Der Mann aus Teheran, Flughafen Kopenhagen … The man from Tehran, Copenhagen airport

CoverDeutsch

 

Der Mann aus Teheran

Freitag, 10. Februar 2006

Flughafen Kopenhagen, 16.40 Uhr

Kristian fuhr auf seinem großen Motorrad langsam die Küstenstraße entlang. Er ärgerte sich über diese Zeitverschwendung. Natürlich passiert hier kein Scheiß, dachte er. Aber Maria wollte ja unbedingt die korrekte Polizistin spielen. Er war mehr oder weniger dazu gezwungen mitzumachen. Er fuhr langsam nach Süden und schaute über das Flughafengelände. Auf dem Parkplatz von SAS Components versuchte jemand, etwas aus dem Hinterende eines dunklen Kassenwagens zu ziehen. Das musste dieser Riese sein, von dem Maria gesprochen hatte, dachte er. Er setzte die Geschwindigkeit noch weiter herab. Hatte der Kerl die Absicht, seine Waren mitten auf dem Parkplatz abzuladen? Naja, das war schließlich sein Problem, dachte er und wollte gerade weiterfahren, als etwas seine Aufmerksamkeit erregte. Was zum Teufel versuchte der Mann da eigentlich aus dem Auto zu ziehen? Verdammt noch mal, das sah aus wie eine Rakete! Er konnte kaum seinen Augen trauen. Nein, das konnte einfach nicht sein! Oder doch? Er hielt das Motorrad an und stand völlig still. Er konzentrierte sich auf den Gegenstand, der aus dem Laderaum des Kastenwagens herausragte. Er war im Begriff hinzufahren, aber zwei Dinge ließen ihn zögern. Erstens hatte der EATO-Mann beim morgendlichen Briefing gesagt, dass niemand den Helden spielen sollte. Dafür würde man nur einen Verweis bekommen. Zweitens sprang der Mann im gleichen Moment aus dem Laderaum, und Kristian konnte sehen, wie groß er wirklich war. Maria hatte nicht übertrieben. Deshalb tat Kristian das einzig Richtige in dieser Situation und machte Meldung über Funk. Einen Moment später war er auf dem Weg zurück mit dem Auftrag, sich zum Mannschaftswagen der Polizei vor dem Hangar zu begeben.

Connie Andersen stürzte in die mobile Kommandozentrale. Sie war völlig aus dem Häuschen.
– Hört alle her, sagte sie atemlos. Wir haben gerade eine Nachricht über einen Kastenwagen auf dem Parkplatz von SAS Components erhalten. Sie wies in südöstliche Richtung.
– Eigentlich haben wir sogar zwei Meldungen, fuhr sie fort. Es handelt sich um einen Kastenwagen mit französischem Kennzeichen. Der Fahrer ist ein riesiger Mann, ein Franzose mit arabischem Aussehen.
– Was? rief Rolf nun zum vierten Mal. Sagtest du mit französischem Kennzeichen?
– Äh, ja, sagte Connie verwirrt. Und …
– Verdammt, da ist die Abschussrampe der Rakete, rief Rolf aus. Der Kastenwagen gehört Sarkov.
– Woher wisst ihr, dass es sich um eine Rakete handelt? fragte Connie verwundert.
– Tom! Wir müssen sie unschädlich machen, und das in einer Höllenfahrt! schrie Rolf. Tom drehte sich um und packte Connie am Arm.
– Hast du schnellen Transport in der Nähe? fragte er. Connie war sofort Feuer und Flamme.
– Da kannst du drauf wetten, komm, sagte sie und riss sich los. Ich sorge für einen Ausflug, den du so schnell nicht vergessen wirst. Sie stürzte aus der Tür und Tom folgte ihr auf dem Fuße. Draußen hielt Kristian mit seinem Motorrad. Connie lief auf ihn zu.
– Du hast einen Passagier, der umgehend zu SAS Component muss, sagte sie und deutete auf Tom, der mit schweren Schritten hinter ihr herkam. Kristian schaute verwirrt von Connie zu Tom, aber dann erschien ein jungenhaftes Lächeln auf seinem Gesicht. Vielleicht hatten Maria und er doch nicht die schlechteste Stelle für ihre Patrouille erwischt, dachte er.
– Spring auf, Kumpel, los geht‘s, sagte er und klappte das Visier seines Helms nach unten. Tom brauchte ein paar Sekunden, um das Bein über den Sitz zu schwingen. Währenddessen startete Kristian den Motor.
– Festhalten! rief er, gab Gas und raste mit gewagter Beschleunigung in Richtung Haupttor. Connie war zurückgeblieben und kratzte sich am Kopf. Was zum Teufel war hier eigentlich los? Weniger als eine Minute, nachdem Connie und Tom hinausgelaufen waren, kam noch eine beunruhigende Nachricht in die Kommandozentrale.
– Was? rief Rolf zum fünften Mal. Das war ein verdammter Alptraum!
– Ja, die Meldung ist gerade reingekommen, Rolf, sagte der Techniker. Sie dachten, es könnte etwas mit alledem zu tun haben, da ihr Mann in der Gepäcksortierung arbeitet. Da wurde Rolf klar, wo der Fernlenkimpuls herkam. Er sprang auf, lief zum Funkgerät und knallte die Hand auf die Sendetaste. Jeder mit einer Hörmuschel hörte, was er jetzt sagte:
– Alpha, Bravo, Charly, hier Zebra-Basis. Lasst alles fallen, was ihr in den Händen habt und beeilt euch rüber zu SAS Component im östlichen Teil des Flughafens. In wenigen Minuten wird eine ferngelenkte Rakete aus einem dunkelblauen Kastenwagen abgefeuert. Wiederhole, SAS Component, östlicher Teil, dunkelblauer Kastenwagen. Der Wagen muss mit allen Mitteln unschädlich gemacht werden. Tom ist auf dem Weg dahin. Er wirbelte herum und war in drei Sprüngen an der Tür, riss sie auf und lief hinaus. So schnell wie er nur konnte, rannte er zum Mannschaftswagen der Polizei, der weniger als 30 Meter von der mobilen Kommandozentrale entfernt geparkt war. Ein Polizist stand davor. Er wollte gerade etwas sagen, erkannte aber Rolf im letzten Augenblick. Rolf riss die Tür auf und stürzte in den Wagen. Er sah in die erstaunten Gesichter der Polizisten. Dann entdeckte er Antonsen, der an seiner Pfeife zog.
– Funk den Kontrollturm an und gib Bescheid, dass Flug SK779 nach Budapest nicht in die Luft darf! rief Rolf. Es besteht das höchste Risiko, dass das Flugzeug mit einer Rakete beschossen wird, sobald es abgehoben hat. Antonsen sperrte ungläubig die Augen auf, begriff aber offenbar sofort den Ernst der Lage. Ohne ein Wort nahm er sein Mobiltelefon zur Hand und wählte eine Nummer.
– Antonsen von der Polizei, sagte er mit fester Stimme. Stoppen Sie umgehend alle Flüge. Niemand, ich wiederhole, niemand darf in die Luft, verstanden? Die Person am anderen Ende sagte etwas. Antonsens Augenbrauen verfinsterten sich zusehends. Rolf hielt den Atem an.
– Du meine Güte! Dann müssen Sie aber den Piloten warnen, sagte Antonsen. Man wird das Flugzeug vom Boden aus beschießen, mit einer Rakete. Er hörte wieder einen Moment zu und sagte dann:
– Ja, Sie haben richtig gehört, tun Sie es jetzt, verdammt noch mal. Er brach das Gespräch ab und sah dann mit einem sehr ernsten Gesichtsausdruck zu Rolf.
– Es ist wahrscheinlich zu spät. Flug SK779 hebt gerade ab. Von draußen konnte man ein Flugzeug hören, das dröhnend über die Startbahn kam, und einen Augenblick später hing es in der Luft.

Kristian und Tom waren am Haupttor vorbeigebraust. Das große Motorrad beschleunigte ungezügelt auf der Küstenstraße in Richtung Süden. Kristian hatte offenbar nicht im Sinn, in der langen Kurve, die die Küstenstraße gleich hinter dem Haupteingang bildete, nennenswert abzubremsen. Das Motorrad lag gefährlich niedrig. Nur wenige Sekunden später kamen sie an die Einfahrt zum Parkplatz von SAS Component, und Kristian bremste scharf. Tom entdeckte sofort den Kastenwagen. Die Spitze der Rakete, die aus dem hinteren Ende ragte, war ein erschreckender Anblick. Nun hoffte er bei Gott, dass sie nicht zu spät kamen.
– Halt dich von der Rückseite weg, Kristian, rief er. Wenn wir in die Schusslinie kommen, ist es aus mit uns! Kristian nickte und bog in den Parkplatz ein. Er beschleunigte in einem weiten Bogen um den Kastenwagen herum, der mehr oder weniger quer über die markierten Parkplätze stand. Kurz darauf leuchtete der kräftige Motorradscheinwerfer direkt in die Windschutzscheibe. Sie sahen einen großen Mann auf dem Beifahrersitz. Er war zutiefst konzentriert auf etwas, das er auf seinem Schoß hatte. Einen Augenblick später waren sie direkt am Auto.

Der Mann bemerkte sie plötzlich und blickte mit einem wahnwitzigen Ausdruck in den Augen auf. Kristian wusste nicht, ob er auf der linken Seite des Autos bleiben oder herumfahren sollte, aber das Problem löste sich, da Tom vom Motorrad sprang. Er lief entschlossen zur Beifahrerseite, wo der große Mann saß.

Kurz bevor das Motorrad auftauchte, hatte Wahil tief konzentriert mit dem Laptop auf dem Schoß gesessen. Auf dem Bildschirm hatte er mit fast angehaltenem Atem beobachtet, wie die blinkenden Punkte anfingen, sich aufeinander zuzubewegen. Das Flugzeug beschleunigte also. Jetzt konnte er auch den Motorlärm hören. Es war so weit! Er hatte wie hypnotisiert auf den kleinen blinkenden Punkt auf dem Bildschirm gestarrt, der das Flugzeug markierte. Schneller und schneller bewegte er sich. Die beiden Punkte kamen einander näher und näher: nur noch ein paar Sekunden.

In diesem Moment wurde er von einem starken Lichtstrahl abgelenkt, der direkt in die Kabine schien, und blickte erschreckt auf. Zuerst konnte er nicht ausmachen, um was es sich handelte, aber dann wurde ihm klar, dass es ein Motorrad war. Es kam direkt auf ihn zu. Als das Motorrad beim Kastenwagen ankam, sprang ein großer schwarzer Mann vom Rücksitz und lief um den Wagen herum zur Beifahrertür. Trotz seiner Überraschung beurteilte Wahil blitzschnell die Situation. Der Mann würde ein paar Sekunden brauchen. Instinktiv spürte Wahil, dass der große schwarze Mann gefährlich war. Wenn er ihn überwinden wollte, musste er sich auf den Kampf konzentrieren. Da fiel ihm die Pistole ein, die er wieder ins Handschuhfach gelegt hatte. Im selben Moment war ihm klar, dass es dazu zu spät war. Der Mann war bereits an der Tür und hatte den Griff in der Hand. Er musste jetzt handeln. Wahil drückte auf die Eingabetaste. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Es gab keine Annullierungsfunktion. Der Abschussmechanismus für die Rakete war unwiderruflich aktiviert. Im gleichen Moment hatte Tom den Türgriff in der rechten Hand. Mit der linken zog er seine kräftige 22mm Buck Mark-John M. Browning-Pistole aus dem Gürtelhalfter. Wahil ließ den Laptop fallen und warf sich mit der Schulter gegen die Tür. Die Tür flog Tom mitten in das Gesicht und brachte ihn aus dem Gleichgewicht. Die Pistole flog in hohem Bogen über seinen Kopf während er drei Schritte rückwärts stolperte.
Wahil benutzte den kurzen Moment der Verwirrung, um aus dem Auto zu springen. Mit einem Gefühl der Vorfreude im ganzen Körper ging er zum Angriff über. Er freute sich abartig über die Größe seines Gegners. Dieser Kampf versprach spannend zu werden. Aus dem Laderaum des Kastenwagens waren piepende Signaltöne zu hören. Erst langsam, dann schneller und schneller und schließlich gingen sie in einen langen Heulton über, und plötzlich wurde der Heulton von einem unheimlichen, tiefen Zischen abgelöst. Die Rakete verließ mit unglaublicher Beschleunigung den Laderaum des Kastenwagens und zog  einen Rauchschleier hinter sich her.

Der Laderaum sah aus, als ob er in Brand geraten war. Die beiden großen Männer beachteten den Abschuss anscheinend gar nicht. Sie waren völlig aufeinander fixiert. Kristian war auf dem Motorrad sitzen geblieben. Vor Schreck gelähmt beobachtete er, wie die Rakete plötzlich mit atemberaubender Geschwindigkeit aus dem hinteren Endes des Fahrzeugs schoss. Er war sicher, dass er die Wärme von der Verbrennung fühlen konnte, als es über den Öresund verschwand. Er war froh, dass er sein Visier nicht hochgeschoben hatte. Die Rakete zeichnete einen Rauchstreifen am Himmel und kreierte ein so bizarres Bild, dass Kristian die Augen nicht abwenden konnte. Weniger als drei Sekunden nach dem Abschuss der Rakete flog Flug SK779 dröhnend über ihre Köpfe hinweg. Kristian sah abwechselnd auf die Rakete und auf das Flugzeug. Du Allmächtiger, dachte er. Was ist denn hier los? Über dem Öresund begann die Rakete ihre Richtung zu ändern.

Kurz vor dem Abschuss der Rakete hatte Flug SK779 begonnen zu beschleunigen. Es hatte mehr als die Hälfte der Startbahn hinter sich gelassen, als plötzlich die seltsame Nachricht über Funk kam, dass sie ihren Start abbrechen sollten. Geht nicht! Dafür ist es jetzt zu spät, antwortete Flugkapitän Anders Svensson. Das Flugzeug setzte seinen Weg auf der Startbahn fort und würde gleich abheben. Wenn er jetzt abbrach, konnte er es nicht mehr rechtzeitig zum Stillstand bringen. Sie würden durch den Zaun pflügen und auf die Straße donnern.
– SK779, verstanden, kam die Bestätigung vom Kontrollturm.
– Jetzt, sagte der erste Offizier Jens Petersen mit ernstem Gesicht.
– SK779, ertönte es wieder vom Kontrollturm. Wir haben eine Meldung von der Polizei erhalten, dass man Sie beschießen will … mit einer Rakete … das behaupten sie also.
– Eine Rakete? Was zum Teufel reden Sie da, antwortete Svensson verwirrt.
– Jetzt, wiederholte Jens Petersen etwas lauter. Svensson zog das Steuerruder zurück und hörte nicht, ob seine letzte Frage beantwortet wurde. Das vordere Ende des Flugzeugs hob sich und einen Augenblick später waren sie in der Luft. Petersen drehte sich mit ernstem Gesicht zu Svensson.
– Haben die denn vollständig den Verstand … Er hielt mitten im Satz inne. Beide Piloten sahen fassungslos aus dem Fenster. Weniger als hundert Meter rechts von ihnen schoss etwas in die Luft. Was immer es war, es hielt fast den gleichen Kurs wie das Flugzeug, aber seine Geschwindigkeit war unendlich viel größer, und in einem Nu zeichnete sich weit über Saltholm ein langer Rauchstreifen am Himmel ab.

Kapitän Anders Svensson reagierte schnell und in dieser so besonderen Situation sehr effektiv. Er zog das Flugzeug scharf nach Steuerbord und schob gleichzeitig das Steuerruder nach vorne. Das Flugzeug befand sich nicht mehr als etwa 300 Meter über dem Boden und hörte auf zu steigen. Nun waren sie in der Lage viel schneller zu beschleunigen. Die Krängung nach Steuerbord war so steil, dass alle Fenster auf der rechten Seite des Flugzeugs direkt nach unten wiesen und die auf der Backbordseite gerade nach oben in den dunklen Nachmittagshimmel.

Außenminister Svend Krog Petersen saß an einem Fensterplatz in der ersten Reihe auf der rechten Seite. Neben ihm saß Arthur Goldschmidt mit einem der beiden Geheimdienst- Agenten. Der andere Agent saß auf gleicher Höhe mit ihnen auf der linken Seite am Gang. Svend Krog Petersen und der Botschafter hatten leise miteinander geredet, bis das Flugzeug anfing zu beschleunigen. Da wurden sie beide still. Svend Krog Petersen war nicht besonders davon begeistert, mit dem Flugzeug zu reisen, akzeptierte es aber als eine der weniger angenehmen Seiten seines Postens. Wie bei den meisten Menschen, die nicht gerne fliegen, bereiteten ihm vor allem Starts und Landungen Unbehagen. Unbewusst hielt er sich krampfhaft an den beiden Armlehnen fest. Diese Position würde er beibehalten, bis das Flugzeug richtig in der Luft war. Aber obwohl er sich unbehaglich fühlte, beruhigte es ihn gewissermaßen, die verschiedenen Phasen des Starts wiederzuerkennen. Das Vorderende des Flugzeugs würde zuerst abheben, und einen Augenblick später würden sich die hinteren Räder von der Startbahn lösen und das Flugzeug würde über eine längere Periode regelmäßig an Höhe gewinnen. Eine leichte Krängung des Flugzeugs zu der einen oder der anderen Seite gehörte ebenfalls zu einem normalen Start.
Aber eine heftige Krängung unmittelbar nach dem Start gehörte unter keinen Umständen zum Normalbild. Aber genau das passierte, völlig ohne Vorwarnung. Mehrere Passagiere begannen zu schreien, als das Flugzeug plötzlich senkrecht in der Luft auf einer Flügelspitze stand. Svend Krog Petersen achtete nicht auf die anderen Passagiere. Er war zur Genüge damit beschäftigt, seine eigene beginnende Panik zu unterdrücken. Er sah erschrocken aus dem Fenster und zu seinem großen Erstaunen blickte er direkt nach unten. Plötzlich erregte dort unten etwas seine Aufmerksamkeit. Es sah aus wie ein Kastenwagen, der am hinteren Ende brannte. Er war sicher, dass er eine Rauchwolke sah, die unter dem Flugzeug verschwand und damit aus seinem Blickfeld. Dann legte sich das Flugzeug mit einem Ruck wieder in die Waagerechte, beschleunigte aber weiterhin mit großer Kraft. Svend Krog Petersen war sich nicht sicher, ob er noch atmete.

Tom war nicht vorbereitet, als die Autotür mit so viel Kraft aufgestoßen wurde. Während er noch rückwärts taumelte, stürzte ein großer arabisch aussehender Mann aus dem Auto. Der Araber war von ähnlicher Größe und Statur wie er selbst und verschwendete keine Zeit. Tom hatte keine Gelegenheit, seine Pistole zu finden. Der Mann wäre bei ihm, bevor er sie erreichen konnte. Tom hörte im Hintergrund seines Bewusstseins eine Reihe schwacher Pieptöne, die aus dem Laderaum des Kastenwagens kamen. Aber er musste sich jetzt einzig und allein auf die unmittelbare Gefahr, in der er sich befand, konzentrieren. Der Araber war bei Tom, bevor dieser sein Gleichgewicht wiedergewonnen hatte. Er beschloss daher, sich in dem Moment, in dem der Araber einen harten Schlag auf sein Gesicht richtete, nach hinten zu werfen. Der Schlag streifte Toms Kinn, ohne dabei größeren Schaden anzurichten. Er rollte rückwärts und kam auf mirakulöse Weise sofort wieder auf die Beine. Im gleichen Moment schoss die Rakete aus dem Laderaum des Kastenwagens. Beide Männer zögerten kurz, aber fast wie auf Kommando, waren sie wieder voll und ganz aufeinander und ihren Kampf konzentriert.

Kristian sah mit einer Mischung aus Überraschung und Bestürzung, dass die Rakete irgendwo über dem Öresund umdrehte und nun mit unverminderter Geschwindigkeit zurückkam, direkt auf sie zu.
– Passt auf! schrie er so laut er nur konnte. Keiner der Männer reagierte auf die Warnung und Kristian sah, dass der große Araber angriff. Die Geschwindigkeit der Rakete überging alles, was Kristian sich selbst in seinen wildesten Fantasien vorstellen konnte. Sie hatten höchstens einige Sekunden Zeit, bevor sie wieder bei ihrem Ausgangspunkte anlangte und offensichtlich direkt in ihrer Nähe einschlagen würde.
– Passt auf! schrie er wieder, worauf er sich vom Motorrad fallen ließ und auf den Boden stürzte. Nun wartete er auf den Einschlag.

Das Glückliche an Kapitän Anders Svensson Manöver lag in der Tatsache, dass er das Flugzeug nach Steuerbord krängte. Die Rakete hatte so viel an Fahrt gewonnen, dass sie sich in wenigen Sekunden deutlich mehr als zwei Kilometer von ihrem Ziel entfernt hatte. Der in der Rakete eingebaute Computer stellte ununterbrochen Berechnungen an und hatte bereits vor Abschuss gewusst, dass die Richtung falsch war. Das Ziel befand sich in entgegengesetzter Richtung. Aber alles hatte seine richtige Reihenfolge, auch für eine ferngelenkte Rakete. Um richtig manövrieren zu können, musste sie zunächst in die Luft kommen und eine hohe Geschwindigkeit erreichen. Erst dann würde sie nach ihrem Ziel suchen.
Das Ziel mit dem Fernlenkimpuls im Laderaum befand sich allerdings nicht mehr in Reichweite der Zielsuchelektronik in der Rakete. Aber der Computer erinnerte sich an die letzte Position, in der das Ziel sich befunden hatte, bevor die Verbindung unterbrochen worden war. Die Rakete versuchte jetzt, genau zu dem Punkt zurückzukehren. Der Computer beschloss, nach Steuerbord abzudrehen, in die entgegengesetzte Richtung von Flug SK779. Die Rakete drehte um 180 Grad und war nun auf dem Weg zurück zu einem Punkt etwa fünfzig Meter innerhalb des Zauns. Hätte Kapitän Svensson entschieden, nach Backbord zu krängen, hätte der Computer sicherlich den Fernlenkimpuls aufgefangen und alles wäre anders verlaufen, auf fatale Weise anders. Ebenso hätten die Ereignisse eine noch ganz andere Richtung nehmen können, wenn es dem Kontrollturm gelungen wäre, das Flugzeug vor dem Start zu stoppen. Der Computer der Rakete hätte sein Ziel auf dem Weg zurück wiedergefunden, und das Schicksal des Flugzeugs und seiner Passagiere wäre besiegelt gewesen. Aber Flug SK779 befand sich nun weit weg über Dragør und außerhalb der maximalen Reichweite der Zielsuchelektronik.

An der Art, wie sich der Araber bewegte, konnte Tom erkennen, dass der Mann im Nahkampf ausgebildet war. Tom wollte daher kein Risiko eingehen. Die beiden Männer standen nun einander gegenüber. Irgendwo im Hintergrund hörte Tom eine Stimme schreien
– Passt auf! Da griff der Araber wieder an. Der Gesichtsausdruck des Mannes war furchteinflößend, aber Tom hatte nie Angst, wenn es erst einmal losging. Vor und nach einem Kampf konnte er Unruhe fühlen, aber niemals währenddessen. Im Gegensatz zum ersten Angriff war Tom dieses Mal vorbereitet. Als der Araber fast bei ihm war, trat er schnell Schritt nach rechts und drehte sich gleichzeitig, so dass der Araber ihm jetzt die Seite zuwendete. Nun war Tom an der Reihe anzugreifen. Zum zweiten Mal rief eine Stimme:
– Passt auf! und in diesem Moment traf Tom den Araber mit einem heftigen Faustschlag auf den linken Wangenknochen. Der Kopf des Arabers flog zur Seite. Der Schlag brachte ihn völlig aus dem Gleichgewicht. Er stolperte auf den Wagen zu und griff reflexmäßig nach der offenen Hintertür, um sich abzustützen. Die Tür gab unter seinem Gewicht nach, und er fiel auf den Asphalt hinter dem Auto. Tom sah zu Kristian hinüber und fragte sich, warum er flach auf dem Boden lag. Dann hörte er plötzlich ein zischendes Geräusch, das näher kam. Er blickte auf. Die Rakete sauste über seinen Kopf und schlug hinter dem Zaun ein, weniger als fünfzig Meter von ihnen entfernt. Die Explosion war gewaltig, aber die nachfolgende Druckwelle war schlimmer. Tom ließ sich fallen, hatte aber den Boden noch nicht erreicht, als der Luftdruck ihn wie ein Stück Papier wieder hochschleuderte. Er warf ihn brutal in die Seite des Kastenwagens und presste ihm die Atemluft aus den Lungen. Tom war einer Ohnmacht nahe. Nur sein allgemein guter physischer Zustand und sein hartes Training halfen ihm, bei Bewusstsein zu bleiben. Wahil lag in Deckung hinter dem Wagen. Er war noch völlig benommen nach dem Schlag und schüttelte den Kopf, um wieder klar zu werden. Die Druckwelle hatte den Kastenwagen gefährlich gekippt, aber nicht umgeworfen. Wahil kam langsam und unsicher auf die Beine und versuchte sich zu orientieren. Er wusste, dass alles vorbei war. Der Angriff war fehlgeschlagen. Er konnte den großen schwarzen Mann nirgendwo sehen, und sein einziger Gedanke war zu fliehen. Er schaute sich um und bemerkte sein Motorrad ein Stück weiter weg auf dem Parkplatz, wo es umgestürzt auf der Seite lag. Mit unsicheren Schritten ging er darauf zu.

Die Druckwelle hatte Kristian mehrere Meter über den Parkplatz geworfen, und sein Motorrad war umgefallen, als ob es aus Pappe war. Er kam allerdings sofort wieder auf die Beine. Der feste Motoradanzug und der schwere Helm hatten ihn effektiv geschützt. Er befand sich noch vor dem Kastenwagen, aber sein Motorrad lag links von ihm. Er konnte weder den Fremden noch Tom sehen und ging um das Auto herum, um zu sehen, was passiert war. Da bemerkte er den großen Araber, der auf ein Motorrad zuwankte, das ein paar Meter weiter weg auf dem Boden lag. Kristian wusste nicht, ob der Araber bewaffnet war, aber er würde kein unnötiges Risiko eingehen. Die eigentliche Gefahr war abgewendet, jetzt musste der Schweinehund nur noch festgenommen werden. Er lief zu seinem eigenen Motorrad. Mit Mühe bekam er es aufgestellt und stieg auf. Er drehte den Zündschlüssel und der kräftige Motor sprang sofort an. Er legte den Gang ein und beschleunigte schnell um den Kastenwagen herum. Der Araber hatte inzwischen sein eigenes Motorrad aufgerichtet und saß auf.  Kristian biss die Zähne zusammen und drehte am Gas. Das schwere Motorrad sprang mit einem Satz in die Richtung des großen Arabers.

Wahil hatte sein Motorrad erreicht und richtete es auf. Der Schlüssel war noch im Zündschloss, und er drehte ihn um. Der Motor sprang gehorsam an, und Wahil legte den Gang ein. Plötzlich wurde er zum zweiten Mal innerhalb weniger Minuten von einem starken Lichtstrahl im Gesicht getroffen. Sein Kopf war immer noch ein wenig angeschlagen und es dauerte daher einige Sekunden, bevor ihm aufging, was geschah. Reflexmäßig gab er Gas und versuchte zu flüchten. Er ließ die Kupplung zu schnell los, mit dem Ergebnis, dass das kleine Motorrad stieg wie ein Rodeopferd, und Wahil einen unfreiwilligen Salto rückwärts in der Luft machte. Kristians schweres Motorrad traf ihn wie ein Rammbock, als er mit dem Kopf nach unten in der Luft hing. Der Aufprall warf ihn mehrere Meter über den asphaltierten Parkplatz wo er liegen blieb, ohne sich zu bewegen.

Tom erholte sich wieder und stand vorsichtig auf. Er blickte sich um. Dann folgten die Ereignisse so schnell aufeinander, dass er sie kaum mitverfolgen konnte. Zuerst sah er den Araber, der auf einmal auf einem Motorrad nur einen Katzensprung entfernt von ihm saß. Er wollte gerade hinüberlaufen, als Kristian auf seinem Motorrad um den Kastenwagen bog. Kristian fuhr direkt an ihm vorbei auf den Araber zu. Plötzlich bäumte das Motorrad des Arabers sich auf und Mann und Maschine trennten sich. Der Araber vollführte einen seltsamen Salto rückwärts in der Luft. Kristians Motorrad rammte den Araber mit brutaler Kraft und mit einem dumpfen Laut, wie ein Vorschlaghammer, der auf einen Sandsack schlägt. Der Araber wurde über den Asphalt geschleudert. Kristians Motorrad schlingerte nach dem Aufprall von einer Seite zur anderen und Tom konnte sehen, dass er anscheinend aufgegeben hatte, es wieder in seine Gewalt zu bekommen. Stattdessen warf er sich nach hinten und zur Seite und rollte einige Male über den Asphalt. Das Motorrad schlingerte noch ein ganzes Stück weiter, bis es schließlich umfiel, noch einige Meter auf der Seite weiterrutschte und dann still lag. Kristian war sofort wieder auf den Füßen, obwohl er etwas angeschlagen wirkte. ‚So ein Teufelskerl‘, dachte Tom bei sich und lächelte.
Er lief zu dem Araber, der völlig unbeweglich am Boden lag, kniete sich neben ihn und untersuchte ihn auf Lebenszeichen. Kristian, der inzwischen hinzugekommen war, blieb neben Tom stehen und schaute ihm über die Schulter.
– Er atmet, sagte Tom. Aber die Frage ist, wie lange noch. Ich glaube, du hast ihm das Genick gebrochen. Kristian hatte für seinen Geschmack genug für einen Tag erlebt und fühlte sich überfordert.
– Ist das gut oder schlecht? fragte er verwirrt. Tom stand auf und schaute erst Kristian an und dann den Araber.
– Lass es mich so sagen, antwortete er, wenn ich ihm den Hals wieder einrenken könnte, würde ich es gerne tun, nur um deinen waghalsigen Stunt noch einmal sehen zu können.

Die Rakete hatte ein großes Loch in den Zaun gerissen, und durch das Loch stürmte nunmehr das gesamte Alpha-Team mit entsicherten Waffen klar zum Einsatz.
– Ist die Situation unter Kontrolle, Sir? rief der vorderste Mann. Es war derselbe Mann, den Tom mit Yemi aus Gerhards Wohnung geschickt hatte, vor etwas, was ihm jetzt wie eine Ewigkeit erschien.
– Das ist doch verdammt lustig, wie ihr immer auftaucht, wenn der ganze Spaß vorbei ist, sagte Tom mit einem breiten Grinsen. Der Mann sah verwirrt aus, und Tom beeilte sich zu sagen:
– Ich mache nur Spaß, mein Junge, ich mache nur Spaß. Ruft einen Krankenwagen für das Arschloch da drüben. Ich muss zurück zu Zebra Basis. Er fand seine Pistole ungefähr 25 Meter vom Auto entfernt.

(Fortsetzung folgt)

 

ENGLISH

The Man from Tehran

Friday, 10 February 2006

Copenhagen Airport, 4.40 p.m.

Kristian drove slowly down the coastal road on his big motorcycle. He resented this waste of time. Of course nothing will happen here, he thought. But Maria insisted to play the proper police officer. He was more or less forced to follow her example. He drove slowly south and looked over the airport grounds. In the SAS Components parking lot, someone was trying to pull something out of the back of a dark van. It had to be this giant Maria had spoken of, he thought. He slowed down even further. Did the guy intend to dump his goods in the middle of the parking lot? Well, that was his own problem after all, he thought, and was about to drive on when something caught his attention.

What the hell was the man trying to pull out of the van? Damn it, that looked like a rocket! He could hardly believe his eyes. No, that just couldn’t be! Or could it? He stopped the motorcycle and stood completely still. He focused on the object protruding from the back of the van. He was about to go over there but two things made him hesitate. Firstly, the EATO man had said at the morning briefing that no one should play the hero. You’d only get reprimanded for that. Secondly, a man jumped out of the boot at the same moment, and Kristian could see how huge he really was. Maria hadn’t exaggerated. So Kristian did the only right thing in this situation and reported over the radio. A moment later he was on his way back with orders to go to the police bus in front of the hangar.

Connie Andersen burst into the mobile command center. She was completely beside herself.
– Listen up, everyone, she said breathlessly. We just received a message about a van in the parking lot of SAS Components. She pointed in a southeasterly direction.
– We actually have two reports, she continued. It is a cargo van with French registration. The driver is a huge man, a Frenchman with an Arab appearance.

– What? Rolf called for the fourth time. Did you say with a French license plate?

– Uh, yes, said Connie, confused. And …

– Damn it, there’s the rocket launch pad, Rolf exclaimed. The van belongs to Sarkov.
– How do you know it’s a missile? asked Connie in amazement.
– Tom! We have to disarm that thing, and that in a hellish tempo! shouted Rolf.

Tom turned and grabbed Connie’s arm.

– Do you have fast transport nearby? he asked.

Connie was immediately hooked.
– You can bet on it, come on, she said, and tore herself away. I’ll arrange an excursion that you will not soon forget.
She rushed out the door and Tom followed her.

Kristian was outside with on motorcycle. Connie ran up to him.

– You have a passenger who has to go to SAS Component immediately, she said and pointed to Tom, who was walking behind her with heavy steps.

Kristian looked from Connie to Tom, confused, but then a boyish smile appeared on his face. Maybe he and Maria hadn’t gotten into the worst spot on their patrol after all, he thought.

– Jump up, buddy, let’s go, he said, flipping the visor of his helmet down. It took Tom a few seconds to swing his leg over the seat. Meanwhile Kristian started the engine.

– Hold tight! he called, accelerated and sped with daring acceleration towards the main gate.

Connie was left scratching her head. What the hell was going on here? Less than a minute after Connie and Tom had run outside, another disconcerting message was received at the command center.

– What? Rolf called for the fifth time. This was a bloody nightmare!

– Yes, the message just came in, Rolf, said the technician. They thought it might have something to do with all of this since her husband works in baggage sorting.

Rolf realized where the guiding signal was coming from. He jumped up, ran to the radio, and slammed his hand on the transmit button. Everyone with an earpiece heard what he were saying now:

– Alpha, Bravo, Charly, this is zebra base. Drop everything you have in your hands and hurry over to SAS Component in the eastern part of the airport. In a few minutes, a guided missile will be fired from a dark blue van. Repeat, SAS Component, eastern part, dark blue van. The car must be secured by all means. Tom is on the way there.
He spun around and was at the door in three jumps, tore it open and ran out. As fast as he could, he ran to the police bus, which was parked less than 30 meters from the mobile command center. A policeman was standing in front of it. He was about to say something, but recognized Rolf at the last moment. Rolf threw open the door and rushed into the bus. He looked into the astonished faces of the policemen. Then he spotted Antonsen pulling on his pipe.

– Call the control tower and let them know that flight SK779 to Budapest is not allowed to take off! called Rolf. There is the highest risk that the aircraft will be attacked with a missile once it has taken off.

Antonsen opened his eyes in disbelief, but apparently immediately understood the gravity of the situation. Without a word, he picked up his cell phone and dialed a number.

– Antonsen from the police, he said in a firm voice. Immediately stop all flights. Nobody, I repeat, nobody is allowed in the air, understand?

The person at the other end said something. Antonsen’s eyebrows grew increasingly dark. Rolf held his breath.

– Oh my good! Then you have to warn the pilot, said Antonsen. The plane will be shot at from the ground with a missile.
He listened again for a moment and then said:

– Yes, you heard right, do it now, damn it. He broke off the conversation and then looked at Rolf with a very serious expression.

– It’s probably too late. Flight SK779 is taking off right now.

Outside you could hear an airplane roaring down the runway, and a moment later it was in the air.

Kristian and Tom had raced past the main gate. The big motorcycle sped unbridled south on the coastal road. Apparently Kristian had no intention of slowing down significantly in the long curve that the coastal road formed just behind the main entrance. The motorcycle was lying dangerously low. Seconds later they came to the entrance to the SAS Component parking lot and Kristian braked sharply. Tom immediately spotted the van. The tip of a missile sticking out of the rear end was a terrifying sight. Now he hoped to God that they weren’t too late.

– Stay clear of the rear end of the vehicle, Kristian, he called. If we get into the line of fire, we’ll be done for!

Kristian nodded and turned into the parking lot. He accelerated in a wide arc around the van, which was more or less across the marked parking spaces. Shortly afterwards, the powerful motorcycle headlight shone directly into the vans windscreen. They saw a huge man in the passenger seat. He was deeply focused on something he had on his lap. A moment later they were right at the car.

The man suddenly noticed them and looked up with a crazy expression in his eyes. Kristian didn’t know whether to stay on the left side of the van or drive around, but the problem resolved itself when Tom jumped off the motorcycle. He ran resolutely to the passenger side, where the big man was sitting.

Just before the motorcycle appeared, Wahil had been sitting in deep concentration with the laptop on his lap. On the screen he had watched, with bated breath, as the flashing dots began to move towards each other. The plane was accelerating. Now he could hear the engine noise too. The time had come! He had been staring hypnotically at the small blinking dot on the screen that marked the plane. It was moving faster and faster. The two dots got closer and closer: just a few more seconds.

At that moment he was deflected by a strong beam of light that shone directly into the cabin and looked up, startled. At first he couldn’t make out what it was, but then he realized it was a motorcycle. It was coming straight at him. When the motorcycle got to the van, a big black man jumped from the back seat and headed straight to the passenger door. Despite his surprise, Wahil was quick to assess the situation. It would take the man a few seconds to reach the door. Wahil instinctively sensed that the big man was dangerous. If he was to overpower him, he had to focus on the fight. Then he remembered the pistol that he had put back in the glove compartment, but he realized that it was too late for that. The man was already at the door and had his hand on the door handle. He had to act now. Wahil hit the enter key on the laptop. Now there was no turning back. There was no cancellation function. The rocket launch mechanism was irrevocably activated.

At the same moment Tom had the door handle in his right hand. With his left hand he drew his powerful 22mm Buck Mark-John M. Browning pistol from his belt holster.

Wahil dropped the laptop and threw his shoulder against the door. The door flew right into Tom’s face, throwing him off balance. The pistol soared overhead as he stumbled three steps backwards.

Wahil used the brief moment of confusion to jump out of the van. With a feeling of anticipation throughout his body, he launched the attack. He was delighted with the size of his opponent. This fight promised to get exciting.

Beeping signals could be heard from the back of the van. Slowly at first, then faster and faster, and finally they turned into a long howling sound, and suddenly the howling was replaced by an eerie, deep hiss. The rocket left the cargo area of the van with unbelievable acceleration and pulled a curtain of smoke behind it. The boot looked as if it had caught fire.

The two big men seemed to ignore the launch completely. They were totally fixated on each other. Kristian remained seated on the motorcycle. Paralyzed with shock, he watched as the missile suddenly shot out of the back of the vehicle at breathtaking speed. He was sure he could feel the warmth from the burn as it vanished over the Oresund. He was glad he hadn’t raised his visor. The rocket drew a streak of smoke in the sky and created such a bizarre image that Kristian couldn’t take his eyes off it. Less than three seconds after the missile was launched, Flight SK779 boomed over their heads. Kristian looked alternately at the missile and the plane. God Almighty, he thought. What’s going on here? The rocket began to change direction over the Oresund.

Shortly before the missile was launched, flight SK779 had begun to accelerate. It was more than halfway down the runway when suddenly a strange order came over the radio that they should abort their take-off.

– That’s not possible! It is too late for that, replied Captain Anders Svensson.

The plane continued on its way down the runway and was about to take off. If he broke off now, he wouldn’t be able to bring it to a standstill in time. They would plow through the fence and thunder into the road.

– SK779, understood, the confirmation came from the control tower.

– Rotate, said the first officer Jens Petersen with a serious face.

– SK779, it came again from the control tower. We got a message from the police that you might be shoot down … with a missile … well, that’s what they said.

– A missile? What the hell are you talking about? Svensson replied, confused.

– Rotate, repeated Jens Petersen a little louder.

Svensson pulled the rudder back and did not hear if his last question was answered. The front end of the plane rose, and a moment later they were off the ground. Petersen turned to Svensson with a serious face.

– Have they lost their minds completely …

He paused in the middle of a sentence. Both pilots looked stunned out of the window. Less than a hundred yards to their right, something shot into the air. Whatever it was, it held almost the same course as the plane, but its speed was infinitely greater, and in an instant there was a long streak of smoke in the sky far above Saltholm in Øresund.

Captain Anders Svensson reacted quickly and very effectively in this special situation. He pulled the plane sharply to starboard and at the same time pushed the rudder forward. The aircraft was no more than about 300 meters above the ground and stopped climbing. Now they were able to accelerate much faster. The starboard heeling was so steep that all the windows on the right side of the aircraft faced straight down and those on the port side straight up into the dark afternoon sky.

Foreign Minister Svend Krog Petersen sat in a window seat in the first row on the right. Arthur Goldschmidt sat next to him with one of the two secret service agents. The other agent was level with them on the left side of the aisle. Svend Krog Petersen and the ambassador had talked quietly until the plane began to accelerate. Then they both fell silent. Svend Krog Petersen was not particularly keen on traveling by air but accepted it as one of the less pleasant sides of his job. As with most people who don’t like to fly, take-offs and landings in particular made him uncomfortable. He unconsciously held on to the two armrests. He would hold this position until the plane was properly in the air. But although he felt uncomfortable, it kind of reassured him to recognize the different phases of the take off. The front end of the aircraft would take off first, and a moment later the rear wheels would detach from the runway and the aircraft would slowly gain altitude over an extended period. A slight heeling of the aircraft to one side or the other was also part of a normal take-off.

But a severe heeling immediately after take-off was not part of the normal procedure under any circumstances. But that’s exactly what happened without any warning. Several passengers began to scream when the plane suddenly stood vertically in the air on a wing tip. Svend Krog Petersen paid no attention to the other passengers. He was sufficiently busy suppressing his own incipient panic. He looked out the window, startled, and to his great astonishment he looked straight down. Suddenly something down there caught his attention. It looked like a van that was on fire at the far end. He was sure that he saw a cloud of smoke that disappeared under the plane and out of sight. Then the aircraft jerked back to horizontal level but continued to accelerate with great force. Svend Krog Petersen wasn’t sure if he was still breathing.

Tom wasn’t prepared, when the car door was pushed open with so much force. While he was still stumbling backwards, a huge Arab-looking man burst out of the car. The Arab was similar in size and stature to himself and wasted no time. Tom didn’t get a chance to find his pistol. The man would be on him before he could reach it. In the back of his mind Tom heard a series of faint beeps coming from the back of the van. But all he could do now was focus on the immediate danger he was in. The Arab was upon Tom before Tom regained his balance. So he decided to throw himself back the moment the Arab hit his face hard. The blow brushed Tom’s chin without causing any major damage. He rolled backwards and got back to his feet in a miraculous manner. At the same moment the rocket shot out of the back of the van. Both men hesitated briefly, but almost as if on command, they were fully focused on each other and their fight again.

Kristian saw with a mixture of surprise and dismay that the missile turned around somewhere over the Oresund and was now coming back at undiminished speed, straight towards them.
– Watch out! he screamed as loud as he could.

None of the men responded to the warning and Kristian saw the great Arab attack. The missile’s speed exceeded anything Kristian could imagine in his wildest fantasies. They only had a few seconds at most before it got back to where it started and would obviously hit right next to them.

The lucky thing about Captain Anders Svensson’s maneuvers was the fact that he heeled the plane to starboard. The rocket had gained so much speed that in a few seconds it was significantly more than two kilometers from its target. The computer built into the rocket was constantly calculating and had already known before it was launched that the direction was wrong. The target was in the opposite direction. But everything had to be in its right order, even for a guided missile. To be able to maneuver properly, it first had to get into the air and reach a high speed. Only then would it search for its goal.

However, the target with the guiding signal in the hold was no longer within range of the homing electronics in the rocket. But the computer remembered the last position the target had been in before it was disconnected. The missile was now trying to get back to exactly that point. The computer decided to turn to port, in the opposite direction from flight SK779. The missile turned 180 degrees and was now on its way back to a point about fifty yards inside the fence. Had Captain Svensson decided to heel to port, the computer would surely have picked up the signal again and everything would have turned out differently, fatally differently. Likewise, if the control tower had managed to stop the aircraft before take-off, events could have taken an entirely different direction. The missile’s computer would have found its destination on the way back, and the fate of the plane and its passengers would have been sealed. But flight SK779 was now far over Dragør and out of the maximum range of the homing electronics.

Tom could tell by the way the Arab moved that the man was trained in man-to-man combat. So Tom wasn’t going to take any chances. The two men were now facing each other. Somewhere in the background Tom heard a voice scream “watch out!” Then the Arab attacked again. The man’s expression was terrifying, but Tom was never afraid once he got going. He could feel restless before and after a fight, but never during it. In contrast to the first attack, Tom was prepared this time. When the Arab was almost there, he took a quick step to the right and at the same time turned so that the Arab now had his side towards him. Now it was Tom’s turn to attack. For the second time a voice called “watch out!” and at that moment Tom hit the Arab with a violent punch on the left cheekbone. The Arab’s head flew to one side. The blow threw him completely off balance. He stumbled towards the van and reflexively reached for the open back door for support. The door gave way under his weight and he fell onto the asphalt behind the car.
Tom looked over to Kristian and wondered why he was lying flat on the floor. Then suddenly he heard a hissing noise coming closer. He looked up. The missile swooped overhead and struck behind the fence, less than fifty metres from them. The explosion was huge, but the subsequent blast was worse. Tom threw himself down, but hadn’t hit the ground yet, when the air pressure knocked him back up like a piece of paper. It brutally threw him into the side of the van and forced the air out of his lungs. Tom was close to fainting. Only his generally good physical condition and hard training helped him to remain conscious.

Wahil was hiding behind the car. He was still completely dazed after the blow and shook his head to clear it up. The shock wave had tilted the van dangerously, but had not overturned it. Wahil got to his feet slowly and uncertainly and tried to orientate himself. He knew it was all over. The attack had failed.

He couldn’t see the big black man anywhere, and his only thought was to get away. He looked around and saw his motorcycle a little further away in the parking lot, where it was lying overturned. He walked towards it with unsteady steps.

The shock wave had thrown Kristian several meters across the parking lot and his motorcycle fell over as if it were made of cardboard. However, he got back on his feet immediately. The sturdy motorcycle suit and heavy helmet had protected him effectively. He was still in front of the van, but his motorcycle was to his left. He couldn’t see the stranger or Tom and walked around the car to see what had happened. Then he noticed the big Arab staggering towards a motorcycle that was lying on the ground a few meters away. Kristian didn’t know if the Arab was armed, but he wasn’t going to take any unnecessary risks. The real danger had been averted, now the bastard just had to be arrested. He ran to his own motorcycle. With difficulty he got it up and mounted. He turned the ignition key and the powerful engine started immediately. He put the bike into gear and accelerated quickly around the van. The Arab had meanwhile gotten his own motorcycle up and had mounted it. Kristian clenched his teeth and turned up the gas. The heavy motorcycle jumped in the direction of the big Arab.

Wahil reached his motorcycle and got it up. The key was still in the ignition and he turned it. The engine started obediently and Wahil put the bike into gear. Suddenly he was hit in the face for the second time in a few minutes by a strong beam of light. His head was still a little shaken, and it took a few seconds before he realized what was happening. Reflexively he accelerated and tried to escape. He let go of the clutch too quickly, with the result that the little motorcycle bucked like a rodeo horse, and Wahil did an involuntary backflip in the air. Kristian’s heavy motorcycle hit him like a battering ram as he hung upside down in the air. The impact threw him several meters over the paved parking lot, where he fell and did not move.

Tom recovered and carefully got up. He looked around. Then events followed one another so quickly that he could hardly keep track of them. First he spotted the Arab who was now sitting on a motorcycle only a stone’s throw away from him. He was about to run over to him, when Kristian came around the van on his motorcycle. Kristian drove right past him towards the Arab. Then suddenly the Arab’s motorcycle reared up and man and machine parted. The Arab performed a strange somersault backwards in the air and Kristian’s motorcycle rammed him with brutal force. It made a sound like a sledgehammer hitting a sandbag. The Arab was thrown across the asphalt. Kristian’s motorcycle lurched from side to side after the impact and Tom could see that he had apparently given up on getting it back under his control. Instead, he threw himself backwards and to the side and rolled over the asphalt a few times. The motorcycle lurched a good bit further until it finally fell over, slipped a few more meters on its side and then lay still. Kristian was immediately back on his feet, even though he looked a little battered. ‚What a devil,‘ Tom thought to himself and smiled.

He ran to the Arab, who was lying motionless on the ground, kneeled down next to him and examined him for signs of life. Kristian, who had meanwhile arrived, stopped next to Tom and looked over his shoulder.

– He’s breathing, said Tom. But the question is how much longer. I think you broke his neck.

Kristian had experienced enough for one day and felt hugely overwhelmed.

– Is that good or bad? he asked confused.

Tom got up and looked first at Kristian and then at the Arab.
– Let me put it this way, he replied, if I could straighten his neck again, I would like to do it just to be able to see your daring stunt once again.

The missile had torn a large hole in the fence, and through the hole the entire Alpha team was now charging into action with their weapons unlocked.
– Is the situation under control, sir? shouted the foremost man. It was the same man Tom had sent with Yemi from Gerhard’s apartment, something that now seemed to him like an eternity ago.

– It’s damn funny how you always show up when all the fun is over, said Tom with a big grin. The man looked confused and Tom hurried to say:

– I’m just kidding, my boy, I’m just kidding. Call an ambulance for that asshole over there. I have to go back to Zebra Base.
He found his pistol about 25 meters from the car.

(To be continued)

Veröffentlicht von

Stella, oh, Stella

Ich bin gebürtige Deutsche, mit einem Dänen nunmehr seit 1993 verheiratet und in Dänemark lebend. Meine Beiträge erscheinen daher in deutscher Sprache (und nicht in dänischer) und seit 2018 auch in englischer Sprache. … I was born in Germany, have been married with a Dane since 1993 and are living in Denmark. Therefore, my posts are published in German (and not in Danish) and since 2018 in English as well.

2 Gedanken zu „Der Mann aus Teheran, Flughafen Kopenhagen … The man from Tehran, Copenhagen airport“

  1. Als die Rakete in der Luft war, dachte ich mir, nun ist alles vorbei. Den Terroristen ist der Streich gelungen. Doch wie würde die Geschichte dann weitergehen? Dann überlegte ich mir, dass so die Geschichte nicht enden könnte. Dann kam die Lösung mit der blitzschnellen Handlung des Piloten. Es bleiben noch einige Fragen, die die nächste Folge, vielleicht die letzte, beantworten wird. Ich bin gespannt wie eine Flitzebogen.

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    1. Ja, da sind noch ein paar lose Enden, die aufgelöste werden müssen. Die Spannung ist noch nicht ganz vorbei … da ist ja noch Lisbeth, die Akhmael verfolgt und so …
      Was ich spannend und gleichzeitig erschreckend fand war, dass das Ganze völlig anders ausgegangen wäre, wenn der Pilot zur anderen Seite gedreht hätte. Glück? Gut feeling? Viel Zeit zum überlegen hatte er ja nicht …

      Gefällt 1 Person

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