
Der Mystiker weiß, dass die Essenz des Gebets das verborgene Geheimnis ist:“ Ich bin der, den ich liebe, der, den ich liebe, bin ich.“ Im tiefsten Gebet des Herzens gibt es nur Einheit, denn wenn das Herz offen ist und zu Gott schaut, offenbart er seine Einheit. In diesem Zustand des Gebets gibt es eine Verschmelzung, die den Verstand und seine Vorstellungen von Dualität übersteigt: Das Herz überwältigt uns mit seiner Gegenwart, die jedes Gefühl unseres eigenen Selbst auslöscht. Diese Momente des Gebets sind Momente der Vereinigung, in denen der Liebhaber verloren ist. Der Liebhaber ist vom Ufer seines eigenen Wesens in den grenzenlosen Ozean des Geliebten getreten. (…)
Wenn die Liebe ihre wahre Natur offenbart, erfahren wir, dass es weder Liebhaber noch Geliebte gibt. Es gibt niemanden zum Beten und niemanden zum Beten. Wir wissen nicht einmal, dass wir verloren sind; Wir kehren aus diesen Zuständen der Verschmelzung zurück und wissen nur, dass wir uns selbst gegeben haben und angenommen wurden. Unser Geschenk von uns selbst wurde so vollständig angenommen, dass wir nichts wussten. Wir schauten zu ihm und er nahm uns in seine Arme, umarmte uns in Einheit, löste uns auf in Nähe. So viele Jahre lang haben wir zu ihm geweint, wir haben ihn angerufen, und als er kam, war das Treffen so vertraut, dass wir nichts wussten.
Aber wenn wir von dieser Verschmelzung der Einheit zurückkehren, wenn der Verstand uns wieder umgibt, können wir die Fußspuren sehen, die uns zu diesem Ufer führten, zu dem Ort, an dem sich die beiden Welten treffen. Wir können Geschichten von der Reise erzählen, die uns an den Rand des unendlichen Ozeans des Herzens führte, von den Nächten, die wir zu ihm gerufen haben, und von den Tränen, die wir in unserer Berufung geweint haben. Für so viele Jahre war unser Bedürfnis alles, was wir wussten, ein Bedürfnis, das aus der Verzweiflung der Trennung geboren wurde, der tiefsten Verzweiflung, die der Seele bekannt ist.
Dieses Bedürfnis war unser erstes Gebet, das von dem in die Seele gepflanzt wurde, der uns liebt, der uns für sich selbst will. Dieses Bedürfnis der Seele ist das Band der Liebe, das Versprechen des Mystikers, sich an ihn zu erinnern. Das Erwachen dieser Erinnerung ist das Wissen um unsere Vergesslichkeit, das Wissen um die Trennung. Die Geliebte soll wissen, dass sie von ihrem Geliebten getrennt ist, dass sie ihn vergessen hat. Wenn der Geliebte zu diesem Wissen erwacht, bringt er das Bedürfnis der Seele ins Bewusstsein, nach Hause zurückzukehren, um von der Trennung zur Vereinigung zu gelangen.
– Llewellyn Vaughan-Lee, Der Kreis der Liebe
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The mystic knows that the essence of prayer is the hidden secret, “I am He whom I love, He whom I love is me.” In the deepest prayer of the heart there is only oneness, for when the heart is open and looks towards God, He reveals His unity. In this state of prayer there are a merging and melting that transcend the mind and its notions of duality: the heart overwhelms us with His presence which obliterates any sense of our own self. These moments of prayer are moments of union in which the lover is lost. The lover has stepped from the shore of his own being into the limitless ocean of the Beloved. (…)
When love reveals its real nature we come to know that there is neither lover nor Beloved. There is no one to pray and no one to pray to. We do not even know that we are lost; we return from these states of merging only knowing that we gave ourself and were taken. Our gift of ourself was accepted so completely that we knew nothing. We looked towards Him and He took us in His arms, embraced us in oneness, dissolved us in nearness. For so many years we cried to Him, we called to Him, and when He came the meeting was so intimate that we knew nothing.
But when we return from this merging of oneness, when the mind again surrounds us, we can see the footprints that led us to this shore, to the place where the two worlds meet. We can tell stories of the journey that led us to the edge of the heart’s infinite ocean, of the nights we called to Him, and the tears we cried in our calling. For so many years our need was all that we knew, a need born of the despair of separation, the deepest despair known to the soul.
This need was our first prayer, planted in the soul by Him who loves us, who wants us for Himself. This need of the soul is the bond of love, the mystic’s pledge to remember Him. The awakening of this remembrance is the knowledge of our forgetfulness, the knowledge of separation. The lover is made to know that she is separate from her Beloved, that she has forgotten Him. Awakening to this knowledge, the lover brings into consciousness the soul’s need to return Home, to journey from separation to union.”
― Llewellyn Vaughan-Lee, The Circle of Love
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Ich wünsche euch allen einen angenehmen Sonntag und eine gute kommende Woche!
… I wish you all a pleasant Sunday and a good new week.
Wonderful words about the essence of love, Birgit, worth reading more than once to comprehend their depth!
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Thank you, Peter, I did, actually. 🙂 And I am sure I will read them again …
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beautiful translation! btw, how did you arrive at the title of your blog?
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Du you mean „birgitdiestarke“ oder „Stella, oh Stella“?
My „real“ name is „Birgit“ and allegedly that means „the strong one“, so that is the original name of my blog (in German, lots of irony). Later I wanted to change it generally to something with „Stella“, because I really like that name. So „Stella, oh, Stella“ came into being (a bit ironic???). But I never managed to change the domain name, although I got confirmation that it was changed. I gave up, and that is how I have two different names. 🙂
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Ich habe es auch zweimal gelesen, um die Aussage verstehen zu können. 😉
Kein Sonntag ohne deine Texte über die Liebe. Sie sind mir eine liebe Gewohnheit geworden. Wollte ich einfach nur mal so sagen. Herzliche Grüße
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Das freut mich sehr, meine Liebe! Es ist das meistgelesene meiner „Features“.
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zu Recht ☆
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