Der Mann aus Teheran, Hamburg/ Autobahnausfahrt Châtillon sûr Chalaronne … The man from Tehran, Hamburg/ Châtillon sûr Chalaronne motorway exit

Ganz kurz: irgendwo habe ich angefangen, das Datum verkehrt anzugeben. Wir sind erst beim Mittwoch, dem 8. Februar 2006. Ich werde zurückgehen und es ausbessern.

… Very short: somewhere I started to mention a wrong date. We have only reached Wednesday, 8 February 2006. I will go back and correct the mistake.

CoverDeutsch

Der Mann aus Teheran

Mittwoch, 8. Februar

Hamburg, 21.50 Uhr

Gerhard Müller ging es wirklich schlecht. Der letzte Monat war ein Alptraum für ihn gewesen und er befand sich am Rande eines Nervenzusammenbruchs. Wie war es möglich, dass sich das Leben von hell und vielversprechend an dem einem Tag zur wahren Hölle am nächsten Tag ändern konnte? Verdammt, wie war er bange. Er war nicht sicher, dass er es noch sehr viel länger würde ertragen können. Er hatte den Schweinen gegeben, was sie verlangt hatten. Er hatte gar keine andere Wahl gehabt. Er hatte gehofft, dass sie dann wieder aus seinem Leben verschwinden würden. Aber jetzt stellten sie stattdessen neue Forderungen. Jetzt waren sie nicht mehr mit der Chiffrierung zufrieden, nein, jetzt wollten sie Zugang zu den geheimen, mit einem zusätzlichen Code verschlüsselten Daten haben. ‚Beschaff uns die Codes oder wir schneiden deiner Tochter und deiner Hure von einer Frau die Finger ab‘, hatten sie gedroht. Er fühlte sich so machtlos, wenn sie in dieser respektlosen Art und Weise und in seiner Gegenwart über seine Frau sprachen. Er hatte versucht, ihnen zu erklären, dass er keinen Zugang zu den Codes hatte, aber sie hatten ihm nicht geglaubt, und einer der Männer hatte ihn so hart in den Magen geschlagen, dass er sich erbrochen hatte. Was sollte er tun? Oh, Gott, was sollte er nur tun? Gerhard war eine Art Zauberer auf dem Computer. Er war als System-Ingenieur ausgebildet und arbeitete seit einem halben Jahr für EATO. Er war ein kleiner, zarter Mann um die Mitte zwanzig und sah aus wie ein introvertierter ComputerFreak, was er auch war. Dass er überhaupt einen Freundeskreis besaß, außer den Freunden vom Cyberspace-Chat, war mehr seiner Frau Karin zu verdanken als ihm.

Er dachte daran zurück, wie schon so oft, wie alles begonnen hatte. Er war eines Tages nach Hause kommen, so wie immer, hatte aber sofort gespürt, dass etwas nicht stimmte. Karin, die er über alles in der Welt liebte hatte sich verändert, ja, benahm sich wie eine Fremde. Seine erste unterbewusste Angst war gewesen, dass sie einen anderen gefunden hatte und nicht wusste, wie sie es ihm sagen sollte. Der Gedanke hatte ihn mit einem tiefen Schmerz erfüllt, aber er hatte nicht die geringste Ahnung gehabt, was er dagegen tun sollte. Aber dann war Karin plötzlich in Tränen ausgebrochen und hatte unzusammenhängend über einige Männer berichtet … und von ihrer kleinen Tochter… und dass sie die Polizei nicht rufen durften. Für Gerhard hatte das keinen Sinn ergeben, und er hatte sie für eine lange Zeit einfach nur in den Armen gehalten, bis sie sich so weit beruhigt hatte, dass sie erzählen konnte, was eigentlich passiert war. Sie hatte ihm gesagt, dass sie, wie üblich, für einen Spaziergang mit ihren neugeborenen Tochter im Kinderwagen in den nahe gelegenen Park gegangen war. Sie hatte den Park gerade wieder verlassen wollen, als zwei Männer, die nicht wie Deutsche aussahen, eigentlich überhaupt nicht europäisch, sie aufgehalten hatten. Sie hatte anfangs keine Angst gehabt. Sie hatte einfach angenommen, dass die Männer nach dem Weg fragen wollten. Aber einer von ihnen hatte sie plötzlich von hinten gepackt und seine Hand auf ihren Mund gelegt, damit sie nicht schreien konnte. Hilflos hatte sie mit angesehen, wie der andere Mann ihre Tochter aus dem Kinderwagen nahm und damit drohte, das Mädchen zu töten, wenn Karin schrie. Sie war außer sich vor Angst gewesen und hatte nichts anderes gewagt als sich ruhig zu verhalten, nachdem man sie losgelassen hatte. Sie hatten gefordert, dass sie am nächsten Vormittag zusammen mit ihrem Mann zu einem bestimmten Café kommen sollte. Sie hatten ihr einen Zettel mit einer Adresse in die Hand gesteckt und betonten, dass sie zurückkehren und ihre Tochter töten würden, wenn sie oder ihr Mann nicht gehorchten, oder wenn sie die Polizei riefen. Danach hatte einer der Männer ein Messer an die Kehle des kleinen Mädchens gehalten und eine Schnittbewegung quer über ihren Hals simuliert. Karin war vor Schreck fast in Ohnmacht gefallen und ohne es zu wissen oder zu spüren hatte sie in die Hose gemacht. Schließlich waren die beiden Männer lachend davongegangen. Sie war sich nicht ganz sicher gewesen, aber der eine der beiden war ihr bekannt vorgekommen, obwohl sie keine Ahnung hatte, wo sie ihn getroffen haben sollte.

Gerhard und Karin waren beide am nächsten Tag zu dem Café gegangen, voller Angst vor dem, was sie erwartete. Als sie dort fünfzehn oder zwanzig Minuten gesessen hatten, ohne dass sie angesprochen worden waren, hatten sie geglaubt, dass alles nur ein böser Traum gewesen war und hatten beschlossen, wieder nach Hause zu gehen. Aber gerade als sie aufstehen wollten, war ein Junge kam auf sie zu gekommen und hatte ihnen einen Umschlag gegeben. Gerhard hatte den Jungen fragen wollen, er ihm den Umschlag gegeben hatte, aber er war weggelaufen, bevor er mit ihm sprechen konnte. Der Umschlag enthielt eine Reihe Bilder von ihm selbst bei verschiedenen Anlässen. Er war offensichtlich seit einiger Zeit überwacht worden, und es bestand kein Zweifel daran, dass diese fremden Männern es ernst meinten. Den Bildern waren Anweisungen beigefügt gewesen. Gerhard hatte gewusst, worum es ging, noch bevor er die Anweisungen gelesen hatte. Er hatte nur nicht verstehen können, wie sie herausgefunden hatten, wer er war. Was sie haben wollten hatte Gerhard leicht beschaffen können, aber der Gedanke, ein Verräter zu sein, hatte ihm zu schaffen gemacht. Er hatte jedoch keine Wahl gehabt. Und er hatte auch nicht gewagt, Rolf anzusprechen. Jetzt waren sie noch einen Schritt weiter gegangen und wollten die Codes von ihm haben. Mit dem Schlüssel, den er ihnen gegeben hatte, konnten sie alle Dateien, die sie von der EATO herunterluden lesen, solange sie nicht noch zusätzlich kodiert waren. Mit den Codes könnten sie alles lesen, auch die sensiblen Daten. Wieder fühlte er, dass er keine wirkliche Wahl hatte, er musste es versuchen.

Um an die Codes zu kommen, musste er sich in Rolfs Computer hacken, was ihm nicht schwer fallen würde. Danach würden sie ihn hoffentlich in Frieden lassen. Sein Unterbewusstsein warnte ihn, dass das wahrscheinlich nicht der Fall sein würde, aber was konnte er anderes tun? Er musste Zeit gewinnen, so viel Zeit wie möglich. Er hatte sich gerade an seinen PC gesetzt, als Michael ins Zimmer kam. Er beeilte sich, den Blick abzuwenden. Er schämte sich und konnte Michael nicht in die Augen sehen.
– Hallo, Gerhard! rief Michael quer durch den Raum. Kannst du mal einen Moment kommen? Gerhard sah auf. Michael stand in der Tür und lächelte ihm zu.
– Ja, natürlich! rief Gerhard zurück. Ich muss nur eben einloggen. Er schaute wieder auf die Tastatur.
– Nein, warte damit und komm bitte gleich! rief Michael wieder. Gerhard brach der kalte Schweiß aus und ihm wurde schwindelig. Waren sie ihm auf die Schliche gekommen? Sein Gehirn arbeitete auf Hochtouren. Er hatte nichts vom Büro aus an die Schweine geschickt, nur von seinem Computer zu Hause. Sie konnten nichts entdeckt haben. Verdammt noch mal, war er jetzt paranoid? Er musste sich zusammenreißen, sonst ging alles schief.
– Alles klar, ich komme! rief er zurück. Er stand auf und zwang sich zu lächeln. Michael fand es schwer, seine beginnende Verachtung für Gerhard zu verbergen. Da kam er lächelnd an, als ob es nichts Böses auf der Welt gäbe.
– Rolf will mit uns reden, sagte er, als Gerhard zu ihm gekommen war. Wir müssen uns ein wenig beeilen. Rolf will mit ,uns’ reden, dachte Gerhard. Das kleine Wort ,uns’ beruhigte ihn. Vielleicht ging es nur um eine reine Routinesache. – Na, dann lass uns gehen, antwortete er mit aufgesetzter Munterkeit.

Hamburg, 22.05 Uhr

Gerhard versuchte, gelassen zu wirken, aber innerlich war er vollständig in Aufruhr. Er hatte höflich die Tasse Kaffee abgelehnt, die Rolf ihm angeboten hatte. Er hatte schon genug damit zu tun, seine Hände ruhig zu halten, ohne auch noch eine Tasse zu manövrieren zu müssen. Rolf beobachtete ihn genau. Es war deutlich zu sehen, dass Gerhard Probleme hatte. Er sah schrecklich aus, rieb unruhig seine Hände aneinander, und seine Augen wanderten nervös hin und her. Er musste kurz vor einem Nervenzusammenbruch stehen. Rolf beschloss, sofort mit einem Überraschungsangriff vorzugehen. Er wollte Gerhard keine Zeit geben, seine Gedanken zu sortieren. Er feuerte eine Breitseite ab:
– Gerhard, wir müssen so schnell wie möglich handeln, das verstehst du sicher, begann er. Der Schaden muss so weit wie möglich begrenzt werden. Was du mir jetzt sofort sagen musst ist erstens, wann haben sie zum ersten Mal Kontakt mit dir aufgenommen? Zweitens, wie haben sie Kontakt mit dir aufgenommen? Drittens, welche Druckmittel haben sie angewendet? Viertens, welche Informationen hast du ihnen bis jetzt gegeben? Und fünftens, welche zusätzlichen Informationen, erwarten sie noch von dir?
Er starrte Gerhard direkt in die Augen. Die Wirkung der Breitseite war unglaublich; jede Frage traf Gerhard wie ein Schlag in die Magengrube, und der arme Kerl sank auf seinem Stuhl mehr und mehr in sich zusammen. Michael, der neben ihm saß, war bei dem Überaschungsangriff auch aus der Fassung geraten, streckte aber die Hand nach Gerhard aus, der aussah, als ob er jeden Moment vom Stuhl fallen würde. Panik breitete sich wie ein Lauffeuer in Gerhards Kopf und er kämpfte um Fassung, aber seine Gedanken waren vollkommen zusammenhanglos. Er versuchte verzweifelt, aufrecht zu sitzen und erstaunt auszusehen, aber plötzlich war alles zu viel und er brach vollständig zusammen. Er vergrub sein Gesicht in den Händen und schluchzte herzzerreißend. Mehrere Wochen angesammelter Angst und Sorge fanden ihren Weg ins Freie. Er achtete nicht länger auf seine Umgebung, sondern ließ einfach alles hinausfließen.

Rolf fühlte mit ihm, tat und sagte aber nichts. Dies war ein Prozess, ein langsamer und schwieriger Prozess, der nicht überstürzt werden durfte. Gerhard musste erst alle seine Verteidigungsmechanismen abbrechen und aufgeben, bevor der konstruktive Teil des Gesprächs beginnen konnte. Wenn man bedachte, wie schnell und kräftig der Zusammenbruch gekommen war, musste er für eine lange Zeit unter ungewöhnlich starkem Druck gestanden haben. Michael wusste nicht, ob er etwas sagen sollte oder was er gegebenenfalls sagen sollte und schwieg daher wohlweislich. Nach ein paar Minuten war Gerhard wieder so gefasst, dass er begann in die Realität zurückzukehren. Er wusste, dass das Rennen gelaufen war, und er sehnte sich nur danach, es hinter sich zu bringen und nach Hause kommen, zu Karin. Er begann unzusammenhängend zu sprechen:
– Ich bin… du musst verstehen … Ich wollte ja überhaupt nicht … Nein, niemals … Dann brach er wieder ab. Michael schaute Rolf an, der ihm signalisierte, ruhig zu bleiben. Das Schlimmste war jetzt vorbei, dachte Rolf. Von jetzt an würde es viel einfacher sein. Gerhard fasste sich wieder. Merkwürdigerweise fühlte er, wie sich ein Frieden in seinem Körper ausbreitete, eine Ruhe, wie er sie schon lange nicht mehr gespürt hatte. Er fing ein zweites Mal zu sprechen an; dieses Mal wesentlich mehr zusammenhängend:
– Es tut mir leid, ich kann mich leider nicht mehr an deine Fragen erinnern, aber ich möchte gerne alles von Anfang an erzählen, darf ich das? Er schaute Rolf mit Tränen in den Augen an, der ohne etwas zu sagen nickte. Und dann erzählte Gerhard die ganze Geschichte, von Anfang bis Ende.
– Was geschieht jetzt mit mir? fragte er zum Schluss.

Rolf und Michael hatten schweigend zugehört, ohne ihn zu unterbrechen. Rolf sagte, ohne auf seine Frage zu antworten:
– Gerhard, in deinem Bericht fehlt etwas. Wie haben die herausgefunden, dass du bei uns arbeitest?
– Ich weiß es nicht, sagte Gerhard. Ich habe keine Ahnung. Ich glaube nicht, dass ich selbst jemandem etwas erzählt habe.
– Gerhard, glaub mir, genau das hast du getan, sagte Rolf. du bist dir wahrscheinlich selbst nicht darüber im Klaren, aber trotzdem ist es wichtig, dass wir herausfinden, wann und wie es passiert ist, verstehst du, was ich sage? Rolf sah ihn aufmerksam an und fuhr fort:
– Zu irgendeinem Zeitpunkt hast du jemandem von deiner Arbeit erzählt, vielleicht nur andeutungsweise. Versuch, dich zu erinnern. Hast du jemandem auch nur den allerkleinsten Hinweis gegeben? Gerhard schüttelte den Kopf, begann aber dennoch zurückzudenken, während Rolf seinen Gesichtsausdruck beobachtete. Gerhard dachte eine ganze Zeit lang nach und schüttelte immer wieder leicht den Kopf. Eine Sekunde lang erstarrte er in der Bewegung und seine Augen standen ganz still, aber nur eine Sekunde lang.
– Was dachtest du gerade eben? fragte Rolf.
– Ach, das war sicher nichts, erwiderte Gerhard.
– Sag es mir trotzdem, drängte Rolf.
– Na gut, aber ich glaube wie gesagt nicht, dass es von Bedeutung ist, sagte Gerhard. Mir kam gerade in den Sinn, dass ich meinem Schwager erzählt habe, dass ich mit Anti-Terror-Bekämpfung arbeite, aber ich habe nicht gesagt wo oder wie, und habe ihm auch keine Einzelheiten irgendwelcher Art gegeben. Ich kenne meinen Schwager gut genug, um zu wissen, dass er niemals seiner Schwester drohen oder seiner Nichte Schaden zufügen würde. – Das bezweifle ich nicht, antwortete Rolf. Aber erzähl uns einfach von dem Vorfall. Gerhard sah ein paar Sekunden lang vor sich hin, während seine Augen unruhig umherwanderten. Es schien, als wisse er nicht, wo er beginnen sollte, aber schließlich sagte er:
– Ich glaube wirklich nicht, dass es wichtig ist, aber es war vor etwa einem Monat. Wir waren zusammen einkaufen, mein Schwager Willy, seine Frau, Karin und ich. Wir waren unterwegs Kaffee trinken, seltsamerweise kann ich mich nicht richtig daran erinnern, wo … möglicherweise im … nein, warte, war es vielleicht im …
– Es ist jetzt nicht so wichtig, wo es war, unterbrach Rolf ihn. Erzähl einfach weiter.
– Nun, setzte Gerhard fort, wir begannen über Terrorismus und dergleichen zu sprechen, und Willy sagte er hasse Terroristen und dass sie allesamt ausgerottet werden sollten. Verstehst du, ich bin auf eine Weise einig mit ihm, aber was erreicht man mit all dieser Gewalt? Willy sagte, dass ich überhaupt keinen Einblick hätte, und so erzählte ich ihm von meinem Job. Keine Details natürlich, sondern nur, dass ich in der EDV-Abteilung einer Organisation arbeite, die Terror bekämpft. Ein Lächeln erschien plötzlich um Gerhards Mund.
– Das hat ihm das Maul gestopft. Das Lächeln verschwand plötzlich wieder, und er fuhr fort:
– Aber ich versichere, dass Willy nichts damit zu tun hat. Sein Gesicht erhellte sich und er fuhr fort:
– Er ist übrigens Mitglied einer konservativen Jugendbewegung, du verstehst also, dass Terrorismus weit von allem entfernt ist, an das er glaubt. Rolf konnte nicht umhin, sich über Gerhards naive Annahme zu amüsieren, begnügte sich aber mit den Worten:
– Gerhard, ich glaube wir sind auf dem richtigen Weg. Versuch, an das Café und seine Gäste zurückzudenken. Wer saß in eurer Nähe? Wer saß neben Euch? Gerhard, wer hat euer Gespräch belauscht? Er drückte sich mit Absicht so aus, als ob es feststand, dass jemand das Gespräch belauscht hatte. Sein sechster Sinn sagte ihm, dass es sich wahrscheinlich so verhielt. Er hoffte, dass diese Vorgehensweise Gerhard davon abhalten würde zu überlegen, ob jemand sie belauscht hatte, sondern stattdessen versuchen würde, sich die anderen Gäste ins Gedächtnis zu rufen. Nach Gerhards Ansichtsausdruck zu urteilen, schien die Taktik zu wirken, man konnte förmlich sehen, wie es in ihm arbeitete. Gerhard hatte überhaupt noch nicht in diese Richtung gedacht, und die Möglichkeit, dass sie auf der rechten Spur waren, füllte ihn mit neuer Energie. Er hatte normalerweise ein gutes Gedächtnis. Warum in aller Welt hatte er dann vergessen … Er musste sich doch an den Tag erinnern können … ja, ja, richtig, so war es gewesen … ja, jetzt wusste er es wieder.
– Ich erinnere mich jetzt, rief er fast. Es war im Café ‚Goldener Anker‘ im Hafen. Gerhards wirkte jetzt eifrig, und Rolf hatte das Gefühl, dass der junge Mann die Lösung gefunden hatte. Er versuchte ihn dazu zu ermutigen, fortzufahren, und sagte:
– Ausgezeichnet, Gerhard, ich glaube wirklich, du bist auf dem richtigen Weg, erzähl uns alles, was dir von dem Café-Besuch einfällt.
– Nun, es waren an dem Tag ziemlich viele Leute dort. Wir bekamen einen Platz an einem Tisch am Fenster gleich rechts neben der Tür. Da war nur ein Tisch in unserer Nähe, und … ja, natürlich, am Tisch saßen drei fremd aussehende Männer und eine Frau. Ich meine fremd im Sinne, dass sie wahrscheinlich Einwanderer oder Flüchtlinge waren, aber das kann ich natürlich nicht mit Sicherheit wissen. Er hielt eine kleine Pause und dann ihm plötzlich ein Licht auf.
– Feuer, Feuer … Karin hat ihm Feuer gegeben, rief er fast. Er schaute zwischen Rolf und Michael hin und her, und wiederholte:
– Nun, er bekam Feuer … Entschuldigung!

Ihm wurde auf einmal klar, dass sein Ausbruch wohl nicht viel Sinn machte und er besann sich, bevor er fortfuhr:
– Es war kurz bevor wir gehen wollten, einer der drei … Einwanderer bat um Feuer, und das Seltsame war, dass er Karin ansprach und nicht einen von uns Männern. Das wäre doch das Natürlichere gewesen, würde ich meinen. Meinst du nicht auch? Plötzlich weiteten sich seine Augen, und seine Stimme wurde noch lauter:
– Karin erzählte mir, dass sie glaubte, den einen der beiden Männer, die sie auf der Straße überfielen, schon einmal gesehen zu haben. Das war er, meinst du nicht auch? Das war er!

Rolf saß wieder in seinem Büro und dachte über das soeben Gehörte nach. Es war ohne Zweifel finsterstes Pech, aber sie mussten zusehen, wie sie das Beste aus der Situation machten. Rolf wusste, dass von Zeit zu Zeit ein Mitarbeiter – entgegen der Sicherheitsvorschriften – nicht dichthielt, sie waren schließlich auch nur Menschen, aber es bedurfte doch eines ungewöhnlich großen Pechs, bevor es so schief ging wie für Gerhard und seine Familie. Am ärgerlichsten war, dass die Zellen nun sehr wahrscheinlich wussten, dass man sie beobachtete, und es würde eine Weile dauern, bevor die Überwachungslinien wieder hergestellt waren. Aber es bestätigte auf jeden Fall die Meldung bezüglich CP100, nämlich dass die Zelle in Kopenhagen wusste, dass sie beobachtet wurde. Die Zellen würden sich jetzt sicherlich neu formieren und sich woanders niederlassen. Aber das war andererseits schon mehrmals passiert – aus den unterschiedlichsten Gründen. Aber wie stand es jetzt mit dem, was sich in Kopenhagen zusammenbraute – oder sich möglicherweise zusammenbraute? Würden die Angreifer nun die Aktion abbrechen? Das war nicht zu wissen, aber er musste auf jeden Fall davon ausgehen, dass sie nicht abgeblasen wurde. Verdammter Schlamassel. Er griff zum Telefon und rief Tom an, der auch noch im Gebäude war. Er musste sofort etwas unternehmen.   – Tom hier! kam die vertraute Stimme. Was hast du auf dem Herzen, Rolf? Rolf erklärte ihm die Situation. – Also müssen wir ihn und Karin so schnell wie möglich in Sicherheit bringen, Tom, schloss er. – Völlig einig, Rolf, sagte Tom sofort, und das umgehend. Ich habe nur ein paar Dinge zu erledigen, die nicht aufgeschoben werden können. In etwa einer Stunde bin ich fertig. Dann hole ich den Jungen bei Michael ab und fahre ihn nach Hause. Ich gebe ihm und Karin eine Stunde zum Packen und bringe sie in die sichere Wohnung. Denke nicht mehr daran, alter Junge. – Danke, sagte Rolf. Und Tom, sei so nett und gib mir Bescheid, sobald sie in Sicherheit sind. – Natürlich! antwortete Tom und legte auf. Tom schaute nachdenklich vor sich hin. Armer Kerl, dachte er, warum zum Teufel probiert nicht mal jemand seine Muskeln an mir? Aber er hatte natürlich weder Frau noch Kind, mit denen man ihn erpressen konnte. Er beeilte sich, fertig zu werden.

Autobahnausfahrt Châtillon sûr Chalaronne, 23.10 Uhr

Louis Brésil hielt den Wagen an und stieg aus. Die schmale Ausfahrt war vom Blaulicht mehrerer Polizeiwagen erhellt. Ein Gendarm kam ihm entgegen.
– Guten Abend, Herr Kommissar, begrüßte ihn der Gendarm, hier entlang.
– Hmm, grunzte Brésil verärgert und steckte die Hände in die Manteltaschen. Der Abend war im Eimer, wenn man um halb elf wieder von zu Hause weggeholt wurde, und das nach einer 16 Stunden langen Schicht und weniger als zwei Stunden Pause.
– Was haben Sie gefunden? fragte er den Gendarm.
– Einen Mann, Kommissar, möglicherweise Deutscher, liegt tot in den Büschen hier, sagte der Gendarm und deutete auf ein dichtes Gestrüpp.
– D‘accord, antwortete Brésil. Geben Sie mir die Einzelheiten.
– Das Auto da … Der Gendarm zeigte auf einen alten Honda mit deutschem Nummernschild, der am Straßenrand stand,
–… wurde vor gut einer Stunde von einem Streifenwagen gefunden, Herr Kommissar. Man hat es genauer untersucht, wegen des deutschen Kennzeichens, und dann hat man ihn hier gefunden.
– Gut, danke! antwortete Brésil und ging zu dem Toten. Ein Rechtsmediziner untersuchte den Leichnam im grellen Licht eines Scheinwerfers. Er blickte auf, als Brésil hinzutrat.
– Hallo Louis, grüßte er. Na, haben sie dich wieder rausgejagt?
– Ja, jedes Mal, wenn jemand, der jünger als achtzig ist, hier in der Nachbarschaft stirbt, werde ich rausgezerrt, sagte Brésil. Nun, was gibt es? Ist es lange her?
– Nein, antwortete der Arzt. Es ist in den letzten Stunden passiert, und es ging ziemlich gewalttätig zu. Sein Hals ist gebrochen, und da hat auf jeden Fall jemand nachgeholfen.
– Merde! rief Brésil spontan. Wissen wir, wer er ist?
– Ich habe die Taschen noch nicht überprüft, antwortete der Arzt. Soll ich?
– Nein, mach ich selbst, bist du fertig? fragte Brésil.
– Ja, bin ich, er ist ganz und gar dein, antwortete der Arzt, ironisch. Er packte seine Sachen und verließ den Tatort. Brésil zündete sich eine Zigarette an, ging in die Knie und fing an, den Toten zu untersuchen. In der Innentasche seiner Jacke fand er ein Portemonnaie und eine schnelle Überprüfung des Inhalts ergab, dass der Mann in der Tat Deutscher war, und noch schlimmer, ein Polizist.
– Merde! Sagte er wieder. Nun würden die deutschen Behörden erwarten, dass man sie über die Ergebnisse der Aufklärungsarbeit unterrichtete. Und sie würden ihm ständig auf die Pelle rücken. Er untersuchte den toten Polizisten weiter, ohne etwas von Interesse zu finden. Er wollte gerade wieder aufstehen, als sein Blick auf die Hand des Mannes fiel. Da stand etwas geschrieben. Er nahm die Hand und hielt sie in das Scheinwerferlicht. Er runzelte die Stirn. ‚124RDQ157‘, stand da. Er sagte es ein paar Mal laut, bevor ihm klar wurde, was es war. Seltsam, dachte er, warum hatte der Mann ein französisches Kennzeichen auf die Rückseite seiner Hand geschrieben? War da ein Zusammenhang mit seiner Ermordung hier an einer französischen Autobahn? Er schrieb die Nummer in sein Notizbuch und wollte wieder aufzustehen, als sein Blick auf etwas anderes fiel. Rechts neben dem Toten war der Boden schlammig. Eine deutliche Fußspur war zu sehen. Die Techniker würden sich ganz sicher um alle Einzelheiten kümmern, aber Brésil war über die Größe des Fußabdrucks erstaunt. Der Schuh, der diese Spur hinterlassen hatte, musste so um die Größe 48 sein. Das muss ein großer Mann sein, dachte er, ein sehr großer Mann. Etwas weiter weg war ein Gendarm dabei, etwas zu messen. Brésil nahm an, dass es sich um eine Bremsspur handelte. Er ging hinüber.
– Was haben Sie gefunden? rief er dem Gendarmen zu.
– Das ist merkwürdig, Herr Kommissar, rief der Gendarm zurück. Hier ist mehr als eine frische Bremsspur. Sehen Sie! Der Gendarm deutete auf den Asphalt.
– Können Sie sehen, was ich meine, Herr Kommissar? fuhr er fort. Die eine Spur stammt höchstwahrscheinlich von dem Honda dort drüben. Es scheint, dass der Fahrer mit aller Kraft auf die Bremsen getreten hat. Das Auto ist alt und hat keine ABS-Bremsen, so dass die Spuren deutlich zu sehen sind. Aber hier, ein paar Meter weiter gibt es noch eine Bremsspur und sie stammt von einem größerem Auto als dem Honda. Die Spur sieht merkwürdig aus, Herr Kommissar. Sie können sehen, dass es sich hier um keine normale Bremsspur handelt. Das Auto, von dem sie stammt, hat wahrscheinlich ABS-Bremsen, aber es sieht so aus, als ob die Spuren durch Ausbrechen der Hinterräder entstanden sind. Der muss quer auf der Straße gestanden haben. Ich vermute daher, dass der Fahrer im Honda stark gebremst hat, um einen Zusammenstoß zu verhindern. Was meinen Sie, Herr Kommissar?
– Ja, das klingt plausibel, antwortete Brésil und kratzte sich im Nacken. Vielen Dank! Ich gehe davon aus, dass ich morgen früh einen Bericht auf meinen Schreibtisch liegen habe, nicht wahr? Er ging zu seinem Auto und verließ den Unfallort, ohne eine Antwort abzuwarten. Auf dem Rückweg in die Stadt ging er in Gedanken die Fakten durch. Nach den Bremsspuren zu urteilen, könnte es eine Verfolgungsjagd gewesen sein, die in einem Mord geendet hatte. Oder vielleicht hatte jemand auf der Lauer gelegen, um den Mann zu erwischen. Und dann war es sogar ein Polizist, ein deutscher Polizist noch dazu. Und was hatte es mit dem Kennzeichen auf der Hand des Mannes auf sich? Er rief über Funk die Polizeistation in Lyon an und sprach mit dem Wachthabenden.
– Hier Brésil! Ich möchte gerne ein Kennzeichen überprüft haben, können Sie das erledigen? fragte er und gab dem Wachthabenden die Nummer.
– Aber natürlich, kein Problem, kam die Antwort. Soll es sofort sein, Herr Kommissar? Brésil dachte einen Moment nach, bevor er antwortete:
– Ja, so schnell wie möglich, und geben Sie eine generelle Suchmeldung raus, aber mit besonderem Schwerpunkt auf die Region hier um Châtillon sûr Chalaronne und Lyon. Ich denke, das Auto befindet sich noch hier in der Umgebung.
– Haben Sie noch weitere Einzelheiten für die Suchmeldung, Herr Kommissar? fragte der Wachthabende. Ich meine, worum geht es? Sollten besondere Vorsichtsmaßnahmen ergriffen werden? Verdammt, dachte Brésil aber er antwortete:
– Ja, es geht um den Mord an einem deutschen Polizisten und der Fahrer des gesuchten Wagens ist eine sehr große und gewalttätige Person, höchstwahrscheinlich ein Mann. Er muss als äußerst gefährlich angesehen werden. Er hat dem Deutschen den Hals umgedreht. Brésil fuhr nach Hause. Mit etwas Glück konnte er fünf bis sechs Stunden Schlaf stehlen, bevor er sich wieder um den Fall kümmern musste.

(Fortsetzung folgt)

 

ENGLISH

The man from Tehran

Wednesday, 8 February

Hamburg, 9:50 p.m.

Gerhard Müller was having a really bad time. The last month had been a nightmare for him and he was on the verge of a nervous breakdown. How was it possible that life could change from bright and promising one day to true hell the next day? Damn, he was so scared. He wasn’t sure that he would be able to endure it much longer. He had given the bastards what they had asked for. He felt he had no other choice. He had hoped that they would afterwards disappear from his life again. But they had made new demands instead. Now they were no longer satisfied with the encryption, no, now they wanted access to the secret data encrypted with an additional code. ‚Get us the codes or we’ll cut your daughter’s and your whore of a woman’s fingers off‘, they had threatened. He felt so powerless when they talked about his wife in this disrespectful way and in his presence. He had tried to explain to them that he had no access to the codes, but they hadn’t believed him, and one of the men hit him in the stomach so hard that he vomited. What should he do, oh God, what should he do?

Gerhard was a kind of magician on the computer. He was trained as a systems engineer and had worked for EATO for six months. He was a small, tender man in his mid-twenties and looked like the introverted It-nerd, that he was. It was more thanks to his wife Karin than to himself that he had any friends at all, except for the chat-friends in cyberspace.

As so often before, he was thinking back on how it all had started. He had come home one day, as usual, but immediately felt that something was wrong. Karin, whom he loved above all else in the world, had changed, behaved like a stranger. His first subconscious fear was that she had found someone else and didn’t know how to tell him. The thought had filled him with deep pain, but he had no idea what to do about it. But then Karin suddenly burst into tears and reported incoherently about some men … and about her little daughter … and that they were not allowed to call the police. It made no sense to Gerhard, and he had just held her in his arms for a long time, until she calmed down enough to tell what had actually happened.
She had told him that, as usual, she had gone to the nearby park for a walk with her newborn daughter in a stroller. She had just been about to leave the park when two men who didn’t look like Germans, actually not European at all, stopped her. She hadn’t been scared at first. She had simply assumed that the men wanted to ask for directions. But one of them had suddenly grabbed her from behind and put his hand on her mouth so she couldn’t scream. She had watched helplessly as the other man took her daughter out of the stroller and threatened to kill the girl if Karin screamed. She was terrified and had dared to do nothing more than stay calm after being released from the grip. They had wanted that she and her husband came to a certain café the next morning. They had put a piece of paper with an address in her hand and stressed that if she or her husband disobeyed, or if they called the police, they would return and kill their daughter. Then one of the men held a knife to the little girl’s throat and simulated a cutting movement across her neck. Karin almost fainted from terror and without knowing or feeling it, she had wet her pants. Finally the two men had walked away laughing. She hadn’t been entirely sure, but one of them had looked familiar to her, although she had no idea where she could have seen him.

Gerhard and Karin had both gone to the café the next day, afraid of what to expect. When they had sat there for fifteen or twenty minutes without being spoken to, they thought it was all a bad dream and decided to go back home. But just as they were about to get up, a boy came up to them and gave them an envelope. Gerhard had wanted to ask the boy who had given him the envelope, but he had run away before he could speak to him. The envelope contained a number of pictures of himself on various occasions. He had obviously been under surveillance for some time, and there was no doubt that these strange men were serious. Instructions had been attached to the pictures. Gerhard had known what it was before he read the instructions. He just couldn’t understand how they found out who he was. What they demanded would not be difficult for him to obtain, but he was sick to his stomach at the thought of being a traitor. However, he had had no choice. And he hadn’t dared to speak to Rolf either. Now they had gone one step further and wanted the codes from him. With the encryption key he had given them, they could read all the files they downloaded from EATO, as long as they weren’t additionally encoded. With the codes, they could read everything, including the sensitive data. Again he felt that he had no real choice, he had to try.

In order to get the codes, he had to hack into Rolf’s computer, which would not be difficult for him. After that, they would hopefully leave him alone. His subconscious warned him that this would probably not be the case, but what else could he do? He had to gain time – as much time as possible. He had just sat down by his computer when Michael came into the room. He quickly looked away. He was ashamed and couldn’t look Michael in the eye.

– Hello, Gerhard! Michael called across the room. Can you come here for a moment?

Gerhard looked up. Michael stood in the doorway and smiled at him.

– Yes of course! Gerhard called back. I just have to log in. He looked at the keyboard again.

– No, wait with that, please come right away! Michael called again.

Gerhard started sweating and he became dizzy. Where they on to him? His brain was working at full speed. He hadn’t sent anything to the bastards from the office, only from his home computer. They couldn’t have found anything. Damn it, was he paranoid now? He had to pull himself together, otherwise everything would go wrong.

– All right, I’m coming! he called back. He got up and forced himself to smile.

Michael found it difficult to hide his beginning contempt for Gerhard. There he came smiling, as if there was no problem at all.

– Rolf wants to talk to us, he said when Gerhard came to him. We have to hurry up a bit.

Rolf wants to talk to us, thought Gerhard. The little word, ‚us‘ calmed him down. Maybe it was just a matter of routine.

– Well then, let’s go, he replied with false alacrity.

 

Hamburg, 10:05 p.m.

Gerhard tried to appear calm, but inside he was in turmoil. He had politely refused the cup of coffee that Rolf had offered him. He had enough difficulties trying to keep his hands steady without having to maneuver a cup. Rolf watched him closely. It was obvious that Gerhard was having problems. He looked terrible, restlessly rubbing his hands together, and his eyes wandered nervously. He had to be on the verge of a nervous breakdown. Rolf decided to immediately launch a surprise attack. He didn’t want to give Gerhard time to sort his thoughts. He fired a broadside:

– Gerhard, we have to act as soon as possible, you can understand that, he began. The damage must be limited as much as possible. The first thing you need to tell me now is when did they contact you for the first time? Second, how did they contact you? Third, what kind of pressure did they use? Fourth, what information have you given them so far? And fifth, what additional information do they expect from you?

He stared straight into Gerhard’s eyes. The effect of the broadside was incredible; every question had hit Gerhard like a blow to the stomach, and the poor guy slumped more and more in his chair.

Michael, who was sitting next to him, was also upset by the surprise attack, but managed to reach out for Gerhard, who looked as if he was going to fall off the chair at any moment.

Panic spread like wildfire in Gerhard’s head and he struggled to get a grip, but his thoughts were completely incoherent. He tried desperately to sit upright and look astonished, but suddenly everything was too much for him and he collapsed completely. He buried his face in his hands and sobbed heartbreakingly. Fear and worry accumulated for several weeks found their way out. He no longer paid attention to his surroundings, but simply let everything flow out.

Rolf felt sorry for him but did not say anything. This was a process, a slow and difficult process that should not be rushed. Gerhard had to break down and give up all of his defense mechanisms before the constructive part of the conversation could begin. Given how quickly and vigorously the collapse had come, he must have been under unusually high pressure for a long time.

Michael didn’t know whether he should say something or even what to say, so he kept wisely silent.

After a few minutes, Gerhard was so composed again that he started to return to reality. He knew that the game was over, and he just longed to get it over with and get home to Karin. He started to speak incoherently:

– I am … you have to understand … I didn’t want to … No, never … Then he broke down again.

Michael looked at Rolf, who signaled him to stay calm.

The worst was over now, Rolf thought. From now on it would be a lot easier.

Gerhard finally got a hold of himself. Strangely enough, he felt a peace spreading through his body, a calm that he had not felt in a long time. He started speaking a second time; this time he was much more coherent:

– I’m sorry, I can’t remember your questions, but I would like to tell everything from the beginning, may I? He looked at Rolf with tears in his eyes, who nodded without saying anything. And then Gerhard told the whole story, from start to finish.

– What will happen to me now? he asked at the end.

Rolf and Michael had listened in silence without interrupting him. Rolf said without answering his question:

– Gerhard, something is missing in your report. How did they find out that you work for us?

– I don’t know, said Gerhard. I have no idea. I don’t think I told anyone anything myself.

– Gerhard, believe me, that’s exactly what you did, said Rolf. You may not be aware of it yourself, but it is still important that we find out when and how it happened, do you understand what I am saying? Rolf looked at him attentively and continued:

– At some point, you told someone about your work, maybe only vaguely. Try to remember Did you give anyone the slightest hint?

Gerhard shook his head, but started to think back while Rolf watched his expression. Gerhard thought for a long time and shook his head again and again. He froze for a second and his eyes stood still, but only for a second.

– What were you thinking? asked Rolf.

– Oh, I am sure it was nothing, said Gerhard.

– Tell me anyway, Rolf urged.

– Well, but as I said, I don’t think it matters, Gerhard said. It just occurred to me that I told my brother-in-law that I was working on counterterrorism, but I didn’t say where or how, and I didn’t give him any details of any kind. I know my brother-in-law well enough to know that he would never threaten his sister or harm his niece.

– I don’t doubt that, replied Rolf. But just tell us about the incident.

Gerhard looked in front of him for a few seconds, his eyes moving restlessly. It seemed like he didn’t know where to start, but finally he said:

– I really don’t think it’s important, but it was about a month ago. We were shopping together, my brother-in-law Willy and his wife, and Karin and me. We stopped at a place for coffee – strangely I can’t remember where … maybe in … no, wait, maybe it was in …

– It doesn’t matter where it was now, Rolf interrupted him. Just keep talking.

– Well, Gerhard went on, we started talking about terrorism and the like, and Willy said he hated terrorists and that they should all be exterminated. You see, I kind of agree with him, but what can you achieve with all this violence? Willy said I did not know what I was talking about, so I told him about my job. No details, of course, just that I work in the IT department of an organization that combats terrorism. A smile suddenly appeared around Gerhard’s mouth.

– That shut his mouth. The smile disappeared and he continued:

– But I assure you that Willy has nothing to do with it. His face lit up and he continued:

– By the way, he’s a member of a conservative youth movement, so you understand that terrorism is far from anything he believes in.

Rolf could not help but being amused by Gerhard’s naive assumption, but contented himself with the words:

– Gerhard, I think we are on the right track. Try to think back to the café and its guests. Who was sitting near you? Who was sitting next to you? Gerhard, who overheard your conversation?

He deliberately expressed himself as if it was certain that someone had overheard the conversation. His sixth sense told him that this was probably how it was. He hoped that this would prevent Gerhard from considering whether someone had overheard them, and instead try to recall the other guests. Judging by Gerhard’s expression, the tactic seemed to be working, you could literally see his brain activity.

Gerhard hadn’t thought in that direction at all, and the possibility that they were on the right track filled him with new energy. He usually had a good memory. So why in the world had he forgotten … He had to remember the day … yes, yes, right, it had been like that … yes, now he remembered.

– I remember now, he almost shouted. It was in the ‚Golden Anchor‘ café at the harbor.

Gerhard looked eager now, and Rolf felt that the young man had found the solution. He tried to encourage him to continue and said:

– Excellent, Gerhard, I really think getting to the point now. Tell us everything you can recall from your visit to the café.

– Well, there were quite a few people there that day. We got a seat at a table by the window just to the right of the door. There was only one table near us, and … yes, of course, there were three strange-looking men and a woman at the table. I mean strange in the sense that they were probably immigrants or refugees, but of course I cannot know for sure.

He paused for a moment and then suddenly he looked thunderstruck.

– Light, light … Karin gave him a light, he exclaimed. He looked back and forth between Rolf and Michael, and repeated:

– Well, he got a light … Oh, sorry!
He suddenly realized that his outburst didn’t make much sense, and he collected himself, before he continued:

– It was shortly before we wanted to leave, one of the three … immigrants asked for a light, and the strange thing was that he spoke to Karin and not one of us men. That would have been the more natural thing, I would think. Don’t you agree? Suddenly his eyes widened and his voice grew louder:
– Karin told me that she thought she had seen one of the two men who attacked her on the street before. That was him, don’t you think? That was him!

 

Rolf was back in his office, thinking about what he had just heard. It was the worst of luck, no doubt, but they had to find a way to make the best of the situation. Rolf knew that from time to time, an employee – contrary to safety requirements – would not keep his mouth shut; they were only human after all, but it took an unusually large piece of bad luck for things to go so wrong as it had for Gerhard and his family. The most annoying thing was that the cells now very likely knew they were being watched, and it would be a while before the surveillance were restored. But it definitely confirmed the message regarding CP100, namely that the Copenhagen cell knew it was being observed. The cells would surely be restructured now and settle somewhere else. On the other hand, this had happened several times – for a variety of reasons. But what about what was going down in Copenhagen – or possibly going down? Would the attackers abort the action now? Nobody could know for sure, but he definitely had to assume that the plan was not given up. Damn mess. He picked up the phone and called Tom, who was still in the building. He had to do something immediately.

– Tom here! sounded the familiar voice. What’s on your mind, Rolf?

Rolf explained the situation.

– In other words, we have to get him and Karin to safety as soon as possible, Tom, he concluded.

– I totally agree, Rolf, said Tom without hesitation, and that immediately. I only have a few things to do that cannot be postponed. I’ll be done in about an hour. Then I pick up the kid from Michael and drive him home. I’ll give him and Karin an hour to pack and then take them to the safe apartment. Don’t think about it anymore, old boy.

– Thank you, said Rolf. And Tom, be so kind and let me know as soon as they’re safe.

– Naturally! answered Tom and hung up.

Tom looked thoughtfully in front of himself. Poor kid, he thought, why the hell doesn’t anyone ever try something like that on me? But of course I have no wife or child that they can use to pressure me with. He hurried to get ready.

Châtillon sûr Chalaronne motorway exit, 11.10 p.m.

Louis Brésil stopped his car and got out. The narrow motorway exit was illuminated by the blue lights of several police cars. An officer came towards him.

– Good evening, Superintendent, the policeman greeted him, down here please.

– Hmm, Brésil grunted angrily and stuck his hands in his coat pockets. There was nothing good about an evening, when you were chased away from home at half past ten in the evening after a 16 hour shift and less than two hours break.

– What did you find? he asked the officer.

– A man, Superintendent, possibly German, is lying dead in the bushes here, said the officer, pointing to a thick undergrowth.

– D’accord, answered Brésil. Give me the details.

– The car there …
The gendarme pointed to an old Honda with a German license plate that was standing on the side of the road,
– … was found by a patrol car just over an hour ago, Superintendent. It was examined thoroughly because of the German license plate, and then he was found here.

– Good thank you! answered Brésil and went to the dead man. A medical examiner scrutinized the body in the glare of a headlight. He looked up when Brésil came up.

– Hello Louis, he greeted. Did they chase you out again?

– Yes, every time someone under the age of eighty dies here in the neighborhood, I’m dragged out, said Brésil. Now what’s the story here? Did it happen a long time ago?

– No, the doctor replied. It happened in the past few hours and it was rather violent. His neck is broken, and someone definitely gave a helping hand breaking it.

– Merde! Brésil exclaimed spontaneously. Do we know who he is?

– I haven’t checked the pockets yet, the doctor replied. Should I?

– No, I will do it myself, are you done? asked Brésil.

– Yes, I am, he’s all yours, the doctor replied, ironically. He packed his things and left the scene.

Brésil lit a cigarette, dropped to his knees, and started examining the dead man. He found a wallet in the inside pocket of his jacket and a quick check of the contents revealed that the man was indeed German, and worse still, a policeman.

– Merde! He said again. The German authorities would now expect to be informed of the results of their detecting work. And they would keep pestering him. He continued to examine the dead policeman without finding anything of interest. He was about to get up when his eyes fell on the man’s hand. There was something written on it. He lifted the hand and held it in the spotlight. He frowned. ‚124RDQ69‘, it said. He said it out loud a few times before he realized what it was. Strange, he thought, why had the man written a French license plate on the back of his hand? Was there a connection with his murder here on a French motorway? He wrote the number in his notebook and was about to get up when his eyes fell on something else. The ground to the right of the dead man was muddy. There was a clear footprint. The technicians would certainly take care of all the details, but Brésil was amazed at the size of the footprint. The shoe that had left this mark had to be around size 13½. That must be a big man, he thought, a very big man.

A gendarme a little further away was measuring something. Brésil assumed that it was a skid marks. He went over.

– What did you find? he called to the officer.

– This is strange, Superintendent, the officer called back. There is more than one fresh brake track. Can you see it! The gendarme pointed to the asphalt.

– Can you see what I mean, Superintendent? he continued. One track is most likely from the Honda over there. It seems that the driver stepped on the brakes with all his might. The car is old and has no ABS brakes, so the traces are clearly visible. But here, a few meters further on, there is another brake track and it has been caused by a larger vehicle than the Honda. The trail looks strange, Commissioner. You can see that this is not a normal brake track. The car that made them, probably has ABS brakes, but it looks as if the tracks were caused by the rear wheels breaking out. It must have been standing across the road. I therefore suspect that the driver in the Honda braked hard to prevent a collision. What do you think, Superintendent?

– Yes, that sounds plausible, answered Brésil, scratching his neck. Thank you very much! I’m assuming I will have a report on my desk tomorrow morning, right?

He went to his car and left the scene of the accident without waiting for an answer. On the way back to the city, he went through the facts in his mind. Judging by the skid marks, it could have been a chase that had ended in a murder. Or maybe someone had been on the lookout to catch the man. And then it was even a policeman, a German policeman at that. And what about the license plate on the man’s hand? He radioed the Lyon police station and spoke to the officer on duty.

– Brésil here! I would like to have a license plate checked, can you do that? he asked, giving the number to the guard.

– But of course, no problem, was the answer. Should it be done immediately, Superintendent? Brésil thought for a moment before answering:

– Yes, as soon as possible and issue a general search alert, but with a special focus on the region around Châtillon sûr Chalaronne and Lyon. I think the car is still around here.

– Do you have any further details for the search, Superintendent? asked the officer. I mean, what is it about? Should special precautions be taken?

Damn it, Brésil thought but he replied:
– Yes, it is about the murder of a German police officer and the driver of the searched car is a very big and violent person, most likely a man. He has to be considered as extremely dangerous. He broke the German’s neck.

Brésil drove home. With a little luck, he could steal five to six hours of sleep before having to deal with the case again.

(To be continued)

 

Veröffentlicht von

Stella, oh, Stella

Ich bin gebürtige Deutsche, mit einem Dänen nunmehr seit 1993 verheiratet und in Dänemark lebend. Meine Beiträge erscheinen daher in deutscher Sprache (und nicht in dänischer) und seit 2018 auch in englischer Sprache. … I was born in Germany, have been married with a Dane since 1993 and are living in Denmark. Therefore, my posts are published in German (and not in Danish) and since 2018 in English as well.

6 Gedanken zu „Der Mann aus Teheran, Hamburg/ Autobahnausfahrt Châtillon sûr Chalaronne … The man from Tehran, Hamburg/ Châtillon sûr Chalaronne motorway exit“

  1. Das wird ja immer spannender. Erst die Erpressungsgeschichte vom armen Gerhard und dann die Untersuchung des Tatortes an der Autobahn durch die französische Polizei. Dein Mann ist ein Meister des Details. Ich bin ganz gespannt, wie die Story weitergeht.

    Gefällt 1 Person

    1. I am afraid it won’t be published. We closed our publishing company and are have one for the music now. We want to concentrate on that now. Although my husband has a story to tell from his youth that I would like him so much to write down, but I am not sure he will do it.

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