sehen konnte.
– Bitte bleiben Sie stehen, sagte der Agent.
– Worum geht es? versuchte Sadou es noch einmal. Der Agent steckte den Ausweis in die Tasche zurück, ohne zu antworten. Mit der Pistole in der einen Hand auf Sadou gerichtet, untersuchte er mit der anderen mit geübten Bewegungen, ob Sadou bewaffnet war. Dann packte er Sadou am Arm und zog ihn mit sich zurück den Gang entlang in Richtung Halle. Sadou fragte noch einige Male, worum es ging, bekam aber keine Antwort. Schließlich gab er auf zu fragen und beschloss, keinen Widerstand zu leisten oder den Helden zu spielen. Schließlich hatten sie nichts, was ihn belasten könnte, und würden ihn bald gehen lassen müssen.

Zwei Lebensretter kämpften damit, Williams auf eine Bahre zu legen. Sie hatten die Blutung seiner Wunde schnell stillen können und gingen davon aus, dass er nicht in Lebensgefahr war. Keiner von ihnen hatte jemals zuvor etwas von einer Schießerei im Kopenhagener Flughafen gehört. Beide spürten die angespannte Atmosphäre um sie herum. Williams kam langsam zu Bewusstsein, hatte aber keine Ahnung, wo er war. Die Unsicherheit machte ihn unruhig, und er griff nach einem der Lebensretter. Er bekam die schwere Jacke des Mannes in die Hände. Die Retter zwangen ihn auf die Bahre und legten seine Hände übereinander. Dann banden sie ihn fest, hoben die Bahre auf und trugen ihn weg. Williams war jetzt fast bei vollem Bewusstsein.

Er versuchte verzweifelt, sich zu befreien und warf seinen Kopf von der einen Seite zur anderen und versuchte, sich zu orientieren. Er war aber noch nicht klar genug im Kopf, um an den Ring an seiner rechten Hand zu denken und bemerkte nicht, dass der Ring wiederholt in die Oberseite seiner linken Hand stach und die Haut aufkratzte. Die beiden Retter trugen den Verwundeten in einen Aufzug, der sie zu einem wartenden Krankenwagen führte. Einige Minuten später waren sie mit Blaulicht auf dem Weg ins nächste Krankenhaus. Einer der Retter saß hinten im Wagen bei dem verletzten Mann.
– Ganz ruhig, Sie sind bald wieder auf den Beinen, versuchte er den Mann zu beruhigen. Er wirkte hart und fast gefährlich auf den Retter. War er überhaupt Däne? Hätte er verstanden, was er gerade gesagt hatte? Er war im Begriff, seine beruhigenden Worte auf Englisch zu wiederholen, als etwas ganz Unerwartetes geschah. Die Augen des Mannes wurden glasig und er begann zu zittern. Ein epileptischer Anfall, dachte der Retter. Meine Güte, der Mann ist Epileptiker. Ein Lächeln glitt über das Gesicht des Mannes, aber der Retter bemerkte es nicht, denn seine Aufmerksamkeit war auf ein Regal über der Bahre gerichtet. Er suchte nach etwas, das er dem Mann zwischen die Zähne stecken konnte, damit er sich nicht in die Zunge biss, aber er fand nichts. Williams wusste, was geschehen war. Er konnte auf einmal den brennenden Schmerz auf der Oberseite der linken Hand fühlen. Welche Ironie des Schicksals, dachte er. Hatten sie alle das Gleiche gespürt, nachdem er sie gestochen hatte? Ein groteskes Lächeln glitt über sein Gesicht, und einen Augenblick danach begannen die Krämpfe.

Rolf ging in der mobilen Kommandozentrale auf und ab, wie ein Tiger im Käfig. Alle Alarmglocken läuteten auf einmal in seinem Kopf. Er wusste, dass er sich

mehr Sorgen um Lisbeth machte, als man mit allgemeiner kollegialer Fürsorge erklären konnte. Sie befand sich allein in einem der langen Gänge des Flughafens auf den Fersen eines Terroristen – eines bewaffneten Terroristen. Verdammt, das ist nicht auszuhalten, dachte er. Dann beschloss er, nicht auf Toms Rückkehr zu warten und umgehend um Verstärkung zu bitten.

Akhmahel hatte das Ende des Ganges erreicht. Er wusste, dass er verfolgt wurde, und er wusste auch, von wem. In dem Moment, als Lisbeth stehen geblieben war um die Aufmerksamkeit des CIA-Agenten auf ihren Schatten zu lenken, war Akhmahel zufällig ebenfalls stehen geblieben und hatte zurückgeblickt. Die Frau war ihm sofort aufgefallen. Sie war kaum zu übersehen, denn es waren außer ihnen kaum Leute hier. Hinter ihr hatte er Sadou gesehen, der vorgab, aus dem Fenster zu schauen. War sie vielleicht eine Polizistin in Zivil? Oder war sie von der CIA oder EATO? Nun, er würde es bald wissen. Er griff nach der Waffe in seiner Tasche. Es beruhigte ihn, sie in seiner Hand zu fühlen. Aber zunächst musste er herausfinden, was die Rakete getroffen hatte. Hier ganz am Ende des Gangs, hatte er viel mehr Überblick als von dort, wo er gestanden hatte, als die Rakete einschlug. Zu seiner Enttäuschung musste er jedoch feststellen, dass er die Einschlagstelle auch von hier nicht sehen konnte. Verdammt, dachte er, jetzt konnte er nur hoffen, dass Wahil hatte flüchten können, damit er später erfahren konnte, warum der Angriff fehlgeschlagen war. Aber jetzt war es an der Zeit, wieder einmal die Identität zu wechseln. Und dann war da auch noch das kleine Problem mit seinem Schatten. Er ging nach rechts in einen menschenleeren Flugsteig und verschwand damit aus Lisbeths Blickfeld. Zum Glück gab es dort einen Waschraum.

Lisbeth wusste nicht, ob der Mann sie bemerkt hatte oder nicht. Vielleicht standen die beiden Männer über ein Handy oder Ähnlichem in Verbindung. Der Mann wandte sich nach rechts und verschwand aus ihrem Blickfeld. Sie bemerkte, dass sie schwitzte und ihr Herz klopfte so stark, dass es fast wehtat. Aus irgendeinem Grund fühlte sie, dass es wichtig für sie war, sich daran zu erinnern, wo sie den Mann bereits gesehen hatte, aber ihr Gedächtnis ließ sie im Stich. Sollte sie ihm folgen oder sollte sie auf Hilfe warten? Sie konnte natürlich beides tun. Sie würde ihn beschatten, aber nicht mehr und warten bis Hilfe kam. Sie würde unter keinen Umständen versuchen, den Helden zu spielen. Helden sterben im Dienst, Feiglinge werden pensioniert.
– Zebra Base, Delta-09 hier, bitte kommen, funkte sie ein drittes Mal. Es dauerte eine Weile, bevor sie Rolfs Stimme hörte.
– Wir hören dich, Delta-09, wie ist die Lage? antwortete er.
– Ich bin jetzt am Ende des Gangs, antwortete sie. Ich brauche jetzt Verstärkung, sonst entwischt er mir.
– Verstanden, Delta-09, sagte Rolf. Charly-Team ist auf dem Weg. Sie sind jetzt am Anfang von deinem Gang. Bleib in Deckung bis sie bei dir sind, verstanden?

Sie fand, dass sein Befehl extra scharf klang. Sie beschloss, es als Besorgnis zu interpretieren.
– Verstanden, antwortete sie. Ich begnüge mich damit, ihn im Auge zu behalten. Es befanden sich nur sehr wenige Menschen auf dem Gang, und sie fragte sich, ob es vielleicht zu auffällig wäre, wenn sie dem langhaarigen Mann direkt folgte. Auf der anderen Seite musste sie aber wissen, wo er war. Vielleicht war er nach draußen entwichen und lief jetzt zwischen den parkenden Flugzeugen auf und davon. Sie ging langsam auf den Flugsteig zu, in den der Mann hineingegangen war. Dem Monitor über dem Eingang konnte sie entnehmen, dass vor einer halben Stunde ein Flugzeug von hier aus abgegangen war. Sie guckte vorsichtig um die Ecke. Es war niemand zu sehen. Nicht ein einziger Mensch befand sich in diesem Flugsteig. Sie schaute mehrmals zu beiden Seiten, aber hier war wirklich niemand. Dann sah sie die Tür zum Waschraum.

Rolf hatte Verbindung zum Anführer von Charly-Team und war im Begriff, ihm die erforderlichen Anweisungen zu geben, damit sie Lisbeth finden konnten.
– Ihr müsst ganz bis ans Ende des Ganges, erklärte Rolf. Aber der ist ziemlich lang. Ihr müsst euch beeilen. Sie ist allein mit ihm.
– Verstanden, sagte der Anführer. Wir sind auf dem Weg. Im selben Moment stürzte Tom in die Tür mit Kristian auf den Fersen.
– Das ist das Verrückteste, das ich bis heute freiwillig mitgemacht habe, sagte er, als er Rolf bemerkte. Was ist mit dem Flugzeug, alles in Ordnung? Tom sah schwer angeschlagen aus, aber Rolf wählte, das jetzt erst einmal zu ignorieren.
– Der Tower hat berichtet, dass mit dem Flugzeug nichts passiert ist, sagte Rolf. Es landet in Kürze wieder hier. Was zum Teufel ist da unten passiert? Tom schaute Kristian an.
– Vielleicht solltest du berichten, sagte er. Ich habe schließlich einen großen Teil der Zeit auf dem Boden rumgelegen. Kristian räusperte sich und erzählte, kurz und präzis, was geschehen war.
– Wir haben ein Schweineglück gehabt, sagte Rolf. Es hätte genauso gut mit einer Katastrophe enden können. Wir können dankbar sein, dass wir keine nennenswerten …
– Roter Alarm! rief einer der Techniker plötzlich. Delta-09 liegt am Boden, und im Moment zeigt der … Tom und Rolf drehten sich um zum Navigations-Bildschirm an der Wand. Die kleinen Bildschirme der Agenten-Kameras zeigten verschiedene Bereiche des Flughafens, je nachdem, wo sie waren. Aber Toms und Rolfs Blicke waren auf den Bildschirm mit der Überschrift „Delta-09“ fixiert. Es gab keinen Zweifel, Lisbeth lag auf dem Boden, und ihre kleine Kamera war direkt auf einen Mann gerichtet, der über ihr stand und eine Pistole auf ihren Kopf richtete.
– Verdammt! schrie Rolf. Er bringt sie um! Alle im Bus starrten wie hypnotisiert auf den Bildschirm. Niemand wagte zu atmen.

Kurz zuvor war Akhmahel unbemerkt in den Waschraum geschlichen. Er hatte den Aktenkoffer zwischen die Beine gestellt und sich mit einem Griff die Perücke vom Kopf gezogen. Aus seiner Brusttasche hatte er einen buschigen Schnurrbart genommen und ihn mit geübten Händen an der Oberlippe befestigt. Er hatte die Perücke und die Waffe in einen Abfallbehälter geworfen und unter weggeworfenen Papierhandtüchern versteckt. Dann hatte er mit einer schnellen Bewegung seine Jacke ausgezogen und umgedreht. Seine graue Jacke hatte sich in eine beigefarbige Jacke verwandelt. Er hatte sein jetzt kurzes Haar glattgestrichen und in den Spiegel geschaut. Ja, das war definitiv nicht derselbe Mann, der eben in den Waschraum gekommen war. Er hatte sich selbst im Spiegel zugelächelt, den Aktenkoffer genommen und den Waschraum wieder verlassen.

Lisbeth war langsam auf den Waschraum zugegangen. Sie musste sich Gewissheit darüber verschaffen, ob der Langhaarige dort war oder nicht. Ihr Herz hatte geklopft, als ob sie an einem Marathon teilgenommen hätte, und sie hatte am ganzen Körper kalt geschwitzt. Ihr Instinkt hatte ihr geraten, so schnell wie nur irgend möglich von hier zu verschwinden, aber sie hatte sich geweigert, der nagenden Angst nachzugeben. Sie hatte ihre Pistole gezogen, sie aber hinter ihrem Rücken versteckt gehalten, um nicht zufällige andere Reisende zu erschrecken. Sie war in den kurzen Durchgang zwischen Herrentoilette auf der einen und Damentoilette auf der anderen Seite hineingegangen. Ihre Augen waren auf die Herrentoilette auf der linken Seite fixiert gewesen. Plötzlich war ein Mann herausgekommen. Sie war zusammengezuckt und hatte für den Bruchteil einer Sekunde Blickkontakt mit dem Mann gehabt. Sie hatte sofort gewusst, dass es nicht der Mann war, den sie suchte und hatte ihn angelächelt. Er trug eine beigefarbige Jacke, hatte sie bemerkt. Dann hatte es in ihr wie ein Blitz eingeschlagen: das war derselbe Mann, er hatte sein Aussehen verändert. Und da hatte sie auch gewusst, warum sie meinte, ihn schon einmal gesehen zu haben. Dies war der Mann aus ihrem Traum, der mit dem buschigen Schnurrbart, der Traum, in dem sie starb. Der Schock hatte sie für einige Bruchteile einer Sekunde gelähmt, aber dann hatte sie reflexmäßig reagiert. Sie hatte schnell die Waffe hinter ihrem Rücken hervorgezogen.

Akhmahel war seinem Schatten fast in die Arme gelaufen. Sie hatte ihn erschrocken angesehen, aber er hätte schwören können, dass sie sich wieder entspannt hatte. Sie hatte ihn angelächelt und er hatte gedacht, er würde davonkommen. Aber im nächsten Augenblick hatte sich der Ausdruck in ihren Augen wieder verändert, und er war sich darüber im Klaren gewesen, dass sie ihn erkannt hatte. Sie hatte den Bruchteil einer Sekunde gezögert. Das war mehr als genug für Akhmahel gewesen. Sie hatte eine plötzliche Bewegung mit der Hand gemacht, die sie hinter ihrem Rücken hielt, aber es war zu spät gewesen. Akhmahel hatte die Frau mit einem heftigen Schlag in den Magen getroffen, der ihr die Luft raubte. Ihre Beine hatten nachgegeben, und sie war schon in Ohnmacht gefallen, als Akhmahel ihr mit großer Präzision einen Schlag auf den Unterkiefer gab. Der Schlag hatte ihren Kopf nach hinten und zur Seite geworden. Sie war buchstäblich wie ein Licht ausgegangen und auf dem Boden zusammengesunken. Die Waffe war aus ihrer Hand gefallen und über den Boden geglitten. Akhmahel war der Waffe mit den Augen gefolgt. Er hatte sie aufgehoben. Er hatte auf die bewusstlose Frau gesehen, die Pistole gehoben und sie auf einen Punkt in der Mitte ihrer Stirn zwischen den Augen gerichtet.
– Bang, du bist tot, sagte er leise und warf die Pistole neben sie. Aus irgendeinem Grund konnte er es nicht über sich bringen, sie kaltblütig zu erschießen. Er wusste schließlich mit Sicherheit, dass sie für mindestens zwei Stunden außer Gefecht gesetzt war. Er ging davon.

In der mobilen Kommandozentrale brach Jubel aus. Alle hatten das Drama auf dem kleinen Bildschirm wie gebannt verfolgt.
– Er hat sie nicht erschossen! rief Rolf mit einer Erleichterung, dass ihm fast die Tränen kamen. Halleluja, Hosianna und Amen! Er hat sie nicht erschossen, sie lebt, sie lebt! Tom packte ihn grob am Arm und blickte ihn ernst an.
– Vielleicht war es nur nicht nötig, sie zu erschießen, Rolf. Vielleicht ist sie schon tot. Es tut mir leid, aber das kann durchaus der Fall sein. Tom drehte sich um zu den Technikern und sagte:
– Könnt ihr einen Krankenwagen …
– Ist schon auf dem Weg, Tom, wurde er unterbrochen. Ist schon auf dem Weg.
– Gut, sagte er und sprang in drei Schritten zur Tür. Ich gehe zu Lisbeth.

(Fortsetzung folgt)

 

ENGLISH

The Man from Tehran

Friday, 10 February 2006

Copenhagen Airport, 4.45 p.m.

Lisbeth looked around attentively as she slowly walked down the long corridor, in the same direction in which the two men had disappeared from the washrooms. The noise of a plane taking off reached her ear. She took a quick look at the clock. That could be flight SK779 getting ready to take off, she thought. Hopefully, it was true. The sooner the damn plane disappeared from Danish territory, the sooner this nightmare would end. Then she saw one of the two men. He was standing about twenty feet down the aisle. He had long, unkempt hair and was carrying a briefcase in one hand. Suddenly she was sure that she had seen the man before, but where?

At the moment he was standing at one of the windows, staring intensively out at the runways. Lisbeth stopped and tried to find out where the other man was. But she couldn’t see him anywhere. The long-haired man’s intense stare caught Lisbeth’s interest. A terrible thought struck her. She followed his gaze and saw an airplane accelerating rapidly. Its tip took off from the runway and began to rise. The next event seemed so unreal to her that she couldn’t believe her eyes. The plane was no more than a few hundred meters off the ground when something passed it at tremendous speed. Whatever it was, it left a long streak of smoke. She winced and put her hand over her mouth. God in heaven, she said almost aloud. The plane heeled violently to the right almost immediately as the thing disappeared over the Øresund Bridge, where it made a wide arc and headed back towards the airport.

Only then did Lisbeth realize the seriousness of the situation. Hell, the plane was being shot at from somewhere in the eastern part of the airport and the man was standing there and watching. Then the streak of smoke disappeared from her field of vision behind a building and immediately afterwards she saw a blinding flash of light, which was followed a few seconds later by a clap of thunder. She looked back at the plane. It was now gone on the horizon. It was probably above Dragør now, she guessed. Then she remembered the man again. To her chagrin, she discovered that he was gone. She looked around quickly and saw him walking further down the hall. An instinct made her look over her shoulder. The other man was about thirty yards behind her, watching her. Who is following whom now, she thought.

An unsettling feeling spread through her body. I have to report this, she decided. She called Zebra Base and followed the man with the long hair.

– Zebra Base, Delta-09 here, please come in.

– We hear you, Delta-09, answered Rolf’s voice immediately.

She thought he sounded out of breath, but she was glad to hear his voice.

– I’m chasing someone in one of the long departure corridors. Probably the ones who got Williams, she said. But tell me what the hell just happened on the runway?

– Flight SK779 was shot at with a missile from the ground, said Rolf. Tom was apparently able to divert the launch at the very last minute. We assume everything is fine with the plane. I’m waiting for a message from the control tower, but …
He stopped in mid-sentence as if trying to find the right words.
– … be careful, Lisbeth, he continued. These people are not to be trifled with.

He sounds really worried about me, she thought. That gave her new courage. She decided to wait and not ask for help just yet.

Akhmahel’s disappointment was limitless. He didn’t know what had gone wrong, but Wahil had fired the missile too early. That was very obvious. The plane appeared to be undamaged. The missile could have hit something else, of course, but nothing could be seen from where he was standing. He needed to know what had happened. He decided to go to the end of the hallway, maybe he could see something from there.

After shooting the intrusive man in the washroom, Sadou positioned himself near the entrance while Akhmahel walked down the aisle to watch the plane to Budapest be shot down. Sadou watched a man leave the washroom immediately after him and call for help. Another man hurried into the washroom and came out again, literally running into a woman who then ran into the washroom. The woman and the man talked to each other, and then the woman followed Akhmahel. She literally smelled of police or security guard Sadou thought and decided to follow her. Akhmahel stood a little further away, staring out one of the large windows. The woman had apparently spotted him and had stopped. It looked like she was following Akhmahel’s gaze and, reflexively, Sadou did the same. Without moving, all three of them watched the drama unfold over the eastern part of the airport. Sadou felt a twinge of disappointment when he realized that the attack had failed. What went wrong? Then Akhmahel continued down the hall and the woman looked around. She looked directly at Sadou for a second, but immediately turned away again. He wasn’t sure if she had noticed him or not. She followed Akhmahel again, and Sadou followed her.

Lisbeth was increasingly concerned about the situation as she continued down the aisle. What now? She had to ask for help, at least with regard to the man who was tailing her. It was insane to try anything alone against both of them. She radioed Zebra Base again.

– We hear you, Delta-09, she heard Rolf’s voice say.

– I have a shadow that I would like to be rid of, she said.

Rolf searched the screen and immediately found a solution. He had a man close by, a CIA agent.

– OK, Lisbeth, I have a CIA agent near you, he replied. Do you have a description?

Lisbeth was relieved. She had feared that all agents were on standby somewhere else.

– A man, about 5 feet tall, wearing a green windbreaker, about 10 to 15 meters behind me, she replied. Every time I stop, he does too. I’ll stop again in 30 seconds, then you can identify him.

– Fine, Lisbeth, hold on a moment, said Rolf.

He let her listen in while he called the CIA agent and explained what was expected of him. She heard the CIA agent confirm that he had seen her. He was ready.

Let’s get it over with, she thought. She stopped and looked over her shoulder. Sadou stopped just as suddenly and suddenly looked intensely out of one of the windows.

– I got him! she heard the agent say, and she walked on, relieved, without turning around.

– Be careful now, repeated Rolf worriedly.

– Of course, I’m careful, she replied. And I would appreciate a little reinforcement. Are any of Tom’s people around?

Rolf looked at the screen. The firing of the missile had withdrawn all three commandos from the departure halls. He would have loved to call them all back and send them off to Lisbeth, but he knew that he couldn’t take any men from Tom now. He wanted to warn her to be careful again, but didn’t.

– The attack on flight SK779 withdrew all three units, he said instead. I’ll send someone as soon as I can.

Pete Holmes had been watching some passengers impatiently waiting for a flight to Pakistan when the call from Lisbeth came through Zebra Base. He had recognized Lisbeth from the briefing in the hangar and had immediately noticed her shadow when he stopped. Now Pete walked two steps behind the man in the green jacket and drew his gun from the shoulder holster. There weren’t many people here in the last third of the aisle, and Pete moved quickly right behind the man and stuck the gun in his back.

– Please stop, he said coldly.

Sadou froze. He turned slowly and looked straight into the face of a man who was at least a head taller than him.

– What is the problem? Sadou asked with a wry smile.

The man had pulled his CIA ID out of his pocket and was holding it so that Sadou could see it.

– Please stand still, said the agent.

– Why, what is the problem? Sadou tried again.

The agent put the ID back in his pocket without answering. With the pistol in one hand pointed at Sadou, he used the other to examine with practiced movements whether Sadou was armed or not. Then he grabbed Sadou by the arm and pulled him back down the aisle towards the hall. Sadou asked a few more times what this was about but got no answer. Eventually he gave up asking and decided not to resist or play a hero. After all, they had nothing on him and would soon have to let him go.

Two paramedics struggled to put Williams on a stretcher. They had been able to stop the bleeding from his wound quickly and assumed that his life was not in danger. Neither of them had ever heard of a shooting at Copenhagen Airport before, and both felt the tense atmosphere around them.
Williams was slowly regaining consciousness but had no idea where he was. The insecurity made him uneasy and he reached for one of the paramedics. He got hold of the man’s heavy jacket. The paramedic forced him onto the stretcher and clasped his hands. Then they tied him up, picked up the stretcher, and carried him away.
Williams was almost fully conscious now. Desperately trying to free himself, he tossed his head from side to side, trying to orientate himself. He wasn’t clear enough in his head to think about the ring on his right hand, however, and didn’t notice that the ring repeatedly stabbed the top of his left hand and scratched the skin. The two paramedics carried the wounded man into an elevator that led them to a waiting ambulance. A few minutes later they were on their way to the nearest hospital with flashing lights. One of the paramedics was sitting in the back of the ambulance with the injured man.

– Take it easy, you’ll be back on your feet soon, he tried to calm the man down.
He looked tough and almost dangerous to the paramedic. Was he even a Dane? Would he have understood what he had just said? He was about to repeat his reassuring words in English when something very unexpected happened. The man’s eyes glazed over, and he began to tremble. An epileptic fit, the paramedic thought. Gosh, the man is an epileptic. A smile slipped across the man’s face, but the paramedic did not notice, for his attention was focused on a shelf above the stretcher. He looked for something to stick between the man’s teeth so he wouldn’t bite his tongue, but he found nothing.

Williams knew what had happened. He could suddenly feel the burning pain on the top of his left hand. What an irony of fate, he thought. Had they all felt the same thing after he stung them? A grotesque smile slipped across his face, and a moment later the cramps started.

Rolf paced up and down the mobile command center like a tiger in a cage. All the alarm bells rang in his head at once. He knew he was worried about Lisbeth more than could be explained by general collegial care. She was alone in one of the long corridors of the airport at the heels of a terrorist – an armed terrorist. Damn it, it’s unbearable, he thought. He decided to call for backup right away.

Akhmahel had reached the end of the corridor. He knew he was being followed and he knew by whom. The moment Lisbeth had stopped to draw the CIA agent’s attention to her shadow, Akhmahel happened to have stopped too and looked back. He had noticed the woman immediately. She was hard to miss, because there were hardly any people here besides them. Behind her he saw Sadou pretending to be looking out of the window. Was she a plainclothes policewoman? Or was she from the CIA or EATO? Well, he would know soon. He reached for the gun in his pocket. It calmed him to feel it in his hand. But first he had to find out what the missile had hit. Here at the very end of the corridor, he had a lot more overview than from where he had been when the missile was launched. To his disappointment, however, he found that he could not see the impact site from here either. Damn it, he thought, now all he could do was hope that Wahil had escaped so he could find out later why the attack had failed. But now it was time to change identity again. And then there was the little problem with his shadow. He went right into a deserted gate and disappeared from Lisbeth’s field of vision. Luckily there was a washroom there.

Lisbeth didn’t know whether the man had noticed her or not. Perhaps the two men were in contact via a cell phone or something similar. The man turned to the right and disappeared from her view. She noticed that she was sweating, and her heart was pounding so hard it almost hurt. For some reason, she felt it was important for her to remember where she had seen the man before, but her memory failed her. Should she follow him, or should she wait for help? She could do both, of course. She would follow him, but nothing more, and wait for help to come. Under no circumstances would she try to play the hero. Heroes die on duty, cowards retire.

– Zebra Base, Delta-09 here, please come, she radioed a third time. It took a while before she heard Rolf’s voice.

– We hear you, Delta-09, what’s the situation? he answered.

– I’m at the end of the hall now, she replied. I need reinforcements now or he’ll get away from me.

– Understood, Delta-09, said Rolf. Charly team is on the way. They are now at the other end of your corridor. Stay under cover until they’re arrive, understand?

She thought his command sounded extra sharp. She decided to interpret it as a concern.

– Got it, she replied. I am content to keep an eye on him.

There were very few people in the hallway, and she wondered if it would be too conspicuous if she followed the long-haired man directly. On the other hand, she had to know where he was. Perhaps he had escaped outside and was now pacing between the parked planes. She walked slowly towards the gate the man had entered. She could see from the monitor above the entrance that a plane had departed from here half an hour ago. She looked carefully around the corner. There was no one to be seen. Not a single person was in this gate. She looked to both sides several times, but there was really no one here. Then she saw the door to the washroom.

Rolf was in touch with the leader of Charly’s team and was about to give him the necessary instructions so they could find Lisbeth.

– You have to go all the way to the end of the corridor, he explained. But it’s pretty long. You have to hurry. She is alone with him.

– I understand, said the leader. We are on our way.

At the same moment Tom rushed into the door with Kristian on his heels.

– That’s the craziest thing I’ve been through voluntarily to this day, he said when he noticed Rolf. What about the plane, everything okay?

Tom looked badly battered, but Rolf chose to ignore that for now.

– The tower reported that nothing happened to the plane, said Rolf. It will land here again shortly. What the hell happened down there?

Tom looked at Kristian.

– Maybe you should report, he said. I ended up lying around on the ground most of the time.

Kristian cleared her throat and told, briefly and precisely, what had happened.

– We were incredibly lucky, said Rolf. It could just as easily have ended in disaster. We can be grateful that we have not suffered any significant …

– Red alert! one of the technicians suddenly called. Delta-09 is on the floor, and at the moment it shows …

Tom and Rolf turned to the navigation screen on the wall. The agent cameras‘ tiny screens showed different areas of the airport depending on where they were. But Tom and Rolf’s eyes were fixed on the screen with the heading „Delta-09“. There was no doubt about it, Lisbeth was lying on the floor and her little camera was aimed straight at a man standing over her, pointing a gun at her head.

– Damn it! shouted Rolf. He’s killing her! Everyone on the bus stared at the screen as if hypnotized. Nobody dared to breathe.

Shortly before, Akhmahel had sneaked into the washroom unnoticed. He had put the briefcase between his legs and pulled the wig off his head with one quick movement. He had taken a bushy mustache from his breast pocket and fastened it to his upper lip with practiced hands. He had thrown the wig and gun in a bin and hidden them under discarded paper towels. Then with another swift movement he had taken off his jacket and turned it around. His gray jacket had turned into a beige jacket. He had straightened his now short hair and looked into the mirror. Yes, that was definitely not the same man who had just walked into the washroom. He’d smiled at himself in the mirror, picked up the briefcase, and left the washroom.

Lisbeth had walked slowly towards the washroom. She needed to be certain whether the long-haired man was in there or not. Her heart was pounding as if she was running a marathon and she was sweating all over her body. Her instinct had told her to get out of here as soon as possible, but she had refused to give in to the nagging fear. She had drawn her pistol but kept it hidden behind her back so as not to frighten random travelers. She had stepped into the short passage between the men’s room on one side and the women’s room on the other. Her eyes were fixed on the men’s room on the left. Suddenly a man had come out. She had flinched and had eye contact with the man for a split second. She had known immediately that it was not the man she was looking for and smiled at him. He was wearing a beige jacket, she had noticed. Then it had struck her like lightning: that was the same man, he had changed his appearance. And that’s when she knew why she thought she’d seen him before. This was the man from her dream, the one with the bushy mustache, the dream in which she died. The shock paralyzed her for a split second, but then she reacted reflexively. She quickly pulled the gun from behind her back.

Akhmahel almost ran into his shadow. She looked at him, startled, but he could have sworn that she relaxed again. She smiled at him and he thought he would get away with it. But in the next instant the expression in her eyes changed again and he knew that she had recognized him. She hesitated for a split second, and that was enough for Akhmahel. She made a sudden movement of the hand she was holding behind her back, but it was too late. Akhmahel hit the woman with a sharp blow in the stomach that made her breathless. Her legs gav way and she went completely out when Akhmahel hit her lower jaw with great precision. The blow turned her head back and to the side. She literally went out like a light and slumped on the floor. The gun fell from her hand and slid across the floor. Akhmahel followed the gun with his eyes. He picked it up, looked at the unconscious woman, raised the gun, and aimed it at a point in the center of her forehead between her eyes.

– Bang! You’re dead, he said softly, and threw the gun next to her. For some reason he couldn’t bring himself to shoot her in cold blood. After all, he knew for sure that she would be incapacitated for at least two hours. He walked away.

Cheers broke out in the mobile command center. Everyone had watched the drama on the small screen as if spellbound.

– He didn’t shoot her! Rolf exclaimed with a relief that almost brought tears to his head. Hallelujah, Hosanna and Amen! He didn’t shoot her, she lives, she lives!

Tom roughly grabbed his arm and looked at him seriously.

– Maybe it just wasn’t necessary to shoot her, Rolf. Maybe she’s already dead. I’m sorry, but that may well be the case.

He turned to the technicians and said:

– Can you get an ambulance …

– It’s on its way, Tom, he was interrupted. It’s already on the way.

– Fine, he said, and took three steps to the door. I’m going to Lisbeth.

(To be continued)

 

 

Der Mann aus Teheran, Flughafen Kopenhagen … The man from Tehran, Copenhagen airport

CoverDeutsch

 

Der Mann aus Teheran

Freitag, 10. Februar 2006

Flughafen Kopenhagen, 16.40 Uhr

Kristian fuhr auf seinem großen Motorrad langsam die Küstenstraße entlang. Er ärgerte sich über diese Zeitverschwendung. Natürlich passiert hier kein Scheiß, dachte er. Aber Maria wollte ja unbedingt die korrekte Polizistin spielen. Er war mehr oder weniger dazu gezwungen mitzumachen. Er fuhr langsam nach Süden und schaute über das Flughafengelände. Auf dem Parkplatz von SAS Components versuchte jemand, etwas aus dem Hinterende eines dunklen Kassenwagens zu ziehen. Das musste dieser Riese sein, von dem Maria gesprochen hatte, dachte er. Er setzte die Geschwindigkeit noch weiter herab. Hatte der Kerl die Absicht, seine Waren mitten auf dem Parkplatz abzuladen? Naja, das war schließlich sein Problem, dachte er und wollte gerade weiterfahren, als etwas seine Aufmerksamkeit erregte. Was zum Teufel versuchte der Mann da eigentlich aus dem Auto zu ziehen? Verdammt noch mal, das sah aus wie eine Rakete! Er konnte kaum seinen Augen trauen. Nein, das konnte einfach nicht sein! Oder doch? Er hielt das Motorrad an und stand völlig still. Er konzentrierte sich auf den Gegenstand, der aus dem Laderaum des Kastenwagens herausragte. Er war im Begriff hinzufahren, aber zwei Dinge ließen ihn zögern. Erstens hatte der EATO-Mann beim morgendlichen Briefing gesagt, dass niemand den Helden spielen sollte. Dafür würde man nur einen Verweis bekommen. Zweitens sprang der Mann im gleichen Moment aus dem Laderaum, und Kristian konnte sehen, wie groß er wirklich war. Maria hatte nicht übertrieben. Deshalb tat Kristian das einzig Richtige in dieser Situation und machte Meldung über Funk. Einen Moment später war er auf dem Weg zurück mit dem Auftrag, sich zum Mannschaftswagen der Polizei vor dem Hangar zu begeben.

Connie Andersen stürzte in die mobile Kommandozentrale. Sie war völlig aus dem Häuschen.
– Hört alle her, sagte sie atemlos. Wir haben gerade eine Nachricht über einen Kastenwagen auf dem Parkplatz von SAS Components erhalten. Sie wies in südöstliche Richtung.
– Eigentlich haben wir sogar zwei Meldungen, fuhr sie fort. Es handelt sich um einen Kastenwagen mit französischem Kennzeichen. Der Fahrer ist ein riesiger Mann, ein Franzose mit arabischem Aussehen.
– Was? rief Rolf nun zum vierten Mal. Sagtest du mit französischem Kennzeichen?
– Äh, ja, sagte Connie verwirrt. Und …
– Verdammt, da ist die Abschussrampe der Rakete, rief Rolf aus. Der Kastenwagen gehört Sarkov.
– Woher wisst ihr, dass es sich um eine Rakete handelt? fragte Connie verwundert.
– Tom! Wir müssen sie unschädlich machen, und das in einer Höllenfahrt! schrie Rolf. Tom drehte sich um und packte Connie am Arm.
– Hast du schnellen Transport in der Nähe? fragte er. Connie war sofort Feuer und Flamme.
– Da kannst du drauf wetten, komm, sagte sie und riss sich los. Ich sorge für einen Ausflug, den du so schnell nicht vergessen wirst. Sie stürzte aus der Tür und Tom folgte ihr auf dem Fuße. Draußen hielt Kristian mit seinem Motorrad. Connie lief auf ihn zu.
– Du hast einen Passagier, der umgehend zu SAS Component muss, sagte sie und deutete auf Tom, der mit schweren Schritten hinter ihr herkam. Kristian schaute verwirrt von Connie zu Tom, aber dann erschien ein jungenhaftes Lächeln auf seinem Gesicht. Vielleicht hatten Maria und er doch nicht die schlechteste Stelle für ihre Patrouille erwischt, dachte er.
– Spring auf, Kumpel, los geht‘s, sagte er und klappte das Visier seines Helms nach unten. Tom brauchte ein paar Sekunden, um das Bein über den Sitz zu schwingen. Währenddessen startete Kristian den Motor.
– Festhalten! rief er, gab Gas und raste mit gewagter Beschleunigung in Richtung Haupttor. Connie war zurückgeblieben und kratzte sich am Kopf. Was zum Teufel war hier eigentlich los? Weniger als eine Minute, nachdem Connie und Tom hinausgelaufen waren, kam noch eine beunruhigende Nachricht in die Kommandozentrale.
– Was? rief Rolf zum fünften Mal. Das war ein verdammter Alptraum!
– Ja, die Meldung ist gerade reingekommen, Rolf, sagte der Techniker. Sie dachten, es könnte etwas mit alledem zu tun haben, da ihr Mann in der Gepäcksortierung arbeitet. Da wurde Rolf klar, wo der Fernlenkimpuls herkam. Er sprang auf, lief zum Funkgerät und knallte die Hand auf die Sendetaste. Jeder mit einer Hörmuschel hörte, was er jetzt sagte:
– Alpha, Bravo, Charly, hier Zebra-Basis. Lasst alles fallen, was ihr in den Händen habt und beeilt euch rüber zu SAS Component im östlichen Teil des Flughafens. In wenigen Minuten wird eine ferngelenkte Rakete aus einem dunkelblauen Kastenwagen abgefeuert. Wiederhole, SAS Component, östlicher Teil, dunkelblauer Kastenwagen. Der Wagen muss mit allen Mitteln unschädlich gemacht werden. Tom ist auf dem Weg dahin. Er wirbelte herum und war in drei Sprüngen an der Tür, riss sie auf und lief hinaus. So schnell wie er nur konnte, rannte er zum Mannschaftswagen der Polizei, der weniger als 30 Meter von der mobilen Kommandozentrale entfernt geparkt war. Ein Polizist stand davor. Er wollte gerade etwas sagen, erkannte aber Rolf im letzten Augenblick. Rolf riss die Tür auf und stürzte in den Wagen. Er sah in die erstaunten Gesichter der Polizisten. Dann entdeckte er Antonsen, der an seiner Pfeife zog.
– Funk den Kontrollturm an und gib Bescheid, dass Flug SK779 nach Budapest nicht in die Luft darf! rief Rolf. Es besteht das höchste Risiko, dass das Flugzeug mit einer Rakete beschossen wird, sobald es abgehoben hat. Antonsen sperrte ungläubig die Augen auf, begriff aber offenbar sofort den Ernst der Lage. Ohne ein Wort nahm er sein Mobiltelefon zur Hand und wählte eine Nummer.
– Antonsen von der Polizei, sagte er mit fester Stimme. Stoppen Sie umgehend alle Flüge. Niemand, ich wiederhole, niemand darf in die Luft, verstanden? Die Person am anderen Ende sagte etwas. Antonsens Augenbrauen verfinsterten sich zusehends. Rolf hielt den Atem an.
– Du meine Güte! Dann müssen Sie aber den Piloten warnen, sagte Antonsen. Man wird das Flugzeug vom Boden aus beschießen, mit einer Rakete. Er hörte wieder einen Moment zu und sagte dann:
– Ja, Sie haben richtig gehört, tun Sie es jetzt, verdammt noch mal. Er brach das Gespräch ab und sah dann mit einem sehr ernsten Gesichtsausdruck zu Rolf.
– Es ist wahrscheinlich zu spät. Flug SK779 hebt gerade ab. Von draußen konnte man ein Flugzeug hören, das dröhnend über die Startbahn kam, und einen Augenblick später hing es in der Luft.

Kristian und Tom waren am Haupttor vorbeigebraust. Das große Motorrad beschleunigte ungezügelt auf der Küstenstraße in Richtung Süden. Kristian hatte offenbar nicht im Sinn, in der langen Kurve, die die Küstenstraße gleich hinter dem Haupteingang bildete, nennenswert abzubremsen. Das Motorrad lag gefährlich niedrig. Nur wenige Sekunden später kamen sie an die Einfahrt zum Parkplatz von SAS Component, und Kristian bremste scharf. Tom entdeckte sofort den Kastenwagen. Die Spitze der Rakete, die aus dem hinteren Ende ragte, war ein erschreckender Anblick. Nun hoffte er bei Gott, dass sie nicht zu spät kamen.
– Halt dich von der Rückseite weg, Kristian, rief er. Wenn wir in die Schusslinie kommen, ist es aus mit uns! Kristian nickte und bog in den Parkplatz ein. Er beschleunigte in einem weiten Bogen um den Kastenwagen herum, der mehr oder weniger quer über die markierten Parkplätze stand. Kurz darauf leuchtete der kräftige Motorradscheinwerfer direkt in die Windschutzscheibe. Sie sahen einen großen Mann auf dem Beifahrersitz. Er war zutiefst konzentriert auf etwas, das er auf seinem Schoß hatte. Einen Augenblick später waren sie direkt am Auto.

Der Mann bemerkte sie plötzlich und blickte mit einem wahnwitzigen Ausdruck in den Augen auf. Kristian wusste nicht, ob er auf der linken Seite des Autos bleiben oder herumfahren sollte, aber das Problem löste sich, da Tom vom Motorrad sprang. Er lief entschlossen zur Beifahrerseite, wo der große Mann saß.

Kurz bevor das Motorrad auftauchte, hatte Wahil tief konzentriert mit dem Laptop auf dem Schoß gesessen. Auf dem Bildschirm hatte er mit fast angehaltenem Atem beobachtet, wie die blinkenden Punkte anfingen, sich aufeinander zuzubewegen. Das Flugzeug beschleunigte also. Jetzt konnte er auch den Motorlärm hören. Es war so weit! Er hatte wie hypnotisiert auf den kleinen blinkenden Punkt auf dem Bildschirm gestarrt, der das Flugzeug markierte. Schneller und schneller bewegte er sich. Die beiden Punkte kamen einander näher und näher: nur noch ein paar Sekunden.

In diesem Moment wurde er von einem starken Lichtstrahl abgelenkt, der direkt in die Kabine schien, und blickte erschreckt auf. Zuerst konnte er nicht ausmachen, um was es sich handelte, aber dann wurde ihm klar, dass es ein Motorrad war. Es kam direkt auf ihn zu. Als das Motorrad beim Kastenwagen ankam, sprang ein großer schwarzer Mann vom Rücksitz und lief um den Wagen herum zur Beifahrertür. Trotz seiner Überraschung beurteilte Wahil blitzschnell die Situation. Der Mann würde ein paar Sekunden brauchen. Instinktiv spürte Wahil, dass der große schwarze Mann gefährlich war. Wenn er ihn überwinden wollte, musste er sich auf den Kampf konzentrieren. Da fiel ihm die Pistole ein, die er wieder ins Handschuhfach gelegt hatte. Im selben Moment war ihm klar, dass es dazu zu spät war. Der Mann war bereits an der Tür und hatte den Griff in der Hand. Er musste jetzt handeln. Wahil drückte auf die Eingabetaste. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Es gab keine Annullierungsfunktion. Der Abschussmechanismus für die Rakete war unwiderruflich aktiviert. Im gleichen Moment hatte Tom den Türgriff in der rechten Hand. Mit der linken zog er seine kräftige 22mm Buck Mark-John M. Browning-Pistole aus dem Gürtelhalfter. Wahil ließ den Laptop fallen und warf sich mit der Schulter gegen die Tür. Die Tür flog Tom mitten in das Gesicht und brachte ihn aus dem Gleichgewicht. Die Pistole flog in hohem Bogen über seinen Kopf während er drei Schritte rückwärts stolperte.
Wahil benutzte den kurzen Moment der Verwirrung, um aus dem Auto zu springen. Mit einem Gefühl der Vorfreude im ganzen Körper ging er zum Angriff über. Er freute sich abartig über die Größe seines Gegners. Dieser Kampf versprach spannend zu werden. Aus dem Laderaum des Kastenwagens waren piepende Signaltöne zu hören. Erst langsam, dann schneller und schneller und schließlich gingen sie in einen langen Heulton über, und plötzlich wurde der Heulton von einem unheimlichen, tiefen Zischen abgelöst. Die Rakete verließ mit unglaublicher Beschleunigung den Laderaum des Kastenwagens und zog  einen Rauchschleier hinter sich her.

Der Laderaum sah aus, als ob er in Brand geraten war. Die beiden großen Männer beachteten den Abschuss anscheinend gar nicht. Sie waren völlig aufeinander fixiert. Kristian war auf dem Motorrad sitzen geblieben. Vor Schreck gelähmt beobachtete er, wie die Rakete plötzlich mit atemberaubender Geschwindigkeit aus dem hinteren Endes des Fahrzeugs schoss. Er war sicher, dass er die Wärme von der Verbrennung fühlen konnte, als es über den Öresund verschwand. Er war froh, dass er sein Visier nicht hochgeschoben hatte. Die Rakete zeichnete einen Rauchstreifen am Himmel und kreierte ein so bizarres Bild, dass Kristian die Augen nicht abwenden konnte. Weniger als drei Sekunden nach dem Abschuss der Rakete flog Flug SK779 dröhnend über ihre Köpfe hinweg. Kristian sah abwechselnd auf die Rakete und auf das Flugzeug. Du Allmächtiger, dachte er. Was ist denn hier los? Über dem Öresund begann die Rakete ihre Richtung zu ändern.

Kurz vor dem Abschuss der Rakete hatte Flug SK779 begonnen zu beschleunigen. Es hatte mehr als die Hälfte der Startbahn hinter sich gelassen, als plötzlich die seltsame Nachricht über Funk kam, dass sie ihren Start abbrechen sollten. Geht nicht! Dafür ist es jetzt zu spät, antwortete Flugkapitän Anders Svensson. Das Flugzeug setzte seinen Weg auf der Startbahn fort und würde gleich abheben. Wenn er jetzt abbrach, konnte er es nicht mehr rechtzeitig zum Stillstand bringen. Sie würden durch den Zaun pflügen und auf die Straße donnern.
– SK779, verstanden, kam die Bestätigung vom Kontrollturm.
– Jetzt, sagte der erste Offizier Jens Petersen mit ernstem Gesicht.
– SK779, ertönte es wieder vom Kontrollturm. Wir haben eine Meldung von der Polizei erhalten, dass man Sie beschießen will … mit einer Rakete … das behaupten sie also.
– Eine Rakete? Was zum Teufel reden Sie da, antwortete Svensson verwirrt.
– Jetzt, wiederholte Jens Petersen etwas lauter. Svensson zog das Steuerruder zurück und hörte nicht, ob seine letzte Frage beantwortet wurde. Das vordere Ende des Flugzeugs hob sich und einen Augenblick später waren sie in der Luft. Petersen drehte sich mit ernstem Gesicht zu Svensson.
– Haben die denn vollständig den Verstand … Er hielt mitten im Satz inne. Beide Piloten sahen fassungslos aus dem Fenster. Weniger als hundert Meter rechts von ihnen schoss etwas in die Luft. Was immer es war, es hielt fast den gleichen Kurs wie das Flugzeug, aber seine Geschwindigkeit war unendlich viel größer, und in einem Nu zeichnete sich weit über Saltholm ein langer Rauchstreifen am Himmel ab.

Kapitän Anders Svensson reagierte schnell und in dieser so besonderen Situation sehr effektiv. Er zog das Flugzeug scharf nach Steuerbord und schob gleichzeitig das Steuerruder nach vorne. Das Flugzeug befand sich nicht mehr als etwa 300 Meter über dem Boden und hörte auf zu steigen. Nun waren sie in der Lage viel schneller zu beschleunigen. Die Krängung nach Steuerbord war so steil, dass alle Fenster auf der rechten Seite des Flugzeugs direkt nach unten wiesen und die auf der Backbordseite gerade nach oben in den dunklen Nachmittagshimmel.

Außenminister Svend Krog Petersen saß an einem Fensterplatz in der ersten Reihe auf der rechten Seite. Neben ihm saß Arthur Goldschmidt mit einem der beiden Geheimdienst- Agenten. Der andere Agent saß auf gleicher Höhe mit ihnen auf der linken Seite am Gang. Svend Krog Petersen und der Botschafter hatten leise miteinander geredet, bis das Flugzeug anfing zu beschleunigen. Da wurden sie beide still. Svend Krog Petersen war nicht besonders davon begeistert, mit dem Flugzeug zu reisen, akzeptierte es aber als eine der weniger angenehmen Seiten seines Postens. Wie bei den meisten Menschen, die nicht gerne fliegen, bereiteten ihm vor allem Starts und Landungen Unbehagen. Unbewusst hielt er sich krampfhaft an den beiden Armlehnen fest. Diese Position würde er beibehalten, bis das Flugzeug richtig in der Luft war. Aber obwohl er sich unbehaglich fühlte, beruhigte es ihn gewissermaßen, die verschiedenen Phasen des Starts wiederzuerkennen. Das Vorderende des Flugzeugs würde zuerst abheben, und einen Augenblick später würden sich die hinteren Räder von der Startbahn lösen und das Flugzeug würde über eine längere Periode regelmäßig an Höhe gewinnen. Eine leichte Krängung des Flugzeugs zu der einen oder der anderen Seite gehörte ebenfalls zu einem normalen Start.
Aber eine heftige Krängung unmittelbar nach dem Start gehörte unter keinen Umständen zum Normalbild. Aber genau das passierte, völlig ohne Vorwarnung. Mehrere Passagiere begannen zu schreien, als das Flugzeug plötzlich senkrecht in der Luft auf einer Flügelspitze stand. Svend Krog Petersen achtete nicht auf die anderen Passagiere. Er war zur Genüge damit beschäftigt, seine eigene beginnende Panik zu unterdrücken. Er sah erschrocken aus dem Fenster und zu seinem großen Erstaunen blickte er direkt nach unten. Plötzlich erregte dort unten etwas seine Aufmerksamkeit. Es sah aus wie ein Kastenwagen, der am hinteren Ende brannte. Er war sicher, dass er eine Rauchwolke sah, die unter dem Flugzeug verschwand und damit aus seinem Blickfeld. Dann legte sich das Flugzeug mit einem Ruck wieder in die Waagerechte, beschleunigte aber weiterhin mit großer Kraft. Svend Krog Petersen war sich nicht sicher, ob er noch atmete.

Tom war nicht vorbereitet, als die Autotür mit so viel Kraft aufgestoßen wurde. Während er noch rückwärts taumelte, stürzte ein großer arabisch aussehender Mann aus dem Auto. Der Araber war von ähnlicher Größe und Statur wie er selbst und verschwendete keine Zeit. Tom hatte keine Gelegenheit, seine Pistole zu finden. Der Mann wäre bei ihm, bevor er sie erreichen konnte. Tom hörte im Hintergrund seines Bewusstseins eine Reihe schwacher Pieptöne, die aus dem Laderaum des Kastenwagens kamen. Aber er musste sich jetzt einzig und allein auf die unmittelbare Gefahr, in der er sich befand, konzentrieren. Der Araber war bei Tom, bevor dieser sein Gleichgewicht wiedergewonnen hatte. Er beschloss daher, sich in dem Moment, in dem der Araber einen harten Schlag auf sein Gesicht richtete, nach hinten zu werfen. Der Schlag streifte Toms Kinn, ohne dabei größeren Schaden anzurichten. Er rollte rückwärts und kam auf mirakulöse Weise sofort wieder auf die Beine. Im gleichen Moment schoss die Rakete aus dem Laderaum des Kastenwagens. Beide Männer zögerten kurz, aber fast wie auf Kommando, waren sie wieder voll und ganz aufeinander und ihren Kampf konzentriert.

Kristian sah mit einer Mischung aus Überraschung und Bestürzung, dass die Rakete irgendwo über dem Öresund umdrehte und nun mit unverminderter Geschwindigkeit zurückkam, direkt auf sie zu.
– Passt auf! schrie er so laut er nur konnte. Keiner der Männer reagierte auf die Warnung und Kristian sah, dass der große Araber angriff. Die Geschwindigkeit der Rakete überging alles, was Kristian sich selbst in seinen wildesten Fantasien vorstellen konnte. Sie hatten höchstens einige Sekunden Zeit, bevor sie wieder bei ihrem Ausgangspunkte anlangte und offensichtlich direkt in ihrer Nähe einschlagen würde.
– Passt auf! schrie er wieder, worauf er sich vom Motorrad fallen ließ und auf den Boden stürzte. Nun wartete er auf den Einschlag.

Das Glückliche an Kapitän Anders Svensson Manöver lag in der Tatsache, dass er das Flugzeug nach Steuerbord krängte. Die Rakete hatte so viel an Fahrt gewonnen, dass sie sich in wenigen Sekunden deutlich mehr als zwei Kilometer von ihrem Ziel entfernt hatte. Der in der Rakete eingebaute Computer stellte ununterbrochen Berechnungen an und hatte bereits vor Abschuss gewusst, dass die Richtung falsch war. Das Ziel befand sich in entgegengesetzter Richtung. Aber alles hatte seine richtige Reihenfolge, auch für eine ferngelenkte Rakete. Um richtig manövrieren zu können, musste sie zunächst in die Luft kommen und eine hohe Geschwindigkeit erreichen. Erst dann würde sie nach ihrem Ziel suchen.
Das Ziel mit dem Fernlenkimpuls im Laderaum befand sich allerdings nicht mehr in Reichweite der Zielsuchelektronik in der Rakete. Aber der Computer erinnerte sich an die letzte Position, in der das Ziel sich befunden hatte, bevor die Verbindung unterbrochen worden war. Die Rakete versuchte jetzt, genau zu dem Punkt zurückzukehren. Der Computer beschloss, nach Steuerbord abzudrehen, in die entgegengesetzte Richtung von Flug SK779. Die Rakete drehte um 180 Grad und war nun auf dem Weg zurück zu einem Punkt etwa fünfzig Meter innerhalb des Zauns. Hätte Kapitän Svensson entschieden, nach Backbord zu krängen, hätte der Computer sicherlich den Fernlenkimpuls aufgefangen und alles wäre anders verlaufen, auf fatale Weise anders. Ebenso hätten die Ereignisse eine noch ganz andere Richtung nehmen können, wenn es dem Kontrollturm gelungen wäre, das Flugzeug vor dem Start zu stoppen. Der Computer der Rakete hätte sein Ziel auf dem Weg zurück wiedergefunden, und das Schicksal des Flugzeugs und seiner Passagiere wäre besiegelt gewesen. Aber Flug SK779 befand sich nun weit weg über Dragør und außerhalb der maximalen Reichweite der Zielsuchelektronik.

An der Art, wie sich der Araber bewegte, konnte Tom erkennen, dass der Mann im Nahkampf ausgebildet war. Tom wollte daher kein Risiko eingehen. Die beiden Männer standen nun einander gegenüber. Irgendwo im Hintergrund hörte Tom eine Stimme schreien
– Passt auf! Da griff der Araber wieder an. Der Gesichtsausdruck des Mannes war furchteinflößend, aber Tom hatte nie Angst, wenn es erst einmal losging. Vor und nach einem Kampf konnte er Unruhe fühlen, aber niemals währenddessen. Im Gegensatz zum ersten Angriff war Tom dieses Mal vorbereitet. Als der Araber fast bei ihm war, trat er schnell Schritt nach rechts und drehte sich gleichzeitig, so dass der Araber ihm jetzt die Seite zuwendete. Nun war Tom an der Reihe anzugreifen. Zum zweiten Mal rief eine Stimme:
– Passt auf! und in diesem Moment traf Tom den Araber mit einem heftigen Faustschlag auf den linken Wangenknochen. Der Kopf des Arabers flog zur Seite. Der Schlag brachte ihn völlig aus dem Gleichgewicht. Er stolperte auf den Wagen zu und griff reflexmäßig nach der offenen Hintertür, um sich abzustützen. Die Tür gab unter seinem Gewicht nach, und er fiel auf den Asphalt hinter dem Auto. Tom sah zu Kristian hinüber und fragte sich, warum er flach auf dem Boden lag. Dann hörte er plötzlich ein zischendes Geräusch, das näher kam. Er blickte auf. Die Rakete sauste über seinen Kopf und schlug hinter dem Zaun ein, weniger als fünfzig Meter von ihnen entfernt. Die Explosion war gewaltig, aber die nachfolgende Druckwelle war schlimmer. Tom ließ sich fallen, hatte aber den Boden noch nicht erreicht, als der Luftdruck ihn wie ein Stück Papier wieder hochschleuderte. Er warf ihn brutal in die Seite des Kastenwagens und presste ihm die Atemluft aus den Lungen. Tom war einer Ohnmacht nahe. Nur sein allgemein guter physischer Zustand und sein hartes Training halfen ihm, bei Bewusstsein zu bleiben. Wahil lag in Deckung hinter dem Wagen. Er war noch völlig benommen nach dem Schlag und schüttelte den Kopf, um wieder klar zu werden. Die Druckwelle hatte den Kastenwagen gefährlich gekippt, aber nicht umgeworfen. Wahil kam langsam und unsicher auf die Beine und versuchte sich zu orientieren. Er wusste, dass alles vorbei war. Der Angriff war fehlgeschlagen. Er konnte den großen schwarzen Mann nirgendwo sehen, und sein einziger Gedanke war zu fliehen. Er schaute sich um und bemerkte sein Motorrad ein Stück weiter weg auf dem Parkplatz, wo es umgestürzt auf der Seite lag. Mit unsicheren Schritten ging er darauf zu.

Die Druckwelle hatte Kristian mehrere Meter über den Parkplatz geworfen, und sein Motorrad war umgefallen, als ob es aus Pappe war. Er kam allerdings sofort wieder auf die Beine. Der feste Motoradanzug und der schwere Helm hatten ihn effektiv geschützt. Er befand sich noch vor dem Kastenwagen, aber sein Motorrad lag links von ihm. Er konnte weder den Fremden noch Tom sehen und ging um das Auto herum, um zu sehen, was passiert war. Da bemerkte er den großen Araber, der auf ein Motorrad zuwankte, das ein paar Meter weiter weg auf dem Boden lag. Kristian wusste nicht, ob der Araber bewaffnet war, aber er würde kein unnötiges Risiko eingehen. Die eigentliche Gefahr war abgewendet, jetzt musste der Schweinehund nur noch festgenommen werden. Er lief zu seinem eigenen Motorrad. Mit Mühe bekam er es aufgestellt und stieg auf. Er drehte den Zündschlüssel und der kräftige Motor sprang sofort an. Er legte den Gang ein und beschleunigte schnell um den Kastenwagen herum. Der Araber hatte inzwischen sein eigenes Motorrad aufgerichtet und saß auf.  Kristian biss die Zähne zusammen und drehte am Gas. Das schwere Motorrad sprang mit einem Satz in die Richtung des großen Arabers.

Wahil hatte sein Motorrad erreicht und richtete es auf. Der Schlüssel war noch im Zündschloss, und er drehte ihn um. Der Motor sprang gehorsam an, und Wahil legte den Gang ein. Plötzlich wurde er zum zweiten Mal innerhalb weniger Minuten von einem starken Lichtstrahl im Gesicht getroffen. Sein Kopf war immer noch ein wenig angeschlagen und es dauerte daher einige Sekunden, bevor ihm aufging, was geschah. Reflexmäßig gab er Gas und versuchte zu flüchten. Er ließ die Kupplung zu schnell los, mit dem Ergebnis, dass das kleine Motorrad stieg wie ein Rodeopferd, und Wahil einen unfreiwilligen Salto rückwärts in der Luft machte. Kristians schweres Motorrad traf ihn wie ein Rammbock, als er mit dem Kopf nach unten in der Luft hing. Der Aufprall warf ihn mehrere Meter über den asphaltierten Parkplatz wo er liegen blieb, ohne sich zu bewegen.

Tom erholte sich wieder und stand vorsichtig auf. Er blickte sich um. Dann folgten die Ereignisse so schnell aufeinander, dass er sie kaum mitverfolgen konnte. Zuerst sah er den Araber, der auf einmal auf einem Motorrad nur einen Katzensprung entfernt von ihm saß. Er wollte gerade hinüberlaufen, als Kristian auf seinem Motorrad um den Kastenwagen bog. Kristian fuhr direkt an ihm vorbei auf den Araber zu. Plötzlich bäumte das Motorrad des Arabers sich auf und Mann und Maschine trennten sich. Der Araber vollführte einen seltsamen Salto rückwärts in der Luft. Kristians Motorrad rammte den Araber mit brutaler Kraft und mit einem dumpfen Laut, wie ein Vorschlaghammer, der auf einen Sandsack schlägt. Der Araber wurde über den Asphalt geschleudert. Kristians Motorrad schlingerte nach dem Aufprall von einer Seite zur anderen und Tom konnte sehen, dass er anscheinend aufgegeben hatte, es wieder in seine Gewalt zu bekommen. Stattdessen warf er sich nach hinten und zur Seite und rollte einige Male über den Asphalt. Das Motorrad schlingerte noch ein ganzes Stück weiter, bis es schließlich umfiel, noch einige Meter auf der Seite weiterrutschte und dann still lag. Kristian war sofort wieder auf den Füßen, obwohl er etwas angeschlagen wirkte. ‚So ein Teufelskerl‘, dachte Tom bei sich und lächelte.
Er lief zu dem Araber, der völlig unbeweglich am Boden lag, kniete sich neben ihn und untersuchte ihn auf Lebenszeichen. Kristian, der inzwischen hinzugekommen war, blieb neben Tom stehen und schaute ihm über die Schulter.
– Er atmet, sagte Tom. Aber die Frage ist, wie lange noch. Ich glaube, du hast ihm das Genick gebrochen. Kristian hatte für seinen Geschmack genug für einen Tag erlebt und fühlte sich überfordert.
– Ist das gut oder schlecht? fragte er verwirrt. Tom stand auf und schaute erst Kristian an und dann den Araber.
– Lass es mich so sagen, antwortete er, wenn ich ihm den Hals wieder einrenken könnte, würde ich es gerne tun, nur um deinen waghalsigen Stunt noch einmal sehen zu können.

Die Rakete hatte ein großes Loch in den Zaun gerissen, und durch das Loch stürmte nunmehr das gesamte Alpha-Team mit entsicherten Waffen klar zum Einsatz.
– Ist die Situation unter Kontrolle, Sir? rief der vorderste Mann. Es war derselbe Mann, den Tom mit Yemi aus Gerhards Wohnung geschickt hatte, vor etwas, was ihm jetzt wie eine Ewigkeit erschien.
– Das ist doch verdammt lustig, wie ihr immer auftaucht, wenn der ganze Spaß vorbei ist, sagte Tom mit einem breiten Grinsen. Der Mann sah verwirrt aus, und Tom beeilte sich zu sagen:
– Ich mache nur Spaß, mein Junge, ich mache nur Spaß. Ruft einen Krankenwagen für das Arschloch da drüben. Ich muss zurück zu Zebra Basis. Er fand seine Pistole ungefähr 25 Meter vom Auto entfernt.

(Fortsetzung folgt)

 

ENGLISH

The Man from Tehran

Friday, 10 February 2006

Copenhagen Airport, 4.40 p.m.

Kristian drove slowly down the coastal road on his big motorcycle. He resented this waste of time. Of course nothing will happen here, he thought. But Maria insisted to play the proper police officer. He was more or less forced to follow her example. He drove slowly south and looked over the airport grounds. In the SAS Components parking lot, someone was trying to pull something out of the back of a dark van. It had to be this giant Maria had spoken of, he thought. He slowed down even further. Did the guy intend to dump his goods in the middle of the parking lot? Well, that was his own problem after all, he thought, and was about to drive on when something caught his attention.

What the hell was the man trying to pull out of the van? Damn it, that looked like a rocket! He could hardly believe his eyes. No, that just couldn’t be! Or could it? He stopped the motorcycle and stood completely still. He focused on the object protruding from the back of the van. He was about to go over there but two things made him hesitate. Firstly, the EATO man had said at the morning briefing that no one should play the hero. You’d only get reprimanded for that. Secondly, a man jumped out of the boot at the same moment, and Kristian could see how huge he really was. Maria hadn’t exaggerated. So Kristian did the only right thing in this situation and reported over the radio. A moment later he was on his way back with orders to go to the police bus in front of the hangar.

Connie Andersen burst into the mobile command center. She was completely beside herself.
– Listen up, everyone, she said breathlessly. We just received a message about a van in the parking lot of SAS Components. She pointed in a southeasterly direction.
– We actually have two reports, she continued. It is a cargo van with French registration. The driver is a huge man, a Frenchman with an Arab appearance.

– What? Rolf called for the fourth time. Did you say with a French license plate?

– Uh, yes, said Connie, confused. And …

– Damn it, there’s the rocket launch pad, Rolf exclaimed. The van belongs to Sarkov.
– How do you know it’s a missile? asked Connie in amazement.
– Tom! We have to disarm that thing, and that in a hellish tempo! shouted Rolf.

Tom turned and grabbed Connie’s arm.

– Do you have fast transport nearby? he asked.

Connie was immediately hooked.
– You can bet on it, come on, she said, and tore herself away. I’ll arrange an excursion that you will not soon forget.
She rushed out the door and Tom followed her.

Kristian was outside with on motorcycle. Connie ran up to him.

– You have a passenger who has to go to SAS Component immediately, she said and pointed to Tom, who was walking behind her with heavy steps.

Kristian looked from Connie to Tom, confused, but then a boyish smile appeared on his face. Maybe he and Maria hadn’t gotten into the worst spot on their patrol after all, he thought.

– Jump up, buddy, let’s go, he said, flipping the visor of his helmet down. It took Tom a few seconds to swing his leg over the seat. Meanwhile Kristian started the engine.

– Hold tight! he called, accelerated and sped with daring acceleration towards the main gate.

Connie was left scratching her head. What the hell was going on here? Less than a minute after Connie and Tom had run outside, another disconcerting message was received at the command center.

– What? Rolf called for the fifth time. This was a bloody nightmare!

– Yes, the message just came in, Rolf, said the technician. They thought it might have something to do with all of this since her husband works in baggage sorting.

Rolf realized where the guiding signal was coming from. He jumped up, ran to the radio, and slammed his hand on the transmit button. Everyone with an earpiece heard what he were saying now:

– Alpha, Bravo, Charly, this is zebra base. Drop everything you have in your hands and hurry over to SAS Component in the eastern part of the airport. In a few minutes, a guided missile will be fired from a dark blue van. Repeat, SAS Component, eastern part, dark blue van. The car must be secured by all means. Tom is on the way there.
He spun around and was at the door in three jumps, tore it open and ran out. As fast as he could, he ran to the police bus, which was parked less than 30 meters from the mobile command center. A policeman was standing in front of it. He was about to say something, but recognized Rolf at the last moment. Rolf threw open the door and rushed into the bus. He looked into the astonished faces of the policemen. Then he spotted Antonsen pulling on his pipe.

– Call the control tower and let them know that flight SK779 to Budapest is not allowed to take off! called Rolf. There is the highest risk that the aircraft will be attacked with a missile once it has taken off.

Antonsen opened his eyes in disbelief, but apparently immediately understood the gravity of the situation. Without a word, he picked up his cell phone and dialed a number.

– Antonsen from the police, he said in a firm voice. Immediately stop all flights. Nobody, I repeat, nobody is allowed in the air, understand?

The person at the other end said something. Antonsen’s eyebrows grew increasingly dark. Rolf held his breath.

– Oh my good! Then you have to warn the pilot, said Antonsen. The plane will be shot at from the ground with a missile.
He listened again for a moment and then said:

– Yes, you heard right, do it now, damn it. He broke off the conversation and then looked at Rolf with a very serious expression.

– It’s probably too late. Flight SK779 is taking off right now.

Outside you could hear an airplane roaring down the runway, and a moment later it was in the air.

Kristian and Tom had raced past the main gate. The big motorcycle sped unbridled south on the coastal road. Apparently Kristian had no intention of slowing down significantly in the long curve that the coastal road formed just behind the main entrance. The motorcycle was lying dangerously low. Seconds later they came to the entrance to the SAS Component parking lot and Kristian braked sharply. Tom immediately spotted the van. The tip of a missile sticking out of the rear end was a terrifying sight. Now he hoped to God that they weren’t too late.

– Stay clear of the rear end of the vehicle, Kristian, he called. If we get into the line of fire, we’ll be done for!

Kristian nodded and turned into the parking lot. He accelerated in a wide arc around the van, which was more or less across the marked parking spaces. Shortly afterwards, the powerful motorcycle headlight shone directly into the vans windscreen. They saw a huge man in the passenger seat. He was deeply focused on something he had on his lap. A moment later they were right at the car.

The man suddenly noticed them and looked up with a crazy expression in his eyes. Kristian didn’t know whether to stay on the left side of the van or drive around, but the problem resolved itself when Tom jumped off the motorcycle. He ran resolutely to the passenger side, where the big man was sitting.

Just before the motorcycle appeared, Wahil had been sitting in deep concentration with the laptop on his lap. On the screen he had watched, with bated breath, as the flashing dots began to move towards each other. The plane was accelerating. Now he could hear the engine noise too. The time had come! He had been staring hypnotically at the small blinking dot on the screen that marked the plane. It was moving faster and faster. The two dots got closer and closer: just a few more seconds.

At that moment he was deflected by a strong beam of light that shone directly into the cabin and looked up, startled. At first he couldn’t make out what it was, but then he realized it was a motorcycle. It was coming straight at him. When the motorcycle got to the van, a big black man jumped from the back seat and headed straight to the passenger door. Despite his surprise, Wahil was quick to assess the situation. It would take the man a few seconds to reach the door. Wahil instinctively sensed that the big man was dangerous. If he was to overpower him, he had to focus on the fight. Then he remembered the pistol that he had put back in the glove compartment, but he realized that it was too late for that. The man was already at the door and had his hand on the door handle. He had to act now. Wahil hit the enter key on the laptop. Now there was no turning back. There was no cancellation function. The rocket launch mechanism was irrevocably activated.

At the same moment Tom had the door handle in his right hand. With his left hand he drew his powerful 22mm Buck Mark-John M. Browning pistol from his belt holster.

Wahil dropped the laptop and threw his shoulder against the door. The door flew right into Tom’s face, throwing him off balance. The pistol soared overhead as he stumbled three steps backwards.

Wahil used the brief moment of confusion to jump out of the van. With a feeling of anticipation throughout his body, he launched the attack. He was delighted with the size of his opponent. This fight promised to get exciting.

Beeping signals could be heard from the back of the van. Slowly at first, then faster and faster, and finally they turned into a long howling sound, and suddenly the howling was replaced by an eerie, deep hiss. The rocket left the cargo area of the van with unbelievable acceleration and pulled a curtain of smoke behind it. The boot looked as if it had caught fire.

The two big men seemed to ignore the launch completely. They were totally fixated on each other. Kristian remained seated on the motorcycle. Paralyzed with shock, he watched as the missile suddenly shot out of the back of the vehicle at breathtaking speed. He was sure he could feel the warmth from the burn as it vanished over the Oresund. He was glad he hadn’t raised his visor. The rocket drew a streak of smoke in the sky and created such a bizarre image that Kristian couldn’t take his eyes off it. Less than three seconds after the missile was launched, Flight SK779 boomed over their heads. Kristian looked alternately at the missile and the plane. God Almighty, he thought. What’s going on here? The rocket began to change direction over the Oresund.

Shortly before the missile was launched, flight SK779 had begun to accelerate. It was more than halfway down the runway when suddenly a strange order came over the radio that they should abort their take-off.

– That’s not possible! It is too late for that, replied Captain Anders Svensson.

The plane continued on its way down the runway and was about to take off. If he broke off now, he wouldn’t be able to bring it to a standstill in time. They would plow through the fence and thunder into the road.

– SK779, understood, the confirmation came from the control tower.

– Rotate, said the first officer Jens Petersen with a serious face.

– SK779, it came again from the control tower. We got a message from the police that you might be shoot down … with a missile … well, that’s what they said.

– A missile? What the hell are you talking about? Svensson replied, confused.

– Rotate, repeated Jens Petersen a little louder.

Svensson pulled the rudder back and did not hear if his last question was answered. The front end of the plane rose, and a moment later they were off the ground. Petersen turned to Svensson with a serious face.

– Have they lost their minds completely …

He paused in the middle of a sentence. Both pilots looked stunned out of the window. Less than a hundred yards to their right, something shot into the air. Whatever it was, it held almost the same course as the plane, but its speed was infinitely greater, and in an instant there was a long streak of smoke in the sky far above Saltholm in Øresund.

Captain Anders Svensson reacted quickly and very effectively in this special situation. He pulled the plane sharply to starboard and at the same time pushed the rudder forward. The aircraft was no more than about 300 meters above the ground and stopped climbing. Now they were able to accelerate much faster. The starboard heeling was so steep that all the windows on the right side of the aircraft faced straight down and those on the port side straight up into the dark afternoon sky.

Foreign Minister Svend Krog Petersen sat in a window seat in the first row on the right. Arthur Goldschmidt sat next to him with one of the two secret service agents. The other agent was level with them on the left side of the aisle. Svend Krog Petersen and the ambassador had talked quietly until the plane began to accelerate. Then they both fell silent. Svend Krog Petersen was not particularly keen on traveling by air but accepted it as one of the less pleasant sides of his job. As with most people who don’t like to fly, take-offs and landings in particular made him uncomfortable. He unconsciously held on to the two armrests. He would hold this position until the plane was properly in the air. But although he felt uncomfortable, it kind of reassured him to recognize the different phases of the take off. The front end of the aircraft would take off first, and a moment later the rear wheels would detach from the runway and the aircraft would slowly gain altitude over an extended period. A slight heeling of the aircraft to one side or the other was also part of a normal take-off.

But a severe heeling immediately after take-off was not part of the normal procedure under any circumstances. But that’s exactly what happened without any warning. Several passengers began to scream when the plane suddenly stood vertically in the air on a wing tip. Svend Krog Petersen paid no attention to the other passengers. He was sufficiently busy suppressing his own incipient panic. He looked out the window, startled, and to his great astonishment he looked straight down. Suddenly something down there caught his attention. It looked like a van that was on fire at the far end. He was sure that he saw a cloud of smoke that disappeared under the plane and out of sight. Then the aircraft jerked back to horizontal level but continued to accelerate with great force. Svend Krog Petersen wasn’t sure if he was still breathing.

Tom wasn’t prepared, when the car door was pushed open with so much force. While he was still stumbling backwards, a huge Arab-looking man burst out of the car. The Arab was similar in size and stature to himself and wasted no time. Tom didn’t get a chance to find his pistol. The man would be on him before he could reach it. In the back of his mind Tom heard a series of faint beeps coming from the back of the van. But all he could do now was focus on the immediate danger he was in. The Arab was upon Tom before Tom regained his balance. So he decided to throw himself back the moment the Arab hit his face hard. The blow brushed Tom’s chin without causing any major damage. He rolled backwards and got back to his feet in a miraculous manner. At the same moment the rocket shot out of the back of the van. Both men hesitated briefly, but almost as if on command, they were fully focused on each other and their fight again.

Kristian saw with a mixture of surprise and dismay that the missile turned around somewhere over the Oresund and was now coming back at undiminished speed, straight towards them.
– Watch out! he screamed as loud as he could.

None of the men responded to the warning and Kristian saw the great Arab attack. The missile’s speed exceeded anything Kristian could imagine in his wildest fantasies. They only had a few seconds at most before it got back to where it started and would obviously hit right next to them.

The lucky thing about Captain Anders Svensson’s maneuvers was the fact that he heeled the plane to starboard. The rocket had gained so much speed that in a few seconds it was significantly more than two kilometers from its target. The computer built into the rocket was constantly calculating and had already known before it was launched that the direction was wrong. The target was in the opposite direction. But everything had to be in its right order, even for a guided missile. To be able to maneuver properly, it first had to get into the air and reach a high speed. Only then would it search for its goal.

However, the target with the guiding signal in the hold was no longer within range of the homing electronics in the rocket. But the computer remembered the last position the target had been in before it was disconnected. The missile was now trying to get back to exactly that point. The computer decided to turn to port, in the opposite direction from flight SK779. The missile turned 180 degrees and was now on its way back to a point about fifty yards inside the fence. Had Captain Svensson decided to heel to port, the computer would surely have picked up the signal again and everything would have turned out differently, fatally differently. Likewise, if the control tower had managed to stop the aircraft before take-off, events could have taken an entirely different direction. The missile’s computer would have found its destination on the way back, and the fate of the plane and its passengers would have been sealed. But flight SK779 was now far over Dragør and out of the maximum range of the homing electronics.

Tom could tell by the way the Arab moved that the man was trained in man-to-man combat. So Tom wasn’t going to take any chances. The two men were now facing each other. Somewhere in the background Tom heard a voice scream “watch out!” Then the Arab attacked again. The man’s expression was terrifying, but Tom was never afraid once he got going. He could feel restless before and after a fight, but never during it. In contrast to the first attack, Tom was prepared this time. When the Arab was almost there, he took a quick step to the right and at the same time turned so that the Arab now had his side towards him. Now it was Tom’s turn to attack. For the second time a voice called “watch out!” and at that moment Tom hit the Arab with a violent punch on the left cheekbone. The Arab’s head flew to one side. The blow threw him completely off balance. He stumbled towards the van and reflexively reached for the open back door for support. The door gave way under his weight and he fell onto the asphalt behind the car.
Tom looked over to Kristian and wondered why he was lying flat on the floor. Then suddenly he heard a hissing noise coming closer. He looked up. The missile swooped overhead and struck behind the fence, less than fifty metres from them. The explosion was huge, but the subsequent blast was worse. Tom threw himself down, but hadn’t hit the ground yet, when the air pressure knocked him back up like a piece of paper. It brutally threw him into the side of the van and forced the air out of his lungs. Tom was close to fainting. Only his generally good physical condition and hard training helped him to remain conscious.

Wahil was hiding behind the car. He was still completely dazed after the blow and shook his head to clear it up. The shock wave had tilted the van dangerously, but had not overturned it. Wahil got to his feet slowly and uncertainly and tried to orientate himself. He knew it was all over. The attack had failed.

He couldn’t see the big black man anywhere, and his only thought was to get away. He looked around and saw his motorcycle a little further away in the parking lot, where it was lying overturned. He walked towards it with unsteady steps.

The shock wave had thrown Kristian several meters across the parking lot and his motorcycle fell over as if it were made of cardboard. However, he got back on his feet immediately. The sturdy motorcycle suit and heavy helmet had protected him effectively. He was still in front of the van, but his motorcycle was to his left. He couldn’t see the stranger or Tom and walked around the car to see what had happened. Then he noticed the big Arab staggering towards a motorcycle that was lying on the ground a few meters away. Kristian didn’t know if the Arab was armed, but he wasn’t going to take any unnecessary risks. The real danger had been averted, now the bastard just had to be arrested. He ran to his own motorcycle. With difficulty he got it up and mounted. He turned the ignition key and the powerful engine started immediately. He put the bike into gear and accelerated quickly around the van. The Arab had meanwhile gotten his own motorcycle up and had mounted it. Kristian clenched his teeth and turned up the gas. The heavy motorcycle jumped in the direction of the big Arab.

Wahil reached his motorcycle and got it up. The key was still in the ignition and he turned it. The engine started obediently and Wahil put the bike into gear. Suddenly he was hit in the face for the second time in a few minutes by a strong beam of light. His head was still a little shaken, and it took a few seconds before he realized what was happening. Reflexively he accelerated and tried to escape. He let go of the clutch too quickly, with the result that the little motorcycle bucked like a rodeo horse, and Wahil did an involuntary backflip in the air. Kristian’s heavy motorcycle hit him like a battering ram as he hung upside down in the air. The impact threw him several meters over the paved parking lot, where he fell and did not move.

Tom recovered and carefully got up. He looked around. Then events followed one another so quickly that he could hardly keep track of them. First he spotted the Arab who was now sitting on a motorcycle only a stone’s throw away from him. He was about to run over to him, when Kristian came around the van on his motorcycle. Kristian drove right past him towards the Arab. Then suddenly the Arab’s motorcycle reared up and man and machine parted. The Arab performed a strange somersault backwards in the air and Kristian’s motorcycle rammed him with brutal force. It made a sound like a sledgehammer hitting a sandbag. The Arab was thrown across the asphalt. Kristian’s motorcycle lurched from side to side after the impact and Tom could see that he had apparently given up on getting it back under his control. Instead, he threw himself backwards and to the side and rolled over the asphalt a few times. The motorcycle lurched a good bit further until it finally fell over, slipped a few more meters on its side and then lay still. Kristian was immediately back on his feet, even though he looked a little battered. ‚What a devil,‘ Tom thought to himself and smiled.

He ran to the Arab, who was lying motionless on the ground, kneeled down next to him and examined him for signs of life. Kristian, who had meanwhile arrived, stopped next to Tom and looked over his shoulder.

– He’s breathing, said Tom. But the question is how much longer. I think you broke his neck.

Kristian had experienced enough for one day and felt hugely overwhelmed.

– Is that good or bad? he asked confused.

Tom got up and looked first at Kristian and then at the Arab.
– Let me put it this way, he replied, if I could straighten his neck again, I would like to do it just to be able to see your daring stunt once again.

The missile had torn a large hole in the fence, and through the hole the entire Alpha team was now charging into action with their weapons unlocked.
– Is the situation under control, sir? shouted the foremost man. It was the same man Tom had sent with Yemi from Gerhard’s apartment, something that now seemed to him like an eternity ago.

– It’s damn funny how you always show up when all the fun is over, said Tom with a big grin. The man looked confused and Tom hurried to say:

– I’m just kidding, my boy, I’m just kidding. Call an ambulance for that asshole over there. I have to go back to Zebra Base.
He found his pistol about 25 meters from the car.

(To be continued)

Der Mann aus Teheran, Flughafen Kopenhagen … The man from Tehran, Copenhagen airport

CoverDeutsch

 

Der Mann aus Teheran

Freitag, 10. Februar 2006

Flughafen Kopenhagen 16.25 Uhr

Jespers Hände schwitzten, aber er merkte es nicht. Es war an der Zeit, jetzt oder nie. Wieder einmal hatte er den kleinen Gegenstand in Kreditkartegröße in der Hand. Dieses Mal war es keine Generalprobe in Gedanken mehr, nein, jetzt war es ernst. Auf der Vorderseite des Gerätes befand sich ein Feld, das auf die Berührung mit dem Finger reagierte. Er zögerte einen Moment, aber dann drückte er mit einem verschwitzten Finger auf das Feld. Das Gerät gab einen schwachen Piepton von sich und eine kleine gelbe Lampe leuchtete auf. Bestens, dachte er. So weit so gut. Er hatte mit Entsetzen daran gedacht, dass das Gerät möglicherweise defekt war. Was würde dann mit Tine und den Kindern geschehen? Er bemerkte, dass seine Hände zitterten. Jetzt musste er sich zusammenreißen. Er drehte das Gerät um und zog an einem Stück Ölpapier, das die gesamte Rückseite bedeckte. Er entfernte das Papier und machte damit eine stark klebende Oberfläche frei. Jetzt konnte das Gerät praktisch auf jeder Oberfläche angebracht werden, ohne dass es herunterfiel. Er sah sich um. Alle waren beschäftigt. Es war einer der verkehrsreichsten Zeitpunkte des Tages. Er atmete ein paar Mal tief ein und aus und ging dann zielstrebig zu dem Band, an dem das Gepäck für Flug SK779 auf den Wagen geladen wurde. Das kleine Gerät hielt er in seiner Hand versteckt. Ein ausländischer Agent befand sich dort seit die Beladung des Flugzeugs begonnen hatte. Jesper sah ihn abschätzend an. Er wirkte alles andere als freundlich. So müssen Agenten wohl sein, dachte er.

Viele Schauspieler müssen sich vor Nervosität übergeben, kurz bevor sie auf die Bühne gehen, aber wenn sie ihre ersten Zeilen gesprochen haben, tritt ein ganz anderer Mechanismus in Aktion. Das gleiche Adrenalin, das ziellos im Körper herumtobte, bevor der Vorhang hochging, wird dann in die Energie umgewandelt, die für die gewünschte Leistung sorgt. Dies war auch der Fall bei Jesper. In dem Augenblick, als er an der Gepäckstelle ankam, verdampfte alle Nervosität wie Tau in der Sonne. Er war bereit, die Vorstellung seines Lebens zu geben.
– Wenn Sie schon nicht beim Laden helfen wollen, dann stehen sie wenigstens nicht im Wege, sagte er in englischer Sprache zu dem Agenten. Der Agent sah in verächtlich an.
– Immer mit der Ruhe, Mann, wir erledigen nur unseren Job, antwortete er kalt. Warum konzentrieren Sie sich nicht einfach auf Ihre eigene Arbeit!
– Wie zum Teufel kann man das, wenn hier so viele Leute herumrennen sagte Jesper. Aber das ist natürlich nicht Ihre Schuld, Kollege. Der Agent antwortete nicht, sondern blickte wachsam umher, überall, nur nicht dorthin, wo er und Jesper standen. Komisch, dass die Leute nie damit rechnen, Dinge könnten sich direkt vor ihrer Nase abspielen, dachte Jesper mit einem Selbstvertrauen, das er nie erwartet hätte jemals zu besitzen. Er wählte einen Koffer, der mit einem breiten Gurt umwickelt war und packte ihn mit einer Hand, während er mit der anderen Hand dafür sorgte, das Gerät an der Innenseite des Gurts anzubringen. Er gab vor, das Gepäcklabel zu überprüfen. Gleichzeitig drückte er mit dem Finger auf dasselbe Feld, das er einen Augenblick vorher aktiviert hatte. Er hielt den Druck für etwa drei Sekunden, bis das Gerät einen Piepton von sich gab, der so schwach war, dass nur er ihn hören konnte. Dann ließ er den Koffer los. Jetzt hatte er getan, was man von ihm verlangt hatte und für den Rest war er nicht verantwortlich.

Eines der speziellen, kleinen Fahrzeuge, die die Gepäckanhänger bewegen, kam mit vier leeren Anhängern im Schlepptau in die Halle geschossen. Mit einer geübten Bewegung koppelte der Fahrer die Anhänger ab ohne anzuhalten, und fuhr direkt zu den fast gefüllten Anhängern für Flug SK779.
– Hallo Jesper, sagte der Fahrer grinsend. Du willst mir doch wohl nicht erzählen, dass du heute selber mal was tun willst?
– Wenn ich nicht helfen würde, könnten wir das Gepäck für Budapest in ein paar Tagen in Hongkong abholen, gab Jesper mit gleicher Münze zurück. Wie sieht es aus, kommt ihr klar?
– Wir schaffen es schon, antwortete der Fahrer. Der schlimmste Druck ist bald vorbei. Was sagst du zu der Schießerei in 2? Starkes Stück, was? Jesper war verwirrt, Schießerei? Was für eine Schießerei? dachte er.
– Ja, eine schöne Scheiße, gelang es ihm zu antworten. Aber jetzt lass uns weitermachen. Er ging zum Büro zurück und traf unterwegs Birthe.
– Hallo Jesper, sagte sie und sah ihn aufmerksam an. Ist alles in Ordnung? Im Moment ging es Jesper wie einem Schauspieler, der gerade eine Spitzenleistung geliefert hat. Er war zutiefst erschöpft, bis ins Knochenmark hinein.
– Ja, ich glaube, mir geht es jetzt gut, sagte er. Aber sag mal, weißt du etwas von einer Schießerei? Hast du was gehört?
– Aber ja, natürlich habe ich davon gehört, antwortete sie. Alle wissen davon! Du, Jesper, ist da etwas worüber du gerne sprechen möchtest?

Jesper drehte sich um und sah, dass der Wagen mit dem ‚Gerät‘ nicht mehr in der Halle war. Es war auf dem Weg zu Flug SK779.
– Nein, da ist nichts, antwortete er. Ich garantiere dir, dass ich morgen wieder ganz der Alte bin. Da war einfach … nun, da war einfach etwas, das überstanden werden musste, weißt du. Lass uns später darüber reden. Er verschwand im Büro. Birthe blieb eine Weile stehen und schaute ihm nach. Dann zuckte sie mit den Schultern, drehte sich auf dem Absatz um und ging zurück zu ihrer Arbeit. Wenn er nicht mit mir reden will, kann ich nichts machen, dachte sie.

Flughafen Kopenhagen, 16.30 Uhr

Die Passagiere für Flug SK779 nach Budapest hatten vor einer Viertelstunde begonnen an Bord zu gehen. Das Flugzeug war überbucht, daher gab es Gedränge am Schalter. Polizisten in Kampfuniform bildeten einen Ring um den Flugsteig. Niemand ohne eine gültige Bordkarte konnte auch nur in die Nähe kommen. Der US-Botschafter aus Stockholm, der dänische Außenminister und die Basketball-Spieler waren als Erste an Bord gebracht worden. Jetzt füllte das Flugzeug sich langsam. Wenn die Passagiere ihre Bordkarten vorzeigten, wurde ihr Handgepäck auf ein Förderband gelegt und durch einen Scanner geführt. Sie selbst mussten sogar noch einmal durch einen Metalldetektor gehen, ganz so, wie Antonsen es angeordnet hatte. Das Boarden ging langsam vonstatten und ab und zu wurde es durch den piependen Metalldetektor noch mehr verzögert. Jedes Mal, wenn das geschah, musste ein Sicherheitsbeamter den betreffenden Passagier mit einem Handgerät abtasten, und jedes Mal handelte es sich lediglich um ein Schlüsselbund oder andere harmlose Gegenstände. Nach und nach wurde die Warteschlange jedoch immer kürzer, und endlich konnte das Kabinenpersonal dem Kapitän „Boarding completed“ melden.

An Bord sprach man darüber, was in Terminal 2 passiert war. Nur wenige der Passagiere waren selber zugegen gewesen. Die meisten hatten nur Gerüchte gehört. Das am weitesten verbreitete Gerücht war, dass ein palästinensischer Selbstmordattentäter erschossen worden war, bevor er seine Bombe hatte zünden können. Die interessanteste Version war, dass fünf Al-Qaida-Terroristen in den Terminal eingedrungen und auf den dänischen Außenminister und den US-Botschafter zugelaufen waren. Die Polizei hatte sie jedoch allesamt im letzten Augenblick erschießen können. Aber gleichgültig welche Version man gehört hatte, so waren sich alle darüber einig, dass die Sicherheit am Kopenhagener Flughafen erstklassig war. So gut, dass man sich vollkommen sicher fühlen konnte, wenn man von dort flog. Im Cockpit warteten die Piloten auf die Starterlaubnis vom Kontrollturm.

Tom stand in der kalten Abendluft weniger als fünfzig Meter von der mobilen Kommandozentrale entfernt. Er hatte bange Vorahnungen, wusste aber nicht, wie er damit umgehen sollte. Er war ein ausgesprochen handlungsorientierter Mann. Unsicherheit und mangelnde Klarheit über eine Situation bereiteten ihm Unbehagen. Er konnte das nagende Gefühl nicht loswerden, dass sie alle in die falsche Richtung schauten. Aber worauf sollen wir achten, fragte er sich selbst? Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als ein Anruf für ihn kam.
– Zebra-09,  hier Zebra Basis, bitte kommen, klang es metallisch in seiner Hörmuschel.
– Zebra-Basis,  hier Zebra-09 hier, antwortete er sofort.
– Wir haben ein nicht identifiziertes Signal aufgefangen, sagte die Stimme. Es ist ziemlich kräftig. Tom lief ein kalter Schauer über den Rücken. Ein nicht identifiziertes Signal, dachte er. Der Gedanke war beängstigend.
– Bin auf dem Weg, sagte er und lief schnell zur Zentrale zurück. Kurz darauf stand er neben einem Techniker und hörte einen pulsierenden Ton, den ihre moderne Ausrüstung erfasst hatte und der nun über die Lautsprecher übertragen wurde.
– Es ist ein Signal oder ein Impuls, Tom, sagte der Techniker.
– Wo kommt es her? fragte Tom, mit wachsendem Unbehagen. Der Techniker schüttelte den Kopf.
– Ich kann es nicht genau sagen, antwortete er. Aber ich meine, es ist nicht sehr weit weg. Um den genauen Ursprungsort zu ermitteln, brauche ich Peilungen aus unterschiedlichen Richtungen.
– Dazu haben wir keine Zeit, sagte Tom und schaute suchend auf den Bildschirm. Wo ist Pertti oder Matts?
– Pertti sitzt im Tagungsraum nebenan, gelang es dem Techniker zu sagen, als Tom auch schon seinen Punkt auf dem Bildschirm gesehen hatte. In drei Schritten war Tom an der Tür zum Tagungsraum. Er riss sie auf.
– Pertti! Rein hier, schnell, sagte Tom in einem Tonfall, der keinen Zweifel am Ernst der Lage ließ. Pertti war auf den Beinen, bevor Tom ausgesprochen hatte und lief direkt hinter Tom in die Kommandozentrale.
– Wo brennt es? fragte er.
– Hör zu! Was ist das für ein Signal? fragte Tom, und sie hörten beide auf den regelmäßigen Puls.
– Welche Frequenz? fragte Pertti aufgeregt. Der Techniker tastete schnell einige Daten ein und die Frequenz wurde sofort auf dem Bildschirm angezeigt. Pertti zuckte zusammen, als er die Frequenz erkannte und er schrie fast:
– Ein Fernlenkimpuls, verfluchter Scheißdreck, jemand will eine Rakete auf den Flughafen abfeuern.

Rolf hatte Terminal 3 für ein paar Minuten verlassen und war in Richtung der mobilen Kommandozentrale gegangen. Von Weitem sah er Tom mit großer Eile durch die Tür des Wagens verschwinden. Er runzelte die Stirn und beschleunigte seine Schritte. Warum diese Hast, dachte er. Was ist los? Kurz danach betrat er den Wagen. Er spürte sofort die drückende Atmosphäre und blickte in die Gesichter der Umstehenden.
– Was ist passiert? fragte er mit ernster Miene. Tom wandte sich vom Bildschirm weg und sein Blick ließ in Rolf keinen Zweifel am Ernst der Situation aufkommen.
– Gut, dass du da bist, Rolf, sagte er. Wir glauben, dass eine Rakete auf den Flughafen gerichtet ist. Wir haben aber keine Ahnung, wo sie sich befindet und wer oder was das Ziel ist. Rolf wusste nicht, was er erwartet hatte zu hören, aber sicherlich nicht, dass eine Rakete auf den Flughafen gerichtet war.
– Was? rief er entsetzt aus. Soll das heißen, dass …
– Zwei Polizisten wurden in Terminal 2 tot aufgefunden! rief einer der Techniker plötzlich. Der Gedanke an die Rakete war noch nicht einmal in Rolfs Bewusstsein gesickert, als die Nachricht von den Polizisten ihn erneut aufschreckte.
– Was? rief er zum zweiten Mal. Was zum Teufel geht hier vor? Er strich sich mit der Hand durchs Haar. Jetzt müssen wir die Ruhe bewahren, dachte er. Jedes Ding zu seiner Zeit.
– Die Polizei muss sich um die toten Polizisten kümmern, sagte er. Aber eine Rakete sagt ihr, woher wissen wir …
– Wir wissen es, weil wir einen Fernlenkimpuls von irgendwo auf dem Flughafengelände auffangen, unterbrach ihn Pertti.
– Wenn es sich um eine Rakete handelt, muss sie ja irgendwo aufgestellt sein, sagte Tom.
– Klar, sagte Pertti. Und diese Art von Signal hat nur eine maximale Reichweite von wenigen Kilometern. Also muss die Abschussrampe irgendwo in der Nähe sein.
– Setzt eine Nachforschung in Gang, sofort, sagte Rolf. Findet sie, bevor es zu spät ist, wenn es denn nicht schon zu spät ist. Tom beugte sich über das Steuerpult und rief Alpha-Team:
– Alpha-Team, Zebra-Basis hier, bitte kommen.
– Alpha-Team hier, kam die Antwort sofort.
– Wir suchen eine Abschussrampe für eine Rakete irgendwo auf dem Flughafengelände, sagte Tom. Sie kann überall sein. In einem leer stehenden Gebäude, in einem LKW oder auf jedem beliebigen Dach.
– Wir sind am Ball, kam die Antwort.
– Hat denn niemand einen Vorschlag oder eine Vermutung, was das Ziel der Rakete sein könnte? fragte Pertti.
– In meinen Augen gibt es nur zwei wahrscheinliche Ziel für eine Rakete, sagte Tom, die Pressekonferenz oder das Flugzeug. Das Flugzeug halte ich für unwahrscheinlich. Man kann einen aktivierten Fernlenkimpuls nicht im Gepäck durch die Sicherheitskontrolle schmuggeln. Es muss die Pressekonferenz sein.

Das hörte sich logisch an dachte Rolf, aber irgendetwas stimmte nicht.
– Das macht keinen Sinn, sagte er. Die Pressekonferenz ist vorbei, und das Ablenkungsmanöver in Terminal 2 fand zeitgleich mit der Pressekonferenz statt. Das müssen die Angreifer wissen. Könnte es sein, dass einer der Passagiere das Signal trägt? Er schaute abwechseln zu Pertti und Tom.
– Nein, unwahrscheinlich, sagte Tom. Antonsen hat eine Sicherheitskontrolle direkt am Flugsteig angeordnet. Das Signal kommt nicht unbemerkt durch.  Das ist schlimmer als ich befürchtet hatte, dachte Rolf. Dann kam ihm Lisbeth in den Sinn! Sie konnte irgendwo in der Abflughalle sein. Wenn die Rakete auf die Abflughalle gerichtet war, wäre sie in äußerster Gefahr. Er ließ seine Augen über den Bildschirm gleiten. Er fand bald ihre Position. Ja, sie war in der Abflughalle, konnte er sehen, auf halbem Wege zwischen Terminal 2 und Terminal 3.
– Das ist das reine Chaos hier, sagte er. Wir müssen die verdammte Rampe finden!

Flughafen Kopenhagen, 16.35 Uhr

Flug SK567 nach Paris Charles De Gaulle beschleunigte in nord-östlicher Richtung, und wenige Sekunden später hob das Flugzeug in Richtung Öresund ab. Mohammad Reza Shafari hatte einen Fensterplatz auf der rechten Seite hinten im Flugzeug. Unter ihnen tauchten die Gebäude von SAS Components auf, und auf einem Parkplatz direkt links daneben hielt ein dunkler Kastenwagen fast parallel zur Startbahn. Mohammad bemerkte dieses kleine Detail nicht, aber er hätte sich gefreut, wenn er gewusst hätte, was in dem Kastenwagen gerade vor sich ging. Ein paar Sekunden später verschwand das Festland, und die Öresund-Brücke zeichnete sich als Silhouette nicht weit unter ihnen ab. Das Flugzeug krängte nach Steuerbord und legte sich auf einen südlichen Kurs, während es stetig an Höhe gewann. Kurz darauf hatten sie den Kopenhagener Flughafen und das Drama, das sich dort abspielte, weit hinter sich gelassen. Mohammads Teil der Mission war abgeschlossen. Über das Ergebnis der gemeinsamen Anstrengungen, würde er morgen in Paris in der Zeitung lesen können.

Wahils Herzschlag wurde schneller und schneller. Vor einem Moment war das Lenksignal auf dem Bildschirm des Laptops aufgetaucht. Der Computer stand immer noch in Verbindung mit dem Computer der Rakete. Nun konnte er die nächste Phase der Armierung abschließen. Er peilte den Zielsucher der Rakete auf den rhythmischen Fernlenkimpuls ein und machte klar zum Feuern. Kurz darauf meldete der Computer, dass alle Systeme bereit waren. Jetzt brauchte er nur noch auf die Eingabetaste zu drücken, um die Rakete auf den Weg zu schicken. Mit dem Computer in den Händen stieg er aus der Seitentür des Laderaumes und ging um den Wagen herum zur Beifahrerseite. Er öffnete die Tür und legte vorsichtig den Computer auf den Sitz. Er war sehr darauf bedacht, nicht versehentlich die Tastatur berühren.

Dann ging er hinter den Wagen, öffnete die beiden hinteren Türen so weit wie es ging und sprang in den Laderaum. Mit einem Griff löste er den Riemen, mit dem das Motorrad befestigt war und stellte es auf den Parkplatz. Dann begann er, die schwere Abschussrampe weiter nach hinten zur Türöffnung zu ziehen. Schließlich hing die Spitze der Rakete über den Rand des Anhängers hinaus. Wahil ließ die beiden Hintertüren weit offen stehen. Jetzt hatte die Rakete freie Bahn über den Öresund; in der gleichen Richtung, die Flug SK779 gleich nehmen würde. Er ging zurück nach vorne und setzte sich auf den Beifahrersitz. Er nahm vorsichtig den Computer auf den Schoß. Der Bildschirm zeigte zwei Lichtpunkte: der eine repräsentierte die Rakete, der andere einen bestimmten Koffer im Laderaum von Flug SK779. Der Letztere blinkte und bewegte sich langsam. Wahil nahm an, dass das Flugzeug jetzt in Richtung Startbahn rollte.

Williams war dem langhaarigen Mann für eine Weile auf Abstand gefolgt. Sein sechster Sinn schrie ihn an, dass dieser Kerl Akhmahel sein musste, obwohl er gut verkleidet war. Williams war entschlossen, die Wahrheit herauszufinden. Jetzt ging es nur darum, den richtigen Ort zu finden, um zuzuschlagen. Williams wusste allerdings nicht, dass er selbst verfolgt wurde.

Sadou hielt Abstand zu dem kräftigen, verbissenen Typ. Er versicherte sich jedoch die ganze Zeit, dass die Entfernung nicht so groß wurde, dass er ihn aus den Augen verlor. Wenn Akhmahel bereits jetzt die Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte, konnte es gefährlich werden. Er beruhigte sich jedoch damit, dass nichts mehr den eigentlichen Angriff beeinflussen konnte. Akhmahel und er sollten nur zur allgemeinen Verwirrung beitragen. Um den Angriff würde Wahil sich kümmern.

Jørgen war höchsten ein paar Meter von Sadou entfernt, aber die beiden Männer waren nicht aufeinander aufmerksam geworden, obwohl sie ein gemeinsames Ziel hatten: beide beschatteten Williams. Jørgen erkannte, dass Williams offenbar beschlossen hatte, dem langhaarigen Mann zu folgen. Er wusste aber nicht, was er davon halten sollte. Vielleicht wusste Williams etwas über den Mann, was niemand sonst wusste. Nun, das würde sich bald zeigen, dachte er.

Akhmahel ging nach rechts in einen langen Gang mit Flugsteigen auf beiden Seiten so weit das Auge reichte. Er wollte so weit wie möglich an das Ende des Ganges kommen, um gute Aussicht auf den Abschuss des Flugzeugs zu haben. Aber zunächst musste er herausfinden, ob er selbst verfolgt wurde. Er betrat den ersten Waschraum, an dem er vorbeikam. Williams folgte Akhmahel in den Gang und Sadou und Jørgen gingen den gleichen Weg. Als der langhaarige Mann in einen Waschraum ging, beschloss Williams, ihm nachzugehen. Er war mehr und mehr davon überzeugt, dass der Mann kein Geringerer als der Sohn des Professors sein musste, Akhmahel bin Kanhal. Es war an der Zeit, alte Rechnungen zu begleichen. Er schaute sich über die Schulter, bemerkte aber weder Sadou noch Jørgen. Er nahm eine kleine Schachtel aus seiner Jackentasche. Mit einer Vorsicht, als ob es sich um ein rohes Ei handelte, nahm er einen Ring aus der Schachtel und steckte ihn auf den rechten Mittelfinger. Er sah sich noch einmal um und ging dann in den Waschraum.
Sadou beobachtete, wie der Fremde stehenblieb und etwas aus seiner Tasche nahm. Er konnte jedoch nicht sehen, um was es sich handelte und was der Mann damit machte. Aber dann ging der Mann Akhmahel in den Waschraum nach. Sadou wurde sofort von bangen Vorahnungen ergriffen. Akhmahel war unbewaffnet. Ich habe die Pistole, dachte er. Er musste schnell handeln und beeilte sich, dem Mann zu folgen.
Jørgen hatte natürlich auch beobachtet, dass Williams etwas aus der Tasche zog, bevor er dem langhaarigen Mann folgte, aber er entschied sich zu bleiben, wo er war, um sich Williams gegenüber nicht zu entlarven. Ein anderer Reisender ging ebenfalls in den Waschraum. Akhmahel war nicht weiter gekommen, als seinen Koffer auf den Boden zu stellen, als Williams auftauchte. Sie waren allein.
– Dürfte ich bitte Ihren Pass sehen? fragte Williams, und zeigte Akhmahel mit der linken Hand seinen CIA-Ausweis. Akhmahel war durch diese unerwartete Konfrontation sichtbar aus dem Gleichgewicht gebracht, gewann aber schnell wieder seine Fassung. Dann erkannte er den Mann von vorher am Fahrstuhl.
– CIA! rief er aus. Sie haben doch sicher keine Befugnisse hier in Kopenhagen. Er lächelte Williams schief an.
– Machen Sie sich darüber keine Gedanken, erwiderte Williams scharf und steckte seinen Ausweis zurück in die Tasche. Aus der Brusttasche seines Hemdes, nahm er ein altes, vergilbtes Stück Papier.
– Dürfte ich bitte Ihren Pass sehen? wiederholte er. Ein Mann kam in den Toilettenraum und Williams brach ab. Stattdessen griff er mit seiner linken Hand Akhmahel am Arm und begann, ihn mit sich zu ziehen. Plötzlich konnte man einen gedämpften Lauf hören, und Williams fühlte einen Stich im Rücken. Er wollte sich umdrehen, aber mit einem Mal wurde ihm schwarz vor Augen, und er fiel zu Boden. Sadou gab Akhmahel blitzschnell die Waffe in die Hand, drehte auf dem Absatz um und verschwand schnell wieder aus den Waschräumen. Akhmahel steckte die Pistole in seine Innentasche, ergriff seinen Aktenkoffer und eilte ebenfalls hinaus. Nun mussten sie beide so schnell wie möglich von der Bildfläche verschwinden. Als Akhmahel aus der Tür trat, ging er an einem jungen Mann vorbei, der offenbar hineingehen wollte. Wir verschwinden absolut im letzten Augenblick, dachte er.

Draußen auf dem Gang verfolgte Jørgen die Geschehnisse mit großem Interesse. Der Mann, der unmittelbar nach Williams in den Waschraum gegangen war, kam als Erster wieder heraus. Er hatte weniger als 10 Sekunden gebraucht. Das war ungewöhnlich schnell für einen Toilettenbesuch, dachte Jørgen. Fast unmittelbar danach kam der langhaarige Mann heraus. An der Tür passierte er einen jungen Mann, der gerade hineinging. In Jørgens Kopf blinkten alle Warnlampen. Wo blieb Williams ab? Was zum Teufel sollte das hier bedeuten? Er beschloss, ebenfalls in den Waschraum zu gehen, kam aber nur drei Schritte weit bevor der junge Mann, der zuletzt hineingegangen war, wieder herausstürzte.
– Hilfe! schrie er. Da ist ein Mann auf der Toilette. Ich glaube er ist tot! Er blutet! Weiter kam er nicht, als Jørgen bereits an ihm vorbei war und bei Williams kniete. Eine schnelle Untersuchung ergab, dass Williams nicht tot war, aber stark aus einer Wunde im Rücken blutete. Williams hielt etwas in seiner linken Hand, und Jørgen nahm es vorsichtig an sich. Es war ein altes Stück Papier, eine Liste mit Namen. Er steckte es in die Tasche. Vielleicht würde es sich zu einem späteren Zeitpunkt als wichtig erweisen. Er funkte Zebra-Basis an und rannte aus dem Waschraum, direkt in Lisbeths Arme.

Lisbeth hatte nicht gewusst, in welche Richtung sie gehen sollte und war ihrer Intuition gefolgt. Vor einem Moment war sie um die Ecke gebogen in einen der Gänge, der zu Flugsteigen führte. Plötzlich sah sie etwas weiter weg Jørgen. Er schien den Eingang zu einem der Waschräume des Flughafens zu beobachten. Sie wollte gerade zu ihm gehen, als die Ereignisse sich überschlugen. Zwei Männer kamen eilig aus dem Waschraum, während Jørgen anscheinend hineingehen wollte. In diesem Moment stürzte ein dritter Mann heraus, und so weit wie Lisbeth es aus der Entfernung hören konnte, rief der Mann „Hilfe“. Jørgen verschwand im Waschraum. Der ganze Vorfall kam Lisbeth so merkwürdig vor, dass sie beschloss, ihm zu folgen. Sie war gerade erst an dem kleinen Durchgang zwischen Herren- und Damen-Toilette angekommen, als Jørgen bereits wieder herausstürzte, direkt in ihre Arme.
– Hallo, immer mit der Ruhe, was ist pass…
– Williams ist erstochen oder erschossen worden, sagte Jørgen schnell. Hast du die beiden Männer gesehen, die gerade hier rauskamen? Lisbeth war schockiert.
– Ja, ich habe sie gesehen, gelang es ihr zu antworten.
– Sie sind mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit die Täter, sagte er.
– Bleib bei Williams, sagte sie. Ich versuche sie zu finden. Sie sind weiter den Gang entlang gegangen. Er endet blind.

Rolf zog die Augenbrauen so hoch, dass sie fast seinen Haaransatz berührten.
– Was? rief er zum dritten Mal innerhalb kurzer Zeit. Williams ist erschossen worden?
– Ja, oder erstochen, sagte Tom. Jørgen hat es  soeben gemeldet, aber offenbar lebt Williams noch.
– Nichts ist mehr unter Kontrolle, sagte Rolf. Jetzt sind wir gezwungen, den Flughafen abzuriegeln, egal was zum Teufel Minister und Botschafter dagegen einzuwenden haben. Tom nimm Kontakt zur Flughafenleitung auf, und lass mit sofortiger Wirkung sämtlichen einkommenden und ausgehenden Flugverkehr stoppen.

(Fortsetzung folgt)

ENGLISH

The Man from Tehran

Friday, 10 February 2006

Copenhagen Airport 4:25 p.m.

Jesper’s hands were sweating, but he didn’t notice. It was time, now or never. Once again he had the small credit card sized item in his hand. This time it was no longer a dress rehearsal in his mind, no, now it was showtime. On the front of the device was a field that responded to the touch of a finger. He hesitated a moment, but then pressed the field with a sweaty finger. The device gave a faint beep and a small yellow lamp lit up. Fine, he thought. So far so good. He had thought with horror that the device might be defective. Then what would happen to Tine and the children? He noticed that his hands were shaking. Now he had to pull himself together. He turned the device over and pulled on a piece of oiled paper that covered the entire back. He removed the paper, exposing a very adhesive surface. Now the device could be placed on virtually any surface without falling off. He looked around. Everyone was busy. It was one of the busiest times of the day. He took a few deep breaths and then walked purposefully to the belt where the baggage for flight SK779 was being loaded onto the car. He kept the small device hidden in his hand. A foreign agent had been there since the loading of the plane began. Jesper looked at him appraisingly. He didn’t seem friendly. Maybe Agents had to be like that, he thought.

Many actors throw up nervously just before they go on stage, but by the time they have said their first lines a very different mechanism takes effect. The same adrenaline that raged around aimlessly in the body before the curtain went up, is then converted into the energy that provides the desired performance. This was also the case with Jesper. The moment he reached the baggage claim, all nervousness evaporated like dew in the sun. He was ready to give the performance of his lifetime.

– If you don’t want to help with the loading, at least don’t stand in the way, he said to the agent in English. The agent looked at him contemptuously.

– Take it easy, man, we’re just doing our job, he replied coldly. Why not just concentrate on your own work!

– How the hell can one do that with so many people running around here, said Jesper, but of course that is not your fault, colleague.

The agent didn’t answer, but looked around cautiously, everywhere, except where he and Jesper were standing. Funny how people never expect things to happen right under their noses, Jesper thought with a confidence he never expected he would ever have. He chose a suitcase that was wrapped with a wide strap and grabbed it with one hand while using the other hand to make sure the device was attached to the inside of the strap. He pretended to check the baggage label. At the same time he pressed his finger on the same field that he had activated a moment before. He held the pressure for about three seconds until the device emitted a beep that was so weak that only he could hear it. Then he let go of the suitcase. Now he had done what was asked of him and he was not responsible for the rest.

One of the special, small vehicles that move the baggage trailers shot into the hall with four empty trailers in tow. With a practiced movement, the driver uncoupled the trailers without stopping and drove straight to the almost full trailers for flight SK779.

– Hello Jesper, said the driver with a grin. Don’t tell me that you want to do some work yourself today?

– If I wasn’t here to supervise you, we would find the luggage for Budapest in Hong Kong in a few days, Jesper returned with the same coin. What is the situation, are you okay?

– We’ll manage, answered the driver. The worst pressure will soon be over. What do you think of the shooting in 2? That’s preety steep, huh?

Jesper was confused. Shooting? What kind of shootout? he thought.

– Yes, pure horror, he managed to answer. But now let’s move on. He went back to the office and met Birthe on the way.

– Hello Jesper, she said and looked at him carefully. Is everything ok?

At the moment, Jesper felt like an actor who had just delivered a top performance. He was utterly exhausted, down to the bone marrow.

– Yeah, I think I’m fine now, he said. But tell me, do you know anything about a shootout? Did you hear anything?

– But yes, of course I have heard of it, she replied. Everyone knows about it! Jesper, is there something you would like to talk about?

Jesper turned around and saw that the trailer with the ‚device‘ was no longer in the hall. It was on it’s way to flight SK779.

– No, there is nothing, he replied. I guarantee that tomorrow I’ll be back to my good old self. There was just … well, there was just something that had to be taken care of … you know. Let’s talk about it later.
He disappeared into the office.
Birthe stood for a while and watched him go. Then she shrugged, turned on her heel, and went back to work. If he doesn’t want to talk to me, there’s nothing I can do, she thought.

Copenhagen Airport, 4.30 p.m.

The passengers for flight SK779 to Budapest had started to board a quarter of an hour ago. The plane was overbooked, so there was a crowd at the counter. Police in riot uniform formed a ring around the gate. Nobody could get anywhere without a valid boarding card. The US Ambassador from Stockholm, the Danish Foreign Minister and the basketball players were the first to be brought on board. Now the plane was slowly being boarded. When passengers presented their boarding cards, their hand luggage was placed on a conveyor belt and passed through a scanner. They even had to go through a metal detector again, just as Antonsen had ordered. The boarding was slow and every now and then it was delayed even more by the beeping metal detector. Each time that happened, a security guard had to scan the passenger with a handheld device, and each time it was just a bunch of keys or other harmless objects. Gradually, however, the queue became shorter and shorter, and finally the cabin crew was able to announce “boarding completed” to the captain.

Well on board the passengers talked about what had happened in Terminal 2. Only a few of the passengers had been present themselves. Most of them had only heard rumors. The most common rumor was that a Palestinian suicide bomber had been shot before he could detonate his bomb. The most interesting version was that five Al Qaeda terrorists broke into the terminal and ran towards the Danish Foreign Minister and the US Ambassador. However, the police were able to shoot them all at the last moment. But whichever version you heard, everyone agreed that the security at Copenhagen Airport was first class. So good that you could feel perfectly safe flying from there.
In the cockpit the pilots waited for permission from the control tower to start taxiing to the runway.

Tom stood less than fifty yards from the mobile command center in the cold evening air. He had forebodings but didn’t know how to deal with them. He was a decidedly action-oriented man. Uncertainty and a lack of clarity about a situation made him feel uncomfortable. He could not get rid of the feeling that they were all looking in the wrong direction. But what should we look for, he asked himself. He was torn from his thoughts when a call came for him.

– Zebra-09, this is Zebra Base, please come, it sounded metallic in his earpiece.

– Zebra base, Zebra-09, he answered immediately.

– We just picked up an unidentified signal, said the voice. It’s pretty powerful.

A chill ran down Tom’s spine. An unidentified signal, he echoed in his mind. The thought was scary.

– I’m on my way, he said, and ran quickly back to the command center. Shortly afterwards he was standing next to a technician and heard a pulsing sound that their modern equipment had picked up and that was now being transmitted over the loudspeakers.

– It’s a signal or a pulse, Tom, said the technician.

– Where does it come from? asked Tom, with growing discomfort.

The technician shook his head.
– I can’t say for sure, he replied. But I mean, it’s not very far away. In order to determine the exact place of origin, I need to trace it from different directions.

– We don’t have time for that, said Tom, looking searchingly at the screen. Where’s Pertti or Matts?

– Pertti is sitting in the conference room next door, the technician managed to say when Tom had already seen his position on the screen. In three steps Tom was at the door to the conference room. He tore it open.

– Pertti! In here, quick, said Tom in a tone that left no doubt about the urgency of the situation.

Pertti was on his feet before Tom had finished and ran right behind Tom into the command center.

– What’s on fire? asked he.

– Listen! What kind of signal is that? asked Tom, and they both listened to the regular pulse.

– What frequency? asked Pertti excitedly.

The technician quickly keyed in some data and the frequency was immediately displayed on the screen. Pertti winced when he recognized the frequency and he almost yelled:

– Bloody hell, it’s a guiding signal. Someone is about to fire a missile at the airport.

Rolf had left Terminal 3 a few minutes before and was heading for the mobile command center. From a distance he saw Tom disappearing through the door of the car with great haste. He frowned and quickened his pace. Why this hurry, he thought. What’s happening? Shortly afterwards, he entered the bus. He immediately sensed the tense atmosphere and looked at the faces of those who were present.

– What going on? he asked stony-faced.

Tom turned away from the screen and the look on his face left Rolf in no doubt about the seriousness of the situation.

– It’s good you’re back, Rolf, he said. We have reason to believe that a missile is aimed at the airport. But we have no idea where it is and who or what the goal is.

Rolf didn’t know what he had expected to hear, but certainly not that a missile was aimed at the airport.

– What? he exclaimed in horror. Does that mean that …

– Two police officers were found dead in Terminal 2! one of the technicians suddenly called out.

The thought of the missile hadn’t even seeped into Rolf’s consciousness when the news of the police officers startled him again.

– What? he exclaimed a second time. What the hell is going on here? He ran a hand through his hair. Now we have to keep calm, he thought. Everything in its time.

– The police have to take care of the dead officers, he said. But a missile you say, how do we know …

– We know because we are picking up a guiding signal from somewhere on the airport grounds, Pertti interrupted.

– If it’s a missile, it must be set up somewhere, said Tom.

– Sure, said Pertti. And this type of signal only has a maximum range of a few kilometers. So, the launch pad has to be somewhere nearby.

– Start an investigation, immediately, said Rolf. Find it before it’s too late, if it’s not already too late.

Tom leaned over the control panel and called Alpha Team:

– Alpha Team, Zebra Base here, come in.

– Alpha team here, the answer was instant.

– We are looking for a launch pad for a missile somewhere on ore nearby the airport grounds, said Tom. It can be anywhere, in an empty building, in a truck or on any roof.

– We are on the ball, came the answer.
– Doesn’t anyone have a suggestion or guess as to what the missile’s target might be? asked Pertti.

– In my eyes there are only two likely targets for a missile, said Tom, the press conference or the plane. I think the plane is unlikely. You cannot smuggle an activated guiding signal through the security check. It has to be the press conference.

That sounded logical, Rolf thought, but something was wrong.

– It doesn’t make any sense, he said. The press conference is over and the diversionary maneuver in Terminal 2 took place at the same time as the press conference. The attackers are certainly aware of that. Could it be that one of the passengers is carrying the signal? He looked alternately at Pertti and Tom.

– No, not likely, said Tom. Antonsen ordered a security check directly at the gate. The signal does not get through unnoticed.

That’s worse than I feared, thought Rolf. Then Lisbeth came to his mind! She could be anywhere in the departure lounge. If the missile was aimed at the departure lounge, she would be in immediate danger. He let his eyes slide over the screen. He soon found her position. Yes, she was in the departure lounge, he could see, halfway between Terminal 2 and Terminal 3.

– This is pure chaos here, he said. We have to find the damn ramp!

Copenhagen Airport, 4.35 p.m.

Flight SK567 to Paris Charles De Gaulle accelerated in a north-easterly direction, and a few seconds later the plane took off towards the Oresound. Mohammad Reza Shafari had a window seat on the right side in the back of the plane. The SAS Components buildings appeared below them, and in a parking lot immediately to the left, a dark van was parked almost parallel to the runway. Mohammad did not notice this little detail, but he would have been pleased if he had known what was going on in the van. A few seconds later the mainland disappeared, and the Oresound Bridge was silhouetted not far below them. The aircraft heeled to starboard and settled on a southerly course as it steadily gained altitude. Shortly afterwards, they had left Copenhagen Airport and the drama that was going on there far behind. Mohammad’s part of the mission was complete. Tomorrow in Paris he would be able to read about the results of the joint efforts in the newspapers.

Wahil’s heartbeat got faster and faster. A moment ago the guiding signal had appeared on the laptop screen. The laptop computer was still in communication with the missile’s on board computer. Now he could complete the next phase of arming the missile. He locked the missiles homing device on the rhythmic pulse from the guiding signal and prepared to fire. Shortly afterwards, the computer reported that all systems were ready. Now all he had to do was press Enter to launch the missile. With the laptop in his hands, he stepped out of the side door of the hold and walked around to the passenger side. He opened the door and carefully placed the computer on the seat. He was very cautious not to accidentally touch the keyboard. Then he went to the back of the van, opened the two rear doors as far as possible and once again jumped into the hold. In one movement, he loosened the strap securing the motorcycle and pulled it outside in the parking lot. Then he started pulling the heavy launch pad back towards the doorway. Eventually the tip of the missile stuck out of the van. Wahil left the two back doors wide open. Now the missile had a clear path over the Oresound; in the same direction that flight SK779 was about to take. He went back to the front and sat in the passenger seat. He carefully placed the laptop on his knees.
The screen showed two points of light: one represented the missile, the other a specific suitcase in the hold of flight SK779. The latter blinked and moved slowly. Wahil assumed that the plane was now taxiing towards the runway.

Williams had followed the long-haired man at a distance for a while. His sixth sense yelled at him that this guy had to be Akhmahel even though he was well disguised. Williams was determined to find out the truth. Now it was all about finding the right place to strike.
Little did Williams know that he was being followed himself.

Sadou kept his distance from the big, unfriendly looking man. All the while, however, he made sure that the distance was not so great that he would lose sight of him. If Akhmahel had already drawn attention to himself, it could get dangerous. He calmed himself down, however, with the fact that nothing could have influence on the actual attack. He and Akhmahel were only supposed to add to the general confusion. Wahil would handle the attack.

Jørgen was no more than a few meters from Sadou, but the two men had not noticed each other, although they had a common goal: to follow Williams. Jørgen realized that Williams had apparently decided to follow the long-haired man. But he didn’t know what to make of it. Perhaps Williams knew something about the man that no one else knew. Well, that would soon become apparent, he thought.

Akhmahel turned right into a long corridor with departure gates on either side as far as the eye could see. He wanted to get as far as possible to the end of the corridor so that he could get a good view on the plane being shot down. But first he had to find out if he was being followed himself. He went into the first restroom he passed.

Williams followed Akhmahel into the corridor and Sadou and Jørgen went the same way. When the long-haired man went into a restroom, Williams decided to go after him. He was more and more convinced that the man had to be none other than the professor’s son, Akhmahel bin Kanhal. It was time to settle old scores. He looked over his shoulder but saw neither Sadou nor Jørgen. He took a small box out of his jacket pocket. With a caution as if it were a raw egg, he took a ring from the box and placed it on his right middle finger. He looked around again and then went into the restroom.

Sadou watched the stranger stop and take something out of his pocket. However, he couldn’t see what it was and what the man was doing with it. But then the man followed Akhmahel into the restroom. Sadou was immediately gripped by foreboding. Akhmahel is unarmed. I have the gun, he thought. He had to act quickly and hurried after the man.

Of course, Jørgen had also seen Williams pull something out of his pocket before following the long-haired man, but he decided to stay where he was so as not to expose himself to Williams. Another traveler went into the restroom.

Akhmahel had gotten no further than putting his suitcase on the floor when Williams appeared. They were alone.

– May I see your passport, please? Williams asked, showing Akhmahel his CIA ID with his left hand.

Akhmahel was visibly unbalanced by this unexpected confrontation, but quickly regained his composure. Then he recognized the man from before at the elevator.

– CIA! he exclaimed. Surely you have no authorisation here in Copenhagen. He gave Williams a wry smile.

– Don’t worry about that, Williams replied sharply, putting his ID back in his pocket. From the breast pocket of his shirt he took an old, yellowed piece of paper.

– May I see your passport, please? he repeated.

A man came into the bathroom and Williams broke off. Instead, he grabbed Akhmahel’s arm with his left hand and began pulling him along with him.
Suddenly there was a muffled sound, and Williams felt a stab in his back. He tried to turn around, but suddenly his eyes went black and he fell to the floor.
Sadou gave Akhmahel the gun in a flash, turned on his heel and quickly disappeared from the restrooms. Akhmahel put the pistol in his inside pocket, grabbed his briefcase, and hurried out as well. Now they both had to vanish into thin air as quickly as possible.

As Akhmahel stepped out the door, he passed a young man who appeared to be about to enter. We are really leaving at the very last moment, he thought.

Outside in the corridor, Jørgen had followed the events with great interest. The man who had gone into the restroom immediately after Williams came out first. It had taken him less than 10 seconds. That was unusually fast for a visit to the toilet, thought Jørgen. Almost immediately afterwards, the long-haired man came out. At the door he passed a young man who was just entering. All alarms went off in Jørgen’s head. Where was Williams? What the hell was this supposed to mean? He decided to go into the restroom too, but only came three steps before the young man who had gone in last rushed out again.

– Help! he screamed. There’s a man in the bathroom. I think he’s dead! He is bleeding! He got no further, Jørgen had already passed him and was kneeling by Williams‘ side. A quick examination revealed that Williams was not dead but was bleeding profusely from a wound in his back. Williams was holding something in his left hand and Jørgen took it carefully. It was an old piece of paper, a list of names. He put it in his pocket. Maybe it would prove important at a later time. He called Zebra Base and ran out of the restroom, right into Lisbeth’s arms.

Lisbeth hadn’t known into which direction to go and had followed her intuition. A moment ago she had turned the corner into one of the corridors that led to some gates. Suddenly she saw Jørgen a little further away. He seemed to be watching the entrance to one of the airport restrooms. She was about to go to him when events started to unfold rapidly. Two men hurried out of the restroom while Jørgen apparently wanted to go inside. At that moment a third man rushed out, and as far as Lisbeth could hear from the distance, the man shouted „Help“. Jørgen disappeared into the restroom. The whole incident seemed so strange to Lisbeth that she decided to follow him. She had only just reached the small passage between the men’s and women’s toilets when Jørgen rushed out again, straight into her arms.

– Hello, take it easy, what’s up …

– Williams has been stabbed or shot, said Jørgen quickly. Did you see the two men who just got out of here?

Lisbeth was shocked.
– Yes, I saw them, she managed to answer.

– They are most likely the culprits, he said.

– Stay with Williams, she said. I’m trying to find them. They continued down the corridor, and it’s a dead end.

Rolf raised his eyebrows so that they almost touched his hairline.
– What? he exclaimed for the third time within a short period of time. Williams has been shot?

– Yes, or stabbed, said Tom. Jørgen just reported it, but Williams is apparently still alive.

– Nothing is under control anymore, said Rolf. Now we are forced to seal off the airport, no matter what the hell objections ministers and ambassadors might have. Tom, contact the airport management and have all incoming and outgoing air traffic stopped with immediate effect.

(To be continued)

 

Der Mann aus Teheran, Flughafen Kopenhagen/Greve … The man from Tehran, Copenhagen airport/ Greve

CoverDeutsch

 

Der Mann aus Teheran

Freitag, 10. Februar 2006

Flughafen Kopenhagen, 15.50 Uhr

– Mit anderen Worten, es war ein Ablenkungsmanöver, sagte Tom. Entweder wollte man uns glauben machen, das damit alles vorbei war oder wir sollten zu der einen Seite schauen, während auf der anderen etwas völlig anderes vor sich ging. Verdammt, die hätten vor unseren Augen einen Porno-Film drehen können, ohne dass wir es bemerkt hätten. Wir waren viel zu beschäftigt damit, den Zeitungszusteller zu erschießen. Ihm gegenüber saßen Rolf, Antonsen und Williams. Hinter ihnen saß ein Techniker. Unmittelbar nach dem Vorfall an Terminal 2, waren Rolf und Williams zur Kommandozentrale geeilt, wo sie jetzt versuchten, die Situation zu klären.
– Es muss das Erstere sein, sagte Williams. Wir sollen jetzt die Sicherheit lockern, weil wir denken es ist vorbei.
– Darin bin ich nun nicht einig, sagte Antonsen.
– Nicht? Wie interessant, sagte Williams säuerlich. Und warum nicht?
– Sehen Sie, begann Antonsen, nach dem, was Sie gesagt haben, sind die Leute, die hinter dem geplanten Anschlag stehen, gut organisiert und professionell, nicht wahr? Da müssen wir uns doch fragen, warum dieser Kerl in Zeitungen eingepackt war und nicht mit Sprengstoff? Sie mussten doch wissen, dass wir ihren Bluff relativ schnell entdecken würden. Und der Kerl kann auch nicht im Zweifel gewesen sein, dass er getötet werden würde oder? Er lief direkt in eine schwer bewaffnete Gruppe Soldaten, nicht wahr? Wenn es ein Ablenkungsmanöver für einen weiteren Angriff gewesen sein sollte, hätte er sich selbst und alle Umstehenden in die Luft gesprengt. Das hätte uns einen sehr guten Grund gegeben zu glauben, dass es vorbei war. Der einzige Grund dafür, dass er nicht mit Sprengstoff bepackt war ist, dass er nur dazu diente, die Aufmerksamkeit von etwas anderem, das gleichzeitig stattfand, abzulenken. Da müssen noch andere gewesen sein …
– Was ist mit unseren internen Personenkameras? unterbrach Rolf.
– Die Bilder sind nicht detailliert genug, antwortete Tom. Aber der Sicherheitsdienst des Flughafens hat seine Kameras zufällig auch an unsere Hardware angeschlossen. Lasst uns mal sehen, was sie zeigen! Tom nickte dem Techniker zu, der mitgehört hatte und schon die Aufnahmen von allen Kameras bereit hatte.
– Die sind klar, Tom, sagte er und tippte hektisch auf einer Tastatur. Unmittelbar danach erschien eine Reihe kleinerer Fenster auf dem großen Bildschirm.
– Die da, Kamera ‚A5‘, sagte Antonsen und deutete auf eines der kleinen Fenster. Die hängt in der Sicherheitskontrolle in Terminal 2. Lassen Sie uns sehen, was sie gefilmt hat. Der Techniker klickte mit der Maus auf ‚A5‘. Das Fenster wurde sofort auf etwa 125 Zentimeter vergrößert.
– Spul zurück bis kurz bevor das Ganze losging, sagte Rolf. Kurz darauf, wussten sie alle, was geschehen war. Williams starrte auf den Bildschirm wie eine Katze, die eine Feldmaus entdeckt hat. Dort auf dem Bildschirm, genau vor seiner Nase, hatte er Akhmahel gesehen. Endlich wusste er, wie er jetzt aussah. Nun musste er ihn nur aufspüren und unschädlich machen. Er brannte vor Ungeduld, in die Abflughalle zu kommen. Er war so dicht wie nur irgend möglich daran, den Vorletzten von der teheraner Liste zu beseitigen. Und Wahil war auch nicht weit weg, da war er sich völlig sicher.
– Ich werde zum Terminal gehen, sagte er, und bevor jemand protestieren konnte, war er aus der Tür.
– Der hatte es aber eilig, stellte Antonsen fest.
– Ja, er läuft jetzt wahrscheinlich sein eigenes Rennen, sagte Rolf. Aber wir haben einen Mann, der ihm die ganze Zeit auf den Fersen ist. Wenn er sich irgendwann daneben benimmt, tappen wir nicht völlig im Dunkeln. Antonsen runzelte die Stirn. Es gab da offenbar etwas, worüber er nicht informiert worden war. Er wollte gerade nachfragen, als Tom sagte:
– Wir wissen also, dass es drei Personen waren, und dass der, der in den zollfreien Bereich lief, offenbar etwas von dem Kerl in der Mitte bekommen hat, aber was? Eine Waffe?
– Ja, auf jeden Fall, ich glaube bestimmt, dass es sich um eine Waffe handelt, sagte Rolf.
– Vollkommen einig, sagte Antonsen.
– Großartig! Jetzt haben wir einen bewaffneten Terroristen im zollfreien Bereich, sagte Tom. Ein sehr beruhigender Gedanke. Was machen wir jetzt?

– Wo ist die Budapest-Gruppe im Moment? fragte Rolf.
– Die sind umringt von schwer bewaffneten Polizisten in Kampfuniform, sagte Antonsen. Wie ich schon zu Lisbeth gesagt habe, als wir den Ablauf besprachen, wollten wir die Party abbrechen, falls es gefährlich würde. Und das ist es gerade geworden, kann man wohl mit gutem Gewissen sagen. Die Presse hat sowohl die Pressekonferenz als auch die Basketball-Spieler vergessen. Sie haben Lunte gerochen. Sie wittern eine Geschichte, die über das übliche hinausgeht. Und sie glauben nicht im Mindesten daran, dass wir die Situation unter Kontrolle haben. Für mich ist das Ganze damit vorbei, also was die Pressekonferenz angeht. Jetzt halten wir die Politiker und die Sportler verantwortlich unter Schutz, bis ihr Flugzeug abgeflogen ist. Außerdem habe ich einen Metalldetektor zu Gate A13 bestellt. Niemand kommt an Bord, wenn er auch nur ein 25-Øre-Stück lose in der Tasche hat, basta.
– Ich glaube, wir alle hier sind einig mit dir, sagte Rolf. Es endet hier, auch wenn der Rest von uns sich mit dem kleinen Problem herumschlagen muss, dass wir die Terroristen noch nicht unschädlich gemacht haben. Wir wissen noch nicht einmal, worauf wir achten müssen.
– Aber wir haben doch zumindest ein Bild von ihnen, sagte Tom.
– Ja, aber sehr viel wird es uns nicht nützen, widersprach Antonsen. Die Beschreibung der beiden Komplizen passt auf zu viele der Reisenden hier im Flughafen, und bevor ihr Bilder an alle verteilt habt, ist alles vorbei. Dazu kommt, dass die Druckqualität dieser Art Bilder so schlecht ist, dass man kaum etwas darauf erkennen kann.
– Sollten wir nicht den Flughafen evakuieren lassen? schlug Tom vor. Wäre das nicht das Vernünftigste?
– Nein, nein, nein, das ist jetzt zu spät, sagte Antonsen mit einem Kopfschütteln. Die Panik, die bei einer Evakuierung normalerweise auftritt, würde es uns unmöglich machen, auch nur irgendetwas abzusichern. So ein Chaos würde den Terroristen die bestmöglichen Bedingungen für ihr Vorhaben geben, und dann können sie unbemerkt verschwinden.
– Aber der Budapest-Flug muss auf jeden Fall gestoppt werden, sagte Rolf. Es ist zu riskant, zumal wir wissen, dass das Theater in Terminal 2 ein Ablenkungsmanöver war. Sie haben etwas Anderes vor, das ist sicher.
– Ausgeschlossen! sagte Antonsen. Der Außenminister hat sich geweigert, den Flug abzublasen. Natürlich habe ich ihm das vorgeschlagen. Er sagt, dass eine Stornierung des Fluges in sich selbst schon ein Sieg für die Terroristen darstellen würde. Der amerikanische Botschafter unterstützt ihn auch noch darin. Manchmal denke ich, dass die alle mit dem Kopf unter dem Arm herumlaufen.
– Diese ganze Angelegenheit ist eine verdammte Scheiße, sagte Rolf. Vielleicht sollten wir alle gemeinsam ein Gebet zum Himmel schicken. Das scheint im Moment unsere beste Chance für eine Lösung zu sein.

Greve, 16.00 Uhr

– Da, nach rechts abbiegen, sagte der Polizist, der auf der Beifahrerseite des Streifenwagens saß. Der Fahrer bog in eine kleine Nebenstraße in Richtung Strand ein. Eine ältere Dame kam aus einer Einfahrt gelaufen und winkte ihnen mit beiden Armen zu. Sie hielten neben ihr an und der Polizist auf der Beifahrerseite öffnete sein Fenster.
– Es ist das nächste Haus, sagte sie eifrig. Es ist eine junge Frau und ihr Kind … oder sagte sie Kinder? Nein, es war sicherlich ein Kind … nein, warten Sie …
– Wir schauen selber nach, danke, sagte der Polizist, und nickte seinem Kollegen zu. Sie fuhren weiter zu der Einfahrt, die die ältere Dame ihnen gezeigt hatte. Der Polizist auf dem Beifahrersitz stieg aus.
– Bleib hier, während ich ums Haus gehe, sagte er zu seinem Kollegen. Dieser nickte und stieg ebenfalls aus dem Auto. Auf der Rückseite des Hauses, konnte der Polizist sehen, dass Glasscherben auf dem Kies lagen. Das bestätigte zumindest die Geschichte der älteren Dame. Er legte seine Hand auf seine Pistole, ging zu dem zerschmetterten Fenster und steckte den Kopf hinein. Dort auf dem Bett saß eine junge Frau neben zwei schlafenden Kindern. Die Frau sah ihn direkt an. Er wollte gerade etwas sagen, als die Frau plötzlich in Weinen ausbrach. Der Polizist räusperte sich unsicher.
– Was ist hier passiert? fragte er. Sind Sie verletzt? Tine fasste sich.
– Ich … Ich, wir sind entführt worden, brachte sie unsicher hervor. Gestern Abend, von unserem Haus in Dragør. Es waren ein paar Männer. Sie wollten, dass mein Mann etwas für sie tut. Also er arbeitet am Flughafen und …
– Also, ganz ruhig, sagte der Polizist. Können Sie uns hineinlassen?
– Nein, die Tür ist von außen verriegelt. Können Sie uns nicht helfen? fragte sie.
– Doch, natürlich, sofort, antwortete der Polizist. Ist was mit den Kindern passiert?
– Nein, nein, sie schlafen nur, antwortete sie. Wir bekamen eine Spritze … heute Vormittag.
– Eine Spritze? wiederholte der Polizist. Tine wollte zu einer Erklärung ansetzen, wurde aber gleich von dem Polizisten unterbrochen.
– Machen Sie sich keine Sorgen, junge Frau, sagte er. Wir holen Sie sofort da raus. Er zog den Kopf aus dem Fenster.
– Nun, war da was? fragte der andere Polizist, als sein Kollege zurückgekommen war.

– Ja, in dem Haus sind eine junge Frau und ihre beiden Kinder, antwortete er. Sie wurden angeblich gestern Abend entführt. Anscheinend hat man ihnen irgendein Schlafmittel injiziert. Die Kinder schlafen jedenfalls immer noch tief. Ruf einen Krankenwagen, dann breche ich in der Zwischenzeit die Tür auf.

Flughafen Kopenhagen, 16.05 Uhr

Maria wendete das Motorrad, als sie Sydvagten erreichte. Sie wartete ein paar Minuten bevor sie begann, die Küstenstraße langsam wieder zurückzufahren. Der Kastenwagen hielt noch an derselben Stelle, bemerkte sie von Weitem, als sie wieder in nördliche Richtung fuhr. Sie spähte über das Flughafengelände, genau wie vorher, aber ihr Blick wanderte immer wieder zu dem Wagen zurück. Irgendetwas an dem Fahrzeug weckte ihre Aufmerksamkeit. Vielleicht war alles in Ordnung, aber Routine-Stichproben gehörten zu ihrem Job. Sie entschied sich, das Fahrzeug genauer zu untersuchen. Sie schaltete das blaue Blinklicht an und hielt vor dem Kastenwagen. Über Funk gab sie Bescheid, dass sie einen dunkelblauen Peugeot Boxer mit dem französischen Kennzeichen 124RDQ69 inspizieren wollte. Sie stieg vom Motorrad schob das Visier nach oben und ging langsam auf das Auto zu.

Wahil sah in den Seitenspiegeln, dass sich eine Motorrade-Patrouille von hinten näherte. Er vermutete, dass es sich um den gleichen Polizisten handelte, der bereits eben vorbeigekommen war und der sich nun auf dem Rückweg befand. Er rechnete damit, dass er auch jetzt wieder an ihm vorbeifahren würde. Plötzlich blinkte das blaue Licht am Motorrad. Der Polizist fuhr vor den Kastenwagen und blieb dort stehen. Wahil erstarrte. Dann nahm er mit einer schnellen Bewegung seine Pistole aus dem Handschuhfach und steckte sie in den Hosenbund. Er versuchte, entspannt auszusehen und wartete bis der Polizist fast das Auto erreicht hatte, bevor er das Fenster öffnete. Er lächelte. Zu seiner Überraschung sah er, dass es sich um eine Polizistin handelte. Das kam ihm völlig verkehrt vor. Wie sollte er sich in dieser Situation verhalten?

Maria war beim Auto angekommen und hatte ihre Motorrad-Handschuhe ausgezogen. Der Anblick, der sich ihr bot raubte ihr den Atem. Der Fahrer des Wagens war ein wahrer Koloss mit deutlich arabischem Aussehen. Sie fasste sich jedoch sofort wieder und handhabte die Situation professionell.
– Guten Tag, sagte sie auf Englisch. Verstehen Sie Englisch?
– Ja, natürlich, antwortete der Riese, mit einem verlegenen Lächeln. Ist etwas nicht in Ordnung? ‚Ist etwas nicht in Ordnung‘, wiederholte sie in Gedanken. Das war eines der Klischees, die bei den meisten Polizisten alle Alarmlichter in Gang setzte. Aber sie schrieb die Frage der allgemeinen Unsicherheit des Mannes zu.
– Ihren Führerschein, bitte! sagte sie.
– Ja, natürlich, sagte er und steckte seine Hand in die Innentasche seiner Jacke.

Einen Moment später hatte er eine Brieftasche in der Hand, nahm einen Französisch Führerschein heraus und reichte ihn ihr.
– Vielen Dank! sagte sie und schaltete eine Taschenlampe an. Nach dem Führerschein zu schließen hieß der Mann Charles Carrére.
– Sind Sie geschäftlich hier in der Nähe des Flughafens, Herr Carrére? fragte sie.
– Ja, bin ich. Ich soll eine Kiste an SAS Component liefern, antwortete er. Aber ich bin zu spät dran. Die Warenannahme schließt um drei Uhr nachmittags, und ich bin erst vor einer Weile am Flughafen angekommen. Ich wollte eigentlich gerade wieder hinfahren und auf dem Parkplatz von SAS Component übernachten bis morgen früh um 7.00 Uhr, wenn sie wieder aufmachen. Er lächelte sie an. Ihr Instinkt sagte ihr, dass etwas mit diesem riesigen Mann nicht stimmte, aber sie hatte Angst, dass nur ihre Vorurteile zu ihr sprachen und nicht ihr gesundes Urteilsvermögen. Vielleicht sollte sie überprüfen, ob SAS Component die Wahrenannahme um drei Uhr nachmittags schloss, so wie der Riese es behauptete, dachte sie. Sie entschied sich jedoch für eine andere Lösung.
– Öffnen Sie bitte den Laderaum! sagte sie.
– Ja, natürlich, antwortete er und sprang aus dem Auto. Als er vor ihr stand, erschien er ihr sogar noch größer. Sie schätzte ihn auf mindestens zwei Meter groß und fühlte sich alles andere als komfortabel mit der Situation. Sie folgte ihm um das Auto herum, und er öffnete die Seitentür für sie. Maria steckte den Kopf in den Laderaum und sah sich um. Wahil stand direkt hinter ihr, angespannt bis zum Äußersten. In der Mitte auf dem Fußboden stand eine große Holzkiste mit einer Aufschrift auf der Seite. Der Text sagte ihr jedoch nichts. Hinter der Kiste lag etwas Undefinierbares mit einem Schlafsack zugedeckt und an der einen Seite, ganz hinten im Kastenwagen, war ein Motorrad festgeschnallt.
– Was ist in der Kiste? fragte Maria, immer noch mit dem Kopf im Laderaum.
– Ich muss gestehen, dass ich das nicht weiß, antwortete Wahil prompt. Aber ich habe die französischen Versandpapiere, wenn Sie die sehen möchten, log er. Maria überlegte, ob sie von dem Angebot Gebrauch machen sollte, aber ihr Französisch war nicht besonders gut, so dass die Papiere ihr kaum etwas sagen würden.
– Und das Motorrad, wozu brauchen Sie das? fragte sie.
– Das habe ich gerne dabei, wenn ich in einer fremden Stadt übernachten muss, wie zum Beispiel heute. Man ist beweglicher damit als mit dem großen Wagen.  Er war froh, dass das Motorrad nicht mit der Rückseite zu ihnen stand. Wenn die Polizistin entdeckt hatte, dass es ein dänisches Kennzeichen hatte, wäre das sicherlich Anlass zu weiteren Fragen gewesen.
– Was ist da unter dem Schlafsack? bohrte Maria weiter.
– Meine Kleidung und meine Toilettenartikel, antwortete er.

Jeder Muskel in Wahils riesigem Körper war nun bis zum Äußersten angespannt. Die nächste Frage der Polizistin, würde darüber entscheiden, ob er ihr den Hals brach oder nicht. Maria fühlte Unbehagen mit der Situation. Vielleicht stimmte es, was der Riese sagte. Vielleicht war es aber auch von vorne bis hinten gelogen. Sie wusste nicht, was sie glauben sollte. Sie blieb einige Zeit stehen und sah auf die Kiste und den Schlafsack, bevor sie eine Entscheidung traf.
– Hier ist Ihr Führerschein, sagte sie. Sie gab ihm die Papiere zurück. Einen schönen Abend noch.
– Danke, für Sie auch, antwortete er, und atmete erleichtert auf. Wenn er gezwungen gewesen wäre, sie zu töten, hätte man sie wahrscheinlich sehr schnell vermisst, und das hätte er im Moment überhaupt nicht gebrauchen können.

Maria fuhr mit einem seltsamen Gefühl im Magen davon. Sie beschloss, ihrem Kollegen Kristian von dem Vorfall zu erzählen, sobald sie zum Kreisverkehr zurückkam.

Flughafen Kopenhagen, 16.10 Uhr

Birthe hatte Jesper diskret beobachtet, seitdem er zur Arbeit gekommen war. Er sah schrecklich aus und sie war ernsthaft um ihn besorgt. Mehrmals hatte er etwas aus seiner Brusttasche genommen, es mit einem ernsten Ausdruck auf seinem Gesicht betrachtet und es dann wieder in die Tasche zurückgesteckt. Sie konnte nicht sehen, was es war, aber sein ständiges Interesse daran, machte sie so neugierig, dass sie fast am Platzen war. Offenbar nahm keiner der anderen Kollegen Notiz von ihm. Alle waren entweder mit ihrer Arbeit beschäftigt oder sprachen über den Vorfall in Terminal 2. In der Halle wimmelte es im Moment mit zusätzlichen Sicherheitskräften. Es ging das Gerücht um, dass FBI- und CIA-Agenten anwesend waren. Durch die Fenster des Büros in der Gepäcksortierung sah sie, wie Jesper zum dritten Mal kurz nacheinander eine Einteilungsliste durchsah, jedes Mal dieselbe. Sie beschloss nachzusehen, was ihn so sehr interessierte. Sobald er das Büro verließ, schlüpfte sie hinein und nahm sich die Liste. Soweit sie sehen konnte, war es Flug SK779, der ihn interessierte. War das nicht das Flugzeug, wo alle die amerikanischen Sicherheitsbeamten standen und Kontrollen durchführten? Warum interessierte Jesper sich gerade für diesen Flug so sehr? Sie schaute aus dem Fenster. Jesper befand sich bei dem Gepäck, das für SK779 bestimmt war. Jetzt war sie wirklich beunruhigt. Sollte sie mit anderen darüber reden? Nein, sie wollte keine schlechte Kollegin sein. Aber vielleicht war sie es gerade dann, wenn sie nicht mit anderen darüber redete. Nun, dann war es eben so. Es gab Dinge, die man tat, und es gab Dinge, die man nicht tat. Jetzt musste sie zurück an die Arbeit, sonst würde man sie vermissen.

Flughafen Kopenhagen, 16.15 Uhr

Akhmahel kam aus den Waschräumen, nicht weit von der Sicherheitskontrolle, wo Faroukh sein Leben geopfert hatte. Sein Aussehen hatte sich verändert, und zwar mehr als sonst, wenn er seine Identität änderte. Er trug eine Perücke mit langen, ungepflegten Haaren. Die Gefahr, dass jemand überwachte, wer in die Waschräume ging und wer wieder herauskam, war noch nicht besonders groß. Alle üblichen Sicherheitsveranstaltungen am Flughafen waren nach dem Vorfall in Terminal 2 mehr oder weniger außer Gefecht gesetzt. Er konnte überall Sicherheitsbeamte und Agenten ausmachen, aber es sah fast so aus, als ob sie planlos umeinander herumliefen. Alles verlief im Moment zu Akhmahels großer Zufriedenheit. Verwirrung ist gut, dachte er. Dadurch wird es einfacher für Wahil, den eigentlichen Angriff auszuführen, ohne Verdacht zu erregen. Er selbst musste sich jetzt darauf konzentrieren, die allgemeine Verwirrung so weit wie möglich zu verstärken. Zwei Beamte in Kampfausrüstung warteten auf den Aufzug und Akhmahel stellte sich hinter sie und wartete mit ihnen. Mit dem Aktenkoffer in der Hand sah er aus wie ein Geschäftsmann, selbst mit dem ungepflegten Haar. Die beiden Polizisten nahmen ihn gar nicht wahr. Sie redeten miteinander in einer Sprache, die er nicht verstand, und er nahm an, dass es sich um Dänisch handelte. Schön klang es nicht, aber das konnte ihm ja letztendlich egal sein. Der Aufzug kam und die Türen öffneten sich. Er war leer. Akhmahel sah sich über die Schulter. Ja, er hatte gerade Zeit genug. Die beiden Polizisten betraten eilig den Aufzug und einer von ihnen drückte im Vorbeigehen auf den Knopf der gewünschten Etage. Akhmahel folgte ihnen auf dem Fuße. Die Polizisten gingen zur Rückwand des Fahrstuhls und drehten sich um. Ohne ein Wort zog Akhmahel mit einer schnellen Bewegung die schallgedämpfte Pistole, die er von Mohammad übernommen hatte und feuerte zweimal schnell hintereinander. Die beiden Männer waren tot, bevor sie Zeit hatten herauszufinden, was da eigentlich vor sich ging. Sie stürzten auf den Boden, beide durch den Hals geschossen. Akhmahel steckte die Pistole wieder in die Tasche und trat rückwärts schnell wieder aus dem Aufzug. Die Türen schlossen sich und der Aufzug mit den beiden toten Polizisten verschwand ein Stockwerk tiefer. Akhmahel ging zum Terminal 3. Fünf Meter vom Aufzug entfernt, ging er an einem stämmigen Mann mit einem harten Gesicht vorbei. Sie hatten für den Bruchteil einer Sekunde Augenkontakt, lange genug, dass Akhmahel das Gefühl bekam, den Mann kennen zu müssen. Er beschloss jedoch, ihn zu ignorieren und eilte weiter.

Williams hatte Zebra-Base mit einer lange nicht mehr gefühlten, erwartungsvollen Freude verlassen. Wo zum Teufel bist du, Akhmahel, sagte er laut, aber niemand hörte es. Er entschloss sich, in Richtung Terminal 2 zu gehen, zurück zur Sicherheitskontrolle. Einen Augenblick später kam dort an und sah sich vorsichtig um. Aber es war nichts zu sehen. Er wollte gerade aufgeben, als er plötzlich auf einen Mann aufmerksam wurde, der rückwärts aus

einem Aufzug trat. So verließ man normalerweise nicht einen Fahrstuhl und Williams war darin geschult, Dinge zu bemerken, die falsch wirkten. Der Mann sah sich nach beiden Seiten um und begann, in Richtung Williams zu gehen. Da war etwas mit der Art und Weise, wie der Mann sich umsah. Er schien nervös zu sein, nein, wachsam war das richtige Wort. Williams Sinne waren hellwach. Als der Mann an ihm vorbeiging, hatten sie für einen Moment Augenkontakt. Williams Herz schlug spürbar schneller. Er blieb stehen und sah dem Mann nach. Er ähnelte bestimmt nicht Akhmahel, aber Williams war sich zumindest einer Sache sicher: der Mann trug Make-up und hatte eine Perücke auf.

Ein kleines Stück weiter weg stand Jørgen Iversen und studierte Wohnungsanzeigen in der Zeitung. Die Art und Weise, mit der Williams einen langhaarigen Mann beobachtete, der gerade an ihm vorbeigegangen war, hatte Jørgens Interesse geweckt. Was war so besonders an dem Mann?

Weniger als zwei Meter von Jørgen entfernt stand Sadou und beobachtete ebenfalls die Geschehnisse. Instinktiv spürte er, dass der Mann, an dem Akhmahel vorbeigegangen war, eine Gefahr darstellen konnte. Der Mann stank von Weiten nach Polizei oder Ähnlichem. Es war an der Zeit, zu tauschen. Akhmahel ging direkt auf Sadou zu, wobei er sich an den übrigen Reisenden vorbeischlängeln musste. Sadou trat vor Akhmahel hin, und die beiden Männer stießen wie zufällig ineinander.
– Entschuldigung! sagte Sadou. Akhmahel antwortete nicht, sondern ging nur weiter … um eine schallgedämpfte Pistole leichter.

Flughafen Kopenhagen, 16.20 Uhr

Wahil hielt auf dem Parkplatz von SAS Components. Es standen noch eine Menge andere Autos da, aber im Gegensatz zu dem dunkelblauen Kastenwagen, waren sie ordentlich auf den markierten Plätzen geparkt. Wenn man den Parkplatz von der Luft aus gesehen hätte, hätte man vielleicht bemerkt, dass der Kastenwagen fast parallel zu der Start- und Landebahn hielt, die momentan benutzt wurde. Der Wagen hielt mit der Front zum Flughafengelände. Die hinteren Türen zeigten in Richtung Öresund. Ein unbedeutendes Detail für einen zufälligen Beobachter, aber von entscheidender Bedeutung für Wahil.
Im Laderaum arbeitete Wahil mit äußerster Konzentration. Er hatte die Seiten und den Deckel von der Kiste entfernt und sie unter den Wagen geworfen. Der Inhalt der Kiste, eine ausgeklügelte Rampenkonstruktion, war nun zu sehen. Der untere Teil der Rampe bestand aus einer gepanzerten Kiste, die einen großen Elektromotor und eine starke Batterie enthielten. Auf der Kiste war eine Drehscheibe montiert und auf der Drehscheibe war ein Gestell befestigt, mit dem man den Elektromotor heben und senken und in alle Richtungen drehen konnte. Auf dem Gestell wiederum befand sich eine Schiene, die auf etwa drei Meter ausziehbar war. Ganz obenauf lag das, was die Schiene steuern sollte, eine fast zwei Meter lange Rakete mit einer Sprengkraft, die stark genug war, einen Krater von zehn Metern im Durchmesser zu hinterlassen, wenn er auf dem Boden aufschlug.
Aber diese Rakete war nicht dazu bestimmt, auf dem Boden zu explodieren. Sie würde in einer Höhe von etwa 300 Metern in die Luft gehen, wenn sie mit einer Geschwindigkeit von fast zweitausend Kilometern in der Stunde den Laderaum von Flug SK779 traf, wahrscheinlich in weniger als einer halben Stunde.
Wahil öffnete eine kleine Klappe am hinteren Ende der Abschussrampe und nahm einen Laptop heraus. Dieser war drahtlos mit dem Computer in der Rakete verbunden. Er schaltete den Laptop an und einen Augenblick später war ein Signalton von der Rakete zu hören, der die Verbindung bestätigte. Einige wenige Kommandos auf der Tastatur gaben ihm Zugang zu dem Menü, mit dem er die Rakete aktivieren konnte. Mit professioneller Sicherheit gab er die erforderlichen Daten ein und lud sie von dem Laptop auf den Computer der Rakete. Alles lief wie geplant und bald lehnte Wahil sich zurück. Jetzt brauchte er nur noch die Zielsuche zu aktivieren. Hier war er jedoch auf fremde Hilfe angewiesen.

(Fortsetzung folgt)

 

ENGLISH

The Man from Tehran

Friday, 10 February 2006

Copenhagen Airport, 3:50 p.m.

– In other words, it was a diversion, said Tom. Either they wanted us to believe that it was all over, or we should look to one side while something completely different was going on on the other. Damn it, you could have made a porn movie in front of our eyes without us even noticing it. We were way too busy shooting the newspaper delivery man.

Rolf, Antonsen and Williams sat opposite him. A technician was sitting behind them. Immediately after the Terminal 2 incident, Rolf and Williams had rushed to the command center, where they were now trying to resolve the situation.

– It must be the former, said Williams. We should relax security now because we think it’s over.

– I don’t agree on that now, said Antonsen.

– Not? How interesting, Williams said sourly. And why not?

– You see, Antonsen started, after what you said, the people behind the planned attack are well organized and professional, aren’t they? So, we have to ask ourselves why this guy was wrapped up in newspapers and not with explosives? They had to know that we would discover their bluff relatively quickly. And the guy couldn’t have been in any doubt that he was going to be killed, could he? He ran straight into a heavily armed group of soldiers, didn’t he? If it had been a diversion for another attack, he would have blown himself and everyone around up. That would have given us a very good reason to believe that it was over. The only reason he wasn’t packed with explosives was because it was only used to distract attention from something else that was happening at the same time. There must have been others …

– What about our internal cameras? interrupted Rolf.

– The pictures are not detailed enough, answered Tom. But the airport security service also happened to have its cameras connected to our hardware. Let’s see what they show!
Tom nodded to the technician who had been listening and already had the recordings from all the cameras ready.

– They’re ready, Tom, he said, frantically typing on a keyboard. Immediately afterwards, a series of smaller windows appeared on the big screen.

– That one there, camera ‚A5‘, said Antonsen and pointed to one of the small windows. It’s in the security check in Terminal 2. Let’s see what it recorded.

The technician clicked on ‚A5‘ with the mouse. The window was immediately enlarged to about 50 inches.

– Rewind until just before the whole thing started, said Rolf.

A few minutes later, they all knew what had happened.
Williams stared at the screen like a cat that has spotted a field mouse. There on the screen, right in front of his eyes, he had seen Akhmahel. At last he knew what he looked like now. Now he just had to track him down and take him out. He was burning with impatience to get into the departure lounge. He was so close to being able to remove the penultimate from the Tehran list. And Wahil wasn’t far away either, he was absolutely sure of that.

– I’ll go to the terminal, he said, and before anyone could protest, he was out the door.

– My, my, he was in a hurry, said Antonsen.

– Yes, he is probably running his own race now, said Rolf. But we have a man who is following him all the time. If he misbehaves at some point, we are not completely in the dark.

Antonsen frowned. Apparently, there was something he hadn’t been informed about. He was about to ask when Tom said:

– So, we know that there were three people and that the one who ran into the duty-free area apparently got something from the guy in the middle, but what? A weapon?

– Yes, definitely, I definitely believe it was a weapon, said Rolf.

– I totally agree, said Antonsen.

– Great! Now we have an armed terrorist in the duty-free area, said Tom. A very pacifying thought. What do we do now?

– Where is the Budapest group at the moment? asked Rolf.

– They are surrounded by heavily armed police officers in riot uniform, said Antonsen. As I said to Lisbeth when we discussed the process, we would end the party if it got dangerous. And that’s just what it got. I think we can all agree on that. The press has forgotten all about the press conference and the basketball players. They smelled a rat. They are sensing a story that goes beyond the usual. And they don’t believe in the least that we have the situation under control. For me, the whole thing is over, as far as the press conference is concerned. From this moment on we will keep the politicians and the athletes under protection until their plane has left the airport. I also ordered a metal detector for Gate A13. Nobody gets on board if they have even a 10-cent coin lying loose in their pocket, and that’s all there is to it.

– I think we all agree with you here, said Rolf. It ends right here, even if the rest of us have to grapple with the remaining problem witch is, that we haven’t neutralized the terrorists yet. We don’t even know what to look for.

– But at least we have a picture of them, said Tom.

– Yes, but it won’t be of much use to us, Antonsen contradicted. The description of the two accomplices fits too many of the travelers here at the airport, and before you distribute pictures to everyone, it’s all over. In addition, the print quality of these types of images is so poor that you can hardly see anything on them.

– Shouldn’t we have the airport evacuated? suggested Tom. Wouldn’t that be the most sensible thing?

– No, no, no, it’s too late now, said Antonsen with a shake of the head. The panic that normally occurs during an evacuation would make it impossible for us to secure anything. Such a mess would give the terrorists the best possible conditions for their endeavors, and then they too could slip away unnoticed.

– But the Budapest flight definitely has to be stopped, said Rolf. It’s too risky, especially since we know that the drama in Terminal 2 was a deviation. They have something else in mind, that’s for sure.

– Won’t happen! said Antonsen. The Foreign Minister has refused to cancel the flight. Of course, I suggested that to him. He says that canceling the flight would in itself be a victory for the terrorists. The American ambassador also supports him in this. Sometimes I think they’re all walking around with their heads under their arms.

– This whole thing is some bloody crap, said Rolf. Maybe we should all send a prayer to heaven together. That seems to be our best chance for a solution at the moment.

Greve, 4 p.m.

– There, turn right, said the police officer, who was sitting on the passenger side of the patrol car. The driver turned into a small side street towards the beach. An elderly lady came running out of a driveway and waved at them with both arms. They stopped next to her and the policeman on the passenger side opened his window.

– It’s the next house, she said eagerly. It’s a young woman and her child … or did she say children? No, it was certainly a child … no, wait …

– We’ll see for ourselves, thank you, said the policeman, and nodded to his colleague. They drove on to the driveway the elderly lady had pointed out to them. The policeman in the passenger seat got out.

– Stay here while I go around the house, he said to his colleague.
The latter nodded and also got out of the car.

At the back of the house, the police officer could see broken glass lying on the gravel. At least that confirmed the story of the older lady. He put his hand on his pistol, went to the shattered window, and poked his head inside. A young woman was sitting on the bed next to two sleeping children. The woman looked straight at him. He was about to say something when the woman suddenly burst into tears. The police officer cleared his throat uncertainly.

– What happened here? he asked. Are you hurt?

Tine gathered herself.
– I … I … I mean we have been kidnapped, she brought out faintly. Last night, from our house in Dragør. There were some men. They wanted my husband to do something for them. He works at the airport that is, and …

– Well, take it easy, said the police officer. Can you let us in?

– No, the door is locked from the outside. Can’t you help us? she asked.

– Yes, of course, immediately, replied the police officer. Did anything happen to the kids?

– No, no, they’re just sleeping, she replied. We got an injection … this morning.

– An injection? echoed the police officer.

Tine wanted to start an explanation, but was immediately interrupted by him.

– Don’t worry, Madam, he said. We’ll get you out of there straight away. He pulled his head out of the window.

– Well, was there something? asked the other policeman when his colleague had returned.

– Yes, there is a young woman and her two children in the house, he replied. They were allegedly kidnapped last night. Apparently, they were injected with some soporiphic. In any case, the children are still sleeping soundly. Call an ambulance and in the meantime, I will break down the door.

Copenhagen Airport, 4:05 p.m.

Maria turned the motorcycle around when she reached Sydvagten. She waited a few minutes before slowly starting to drive back down the coast road. The van still stood in the same place, she noticed from afar as she headed north again. She peered over the airport grounds, just as before, but kept glancing back at the car. Something about the vehicle caught her eye. Maybe everything was fine, but routine checks were part of her job. She decided to examine the vehicle more closely. She turned on the blinking blue light and stopped in front of the van. By radio she informed that she wanted to inspect a dark blue Peugeot boxer with the French registration 124RDQ69. She got off the motorcycle, pushed the visor up, and walked slowly towards the car.

Wahil saw in the side mirrors that a motorcycle patrol was approaching from behind. He suspected that it was the same police officer who had just driven past and was now on his way back. He expected him to drive past him again now. Suddenly the blue light on the motorcycle flashed. The police officer placed the bike in front of the van and stopped there. Wahil froze. Then, with a quick movement, he took his pistol out of the glove compartment and stuck it into his waistband. He tried to look relaxed and waited until the police officer almost reached the car before opening the window. He smiled. To his surprise, he saw that the officer was a woman. That seemed completely wrong to him. How should he behave in this situation?

Maria had arrived at the car and had taken off her motorcycle gloves. The sight that presented itself took her breath away. The driver of the car was a true hulk with a distinctly Arab appearance. However, she immediately recovered and handled the situation professionally.

– Good afternoon, sir, she said in English. Do you understand English?

– Yes, of course, answered the giant, with an embarrassed smile. Is something wrong? ‚Is something wrong,‘ she repeated in her mind. That was one of the clichés that triggered an alarm in most police officers. But she attributed the question to the general insecurity of the man.

– Your driving license, please! she said.

– Yes, of course, he said and put his hand in the inside pocket of his jacket.

A moment later, he had a wallet in his hand, from which he took out a French driver’s license and handed it to her.

– Thank you! she said and switched on a flashlight. Gathered from the driver’s license, he was called Charles Carrére.

– Are you here at the airport on business, Mr. Carrére? she asked.

– Yes I am. I’m supposed to deliver a box to SAS Component, he replied. But I’m late. Incoming goods closes at three in the afternoon, and I only got to the airport a while ago. I was about to go back and stay in the SAS Component parking lot until 7:00 a.m. tomorrow when they open again.
He smiled at her.

Her instincts told her there was something wrong with this huge man, but she was afraid that it was only her prejudice that was speaking to her, and not her sound judgement. Perhaps she should check, if it was true that SAS Component closed the incoming goods department at three in the afternoon, as the giant claimed, she thought. However, she opted for a different solution.

– Please open the hold! she said.

– Yes, of course, Wahil replied and jumped out of the car.

When he stood in front of her, he appeared even bigger to her. She estimated him to be at least two meters in height, and she felt anything but comfortable with the situation. She followed him around the van, and he opened the side door for her. Maria stuck her head in the hold and looked around. Wahil was right behind her, tense to the extreme. In the middle on the floor was a large wooden box with a label on its side. However, the text meant nothing to her. Something indefinable was covered with a sleeping bag behind the box, and a motorcycle was strapped to one side, at the back of the van.

– What’s in the box? asked Maria, her head still in the hold.

– I have to admit that I don’t know, Wahil replied promptly. But I have the French shipping papers, if you’d like to see them, he lied.

Maria considered taking advantage of the offer, but her French wasn’t particularly good, so the papers would hardly tell her anything.

– And the motorcycle, what do you need that for? she asked.

– I like to have it with me when I have to spend the night in a strange city, like today. I am more mobile with it than with the big car.

He was glad that the motorcycle was not facing the rear end towards them. If the police officer had discovered that it had a Danish license plate, it would have given rise to further questions.

– What’s under the sleeping bag? Maria kept insisting.

– My clothes and toiletries, he replied.

Every muscle in Wahil’s huge body was now tense to the extreme. The police officer’s next question would decide whether he broke her neck or not.

Maria felt uneasy about the situation. Maybe what the giant said was true. Maybe it was a lie from one end to the other. She didn’t know what to believe. She paused for a while and looked at the crate and the sleeping bag before making a decision.

– Here’s your driver’s license, she said. She handed the papers back to him. Have a nice evening.

– Thank you, you too, he replied, and breathed a sigh of relief.
If he had been forced to kill her, she would probably have been missed very quickly, and he really didn’t need any kind of complication right now.

Maria drove away with a strange feeling in her stomach. She decided to tell her colleague Kristian about the incident as soon as she got back to the roundabout.

Copenhagen Airport, 4:10 p.m.

Birthe had been watching Jesper discreetly since he’d come to work. He looked terrible and she was seriously worried about him. He had taken something out of his breast pocket several times, looked at it with a serious expression on his face, and then put it back in his pocket. She couldn’t see what it was, but his constant interest in it made her so curious that she was almost bursting. Apparently, none of the other colleagues took notice of him. Everyone was either busy with their work or talking about the incident in Terminal 2. The hall was currently teeming with additional security guards. Rumor had it that FBI and CIA agents were present. Through the windows of the office in the baggage sorting area, she saw Jesper looking through a shift plan for the third time in quick succession, the same each time. She decided to find out, what interested him so much. As soon as he left the office, she slipped in and took the paper. As far as she could see, it was flight SK779 that interested him. Wasn’t that the plane where all the American security guards were standing and making checks? Why was Jesper so interested in this flight? She looked out the window. Jesper was with the baggage that was destined for SK779. Now she was really worried. Should she talk to others about it? No, she didn’t want to be a bad colleague. But maybe she was just that, if she didn’t talk to others about it. Well, that couldn’t be changed. There were things you did and there were things you didn’t. Now she had to get back to work, otherwise she would be missed.

Copenhagen Airport, 4.15 p.m.

Akhmahel came out of the toilet, not far from the security checkpoint where Faroukh had sacrificed his life. His appearance had changed, more than he usually changed it, when he took on a new identity. He wore a wig with long, unkempt hair. The risk of someone monitoring, who went into the lavatory, and who came out was not particularly great. All usual security measures at the airport were more or less put out of action after the incident in Terminal 2. He could spot security guards and agents everywhere, but it almost looked like they were running around randomly. Everything was going to Akhmahel’s great satisfaction at the moment. Confusion is good, he thought. This makes it easier for Wahil to carry out the actual attack without arousing suspicion. He now had to concentrate on increasing the general confusion as much as possible. Two officers in riot gear waited for the elevator and Akhmahel stood behind them and waited with them.

With a briefcase in his hand, he looked like a businessman, even with his unkempt hair. The two police officers didn’t even notice him. They spoke to each other in a language that he did not understand, and he assumed it was Danish. It didn’t sound nice, but why should he care? The elevator arrived, and the doors opened. It was empty. Akhmahel looked over his shoulder. Yes, he just had enough time. The two police officers hurriedly entered the elevator and one of them pressed the button of the desired floor as they passed. Akhmahel followed closely behind them. The officers moved to the back of the elevator and turned around. Without a word, Akhmahel quickly pulled the silenced pistol he had taken from Mohammad and fired twice in quick succession. The two men were dead before they had time to find out what was going on. They fell to the ground, both shot through the throat. Akhmahel put the gun back into his pocket and quickly backed out of the elevator. The doors closed and the elevator with the two dead policemen disappeared one floor below. Akhmahel headed for Terminal 3. Five meters from the elevator, he passed a stocky man with a hard face. They had eye contact for a split second, long enough for Akhmahel to feel that he should know the man. However, he decided to ignore him and hurried on.

Williams had left Zebra Base with an expectant joy that he had not felt for a long time. Where the hell are you, Akhmahel, he said aloud, but nobody heard it. He decided to go to Terminal 2, back to security. He got there a moment later and looked around carefully. But there was nothing to be seen. He was about to give up when he suddenly noticed a man backing out of an elevator. This is not how you normally get out of an elevator, and Williams was trained to spot things that looked wrong. The man looked around to both sides and started walking towards Williams. There was something about the way the man looked around. He seemed nervous, no, watchful was the right word. Williams‘ senses were wide awake. When the man passed him, they had eye contact for a moment. William’s heart beat faster. He stopped and looked after the man. He certainly didn’t look like Akhmahel, but Williams was certain of at least one thing: the man was wearing makeup and had a wig on.

A little further away stod Jørgen Iversen with his head behind a newspaper. The way Williams watched a long-haired man who had just passed him had drawn Jørgen’s interest. What was so special about the man?

Sadou stood less than two meters from Jørgen and also watched the events. Instinctively, he sensed that the man Akhmahel had walked past might pose a threat. The man had police or something like that written all over him. It was time to swap.

Akhmahel went straight towards Sadou, having to squirm past the rest of the travelers. Sadou stepped in front of Akhmahel and the two men bumped into each other as if by accident.

– Sorry! said Sadou. Akhmahel didn’t answer, just kept walking … no longer carrying the silenced pistol. It had shifted hands.

Copenhagen Airport, 4.20 p.m.

Wahil stopped in the SAS Components parking lot. There were a lot of other cars there, but unlike his dark blue van, they were neatly parked in the marked places. If you had seen the parking lot from the air, you might have noticed that the van held almost parallel to the runway that was currently in use. The van stood with the front to the airport compound. The fact, that the rear doors faced Øresund, would be an insignificant detail to a casual observer, but is was vital to Wahil.

Wahil worked with extreme concentration in the boot. He had removed the sides and the lid from the box and thrown them under the van. The contents of the box, an ingenious ramp construction, could now be seen. The lower part of the ramp consisted of an armored box containing a large electric motor and a powerful battery. A turntable was mounted on the crate and a stand was attached to the turntable, with which the electric motor could be raised and lowered and rotated in all directions. On the frame there was a rail that could be extended to about three meters. At the top was what the rail was supposed to control, an almost two-meter-long missile with an explosive force strong enough to leave a crater of ten meters in diameter when it hit the ground.

But this missile was not designed to explode on the ground. It would blow up at about 984 feet, when it would hit the hold of Flight SK779 at a speed of nearly 1200 mph, probably in less than half an hour.

Wahil opened a small hatch at the far end of the launch pad and took out a laptop. This was connected wirelessly to the computer in the missile. He turned on the laptop and a moment later a beep could be heard from the missile confirming the connection. A few commands on the keyboard gave him access to the menu that enabled him to activate the missile. With professional security, he entered the required data and downloaded them from the laptop to the missile’s computer. Everything went as planned and Wahil soon leaned back. Now all he had to do was activate the target search. For this, however, he depended on outside help.

(To be continued)

Der Mann aus Teheran, Greve/ Flughafen Kopenhagen … The man from Tehran, Greve/ Copenhagen airport

CoverDeutsch

 

Der Mann aus Teheran

Freitag, 10. Februar 2006

Greve, 15.20 Uhr

Tine kam langsam wieder zu Bewusstsein. Sie sah sich verwirrt um. Wo war sie? Ein Gedanke versuchte, in ihr Bewusstsein vorzudringen. Es war etwas Wichtiges, konnte sie vernehmen, aber was? Plötzlich stellte sich die Erinnerung ein und sie setzte sich mit einem Ruck auf. Andreas und Emma lagen erschreckend reglos neben ihr. Sie legte ihr Ohr an die Köpfe ihrer Kinder. Zu ihrer großen Erleichterung atmeten beide ruhig und rhythmisch.  Sie wurde langsam mehr und mehr klar im Kopf und erinnerte sich an alles. Einer der Männer, sie nahm an, dass er der Anführer war, hatte zu ihr gesagt, dass alle drei Männer das Haus in Kürze verlassen würden und dass sie und die Kinder von ihrem Mann innerhalb weniger Stunden abgeholt würden. Er hatte ihr und den Kindern eine Spritze mit einem Schlafmittel gegeben.

Sie versuchte aufzustehen, aber stolperte, als ihre Beine unter ihrem Gewicht nachgaben. Sie taumelte zur Wand und musste sich anlehnen, bis sie in der Lage war, das Gleichgewicht zu halten. Sie rief die Kinder, aber die reagierten nicht. Daher wankte sie wieder zum Bett zurück und versuchte, sie vorsichtig wachzurütteln, aber das war ebenso wenig erfolgreich. Dann ging sie zur Tür und wollte sie öffnen, aber die Tür war verschlossen. Sie klopfte an die Tür und rief, bekam aber keine Antwort. Sie mussten weggefahren sein, wie der Mann zu ihr gesagt hatte. Sie ging zum Fenster, aber das war scheinbar auch nicht zu öffnen. Sie dachte daran, die Scheibe einzuschlagen und zu fliehen, aber wie sollte sie die bewusstlosen Kinder durch das Fenster bekommen?
Plötzlich hörte sie jemanden pfeifen, so wie man nach einem Hund pfeift. Der Nebel in ihrem Kopf löste sich schlagartig auf. Sie eilte ans Fenster und begann so hart sie konnte mit der Handfläche an das Fenster zu klopfen. Sie versuchte, gleichzeitig zu rufen, aber es kam kein Ton aus ihrer Kehle. Beim zweiten Versuch ging es besser.
– Hilfe! schrie sie so laut sie konnte und hieb weiterhin auf die Fensterscheibe.
– Hilfe!  schrie sie wieder, aber es kam keine Antwort. Sie sah sich im Zimmer um und entdeckte eine Keramik-Lampe neben dem Bett. Sie packte sie und riss das Kabel aus der Steckdose. Mit aller Kraft, die sie aufbringen konnte, warf sie die Lampe gegen das Fenster. Die Scheibe zersplitterte mit einem gewaltigen Knall in tausend Stücke. Vorsichtig steckte sie den Kopf aus dem Fenster, direkt in das Gesicht einer älteren Dame.

Alma Birkelund fühlte, dass ihre Durchblutung durch den Spaziergang richtig gut in Gang gekommen war. Nun warteten ihr Nachmittagstee und die Tageszeitung auf sie. Rina war wie üblich zurückgeblieben, als sie merkte, dass es nach Hause ging. Sie wurde nie müde, sich an den vielen Düften zu berauschen, die sie auf ihrem üblichen Weg wahrnehmen konnte. Alma hatte wieder ‚zufällig‘ vor dem Haus angehalten und sah zu ihrer großen Erleichterung, dass der dunkle Wagen verschwunden war. Vielleicht sind sie wieder nach Hause gefahren, dachte sie. Das war gut! Aber jetzt wollte sie selbst nach Hause. Sie pfiff nach Rina, die aus einer Einfahrt weiter weg hervorkam. Pfui, Rina, dachte sie, du darfst doch nicht in die Gärten anderer Leute gehen!
Sie wollte gerade weitergehen, als sie plötzlich ein lautes Hämmern hörte. Es schien von der Rückseite des Hauses zu kommen. Oh, nein, dachte sie, was ist denn das nun wieder? Sie beschloss, den Lärm zu ignorieren und wollte wieder weitergehen, als das laute Hämmern wieder einsetzte. Diesmal hörte sie deutlich eine weibliche Stimme, die „Hilfe“ rief, und dann noch einmal „Hilfe“. Ach du meine Güte, dachte sie, was soll denn das bedeuten? Rina war inzwischen herangekommen. Als der Hund sah, wie interessiert Frauchen an dem Haus war, wollte sie es auch ein wenig näher untersuchen. Sorglos lief sie auf das Grundstück und begab sich mit der Nase auf dem Boden zur Rückseite des Hauses. Oh, nein, dachte Alma, du darfst da nicht reinlaufen. Sie lief hinter Rina her und folgte ihr zur Rückseite des Hauses. Sie wollte gerade nach ihr rufen, als zwei Meter vor ihr plötzlich ein Fenster mit einem lauten Knall explodierte.

Alma war wie versteinert und sah zu der Stelle, wo die Glassplitter herausflogen. Plötzlich war da ein Kopf zu sehen, ein Frauenkopf. Und nicht nur das, der Kopf fing an, mit ihr zu reden.
– Hil … Hilfe! Sie müssen uns helfen! Rufen Sie die Polizei! Man hat uns entführt und am Flughafen wird etwas Schreckliches passieren. Sie müssen uns helfen! Alma war jetzt völlig verwirrt. Was in der Welt ging hier vor sich? Die Polizei? Entführt? Der Flughafen? Ja, aber …? Wäre es ein Männerkopf gewesen, der Alma ansprach, wäre sie sicher so schnell sie konnte weggelaufen, aber es war eine junge Frau und die Situation wirkte überhaupt nicht gefährlich. Also abgesehen davon, dass das Fenster explodiert war. Alma beschloss, sich zusammenzureißen.
– Was sagen Sie? fragte sie und versuchte sich zu konzentrieren. Tine war jetzt so klar im Kopf, dass sie einsah, wie merkwürdig die Situation für die alte Dame sein musste, die da vor ihr stand.
– Haben Sie keine Angst, sagte sie. Meine beiden Kinder und ich sind gestern von unserem Haus in Dragør entführt worden. Bitte verstehen Sie. Die Männer, die uns entführt haben, sind nicht mehr hier, aber wir können nicht raus. Sie haben meine beiden Kinder und mich betäubt und wir brauchen Hilfe. Glauben Sie, Sie könnten die Polizei für uns anrufen? Jetzt verstand Alma, was da vor sich ging. Sie las schließlich Zeitung und sah Nachrichten im Fernsehen. Und gegen einen Kriminalroman hin und wieder hatte sie auch nichts einzuwenden.
– Ich verstehe, sagte sie. Machen Sie sich keine Sorgen, junge Dame, ich werde sofort die Polizei rufen. Sie drehte auf dem Absatz um und lief so schnell sie konnte zu ihrem Haus auf der anderen Seite der Hecke. Rina sah ihr verblüfft nach. Sie hatte ihr Frauchen noch nie so schnell laufen gesehen. Rina versuchte, sie einzuholen.
Sobald sie in die Tür gekommen war griff Alma Birkelund zum Telefon und rief die Polizei an. Der wachhabende Polizist, der ihren Anruf entgegennahm, klang skeptisch, als sie ihm die Vorkommnisse berichtete. Und Ihr Name ist? fragte er bürokratisch.
– Wie bitte? Nun, mein Name ist Alma Birkelund. Das habe ich doch schon gesagt, antwortete Alma. Jetzt wurde sie also langsam sauer.
– Können Sie nicht einfach umgehend einen Streifenwagen schicken? fragte sie mit fester Stimme.
– Der ist schon längst unterwegs, sagte der Polizist. Rufen Sie von Ihrem eigenen Telefon an?
– Von meinem eigenen Telefon? wiederholte Alma. Aber natürlich, antwortete sie indigniert.

– Gut, wie gesagt ist ein Streifenwagen bereits auf dem Weg. Sie können jetzt nichts mehr tun, schloss er.

Flughafen Kopenhagen, 15.25 Uhr

Der Ministerwagen hielt vor dem Eingang zum Terminal 3 an. Vier uniformierte Polizisten eilten herbei, um den Außenminister in Empfang zu nehmen. Der Chauffeur stieg aus dem Auto, ging auf die andere Seite und öffnete die Tür für den Minister.
– Ich wünsche Ihnen eine gute Reise, Herr Minister, sagte er, als er die Tür hinter Sven Krog Petersen schloss. Bevor der Minister antworten konnte, hatten die Polizisten einen Ring um ihn herum gebildet und führten ihn schnell in den Terminal. Rolf stand im Eingang und beobachtete die Gruppe. Er hatte sich absichtlich so postiert, dass er an den Minister herantreten konnte, sobald er ankam.
– Guten Morgen, Herr Minister, begrüßte er ihn, als er durch die Eingangstür trat. Er war nicht sicher, ob der Minister ihn erkennen würde. Sie waren sich schließlich nur einmal vorher begegnet.
– Rolf Duvenhart? Fragte der Minister.
– Lassen Sie uns gemeinsam zur Abflughalle gehen, antwortete Rolf nur. Ich werde Ihnen die aktuelle Situation erklären. Sie gingen in Richtung Treppe, und Rolf erzählte kurz und bündig, was bis jetzt geschehen war.
–… also mit anderen Worten, wissen wir immer noch nicht, was passieren wird, schloss er.
– Aber Sie sind überall in Stellung wie ich sehe, sagte der Minister, und ich bin sicher, dass Sie gut vorbereitet sind, nicht wahr? Sie schnappen sie einfach sobald sie kommen. Wenn Sie zu nahe an die Reisegruppe kommen, ist die Polizei bereit, uns alle in Sicherheit zu bringen.
– Ich werde unter keinen Umständen eine Garantie geben, sagte Rolf irritiert. Wir haben keine Ahnung, womit wir rechnen müssen. Und dann möchte ich Sie gerne daran erinnern, dass sich mehrere hundert Menschen im zollfreien Bereich befinden und die Polizei keine Chance hat, all diese Leute in Sicherheit zu bringen, falls oder sobald der Angriff stattfindet.
– So schlimm wird es schon nicht werden, sagte der Minister kurz. Und jetzt müssen Sie mich entschuldigen, Herr Duvenhart, die Pressekonferenz ist im Begriff, ohne mich anzufangen. Sie waren zur Sicherheitskontrolle gekommen, wo der Minister sich der gleichen Prozedur unterwerfen musste wie jeder andere auch. Rolf ging nach dem Minister durch den Metalldetektor. Niemand reagierte darauf, dass die Handwaffe, die er bei sich hatte, mehr oder weniger einen Panikalarm auslöste. Einige Vorteile hatte er also doch dem Minister gegenüber.
– Delta-10, Zebra-Basis hier, klang Toms Stimme plötzlich in Rolfs Kopfhörer, bitte kommen.
– Delta-10 hier, antwortete Rolf.
– Ich kann sehen, dass du bei der Sicherheitskontrolle in Terminal 3 bist, sagte Tom. Hast du ein paar Worte mit dem Minister gesprochen? Ob ich ein paar Worte mit dem Minister gesprochen habe, wiederholte Rolf in Gedanken. Ja, bewahre uns! Der Mann hat keine Ahnung, auf was er sich eingelassen hat.
– Ja, und er ist leider vollkommen uneinsichtig, antwortete er. Er hat sich offenbar von den Amerikanern blenden lassen. Wir sollen sie fangen und es sind unsere Ärsche, die auf dem Spiel stehen, wenn wir scheitern sollten. Aber die Pressekonferenz scheint gleich anzufangen. Wo sind jetzt alle?
– Alpha-Team ist bei euch da oben, begann Tom. Aber ich wette, du kannst sie nicht sehen, habe ich recht? Rolf sah sich um und konnte keinen der Kommandosoldaten entdecken.
– Du hast recht! antwortete er. Wo zum Teufel hast du sie versteckt?
– Sie stehen in Hintereingängen von Geschäften und ähnlichen Stellen, sagte Tom. Bravo-Team befindet sich bei der Sicherheitskontrolle in Terminal 2 zusammen mit Matts. Alle Reisenden werden im Moment dort durch die Kontrolle geschleust. Lisbeth ist ganz in deiner Nähe.
– Ich kann sie sehen, warf Rolf ein, als er Lisbeth entdeckte. Sie stand ein wenig weiter vorn und schaute sich aufmerksam um.
– Jørgen steht auch irgendwo in eurer Nähe, versetzte Tom. Er beschattet Williams. Charly-Team zirkuliert frei. Ein paar sind bei euch und ein paar in Terminal 2. Der Rest ist auf dem ganzen Flughafengelände verteilt. Die EchoAgenten, zu denen wir neben Williams Funkkontakt haben, stehen auch verstreut. Einer von ihnen tritt dir gleich auf die Füße.
– Ich sehe ihn, antwortete Rolf, als ihm ein CIA-Agent ins Auge stach. Er verschmolz mit den anderen Reisenden, wie ein Sumo-Ringer mit einer Gruppe Balletttänzer.
– Das ist so ziemlich alles, versetzte Tom. Ja, mit Ausnahme von Antonsen und Connie Andersen, denen das Wasser im Mund zusammenläuft, wenn sie auf unser Spielzeug hier im Wagen gucken. Rolf lächelte. Er konnte sich leicht vorstellen, wie ein technologisches Wunder wie die mobile Kommandozentrale auf Antonsen und Connie Andersen wirken musste. In diesem Moment begann die Pressekonferenz.

Flughafen Kopenhagen, 15.30 Uhr

Während der letzten halben Stunde war die Schlange vor der Sicherheitskontrolle im Terminal 2 stetig gewachsen. Aber trotz des zusätzlichen Drucks auf das Personal vor Ort wurden die Sicherheitsroutinen korrekt gehandhabt. Alle wurden überprüft, und jedes Stück Handgepäck wurde durchleuchtet. Akhmahel zeigte seine Bordkarte und legte seinen Aktenkoffer auf das Förderband. Er bekam die Bordkarte zurück und ging ohne Probleme durch den Metalldetektor. Während dieser alltäglichen Vorgänge beobachtete er genauestens sein Umfeld. Alles war wie er erwartet hatte. Neben den üblichen Sicherheitskräften war anlässlich der heutigen Presse-Veranstaltung ein größeres Polizeiaufgebot zur Stelle. Es waren auch Spezialkräfte der einen oder anderen Art anwesend, bemerkte Akhmahel. Sie trugen graue Kampfanzüge und waren mit automatischen Waffen ausgerüstet. Akhmahel ging davon aus, dass diese wahrscheinlich als Erste das Feuer eröffnen würden, wenn sich die Ereignisse hier gleich überschlugen.
Aus dem Augenwinkel sah er Mohammad sein Handgepäck auf das Förderband legen. Er würde als Nächster durch den Metalldetektor kommen. Alles musste in der richtigen Reihenfolge und zum richtigen Zeitpunkt geschehen. Akhmahel fand seine Tasche am anderen Ende des Förderbandes und nahm sie an sich. Zur gleichen Zeit ging Mohammad durch den Metalldetektor. Der gab Alarm, und er wurde sofort von einem Sicherheitsbeamten angehalten, der ihn mit einem manuellen Metalldetektor überprüfte. Mohammad sah einen kurzen Moment zu Akhmahel hinüber, gab aber kein Zeichen, dass er ihn kannte. Ein dritter Mann, Faroukh, der gleich hinter Mohammad gestanden hatte, lief plötzlich und völlig unvorhergesehen Amok. Alles ging blitzschnell. Faroukh sprang durch den Metalldetektor, der sofort Alarm schlug und hatte plötzlich eine Pistole in der Hand. Er packte Mohammad, zog ihn dicht an sich heran und legte einen Arm um seinen Hals, während er ihm mit der anderen Hand die Pistole an die Schläfe drückte. Alle standen wie versteinert. Die ersten, die reagierten, waren die Bravo-Team-Soldaten. Im Nu richteten sie ihre automatischen Waffen auf Mohammad und den Verrückten, aber keiner von ihnen eröffnete das Feuer.
– Zurück, zurück! rief Faroukh und sah verzweifelt auf die vielen, auf ihn gerichteten Waffen. Er zog Mohammad rückwärts, weg vom Bravo-Team und näher zu Akhmahel, der offenbar vor Schreck gelähmt war. Faroukh wusste, dass er innerhalb weniger Sekunden mit den großen Kriegern in Allahs Reich vereint sein würde, und sein Herz schlug wild. Als er weniger als zwei Meter von Akhmahel entfernt war, machte er sich bereit für seine alles entscheidende, letzte Handlung. Er zögerte einen Augenblick, atmete tief ein… und dann tat er es. Mit aller ihm zur Verfügung stehenden Kraft warf er Mohammad in Akhmahels Arme. Die beiden Männer stürzten zusammen auf den Boden. Faroukh riss blitzschnell seine Jacke auf und alle konnten sehen, dass er mit Sprengstoff bepackt war. Er hatte immer noch die Pistole in der Hand, aber jetzt hielt er etwas, das wie ein Zünder aussah in der anderen Hand. Er schwang wild die Waffe hin und her, als ob er versuchte, alle auf einmal in Schach zu halten. Mit einem wahnsinnigen Ausdruck auf seinem Gesicht brüllte er aus voller Lunge …:
– Allahu akhbar! … Und dann stürzte er sich auf die Polizisten und Bravo-Team.

Der Anführer von Bravo-Team, Heinz Jensen betrachtete die Szene, die sich vor ihm abspielte, mit stummem Staunen. Reflexmäßig richteten er und vier seiner Männer sofort ihre automatischen Waffen auf den wahnsinnigen Mann, der plötzlich durch den Detektor sprang. Die kleine speziell ausgebildete Gruppe wartete nur auf einen Befehl von Heinz. Sie würden sofort das Feuer eröffnen. Aber er entschied sich zu warten. Die Gewehre waren mit einer Art Munition geladen, die nicht durch den Körper hindurchging, sondern innen sämtliche Eingeweide zerriss. Heinz wusste, dass er und jeder Mann in seinem Team über den kurzen Abstand zwischen ihnen und dem Verrückten hinweg einen Punkt in der Größe einer Zwei-Euro-Münze treffen konnten. Die Voraussetzung dafür war allerdings, dass das Ziel stillstand. Das war in der aktuellen Situation nicht gerade der Fall. Heinz sah es als zu gefährlich für die Umstehenden an, jetzt das Feuer auf den Mann zu eröffnen. Dann änderte sich die Situation völlig. Der Verrückte stieß seine Geisel von sich weg, zerrte seine Jacke auf und stürmte direkt in Richtung auf die fünf schussbereiten Gewehre. Heinz war nicht im Zweifel darüber, was getan werden musste, aber er war nicht sicher, ob sie den Mann daran würden hindern können, den Sprengstoff hochzujagen. Faroukh kam zwei Schritte weit, als ein scharfer Befehl ertönte:
– Feuer! Fünf einzelne Schüsse aus den Gewehren von Bravo-Team erfüllten Faroukh seinen größten Wunsch. Er wurde ins Jenseits befördert, nachdem die fünf Kugeln seinen Brustkorb und sein Herz zerfetzt hatten. Noch bevor Faroukh auf den Boden gefallen war, schrie dieselbe Stimme einen neuen Befehl:
– In Deckung! Alle warfen sich mehr oder weniger gleichzeitig auf den Boden, und Mohammad und Akhmahel konnten völlig unbemerkt ihren Teil des Plans ausführen. Akhmahel lag noch am Boden mit Mohammad auf ihm. In dem Moment, als der Befehl „in Deckung“ ertönte, fischte er die Handwaffe, über die sich der Metalldetektor beschwert hatte, als Mohammad hindurchging, aus der Innentasche von Mohammads Jacke. Mohammad rollte sich prompt auf den Boden, während Akhmahel aufsprang, seinen Aktenkoffer ergriff und drei Schritte in die Abflughalle hineinlief und sich dort unter die anderen Reisenden mischte. Alle warteten auf die Explosion, aber nichts passierte. Für einige Sekunden rührte sich niemand, aber es geschah immer noch nichts. Zögernd standen die Leute auf, und bald darauf begannen alle so schnell und so weit wie möglich wegzulaufen. Einer von ihnen war Akhmahel,  sehr wahrscheinlich der einzige Reisende, der bewaffnet war, bewaffnet und gefährlich.

Sadou stand etwa zehn Meter von der Stelle entfernt, wo Faroukh erschossen worden war und konnte erfreut feststellen, dass Akhmahel jetzt bewaffnet war. Er folgte Akhmahel, blieb aber draußen stehen, als dieser in einen der Waschräume ging. Er postierte sich so, dass er alle sehen konnte, die hineingingen oder herauskamen. Alles lief nach Plan. Bald würde hier am Flughafen völlige Verwirrung herrschen. Was für ein Sieg sie doch erwartete!

– Zebra-Basis, hier Delta-11, kommen. Wir haben einen roten Alarm in Terminal 2; wiederhole, wir haben wir einen roten Alarm in Terminal 2, rief Matts ins Mikrofon, während er als Erster zu dem toten Selbstmordattentäter lief.
– Zebra-Basis hier, braucht ihr Verstärkung? fragte Tom. Langsam tauchten einige CIA-Agenten auf und die Polizei begann sofort und mit derartigen Umständen vertraut, den Bereich abzusperren. Jetzt hatte niemand mehr Zugang zum zollfreien Bereich, weder von Terminal 2 noch von Terminal 3.
– Nein, antwortete Matts. Die Situation ist unter Kontrolle. Hier war ein Selbstmordattentäter, der unschädlich gemacht wurde, bevor er seine Bombe auslösen konnte. Tom hatte all auf ‚Mithören‘ geschaltet, und Williams war der Erste, der sich meldete.
– Lassen Sie ihn liegen, bis ich komme! sagte er mit stahlharter Stimme. Wiederhole, lassen Sie ihn liegen. Matts ignorierte Williams und fing an, den Selbstmordattentäter zu untersuchen.
– Ich bin auf dem Weg, warf Rolf ein.
– Ich glaube nicht, dass ihr euch besonders beeilen müsst, sagte Matts plötzlich. Dieser Kerl ist ein … naja, ein Blindgänger könnte man wohl sagen. Es war einen Moment ganz still in der Funkverbindung.
– Ein Blindgänger? wiederholte Tom ungläubig. Was zum Teufel meinst du, Junge?
– Nun, sagte Matts, dieser Kerl ist vielleicht ein bisschen entflammbar, aber explosiv ist er jedenfalls nicht. Die Art von Sprengstoff, in die er eingepackt ist, schleppen die Fluggesellschaften selbst jeden Tag mit an Bord ihrer Flugzeuge, tonnenweise. Er hat kleine Päckchen mit alten Zeitungen am Körper, nichts als alte Zeitungen.

Lisbeth befand sich vor der Tribüne, die vor dem Karen-Blixen-Café aufgebaut war, als Tom die Mithörfunktion aktivierte. Ihr Herz setzte einen Schlag aus. Da stimmte etwas nicht. ‚Blindgänger‘ hatte Matts gesagt. Der Mann, wer zum Teufel er nun war, hatte sich mit Zeitungen eingewickelt. War das, worauf sie gewartet hatten? Hatten sie sich nur für einen halbherzigen Selbstmordversuch in Bereitschaft versetzt? Instinktiv wusste sie, dass das nicht stimmte. Es musste ein Ablenkungsmanöver sein. Plötzlich bekam sie Gänsehaut an den Armen.
Verdammt, vielleicht passierte gleich etwas hier auf der Tribüne. Sie sah sich verzweifelt um. Es war nichts Ungewöhnliches zu bemerken. Sie blickte auf die Tribüne. Die vier Geheimdienstagenten spähten von einer Seite zur anderen. Sie hielten routiniert die versammelten Menschen unter Beobachtung. Es wurde Lisbeth klar, dass die vier noch gar nichts wussten. Sie waren nicht an das Kommunikationssystem angeschlossen.
Gerade als sie über die Sprechanlage Tom anrufen wollte, brach die Hölle los. Von allen Seiten kamen Polizisten in Kampfanzug auf die Tribüne zugestürmt. Die beiden Botschafter erhoben sich mit einem Ruck, und die vier Geheimdienstagenten flankierten sie sofort, bereit dazu, im Notfall eine Kugel abzufangen. Der Außenminister und die Basketballspieler blieben sitzen und sahen sich erstaunt um. Die Polizisten gelangten zur Tribüne, und Lisbeth wurde fast von einem Berg von einem Mann mit schussbereiter Waffe umgerannt. Sie konnte gerade noch zur Seite springen, als er auf sie zu lief.
Sie bemerkte den lebhaften Reporter vom Pressebriefing. Er beobachtete wachsam die Szene, die sich vor seinen Augen abspielte. Ohne Zweifel versuchte er zu verstehen, was hier eigentlich vor sich ging. Die Polizeibeamten bildeten hastig einen Ring um die Gruppe auf der Tribüne. Ihre Waffen sprachen eine klare Sprache: niemand sollte es wagen, näher zu kommen. Die Stimmung war auf das äußerste angespannt. Man wartete offensichtlich auf einen Befehl. Lisbeth drängte sich durch die Menschenmenge und ging in Richtung Terminal 2.

Flughafen Kopenhagen, 15.45 Uhr

Wahil fuhr langsam auf der Küstenstraße nach Norden und stellte fest, dass der Wind anscheinend gedreht hatte. Die Flugzeuge starteten jetzt in Richtung zur Straße und flogen dann weiter über den Öresund. Aber das interessierte ihn eigentlich nicht weiter. Die Windrichtung hatte keinen Einfluss auf sein Vorhaben. Er fand eine Ausweichstelle und fuhr an die Seite, ließ aber den Motor laufen, um die Kabine warm zu halten. Er schaute auf die Uhr. In einer Stunde sollte das Flugzeug abfliegen, und er brauchte eine halbe Stunde Vorbereitungszeit. Er entschied sich, hier zu warten, bevor er sich auf seinen Posten begab.

Kristian Petersen und Maria Hansen hatten die Aufgabe, mit ihren Motorrädern auf der Strecke zwischen dem östlichen Kreisverkehr und Sydvagten zu patrouillieren. Das bedeutete, dass sie die gesamte Ostseite des Flughafens abdeckten. Sie hatten untereinander vereinbart, abwechselnd in regelmäßigen Abständen die Küstenstraße von einem Ende zum anderen abzufahren und sich ansonsten für Notfälle in Bereitschaft zu halten. Sie wählten den Kreisverkehr als Ausgangspunkt. Hier waren sie den Flughafengebäuden am nächsten.
– Ich übernehme wohl am besten die erste Tour, sagte Maria, und startete ihre Maschine, eine leistungsstarke BMW.
– Ach, Mann, das ist doch gar nicht die Mühe wert, sagte Kristian. Auf dieser Seite passiert doch kein Scheiß.
– Vielleicht nicht, antwortete sie. Aber Connie möchte die Umgebung abgedeckt haben, und dann wir müssen es auch richtig machen, Kris. Er wollte gerade etwas sagen, aber Maria senkte das Visier ihres Helmes und fuhr los. Dass sie überhaupt Lust dazu hat, dachte er. Sie hatten jedenfalls eine größere Chance hier an einer Aktion teilzunehmen als auf der Küstenstraße. Naja, das war schließlich ihre Sache.

Maria fuhr langsam, während sie über das Flughafengelände spähte. Alles schien normal zu sein, dachte sie, aber wie sah ‚nicht normal‘ aus? Nun, sie konnte nur ihr Bestes tun. Ein Flugzeug startete mit einem Brüllen über ihren Kopf hinweg und setzte über den Öresund fort, bevor es nach Steuerbord abdrehte. Maria fuhr weiter. Ein Stück länger hin, auf der linken Seite der Straße, stand ein dunkelblauer Kastenwagen. Sie fuhr langsam an ihm vorbei und sah ihn sich genau an. Es war ein Peugeot Boxer mit französischem Kennzeichen. Sie konnte den Fahrer des Wagens nicht richtig sehen, aber von der Silhouette her schien es sich um eine ziemlich große Person zu handeln. Nun, es befanden sich wohl viele im Ausland zugelassene Fahrzeuge hier in der Gegend, dachte sie, und fuhr weiter nach Süden in Richtung Sydvagten, wo sie wenden wollte.

Wahil sah eine Motorradstreife, die in südliche Richtung fuhr, auf ihn zu. Er konnte inzwischen die dänischen Polizeimotorräder von Weitem erkennen. Es wimmelte heute förmlich mit ihnen. Das Motorrad fuhr langsam, während der Polizist über das Flughafengelände spähte. Er würde es vorziehen, keine Fragen beantworten zu müssen, obwohl er eine Erklärung für seine Anwesenheit hier hatte, nur für alle Fälle. Der Polizist schaute in die Kabine, aber Wahil war sicher, dass er von außen nicht gesehen werden konnte und verhielt sich ruhig. Einen Moment später verschwand das Motorrad hinter ihm, und fuhr in südliche Richtung weiter. Wahil atmete erleichtert auf. Er konnte jetzt keine Komplikationen gebrauchen.

(Fortsetzung folgt)

ENGLISH

Der Mann aus Teheran

Freitag, 10. Februar 2006

Greve, 3.20 p.m.

Tine slowly regained consciousness. She looked around in confusion. Where was she? A thought tried to penetrate her mind. It was something important, she could feel it, but what? Suddenly her memory came back, and she sat up with a jerk. Andreas and Emma lay terrifyingly motionless next to her. She put her ear to her children’s heads. To her great relief, both breathed calmly and rhythmically. She was getting clearer in her head and remembered everything. One of the men, who she assumed was the leader, had told her that all three men would be leaving the house shortly and that she and the children would be picked up by her husband within a few hours. And then he had given her and the children an injection with a soporific.

She tried to get up, but stumbled when her legs gave way under her weight. She staggered to the wall and had to lean against it, until she was able to keep her balance. She called the children, but they didn’t respond. So she staggered back to the bed and tried to gently shake them awake, but that was also unsuccessful. Then she went to the door and tried to open it, but it was locked. She knocked on the door and called out, but got no answer. They must have gone away, as the man had said to her. She went to the window, but that didn’t seem to open either. She thought of smashing the window and fleeing, but how was she going to get the unconscious children through the window?

Suddenly she heard someone whistling, like one would whistle for a dog. The fog in her head suddenly cleared. She hurried to the window and started knocking on the window with her palm as hard as she could. She tried to call at the same time, but there came no sound from her throat. The second try was better.

– Help! she screamed as loud as she could and continued to hit the window.

– Help! she screamed again, but there was no answer. She looked around the room and saw a ceramic lamp next to the bed. She grabbed it and tore the cord out of the socket. With all the strength she could muster, she threw the lamp against the window. The disk shattered into a thousand pieces with a violent bang. Carefully she stuck her head out of the window, and looked directly into the face of an elderly lady.

Alma Birkelund felt that the walk had stimulated her blood circulation very well. Now her afternoon tea and the daily newspaper were waiting for her. As usual, Rina was lagging behind when she realized that they were heading home. She never got tired of intoxicating herself with the many scents she could perceive on their usual way. Alma had stopped in front of the “house” again and saw to her great relief that the dark car had disappeared. Maybe they went home again, she thought. That was good! But now she wanted to go home herself. She whistled for Rina, who came out of a driveway further away. Oh, Rina, she thought, you can’t go into other people’s gardens!

She was about to go on when she suddenly heard a loud pounding. It seemed to come from the back of the house. Oh, no, she thought, what’s that now? She decided to ignore the noise and wanted to continue when the loud hammering started again. This time she clearly heard a female voice shouting „Help“ and then „Help“ again. Oh my goodness, she thought, what is this supposed to mean?
Rina had come up in the meantime. When the dog saw how interested her owner looked at the house, she wanted to examine it a little more closely. Carefree she ran onto the property and around the back of the house with her nose to the ground.
Oh, no, Alma thought, you can’t run in there. She ran after Rina and followed her to the back of the house. She was about to call for her when a window suddenly exploded with a loud bang two meters in front of her.

Alma was petrified as the broken glass flew out. Suddenly a head appeared, a woman’s head. And not only that, the head started talking to her.

– Hel … help! You must help us! Call the police! We have been kidnapped and something terrible will happen at the airport. You have to help us!

Alma was completely confused now. What in the world was going on here? The police? Kidnapped? The airport? Yes but …?
If it had been a man’s head that spoke to Alma, she would have run away as fast as she could, but it was a young woman and the situation didn’t seem dangerous at all. So apart from the fact that the window had exploded. Alma decided to pull herself together.

– What are you saying? she asked, trying to concentrate.

Tine was so clear in her head now that she realized how strange the situation must be for the old lady who was standing in front of her.

– Don’t be afraid, she said. My two children and I were kidnapped yesterday from our house in Dragør. Please understand. The men who kidnapped us are no longer here, but we can’t get out. They have anesthetized my two children and me and we need help. Do you think you could call the police for us?

Now Alma understood what was going on. Afterall she did read the newspaper and she did see the news on TV. And now and then she even had no objection to a crime novel.

– I understand, she said. Don’t worry, young lady, I’ll call the police right away. She turned on the heel and ran as fast as she could to her house on the other side of the hedge.

Rina watched her in amazement. She had never seen her owner run so fast. Rina tried to catch up with her.

As soon as she got in the door, Alma Birkelund picked up the phone and called the police.

The policeman on duty, who answered her call, sounded skeptical when she reported the incident to him.

– And your name is? he asked bureaucratically.

– I beg your pardon? Well, my name is Alma Birkelund. I already said that, Alma replied. Now she was getting angry.

– Can’t you just send a patrol car right away? she asked in a firm voice.

– There is already one on its way, said the policeman. Are you calling from your own phone?

– From my own phone? repeated Alma. But of course, she replied indignantly.

– Well, as I said, a patrol car is already on its the way. There is nothing more you can do now, he concluded.

Copenhagen Airport, 3:25 p.m.

The ministerial car stopped in front of the entrance to Terminal 3. Four uniformed police officers rushed over to meet the Foreign Minister. The chauffeur got out of the car, went to the other side and opened the door for the minister.

– I wish you a safe journey, Minister, he said when he closed the door behind Sven Krog Petersen.

Before the minister could answer, the police officers had formed a ring around him and quickly led him into the terminal.

Rolf stood at the entrance watching the group. He had deliberately positioned himself so that he could approach the minister as soon as he arrived.

– Good morning, Minister, he greeted him as he stepped through the front door. He wasn’t sure whether the minister would recognize him. After all, they had only met once before.

– Rolf Duvenhart? Asked the minister.

– Let’s go to the departure lounge together, Rolf only replied. I will explain the current situation to you.

They went in the direction of the stairs, and Rolf briefly told him what had happened so far.

– … So, in other words, we still don’t know what’s going to happen, he concluded.

– But I can see that you are in position everywhere, the Minister said, and I am sure that you are well prepared, are you not? You just grab them as soon as they come. If they come too close to the travel group, the police officers are ready to get us all to safety.

– Under no circumstances will I give a guarantee, said Rolf, irritated. We have no idea what to expect. And then I would like to remind you that there are several hundred people in the duty-free area and the police have no chance of bringing all of these people to safety if or as soon as the attack occurs.

– I’m sure it won’t get that bad, said the minister curtly. Now you have to excuse me, Mr. Duvenhart, the press conference is about to start without me.

They had reached the security checkpoint, where the minister had to submit to the same procedure as everyone else. Rolf went through the metal detector after the minister. No one reacted to the fact that the hand weapon he had with him more or less triggered a panic alarm. He had some advantages over the minister after all.

– Delta-10, zebra base. Tom’s voice suddenly sounded in Rolf’s headphones, please come.

– Delta-10 here, replied Rolf.

– I can see you are at Terminal 3 security, said Tom. Did you speak a few words with the minister?

Have I spoken a few words with the minister, Rolf repeated in his mind? Heaven help us! The man has no idea what he’s gotten himself into.

– Yes, and unfortunately he is completely unreasonable, he replied. Apparently he has been blinded by the Americans. We’re supposed to catch them and it’s our asses that are at stake if we fail. But the press conference seems to be about to start. Where is everybody now?

– Alpha team is up there with you, Tom started. But I bet you can’t see them, am I right?

Rolf looked around and could not see any of the commandos.

– You’re right! he answered. Where the hell did you hide them?

– They’re in the back entrances of shops and the like, said Tom. Bravo team is at the security check in Terminal 2 together with Matts. All travelers are currently being guided through the control there. Lisbeth is very close to you.

– I can see her, interjected Rolf when he saw Lisbeth. She stood a little further ahead and looked around carefully.

– Jørgen is also somewhere near you, said Tom. He’s shadowing Williams. Charly team are circulating freely. A few are with you and a few in Terminal 2. The rest are spread across the entire airport area. The Echo agents, to whom we have radio contact in addition to Williams, are also scattered. One of them will step on your feet in a second.

– I see him, replied Rolf, when a CIA agent caught his eye. He merged with the other travelers like a sumo wrestler with a group of ballet dancers.

– That’s pretty much all, replied Tom. Yes, with the exception of Antonsen and Connie Andersen, whose mouths water when they look at our toys here in the bus.

Rolf smiled. He could easily imagine how a technological miracle like the mobile command center had to work on Antonsen and Connie Andersen.

At that moment the press conference started.

Copenhagen Airport, 3:30 p.m.

The queue in front of the security check in Terminal 2 had grown steadily over the past half hour. But despite the additional pressure on the personnel on site, the safety routines were handled correctly. All passengers were checked, and every piece of hand luggage was screened. Akhmahel showed his boarding card and placed his briefcase on the conveyor belt. He got the boarding card back and went through the metal detector without any problems. During the hole process, he observed his surroundings closely. Everything was as he expected. In addition to the usual security employees, a larger police force was at hand at today’s press event. Special forces of one kind or another were also present, Akhmahel noted. They wore gray combat suits and were equipped with automatic weapons. Akhmahel assumed that when the events in a moment got out of control, they would probably be the first to open fire.

Out of the corner of his eye, he saw Mohammad putting his hand luggage on the conveyor belt. He would come through the metal detector next. Everything had to be done in the right order and at the right time. Akhmahel found his bag at the other end of the conveyor belt and took it. At the same time, Mohammad went through the metal detector. The alarm went off and he was immediately stopped by a security guard who checked him with a manual metal detector. Mohammad glanced over at Akhmahel for a brief moment, but made no sign of recognition. A third man, Faroukh, who had been standing behind Mohammad, suddenly and unexpectedly ran amok. Everything went at lightning speed. Faroukh jumped through the metal detector, which immediately sounded the alarm and suddenly had a pistol in his hand. He grabbed Mohammad, pulled him close and put an arm around his neck while he pressed the pistol to his head with the other hand. Everyone stood petrified. The first to respond were the Bravo team soldiers. In no time they aimed their automatic weapons at Mohammad and the madman, but none of them opened fire.

– Back off, back off! cried Faroukh, looking desperately at the many weapons aimed at him. He pulled Mohammad backwards, away from the Bravo team and closer to Akhmahel, who was apparently paralyzed with terror.

Faroukh knew that he would be united with the great warriors in Allah’s kingdom within a few seconds, and his heart was pounding. When he was less than two meters from Akhmahel, he got ready for his all-important, final act. He hesitated a moment, took a deep breath … and then he did it. With all his strength, he threw Mohammad in Akhmahel’s arms. The two men fell to the floor together. Faroukh ripped open his jacket at lightning speed and everyone could see that he was packed with explosives. He still had the pistol in one hand, but now he was holding what looked like a detonator in the other hand. He waved the gun wildly back and forth as if trying to keep everyone at bay at once. With an insane expression on his face he roared from the top of his voice …

– Allahu akhbar! … and then he ran towards the policemen and Bravo team.

The leader of the Bravo team, Heinz Jensen, gazed at the scene that was happening in front of him with silent amazement. Reflexively, he and four of his men immediately aimed their automatic weapons at the insane man who suddenly jumped through the detector. The small specially trained group was just waiting for an order from Heinz. They would open fire immediately. But he decided to wait. The rifles were loaded with some kind of ammunition that didn’t penetrate the body, but instead tore all the guts inside into pieces. Heinz knew that he and every man in his team could hit a point the size of a two-euro coin across the short distance between them and the madman. The prerequisite for this, however, was that the target stood still. That was not exactly the case in the current situation. Heinz considered it too dangerous for the bystanders to open fire on the man now. Then the situation changed completely. The madman pushed his hostage away, pulled his jacket open, and charged straight for the five rifles ready to fire. Heinz was in no doubt as to what had to be done, but he wasn’t sure if they could prevent the man from blowing up the explosives.

Faroukh managed two steps when a sharp order came:

– Fire!

Five individual shots from the Bravo team’s rifles fulfilled Faroukh’s greatest wish. He was sent to the afterlife after the five bullets tore his chest and heart apart. Before Faroukh fell to the floor, the same voice shouted a new command:

– Get down!

Everyone threw themselves on the ground more or less simultaneously, at witch moment Mohammad and Akhmahel were able to carry out their part of the plan completely unnoticed. Akhmahel was still on the ground with Mohammad on top of him. The moment the command „get down“ sounded, he took the handgun that the metal detector had complained about, when Mohammad passed through, from the inside pocket of Mohammad’s jacket. Mohammad promptly rolled onto the floor while Akhmahel jumped up, grabbed his briefcase and walked three steps into the departure lounge, mingling with the other travelers.

Everyone was waiting for the explosion, but nothing happened. Nobody moved for a few seconds, but still nothing happened. People stood up hesitantly, and soon everyone started running as quickly and as far away as possible. One of them was Akhmahel, and he was most likely the only traveler who was armed. Armed and dangerous.

Sadou stood about ten meters from where Faroukh had been shot and was pleased to see that Akhmahel was now armed. He followed Akhmahel but stopped when he went into one of the restrooms. He positioned himself so that he could see everyone going in or out. Everything went according to plan. There would soon be complete confusion at the airport. What a victory!

– Zebra base, we have a code red in Terminal 2; repeat, we have a code red in Terminal 2, Matts called into the microphone as he was the first to walk to the dead suicide bomber.

– Zebra base here, do you need reinforcements? asked Tom.

Slowly some CIA agents emerged, and the police immediately began to cordon off the area, familiar with such circumstances. Now nobody had access to the duty-free area, neither from Terminal 2 nor from Terminal 3.

– No, answered Matts. The situation is under control. Here was a suicide bomber who was neutralized before he could detonate his explosives.

Tom had switched communication system to ‚listen in‘ and Williams was the first to respond.

– Leave him there until I get there! he said in a steel-hard voice. I repeat, leave him there.

Matt ignored Williams and began to investigate the suicide bomber.

– I’m on my way, Rolf joined in.

– I don’t think you need to hurry up especially, said Matts suddenly. This guy is a … well, you could say a dud.

The radio connection was completely silent for a moment.

– A dud? repeated Tom incredulously. What the hell do you mean man?

– Well, said Matts, this guy may be a bit flammable, but he’s not explosive actually. The airlines themselves carry tons of the type of explosives in which he is wrapped on board there flights every day. He has small packages of old newspapers wrapped on his body, nothing but old newspapers.

Lisbeth stood in front of the grandstand, which had been set up in front of the Karen Blixen Café, when Tom activated the “listen in” function. Her heart skipped a beat. Something was wrong. Matts had said ‚dud‘. The man, who the hell he might be, had wrapped himself up in newspapers. Was that what they were waiting for? Did they just stand by for a half-hearted attempt to commit suicide? Instinctively, she knew that couldn’t be true. It had to be a diversion. Suddenly she got goose bumps on her arms. Damn it, maybe something will happen right here on the stand. She looked around desperately. There was nothing unusual to be noticed. She looked at the grandstand. The four Secret Service agents peered from side to side. They routinely kept the assembled people under surveillance. Lisbeth realized that the four didn’t know anything yet. They were not connected to the communication system.

Just as she was about to call Tom on the intercom, hell broke loose. Police officers in riot suits rushed to the stand from all sides. The two ambassadors got on their feet suddenly, and the four Secret Service agents immediately flanked them, ready to intercept a bullet in case of an emergency. The Foreign Minister and the basketball players remained seated and looked around in amazement. The police came to the stand and Lisbeth was almost run down by a mountain of a policeman with a rifle in his hand, ready to fire. She could barely jump out of his way, when he came running towards her.

She noticed the lively reporter from the press briefing. He watched the scene, which was unfolding before his eyes, carefully. No doubt he was trying to understand what was going on here. The police officers hastily formed a ring around the group on the stand. Their weapons spoke a clear language: nobody should dare to come closer. The atmosphere was extremely tense. Obviously, they were waiting for an order. Lisbeth pushed her way through the crowd and headed for Terminal 2.

Copenhagen Airport, 3:45 p.m.

Wahil drove slowly north on the coast road and saw that the wind had apparently turned. The planes now took off towards the street and then flew over the Øresund. But he didn’t really care. The wind direction had no influence on his project. He found a passing place and drove to the side, but left the engine running to keep the cabin warm. He looked at the clock. The plane was due to depart in an hour, and it would take him half an hour to prepare. He decided to wait here before proceeding to his post.

It was Kristian Petersen’s and Maria Hansen’s task to patrol the stretch of road between the eastern roundabout and Sydvagten with their motorcycles. This meant that they covered the entire east side of the airport. They had agreed among themselves to take turns driving the coast road from one end to the other at regular intervals and otherwise to be on standby for emergencies. They chose the roundabout as the starting point. Here they were closest to the airport buildings.

– I think I better take the first tour, said Maria, and started the engine on the powerful BMW motorcycle.

– Oh, man, it’s not worth the trouble, said Kristian. No shit happens on this side.

– Maybe not, she replied. But Connie wants to have the area covered, and then we have to do it right, Kris.

He was about to say something, but Maria lowered her helmet’s visor and drove off.

Why she wanted to do it at all, he couldn’t understand. They had a far greater chance of participating in any possible action here than on the coastal road. Well, that was her business, after all.

Maria drove slowly as she peered across the airport grounds. Everything seemed normal, she thought, but what would ’not normal‘ look like? Well, she could only do her best. A plane took off with a roar over her head and continued over the Øresund before turning to starboard. Maria drove on. A little further, on the left side of the road, was a dark blue panel van. She drove slowly past it doing some observations. It was a Peugeot boxer with a French number plate. She couldn’t see the driver of the car properly, but judging by his silhouette, it seemed to be a fairly big person. Well, there were probably a lot of overseas registered vehicles around here, she thought, and drove south toward Sydvagten, where she wanted to turn around.

Wahil saw a motorcycle patrol heading south, towards him. By now he had learned to recognize the Danish police motorbikes from afar. It was teeming with them today. The motorcycle drove slowly as the police officer peered across the airport. He would prefer not to have to answer any questions even though he had an explanation for his presence here, just in case. The police officer looked into the cabin, but Wahil was sure that he could not be seen from the outside and was calm. A moment later the motorcycle disappeared behind him and continued south. Wahil breathed a sigh of relief. He didn’t need any complications now.

(To be continued)

Der Mann aus Teheran, Kopenhagen Flughafen/Greve … The man from Tehran, Copenhagen airport/ Greve

CoverDeutsch

Der Mann aus Teheran

Freitag, 10. Februar 2006

Flughafen Kopenhagen 11.55 Uhr

Lisbeth kam aus dem Fahrstuhl und ging in Richtung des Konferenzraums, den der Flughafen für das Informationsgespräch mit der Presse zur Verfügung gestellt hatte. Als Erstes sah sie Antonsen, der vor dem Zimmer hin und her ging. Er lächelte als er sie sah und warf einen kurzen Blick auf seine Uhr.
– Du bist früh dran, sagte er, das ist gut. Lisbeth nickte und erwiderte sein Lächeln.
– Wie sieht es aus? fragte sie, sind viele da? Er winkte ab und antwortete:
– Nein, überhaupt nicht. Ich fürchte, dass das Ereignis bei der Presse kein großes Interesse geweckt hat. Es gibt ein paar EB-Teams von den beiden großen Fernsehsendern und ein paar Journalisten und Fotografen von den Zeitungen. Es sind alles neue und unerfahrene Menschen, keine Stars, weißt du. Lisbeth nickte wiederum nur. Sie war sich noch nicht im Klaren darüber, wie sie ihre eigene Agenda für das Briefing in den Griff bekommen würde. Es war wirklich gut, dass das Ereignis nicht die erfahrenen Journalisten angelockt hatte. Je weniger wichtig die Presse die Veranstaltung nahm, desto besser. Sie würde versuchen, die gesamte Begebenheit herunterzuspielen. Aber sie musste natürlich vorsichtig sein. Es könnte einzelne Talente unter den Teilnehmern geben, die merken würden, wenn sie zu sehr übertrieb oder in diesem Fall untertrieb.
– Sollen wir reingehen? schlug Antonsen vor.

Kastrup (der Stadtteil Kopenhagens, zu dem der Flughafen gehört), 12.10 Uhr

Henning Nedergaard radelte über die Kreuzung am Saltværksvej und Amager Strandvej und weiter den Kastrup Strandpark entlang. Er fuhr in Richtung Jachthafen. Die Luft war kalt, aber klar. Er trat kräftig in die Pedalen, um sich warm zu halten. Henning war Mitglied des lokalen Rudervereins in dem relativ neuen Yachthafen in Kastrup am Ende des Kastrup Strandparks und er war an der Reihe, die bescheidenen Clubgebäude zu überwachen. Einige Minuten später kam er am Yachthafen an. Er lehnte sein Rad gegen eines der Gebäude, so wie er es immer tat. Henning war Ende zwanzig, unverheiratet und hatte vor Kurzem seine Ausbildung als Revisor erfolgreich abgeschlossen. Er wusste, dass er mehr aus dieser Überwachungsaufgabe machte als notwendig gewesen wäre, aber es entsprach nun einmal seiner Natur, Dinge ordentlich und gründlich zu tun.

Vielleicht hing es mit seiner Arbeit als Revisor zusammen. Ein Revisor konnte es sich nicht leisten, Details zu übersehen. Automatisch schaute er auf die Stelle, wo der Wagen mit dem französischen Kennzeichen letzte Nacht geparkt hatte. Der stand immer noch da. Es war eigentlich nicht sein Problem, wenn es überhaupt ein Problem war, aber es störte ihn irgendwie. Es war schließlich nicht erlaubt, im Hafen zu zelten oder zu übernachten. So etwas konnte leicht Überhand nehmen. Ein kleiner Kommafehler irgendwo konnte an anderer Stelle das reine Chaos bewirken. Er stand lange da und sah den Wagen an, während er darüber nachdachte, was er tun sollte. Es war wohl übertrieben, die Polizei zu rufen, dachte er, aber er konnte auf der anderen Seite auch nicht tatenlos zusehen oder? Vielleicht hatte der Fahrer Probleme mit dem Motor und wartete auf einen Mechaniker oder einen Abschleppwagen. Schließlich siegte sein Ordnungssinn. Er beschloss, sich den Wagen genauer anzusehen.

Wahil fühlte sich wie ein Löwe im Käfig. Es drängte ihn, seiner wachsenden Ungeduld freien Lauf zu geben, aber er beherrschte sich. Seitdem er das Auto zwischen all den Booten, die an Land gebracht worden waren, geparkt hatte, hatte er gegessen, gelesen und geschlafen. Es waren nicht viele Leute vorbeigekommen und er hatte sich bisher weder beobachtet noch in Gefahr gefühlt. Er hatte gerade hinter einem der Boote ein dringendes Geschäft erledigt, als ein Mann auf einem Fahrrad ankam. Wahil hatte den Eindruck, dass es derselbe Mann sein könnte, der bereits gestern Abend vorbeigekommen war, kurz nachdem er den Wagen geparkt hatte. Er hatte Schwierigkeiten, die Gesichtszüge der Menschen hier im Westen zu unterscheiden. Es waren mehr der zarte Körperbau des Mannes und die Tatsache, dass er auf einem Rad kam, die Wahil annehmen ließen, dass es sich um denselben Mann handelte. Der Mann schien nicht recht alt zu sein, aber Wahil wollte dennoch wachsam sein. Der junge Mann stand lange nur da und blickte direkt auf das Auto, nachdem er wie gestern das Fahrrad an eines der Gebäude gelehnt hatte. Wahil hielt sich zwischen zwei Booten versteckt und wartete darauf, dass der junge Mann wieder wegfahren würde. Aber zu seiner großen Überraschung ging er stattdessen auf das Auto zu. Das Intelligenteste, was Wahil jetzt tun konnte wäre, sich weiterhin zu verstecken. Die Tür zum Laderaum war abgeschlossen, und der junge Mann würde wahrscheinlich schnell das Interesse an dem Auto verlieren. Aber die lange Zeit der Langeweile bewirkte, dass Wahil jetzt jede auch nur geringste Ablenkung willkommen hieß. Sein Jagdinstinkt war erwacht, ähnlich wie der Jagdinstinkt einer Katze durch ein Insekt stimuliert werden kann, das über den Boden kriecht.

Henning war zum Fenster an der Fahrerseite gegangen. Er blickte sich über die Schulter, aber es war niemand zu sehen. Er drückte sein Gesicht an die Fensterscheibe und beschattete die Augen mit den Händen, um besser nach innen sehen zu können. Er blickte sich wieder über die Schulter und versuchte dann die Tür zu öffnen. Sie war nicht abgeschlossen. Aus irgendeinem Grund machte ihm das Angst, und er schloss sie schnell wieder und trat zurück. Er schüttelte den Kopf und sah sich um. Es war immer noch niemand zu sehen. Er entspannte sich wieder und ging um das Auto herum. Als er neben der Tür des Laderaums stand, schaute er zum dritten Mal über seine Schulter, bevor er seine Hand nach dem Türgriff ausstreckte.

Wahil hatte von seinem Versteck aus alles mit angesehen während der Adrenalinspiegel in seinem Blut immer mehr anstieg. Er hatte mit Erstaunen mit angesehen, wie der zerbrechliche Mann erschrak, als die vordere Tür aufging, und nun stand der Mann an der Tür des Laderaums. Er streckte die Hand nach dem Türgriff aus. Wahils Blut kochte. Er griff an.

Henning hörte ein Geräusch hinter sich und drehte sich erschrocken um. Sein Blut gefror bei dem Anblick, der ihn erwartete. Zwischen zwei Booten, weniger als fünf Meter vom Auto entfernt, kam ein Berg von einem Mann direkt auf ihn zugelaufen. Er sah furchterweckend aus. Er war mindestens einen Kopf größer als Henning und sein Körperbau ähnelte dem eines Gorillas. Das Gesicht des Mannes war mit einem großen buschigen Bart bedeckt und seine dunklen Augen waren wie die eines Raubtiers. Dieser grauenerregende Anblick lähmte Henning völlig. Er stand wie festgenagelt während der wenigen Sekunden, die es dauerte bevor der Riese ihn erreicht hatte. Mit all der Kraft seiner in den letzten mehr als 15 Stunden aufgestauten Unruhe schlug Wahil dem jungen Mann mit einem Faustschlag direkt auf den Unterkiefer. Wahils ganzes Körpergewicht und das Momentum von dem kurzen Sprint lagen hinter dem Schlag. Er war so heftig, dass er dem zarten Mann den Kiefer aus dem Gelenk riss und ihm direkt in die Kehle jagte, während sein Kopf mit solcher Wucht nach hinten geworfen wurde, dass sein Genick brach wie ein trockener Zweig. Der junge Mann war tot, bevor seine Beine unter dem bescheidenen Körpergewicht nachgaben. Der letzte Gedanke, den Henning Nedergaard in diesem Leben dachte und der seine generelle Lebenseinstellung widerspiegelte, war: Habe ich das Fahrrad abgeschlossen?

Wahils Augen hörten langsam auf zu glühen und sein Puls beruhigte sich. Er blickte sich um. Niemand war zu sehen. Er ding davon aus, dass seine ‚kleine Zerstreuung‘ unbemerkt geblieben war. Er hatte nicht das geringste Mitgefühl für den nichtsahnenden Mann, den er gerade so brutal ermordet hatte. Er hatte nicht mehr Mitleid für seine Opfer als der Löwe es für die Beute hat, die zwischen seinen Kiefern verreckt. Er bedauerte nur, dass der Mann so klein und zerbrechlich gewesen war. Das hatte ihm ein wenig die Freude am Angriff verdorben. Er blickte auf die Leiche des jungen Mannes. Der untere Teil seines Gesichts war ein einziger blutiger Kloß. Er würde schwer zu identifizieren sein. Nach und nach kamen Wahils Gedanken wieder in die Realität zurück. Ihm war klar, dass er die Leiche hier nicht einfach liegenlassen konnte. Er musste zusehen, alle seine Spuren zu löschen, so dass der Mann erst nach Beendigung seiner Mission gefunden wurde. Er schloss die Tür zum Laderaum auf und öffnete sie. Dann griff er den Toten mit einer Hand am Hosenbund und warf ihn in den Laderaum wie einen Sack Kartoffeln. Ohne Beschwer manövrierte er die Leiche in die vordere linke Ecke, wo er selbst die letzten beiden Nächte geschlafen hatte. Er deckte sie mit seinem Schlafsack zu, stieg aus, schloss die Tür ab und setzte sich in den vorderen Teil des Autos auf den Fahrersitz. Kurz darauf studierte er wieder die Zeichnung vom Flughafen. An die Leiche im Frachtraum verschwendete er keinen Gedanken mehr.

Flughafen Kopenhagen, 12.25 Uhr

– Das klingt aber reichlich fadenscheinig, bemerkte ein kleiner, temperamentvoll aussehender Journalist von einer der großen Tageszeitungen. Lisbeth hatte ihn scharf beobachtet. Ihn konnte man offensichtlich nicht so einfach an der Nase herumführen. Er könnte sich zu einem Problem entwickeln.
– Laut Außenministerium, war es sehr wichtig, dass die Nachrichtenagenturen hier erscheinen, versetzte er in einem scharfen Tonfall. Man hat sogar die neuen Sicherheitsvorschriften suspendiert. Da muss noch etwas anderes hinterstecken. Was verschweigen Sie uns? Lisbeth und Antonsen saßen nebeneinander an einem Tisch und die Presseleute waren ihnen gegenüber auf einigen Stuhlreihen versammelt. Antonsen setzte zu einer Antwort an, als Lisbeth ihm diskret den Ellbogen in die Seite stieß. Sie lächelte den Reporter an und zog unschuldig die Schultern hoch.
– Wir haben Ihnen leider nicht mehr zu bieten als das, was wir bereits gesagt haben, antwortete sie. Dass das Außenministerium besonders daran interessiert war, Sie anstelle der Sportjournalisten einzuladen, liegt wahrscheinlich daran, dass wir die guten Beziehungen mit unseren Freunden aus den USA aufrechterhalten wollen. Mehr steckt wohl nicht dahinter. Der Journalist sah alles andere als überzeugt aus, sagte aber nichts mehr. Es entstand eine kleine Pause. Antonsen sah sich in der Gruppe um. Keiner schien noch etwas sagen zu wollen.
– Nun, wenn es keine Fragen mehr gibt…, sagte er. Dann möchte ich abschließend nur noch erwähnen, dass die Presse von Terminal 3 aus Zugang zur Abflughalle bekommt. Vielen Dank und bis später.

Flughafen Kopenhagen, 13.20 Uhr

Lisbeth verließ die Besprechung mit einem unsicheren Gefühl im Magen. Presseleute waren immer schwierig, vor allem die von der alten Garde. Im Laufe der Jahre erwarben die besten von ihnen eine Art Instinkt dafür, wenn etwas nicht so war wie es präsentiert wurde. Es tröstete sie aber, dass man jetzt keine anderen Reporter mehr für die eigentliche Pressekonferenz zulassen würde, als diejenigen, die an dem Informationsgespräch teilgenommen hatten. Nun war es zu spät dafür, die erfahrenen Leute einzusetzen. Sie trat aus dem Fahrstuhl und befand sich nun in Terminal 3, dem neuesten der Terminals am Kopenhagener Flughafen. Einen Moment später beobachtete sie die Reisenden, die ihr Handgepäck auf ein Förderband legten, das es durch den großen Scanner laufen ließ und wie sie selbst durch einen Metalldetektor gingen, bevor sie ihr Gepäck am anderen Ende des Förderbandes wieder in Empfang nahmen. Sie war sogar selber einige Male durch den gleichen Metalldetektor gegangen, als sie von Kopenhagen aus geflogen war. Aber nicht heute. Wenn ich jetzt durchgehe, flippt er aus, dachte sie ironisch.
Sie war sich der Waffe bewusst, die sich im Halfter unter ihrer Jacke befand. Sie trug nur sehr selten eine Waffe. Sie war eigentlich nicht sonderlich begeistert von Waffen, aber im Moment würde sie sich ohne ihre Pistole nackt fühlen. Sie hatte ein seltsames Gefühl im Bauch und plötzlich wurde ihr klar, dass sie nervös war. Schmetterlinge im Bauch hatten sie es daheim genannt. Natürlich trug sie die Verantwortung nicht allein, aber sie wollte ihren ‚Mann‘ stehen, wenn es losging. Sie ging in Richtung Terminal 2. Unterwegs, als sie die vielen verschiedenen Gesichter der Reisenden sah, ging ihr auf, dass ein Flughafen der ideale Ort für einen Terroristen ist, der sich verstecken will. Menschen aller Nationalitäten gingen entweder zwischen den Restaurants oder Läden umher oder eilten zu den wartenden Flugzeugen. Welche Auffassung man auch über das typische Aussehen eines Terroristen hatte, konnte man hier im Flughafen sicher einige finden, die zu den verschiedenen Vorurteilen passten. Alles hing von den Sicherheitskontrollen ab. Sobald man drinnen war, war man praktisch völlig anonym.
Sie kam bei der Sicherheitskontrolle in Terminal 2 an. Hier schien weniger Andrang zu den Scannern und den Metalldetektoren zu sein. Wie wird das Sicherheitspersonal hier in Terminal 2 reagieren, wenn die Polizei den Zugang durch Terminal 3 blockiert, dachte sie? Der Druck wird wahrscheinlich drastisch steigen und die Passagiere werden schnell ungeduldig werden. Würde das Sicherheitspersonal die Ruhe bewahren? Würden sie in ihrer Aufmerksamkeit nachlassen, nur ein kleines bisschen? Sind wir hier überhaupt an der richtigen Stelle? Würden sie hier angreifen? Sind sie vielleicht sogar schon da? Je mehr Fragen dieser Art in ihr aufstiegen, desto mehr Schmetterlinge flatterten in ihrem Magen. Sie überlegte, ob jemand wie Tom auf die gleiche Weise fühlte, bevor es losging oder ob er ein völlig anderes Reaktionsmuster hatte. Und wie stand es mit Rolf?
Sie verließ den Sicherheitscheck und ging durch eine Tür, die dem Flughafenpersonal vorbehalten war. Sie ging zur Gepäcksortierung. Sie wollte nicht noch mehr Zeit auf Spekulationen über die Sicherheit am Eingang zum zollfreien Bereich verschwenden.

Sie ging weiter in die Halle, von wo aus das Gepäck zu den wartenden Flugzeugen transportiert wurde. Wie steht es hiermit, dachte sie? Besteht die Gefahr, dass hier etwas schiefgeht? Sie war mit sich selbst einig, dass man hier wohl kaum einen Angriff zu erwarten brauchte. Sie hielt es für unwahrscheinlich, dass man von hier aus etwas an Bord eines Flugzeugs schmuggeln konnte. Vielleicht bei einem ganz alltäglichen Abgang, dachte sie, aber nicht bei diesem. Mindestens drei Männer der CIA würden in der Gepäcksortierung Posten stehen, und sie würden die Sicherheitskontrolle sicherlich nicht sorglos handhaben. Sie konnte jetzt nichts mehr tun, als die Daumen zu drücken. Das Glück durfte gerne auf ihrer Seite sein und nicht auf der der Angreifer. Sie fühlte zumindest, dass sie so gut vorbereitet waren wie nur irgend möglich. Sie ging zurück in Richtung Terminal 3.

Greve, 13.35 Uhr

Rina war mittlerweile fast 13 Jahre alt, ein hohes Alter für einen Hund. Sie würde aber trotzdem um nichts in der Welt ihren täglichen Spaziergang in den Dünen bei Greve Strand missen, genauso wenig wie Alma Birkelund. Nur ein Unwetter würde sie daran hindern. Alma Birkelund war die pensionierte Witwe des Fabrikanten Holger Birkelund, der vor fünf Jahren gestorben war. Rina hatte Holger Birkelund vergessen, aber Alma dachte immer noch und ständig an ihn. Sie fühlte manchmal, dass er auf irgendeine Weise in der Nähe war und führte oft ein gutes, langes Gespräch mit ihm, wenn sie ihren Nachmittagsspaziergang mit ihrem alten Labrador Retriever am Strand entlang ging. Im Moment stand Rina mit der Leine im Maul und wartete darauf, dass Alma Ihren Mantel anzog und ihre Strickmütze und ihr Halstuch korrekt anbrachte.
Kurz darauf verließen sie beide das Haus und gingen nach Osten in Richtung Strand. Die Villa lag in einer der Nebenstraßen von Greve Strandvej. Auf der richtigen Seite von Greve Strandvej, wie Alma stets betonte. Die richtige Seite war die, die einen direkten Zugang zum Strand hatte, ohne dass man die viel befahrene Hauptstraße zwischen Kopenhagen und Køge zu überqueren brauchte. In dieser Nebenstraße standen hauptsächlich Häuser, die ganzjährig bewohnt waren, aber es gab auch ein paar Ferienhäuser. Zum Beispiel das auf dem Nachbargrundstück zu Almas Haus, aber es stand meistens leer. Von Zeit zu Zeit war es vermietet, und Alma wusste, dass es im Moment bewohnt war. Sie hatte bereits gestern Abend ein dunkles Auto bemerkt. Später war dann noch eine Art Lieferwagen gekommen. Beide Autos hatten die Nacht über dort gestanden. Sie hatte keine Ahnung, wer die Gäste waren, obwohl sie versucht hatte, aus ihrem Schlafzimmer im ersten Stock zu spionieren. Pensionierte Witwen haben schließlich nicht mehr so viel Abwechslung. Sie war ziemlich sicher, dass sie ein Kind weinen gehört hatte, aber das war ja nur, was man erwarten konnte. Jetzt hoffte sie nur, dass die Kinder nicht zu laut waren, wenn sie draußen spielten.
Rina begann, sich entschlossen in Richtung Strand zu bewegen, kam aber nicht weit, da sie von einem Duft, der näher untersucht werden musste, abgelenkt wurde. Bald trottete sie weiter. Alma ging wie üblich ein paar Schritte hinter ihr mit der Leine in der Hand. Das Nachbargrundstück mit dem Ferienhaus gab ebenfalls einen Duft frei, der Rinas Aufmerksamkeit erweckte. Der Hund stellte sich völlig ungeniert in die Einfahrt des Hauses und folgte seiner Natur. Alma wollte sich auch ein wenig bei dem Ferienhaus aufhalten, so rein zufällig. Es war doch wohl auch eine Bürgerpflicht, sicherzustellen, dass alles in Ordnung war. Sie machte die Leine an Rinas Halsband fest, was den erfahrenen Hund überraschte. Das tat Alma normalerweise nie, nicht einmal, wenn andere Hunde in der Nähe waren. Derartigem war Rina längst entwachsen.
Alma bemerkte, dass der Lieferwagen fort war, aber der dunkle Wagen hielt noch in der Einfahrt. Er hatte ein ausländisches Kennzeichen, aber sie war nicht in der Lage zu beurteilen, aus welchem Land er stammte. Das sind sicher Deutsche, dachte sie indigniert. Da fehlen nur die Fahrräder auf dem Dach und der Kofferraum voller Lebensmittel. Als ob man in Dänemark nichts Vernünftiges kaufen könnte. Sie wollte gerade weitergehen, als die Tür aufging und ein Mann aus dem Haus kam. Er sah ganz bestimmt nicht aus wie ein Deutscher. Nein, er schien überhaupt nicht aus einem zivilisierten Land zu stammen. Sie eilte erschrocken weiter. Was war nur aus der Welt geworden? Sie fühlte sich keine Spur sicher mit Menschen aus einer fernen und geheimnisvollen Kultur im Haus nebenan. Zugegeben, es wohnten jetzt viele ‚solcher Leute‘ in der Umgebung, aber sie als nächste Nachbarn zu haben, davor war sie bis jetzt verschont geblieben. Sie fand allein den Gedanken an solche Art von Nachbarn ziemlich unangenehm.
Na ja, die Gäste in dem Haus waren selten mehr als eine oder höchstens zwei Wochen da. Aber wenn es auch nur den geringsten Ärger mit ihnen gäbe, würde sie sich sofort bei der Gemeinde beschweren. Man brauchte sich nicht mit solchen Menschen abzufinden. Während der nächsten Stunde, würden sie sie allerdings nicht stören. Das war die Zeit, die sie und Rina in der Regel für ihren Spaziergang brauchten. Sie machte Rinas Leine wieder los und kurz darauf waren sie am Strand.

Akhmahel hatte gerade noch ein letztes Mal in den Spiegel geschaut und sein Aussehen mit dem Bild in dem Pass verglichen, den er am Flughafen benutzen wollte. Zufrieden mit dem Ergebnis, verließ er das Bad und ging ins Wohnzimmer, wo er Mohammad jemandem die Adresse des Ferienhauses in seinem Handy bekräftigen hörte.
– Gut, sagte Mohammad in einer Sprache, die Akhmahel für Dänisch hielt. Mohammad steckte das Telefon in die Tasche.
– Nun? Akhmahel sah ihn fragend an.
– Es ist unterwegs, sagte Mohammad.
– Gut. Dann ist es so weit, sagte Akhmahel. Allah sei mit uns. Er blickte zu den anderen Männern hinüber. Während der letzten Stunde hatte Faroukh sein Verhalten geändert. Er war mehr und mehr unruhig geworden und war rastlos hin- und hergegangen. Akhmahel hatte gefragt, ob sein Mut ihn im Stich ließ, aber Faroukh hatte zu seiner Überraschung geantwortet, dass das Gegenteil der Fall war. Er freute sich darauf, bereits in ein paar Stunden mit all den großen islamischen Märtyrern vereint zu sein, und er hoffte nur, dass sie sein Opfer nicht zu klein finden würden. Akhmahel hatte ihm versichert, dass sein heutiges Opfer genauso wertvoll war wie das der islamischen Brüder, die beim Überfall auf das World Trade Center umgekommen waren. Diese Worte hatten Faroukh gestärkt und er wurde etwas ruhiger.
Vor weniger als zehn Minuten waren sie damit fertig geworden, ihn in Sprengstoff einzupacken. Er hatte seine Jacke darüber angezogen, so dass man von außen nichts sehen konnte. Tine und die Kinder hatten vor ein paar Stunden Beruhigungsspritzen bekommen. Die würden noch mindestens ein paar Stunden länger wirken. Sadou hatte sich vor ungefähr einer halben Stunde mit dem Lieferwagen auf den Weg gemacht. Er würde sich telefonisch melden, wenn er etwas bemerkte, das ihre Aktion in Gefahr bringen konnte. Die letzten drei Männer waren jetzt bereit zu gehen. Akhmahel verließ als Erster das Haus und trat aus der Tür gerade als eine alte Dame mit ihrem Hund an der Einfahrt stand. Die Dame ging jedoch weiter und Akhmahel stieg in den BMW und startete den Motor. Mohammad hatte ihm erklärt, wie er zur Autobahn kam und von dort sollte er nach Norden bis zum Flughafen fahren. Er legte den Gang ein, fuhr aus der Einfahrt heraus und die kleine Seitenstraße hinauf. Kurz bevor er die Hauptstraße erreichte, bog ein Taxi in die Seitenstraße ein und fuhr an ihm vorbei. Akhmahel ging davon aus, dass es sich um das Taxi handelte, das Mohammad gerade bestellt hatte. Als er in die Hauptstraße einbog, beschleunigte er. Kurz danach fuhr er auf die Autobahn. Ab hier war es einfach.

Flughafen Kopenhagen, 13.45 Uhr

Rolf verließ die mobile Kommandozentrale. Alles war bereit. Sie konnten jetzt nichts mehr tun. Tom war mit seinen Leuten im Hangar, wo sie ihre Taktik ausfeilten und noch ein wenig trainierten. Das überließ er getrost in Toms erfahrenen Händen. Er ging in Richtung Terminal 3, nicht, weil er glaubte, dass es etwas nützen würde, sondern weil er Bewegung brauchte. Ein paar Minuten später befand er sich vor dem Karen-Blixen-Café. Alles sah ganz normal aus, dachte er. Normal! Was ist normal? Er wollte gerade weitergehen, als er Lisbeth bemerkte. Sie kam direkt auf ihn zu, hatte ihn aber anscheinend noch nicht gesehen. Es sind so viele Menschen hier, dass es schwierig ist, die einzelnen voneinander zu unterscheiden, dachte er. Er stellte sich ihr direkt in den Weg. Einen Bruchteil einer Sekunde lang sah Sie ihn an, ohne ihn wiederzuerkennen, aber dann lächelte sie.
– Rolf? sagte sie überrascht. Wo kommst du denn her? Er erwiderte ihr Lächeln.
– Du hast mich tatsächlich ein paar Mal direkt angeguckt, ohne mich zu erkennen, sagte er. Sie zuckte mit den Schultern.
– Hier sind eine ganze Menge Menschen, antwortete sie. Und es werden zur Pressekonferenz noch mehr werden. Wir werden Probleme damit bekommen, alles zu überblicken. Er nickte.
– Aber auf der anderen Seite, sind da auch viele von uns, antwortete er. Einer von uns wird sicherlich bemerken, wenn sich etwas anbahnt. Es wird schon gut gehen. Sie antwortete nicht, sondern blickte in die Menge.
– Wie steht es mit dem Pressegespräch? fragte er. Ist es gut gelaufen? Sie schnitt eine Grimasse.
– Ja, ich glaube schon, antwortete sie. Die meisten sind unerfahrene Reporter, die es am liebsten hinter sich bringen möchten, um nach Hause gehen zu können. Einer von ihnen, ein Berichterstatter von einer unserer großen Zeitungen, war ein wenig skeptisch. Er hat vielleicht den Verdacht, dass mehr dahintersteckt als eine Pressekonferenz mit Botschaftern und Sportlern, aber ich glaube nicht, dass er beabsichtigt, etwas zu tun, was über seine Einladung hinausgeht. Rolf reagierte nicht. Reporter waren für ihn nichts Ungewöhnliches, obwohl er bisher keine direkte Erfahrung mit den dänischen gemacht hatte.
– Wie wäre es mit etwas Essbarem? fragte sie. Ich habe Unruhe im Magen. Vielleicht kann ich das Gefühl mit Nahrungsmitteln betäuben. Bist du hungrig?
– Nun, warum nicht, antwortete er. Ist das Essen hier im Café etwas wert? Sie zuckte mit den Schultern.
– Sie haben eine sehr annehmbare Auswahl an guten Dingen. Bezahlst du? Sie lächelte verschmitzt.
– Gut, gut, ich bezahle, seufzte er, und gab vor, sich ausgenutzt zu fühlen.

(Fortsetzung folgt)

 

ENGLISH

The man from Tehran

Friday, 10 February 2006

Copenhagen Airport 11.55 a.m.

Lisbeth left the elevator and headed for the conference room that the airport had made available for the information meeting with the press. The first thing she saw was Antonsen walking back and forth across the room. He smiled when he saw her and glanced at his watch.

– You’re early, he said, that’s good.

Lisbeth nodded and returned his smile.

– What does it look like? she asked, are there many?

– No not at all, he replied. I am afraid that the event did not arouse much interest in the press. There are a couple of ENG-teams from the two major TV stations and a few journalists and photographers from the newspapers. They’re all new and inexperienced people. None of the stars, if you know if you know what I mean.

Lisbeth just nodded again. She was still unsure how to get her own agenda for the briefing under control. It was really good that the event hadn’t drawn the seasoned journalists. The less important the press took the event, the better. She would try to downplay the whole matter. But, of course, she had to be careful. There could be individual talents among the participants who would notice if she overstated or, in this case, understated.

– Shall we go in? Antonsen suggested.

Kastrup (the district of Copenhagen to which the airport belongs), 12.10 p.m.

Henning Nedergaard cycled over the intersection at Saltværksvej and Amager Strandvej and further along the Kastrup Strandpark. He went towards the marina. The air was cold but clear. He pedaled hard to keep warm. Henning was a member of the local rowing club in the relatively new marina in Kastrup at the end of the Kastrup beach park and it was his turn to oversee the modest club buildings. A few minutes later he arrived at the marina. He leaned his bike against one of the buildings, as he always did.

Henning was in his late twenties, unmarried and had recently successfully completed his education as an auditor. He knew he was doing more of this surveillance than was necessary, but it was his nature to do things properly and thoroughly. Maybe it had to do with his work as an auditor. An auditor couldn’t afford to overlook details.

He automatically looked at the spot where the car with the French registration had parked last night. It was still there. It wasn’t actually his problem, if it was a problem at all, but it bothered him somehow. After all, it was not allowed to camp or sleep at the harbor. Something like that could easily get out of hand. A small comma mistake somewhere could cause chaos elsewhere.

He stood there looking at the car for a long time, thinking about what to do. It would be exaggerated to call the police, he thought, but he couldn’t just not do anything, could he? Maybe the driver was having trouble with the engine and was waiting for a mechanic or a tow truck. Finally, his sense of order prevailed. He decided to take a closer look at the car.

Wahil felt like a lion in a cage. He felt the urge to give free rein to his growing impatience, but he controlled himself. Since having parked the car between all the boats that had been brought ashore, he had eaten, read, and slept. Not many people had come by and he hadn’t observed or felt in danger until now.

He was following the call of nature behind one of the boats, when a man on a bike arrived. Wahil had the impression that it might be the same man who had come by last night shortly after he had parked the car. He had trouble distinguishing the features of people here in the West. It was more the man’s delicate build and the fact that he came on a bike that made Wahil assume that he was the same man.

The man didn’t seem to be very old, but Wahil still wanted to be vigilant. The young man just stood there for a long time and looked directly at the car, after leaning the bike against one of the buildings, just as he had done yesterday. Wahil hid between two boats and waited for the young man to drive away. But to his great surprise, he headed toward the car instead.

The smartest thing Wahil could do now was to stay hidden. The door to the hold was locked, and the young man would probably quickly lose interest in the car. But the long period of boredom made Wahil welcome even the slightest distraction. His hunting instinct had awakened, much like a cat’s hunting instinct can be stimulated by an insect that crawls across the floor.

Henning had gone to the driver’s window. He looked over his shoulder, but there was no one to be seen. He pressed his face to the window pane and shaded his eyes with his hands so that he could better look inside. He looked over his shoulder again and then tried to open the door. It was not locked. For some reason that frightened him, and he quickly closed it and stepped back. He shook his head and looked around. There was still no one to be seen. He relaxed again and went around the car. When he was standing by the door of the hold, he looked over his shoulder a third time before reaching for the door handle.

Wahil had watched everything from his hiding place as the level of adrenaline in his blood increased. He had watched with astonishment how the fragile man was startled when the front door opened, and now the man was standing at the door of the hold. He reached for the door handle. Wahil’s blood boiled. He attacked.

Henning heard a noise behind him and turned around, startled. His blood froze at the sight that met him. Between two boats, less than five meters from the car, a man came running straight towards him. The man looked scary. He was at least a head taller than Henning and his physique was similar to that of a gorilla. The man’s face was covered with a large bushy beard and his dark eyes were like those of a predator. This horrifying sight completely paralyzed Henning. He stood pinned down during the few seconds it took for the giant to reach him.

With all the strength of his restlessness, which had been pent up in the past 15 hours, Wahil struck the young man directly on the lower jaw with a punch. Wahil’s whole body weight and the momentum from the short sprint were behind the stroke. It was so violent that it tore the man’s jaw out of its joint and drove it straight into his throat while his head was thrown back with such force that his neck broke like a dry branch. The young man was dead before his legs gave way under the modest body weight. The last thought that Henning Nedergaard thought in this life and that reflected his general outlook on life was: Did I lock the bike?

Wahil’s eyes slowly stopped glowing and his pulse slowed. He looked around. There was no one to be seen. He assumed that his ‚little distraction‘ had gone unnoticed. He had no sympathy for the unsuspecting man, whom he had just brutally murdered. He had no more pity for his victims than the lion had for the prey that died between his jaws. He only regretted that the man had been so small and fragile. That had spoiled his joy of attacking a little. He looked at the young man’s body. The lower part of his face was a bloody lump. He would be difficult to identify.

Gradually, Wahil’s thoughts came back to reality. It was clear to him that he couldn’t just leave the body here. He had to make sure to erase all the traces so that the man would not be found until his mission was over. He unlocked the door to the hold and opened it. Then he grabbed the dead man with one hand on the waistband and threw him into the hold like a sack of potatoes. He easily maneuvered the body into the front left corner, where he had slept the past two nights. He covered him with his sleeping bag, got out, locked the door, and sat in the driver’s seat in the front of the car. Shortly thereafter, he studied the drawing of the airport again. He no longer thought about the body in the cargo hold.

Copenhagen Airport, 12.25 p.m.

– That sounds rather flimsy, a small, spirited-looking journalist from one of the big daily newspapers said.

Lisbeth had been watching him closely. Obviously, you couldn’t fool him easily. He might become a problem.

– According to the State Department, it is supposed to be very important that the news agencies appear here, he claimed in a sharp tone. The new safety regulations have even been suspended. There must be something else behind it. What are you hiding from us?

Lisbeth and Antonsen sat side by side at a table and the press people were gathered in a row of chairs opposite them. Antonsen started to answer when Lisbeth discreetly pushed her elbow into his side. She smiled at the reporter and innocently shrugged.

– Unfortunately, we have nothing more to offer than what we have already said, she replied. That the State Department is particularly interested in inviting you instead of the sports journalists is probably because we want to maintain good relationships with our friends from the United States. There is probably nothing more behind it.

The journalist looked anything but convinced but said nothing more. There was a little pause. Antonsen looked around the group. Nobody seemed to want to say anything else.

– Well, if there are no more questions …, he said. Then I just want to mention that the press has access to the departure hall from Terminal 3. Thank you very much and see you later.

Copenhagen Airport, 1:20 p.m.

Lisbeth left the meeting with an uneasy feeling. Press people have always been difficult, especially those from the old guard. Over the years, the best of them acquired an instinct for when something wasn’t as it was presented. However, she was comforted that no other reporters would be allowed to attend the actual press conference than those who had taken part in the information meeting. Now it was too late to send in the experienced journalists.

She stepped out of the elevator and was now in Terminal 3, the newest of the terminals at Copenhagen Airport. A few moments later she was at the security area. She watched the travelers put their hand luggage on a conveyor belt that ran through the large scanner and as they went through a metal detector themselves before picking up their luggage at the other end of the conveyor belt. She had even walked through the same metal detector a few times herself when she flew from Copenhagen. But not today. If I went through now, it would freak out, she thought ironically.

She was aware of the weapon that was in the holster under her jacket. She rarely carried a gun, and wasn’t actually too fond of weapons, but at the moment she would feel naked without it. She had a strange feeling in her stomach and suddenly she realized that she was nervous. Of course, she was not solely responsible, but she wanted to stand her ground when it started. She headed for Terminal 2. On the way, as she looked at the many different faces of the travelers, she realized that an airport is the ideal place for a terrorist who wants to hide. People of all nationalities either walked between restaurants or shops or hurried to their gates. Whatever conception one might have about the typical appearance of a terrorist, you could certainly find someone here at the airport that matched the various prejudices. Everything depended on security controls. As soon as you were inside, you were practically completely anonymous.

She arrived at the security check at Terminal 2. Here seemed to be less rush on the scanners and metal detectors. How will security personnel here at Terminal 2 react, when the police blocks access through Terminal 3, she thought? The pressure is likely to increase drastically and passengers will quickly become impatient. Would the security staff keep calm? Would they let up in their attention, just a little bit? Are we even in the right place here? Would they attack here? Could they maybe even be here already?

The more questions of this kind came up in her, the more butterflies fluttered in her stomach. She wondered if someone like Tom felt the same way before it started, or if he had a completely different reaction pattern. And what about Rolf?

She left the security check and went through a door reserved for the airport staff. She went to the baggage sorting. She didn’t want to waste any more time speculating about security at the entrance to the duty-free area.
She continued into the hall, from where the luggage was transported to the waiting aircrafts. How about this place, she thought? Is there a risk that something will go wrong here? She agreed with herself that one would hardly have to expect an attack here. She thought it was unlikely that something could be smuggled on board an airplane from here. Perhaps with an everyday departure, she thought, but not on this day. At least three CIA men would be in the baggage sorting area, and they would certainly not handle the security check carelessly. All she could do now was keep her fingers crossed. She wouldn’t mind, if luck was on their side and not the attacker’s. At least she felt that they were as well prepared as possible. She went back towards Terminal 3.

Greve, 1:35 p.m.

Rina was almost 13 years old now, an old age for a dog. But she would not miss her daily walk in the dunes at Greve Strand for the world, any more than Alma Birkelund would. Only a storm could stop them. Alma Birkelund was the retired widow of the manufacturer Holger Birkelund, who died five years ago. Rina had forgotten Holger Birkelund, but Alma was still thinking about him. She sometimes felt that he was somehow around and often had a good, long conversation with him when she walked her afternoon walk along the beach with her old Labrador Retriever. At the moment Rina was standing with the leash in her mouth, waiting for Alma to put on her coat and to put on her knitted hat and scarf correctly. Shortly thereafter, they both left the house and headed east towards the beach.

The villa was on one of the side streets of Greve Strandvej. On the good side of Greve Strandvej, as Alma always emphasized. The good side was the one that had direct access to the beach without having to cross the busy main road between Copenhagen and Køge. In this side street there were mainly houses that were occupied all year round, but there were also a few holiday homes. For example, that on the neighboring property to Alma’s house, but it was mostly empty. It was rented from time to time, and Alma knew it was currently occupied. She had noticed a dark car last night. Then a kind of delivery van came later. Both cars had been there overnight. She had no idea who the guests were, even though she had tried to spy from her bedroom on the first floor. After all, retired widows don’t have that much diversion anymore.

She was pretty sure she heard a child cry, but that was only what you could expect. Now she just hoped the kids weren’t too loud when they played outside.

Rina began to move decisively towards the beach but didn’t get far because she was distracted by a scent that needed further investigation. Soon she trotted on. As usual, Alma walked a few steps behind her with the line in hand. The neighboring property with the holiday home also released a fragrance that caught Rina’s attention. The dog stood unabashed in the driveway of the house and followed its nature. Alma also wanted to spend a little time near the holiday home, completely coincidentally, of course. It was also a civic duty to make sure everything was fine, was it not? She tied the leash to Rina’s collar, which surprised the experienced dog. Alma usually never did, not even when there were other dogs around. Rina had long since outgrown the leash.

Alma noticed that the van was gone, but the dark car was parked in the driveway. It had a foreign license plate, but she was unable to judge which country it was from. Probably Germans, she thought indignantly. Only the bicycles on the roof and the trunk full of groceries were missing. As if you couldn’t buy anything decent in Denmark. She was about to go on when the door opened and a man came out. He certainly didn’t look like a German. No, he didn’t appear to be from a civilized country at all. Startled, she hurried on. What had happened to the world? She didn’t feel a trace safe with people from a distant and mysterious culture in the house next door. Admittedly, there were a lot of ‚people like that‘ living in the area now, but having them as direct neighbors, she had been untroubled by until now. The thought alone of such neighbors made her uncomfortable.

Well, the guests in the house were rarely there for more than one or at most two weeks. But if there was even the slightest trouble with them, she would complain to city hall immediately. One didn’t have to put up with people like that. For the next hour, however, they would not bother her. That was the time she and Rina usually needed for their walk. She released Rina’s leash and a moment later they were at the beach.

Akhmahel had just looked in the mirror for one last time and compared his appearance to the picture in the passport he wanted to use at the airport. Satisfied with the result, he left the bathroom and went into the living room, where he heard Mohammad confirming the address of the holiday home on his cell phone.

– Good, said Mohammad in a language Akhmahel presumed was Danish.

Mohammad put the phone in his pocket.

– Well? Akhmahel looked at him questioningly.

– It’s on it’s way, said Mohammad.

– Good. Then the time has come, said Akhmahel. Allah be with us.

He looked over at the other men. Faroukh had changed his behavior in the past hour. He had become more and more restless and had been pacing back and forth. Akhmahel had asked if his courage was failing him, but Faroukh, to his surprise, had replied that the opposite was the case. He was looking forward to being reunited with all the great Islamic martyrs in a few hours, and he just hoped they wouldn’t find his sacrifice too small. Akhmahel had assured him that his sacrifice today was as valuable as that of the Islamic brothers who died in the raid on the World Trade Center. These words had strengthened Faroukh and he calmed down a bit.

They had finished packing him in explosives less than ten minutes ago. He had put his jacket on so that you couldn’t see anything from the outside.

Tine and the children had been given soothing injections a few hours ago. They would have effect at least a few hours longer. Sadou had taken the van about half an hour ago. He would call if he saw anything that could jeopardize their plans. The last three men were now ready to go.

Akhmahel was the first to leave the house and stepped out of the door when he saw an old lady and her dog standing at the driveway. However, the lady went on and Akhmahel got into the BMW and started the engine. Mohammad had told him how to get to the motorway and from there he should drive north to the airport. He put the car in gear, drove out of the driveway and up the small side street. Just before he reached the main street, a taxi turned into the side street and drove past him. Akhmahel assumed that it was the taxi that Mohammad had just ordered. When he turned into the main street, he accelerated. Shortly afterwards he drove onto the motorway. From here on it was easy.

Copenhagen Airport, 1.45 p.m.

Rolf left the mobile command center. Everything was ready. There was nothing more they could do now. Tom was in the hangar with his people, where they refined their tactics and trained a little. He confidently left all that in Tom’s experienced hands. He went towards Terminal 3, not because he thought it would help, but because he needed exercise. A few minutes later he was in front of the Karen Blixen café. Everything looked normal, he thought. Normal! What is normal? He was about to go on when he saw Lisbeth. She came right up to him, but apparently hadn’t seen him yet. There are so many people here that it is difficult to distinguish between them, he thought. He stood right in her way. She looked at him for a fraction of a second without recognizing him, but then she smiled.

– Rolf? she said in surprise. So, where did you come from?

He returned her smile.

– You actually looked at me directly a few times without recognizing me, he said.

She shrugged her shoulders.

– There are a lot of people here, she replied. And there will be more to the press conference. We’re going to have trouble keeping track of everything.

He nodded.

– But on the other hand, there are many of us too, he replied. One of us will surely notice when something is happening. It will be fine.

She didn’t answer but looked at the crowd.

– What about the press conference? he asked. Did it go well?

She grimaced.

– Yes, I think so, she replied. Most of them are inexperienced reporters who want to get it over with and go home. One of them, a reporter for one of our major newspapers, was a little skeptical. He may suspect that there is more to it than a press conference with ambassadors and athletes, but I don’t think he intends to do anything beyond his invitation.

Rolf didn’t react. Reporters were nothing unfamiliar to him, although he had never had a direct experience with the Danish ones.

– How about something edible? she asked. I have a restless stomach. Maybe I can numb the feeling with food. Are you hungry?

– Well, why not, he replied. Is the food here in the cafe worth anything? She shrugged her shoulders.

– They have a very acceptable range of good things. Do you pay? She smiled slyly.

– O.k., o.k., I’m paying, he sighed, pretending to feel exploited.

(To be continued)

 

 

Der Mann aus Teheran, Kopenhagen/ Marseille/Dragør … The man from Tehran, Copenhagen/Marseille/ Dragør

CoverDeutsch

 

Der Mann aus Teheran

Freitag, 10. Februar 2006

Flughafen Kopenhagen 08.00 Uhr

Der Hangar hallte mit den Gesprächsfetzen der wartenden Kollegen wider. Ein Außenstehender hätte sich wahrscheinlich über die seltsame Versammlung, die sich auf das Briefing vorbereitete, gewundert. Es befanden sich ungefähr 150 Personen im Hangar, die sich in dem riesigen Raum aber verloren.  Man hatte Stühle in zehn Reihen aufgestellt und die verschiedenen Gruppen begannen, Platz zu nehmen.
Es waren fast hundert uniformierte Polizisten, ein Dutzend CIA-Agenten in Zivil, fast dreißig Männer aus Toms Kommandoeinheit in speziellen grauen Kampfanzügen und ein Dutzend Zivilpolizisten, EATO Agenten und Techniker. Man schaute einander neugierig an, aber die Gespräche wurden zum größten Teil innerhalb der einzelnen Gruppen geführt.
Vor den Stuhlreihen befand sich ein Podium, auf dem ein Tisch und sechs dem ,Publikum‘ zugewandte Stühle standen. Dort saßen Tom Pettersson, Lisbeth Hasselbeck und Rolf Duvenhart von der EATO; John Williams von der CIA und Preben Antonsen und Connie Andersen von der Polizei. Vor Rolf stand ein Mikrofon auf einem dreibeinigen Stativ.
Vor der Halle hielt ein Dutzend Polizeibeamte Wache um sicherzustellen, dass kein Unbefugter an dem Treffen teilnahm. Keiner dieser Polizisten würde später an der Aktion teilnehmen. Neben dem Hangar standen drei große Busse. Der eine war ein Mannschaftsbus der Polizei, die beiden anderen gehörten der EATO. Rolf trommelte nervös mit den Fingern auf dem Tisch. Er war nicht nervös, weil er vor einer größeren Versammlung sprechen sollte. Das war er gewohnt. Aber das nagende, unsichere Gefühl, das sich bereits am Tag zuvor gemeldet hatte, als sie die SMS-Antwort an Yemis Handy bekommen hatten, ließ ihn nicht los. Interessant, aber irrelevant. Fangt uns, wenn ihr könnt. Der Satz schwirrte ihm im Kopf herum. Es konnte kaum noch beunruhigender werden. Er schaute zu Lisbeth. Sie sah verhältnismäßig gefasst aus, aber ihr innerer Zustand verriet sich durch ihr eines Bein, das rhythmisch und stetig auf und ab wippte. Als sich endlich alle gesetzt hatten, klopfte Rolf mit dem Finger an das Mikrofon, um sicherzustellen, dass es angeschaltet war. Einige knallende Laute aus den Lautsprechern überzeugten ihn, dass dies der Fall war. Er beugte sich zum Mikrofon und sagte:

– Zuallererst… Ein schrilles Pfeifen aus allen Lautsprechern ließ die Anwesenden schmerzhaft die Gesichter verziehen. Rolf lehnte sich sofort vom Mikrofon weg, als ob ihn der Schlag getroffen hätte.
– Ich versuche es noch einmal, sagte er mit etwas größerem Abstand zum Mikrofon, und diesmal ohne Interferenz.
– Zunächst einmal möchte ich alle Anwesenden herzlich willkommen heißen. Ich freue mich zu sehen, dass wir so zahlreich sind. Aber ich sollte vielleicht erst noch fragen: Gibt es jemanden, der kein Englisch versteht? Er sah in die Runde, aber niemand reagierte.
– Gut, fuhr er fort. Ich kann das entweder so interpretieren, dass Sie alle Englisch verstehen oder dass mein Englisch so schlecht ist, dass niemand die Frage verstanden hat. Die Bemerkung brach das Eis und man begann zu schmunzeln.
– Gut! Ich werde dann erst einmal unser Panel hier präsentieren. Er wies auf die anderen Personen auf dem Podium und fuhr fort:
– Ich möchte ein wenig unkonventionell vorgehen und mich zuerst vorstellen. Mein Name ist Rolf Duvenhart und ich bin der Leiter einer gemeinsamen europäischen Anti-Terror-Organisation, von der nur wenige von Ihnen, wenn überhaupt, gehört haben. Zu meiner Rechten sitzt Lisbeth Hasselbeck, die Leiterin unserer Abteilung in Skandinavien.  Lisbeth nickte und lächelte verlegen.
– Neben ihr sitzt Tom Pettersson, Leiter unserer Kampftruppe.  Tom grüßte indem er sich mit zwei Fingern an die Stirn tippte und sein charmantestes Lächeln hervorzauberte.
– Zu meiner Linken sitzt John Williams von der CIA.  Williams nickte kurz, sah aber ansonsten aus wie eine Gewitterwolke.
– Neben ihm sitzt Polizeiinspektor Preben Antonsen, Leiter des gesamten Polizeieinsatzes.  Antonsen nickte, wobei er die Hand über seine Pfeife hielt, obwohl sie nicht angezündet war.
– Und neben ihm sitzt Connie Andersen, Leiterin der Bereitschaftseinheit der Polizei. Connie nickte zweimal.
– So viel um uns, sagte Rolf, und nun zur Sache. Er machte eine kleine Kunstpause um sicherzustellen, dass er die Aufmerksamkeit aller Anwesenden hatte. Es war ganz still, und so fuhr er fort:
– Dass wir uns heute hier versammelt haben, hat einen sehr ernsten Hintergrund. Einige von Ihnen wissen bereits, worum es geht, aber die meisten von Ihnen wissen wahrscheinlich nicht sehr viel. Aber bevor dieses Treffen beendet ist sollten wir uns alle gerne auf demselben Informationsniveau befinden. Es wird dann später noch separate Sitzungen der einzelnen Gruppen geben. Wir, das heißt dieses Panel, werden versuchen, Sie über alles in Kenntnis zu setzen, was Sie unbedingt wissen müssen und wir werden versuchen, alle Fragen zu beantworten.
Noch schien niemand etwas sagen wollen, und so fuhr er fort:
– Sie sollten alle wissen, dass der dänische Außenminister zusammen mit einigen amerikanischen Athleten nach Budapest reist. Einige von Ihnen wissen wahrscheinlich auch, dass der US-Botschafter aus Stockholm erwartet wird. Er zwischenlandet in Kopenhagen, da auch er auf dem Weg nach Budapest ist. Es ist auf jeden Fall so, dass er sich hier dem Außenminister und den Athleten anschließt und alle denselben Flug nach Budapest nehmen. Grundsätzlich sind das ziemlich uninteressante Ereignisse, wäre da nicht die Tatsache, dass wir im Zusammenhang damit einen Terroranschlag erwarten.
Die Stille wurde plötzlich durch Unruhe und Raunen unter den Zuhörenden gebrochen, und einige hoben die Hände zum Zeichen, dass es Fragen gab. Rolf machte eine beruhigende Geste mit den Händen und fuhr fort:
– Ich sehe, dass es bereits einige Frage gibt, aber ich würde sie sehr gerne erst ganz am Schluss behandeln. Einige Ihrer Fragen werden höchst wahrscheinlich bereits während des Briefings beantwortet werden. Können wir das so machen? Letzteres war nicht wirklich als Frage gemeint, aber Höflichkeit kostete Rolfs Meinung nach nichts.
– Unter normalen Umständen wären bei einer so konkreten Bedrohung die Flüge abgesagt oder verschoben worden, fuhr er fort. Aber es gibt einen, sagen wir mal gemeinsamen Entschluss, die Flugpläne nicht zu ändern mit der Erwartung, dass wir, das heißt die EATO zusammen mit der CIA, die Terroristen sozusagen mit den Fingern in der Keksdose fangen. Die Zuhörenden begannen wieder unruhig zu raunen.
– Wir sind vollständig darauf eingestellt, diese Erwartungen zu erfüllen, log er. Aber wir müssen gleichzeitig erkennen, dass wir nicht genau wissen, wie der Angriff stattfinden wird. Es ist daher kein Geheimnis, dass wir auf die Hilfe aller hier Anwesenden angewiesen sind. Dass soll nicht so verstanden werden, dass Sie Leib und Leben aufs Spiel setzen sollen. Im Gegenteil, wir erwarten und wünschen keine Heldentaten! Wir möchten ausdrücklich betonen, dass jeder, der den Helden spielt, sich damit nur einen Rüffel einfängt, und dies gilt unabhängig vom Ergebnis. Worum wir Sie dagegen alle bitten möchten ist, dass Sie Augen und Ohren offen halten. Die Bedrohung ist ernst zu nehmen, und alle Beobachtungen sind wichtig. Einige von Ihnen werden kommunikationstechnisch mit unserer zentralen Einheit verbunden, von wo aus die übergeordnete Koordinierung stattfindet. Er hielt eine neue Pause und ließ seine Worte ihre Wirkung tun. Alle Gesichter verrieten eine steigende Unruhe. Niemand lächelte mehr.
– Sie stehen natürlich unter dem Kommando Ihrer üblichen Vorgesetzten, fuhr er fort. Wir werden uns nicht in Ihre Arbeit einmischen, aber wenn es die Situation erfordert, werden von uns Befehle gegeben. Solche Befehle werden, mit einigen Ausnahmen, die Befehle Ihrer Vorgesetzten aufheben. Ihre Vorgesetzten können Ihnen das bestätigen. Sie werden jedoch, wie schon gesagt, zu keinem Zeitpunkt einer größeren Gefahr ausgesetzt als Ihre übliche Arbeit es möglicherweise erfordert. Ich denke, wir können dann jetzt auf Fragen eingehen.  Eine Reihe von Händen schoss in die Höhe. Das Panel benötigte fast eine Stunde, um so viele wie möglich zu beantworten. Schließlich musste Rolf abbrechen.
– Wir können leider keine weiteren Fragen mehr entgegennehmen, sagte er. Aber wie gesagt, findet jetzt im Anschluss an dieses Briefing eine Reihe separater Sitzungen statt, und die letzten Fragen werden sicher dort beantwortet werden.

Marseille, 09.55 Uhr

– Vielleicht könnten Sie mir erklären, was hier auf den Bildern passiert? Der Mann, der die Frage gestellt hatte, saß vor einem Bildschirm, auf dem das Verhör mit Sarkov abgespielt wurde. Der Mann hieß Henri Sartre und leitete die EATO in Frankreich. Ihm gegenüber saßen die beiden französischen Agenten, die Sarkov verhört hatten. Sie versuchten beide, Blickkontakt mit Sartre zu vermeiden.
– Wir konnten doch nicht wissen, dass der Mann ein schwaches Herz hatte, versuchte der Eine. Sartre, deutlich unzufrieden, funkelte die beiden Agenten an. Ohne ein Wort drückte er einen Knopf und eine Sequenz aus dem Verhör war zu hören. Sarkovs verzweifelte Stimme klang durch den Lautsprecher:
– Und ich muss darauf bestehen, dass Sie mir umgehend meinen Aktenkoffer geben. Sie haben kein Recht dazu, mich gegen meinen Willen…
– Was glauben Sie, was Sarkov damit meinte? fragte Sartre in säuerlichem Tonfall.
– Nun wir dachten ja nur … versuchte der andere Agent, wurde aber durch eine Geste von Sartre unterbrochen, der die Taste wieder runterdrückte. Sarkovs Stimme erklang wieder im Lautsprecher:
– Wir können doch sicherlich in aller Ruhe darüber sprechen, und ich brauche meine…
– Und was glauben Sie, was er damit meinte? bohrte Sartre gnadenlos weiter. Keiner der beiden Agenten hatte Lust, darauf zu antworten.
– Ich kann Ihnen sagen, was er damit meinte, fuhr er deutlich lauter fort während sein Gesicht begann, einen rötlichen Farbton anzunehmen.
– Er dachte, er würde das hier von ihnen bekommen! Sartre knallte einen Glasbehälter mit Tabletten auf den Tisch.
– Er brauchte seine Herz-Medizin! Er sah von einem Agenten zum anderen.
– Aber dafür hatten Sie keine Zeit, nicht wahr? Und jetzt ist er verdammt nochmal tot, nicht wahr? Tot ist er! Ist Ihnen überhaupt klar, was Sie da angerichtet haben?

– Aber Chef, versuchte ein Agent erneut. So war das ja gar nicht. Wir wollten ihn doch nur etwas unter Druck setzen.
– Wir wollten ihn doch nur etwas unter Druck setzen, äffte Sartre ihn nach. Ja, ich muss gestehen, dass ist Ihnen gelungen. Sie haben ihn ganz bis ins Jenseits gedrückt. Und von dort kann er uns nicht mehr helfen, verdammte Scheiße! Er versuchte sich zu beherrschen, bevor er fortfuhr:
– Was haben Sie aus ihm herausbekommen, also bevor Sie ihn umgebracht haben? Sie erzählten ihm alles, was bisher geschehen war.
– Merde! rief er aus. Ich sage Ihnen was, Sie haben den Rest des Tages frei, nein, den Rest der Woche! Und wenn es nach mir ginge, hätten Sie den Rest Ihres Lebens frei. Sehen Sie zu, dass Sie aus meinem Büro verschwinden. Die beiden Agenten gingen, und Sartre saß eine Weile still und blickte auf den Tisch. Er musste sich überlegen, was er Rolf sagen sollte. Er war gezwungen, ihn zu informieren, aber er musste seine Worte mit Bedacht wählen. Merde! dachte er und griff nach dem Telefon. Er wählte Rolfs Handy-Nummer und hoffte innerlich, dass Rolf nicht antworten würde.

Flughafen Kopenhagen, 10.15 Uhr

– Was meint Ihr, lief es gut? fragte Rolf. Das Briefing war beendet, und er saß mit Tom und Lisbeth in der mobilen Kommandozentrale. Rolf und Lisbeth tranken Kaffee, den Tom nicht eines Blickes würdigte.
– Das ist schwer zu sagen, antwortete Tom. Aber auf den ersten Blick hatte ich den Eindruck, dass alle zufrieden waren. Ich meine, dass die dänische Polizei äußerst kompetent ist. Ihre Fragen waren einfach und direkt zur Sache. Und diese Connie Andersen ist genau mein Fall, messerscharf und fokussiert, und dann behandelt sie Menschen auf die richtige Art und Weise. Sie bittet sie um nichts, was sie nicht selber tun würde oder könnte. So sollte ein Vorgesetzter sein. Die CIA-Jungs beunruhigen mich wie gewöhnlich. Ich meine, die eiskalten Dreckskerle haben nicht eine einzige Frage gestellt. Kam dir das nicht komisch vor?
– Tja, ja und nein, antwortete Rolf. Sie könnten natürlich bereits alles von Williams gehört haben. Aber wahrscheinlicher ist es, dass sie ihre eigene Agenda haben, über die wir nicht informiert sind. Was wiederum bedeutet, dass wir besonders vorsichtig mit ihnen sein müssen. Er beugte sich vor und fuhr fort:
– Ihr solltet vielleicht auch wissen, dass Williams mich nach dem Treffen ansprach. Er war sauer darüber, dass ich so offen gewesen bin.
– Ja, das kann ich mir vorstellen, sagte Lisbeth. Was hast du zu ihm gesagt?
– Die Wahrheit, antwortete Rolf. Ich habe ihm gesagt, dass unsere Prioritäten ganz klar sind. Wir werden zunächst versuchen, den Angriff zu verhindern. Und deshalb ist es wichtig, dass jeder so gut wie möglich Bescheid weiß. Wenn das nicht gelingt, was es wahrscheinlich nicht tun wird, werden wir versuchen, die Angreifer zu neutralisieren.
– Noch ein Grund mehr, die Jungs im Auge zu behalten, wendete Tom ein.
– Einig, sagte Rolf, völlig einig. Rolfs Handy klingelte. Er nahm es aus der Innentasche seiner Uniform und las die Nummer auf dem Display.
– Frankreich, sagte er. Vielleicht gibt es was Neues. Ich antworte besser.
– Ja, tu das, sagte Tom. Ich schaue nach meinen eigenen Jungs. Er verschwand aus dem Bus, aber Lisbeth blieb sitzen.
– Sartre hier, sagte eine Stimme am anderen Ende.
– Und du hast gute Nachrichten, hoffe ich, sagte Rolf kurz.
– Nicht gerade, Rolf, nicht gerade, sagte Sartre. Tatsache ist, dass Sarkov sozusagen in unseren Armen gestorben ist. Wir hatten ihn für ein Verhör hier bei uns, und dann, ja, dann hat er ausgecheckt. Es entstand eine lange Pause.
– Und an was ist er gestorben? fragte Rolf.
– Aus vorläufigen Untersuchungen geht hervor, dass er ein schwaches Herz hatte und einfach an einem Herzinfarkt starb, sagte Sartre. Eine rote Alarmlampe begann in Rolfs Kopf zu blinken.
– Ein Herzinfarkt, sagst du, wiederholte Rolf. Das war wirklich unglücklich, dass das ausgerechnet dann passierte, als er bei uns zu Besuch war. Habt Ihr überhaupt etwas aus ihm herausbekommen, bevor er … starb?
– Ja und nein, sagte Sartre. Ja, in dem Sinne, dass wir einiges aus dem Gespräch, das wir mit ihm hatten herauslesen konnten. Nein, in dem Sinne, dass er nichts direkt gesagt hat.
– Und was habt ihr herausgelesen? fragte Rolf.
– Anfangs wusste er nichts über das Auto, sagte Sartre. Unsere beiden Agenten meinen, dass er ehrlich überrascht war, als er hörte, dass eines seiner Autos bei dem Mord an dem Deutschen beteiligt gewesen war. Aber als seine Sekretärin die Akte von dem Auto fand, bekam er Angst und hatte es plötzlich sehr eilig, sie mit den Papieren wieder wegzuschicken. Wenn wir zwei und zwei zusammenlegen, unter Berücksichtigung seiner Vorgeschichte, dann stimmt da was mit dem Auto nicht, also abgesehen von der Tatsache, dass es ihm gehört. Unsere Agenten sind überzeugt, dass er genau wusste, wer das Auto fuhr, dass er es aber verheimlichen wollte. Nun, das wäre alles.
– Ziemlich dünn, stellte Rolf fest. Ich kann aus dem Stehgreif nicht beurteilen, ob es irgendeine Bedeutung für die laufende Aktion hat, aber wir sollten lieber alle Eventualitäten offen lassen. Bezüglich Sarkovs ‚tragischen Tod‘ erwarte ich von dir einen ausführlichen Bericht auf meinem Schreibtisch morgen früh zusammen mit dem Material von dem Verhör, ist das verstanden?
– Ich werde sicherstellen, dass du alles bekommst, antwortete Sartre und legte auf.

Merde! Dachte Sartre nach dem Gespräch mit Rolf. Das war nicht gerade die Art von Aufmerksamkeit, die die Karriere innerhalb der EATO förderte. Nun, geschehen ist geschehen. Jetzt musste er die beiden Agenten zu fassen bekommen, denen er gerade den Rest des Tages frei gegeben hatte, damit sie einen vollständigen Bericht verfassten. Ich muss lernen, mein Temperament zu zügeln, dachte er und ließ sie suchen.

– Etwas Ernstes? sagte Lisbeth.
– Vielleicht, sagte Rolf, schwer zu beurteilen. Irgendein großer Kerl hat einen deutschen Polizisten in der Nähe von Lyon getötet. Der Besitzer des Autos ist ein notorischer Waffenhändler, der leider gestorben ist, als wir ihn verhört haben. Lisbeth runzelte die Stirn.
– Er ist während des Verhörs gestorben, wiederholte sie. Das war doch unglücklich. Rolf antwortete nicht sofort.
– Wenn ich nur herausfinden könnte, ob es mit unserer Aktion hier zusammenhängt, sagte er. In diesem Moment wurde die Tür geöffnet und ein Techniker steckte den Kopf hinein.
– Können wir jetzt reinkommen, Rolf? fragte er. Wir möchten gerne alles in Ordnung haben, bevor Toms Briefing anfängt. Rolf sah überrascht auf.
– Was? Ja, natürlich, antwortete er. Zu Lisbeth gewandt, fuhr er fort:
– Wir sollten vielleicht unsere Beine ein wenig strecken, bevor Tom uns belehrt. Sie überließen den Technikern das Feld.

Flughafen Kopenhagen, 10.50 Uhr

Die mobile Kommandozentrale hatte ihren festen Platz vor dem großen Hangar eingenommen. Die Techniker hatten die Seiten des großen Busses herausgeklappt, so dass er jetzt fast drei Mal so breit war. Nun gab es ausreichend Platz sowohl für Equipment und Techniker als auch für einen Tagungsraum. Die eine Wand des Tagungsraums bestand aus einem Bildschirm, auf dem man die gleichen Bilder wie in der Kommandozentrale selbst sehen konnte. Rolf, Lisbeth, Jørgen, Matts, Pertti, Tom, und drei Teamleiter aus Toms Kommandoeinheit befanden sich zurzeit dort. Darüber hinaus waren vier Techniker anwesend, dieselben, die den Bus vorbereitet hatten und die dafür sorgen sollten, dass die Technik während der gesamten Aktion optimal funktionierte. Einer der Techniker saß an einem Computer. Alle außer den Technikern, saßen um einen kleinen Konferenztisch mit Tom am Kopfende.

– Gut, Leute, es ist bald so weit, sagte Tom und schaute sich im Kreis der Anwesenden um. Um 12.00 Uhr beginnt unsere Arbeit, von da ab muss die Technik wie ein Uhrwerk funktionieren. Er schaute zu den Technikern hinüber.
– Volle Fahrt voraus um 12.00 Uhr, dafür stehen wir ein, sagte einer der Techniker.
– Ausgezeichnet, versetzte Tom. Bevor wir von hier weggehen, müssen wir Routinen und Checkpoints in die Datenbank eingeben, und die drei Kommandoeinheiten oder Kampfeinheiten müssen strategisch platziert werden. Zu dem Techniker am Computer sagte er:
– Können Sie uns einmal den ganzen Flughafen hier auf dem Bildschirm zeigen? Er wies auf den großen Bildschirm. Der Techniker gab ein paar Befehle ein, und ein Satellitenbild des gesamten Kopenhagener Flughafens erschien auf dem Bildschirm.
– Ah, sehr gut, sagte Tom zufrieden. Er nahm einen kleinen Laserpointer aus der Tasche.
– Wir sind genau hier, sagte er und deutete auf die nordöstliche Ecke des Flughafens. Ein roter Punkt tanzte auf dem Bildschirm zwischen einigen Gebäuden.
– Ich habe mit den Leuten im Kontrollturm gesprochen. Start und Landung erfolgen in nordöstlicher Richtung. Mit anderen Worten, die Flugzeuge fliegen aus dieser Richtung ein…  Er wies auf die Start- und Landebahn, die in der Nähe des Ortes „Store Magleby“ begann,
–… und fliegen in diese Richtung raus. Er ließ den roten Punkt über den Öresund verschwinden.
– Im nördlichen Teil des Flughafens befinden sich die Ankunftebenen und die Abflughallen. Der Punkt tauchte bei einer Reihe Gebäude nicht weit von ihnen auf.
– Das Wetter ist uns gewogen, allerdings damit auch den Angreifern. Für den ganzen Tag ist klarer Himmel ohne Regen angekündigt. Er sah mit für ihn sehr ernster Miene in die Runde. Keiner sagte etwas. Alle hörten aufmerksam zu.
– Es gibt fünf kritische Zeitpunkte in den nächsten Stunden, fuhr er fort. Erstens, die Ankunft der beiden Botschafter um 15.00 Uhr. Zweitens die Ankunft des Basketball-Teams um 15.15 Uhr. Drittens die Ankunft des Ministers um 15.25 Uhr. Viertens die Pressekonferenz um 15.30 Uhr und fünftens der Abflug um 16.45 Uhr. Er ließ die Worte einen Moment ihre Wirkung tun, bevor er fortfuhr:
– Zu dem ersten kritischen Moment, gibt es die folgendes anzumerken: Ein Botschafter kommt mit dem Flugzeug aus Stockholm, der andere mit dem Auto von der Botschaft in Kopenhagen. Ihre persönliche Sicherheit ist nicht unsere Verantwortung. Ich wiederhole, nicht unsere Verantwortung. Aber der Zeitpunkt ist trotzdem kritisch, weil die beiden Botschafter Ziel für den Angriff sein können, den wir erwarten. Er machte eine Pause, während er sorgfältig das Satelliten-Foto studierte.
– Nun, lasst uns mit den Kodenamen für den Funkverkehr weitergehen, sagte er nach einem kurzen Moment. Die Kommandozentrale ist „Zebra-Basis“. Die drei Kampfeinheiten heißen „Alpha-Team“, „Bravo-Team“ und „Charly-Team“. Die anderen von EATO sind „Delta“, die CIA-Leute „Echo“ und die Polizei „Fox“. Während der darauffolgenden halben Stunde verteilte Tom die Aufgaben und gab die Checkpoints und die erwarteten Agenten-Konfigurationen und Kommandoeinheiten in die Datenbank ein.

Dragør (kleiner malerischer Ort am Rande Kopenhagens in Flughafennähe), 11.05 Uhr

Jesper Berg wachte ruckartig und schweißgebadet auf. Sein Bettlaken war wie eine Wurst in der Mitte des Bettes zusammengerollt. Er hatte einen schrecklichen Albtraum gehabt. Tine und die Kinder standen auf der einen Seite eines Zaunes, und er selbst auf der anderen. Plötzlich begann es unter ihren Füßen zu brennen, und er hatte hilflos dagestanden und zugeschaut, wie sie vor seinen Augen verbrannten. Er war um halb zwei Uhr morgens ins Bett gegangen und hatte nicht schlafen können. Er hatte sich hin- und hergewälzt und fühlte sich wirklich elend. Er war bis zur Verzweiflung um Tine und die Kinder besorgt und betete, dass sie unverletzt waren. Sein einziger Trost war, dass er einen Plan geschmiedet hatte. Einen Plan, wie er seine Aufgabe erfüllen konnte. Er hatte keine andere Wahl als zu hoffen, dass Tine und die Kinder freigelassen würden, wenn er das Ding, das der Fremde ihm gegeben hatte, an Bord des Flugzeugs brachte. Ohne diese Hoffnung könnte er seinem Leben genauso gut ein Ende setzen, hier und jetzt.
Er stand auf und machte Kaffee. Er konnte nichts essen. Er konnte sich nicht erinnern, wann er zuletzt gegessen hatte, aber es war ihm egal. Sein einziger Gedanke war, es hinter sich zu bringen. Er merkte nicht einmal, dass er ungepflegt war und dringend ein Bad brauchte.
Auf dem Küchentisch lag das Päckchen, das der Mann ihm gegeben hatte. Der Mann hatte ihm gezeigt, was er tun sollte, und hatte sich vergewissert, dass Jesper alles verstanden hatte. Es war doch im Grunde so einfach, und Jesper verstand nicht, warum es so wichtig war, es an Bord des Flugzeugs zu bringen. Es war zu klein, um zu explodieren. Oder wenn es explodieren konnte, würde es keinen großen Schaden anrichten.
Das Päckchen war zu klein, als dass es sich um eine Bombe handeln konnte, entschied er. Es war schließlich nicht größer als eine Kreditkarte. Er schaute auf die Uhr. Es war kurz nach elf. Normalerweise würde er länger schlafen, wenn er am Nachmittag arbeiten musste, aber was sollte das nützen? Er nahm die Kaffeetasse mit ins Wohnzimmer und setzte sich aufs Sofa. Wo sind Tine und die Kinder nur, dachte er. Oh Gott, gib, dass ihnen nichts zugestoßen ist! Er stellte die Tasse auf den Tisch und legte die Beine auf das Sofa. Er lehnte sich zurück und schloss die Augen. Er war eigentlich doch müde, sehr müde. Vielleicht könnte er hier auf dem Sofa ein wenig dösen. Dass ihnen nur nichts zugestoßen ist, wiederholte er in Gedanken. Kurz danach schlief er ein.

(Fortsetzung folgt)

 

ENGLISH

The Man from Tehran

Friday, 10 February 2006

Copenhagen Airport 8:00 a.m.

The hangar echoed with the scraps of conversation from the waiting colleagues. An outsider would have been surprised at the strange gathering that was preparing for the briefing. There were about 150 people in the hangar, but they got lost in the huge hall. Chairs had been set up in ten rows and the various groups began to take a seat.

There were nearly a hundred uniformed police officers, a dozen plainclothes CIA agents, almost thirty men from Tom’s command unit in special gray combat suits, and a dozen plainclothes police officers, EATO agents and technicians. They looked at each other curiously, but most of the discussions were conducted within the individual groups.

In front of the rows of chairs was a podium, on which stood a table and six chairs facing the „audience“. There sat Tom Pettersson, Lisbeth Hasselbeck and Rolf Duvenhart from EATO; John Williams from the CIA and Preben Antonsen and Connie Andersen from the police department. In front of Rolf was a microphone on a three-legged tripod.

A dozen police officers stood guard outside the hall to ensure that no unauthorized person attended the meeting. None of these police officers would take part in the action later. There were three large buses parked next to the hangar. One was a police team bus, the other two belonged to EATO. Rolf drummed his fingers nervously on the table. He wasn’t nervous about speaking to a larger gathering. He was used to that. But the gnawing, insecure feeling that had come in the day before when they got the text message on Yemi’s cell phone did not let go. “Interesting, but irrelevant. Catch us if you can.” The sentence buzzed in his head. It couldn’t get any more alarming. He looked at Lisbeth. She seemed to be relatively calm, but her inner state was betrayed by her one leg, which rocked rhythmically and steadily up and down. When everyone had finally sat down, Rolf tapped the microphone to make sure it was on. A few popping sounds from the speakers convinced him that this was the case. He leaned over to the microphone and said:

– First of all …
A shrill whistle from all the loudspeakers made those present grimace in pain. Rolf immediately leaned away from the microphone as if he had been hit by a blow.

– I’ll try again, he said a little further away from the microphone, and this time without interference.

– First of all, I would like to extend a warm welcome to everyone present. I am happy to see that we are so numerous. But maybe I should ask: Is there anyone who doesn’t understand English? He looked around, but nobody responded.

– Good, he continued. I can either take it from that, that you all understand English or that my English is so bad that nobody understood the question.

The remark broke the ice and they started to smile.

– Well! I will then first present our panel here. He pointed to the other people on the podium and continued:

– I would like to be a bit unconventional and introduce myself first. My name is Rolf Duvenhart and I am the head of a European anti-terrorist organization that few, if any, have heard of. To my right is Lisbeth Hasselbeck, the head of our department in Scandinavia.

Lisbeth nodded and smiled shyly.

– Next to her is Tom Pettersson, leader of our combat force.

Tom greeted by tapping his forehead with two fingers and conjuring up his most charming smile.

– John Williams of the CIA is on my left.

Williams nodded briefly, but otherwise looked like a thundercloud.

– Police inspector Preben Antonsen, head of the entire police operation, sits next to him.

Antonsen nodded, holding his hand over his pipe even though it wasn’t lit.

– And next to him is Connie Andersen, head of the police preparedness unit.

Connie nodded twice.

– So much about us, said Rolf, now let’s get down to business. He paused to make sure that he had everyone’s attention. It was very quiet and so he continued:

– The fact that we have gathered here today has a very serious background. Some of you already know what it’s about, but most of you probably don’t know very much. But before this meeting ends, we should all be at the same level of information. There will be separate meetings in the individual groups later. We, that is this panel, will try to inform you of everything you absolutely need to know and we will try to answer all questions.

Nobody seemed to want to say anything yet, so he continued:

– You should all know that the Danish Foreign Minister is traveling to Budapest with some American athletes. Some of you probably also know that the US ambassador from Stockholm is expected. He stops over in Copenhagen because he too is on his way to Budapest. It is definitely the case that he joins the Foreign Minister and the athletes here and all take the same flight to Budapest. Basically, these are fairly uninteresting events if it weren’t for the fact that we expect a terrorist attack in connection with them.

The silence was suddenly broken by unrest and murmurs among the audience, and some raised their hands to indicate that there were questions.

Rolf made a calming gesture with his hands and continued:
– I see that there are already some questions, but I would very much like to deal with them at the very end. Some of your questions will most likely be answered during the briefing. Can we do it like this?

The latter was not really meant as a question, but in Rolf’s opinion politeness never hurt.

– Under normal circumstances, the flights would have been canceled or postponed with such a concrete threat, he continued. But there is a, let’s say, common decision not to change the flight plans with the expectation that we, that is EATO together with the CIA, will catch the terrorists with their fingers in the cookie jar, so to speak.

The audience began to whisper again.

– We are fully prepared to meet these expectations, he lied. But we have to realize at the same time that we don’t know exactly how the attack will take place. It is therefore no secret that we are dependent on the help of everyone present here. This should not be understood as putting your life and limb at risk. On the contrary, we do not expect or wish heroic deeds! We would like to emphasize that anyone who plays the hero only will get scolded for it, regardless of the outcome. What we all want to ask you to do is keep your eyes and ears open. The threat must be taken seriously, and all observations are important. Some of you will be connected to our central unit by way of communication technology, from where the higher-level coordination will take place.

He paused again and let his words take effect. All the faces betrayed increasing unrest. Nobody smiled anymore.

– You are, of course, under the command of your usual superiors, he continued. We will not interfere with your work, but if the situation so requires, we will give orders. Such commands, with a few exceptions, will override commands from your superiors. Your superiors can confirm this to you. However, as I said, you will never be at greater risk than your normal work would require. I think we can answer questions now.

A line of hands shot up. The panel took almost an hour to answer as many as possible. Finally Rolf had to stop.

– Unfortunately, we cannot accept any further questions, he said. But as I said, a series of separate meetings are now taking place after this briefing, and the last questions will surely be answered there.

Marseille, 9:55 a.m.

– Maybe you would care to explain to me what is happening here in the pictures?

The man who had asked the question was sitting in front of a screen, on which the interrogation with Sarkov was playing. The man’s name was Henri Sartre and he was the head of EATO in France. Opposite him were the two French agents who had interrogated Sarkov. They both tried to avoid eye contact with Sartre.

– We couldn’t have known that the man had a weak heart, tried one.

Sartre, clearly dissatisfied, glared at the two agents. Without a word, he pressed a button and a sequence from the interrogation was heard.

Sarkov’s desperate voice came through the speaker:
– And I have to insist that you give me my briefcase immediately. You have no right to … against my will …

– What do you think what Sarkov meant by that? Sartre asked sourly.

– Well, we just thought … the other agent tried, but was interrupted by a gesture from Sartre, who pushed the button down again.

Sarkov’s voice resounded in the speaker:
– We can certainly talk about it calmly, and I need my …

– And what do you think he meant by that? Sartre continued mercilessly.

Neither agent felt like answering it.

– Then let me tell you what he meant by that, he continued louder while his face began to take on a reddish tinge.

– He thought he would get this from you!

Sartre slammed a glass container full of tablets on the table.

– He needed his heart medicine!

He looked from one agent to another.

– But you didn’t have time for that, did you? And now he’s dead damn it, isn’t he? He is dead! Do you even understand what you have done?

– But boss, one agent tried again. It wasn’t like that. We just wanted to put some pressure on him.

– We just wanted to put some pressure on him, Sartre mimicked him.

– Well, I have to confess that you succeeded. You pressured him all the way to the hereafter. And he can’t help us from there, damn it!

He tried to control himself before continuing:
– What did you get out of him before you murdered him?

They told him everything that had happened before.

– Merde! he exclaimed. I’ll tell you what, you have the rest of the day off, no, the rest of the week! And if it were up to me, you would have the rest of your life off. Noe get out of my office.

The two agents left, and Sartre sat quietly for a while, looking at the table. He had to think about what to say to Rolf. He was forced to inform him, but he had to choose his words carefully. Merde! he thought and picked up the phone. He dialed Rolf’s cell phone number and hoped that Rolf would not answer.

Copenhagen Airport, 10.15 a.m.

– What do you think, did it go well? asked Rolf.

The briefing was over, and he was sitting in the mobile command center with Tom and Lisbeth. Rolf and Lisbeth were drinking coffee, which Tom did not even dignify with a look.

– It’s hard to say, replied Tom. But at first glance, I had the impression that everyone was satisfied. I think the Danish police are extremely competent. Their questions were simple and straight to the point. And this Connie Andersen is exactly my cup of tea, razor sharp and focused, and then she treats people the right way. She would not ask them for anything that she will not or cannot do herself. That’s how a supervisor should be. The CIA guys worry me as usual. I mean, the ice cold bastards didn’t ask a single question. Didn’t you find that weird?

– Well, yes and no, answered Rolf. They could have heard everything already from Williams, of course. But it is more likely that they have their own agenda that we are not informed of. Which in turn means that we have to be extra careful with them.

He leaned forward and continued:
– You should also know that Williams spoke to me after the meeting. He was upset that I had been so open.

– Yes, I can imagine that, said Lisbeth. What did you say to him?

– The truth, answered Rolf. I told him that our priorities are very clear. We will first try to prevent the attack. That is why it is important that everyone has as much information as possible. If that doesn’t work, which it probably won’t, we’ll try to neutralize the attackers.

– Another reason to keep an eye on the boys, Tom chipped in.

– Agreed, said Rolf, agreed entirely. Rolf’s cell phone rang. He took it from the inside pocket of his uniform and read the number on the display.

– France, he said. Maybe there is something new. I’d better take it.

– Yes, do that, said Tom. I will check on my own boys.
He disappeared from the bus, but Lisbeth remained seated.

– Sartre here, said a voice on Rolfs cell phone.

– And you have good news, I hope, said Rolf curtly.

– Not exactly, Rolf, not exactly, said Sartre. The fact is that Sarkov died in our arms, so to speak. We had him here for interrogation, and then, well, he checked out.

There was a long pause.

– And what did he die of? asked Rolf.

– Preliminary investigations show that he had a weak heart and simply died of a heart attack, said Sartre.

A red alarm began to flash in Rolf’s head.

– A heart attack, you say, Rolf repeated. It was really unfortunate that this happened when he was visiting us. Did you even get anything out of him before he … died?

– Yes and no, said Sartre. Yes, in the sense that we could read something from the conversation we had with him. No, in the sense that he didn’t say anything directly.

– And what were you able to read? asked Rolf.

– At first he didn’t know anything about the car, said Sartre. Our two agents think that he was genuinely surprised when he heard that one of his cars had been involved in the murder of the German. But when his secretary found the file from the car, he got scared and was suddenly in a hurry to send her out again with the file. If we put two and two together, considering his history, then something is wrong about the car, apart from the fact that it belongs to him. Our agents are convinced that he knew exactly who was driving the car, but that he wanted to hide it. Well, that’s all.

– Pretty thin, Rolf said. I can’t make an offhand judgement, if it has any significance for the ongoing action, but we should rather leave all eventualities open. With regard to Sarkov’s ‚tragic death‘, I expect to have a detailed report from you on my desk tomorrow morning, along with the material from the interrogation, is that understood?

– I’ll make sure you get everything, Sartre replied, hanging up.

Merde! Sartre thought after talking to Rolf. It wasn’t exactly the kind of attention that promoted a career within EATO. Well, there is no use crying over spilt milk. Now he had to get hold of the two agents he had just given the rest of the day off to write a full report. I have to learn to curb my temper, he thought, and let them be searched for.

– Something serious? said Lisbeth.

– Maybe, said Rolf, difficult to say. Some big guy killed a German police officer near Lyon. The owner of the car is a notorious arms dealer who unfortunately died when we questioned him.

Lisbeth frowned.

– He died during the interrogation, she repeated. That was unfortunate.

Rolf didn’t answer immediately.

– If only I could find out if it is related to our action here, he said.

At that moment the door opened, and a technician stuck his head inside.

– Can we come in now, Rolf? he asked. We would like to have everything in order before Tom’s briefing begins.

Rolf looked up in surprise.

– What? Yes, of course, he replied.
Turning to Lisbeth, he continued:
– Maybe we should stretch our legs a little before Tom instructs us.

They left the bus.

Copenhagen Airport, 10.50 a.m.

The mobile command center had taken its place in front of the large hangar. The technicians had pulled the sides of the big bus out so that it was now almost three times as wide. Now there was enough space for equipment and technicians as well as for a conference room. One wall of the conference room consisted of a screen on which you could see the same pictures as in the command center itself. Rolf, Lisbeth, Jørgen, Matts, Pertti, Tom, and three team leaders from Tom’s command unit were currently there. In addition, four technicians were present, the same ones who had prepared the bus and who should ensure that the technology worked optimally during the entire event. One of the technicians was sitting at a computer. Everyone except the technicians sat around a small conference table with Tom at the head.

– Well, folks, soon it will be showtime.
He looked around the group.
– Our work begins at 12 noon, from then on the technology must be working like clockwork.
He looked over at the technicians.

– Full speed ahead at 12 noon, we vouch for that, said one of the technicians.

– Excellent, replied Tom. Before we leave here, we have to put routines and checkpoints into the database, and the three command units or combat units have to be strategically placed.
To the technician on the computer, he said:
– Can you show us the whole airport on the screen here?
He pointed to the big screen.

The technician entered a few commands and a satellite image of the entire Copenhagen airport appeared on the screen.

– Ah, very good, said Tom contentedly.
He took a small laser pointer out of his pocket.

– We are right here, he said, pointing to the northeast corner of the airport. A red dot danced on the screen between some buildings.
– I spoke to the people in the control tower. Takeoff and landing will take place in a northeasterly direction. In other words, the planes are coming in from this direction …
He pointed to the runway that started near the town „Store Magleby“
– … and they take off in this direction.
He made the red dot disappear over the Øresund between Denmark and Sweden.

– The arrival and departure terminals are located in the northern part of the airport.

The dot appeared near a row of buildings not far from them.

– The weather is with us, but then again also with the attackers. Clear sky without rain has been announced for the whole day.

He looked around with a very serious expression on his face. Nobody said anything. Everyone listened carefully.

– There are five critical times in the next few hours, he continued. First, the arrival of the two ambassadors at 3 p.m., second, the arrival of the basketball team at 3:15 p.m., third, the arrival of the minister at 3:25 p.m., fourth, the press conference at 3:30 p.m. and fifth, the departure at 4:45 p.m. He let the words take effect for a moment before continuing:

– At the first critical moment, the following should be noted: one ambassador comes from Stockholm by plane, the other by car from the embassy in Copenhagen. Their personal safety is not our responsibility. I repeat, not our responsibility. But the timing is critical because the two ambassadors can be the target for the attack that we expect.

He paused while carefully studying the satellite photo.

– Well, let’s go on with the code names for radio communications, he said after a moment. The command center is „Zebra base“. The three combat units are called „Alpha Team“, „Bravo Team“ and „Charly Team“. The others from EATO are “Delta”, the CIA people “Echo” and the police officers “Fox”.

During the next half hour, Tom distributed the tasks and entered the checkpoints and the expected agent configurations and command units into the database.

Dragør (small picturesque place on the outskirts of Copenhagen near the airport), 11.05 a.m.

Jesper Berg woke up suddenly and was drenched in sweat. His bed sheet was rolled up like a sausage in the middle of the bed. He had had a terrible nightmare. Tine and the children stood on one side of a fence, and he himself on the other. Suddenly it started to burn under their feet, and he had stood there helplessly watching them burn before his eyes. He had gone to bed at half past one in the morning and had been unable to sleep. He had been rolling back and forth and felt really miserable. Desperate for Tine and the children, he prayed that they were unharmed. His only consolation was that he had made a plan. A plan of how he could do his task. He had no choice but to hope that Tine and the children would be released if he brought the thing that the stranger had given him on board the plane. Without that hope, he might as well end his life here and now.

He got up and made coffee. He couldn’t eat anything. He couldn’t remember the last time he ate, but he didn’t care. His only thought was to get it over with. He didn’t even notice that he was scruffy and in need of a bath. The package the man had given him was on the kitchen table. The man had shown him what to do and made sure Jesper understood everything. It was very simple after all, and Jesper didn’t understand why it was so important to get the thing onto the plane. It was too small to explode. Or if it could explode, it wouldn’t do much damage.

No, the package was too small to be a bomb, he decided. It wasn’t bigger than a credit card, after all. He looked at the clock. It was just after eleven. Normally he would sleep longer if he had to work in the afternoon, but what good would that do? He took the coffee cup into the living room and sat on the sofa. Where are Tine and the kids, he thought. Oh God, I beg that nothing happened to them! He put the cup on the table and put his legs on the sofa. He leaned back and closed his eyes. He was actually tired, very tired. Maybe he could doze a little here on the sofa. He repeated in his mind „let nothing have happened to them“. Shortly afterwards he fell asleep.

(To be continued)

 

 

 

 

Der Mann aus Teheran, Vanløse/ Kopenhagen/Marseille/Greve … The man from Tehran, Vanløse/Copenhagen/ Marseille/Greve

CoverDeutsch

 

Der Mann aus Teheran

Donnerstag, 9. Februar 2006

Vanløse (Stadtteil von Kopenhagen), 22.05 Uhr

Lisbeth hörte ihren Anrufbeantworter ab, während sie in das kleine Bad ging, um die Zähne zu putzen. Es waren drei neue Anrufe gekommen. Der erste war von Jørgen, der nur Bescheid sagen wollte, dass es in der Dannebrogsgade nichts Neues gab. Er sagte, dass er morgen spätestens um 7.45 Uhr am Flughafen sein würde.  Morgen! Sie bekam Gänsehaut, wenn sie daran dachte. Der morgige Tag stand ihr bevor wie eine Art D-Day, ein schreckliches Monster, das da draußen nur darauf wartete, sie zu verschlingen. Sie ermahnte sich selbst, nicht mehr daran zu denken.
Der nächste Anruf war von ihrer guten Freundin Camilla. Sie erzählte aufgeregt, dass sie ein neues Objekt für Lisbeth gefunden hatte. Dieses Mal würde sie nicht enttäuscht sein, versprach Camilla. Er sei ein wirklich netter Kerl, mit einer soliden finanziellen Grundlage und ohne ein Skelett im Schrank. Sie müsse versprechen anzurufen, damit sie ein Treffen planen könne. Lisbeth wusste, dass Camilla es gut meinte, aber ihre ständige Sorge um Lisbeths Junggesellendasein entwickelte sich langsam zu einer Plage. Ich muss mit ihr darüber reden. Das geht so einfach nicht weiter.
Der letzte Anruf kam von Tom. Er wünschte ihr eine gute Nacht und ein auf Wiedersehen bis morgen. Es wird schon alles gut gehen, schloss er. Lisbeth hoffte, dass er recht behielt. Sie schaltete das Licht in der Stube aus, ging ins Schlafzimmer und beeilte sich, in ihren Schlafanzug zu kommen. Sie hatte letzte Nacht schlecht geschlafen, fand aber, dass sie kein Recht zur Klage hatte. Rolf und Tom hatten schließlich überhaupt kein Bett zu sehen bekommen. Innerhalb von fünf Minuten übermannte sie der Schlaf. Aber sie träumte vom Flughafen und die Bilder, die ihr durch den Kopf flackerten, waren alles andere als angenehm. Ein Mann mit buschigem Schnurrbart beugte sich über sie. Er hielt etwas in der Hand und sagte etwas zu ihr. Dann starb sie.

Flughafen Kopenhagen, 22.10 Uhr

– Wer hat denn in deinen Kaffee gespuckt? fragte Birthe. Du siehst aus wie einer, der ein Gespenst gesehen hat. Sie schaute verwundert auf Jesper, der überhaupt nicht reagierte.
– Hallo! Ist jemand zu Hause? insistierte sie weiter.
– Uh, oh, was? Nun, ich meine, tut mir leid, was hast du gesagt? antwortete Jesper mit einem leeren Ausdruck in den Augen.
– Hör, Jesper, was ist denn los mit dir? fragte sie. Du scheinst völlig abwesend zu sein. Ist etwas passiert zu Hause?
– Was? Ich meine, nein, nein, antwortete er verwirrt. Oder ja natürlich, meine ich. Ja, es ist nur so, dass … Er hielt mitten im Satz inne und starrte vor sich hin.
– Es ist nur so, dass was? bohrte sie nach.
– Was? Nun, antwortete er wieder genauso verwirrt wie vorher. Es ist nur so, dass,…Andreas hat, wie heißt das noch gleich, die Masern. Birthe sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an. Masern, dachte sie? Sie wollte ihn gerade darauf aufmerksam machen, dass man Masern also nicht mehr bekam, schließlich wurde man heutzutage als Kind dagegen geimpft, aber irgendetwas hielt sie davon ab. Was auch immer mit Jesper los war, so hatte es bestimmt nichts mit Masern zu tun, davon war sie überzeugt. Ihre Intuition sagte ihr, dass Jesper etwas viel Ernsteres als eine Kinderkrankheit bedrückte. Vielleicht hatte Tine ihn verlassen? Nun, was immer es war, sie würde ihn in Ruhe lassen. Vielleicht würde er ihr später von sich aus etwas erzählen.
– Also dann gute Besserung für Andreas, sagte sie und ging. Jesper sah aus als ob er sie gar nicht hörte. Er fühlte sich krank, kränker als er jemals zuvor gewesen war. Er fror ständig und fühlte sich völlig ausgelaugt. Nachdem der Mann gegangen war, hatte er sich so heftig übergeben müssen, dass er es nicht einmal bis zum Badezimmer geschafft hatte. Danach war er weinend zusammengebrochen.

Er war wieder zum Flughafen zurückgefahren, ohne gegessen zu haben und befand sich in einer Art Trance. Kaum war er wieder zur Arbeit gekommen, als sich der Inhalt seines Darmes plötzlich in flüssige Form verwandelte, und er fast eine halbe Stunde auf der Toilette verbringen musste. Birthe hatte etwas zu ihm gesagt, und er meinte, er hätte ihr geantwortet, aber er war sich nicht ganz sicher. Er spürte einen Kloß in seinem Hals. Er musste zusehen, dass er sich zusammenriss … nein, jetzt musste er wirklich … Er begann wieder zu weinen, aber glücklicherweise war niemand in der Nähe.
Einige Minuten später kamen seine Kräfte langsam wieder zurück und sein Gehirn fing wieder an zu arbeiten. Es gab Hoffnung, wenn auch nur gering, daran musste er sich klammern. Er würde sein Bestes tun, damit sie Tine und die Kinder unverletzt freiließen. Er würde es sich nie verzeihen, wenn er nicht zumindest versuchte, sie zu retten. Mit so einer Schuld zu leben wäre schlimmer als der Tod. Ein verzweifelter Wille stieg in ihm auf und er begann, einen Plan zu schmieden. Er musste damit anfangen herauszufinden, wer morgen um die Zeit des Budapest-Fluges Dienst hatte. Die Verteilung der Aufgaben war sein Job, und er musste die richtigen Leute für die richtigen Aufgaben einteilen.
Er sah auf den Schichtplan und stellte fest, dass es eigentlich gar nicht so schlecht aussah. Wann sollte der Flug abgehen? 16.45 Uhr. Das war ein guter Zeitpunkt mit vielen An- und Abflügen, also einer gewissen Hektik, die es ihm erleichtern würde, seine Aufgabe durchzuführen. Nun, dachte er mit neuer Hoffnung, es war vielleicht doch nicht so unmöglich für ihn, das zu tun, was man von ihm verlangt hatte, ganz und gar nicht unmöglich.

Freitag, 10. Februar 2006

Marseille, 00.10 Uhr

Sarkov bewegte sich unruhig. Er versuchte, seine wachsende Nervosität zu verbergen und gleichzeitig so sachlich wie möglich zu klingen.
– Meine Herren, ich versichere Ihnen, wiederholte er zum dritten Mal, ich weiß es wirklich nicht. Sie müssen verstehen, dass meine Firma ziemlich viele Fahrzeuge im Einsatz hat, und ich kann unmöglich auswendig wissen, wo sie sich alle gerade befinden, aber ich werde die Angelegenheit natürlich gerne untersuchen. Er sah von einem der beiden Agenten zum anderen. Einer saß auf einem Stuhl ihm gegenüber, während der andere neben dem Tisch stand. Nach einer Fahrt mit einer Binde vor den Augen, war er aus dem Auto gezogen worden, anscheinend in einer Kellergarage. Er hatte nicht genau gewusst, wo er sich befand, aber er war ziemlich sicher gewesen, noch in oder nahe Marseille zu sein. Sie waren nicht lange genug mit ihm gefahren, um sich weit von der Stadt zu entfernen.
Die beiden Männer hatten ihm erst die Binde von den Augen genommen, als der Wagen anhielt. Ohne weiteren Kommentar hatten sie ihn aus dem Auto gezerrt und in einen Aufzug gestoßen. Sie waren drei Stockwerke hochgefahren. Dort war er in einen Raum geführt worden. Dem Aussehen nach handelte es sich um ein Verhörzimmer. In der Mitte des Raumes stand ein Tisch mit zwei Stühlen. An einer Wand hing ein großer Spiegel. Sie hatten ihn allein im Zimmer gelassen und er war von bösen Vorahnungen geplagt worden. Trotz seiner lauten Proteste hatten sie ihm seinen Koffer weggenommen. Der Inhalt des Koffers war nicht kompromittierend, aber er enthielt unter anderem seine Medizin. Nach, wie es ihm vorgekommen war, einer Ewigkeit, in Wirklichkeit aber kaum mehr als ein paar Minuten, waren die beiden Männer zurückgekehrt. Sie hatten nicht weiter Zeit verschwendet und ihm geradeheraus gesagt, dass sie wüssten, dass er ein verdammter Waffenhändler war, und dass er klug daran täte zu kooperieren.
– Wer fährt mit dem Auto in Lyon herum? hatte einer der Männer gefragt. Das war die Frage gewesen, die Sarkov nun zum dritten Mal beantwortet hatte.
– Ich glaube, Sie verstehen den Ernst dieser Sache nicht, Monsieur Sarkov, fuhr der Mann fort. Wir können Sie für eine unglaublich lange Zeit einsperren, und wir brauchen sie noch nicht einmal über Ihre Rechte aufzuklären, weil jemand wie Sie nämlich überhaupt keine Rechte hat.
– Ich verlange, mit meinem Anwalt zu sprechen, sagte Sarkov empört. Und ich muss darauf bestehen, dass Sie mir meinen Aktenkoffer zurückgeben. Sie haben kein Recht dazu, mich gegen meinen Willen festzuhalten. Der eine Agent sprang von seinem Stuhl auf und stellte sich vor Sarkov. Sarkov wurde durch die plötzliche Bewegung erschreckt und lehnte sich in seinem Stuhl zurück so weit er konnte. Der Agent beugte sich nach unten bis sein Gesicht sich nur wenige Millimeter vor Sarkovs befand.
– Sie haben Recht auf einen Scheißdreck, Sarkov, brüllte er ihn an. Sie sind ein Insekt, und wir können verdammt noch mal mit Ihnen tun, was wir wollen, ist das klar? Sarkovs Herz schlug panisch und er wurde ganz trocken im Mund.
– Nun, wir können doch sicherlich in aller Ruhe darüber sprechen, versuchte er mit zitternder Stimme, und ich brauche meine… Beide Agenten ignorierten seine Proteste, und einer von ihnen legte seinen Mund an sein Ohr.
– Jetzt tun Sie zum Teufel, was wir Ihnen sagen, ist das klar? schrie er direkt in Sarkovs Ohr. Wer fährt mit dem Auto herum? Sarkov wollte abwehrend die Hände heben, aber der andere Agent griff seine Arme und hielt sie fest.
– Antworten Sie, Sarkov, sonst können Sie für immer Abschied von Ihrem Koffer und seinem gesamten Inhalt nehmen, brüllte er. Sarkovs Herz schlug jetzt so heftig, dass er das Gefühl hatte, es würde ihm aus der Kehle springen. Er versuchte, die Hände frei zu bekommen, um seine Krawatte zu lockern, aber der Agent ließ ihn nicht los. Plötzlich war er im Zweifel darüber, wo er sich befand und was geschah. Er fühlte Schmerzen in der Herzgegend und im linken Arm. Sein Gesicht verfärbte sich, und sein Atem ging kurz und stoßweise. Schweiß sprang ihm auf die Stirn, und seine Augen verschleierten sich.
Die beiden Agenten starrten einander eine Sekunde lang an, bevor ihnen klar wurde, was da geschah.
– Verdammt, er hat einen Herzinfarkt, rief der eine. Hol ihn aus dem Stuhl und leg ihn auf den Boden. Schnell! Schnell! Er sprang er zur Tür und schlug mit der Faust auf einen roten Schalter. Draußen im Flur ging eine Alarmglocke und einen Augenblick später konnte man eilige Schritte hören. Der zweite Agent kämpfte damit, den großen Mann auf den Boden zu manövrieren. Sarkov zitterte wie Espenlaub und schnappte nach Luft, als er auf dem Boden lag und war fast blau im Gesicht. Die Tür öffnete sich mit einem Ruck, und ein weiterer Agent erschien in der Tür.
– Er hat einen Herzinfarkt bekommen. Ruf einen Krankenwagen. Der Agent entfernte sich im Laufschritt.

Sarkov hatte aufgehört zu atmen und egal wie sehr sich die beiden Agenten mit Wiederbelebungsmaßnahmen abmühten, konnten sie den dicken Mann nicht zur Rückkehr bewegen. Sarkov starb um ein Uhr morgens im EATO-Gebäude in Marseille.

Greve (kleiner Ort an der Küste, ungefähr 15 km südlich von Kopenhagen), 01.25 Uhr

– Wie lange sollen wir sie am Leben erhalten? fragte Mohammad empört. Sie sind doch nur verwöhnte imperialistische Schweine. Die Wärme, die sie in ihrem Haus haben, haben sie von uns gestohlen und der Reichtum, den sie haben, haben sie sich auf Kosten von Millionen von Menschen angeeignet, die in Armut und Hunger leben. Sie sind die Brut des Satans und verdienen es nicht zu leben. Mohammad ging rastlos in dem kleinen Raum auf und ab, den die Stammgruppe etwas südlich von Kopenhagen gemietet hatte. Sadou und Faroukh saßen auf einem altersschwachen Sofa und nickten zustimmend zu Mohammads hitzigem Monolog. Akhmahel saß in einem ebenso dürftigen Sessel und beobachtete sie alle drei. Nach der Entführung in Dragør waren sie mit dem BMW direkt in das Sommerhaus gefahren. Faroukh war erst noch zu einem naheliegendem Jachthafen gefahren, um das Motorrad abzustellen. Wahil würde es zu einem späteren Zeitpunkt benötigen. Tine Berg und ihre beiden kleinen Kinder befanden sich in einem Schlafzimmer nebenan. Die Kinder hatten anfangs viel geweint, aber jetzt waren sie still. Akhmahel nahm an, dass sie schliefen.
Das kann leicht Überhand nehmen, dachte er, als er Mohammad mit den Augen folgte.
– Ist es deine Absicht, der erfolgreichen Durchführung unseres Auftrags Hindernisse in den Weg zu setzen? fragte er kalt. Mohammad erstarrte.
– Beim Propheten, nein, antwortete er nervös. Es ist nur so, dass …
– Hast du kein Vertrauen in die Wahl unseres Anführers, der mir die Leitung dieser Aktion übertragen hat? Setzte Akhmahel unnachgiebig fort.
– Ja, doch, natürlich habe ich Vertrauen, sagte Mohammad. Aber …
– Wenn ich dir sage, dass diese Leute keinen Schaden erleiden sollen, außer wenn es absolut notwendig ist, bist du dann im Zweifel, ob du das respektieren willst oder nicht? fragte Akhmahel weiter.
– Nein, nein, nein, ich bitte um Verzeihung, sagte Mohammad verzweifelt. Es wird natürlich alles so gemacht, wie du sagst. Er war eindeutig verwirrt und rieb sich nervös die Hände. Die anderen sagten nichts, sondern sahen beunruhigt von Akhmahel zu Mohammad. Akhmahel hatte keinen Zweifel, dass jeder von den dreien, ohne zu zögern der Mutter und ihren beiden Kindern die Kehle durchschneiden würde, wenn sie die Gelegenheit dazu bekamen. Und sie würden davon überzeugt sein, der Welt einen Gefallen getan zu haben. Er wusste genau, was sie fühlten. Er konnte sich nicht davon freisprechen, diesen Hass zu teilen, aber seine europäische Erziehung kam hier zur Oberfläche.
Irgendwie glaubte er, dass sein Vater wahrscheinlich verstehen würde, dass er die USA und ihre Verbündeten bekämpfte, und dass es in einem solchen Kampf unweigerlich einige unbeabsichtigte Opfer geben würde. Die Kriege, die die USA in der ganzen Welt führte, brachten auch stets Tod und Verstümmelung tausender unschuldiger Menschen mit sich. Es verging bald kein Tag, ohne dass die Vereinigten Staaten die Zahl der Menschen erhöhte, die sowohl sie als auch ihre scheinbare Freiheit hassten. Aber er war sich sicher, dass sein Vater ihm nie verzeihen würde, wenn er hilflose Frauen und Kinder vorsätzlich ermordete. Er würde es daher niemals bei einer Aktion unter seiner Leitung zulassen.
Er sah zu Faroukh hinüber. Faroukh schien nicht merklich von dem Schicksal, das ihn in ein paar Stunden erwartete, berührt zu sein. Seltsam! dachte Akhmahel. Faroukh sollte in nur wenigen Stunden diese Welt verlassen, und doch schien es nicht so, als ob es ihn besonders bekümmerte. Die Idee, freiwillig in den Tod zu gehen, lag Akhmahel absolut fern. Er konnte sich kaum vorstellen, dass Faroukh es letztendlich wirklich tun würde. Es war bereits mehrfach vorgekommen, dass er Männern und Frauen geholfen hatte, die entschlossen gewesen waren, ihr Leben für die Durchführung eines Angriffs irgendwo auf der Welt zu opfern, aber er wunderte sich jedes Mal aufs Neue darüber.
Er erinnerte sich an den zweiten Brief und wusste, was er zu Ehren Faroukhs zu tun hatte. Er hatte absichtlich das Verlesen des Briefes so lange wie möglich aufgeschoben, weil ihm die Situation fast grotesk erschien. Aber es musste getan werden, und jetzt war ebenso gut, wie jeder andere Zeitpunkt. Außerdem mussten sie dringend das Thema wechseln. Er zog den Brief aus seiner Tasche.
– Wir alle schulden es unserem Bruder Faroukh, ihm eine letzte Ehre zu erweisen, sagte er dramatisch. Mohammed beendete abrupt sein Auf- und Abgehen und es wurde ganz still im Zimmer. Aller Aufmerksamkeit richtete sich auf Akhmahel. Faroukh bewegte sich unruhig auf seinem Stuhl hin und her und seine Augen wurden größer.
– Worte können dem großen Opfer nicht gerecht werden, das unser Bruder Faroukh für uns alle und für unsere Sache zu machen bereit ist, begann Akhmahel und richtete seinen Blick auf Faroukh.
– Ich habe einige Worte unseres großen Anführers hier. Er faltete sorgfältig den Brief auseinander.
– Worte, die dir besser als meine helfen werden und die dir Kraft geben werden, um deine Prüfungen durchzustehen. Er räusperte sich und begann zu lesen: Faroukh Ghafouri, du, mein liebster aller Brüder. Für dich möchte ich diese aufrichtigen und herzlichen Worte zum Ausdruck bringen. Für jeden Krieger, der um unserer heiligen Sache willen im Kampf gegen Satans Weltherrschaft sein Leben verliert, wird es Platz in Allahs unermesslichem Reich geben. Jeder Tod eines heiligen Kriegers ist ein großer Tod, aber der Märtyrertod ist der ehrenvollste Tod von allen. Und für jeden, der freiwillig in den Tod geht, gilt, dass sein Platz in Allahs Reich höher und angesehener sein wird, als der eines jeden anderen.
Der Große Satan hat Verstecke und Wurmlöcher überall, und der Kampf gegen ihn wird noch viele Opfer fordern. Wir alle kennen die Bedeutung deines Opfers für die Durchführung dieses Angriffs auf sein Versteck im hohen Norden. Nirgendwo sollen Satan und seine Brut sich sicher fühlen. Nirgendwo sollen sie der Gerechtigkeit entgehen, die auszuüben Allah uns auferlegt hat. Du, Faroukh Ghafouri, wirst in die Reihen der berühmten Krieger eintreten, der Krieger, die auf allen Schlachtfeldern geehrt werden. In Zukunft soll dein Name uns allen ein Ansporn zur Fortsetzung unseres Kampfes sein. In tiefer Verbundenheit, Osama bin Laden.

Wieder war Akhmahel erstaunt über die Wirkung von Osama bin Ladens Worten. Die Warnung seines Vaters gegen Fanatismus stand in krassem Gegensatz zu dem, was er gerade vorgelesen hatte. Alle drei Männer hatten glänzende Augen, genauso wie gestern, als er ihnen den ersten Brief in Abbas Restaurant in Lübeck vorgelesen hatte. Aber Faroukh hatte jetzt einen fast erschreckend leeren Ausdruck in den Augen. Akhmahel gab den Versuch auf zu verstehen, was in Faroukhs Kopf vor sich ging, und begnügte sich damit, mit Genugtuung festzustellen, dass er offenbar seinen sehr wichtigen Teil des Angriffs durchführen würde, ohne zu zögern.

Flughafen Kopenhagen, 06.15 Uhr

Rolf wurde von dem bestellten Telefonweckdienst aus einem scheinbar traumlosen, an Bewusstlosigkeit grenzenden Schlaf gerissen. Trotzdem und gewohnheitsgemäß sprang er aus dem Bett, duschte schnell und nahm ein Taxi zum Flughafen. Alles in allem hatte er nur eine halbe Stunde gebraucht. Weder Tom noch seine Leute waren zu sehen, was ihn überraschte. Der diensthabende Techniker berichtete, dass sie alle vor ungefähr 15 Minuten zu einem Geländelauf aufgebrochen waren. Rolf ging in die mobile Kommandozentrale und setzte eine Kanne Kaffee auf. Während der Kaffee durchlief, nahm er eine Uniform aus dem Schrank und zog sie an. Auf der Innenseite des Schranks war ein Spiegel angebracht, in dem er sich ausgiebig betrachtete, während er mit geübten Fingern die Krawatte band. Zum Schluss nahm er eine Mütze aus dem obersten Fach des Schranks, steckte sie sich unter den Arm und schloss die Tür.
Er hatte sich gerade eine Tasse Kaffee eingeschenkt, als Lisbeth an die Tür klopfte und sie öffnete. Draußen war es kalt und dunkel, und sie beeilte sich, in den warmen Bus zu kommen. Sie hielt eine Papiertüte in der Hand.
– Guten Morgen, sagte sie und schloss die Tür hinter sich. Sie bemerkte sofort Rolfs Uniform, und ihre eigene Kleidung erschien ihr auf einmal zu informell. Sie wusste, dass sie sich im Laufe des Tages lange Zeit im Abflugterminal des Flughafens aufhalten würde und hatte eine dezente Zivilkleidung gewählt. Sie trug eine blau-weiß gestreifte, langärmelige Bluse, einen hellblauen Schal, ein Paar robuste dunkelblaue Jeans und eine schwarze gefütterte Windjacke mit Kapuze. Unter der Jacke hatte sie den Schulterhalfter mit ihrer Dienstpistole befestigt. Das Magazin saß bereits im Schaft, aber die Waffe war gesichert.

– Meine Güte, wie siehst du flott aus, sagte sie. Ich habe dich ja noch nie in Uniform gesehen. Hätte ich mich auch formell kleiden sollen? Er ging ihr lächelnd entgegen.
– Nein, nein, überhaupt nicht, antwortete er. Das ist nur fürs Briefing gleich. Ich ziehe mich hinterher wieder um. Ich habe Kaffee gekocht, Menschenkaffee, kein schwarzes Gift. Was hast du Spannendes mitgebracht? Lisbeth legte die Tüte auf den Tisch.
– Dänisches Frühstück in seiner besten Form, antwortete sie. Ein wenig Butter und Käse haben sich auch in die Tüte verirrt.
– Klingt gut, sagte er und rieb sich erwartungsvoll die Hände. Lass uns essen. Wir können über das Briefing sprechen, wenn Tom da ist. Wie sieht dein weiteres Programm aus bis heute Nachmittag?
– Nun, zuerst sind da ja die Briefings. Sowohl gleich im Hangar und später mit Tom, antwortete sie. Und ich habe ein kurzes Treffen mit der Presse am frühen Nachmittag. Der Rest bleibt abzuwarten. Die Tür öffnete sich und Tom kam keuchend in den Wagen.
– Morn! rief er ihnen fröhlich zu und schloss die Tür. Lisbeth schauderte bei seinem Anblick. Trotz der Kälte trug er nur ein Paar dünne Camouflage-Hosen und ein schwarzes T-Shirt. Und trotzdem war sein TShirt schweißnass.
– Guten Morgen, Tom, antwortete sie. Rolf hob lediglich die Hand zum Gruß.
– Sag mal, hast du nicht mehr an, wenn du läufst? fragte Lisbeth. Tom grinste und wischte sich mit einer Hand das Gesicht ab.
– Entschuldigung, Mama, sagte er ironisch, aber nach zehn Kilometern Dauerlauf ist mir immer recht warm. Aber ich werde mich jetzt anständig anziehen.
– Kaffee? fragte Rolf und hob die Kanne hoch.
– Das nennst du Kaffee? antwortete Tom verächtlich. Nein, danke, ich habe vor einer Stunde Kaffee getrunken, richtigen Kaffee. Auf jeden Fall muss ich jetzt unter die Dusche. Ich sehe Euch dann im Hangar. Er wollte die Tür öffnen, hielt aber mitten in der Bewegung inne.
– Apropos Hangar, fuhr er fort. Ich habe gesehen, dass man bereits am Vorbereiten ist. Die schleppen Tische und Stühle an. Soll ich irgendetwas tun, wenn wir uns dort treffen? Rolf kratzte sich nachdenklich am Kinn.
– Nein, ich wüsste nicht was, antwortete er. Wir halten das Informationsniveau hoch, aber nicht zu hoch. Die Details müssen in den einzelnen Gruppen nach dem Briefing geklärt werden. Ich schlage vor, dass ich das Wort führe. Dann könnt Ihr mir zur Seite stehen, wenn ich Fragen beantworte. Ist das o.k.? Lisbeth nickte.
– O.k. für mich, antwortete Tom.
– Gut, dann sehen wir uns drüben, sagte Rolf.

Tom öffnete die Tür.
– Übrigens, vielen Dank für deinen Gute-Nacht-Gruß, Tom, sagte Lisbeth. Ich bin froh, dass du an mich gedacht hast. Tom sah plötzlich verlegen aus. So hatte sie ihn noch nie erlebt.
– Ach, das war doch nichts, antwortete er und blickte auf den Boden. Ich dachte nur, du solltest wissen, dass wir hier für einander da sind. Wie ich schon auf deinen Anrufbeantworter gesprochen habe, es wird schon alles gut gehen.  Ohne weitere Worte drehte er sich auf dem Absatz um und stürzte aus der Tür. Rolf und Lisbeth sahen einander an.
– Was hatte das denn zu bedeuten? fragte er. Sie erzählte ihm von der Telefonnachricht.
– Ah, ich verstehe, sagte er mit ironischem Lächeln. Tom ist vielleicht ein wenig überängstlich, wenn es um dich geht. Du hast einen unauslöschlichen Eindruck auf ihn gemacht. Du bist dir hoffentlich im Klaren darüber, dass du sowohl seine als auch meine volle Unterstützung hast. – Ich weiß, antwortete sie. Sie beschloss, ihre Vorahnung zur Sprache zu bringen.
– Rolf, ich weiß nicht, ob es richtig ist, es hier zu erwähnen, aber ich habe von Zeit zu Zeit eine Art Vorahnung, oder Vision, oder wie man es nun nennen will. Auf jeden Fall kommt es immer in Bildern zu mir. Rolf sah sie überrascht an.
– Ich bin nie ganz sicher, ob es sich um etwas handelt, was ich ernst nehmen sollte, fuhr sie fort, aber … nun ja, so ist das. Sie hielt inne und schaute Rolf an, als ob sie versuchte, eine Reaktion von seinem Gesicht abzulesen.
– Erzähl es mir, Lisbeth, sagte er. Sie berichtete von ihrem Erlebnis im Auto nach dem Treffen mit Antonsen im Polizeipräsidium, aber nicht von ihrem Traum. Der machte einfach keinen Sinn. Rolf nickte nachdenklich.
– Ich bin nicht ungeneigt, solchen Vorahnungen meine volle Aufmerksamkeit zu schenken, antwortete er nach einer Weile. Einige Leute haben tatsächlich eine Gabe, also warum nicht du? Das Problem im Moment ist nur, dass wir nichts tun können. Tom wird es kaum ernst nehmen, und wir können uns jetzt nicht verstecken. Das Einzige, was wir tun können ist, die Situationen im Auge zu behalten, in deren Richtung deine Vorahnungen gehen. Aber das wird wahrscheinlich schwierig werden, wenn nicht gar unmöglich. Er legte seine Hand auf ihren Arm.
– Aber ich bin sehr froh, dass du es mir erzählt hast, Lisbeth. Sie fühlte sich erleichtert, die Bürde, wie sie es empfand, mit ihm geteilt zu haben.
– Danke, Rolf, antwortete sie. Aber denkt nicht, dass ich plötzlich zusammenbreche oder so etwas. Das tue ich garantiert nicht. Solange ihr kämpft, kämpfe ich auch.

Rolf nickte zustimmend.
– Lisbeth, sagte er mit Ernst in seiner Stimme, du kannst sicher sein, dass weder Tom noch ich im Mindesten bezweifeln, dass du der Aufgabe voll gewachsen bist. Ich persönlich weiß mit Sicherheit, dass du wahrscheinlich noch weiterkämpfst, wenn selbst die Besten bereits das Handtuch in den Ring geworfen haben. Und für eine Gruppe wie die unsere ist es wichtig, dass wir alle ständig die Gewissheit haben, uns voll und ganz aufeinander verlassen zu können. Sie nickte.
– Lass uns etwas essen, bevor wir in den Hangar gehen, sagte er, um das Thema zu wechseln. Ich möchte gerne eine Viertelstunde vor Beginn da sein.

(Fortsetzung folgt)

 

ENGLISH

The man from Tehran

Thursday, 9 February 2006

Vanløse (Copenhagen district), 10:05 p.m.

Lisbeth listened to her answering machine as she went into the small bathroom to brush her teeth. There were three new calls. The first was from Jørgen, who just wanted to say that there was nothing new in Dannebrogsgade. He said he would be at the airport by 7.45 am tomorrow at the latest.
Tomorrow! She got goose bumps when she thought about it. Tomorrow was like a kind of D-Day, a terrible monster just waiting out there to devour her. She warned herself not to think about it anymore.

The next call was from her good friend Camilla. She excitedly said that she had found a new item for Lisbeth. This time she wouldn’t be disappointed, Camilla promised. He was a really nice guy with a solid financial foundation and without any skeletons in the closet. She had to promise to call so that she could plan a meeting. Lisbeth knew Camilla meant well, but her constant concern for Lisbeth’s bachelorhood was slowly becoming a nuisance. I need to talk to her about it. It just can’t go on like this.

The last call came from Tom. He wished her a good night and goodbye until tomorrow. Everything will be fine, he concluded. Lisbeth hoped he would be right. She turned off the lights in the living room, went into the bedroom, and hurried to get into her pajamas. She had slept badly last night but felt that she had no right to complain. After all, Rolf and Tom hadn’t seen a bed at all. Sleep overcame her within five minutes. But she dreamed of the airport and the images that flickered in her head were anything but pleasant. A man with a bushy mustache leaned over her. He held something in his hand and said something to her. Then she died.

Copenhagen Airport, 10:10 p.m.

– Who spit in your coffee? asked Birthe. You look like someone who saw a ghost. She looked in amazement at Jesper, who did not react at all.

– Hello! Anyone home? she insisted.

– Uh, oh what? Well I mean I’m sorry what did you say, Jesper replied with a blank expression in his eyes.

– Listen, Jesper, what’s wrong with you? she asked. You seem to be completely absent. Did something happen at home?

– What? I mean, no, no, he replied confused. Or yes, of course, I mean. Yes, it’s just that … He paused in the middle of the sentence, staring straight ahead.

– It’s just that what? she asked.

– What? Well, he replied as confused as before. It’s just that … Andreas has… what do you call it… the measles.

Birthe narrowed his eyes at him. Measles? she thought.
She was about to tell him that measles was no longer a thing, after all, as a child you were vaccinated against it nowadays, but something prevented her from doing so. Whatever was going on with Jesper, it certainly had nothing to do with measles, she was convinced of that. Her intuition told her that something much more serious than childhood illness was oppressing Jesper. Maybe Tine had left him? Well, whatever it was, she would leave him alone. Maybe later he would tell her something of his own accord.

– So, get well soon for Andreas, she said and left.

Jesper looked as if he hadn’t heard her at all. He felt sick; sicker than he had ever felt before. He constantly froze and felt totally rebuffed. After the man had left, he had thrown up with such force that he had failed to walk more than three steps before it toppled out of him. Afterwards, he had broken down and cried. He had driven back to the airport without having anything to eat, and he was in a trance-like state. He had barely gotten back to work before the contents of his gut had suddenly turned into liquid form, and he had spent almost half an hour in the toilet. Birthe had said something to him and he also thought he had answered her, but he wasn’t quite sure. He felt a lump in his throat; somehow he had to pull him self … no, now he really had to … He broke down crying again, but fortunately no one nearby saw him. Five minutes later, his strength slowly began to return and his brain began to function again. There was hope, he thought; he had to cling to the flimsy hope there was, after all. He had to do his utmost to get Tine and the children released unharmed. He would never be able to forgive himself if he didn’t at least try to save them. Living with that guilt would be worse than death. A desperate willpower made its way through him, and his brain cooperated immediately by beginning to devise a plan. He had to start by finding out who was on duty tomorrow at that time. The distribution of tasks was his job, and he had to have the right people placed on the right tasks. He looked at the duty lists and found that it did not look bad at all. When was the departure to be? Oh, yes – 16:45; that was a good time; there would be plenty of arrivals and departures at that time, so there would be hectic activity and he would get easier by performing the assigned task. Well, he thought with renewed hope, it might not be impossible for him to do what he was supposed to do – not at all impossible.

 

Friday, February 10, 2006

Marseille, 12:10 a.m.

Sarkov moved restlessly in his chair. He tried to hide his growing nervousness while sounding as matter-of-fact as possible.

– Gentlemen, I assure you, he repeated for the third time, I really don’t know. You have to understand that my company has quite a few vehicles in use, and I can’t possibly know by heart where they are all located, but I will of course be happy to investigate.
He looked from one of the two agents to the other. One sat across from him in a chair while the other stood by the table. After being driven blindfolded, he had been pulled out of the car, apparently in a basement garage. He didn’t known exactly where he was, but he had been pretty sure he was still in or near Marseille. They hadn’t driven with him long enough to move far from the city.

The two men had only taken the bandage off his eyes when the car had stopped. Without further comment, they had dragged him out of the car and pushed him into an elevator. They went up three floors. There he was led into a room. It looked like an interrogation room. In the middle of the room was a table with two chairs. A large mirror hung on one wall. They had left him alone in the room and he had been plagued by foreboding. Despite his loud protests, they had taken his suitcase away. The contents of the suitcase were not compromising, but it contained, among others, his medicine. After what seemed like an eternity, but in reality little more than a few minutes, the two men had returned. They hadn’t wasted any time and had told him right of that they knew he was a bloody arms dealer and that he would be wise to cooperate.

– Who drives around in Lyon with that car? one of the men asked.

That was the question Sarkov had just answered for the third time.

– I don’t think you understand the seriousness of this, Monsieur Sarkov, the man continued. We can lock you up for an incredibly long time, and we don’t even need to educate you about your rights because someone like you has no rights at all.

– I wish to speak to my lawyer, said Sarkov indignantly. And I have to insist that you return my briefcase to me. You have no right to hold me against my will.

One agent jumped up from his chair and stood in front of Sarkov. Sarkov was startled by the sudden movement and leaned back in his chair as far as he could. The agent leaned down until his face was only a few inches from Sarkovs.

– You have a right to shit, Sarkov, he yelled at him. You are an insect and we can goddamn do whatever we want with you, is that clear?

Sarkov’s heart panicked and his mouth went dry.

– Well, surely we can talk about it calmly, he tried in a trembling voice, and I need my …

Both agents ignored his protests, and one of them put his mouth to his ear.

– Now you do what the hell we tell you, is that clear? he shouted directly into Sarkov’s ear. Who is driving around in that car?

Sarkov tried to lift his hands, but the other agent grabbed his arms and held them.

– Answer, Sarkov, otherwise you can say goodbye to your suitcase and all of its contents forever, he roared.

Sarkov’s heart was beating so hard now that it felt like it was jumping out of his throat. He tried to get his hands free to loosen his tie, but the agent didn’t let go. Suddenly he was in doubt about where he was and what was happening. He felt a strong pain in his chest and left arm. His face became discolored and his breath was short and intermittent. Sweat sprang up on his forehead, and his sight got hazy.

The two agents stared at each other for a second before realizing what was happening.
– Hell, he is having a heart attack, one called. Get him out of the chair and put him on the floor. Fast! Fast!

He jumped to the door and hit a red switch with his fist. An alarm bell went off in the hallway and a moment later you could hear hurried steps.

The second agent struggled to maneuver the heavy man onto the floor.

Sarkov trembled like aspen leaves and gasped as he lay on the floor and was almost blue in the face. The door jerked open and another agent appeared in the door.

– He has a heart attack. Call an ambulance.

The agent hurried away.

Sarkov had stopped breathing and no matter, how hard the two agents struggled to resuscitate, they couldn’t get the fat man back to life. Sarkov died at one in the morning in the EATO building in Marseille.

Greve (small coastal town, about 15 km south of Copenhagen), 1:25 a.m.

– How long are we supposed to keep them alive? Mohammad asked indignantly. They are just spoiled imperialist pigs. They stole the oil for heating their houses from us and the wealth they have acquired is at the expense of millions of people who live in poverty and hunger. They are the brood of Satan and do not deserve to live.
Mohammad paced restlessly in the main room at the summer house they had rented just south of Copenhagen. Sadou and Faroukh sat on a decrepit sofa and nodded in agreement to Mohammed’s heated monologue.

Akhmahel sat in an equally poor chair and watched them all. After the kidnapping in Dragør, they drove directly to the summer house in his BMW. Faroukh had first gone to a nearby marina to park the motorbike, before he joined them. Wahil would need it later. Tine Berg and her two young children were in a bedroom next door. At the beginning, the children had cried a lot, but now they were silent. Akhmahel assumed that they were sleeping.

This can easily get out of hand, he thought as he followed Mohammad with his eyes.

– Do you intend to put obstacles in the way of successfully completing our mission? he asked coldly.

Mohammad froze.
– By the Prophet, no, he replied nervously. It’s just that …

– Do you have no confidence in our leader who has entrusted me with the management of this action? continued Akhmahel relentlessly.

– Yes, yes, of course I have confidence, said Mohammad. But …

– If I tell you that these people should not be harmed unless absolutely necessary, are you in doubt as to whether you want to respect that or not? Akhmahel asked further.

– No, no, no, I beg your pardon, said Mohammad desperately. Of course, everything will be done as you say.
He was clearly confused and rubbed his hands nervously. The others said nothing but looked worried from Akhmahel to Mohammad. Akhmahel had no doubt that any of the three, without hesitation, would cut the throats of the mother and her two children, if given the opportunity. And they would be convinced that they had done the world a favor. He knew exactly what they were feeling. He couldn’t exonerate himself from sharing this hatred, but his European upbringing came to the surface here. Somehow, he believed that his father would probably understand that he was fighting the United States and its allies, and that there would inevitably be some unintended victims in such a fight. The wars that the United States fought around the world, always brought with it death and mutilation of thousands of innocent people. Not a day passed without the United States increasing the number of people who hated both them and their so-called freedom. But he was certain that his father would never forgive him for deliberately murdering helpless women and children. Akhmahel would never allow that to happen under his leadership.

He looked over to Faroukh. He didn’t seem to be touched by the fate that awaited him in a few hours. Strange! Akhmahel thought. Faroukh was supposed to leave this world in just a few hours, and yet it didn’t seem like he was particularly worried. The idea of voluntarily going to his death was far from Akhmahel. He could hardly imagine that Faroukh would really do it in the end. It had happened several times that he had helped men and women who were determined to sacrifice their lives to carry out an attack anywhere in the world, but he was always amazed about it.

He remembered the second letter from the great leader and knew what he had to do in honor of Faroukh. He had deliberately postponed reading the letter as long as possible, because the situation seemed almost grotesque. But it had to be done, and now was as good as any other time. They also had to change the subject urgently. He pulled the letter out of his pocket.

– We all owe it to our brother Faroukh to pay him one last honor, he said dramatically.

Mohammed abruptly stopped walking up and down and the room fell silent. All attention was focused on Akhmahel. Faroukh moved restlessly in his chair and his eyes widened.

– Words cannot do justice to the great sacrifice that our brother Faroukh is ready to make for all of us and for our cause, Akhmahel began, looking at Faroukh.

– I have a few words from our great leader here.
He carefully unfolded the letter.
– Words that will help you better than mine and that will give you strength to pass your tests.
He cleared his throat and began to read:
Faroukh Ghafouri, you, my dearest of all brothers. For you, I want to express these sincere and warm words. For every warrior who loses his life in the struggle against Satan’s world domination for our holy cause, there will be space in Allah’s immense kingdom. Every death of a holy warrior is a great death, but martyrdom is the most honorable death of all. And for anyone who voluntarily dies, their place in Allah’s kingdom will be higher and more respected than that of anyone else’s.
The Great Satan has hiding places and wormholes everywhere, and the struggle against him will take many more victims. We all know the importance of your sacrifice in carrying out this attack on his hiding place in the far north. Nowhere should Satan and his brood feel safe. Nowhere should they escape the justice that Allah has imposed on us to carry out.
You, Faroukh Ghafouri, will join the ranks of the famous warriors who are honored on all battlefields. In the future, your name shall be an incentive for all of us to continue our struggle.

In deep connectedness, Osama bin Laden.

Again, Akhmahel was amazed at the effect of Osama bin Laden’s words. His father’s warning against fanaticism was in stark contrast to what he had just read. All three men had bright eyes, just like yesterday when he read the first letter at Abbas’s Restaurant in Lübeck. But Faroukh now had an almost frighteningly blank expression in his eyes. Akhmahel gave up trying to understand what was going on in Faroukh’s head and contented himself with the satisfaction that he would obviously do his very important part of the attack without hesitation.

Copenhagen Airport, 6:15 a.m.

Rolf was torn from an apparently dreamless, nearly unconscious sleep by the ordered telephone wake-up service. Nevertheless, as usual, he jumped out of bed, took a quick shower, and took a taxi to the airport. All in all, it had only taken him half an hour. Neither Tom nor his people could be seen, which surprised him. The on-call technician reported that they had all gone for a run about 15 minutes ago.
Rolf went into the mobile command center and started making coffee. As the coffee was brewing, he took a uniform out of the closet and put it on. There was a mirror on the inside of the closet, in which he examined himself carefully, while binding his necktie with practiced fingers. Finally, he took a hat from the top compartment of the closet, tucked it under his arm and closed the door.

He had just poured himself a cup of coffee, when Lisbeth knocked on the door and opened it. It was cold and dark outside, and she hurried to get into the warm bus. She was holding a paper bag.

– Good morning, she said, and closed the door behind her.
She immediately noticed Rolf’s uniform and her own clothes suddenly seemed too informal. Knowing that she would be in the airport departure terminal for a long time during the day, she had chosen subtle civilian clothes. She was wearing a blue and white striped, long-sleeved blouse, a light blue scarf, a pair of sturdy dark blue jeans and a black lined windbreaker with a hood. She had fastened the shoulder holster with her service pistol under the jacket. The magazine was already in place, but the gun was secured.

– Oh, my, how handsome you look! she said. I’ve never seen you in uniform. Should I have dressed formally?

He smiled at her.

– No, no, not at all, he replied. This is only for the upcoming briefing. I will change clothes again afterwards. I made coffee, human coffee, not Tom’s black poison. What did you bring?

Lisbeth put the bag on the table.

– Danish breakfast at its best, she replied. A little butter and cheese also found its way into the bag.

– Sounds good, he said, rubbing his hands expectantly. Let’s eat. We can talk about the briefing when Tom is back. What is your program this afternoon?

– Well, there are the briefings first. Both, in the hangar and later with Tom, she replied. And I have a short meeting with the press in the early afternoon. The rest remains to be seen.

The door opened and Tom entered the bus panting.

– Morn! he called cheerfully to them and closed the door. Lisbeth shivered at the sight of him. Despite the cold, he wore only a pair of thin camouflage pants and a black t-shirt. And yet his shirt was sweaty.

– Good morning, Tom, she replied.

Rolf just raised his hand in greeting.

– Tell me, is that all you are wearing when you run? asked Lisbeth.

Tom grinned and wiped his face with one hand.

– Sorry, mom, he said ironically, but after ten kilometers of running I am always quite warm. But I’m going to dress properly now.

– Coffee? asked Rolf and lifted the jug.

– You call that coffee? Tom replied contemptuously. No thanks, I had coffee an hour ago, real coffee. In any case, I have to take a shower now. Then I will see you in the hangar.
He wanted to open the door but stopped in the middle of the movement.
– Speaking of which, he continued. I have seen that they are already preparing. They are bringing along tables and chairs. Should I do anything when we meet there?

Rolf scratched his chin thoughtfully.
– No, I don’t know what that should be, he replied. I intend to keep the level of information high, but not too high. The details can be clarified in the individual groups after the briefing. I suggest that I do the talking. And then you can support me when I answer questions. Is that o.k.?

Lisbeth nodded.

– O.k. by me, replied Tom.

– Well then, see you over there, said Rolf.

Tom opened the door.

– By the way, thank you for your good night message, Tom, Lisbeth said. I’m glad you thought of me.

Tom suddenly looked embarrassed. She had never seen him like this.

– Oh, that was nothing, he replied, looking at the floor. I just thought you should know we are here for each other. As I said on your answering machine, everything will be fine. Without a word, he turned on his heel and rushed out the door. Rolf and Lisbeth looked at each other.

– What was that supposed to mean? he asked.

She told him about the phone message.

– Ah, I see, he said with an ironic smile. Tom may be a little anxious when it comes to you. You made an indelible impression on him. Hopefully you are aware that you have both his and my full support.

– I know, she replied. She decided to bring up her premonition.

– Rolf, I don’t know if it is right to mention it now, but from time to time I have a kind of premonition, or vision, or whatever you want to call it. In any case, it always comes to me in pictures.

Rolf looked at her in surprise.

– I’m never quite sure, if it is something I should take seriously, she continued, but … well, that’s it.
She paused and looked at Rolf as if trying to get a reaction from his Read face.

– Tell me, Lisbeth, he said.

She reported her experience in the car after meeting Antonsen in the police headquarters, but not her dream. It just didn’t make sense.

Rolf nodded thoughtfully.
– I am not unwilling to pay full attention to such premonitions, he replied after a while. Some people actually have a gift, so why not you? The only problem at the moment is that there is nothing we can do. Tom is hardly going to take it seriously and we can’t hide now. The only thing we can do is keep an eye on the situations in which your forebodings are heading. But that will likely be difficult, if not impossible.

He put his hand on her arm.

– But I’m very glad you told me, Lisbeth.

She felt relieved to have shared the burden.

– Thank you, Rolf, she replied. But don’t think that I will suddenly collapse or anything. I guaranteed will not. As long as you fight, I fight too.

Rolf nodded in agreement.
– Lisbeth, he said seriously in his voice, you can be sure that neither Tom nor I have any doubts that you are up to the task. I personally know for sure that you will probably keep fighting if even the best have already thrown in the towel. And for a group like ours, it is important that we all have the certainty that we can rely on each other completely. She nodded.

– Let’s have something to eat before we go to the hangar, he said to change the subject. I would like to be there a quarter of an hour before it starts.

(To be continued)