Der Mann aus Teheran
Donnerstag, 9. Februar 2006
Vanløse (Stadtteil von Kopenhagen), 22.05 Uhr
Lisbeth hörte ihren Anrufbeantworter ab, während sie in das kleine Bad ging, um die Zähne zu putzen. Es waren drei neue Anrufe gekommen. Der erste war von Jørgen, der nur Bescheid sagen wollte, dass es in der Dannebrogsgade nichts Neues gab. Er sagte, dass er morgen spätestens um 7.45 Uhr am Flughafen sein würde. Morgen! Sie bekam Gänsehaut, wenn sie daran dachte. Der morgige Tag stand ihr bevor wie eine Art D-Day, ein schreckliches Monster, das da draußen nur darauf wartete, sie zu verschlingen. Sie ermahnte sich selbst, nicht mehr daran zu denken.
Der nächste Anruf war von ihrer guten Freundin Camilla. Sie erzählte aufgeregt, dass sie ein neues Objekt für Lisbeth gefunden hatte. Dieses Mal würde sie nicht enttäuscht sein, versprach Camilla. Er sei ein wirklich netter Kerl, mit einer soliden finanziellen Grundlage und ohne ein Skelett im Schrank. Sie müsse versprechen anzurufen, damit sie ein Treffen planen könne. Lisbeth wusste, dass Camilla es gut meinte, aber ihre ständige Sorge um Lisbeths Junggesellendasein entwickelte sich langsam zu einer Plage. Ich muss mit ihr darüber reden. Das geht so einfach nicht weiter.
Der letzte Anruf kam von Tom. Er wünschte ihr eine gute Nacht und ein auf Wiedersehen bis morgen. Es wird schon alles gut gehen, schloss er. Lisbeth hoffte, dass er recht behielt. Sie schaltete das Licht in der Stube aus, ging ins Schlafzimmer und beeilte sich, in ihren Schlafanzug zu kommen. Sie hatte letzte Nacht schlecht geschlafen, fand aber, dass sie kein Recht zur Klage hatte. Rolf und Tom hatten schließlich überhaupt kein Bett zu sehen bekommen. Innerhalb von fünf Minuten übermannte sie der Schlaf. Aber sie träumte vom Flughafen und die Bilder, die ihr durch den Kopf flackerten, waren alles andere als angenehm. Ein Mann mit buschigem Schnurrbart beugte sich über sie. Er hielt etwas in der Hand und sagte etwas zu ihr. Dann starb sie.
Flughafen Kopenhagen, 22.10 Uhr
– Wer hat denn in deinen Kaffee gespuckt? fragte Birthe. Du siehst aus wie einer, der ein Gespenst gesehen hat. Sie schaute verwundert auf Jesper, der überhaupt nicht reagierte.
– Hallo! Ist jemand zu Hause? insistierte sie weiter.
– Uh, oh, was? Nun, ich meine, tut mir leid, was hast du gesagt? antwortete Jesper mit einem leeren Ausdruck in den Augen.
– Hör, Jesper, was ist denn los mit dir? fragte sie. Du scheinst völlig abwesend zu sein. Ist etwas passiert zu Hause?
– Was? Ich meine, nein, nein, antwortete er verwirrt. Oder ja natürlich, meine ich. Ja, es ist nur so, dass … Er hielt mitten im Satz inne und starrte vor sich hin.
– Es ist nur so, dass was? bohrte sie nach.
– Was? Nun, antwortete er wieder genauso verwirrt wie vorher. Es ist nur so, dass,…Andreas hat, wie heißt das noch gleich, die Masern. Birthe sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an. Masern, dachte sie? Sie wollte ihn gerade darauf aufmerksam machen, dass man Masern also nicht mehr bekam, schließlich wurde man heutzutage als Kind dagegen geimpft, aber irgendetwas hielt sie davon ab. Was auch immer mit Jesper los war, so hatte es bestimmt nichts mit Masern zu tun, davon war sie überzeugt. Ihre Intuition sagte ihr, dass Jesper etwas viel Ernsteres als eine Kinderkrankheit bedrückte. Vielleicht hatte Tine ihn verlassen? Nun, was immer es war, sie würde ihn in Ruhe lassen. Vielleicht würde er ihr später von sich aus etwas erzählen.
– Also dann gute Besserung für Andreas, sagte sie und ging. Jesper sah aus als ob er sie gar nicht hörte. Er fühlte sich krank, kränker als er jemals zuvor gewesen war. Er fror ständig und fühlte sich völlig ausgelaugt. Nachdem der Mann gegangen war, hatte er sich so heftig übergeben müssen, dass er es nicht einmal bis zum Badezimmer geschafft hatte. Danach war er weinend zusammengebrochen.
Er war wieder zum Flughafen zurückgefahren, ohne gegessen zu haben und befand sich in einer Art Trance. Kaum war er wieder zur Arbeit gekommen, als sich der Inhalt seines Darmes plötzlich in flüssige Form verwandelte, und er fast eine halbe Stunde auf der Toilette verbringen musste. Birthe hatte etwas zu ihm gesagt, und er meinte, er hätte ihr geantwortet, aber er war sich nicht ganz sicher. Er spürte einen Kloß in seinem Hals. Er musste zusehen, dass er sich zusammenriss … nein, jetzt musste er wirklich … Er begann wieder zu weinen, aber glücklicherweise war niemand in der Nähe.
Einige Minuten später kamen seine Kräfte langsam wieder zurück und sein Gehirn fing wieder an zu arbeiten. Es gab Hoffnung, wenn auch nur gering, daran musste er sich klammern. Er würde sein Bestes tun, damit sie Tine und die Kinder unverletzt freiließen. Er würde es sich nie verzeihen, wenn er nicht zumindest versuchte, sie zu retten. Mit so einer Schuld zu leben wäre schlimmer als der Tod. Ein verzweifelter Wille stieg in ihm auf und er begann, einen Plan zu schmieden. Er musste damit anfangen herauszufinden, wer morgen um die Zeit des Budapest-Fluges Dienst hatte. Die Verteilung der Aufgaben war sein Job, und er musste die richtigen Leute für die richtigen Aufgaben einteilen.
Er sah auf den Schichtplan und stellte fest, dass es eigentlich gar nicht so schlecht aussah. Wann sollte der Flug abgehen? 16.45 Uhr. Das war ein guter Zeitpunkt mit vielen An- und Abflügen, also einer gewissen Hektik, die es ihm erleichtern würde, seine Aufgabe durchzuführen. Nun, dachte er mit neuer Hoffnung, es war vielleicht doch nicht so unmöglich für ihn, das zu tun, was man von ihm verlangt hatte, ganz und gar nicht unmöglich.
Freitag, 10. Februar 2006
Marseille, 00.10 Uhr
Sarkov bewegte sich unruhig. Er versuchte, seine wachsende Nervosität zu verbergen und gleichzeitig so sachlich wie möglich zu klingen.
– Meine Herren, ich versichere Ihnen, wiederholte er zum dritten Mal, ich weiß es wirklich nicht. Sie müssen verstehen, dass meine Firma ziemlich viele Fahrzeuge im Einsatz hat, und ich kann unmöglich auswendig wissen, wo sie sich alle gerade befinden, aber ich werde die Angelegenheit natürlich gerne untersuchen. Er sah von einem der beiden Agenten zum anderen. Einer saß auf einem Stuhl ihm gegenüber, während der andere neben dem Tisch stand. Nach einer Fahrt mit einer Binde vor den Augen, war er aus dem Auto gezogen worden, anscheinend in einer Kellergarage. Er hatte nicht genau gewusst, wo er sich befand, aber er war ziemlich sicher gewesen, noch in oder nahe Marseille zu sein. Sie waren nicht lange genug mit ihm gefahren, um sich weit von der Stadt zu entfernen.
Die beiden Männer hatten ihm erst die Binde von den Augen genommen, als der Wagen anhielt. Ohne weiteren Kommentar hatten sie ihn aus dem Auto gezerrt und in einen Aufzug gestoßen. Sie waren drei Stockwerke hochgefahren. Dort war er in einen Raum geführt worden. Dem Aussehen nach handelte es sich um ein Verhörzimmer. In der Mitte des Raumes stand ein Tisch mit zwei Stühlen. An einer Wand hing ein großer Spiegel. Sie hatten ihn allein im Zimmer gelassen und er war von bösen Vorahnungen geplagt worden. Trotz seiner lauten Proteste hatten sie ihm seinen Koffer weggenommen. Der Inhalt des Koffers war nicht kompromittierend, aber er enthielt unter anderem seine Medizin. Nach, wie es ihm vorgekommen war, einer Ewigkeit, in Wirklichkeit aber kaum mehr als ein paar Minuten, waren die beiden Männer zurückgekehrt. Sie hatten nicht weiter Zeit verschwendet und ihm geradeheraus gesagt, dass sie wüssten, dass er ein verdammter Waffenhändler war, und dass er klug daran täte zu kooperieren.
– Wer fährt mit dem Auto in Lyon herum? hatte einer der Männer gefragt. Das war die Frage gewesen, die Sarkov nun zum dritten Mal beantwortet hatte.
– Ich glaube, Sie verstehen den Ernst dieser Sache nicht, Monsieur Sarkov, fuhr der Mann fort. Wir können Sie für eine unglaublich lange Zeit einsperren, und wir brauchen sie noch nicht einmal über Ihre Rechte aufzuklären, weil jemand wie Sie nämlich überhaupt keine Rechte hat.
– Ich verlange, mit meinem Anwalt zu sprechen, sagte Sarkov empört. Und ich muss darauf bestehen, dass Sie mir meinen Aktenkoffer zurückgeben. Sie haben kein Recht dazu, mich gegen meinen Willen festzuhalten. Der eine Agent sprang von seinem Stuhl auf und stellte sich vor Sarkov. Sarkov wurde durch die plötzliche Bewegung erschreckt und lehnte sich in seinem Stuhl zurück so weit er konnte. Der Agent beugte sich nach unten bis sein Gesicht sich nur wenige Millimeter vor Sarkovs befand.
– Sie haben Recht auf einen Scheißdreck, Sarkov, brüllte er ihn an. Sie sind ein Insekt, und wir können verdammt noch mal mit Ihnen tun, was wir wollen, ist das klar? Sarkovs Herz schlug panisch und er wurde ganz trocken im Mund.
– Nun, wir können doch sicherlich in aller Ruhe darüber sprechen, versuchte er mit zitternder Stimme, und ich brauche meine… Beide Agenten ignorierten seine Proteste, und einer von ihnen legte seinen Mund an sein Ohr.
– Jetzt tun Sie zum Teufel, was wir Ihnen sagen, ist das klar? schrie er direkt in Sarkovs Ohr. Wer fährt mit dem Auto herum? Sarkov wollte abwehrend die Hände heben, aber der andere Agent griff seine Arme und hielt sie fest.
– Antworten Sie, Sarkov, sonst können Sie für immer Abschied von Ihrem Koffer und seinem gesamten Inhalt nehmen, brüllte er. Sarkovs Herz schlug jetzt so heftig, dass er das Gefühl hatte, es würde ihm aus der Kehle springen. Er versuchte, die Hände frei zu bekommen, um seine Krawatte zu lockern, aber der Agent ließ ihn nicht los. Plötzlich war er im Zweifel darüber, wo er sich befand und was geschah. Er fühlte Schmerzen in der Herzgegend und im linken Arm. Sein Gesicht verfärbte sich, und sein Atem ging kurz und stoßweise. Schweiß sprang ihm auf die Stirn, und seine Augen verschleierten sich.
Die beiden Agenten starrten einander eine Sekunde lang an, bevor ihnen klar wurde, was da geschah.
– Verdammt, er hat einen Herzinfarkt, rief der eine. Hol ihn aus dem Stuhl und leg ihn auf den Boden. Schnell! Schnell! Er sprang er zur Tür und schlug mit der Faust auf einen roten Schalter. Draußen im Flur ging eine Alarmglocke und einen Augenblick später konnte man eilige Schritte hören. Der zweite Agent kämpfte damit, den großen Mann auf den Boden zu manövrieren. Sarkov zitterte wie Espenlaub und schnappte nach Luft, als er auf dem Boden lag und war fast blau im Gesicht. Die Tür öffnete sich mit einem Ruck, und ein weiterer Agent erschien in der Tür.
– Er hat einen Herzinfarkt bekommen. Ruf einen Krankenwagen. Der Agent entfernte sich im Laufschritt.
Sarkov hatte aufgehört zu atmen und egal wie sehr sich die beiden Agenten mit Wiederbelebungsmaßnahmen abmühten, konnten sie den dicken Mann nicht zur Rückkehr bewegen. Sarkov starb um ein Uhr morgens im EATO-Gebäude in Marseille.
Greve (kleiner Ort an der Küste, ungefähr 15 km südlich von Kopenhagen), 01.25 Uhr
– Wie lange sollen wir sie am Leben erhalten? fragte Mohammad empört. Sie sind doch nur verwöhnte imperialistische Schweine. Die Wärme, die sie in ihrem Haus haben, haben sie von uns gestohlen und der Reichtum, den sie haben, haben sie sich auf Kosten von Millionen von Menschen angeeignet, die in Armut und Hunger leben. Sie sind die Brut des Satans und verdienen es nicht zu leben. Mohammad ging rastlos in dem kleinen Raum auf und ab, den die Stammgruppe etwas südlich von Kopenhagen gemietet hatte. Sadou und Faroukh saßen auf einem altersschwachen Sofa und nickten zustimmend zu Mohammads hitzigem Monolog. Akhmahel saß in einem ebenso dürftigen Sessel und beobachtete sie alle drei. Nach der Entführung in Dragør waren sie mit dem BMW direkt in das Sommerhaus gefahren. Faroukh war erst noch zu einem naheliegendem Jachthafen gefahren, um das Motorrad abzustellen. Wahil würde es zu einem späteren Zeitpunkt benötigen. Tine Berg und ihre beiden kleinen Kinder befanden sich in einem Schlafzimmer nebenan. Die Kinder hatten anfangs viel geweint, aber jetzt waren sie still. Akhmahel nahm an, dass sie schliefen.
Das kann leicht Überhand nehmen, dachte er, als er Mohammad mit den Augen folgte.
– Ist es deine Absicht, der erfolgreichen Durchführung unseres Auftrags Hindernisse in den Weg zu setzen? fragte er kalt. Mohammad erstarrte.
– Beim Propheten, nein, antwortete er nervös. Es ist nur so, dass …
– Hast du kein Vertrauen in die Wahl unseres Anführers, der mir die Leitung dieser Aktion übertragen hat? Setzte Akhmahel unnachgiebig fort.
– Ja, doch, natürlich habe ich Vertrauen, sagte Mohammad. Aber …
– Wenn ich dir sage, dass diese Leute keinen Schaden erleiden sollen, außer wenn es absolut notwendig ist, bist du dann im Zweifel, ob du das respektieren willst oder nicht? fragte Akhmahel weiter.
– Nein, nein, nein, ich bitte um Verzeihung, sagte Mohammad verzweifelt. Es wird natürlich alles so gemacht, wie du sagst. Er war eindeutig verwirrt und rieb sich nervös die Hände. Die anderen sagten nichts, sondern sahen beunruhigt von Akhmahel zu Mohammad. Akhmahel hatte keinen Zweifel, dass jeder von den dreien, ohne zu zögern der Mutter und ihren beiden Kindern die Kehle durchschneiden würde, wenn sie die Gelegenheit dazu bekamen. Und sie würden davon überzeugt sein, der Welt einen Gefallen getan zu haben. Er wusste genau, was sie fühlten. Er konnte sich nicht davon freisprechen, diesen Hass zu teilen, aber seine europäische Erziehung kam hier zur Oberfläche.
Irgendwie glaubte er, dass sein Vater wahrscheinlich verstehen würde, dass er die USA und ihre Verbündeten bekämpfte, und dass es in einem solchen Kampf unweigerlich einige unbeabsichtigte Opfer geben würde. Die Kriege, die die USA in der ganzen Welt führte, brachten auch stets Tod und Verstümmelung tausender unschuldiger Menschen mit sich. Es verging bald kein Tag, ohne dass die Vereinigten Staaten die Zahl der Menschen erhöhte, die sowohl sie als auch ihre scheinbare Freiheit hassten. Aber er war sich sicher, dass sein Vater ihm nie verzeihen würde, wenn er hilflose Frauen und Kinder vorsätzlich ermordete. Er würde es daher niemals bei einer Aktion unter seiner Leitung zulassen.
Er sah zu Faroukh hinüber. Faroukh schien nicht merklich von dem Schicksal, das ihn in ein paar Stunden erwartete, berührt zu sein. Seltsam! dachte Akhmahel. Faroukh sollte in nur wenigen Stunden diese Welt verlassen, und doch schien es nicht so, als ob es ihn besonders bekümmerte. Die Idee, freiwillig in den Tod zu gehen, lag Akhmahel absolut fern. Er konnte sich kaum vorstellen, dass Faroukh es letztendlich wirklich tun würde. Es war bereits mehrfach vorgekommen, dass er Männern und Frauen geholfen hatte, die entschlossen gewesen waren, ihr Leben für die Durchführung eines Angriffs irgendwo auf der Welt zu opfern, aber er wunderte sich jedes Mal aufs Neue darüber.
Er erinnerte sich an den zweiten Brief und wusste, was er zu Ehren Faroukhs zu tun hatte. Er hatte absichtlich das Verlesen des Briefes so lange wie möglich aufgeschoben, weil ihm die Situation fast grotesk erschien. Aber es musste getan werden, und jetzt war ebenso gut, wie jeder andere Zeitpunkt. Außerdem mussten sie dringend das Thema wechseln. Er zog den Brief aus seiner Tasche.
– Wir alle schulden es unserem Bruder Faroukh, ihm eine letzte Ehre zu erweisen, sagte er dramatisch. Mohammed beendete abrupt sein Auf- und Abgehen und es wurde ganz still im Zimmer. Aller Aufmerksamkeit richtete sich auf Akhmahel. Faroukh bewegte sich unruhig auf seinem Stuhl hin und her und seine Augen wurden größer.
– Worte können dem großen Opfer nicht gerecht werden, das unser Bruder Faroukh für uns alle und für unsere Sache zu machen bereit ist, begann Akhmahel und richtete seinen Blick auf Faroukh.
– Ich habe einige Worte unseres großen Anführers hier. Er faltete sorgfältig den Brief auseinander.
– Worte, die dir besser als meine helfen werden und die dir Kraft geben werden, um deine Prüfungen durchzustehen. Er räusperte sich und begann zu lesen: Faroukh Ghafouri, du, mein liebster aller Brüder. Für dich möchte ich diese aufrichtigen und herzlichen Worte zum Ausdruck bringen. Für jeden Krieger, der um unserer heiligen Sache willen im Kampf gegen Satans Weltherrschaft sein Leben verliert, wird es Platz in Allahs unermesslichem Reich geben. Jeder Tod eines heiligen Kriegers ist ein großer Tod, aber der Märtyrertod ist der ehrenvollste Tod von allen. Und für jeden, der freiwillig in den Tod geht, gilt, dass sein Platz in Allahs Reich höher und angesehener sein wird, als der eines jeden anderen.
Der Große Satan hat Verstecke und Wurmlöcher überall, und der Kampf gegen ihn wird noch viele Opfer fordern. Wir alle kennen die Bedeutung deines Opfers für die Durchführung dieses Angriffs auf sein Versteck im hohen Norden. Nirgendwo sollen Satan und seine Brut sich sicher fühlen. Nirgendwo sollen sie der Gerechtigkeit entgehen, die auszuüben Allah uns auferlegt hat. Du, Faroukh Ghafouri, wirst in die Reihen der berühmten Krieger eintreten, der Krieger, die auf allen Schlachtfeldern geehrt werden. In Zukunft soll dein Name uns allen ein Ansporn zur Fortsetzung unseres Kampfes sein. In tiefer Verbundenheit, Osama bin Laden.
Wieder war Akhmahel erstaunt über die Wirkung von Osama bin Ladens Worten. Die Warnung seines Vaters gegen Fanatismus stand in krassem Gegensatz zu dem, was er gerade vorgelesen hatte. Alle drei Männer hatten glänzende Augen, genauso wie gestern, als er ihnen den ersten Brief in Abbas Restaurant in Lübeck vorgelesen hatte. Aber Faroukh hatte jetzt einen fast erschreckend leeren Ausdruck in den Augen. Akhmahel gab den Versuch auf zu verstehen, was in Faroukhs Kopf vor sich ging, und begnügte sich damit, mit Genugtuung festzustellen, dass er offenbar seinen sehr wichtigen Teil des Angriffs durchführen würde, ohne zu zögern.
Flughafen Kopenhagen, 06.15 Uhr
Rolf wurde von dem bestellten Telefonweckdienst aus einem scheinbar traumlosen, an Bewusstlosigkeit grenzenden Schlaf gerissen. Trotzdem und gewohnheitsgemäß sprang er aus dem Bett, duschte schnell und nahm ein Taxi zum Flughafen. Alles in allem hatte er nur eine halbe Stunde gebraucht. Weder Tom noch seine Leute waren zu sehen, was ihn überraschte. Der diensthabende Techniker berichtete, dass sie alle vor ungefähr 15 Minuten zu einem Geländelauf aufgebrochen waren. Rolf ging in die mobile Kommandozentrale und setzte eine Kanne Kaffee auf. Während der Kaffee durchlief, nahm er eine Uniform aus dem Schrank und zog sie an. Auf der Innenseite des Schranks war ein Spiegel angebracht, in dem er sich ausgiebig betrachtete, während er mit geübten Fingern die Krawatte band. Zum Schluss nahm er eine Mütze aus dem obersten Fach des Schranks, steckte sie sich unter den Arm und schloss die Tür.
Er hatte sich gerade eine Tasse Kaffee eingeschenkt, als Lisbeth an die Tür klopfte und sie öffnete. Draußen war es kalt und dunkel, und sie beeilte sich, in den warmen Bus zu kommen. Sie hielt eine Papiertüte in der Hand.
– Guten Morgen, sagte sie und schloss die Tür hinter sich. Sie bemerkte sofort Rolfs Uniform, und ihre eigene Kleidung erschien ihr auf einmal zu informell. Sie wusste, dass sie sich im Laufe des Tages lange Zeit im Abflugterminal des Flughafens aufhalten würde und hatte eine dezente Zivilkleidung gewählt. Sie trug eine blau-weiß gestreifte, langärmelige Bluse, einen hellblauen Schal, ein Paar robuste dunkelblaue Jeans und eine schwarze gefütterte Windjacke mit Kapuze. Unter der Jacke hatte sie den Schulterhalfter mit ihrer Dienstpistole befestigt. Das Magazin saß bereits im Schaft, aber die Waffe war gesichert.
– Meine Güte, wie siehst du flott aus, sagte sie. Ich habe dich ja noch nie in Uniform gesehen. Hätte ich mich auch formell kleiden sollen? Er ging ihr lächelnd entgegen.
– Nein, nein, überhaupt nicht, antwortete er. Das ist nur fürs Briefing gleich. Ich ziehe mich hinterher wieder um. Ich habe Kaffee gekocht, Menschenkaffee, kein schwarzes Gift. Was hast du Spannendes mitgebracht? Lisbeth legte die Tüte auf den Tisch.
– Dänisches Frühstück in seiner besten Form, antwortete sie. Ein wenig Butter und Käse haben sich auch in die Tüte verirrt.
– Klingt gut, sagte er und rieb sich erwartungsvoll die Hände. Lass uns essen. Wir können über das Briefing sprechen, wenn Tom da ist. Wie sieht dein weiteres Programm aus bis heute Nachmittag?
– Nun, zuerst sind da ja die Briefings. Sowohl gleich im Hangar und später mit Tom, antwortete sie. Und ich habe ein kurzes Treffen mit der Presse am frühen Nachmittag. Der Rest bleibt abzuwarten. Die Tür öffnete sich und Tom kam keuchend in den Wagen.
– Morn! rief er ihnen fröhlich zu und schloss die Tür. Lisbeth schauderte bei seinem Anblick. Trotz der Kälte trug er nur ein Paar dünne Camouflage-Hosen und ein schwarzes T-Shirt. Und trotzdem war sein TShirt schweißnass.
– Guten Morgen, Tom, antwortete sie. Rolf hob lediglich die Hand zum Gruß.
– Sag mal, hast du nicht mehr an, wenn du läufst? fragte Lisbeth. Tom grinste und wischte sich mit einer Hand das Gesicht ab.
– Entschuldigung, Mama, sagte er ironisch, aber nach zehn Kilometern Dauerlauf ist mir immer recht warm. Aber ich werde mich jetzt anständig anziehen.
– Kaffee? fragte Rolf und hob die Kanne hoch.
– Das nennst du Kaffee? antwortete Tom verächtlich. Nein, danke, ich habe vor einer Stunde Kaffee getrunken, richtigen Kaffee. Auf jeden Fall muss ich jetzt unter die Dusche. Ich sehe Euch dann im Hangar. Er wollte die Tür öffnen, hielt aber mitten in der Bewegung inne.
– Apropos Hangar, fuhr er fort. Ich habe gesehen, dass man bereits am Vorbereiten ist. Die schleppen Tische und Stühle an. Soll ich irgendetwas tun, wenn wir uns dort treffen? Rolf kratzte sich nachdenklich am Kinn.
– Nein, ich wüsste nicht was, antwortete er. Wir halten das Informationsniveau hoch, aber nicht zu hoch. Die Details müssen in den einzelnen Gruppen nach dem Briefing geklärt werden. Ich schlage vor, dass ich das Wort führe. Dann könnt Ihr mir zur Seite stehen, wenn ich Fragen beantworte. Ist das o.k.? Lisbeth nickte.
– O.k. für mich, antwortete Tom.
– Gut, dann sehen wir uns drüben, sagte Rolf.
Tom öffnete die Tür.
– Übrigens, vielen Dank für deinen Gute-Nacht-Gruß, Tom, sagte Lisbeth. Ich bin froh, dass du an mich gedacht hast. Tom sah plötzlich verlegen aus. So hatte sie ihn noch nie erlebt.
– Ach, das war doch nichts, antwortete er und blickte auf den Boden. Ich dachte nur, du solltest wissen, dass wir hier für einander da sind. Wie ich schon auf deinen Anrufbeantworter gesprochen habe, es wird schon alles gut gehen. Ohne weitere Worte drehte er sich auf dem Absatz um und stürzte aus der Tür. Rolf und Lisbeth sahen einander an.
– Was hatte das denn zu bedeuten? fragte er. Sie erzählte ihm von der Telefonnachricht.
– Ah, ich verstehe, sagte er mit ironischem Lächeln. Tom ist vielleicht ein wenig überängstlich, wenn es um dich geht. Du hast einen unauslöschlichen Eindruck auf ihn gemacht. Du bist dir hoffentlich im Klaren darüber, dass du sowohl seine als auch meine volle Unterstützung hast. – Ich weiß, antwortete sie. Sie beschloss, ihre Vorahnung zur Sprache zu bringen.
– Rolf, ich weiß nicht, ob es richtig ist, es hier zu erwähnen, aber ich habe von Zeit zu Zeit eine Art Vorahnung, oder Vision, oder wie man es nun nennen will. Auf jeden Fall kommt es immer in Bildern zu mir. Rolf sah sie überrascht an.
– Ich bin nie ganz sicher, ob es sich um etwas handelt, was ich ernst nehmen sollte, fuhr sie fort, aber … nun ja, so ist das. Sie hielt inne und schaute Rolf an, als ob sie versuchte, eine Reaktion von seinem Gesicht abzulesen.
– Erzähl es mir, Lisbeth, sagte er. Sie berichtete von ihrem Erlebnis im Auto nach dem Treffen mit Antonsen im Polizeipräsidium, aber nicht von ihrem Traum. Der machte einfach keinen Sinn. Rolf nickte nachdenklich.
– Ich bin nicht ungeneigt, solchen Vorahnungen meine volle Aufmerksamkeit zu schenken, antwortete er nach einer Weile. Einige Leute haben tatsächlich eine Gabe, also warum nicht du? Das Problem im Moment ist nur, dass wir nichts tun können. Tom wird es kaum ernst nehmen, und wir können uns jetzt nicht verstecken. Das Einzige, was wir tun können ist, die Situationen im Auge zu behalten, in deren Richtung deine Vorahnungen gehen. Aber das wird wahrscheinlich schwierig werden, wenn nicht gar unmöglich. Er legte seine Hand auf ihren Arm.
– Aber ich bin sehr froh, dass du es mir erzählt hast, Lisbeth. Sie fühlte sich erleichtert, die Bürde, wie sie es empfand, mit ihm geteilt zu haben.
– Danke, Rolf, antwortete sie. Aber denkt nicht, dass ich plötzlich zusammenbreche oder so etwas. Das tue ich garantiert nicht. Solange ihr kämpft, kämpfe ich auch.
Rolf nickte zustimmend.
– Lisbeth, sagte er mit Ernst in seiner Stimme, du kannst sicher sein, dass weder Tom noch ich im Mindesten bezweifeln, dass du der Aufgabe voll gewachsen bist. Ich persönlich weiß mit Sicherheit, dass du wahrscheinlich noch weiterkämpfst, wenn selbst die Besten bereits das Handtuch in den Ring geworfen haben. Und für eine Gruppe wie die unsere ist es wichtig, dass wir alle ständig die Gewissheit haben, uns voll und ganz aufeinander verlassen zu können. Sie nickte.
– Lass uns etwas essen, bevor wir in den Hangar gehen, sagte er, um das Thema zu wechseln. Ich möchte gerne eine Viertelstunde vor Beginn da sein.
(Fortsetzung folgt)
ENGLISH
The man from Tehran
Thursday, 9 February 2006
Vanløse (Copenhagen district), 10:05 p.m.
Lisbeth listened to her answering machine as she went into the small bathroom to brush her teeth. There were three new calls. The first was from Jørgen, who just wanted to say that there was nothing new in Dannebrogsgade. He said he would be at the airport by 7.45 am tomorrow at the latest.
Tomorrow! She got goose bumps when she thought about it. Tomorrow was like a kind of D-Day, a terrible monster just waiting out there to devour her. She warned herself not to think about it anymore.
The next call was from her good friend Camilla. She excitedly said that she had found a new item for Lisbeth. This time she wouldn’t be disappointed, Camilla promised. He was a really nice guy with a solid financial foundation and without any skeletons in the closet. She had to promise to call so that she could plan a meeting. Lisbeth knew Camilla meant well, but her constant concern for Lisbeth’s bachelorhood was slowly becoming a nuisance. I need to talk to her about it. It just can’t go on like this.
The last call came from Tom. He wished her a good night and goodbye until tomorrow. Everything will be fine, he concluded. Lisbeth hoped he would be right. She turned off the lights in the living room, went into the bedroom, and hurried to get into her pajamas. She had slept badly last night but felt that she had no right to complain. After all, Rolf and Tom hadn’t seen a bed at all. Sleep overcame her within five minutes. But she dreamed of the airport and the images that flickered in her head were anything but pleasant. A man with a bushy mustache leaned over her. He held something in his hand and said something to her. Then she died.
Copenhagen Airport, 10:10 p.m.
– Who spit in your coffee? asked Birthe. You look like someone who saw a ghost. She looked in amazement at Jesper, who did not react at all.
– Hello! Anyone home? she insisted.
– Uh, oh what? Well I mean I’m sorry what did you say, Jesper replied with a blank expression in his eyes.
– Listen, Jesper, what’s wrong with you? she asked. You seem to be completely absent. Did something happen at home?
– What? I mean, no, no, he replied confused. Or yes, of course, I mean. Yes, it’s just that … He paused in the middle of the sentence, staring straight ahead.
– It’s just that what? she asked.
– What? Well, he replied as confused as before. It’s just that … Andreas has… what do you call it… the measles.
Birthe narrowed his eyes at him. Measles? she thought.
She was about to tell him that measles was no longer a thing, after all, as a child you were vaccinated against it nowadays, but something prevented her from doing so. Whatever was going on with Jesper, it certainly had nothing to do with measles, she was convinced of that. Her intuition told her that something much more serious than childhood illness was oppressing Jesper. Maybe Tine had left him? Well, whatever it was, she would leave him alone. Maybe later he would tell her something of his own accord.
– So, get well soon for Andreas, she said and left.
Jesper looked as if he hadn’t heard her at all. He felt sick; sicker than he had ever felt before. He constantly froze and felt totally rebuffed. After the man had left, he had thrown up with such force that he had failed to walk more than three steps before it toppled out of him. Afterwards, he had broken down and cried. He had driven back to the airport without having anything to eat, and he was in a trance-like state. He had barely gotten back to work before the contents of his gut had suddenly turned into liquid form, and he had spent almost half an hour in the toilet. Birthe had said something to him and he also thought he had answered her, but he wasn’t quite sure. He felt a lump in his throat; somehow he had to pull him self … no, now he really had to … He broke down crying again, but fortunately no one nearby saw him. Five minutes later, his strength slowly began to return and his brain began to function again. There was hope, he thought; he had to cling to the flimsy hope there was, after all. He had to do his utmost to get Tine and the children released unharmed. He would never be able to forgive himself if he didn’t at least try to save them. Living with that guilt would be worse than death. A desperate willpower made its way through him, and his brain cooperated immediately by beginning to devise a plan. He had to start by finding out who was on duty tomorrow at that time. The distribution of tasks was his job, and he had to have the right people placed on the right tasks. He looked at the duty lists and found that it did not look bad at all. When was the departure to be? Oh, yes – 16:45; that was a good time; there would be plenty of arrivals and departures at that time, so there would be hectic activity and he would get easier by performing the assigned task. Well, he thought with renewed hope, it might not be impossible for him to do what he was supposed to do – not at all impossible.
Friday, February 10, 2006
Marseille, 12:10 a.m.
Sarkov moved restlessly in his chair. He tried to hide his growing nervousness while sounding as matter-of-fact as possible.
– Gentlemen, I assure you, he repeated for the third time, I really don’t know. You have to understand that my company has quite a few vehicles in use, and I can’t possibly know by heart where they are all located, but I will of course be happy to investigate.
He looked from one of the two agents to the other. One sat across from him in a chair while the other stood by the table. After being driven blindfolded, he had been pulled out of the car, apparently in a basement garage. He didn’t known exactly where he was, but he had been pretty sure he was still in or near Marseille. They hadn’t driven with him long enough to move far from the city.
The two men had only taken the bandage off his eyes when the car had stopped. Without further comment, they had dragged him out of the car and pushed him into an elevator. They went up three floors. There he was led into a room. It looked like an interrogation room. In the middle of the room was a table with two chairs. A large mirror hung on one wall. They had left him alone in the room and he had been plagued by foreboding. Despite his loud protests, they had taken his suitcase away. The contents of the suitcase were not compromising, but it contained, among others, his medicine. After what seemed like an eternity, but in reality little more than a few minutes, the two men had returned. They hadn’t wasted any time and had told him right of that they knew he was a bloody arms dealer and that he would be wise to cooperate.
– Who drives around in Lyon with that car? one of the men asked.
That was the question Sarkov had just answered for the third time.
– I don’t think you understand the seriousness of this, Monsieur Sarkov, the man continued. We can lock you up for an incredibly long time, and we don’t even need to educate you about your rights because someone like you has no rights at all.
– I wish to speak to my lawyer, said Sarkov indignantly. And I have to insist that you return my briefcase to me. You have no right to hold me against my will.
One agent jumped up from his chair and stood in front of Sarkov. Sarkov was startled by the sudden movement and leaned back in his chair as far as he could. The agent leaned down until his face was only a few inches from Sarkovs.
– You have a right to shit, Sarkov, he yelled at him. You are an insect and we can goddamn do whatever we want with you, is that clear?
Sarkov’s heart panicked and his mouth went dry.
– Well, surely we can talk about it calmly, he tried in a trembling voice, and I need my …
Both agents ignored his protests, and one of them put his mouth to his ear.
– Now you do what the hell we tell you, is that clear? he shouted directly into Sarkov’s ear. Who is driving around in that car?
Sarkov tried to lift his hands, but the other agent grabbed his arms and held them.
– Answer, Sarkov, otherwise you can say goodbye to your suitcase and all of its contents forever, he roared.
Sarkov’s heart was beating so hard now that it felt like it was jumping out of his throat. He tried to get his hands free to loosen his tie, but the agent didn’t let go. Suddenly he was in doubt about where he was and what was happening. He felt a strong pain in his chest and left arm. His face became discolored and his breath was short and intermittent. Sweat sprang up on his forehead, and his sight got hazy.
The two agents stared at each other for a second before realizing what was happening.
– Hell, he is having a heart attack, one called. Get him out of the chair and put him on the floor. Fast! Fast!
He jumped to the door and hit a red switch with his fist. An alarm bell went off in the hallway and a moment later you could hear hurried steps.
The second agent struggled to maneuver the heavy man onto the floor.
Sarkov trembled like aspen leaves and gasped as he lay on the floor and was almost blue in the face. The door jerked open and another agent appeared in the door.
– He has a heart attack. Call an ambulance.
The agent hurried away.
Sarkov had stopped breathing and no matter, how hard the two agents struggled to resuscitate, they couldn’t get the fat man back to life. Sarkov died at one in the morning in the EATO building in Marseille.
Greve (small coastal town, about 15 km south of Copenhagen), 1:25 a.m.
– How long are we supposed to keep them alive? Mohammad asked indignantly. They are just spoiled imperialist pigs. They stole the oil for heating their houses from us and the wealth they have acquired is at the expense of millions of people who live in poverty and hunger. They are the brood of Satan and do not deserve to live.
Mohammad paced restlessly in the main room at the summer house they had rented just south of Copenhagen. Sadou and Faroukh sat on a decrepit sofa and nodded in agreement to Mohammed’s heated monologue.
Akhmahel sat in an equally poor chair and watched them all. After the kidnapping in Dragør, they drove directly to the summer house in his BMW. Faroukh had first gone to a nearby marina to park the motorbike, before he joined them. Wahil would need it later. Tine Berg and her two young children were in a bedroom next door. At the beginning, the children had cried a lot, but now they were silent. Akhmahel assumed that they were sleeping.
This can easily get out of hand, he thought as he followed Mohammad with his eyes.
– Do you intend to put obstacles in the way of successfully completing our mission? he asked coldly.
Mohammad froze.
– By the Prophet, no, he replied nervously. It’s just that …
– Do you have no confidence in our leader who has entrusted me with the management of this action? continued Akhmahel relentlessly.
– Yes, yes, of course I have confidence, said Mohammad. But …
– If I tell you that these people should not be harmed unless absolutely necessary, are you in doubt as to whether you want to respect that or not? Akhmahel asked further.
– No, no, no, I beg your pardon, said Mohammad desperately. Of course, everything will be done as you say.
He was clearly confused and rubbed his hands nervously. The others said nothing but looked worried from Akhmahel to Mohammad. Akhmahel had no doubt that any of the three, without hesitation, would cut the throats of the mother and her two children, if given the opportunity. And they would be convinced that they had done the world a favor. He knew exactly what they were feeling. He couldn’t exonerate himself from sharing this hatred, but his European upbringing came to the surface here. Somehow, he believed that his father would probably understand that he was fighting the United States and its allies, and that there would inevitably be some unintended victims in such a fight. The wars that the United States fought around the world, always brought with it death and mutilation of thousands of innocent people. Not a day passed without the United States increasing the number of people who hated both them and their so-called freedom. But he was certain that his father would never forgive him for deliberately murdering helpless women and children. Akhmahel would never allow that to happen under his leadership.
He looked over to Faroukh. He didn’t seem to be touched by the fate that awaited him in a few hours. Strange! Akhmahel thought. Faroukh was supposed to leave this world in just a few hours, and yet it didn’t seem like he was particularly worried. The idea of voluntarily going to his death was far from Akhmahel. He could hardly imagine that Faroukh would really do it in the end. It had happened several times that he had helped men and women who were determined to sacrifice their lives to carry out an attack anywhere in the world, but he was always amazed about it.
He remembered the second letter from the great leader and knew what he had to do in honor of Faroukh. He had deliberately postponed reading the letter as long as possible, because the situation seemed almost grotesque. But it had to be done, and now was as good as any other time. They also had to change the subject urgently. He pulled the letter out of his pocket.
– We all owe it to our brother Faroukh to pay him one last honor, he said dramatically.
Mohammed abruptly stopped walking up and down and the room fell silent. All attention was focused on Akhmahel. Faroukh moved restlessly in his chair and his eyes widened.
– Words cannot do justice to the great sacrifice that our brother Faroukh is ready to make for all of us and for our cause, Akhmahel began, looking at Faroukh.
– I have a few words from our great leader here.
He carefully unfolded the letter.
– Words that will help you better than mine and that will give you strength to pass your tests.
He cleared his throat and began to read:
Faroukh Ghafouri, you, my dearest of all brothers. For you, I want to express these sincere and warm words. For every warrior who loses his life in the struggle against Satan’s world domination for our holy cause, there will be space in Allah’s immense kingdom. Every death of a holy warrior is a great death, but martyrdom is the most honorable death of all. And for anyone who voluntarily dies, their place in Allah’s kingdom will be higher and more respected than that of anyone else’s.
The Great Satan has hiding places and wormholes everywhere, and the struggle against him will take many more victims. We all know the importance of your sacrifice in carrying out this attack on his hiding place in the far north. Nowhere should Satan and his brood feel safe. Nowhere should they escape the justice that Allah has imposed on us to carry out.
You, Faroukh Ghafouri, will join the ranks of the famous warriors who are honored on all battlefields. In the future, your name shall be an incentive for all of us to continue our struggle.
In deep connectedness, Osama bin Laden.
Again, Akhmahel was amazed at the effect of Osama bin Laden’s words. His father’s warning against fanaticism was in stark contrast to what he had just read. All three men had bright eyes, just like yesterday when he read the first letter at Abbas’s Restaurant in Lübeck. But Faroukh now had an almost frighteningly blank expression in his eyes. Akhmahel gave up trying to understand what was going on in Faroukh’s head and contented himself with the satisfaction that he would obviously do his very important part of the attack without hesitation.
Copenhagen Airport, 6:15 a.m.
Rolf was torn from an apparently dreamless, nearly unconscious sleep by the ordered telephone wake-up service. Nevertheless, as usual, he jumped out of bed, took a quick shower, and took a taxi to the airport. All in all, it had only taken him half an hour. Neither Tom nor his people could be seen, which surprised him. The on-call technician reported that they had all gone for a run about 15 minutes ago.
Rolf went into the mobile command center and started making coffee. As the coffee was brewing, he took a uniform out of the closet and put it on. There was a mirror on the inside of the closet, in which he examined himself carefully, while binding his necktie with practiced fingers. Finally, he took a hat from the top compartment of the closet, tucked it under his arm and closed the door.
He had just poured himself a cup of coffee, when Lisbeth knocked on the door and opened it. It was cold and dark outside, and she hurried to get into the warm bus. She was holding a paper bag.
– Good morning, she said, and closed the door behind her.
She immediately noticed Rolf’s uniform and her own clothes suddenly seemed too informal. Knowing that she would be in the airport departure terminal for a long time during the day, she had chosen subtle civilian clothes. She was wearing a blue and white striped, long-sleeved blouse, a light blue scarf, a pair of sturdy dark blue jeans and a black lined windbreaker with a hood. She had fastened the shoulder holster with her service pistol under the jacket. The magazine was already in place, but the gun was secured.
– Oh, my, how handsome you look! she said. I’ve never seen you in uniform. Should I have dressed formally?
He smiled at her.
– No, no, not at all, he replied. This is only for the upcoming briefing. I will change clothes again afterwards. I made coffee, human coffee, not Tom’s black poison. What did you bring?
Lisbeth put the bag on the table.
– Danish breakfast at its best, she replied. A little butter and cheese also found its way into the bag.
– Sounds good, he said, rubbing his hands expectantly. Let’s eat. We can talk about the briefing when Tom is back. What is your program this afternoon?
– Well, there are the briefings first. Both, in the hangar and later with Tom, she replied. And I have a short meeting with the press in the early afternoon. The rest remains to be seen.
The door opened and Tom entered the bus panting.
– Morn! he called cheerfully to them and closed the door. Lisbeth shivered at the sight of him. Despite the cold, he wore only a pair of thin camouflage pants and a black t-shirt. And yet his shirt was sweaty.
– Good morning, Tom, she replied.
Rolf just raised his hand in greeting.
– Tell me, is that all you are wearing when you run? asked Lisbeth.
Tom grinned and wiped his face with one hand.
– Sorry, mom, he said ironically, but after ten kilometers of running I am always quite warm. But I’m going to dress properly now.
– Coffee? asked Rolf and lifted the jug.
– You call that coffee? Tom replied contemptuously. No thanks, I had coffee an hour ago, real coffee. In any case, I have to take a shower now. Then I will see you in the hangar.
He wanted to open the door but stopped in the middle of the movement.
– Speaking of which, he continued. I have seen that they are already preparing. They are bringing along tables and chairs. Should I do anything when we meet there?
Rolf scratched his chin thoughtfully.
– No, I don’t know what that should be, he replied. I intend to keep the level of information high, but not too high. The details can be clarified in the individual groups after the briefing. I suggest that I do the talking. And then you can support me when I answer questions. Is that o.k.?
Lisbeth nodded.
– O.k. by me, replied Tom.
– Well then, see you over there, said Rolf.
Tom opened the door.
– By the way, thank you for your good night message, Tom, Lisbeth said. I’m glad you thought of me.
Tom suddenly looked embarrassed. She had never seen him like this.
– Oh, that was nothing, he replied, looking at the floor. I just thought you should know we are here for each other. As I said on your answering machine, everything will be fine. Without a word, he turned on his heel and rushed out the door. Rolf and Lisbeth looked at each other.
– What was that supposed to mean? he asked.
She told him about the phone message.
– Ah, I see, he said with an ironic smile. Tom may be a little anxious when it comes to you. You made an indelible impression on him. Hopefully you are aware that you have both his and my full support.
– I know, she replied. She decided to bring up her premonition.
– Rolf, I don’t know if it is right to mention it now, but from time to time I have a kind of premonition, or vision, or whatever you want to call it. In any case, it always comes to me in pictures.
Rolf looked at her in surprise.
– I’m never quite sure, if it is something I should take seriously, she continued, but … well, that’s it.
She paused and looked at Rolf as if trying to get a reaction from his Read face.
– Tell me, Lisbeth, he said.
She reported her experience in the car after meeting Antonsen in the police headquarters, but not her dream. It just didn’t make sense.
Rolf nodded thoughtfully.
– I am not unwilling to pay full attention to such premonitions, he replied after a while. Some people actually have a gift, so why not you? The only problem at the moment is that there is nothing we can do. Tom is hardly going to take it seriously and we can’t hide now. The only thing we can do is keep an eye on the situations in which your forebodings are heading. But that will likely be difficult, if not impossible.
He put his hand on her arm.
– But I’m very glad you told me, Lisbeth.
She felt relieved to have shared the burden.
– Thank you, Rolf, she replied. But don’t think that I will suddenly collapse or anything. I guaranteed will not. As long as you fight, I fight too.
Rolf nodded in agreement.
– Lisbeth, he said seriously in his voice, you can be sure that neither Tom nor I have any doubts that you are up to the task. I personally know for sure that you will probably keep fighting if even the best have already thrown in the towel. And for a group like ours, it is important that we all have the certainty that we can rely on each other completely. She nodded.
– Let’s have something to eat before we go to the hangar, he said to change the subject. I would like to be there a quarter of an hour before it starts.
(To be continued)