Der Mann aus Teheran, Lyon/Hamburg /Hannover … The man from Tehran, Lyon/Hamburg/Hanover

CoverDeutsch

 

Der Mann aus Teheran

Mittwoch, 8. Februar 2006

Lyon, 20.55 Uhr

Wahil bog etwa 15 Kilometer nördlich von Lyon zu einer Tankstelle ab. Er nahm den Umschlag, den er von Sarkov bekommen hatte, aus der Tasche und zog ein Bündel Hundert-Euro-Scheine heraus. Der Gedanke daran, dass ihm so viel Bargeld zur Verfügung stand, gab ihm ein Gefühl der Sicherheit, aber er erinnerte sich plötzlich daran, dass er es noch gar nicht gezählt hatte. Er glaubte nicht, dass Sarkov ihn betrügen würde, dafür waren sie zu gute Kunden, aber es konnte ein Fehler passiert oder ein Missverständnis aufgetreten sein. Aber es war alles in Ordnung, er hatte zehntausend Euro. Er rechnete nicht damit, mehr als einen Bruchteil des Geldes zu gebrauchen, aber es gab ihm einen gewissen Spielraum, falls ihm etwas Unvorhergesehenes begegnen sollte. Er tankte fünfzig Liter Diesel und ging in den Laden, um zu bezahlen.

Obwohl er genügend Zeit hatte, um rechtzeitig an sein Ziel zu kommen, beschloss er, nur eine einzige Ruhepause auf dem Weg zu halten, und zwar erst hinter der Grenze, in Deutschland. Wenn alles gut ging, müsste er gegen zwei Uhr morgens Frankreich verlassen. Dann würde er auch wirklich ein paar Stunden Schlaf brauchen, bevor er weiterfuhr. An dem Treffen in Hamburg am nächsten Morgen konnte er nicht teilnehmen, aber das war auch nicht nötig. Er kannte seinen Teil der Operation und würde direkt zum Ziel fahren.

Helmuth Walter war auf dem Weg zurück nach Würzburg im südlichen Deutschland. Er kam aus Lyon, wo er seine Tochter besucht hatte. Er hatte gerade für sein Benzin bezahlt und sich in seinen alten Honda Civic gesetzt, als ein blauer Peugeot Boxer ihm gegenüber an der Dieselsäule hielt. Nicht, dass diese Tatsache an sich bemerkenswert war, aber Helmuths Interesse wurde geweckt, als er den Mann hinter dem Steuerrad sah. Er war ungewöhnlich groß und hatte unverwechselbar arabische Gesichtszüge trotz der Tatsache, dass der größte Teil seines Gesichts mit einem großen, buschigen Bart bedeckt war.
Helmuth war seit fast dreißig Jahren bei der deutschen Polizei beschäftigt und hatte einen sechsten Sinn entwickelt, auf den er sich fest verlassen konnte. Wenn Menschen oder Ereignisse in irgendeiner Form herausstachen, wurde seine Aufmerksamkeit fast von selbst gefangen. Selbst wenn er frei hatte, wie jetzt, arbeitete sein ganzes Wesen wie eine Antenne. Er konnte die Gewohnheit einfach nicht ablegen. Helmuth schüttelte den Kopf über sich selbst und beschloss, seine Neugier zügeln. Das geht mich nichts an, sagte er sich und hätte es fast ausgesprochen.
Er war im Begriff, wegzusehen, als der riesige Mann seine ebenso riesige Hand in die Tasche steckte und einen Umschlag hervorzog. Aus dem Umschlag nahm er ein großes Bündel Hundert-Euro-Scheine, die er zu zählen begann. Das war dann doch zu viel für Helmuth. Alle Warnlampen begannen in seinem Kopf zu blinken. Er versuchte noch einmal, sich einzureden, dass er sich wahrscheinlich keine Sorgen zu machen brauchte, aber sein Instinkt war geweckt und wollte gehört werden. Er war überzeugt, dass dieser Mann näher untersucht werden musste. Er überlegte, was er tun sollte und beschloss, im Auto sitzen zu bleiben, während der Mann tankte. Ein paar Minuten später ging der Mann in den Laden, um zu bezahlen, und Helmuth beschloss, ein Risiko einzugehen.
Als der Mann durch die Glastür in den Laden verschwand, stieg Helmuth aus dem Auto und ging zu dem Kastenwagen. Als er an der Schiebetür auf der rechten Seite des Wagens stand, sah er sich vorsichtig um, bevor er versuchte, die Tür zu öffnen. Sie war nicht abgeschlossen. Er öffnete sie gerade so weit, dass er in den Laderaum sehen konnte. Er blickte sich noch einmal um, bevor er den ganzen Kopf hineinsteckte. In der Mitte auf dem Boden stand eine große Holzkiste.
Der Anblick ließ Helmuth nach Luft schnappen. Er wusste sofort, was in der Kiste war, und die Vorstellung, dass ein großer, arabisch aussehender Mann mit so einem Ding im Laderaum herumfuhr, jagte ihm kalte Schauer über den Rücken. Eine ähnliche Kiste hatte er zuletzt im Hamburger Hafen vor fast vier Jahren gesehen. Die Kiste damals war auf dem Weg zu den amerikanischen Besatzungstruppen in Deutschland gewesen. Er las den Text auf der Seite der Kiste: Verification-No. 37129345-A. Serial No. DA-46-1587GPS. Shipment No. ####. Certificate No. ####.
Sofern die Kiste nicht etwas völlig anderes enthielt, als das, wofür man sie hergestellt hatte, war es ein außerordentlicher Glücksfall, dass der Mann seine Aufmerksamkeit erregt hatte. Der Herstellername stand nicht auf der Kiste, aber Helmuth wusste genau, wer diese Art Dinge produzierte und gerne verkaufte, mit oder ohne Zertifikat. Er machte die Tür schnell wieder zu und eilte zu seinem Wagen zurück. Er musste so schnell wie möglich seine französischen Kollegen benachrichtigen. Seine Hände zitterten ein wenig, als er sein Handy aus der Jackentasche nahm und versuchte, es zu aktivieren, aber nichts passierte. Dann erinnerte er sich daran, dass die Batterie bereits die letzten zwei Stunden ohne Strom gewesen war. Verdammter Mist, das war doch typisch! Er wollte gerade vom Laden aus telefonieren und war im Begriff, aus dem Auto zu steigen, als der Riese in Sicht kam. Jetzt ist es zu spät ist, dachte er ärgerlich und fragte sich, was er tun sollte. Er entschied sich dafür, dem Kastenwagen zu folgen. Er hatte das Gefühl, dass diese Angelegenheit sich in etwas sehr Spannendes entwickeln konnte. Er tat, als er ob er seine Quittung kontrollierte, als der Riese wieder in den Kastenwagen stieg.

Wahil bezahlte für den getankten Diesel und wollte bei dieser Gelegenheit, bevor er weiterfuhr, die Toilette aufsuchen. Man konnte von zwei Seiten zu den Toiletten gelangen, entweder direkt aus dem Laden oder durch einen separaten Seiteneingang. Wahil ging durch den Laden. Als er einen Moment später die Toilette wieder verließ, nahm der jedoch den Seitenausgang. Er war nicht mehr als einen Schritt aus der Tür, als er einen fremden Mann sah, der seinen Kopf in den Lastraum des Kastenwagens steckte. Eine enorme Wut stieg in Wahil auf, und er war im Begriff hinauszustürmen. Mit äußerster Anstrengung gelang es ihm, sich im letzten Moment zu beherrschen. Er trat hastig zurück. Er änderte Taktik und ging durch den Laden und die Glastür zurück. Der Fremde war verschwunden, aber ein alter Honda hielt an der gegenüberliegenden Zapfsäule, und der Fahrer des Wagens gab sich ein wenig zu viel Mühe so auszusehen, als ob er intensiv mit etwas beschäftigt war. Wahil musste gegen den heftigen Drang ankämpfen, den Mann aus dem Auto zu zerren und ihm den Hals umzudrehen, aber er wusste, dass er hier und jetzt nichts tun konnte, es war zu riskant. Er wusste nicht, was er tun sollte und da er keine bessere Idee hatte, beschloss er, wie geplant weiterzufahren. Er musste Zeit gewinnen, um einen Ausweg zu planen. Er stieg in den Wagen und startete. Der Honda setzte sich ebenfalls sofort in Bewegung. Wahil bemerkte, dass der eine Scheinwerfer nicht funktionierte. Da habe ich Glück gehabt, dachte er. Das würde es leichter machen, den Honda im Auge zu behalten. Er fuhr wieder auf die Autobahn in Richtung Norden. Die nächste halbe Stunde fuhr er in einem gleichmäßigen Tempo in Richtung französisch-deutsche Grenze, ohne auch nur einen Moment seinen einäugigen Schatten aus den Augen zu lassen. Er musste sich bald etwas einfallen lassen, sehr bald. Ein schreckeinjagender Gedanke kam ihm. Hatte der Fremde bereits die Polizei gerufen? Er verwarf die Idee schnell wieder. Wenn das der Fall gewesen wäre, hätten sie ihn wahrscheinlich schon längst gestoppt. In Wahils Kopf nahm ein Plan Gestalt an.

Helmuth folgte dem Kastenwagen in sicherem Abstand. Er war nicht schwer von den anderen Autos zu unterscheiden, und von Zeit zu Zeit sorgte er dafür, dass sich ein oder zwei Autos zwischen ihm und seiner ‚Jagdbeute‘ befanden. Er war jetzt recht sicher, dass er nicht entdeckt worden war. Als Vorsichtsmaßnahme wollte er das Kennzeichen des Kastenwagens notieren. Wo zum Teufel findet man ein Stück Papier, wenn man es braucht, dachte er. Er hatte einen Stift in der Tasche, aber nichts worauf er schreiben konnte. Nun, man hat zum Glück immer einen Notizblock zur Hand, dachte er und schrieb die Nummer auf die Rückseite seiner Hand. Die nächste halbe Stunde verging damit, in einem moderaten Tempo in Richtung Norden zu fahren. Der Tacho zeigte rund 120 Kilometer pro Stunde, was eine angemessene Geschwindigkeit für sein mittlerweile recht altes Auto war. Wenn er gezwungen wäre, mehr aufzudrehen, bekäme er Schwierigkeiten. Was sollte er tun, wenn er den Kastenwagen bis an sein Ziel verfolgt hatte? Eines war sicher, er musste auf irgendeine Weise die Polizei verständigen, aber wie? Nun, es würde sich schon eine Möglichkeit bieten.

Wahil beschloss, die nächste Ausfahrt zu nehmen. Er konnte nicht einfach nur weiter nach Norden fahren mit seinem einäugigen Schatten auf den Fersen. Auf der Autobahn konnte er nichts tun, aber auf einer Landstraße bekäme er vielleicht eine Chance. Er sah eine Ausfahrt nach Châtillon sûr Chalaronne, und er entschied, dass jetzt der richtige Moment gekommen war, auf Biegen oder Brechen. Er fuhr ab. Die Ausfahrt verlief in einer langen Rechtskurve mit hoher, üppiger Vegetation, so dass der Kastenwagen fast sofort von der Autobahn aus nicht mehr gesehen werden konnte. Das ist besser als ich zu hoffen gewagt habe, dachte er, und ließ seine Kampfinstinkte die Führung übernehmen. Auf halbem Weg durch die lange Kurve hielt er das Fahrzeug abrupt an, so dass die Hinterräder ausbrachen und der Wagen quer auf der Straße zum Halten kam. Wie ein Tiger sprang er aus dem Auto und verschwand augenblicklich in den Büschen. Er befand sich weniger als zwei Meter von der Straße entfernt, war aber in dem dunklen kühlen Winterwetter in dem Buschwerk nicht auszumachen. Jetzt konnte er nur hoffen, dass nicht noch andere Fahrer auf die Idee gekommen waren, nach Châtillon sûr Chalaronne abzubiegen. Aber er hatte an der Ausfahrt keine anderen Autos abblinken sehen. Es war ein Risiko, das er laufen musste.

Es war Helmuth schon ein wenig eintönig geworden, als der Kastenwagen auf einmal nach rechts blinkte und einen Moment danach in Richtung Châtillon sûr Chalaronne abfuhr. Helmuth verlangsamte ein wenig sein Tempo, um nicht zu dicht heranzukommen, aber nur wenige Sekunden später verließ er selbst die Autobahn. Die Abfahrt beschrieb einen langen, relativ scharfen Bogen, und Helmuth nahm an, dass sie früher oder später zu einer Kreuzung führte. Der Kastenwagen war gleich nach Verlassen der Autobahn aus seinem Blickfeld verschwunden, und nun fürchtete er, dass er vielleicht nicht würde sehen können, ob er nach rechts oder nach links abgebogen war. Verdammt! Sollte sich jetzt alles als nutzlos erweisen? Er trat stärker auf das Gaspedal in der Hoffnung, rechtzeitig um die Kurve zu kommen und zu sehen, in welche Richtung der

Kastenwagen abbog. Plötzlich stand er direkt vor ihm, quer auf der Fahrbahn! Eine Sekunde lang fühlte er nur Schock, bevor er mit voller Wucht den Fuß auf die Bremse knallte.

Von seinem Versteck aus sah Wahil mit Genugtuung, wie der Honda um die Ecke kam, ein wenig zu schnell. Der Fahrer sah plötzlich den Kastenwagen und trat mit voller Kraft auf die Bremse. Der alte Wagen schlingerte gefährlich hin und her, kam aber mit Mühe und Not kurz vor dem Kastenwagen zum Stillstand. Wahil reagierte mit unglaublicher Geschwindigkeit für einen Mann seiner Größe. Er sprang aus dem Gebüsch, lief gebeugt um den Honda herum und erreichte in Rekordzeit die Fahrerseite des Hondas. Er riss brutal die Tür auf und packte den Mann hinter dem Lenkrad. Der Mann sah Wahil direkt in die Augen mit einer Mischung aus Erstaunen und Entsetzen auf dem Gesicht. Mit beiden Armen gestikulierend, versuchte er, etwas auf Deutsch zu schreien, aber er konnte nichts gegen den großen Mann anstellen. Wahil legte beide Arme fest um den Kopf des Mannes und drehte ihm mit einem kräftigen Ruck den Hals um. Es hörte sich an wie ein in ein dickes Handtuch gewickeltes, zerbrechendes Stück Holz. Der Mann zuckte ein paar Mal heftig, bevor er in Wahils Griff völlig schlaff wurde.

Wahil war jetzt krankhaft erregt. Das Gefühl wie der Fremde sich wand und zwischen seinen Händen starb, hatte eine euphorische Wirkung auf ihn. Er zog den Mann schnell in die Büsche, bevor er den alten Honda im Graben auf der gegenüberliegenden Straßenseite abstellte. Es war zum Glück nicht so ungewöhnlich, dass Leute ihre Autos nach einer Panne einfach stehen ließen. Vielleicht konnte es mehrere Tage dort stehen, bevor es jemand für nötig befand, einmal näher hinzusehen. Alles war ungewöhnlich schnell gegangen, und schon ein paar Minuten später war Wahil wieder auf der Autobahn in Richtung Norden. Das ist ein gutes Omen, dachte er, das ist wirklich ein gutes Omen.

Hamburg, 21.10 Uhr

Rolf saß auf dem Rand von Michael Anthonys großem Schreibtisch im Keller des EATO-Gebäudes. Was der EDV-Mann ihm gerade berichtet hatte, gefiel ihm gar nicht. Der Zeitpunkt konnte nicht schlechter gewählt sein.
– Und es besteht kein Zweifel, Michael? fragte er.
– Nein, leider nicht, Rolf, antwortete Michael verärgert über sich selbst. Ich hätte wissen müssen, dass da etwas nicht stimmte. Er zuckte entschuldigend mit den Achseln.
– Nun, um dir eine vollständige Aktualisierung zu geben, so sieht es so aus … Rolf seufzte. Er kannte Michaels vollständige Aktualisierungen nur zu gut und befürchtete, dass die Erklärung seines EDV-Chefs mehr detailliert sein würde als seine Geduld es im Moment ertragen konnte. Für ihn war es interessanter, welche Informationen nach außen gedrungen waren und, nicht zuletzt, durch wen. Aber er entschied sich, Michael in seinem eigenen Tempo erzählen zu lassen.

– … Ich konnte relativ leicht einen Überblick über die Dateien erstellen, die von unserer zentralen Computer-Einheit von außen heruntergeladen wurden, berichtete Michael, und das sind ziemlich viele. Es gibt kein bestimmtes Muster. Es geht um alle Themen zwischen Himmel und Erde. Mit anderen Worten, was die Dateien angeht, zeigt sich ein normales Bild. Aber ganz im Gegenteil, was die Benutzer betrifft. Es gibt tatsächlich eine bestimmte Person, die ins Auge fällt. Es ist schon ungewöhnlich, dass jemand von außerhalb eingeloggt hat, aber das ist nicht das Merkwürdigste. Das wirklich Merkwürdige ist, dass diese Person von Zeit zu Zeit sowohl intern als auch extern eingeloggt war, also gleichzeitig. Sie saß mit anderen Worten und arbeitete an zwei Orten gleichzeitig. Rolf kniff die Augen zusammen.
– Ach, das kann man also? warf er ein. Michael errötete leicht, bevor er den Faden wieder aufnahm.
– Ja, das konnte man leider, in bestimmten Fällen. Aber das man kann natürlich nicht mehr.
– Aha, ich glaube, ich verstehe, sagte Rolf, und beschloss näher zu untersuchen, was sich hinter ‚bestimmten Fällen‘ verbarg. Er sah erwartungsvoll Michael an, aber der war offenbar ganz in seinen eigenen Gedanken verloren, da seine ganze Aufmerksamkeit auf den Flachbildschirm vor ihm gerichtet war.
– Und wer ist es, Michael? fragte Rolf. Michael blickte ihn völlig verwirrt an, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder zurück auf das Gespräch richtete.
– Oh ja, natürlich, rief er peinlich berührt, das habe ich ja noch gar nicht gesagt. Der Pincode ist ohne Zweifel Gerhard Müllers. Rolf verstand plötzlich, warum Michael so abwesend zu sein schien. Gerhard war einer seiner eigenen Mitarbeiter, daher fühlte er sich sicher persönlich von der Situation betroffen.
– Aber, wie gesagt, fuhr Michael fort, ich hätte wissen müssen, dass etwas nicht stimmte, denn Gerhard hat … na ja, wie kann ich es am besten erklären … er hat sozusagen sein Verhalten geändert.
– Sein Verhalten geändert! wiederholte Rolf überrascht. Was zum Teufel soll das denn bedeuten?
– Nun, wie soll ich es sagen, antwortete Michael. Ihm war eindeutig unwohl bei diesem Gespräch. Es ist vielleicht nicht so sehr sein Verhalten, sondern mehr seine Arbeit, die sich verändert hat. Gerhard ist ein Perfektionist, wenn es um seine Arbeit geht. Er liefert nie etwas ab, bevor es nachgeprüft, doppelt geprüft und dann schnell noch einmal überprüft ist, um auf der sicheren Seite zu sein. Aber in letzter Zeit hat er einige, für ihn zumindest, ungewöhnliche Fehler gemacht. Wenn ich darüber nachdenke, schien er tatsächlich ein wenig abwesend oder angespannt zu sein, wenn man mit ihm sprach. Ich muss zugeben, dass ich es als Ärger mit der Familie abgetan habe. Er ist ja gerade Vater geworden, und wir wissen alle, wie das einen Mann verändern kann, nicht wahr?

Rolf war nicht ganz sicher, dass er das wusste, aber es war in diesem Zusammenhang auch nicht besonders relevant. Er hatte einen schlechten Geschmack im Mund. Er konnte nur allzu gut erraten, was sich hinter Gerhards verändertem Verhalten verbarg. Es wies in eine bestimmte Richtung, und über diese Richtung war Rolf alles andere als erbaut.
– Das ist wirklich eine verdammte Schweinerei, sagte er. Wenn das stimmt, was du sagst, dann kann die Angelegenheit viel ernster sein als wir uns vorstellen. Gerhard wird wahrscheinlich erpresst. Michael sah mit Erstaunen Rolf an und wollte etwas sagen, aber Rolf hob seine Hand zum Zeichen, dass er jetzt nicht in seinen Gedanken unterbrochen werden wollte. Nach einer Weile sagte er:
– Nun, wir haben keine Wahl. Wir müssen Gerhard sobald wie möglich sicherstellen. Wann kommt er zur Arbeit?
– Er kommt heute um 22.00 Uhr, das heißt in einer guten halben Stunde, sagte Michael. Ich greife ihn mir, sobald ich ihn sehe.
– Gut, Michael, sagte Rolf. Bring ihn rauf in mein Büro sobald er in die Tür tritt. Michael sah immer noch wie ein Fragezeichen aus, nickte aber trotzdem zustimmend. Rolf wechselte das Thema:
– Wenn ich dich richtig verstanden habe, ist die Sicherheitslücke jetzt geschlossen, nicht wahr?
– Ja, absolut, sagte Michael vorsichtig. Das Einlogg-Problem ist behoben. Man kann nicht an mehr als einem Ort gleichzeitig angemeldet sein. Plötzlich leuchteten seine Augen auf, als er fortfuhr:
– Und ich schlage vor, dass wir die Chiffrierung häufig ändern. Das würde dazu beitragen, dass etwaige Lücken nicht für längere Zeit offen sind. Ich meine nicht, dass man mehr tun kann, ohne den Zugriff weiter einzuschränken.
– Nein, das hört sich vernünftig an, sagte Rolf. Aber wenn das Loch geschlossen ist, dann müssen wir den Zugang zur zentralen Computer-Einheit wieder öffnen.
– Das mache ich sofort, sagte Michael.

Rolf war nachdenklich, als er das CCU verließ. Diese Angelegenheit hatte ihn tief getroffen. Das Informationen aus dem Gebäude gelangt waren, war an sich schon schlimm genug, aber im Moment schien es, dass die schlimmste erdenkliche Situation Wirklichkeit geworden war: ein Mitarbeiter wurde erpresst. Wie in aller Welt war man an Gerhard herangekommen? Man konnte absolut nirgendwo erfahren, wer für EATO arbeitete. Man konnte nicht einmal die Bestätigung bekommen, dass die Organisation überhaupt existierte. Es konnte nur auf eine Art und Weise passiert sein könnte, aber das würde sich bald klären.

Hannover, 21.45 Uhr

Der Flug von Paris nach Hannover verlief reibungslos. Im Wachtturm hatten drei Kreditkarten mit den dazugehörigen PIN-Codes gelegen und Akhmahel hatte sofort dreimal 500 Euro abgehoben. Das musste für jetzt reichen. Kurz danach saß er in einem dunkelblauen BMW 325i der Autovermietung Avis und fuhr in Richtung Hamburg. Er nahm an, dass es eineinhalb bis zwei Stunden dauern würde, um nach Hamburg zu kommen, je nach Verkehrslage. Er stellte das Autoradio auf NDR2, um eventuelle Verkehrsinformationen zu hören. Er fuhr auf die Autobahn A7 in Richtung Norden und gab dem kraftvollen Motor freien Lauf. Bald fuhr er mit einer mehr oder weniger konstanten Geschwindigkeit von 160 Kilometern pro Stunde und fühlte sich wohl in diesem leisen, bequemen Wagen.
Er hatte schon vor einiger Zeit ein Zimmer in einem Mittelklassehotel in Altona gebucht, wo er annahm, dass man ihn in Frieden lassen würde. Er wollte nicht, dass sein Tun und Lassen in der einen Nacht, in der er dort schlief, irgendjemandes Interesse weckte. Das Treffen mit der Gruppe fand bereits am nächsten Morgen um acht Uhr statt, und er wollte gerne genügend Zeit haben, um vorher seine Vorsichtsmaßnahmen zu treffen. Aber im Moment hatte er nichts zu tun und konnte seinen Gedanken freien Lauf lassen.

Er dachte mit großer Zufriedenheit an alle die Informationen, die er besaß. Er wusste, dass sowohl die Hamburger Gruppe als auch die Kopenhagener Gruppe von einem Nachrichtendienst mit Namen EATO überwacht wurden. Er hatte vorher noch nie von der Organisation gehört, aber er vermutete, dass sie eine Art verlängerter Arm der CIA in Europa war. Aber unabhängig davon, wer an ihren Fäden zog, so wusste er, dass EATO sich zurzeit auf etwas vorbereitete. Er hatte sichergestellt, dass sie die Details der Operation nicht kannten und schon gar nicht das Angriffsziel. Er zweifelte allerdings nicht daran, dass sie ihnen bald auf die Spur kommen würden, sobald sie anfingen zwei und zwei zusammenzulegen. Wenn die wüssten, dass sie selber auch überwacht werden, dachte er mit einer gewissen Schadenfreude, wenn die nur wüssten.
Akhmahel war sich im Klaren darüber, dass es ein reiner Zufall gewesen war, ein Glückstreffer, der sie in Verbindung mit einem der EATO-Mitarbeiter gebracht hatte. Aber sie hatten wahrhaftig verstanden, die sich gebotene Chance zu nutzen, und das hatte nichts mit Glück zu tun. Akhmahel schickte anerkennende Gedanken an Yemi Bazargan von der Hamburger Gruppe. Es war sein Verdienst gewesen, dass sie jetzt diese wichtigen Informationen besaßen.
Vor etwas mehr als einem Monat hatte Yemi ein Gespräch zwischen zwei Personen in einem Café in der Hamburger Hafengegend belauscht. Ein Gast, ein junger Mann, hatte völlig offen damit geprahlt, in der EDV-Abteilung einer Organisation zu arbeiten, die sich mit Überwachung von und Kampf gegen den Terror beschäftigte. Yemi hatte sich das Aussehen des Mannes und einer jungen Frau, die er für die Frau oder Freundin des Mannes hielt, gut eingeprägt. Yemi war auch geistesgegenwärtig genug gewesen, dem Paar zu folgen, als es das Café verließ. Und kurz darauf hatte er herausgefunden, wo sie wohnten. Das Paar hatte sich als verheiratet herausgestellt und hatte vor Kurzem eine kleine Tochter bekommen. Danach war es ein Leichtes gewesen, den Mann zu ‚überzeugen‘, ihnen zu helfen, nachdem seine Frau und seine Tochter eines Tages auf der Straße von Yemi und seinem Freund Sadou belästigt worden waren. Beide Männer hatten sich seiner Frau und seiner kleinen Tochter gegenüber äußerst unangenehm aufgeführt und hatten mit ernsten Konsequenzen gedroht, falls sie die Polizei anrief. Der Mann hatte Ihnen bereitwillig eine IP-Adresse und die notwendigen Informationen gegeben, um in den Mainframe Computer der Organisation einzuloggen und, was am wichtigsten war, er hatte sie mit der gültigen Chiffrierung versorgt.
Von da ab waren sie in der Lage gewesen, die Aktivitäten der Organisation in vielen Bereichen zu verfolgen – zumindest so weit wie die Daten nicht noch zusätzlich mit einem Code verschlüsselt waren. Es hatte sich als eine Goldmine an Informationen erwiesen. Akhmahel verließ die Autobahn und fuhr weiter in Richtung Hamburger Stadtzentrum. Genau eine Stunde nach Beginn seiner Reise in Hannover, parkte er das Auto im Innenhof des Hotels und ein paar Minuten später registrierte er sich als Henk Roots aus Holland.

(Fortsetzung folgt)

 

ENGLISH

The Man from Tehran

Wednesday, 8 February 2006

Lyon, 8:55 p.m.

Wahil took an exit to a petrol station about 15 kilometers north of Lyon. He took the envelope that Sarkov had given him from his pocket and pulled out a bundle of hundred-euro bills. The thought of having so much cash at his disposal, gave him a feeling of security. But he suddenly remembered that he didn’t count it yet. He didn’t expect Sarkov to cheat him, they were too good customers for that, but a mistake or misunderstanding could have occurred. But everything was fine, he had ten thousand euros. He didn’t expect to use more than a fraction of the money, but it gave him some leeway if he encountered something unexpected. He filled fifty liters of diesel into the tank and went to the store to pay. Although he had enough time to reach his destination as agreed, he decided to take only one rest on the way, and only after passing the border to Germany. If all went well, he would leave France around two o’clock in the morning. Then he would really need a few hours of sleep before continuing. He couldn’t attend the meeting in Hamburg the next morning, but that wasn’t really necessary. He knew his part of the operation and would go straight to the destination.

Helmuth Walter was on his way back to Würzburg in southern Germany. He came from Lyon, where he had visited his daughter. He had just paid for his gasoline and got into his old Honda Civic when a blue Peugeot boxer stopped at the diesel pillar opposite him. Not that this fact was remarkable, but Helmuth’s interest was aroused when he saw the man behind the wheel. He was unusually huge and had distinctive Arabian features, despite the fact that most of his face was covered with a large, bushy beard. Helmuth had been with the German police for almost thirty years and had developed a sixth sense that he mostly relied on. When people or events stood out in any form, his attention was almost caught automatically. Even when he was off work, like now, his whole being worked like an antenna. He just couldn’t get rid of the habit. Helmuth shook his head over his own alertness and decided to curb his curiosity. It’s none of my business, he thought to himself, and almost said it out load.

He was about to look away when the huge man put his equally huge hand in his pocket and pulled out an envelope. From the envelope he took a large bundle of hundred-euro bills, which he began to count. That was too much for Helmuth. All the warning lights started flashing in his head. He tried again to convince himself that he probably didn’t need to worry, but his instinct was aroused and wanted to be heard. He was convinced that this man was worth investigating more closely. He considered what to do and decided to stay in the car while the man refueled. A few minutes later the man went into the store to pay and Helmuth decided to take a risk. When the man disappeared into the shop through the glass door, Helmuth got out of the car and went to the van. When he stood at the sliding door on the right side of the car, he looked around cautiously before trying to open the door. It was unlocked. He opened it just enough to see into the hold. He looked around again before putting his whole head in. There was a large wooden box in the middle of the floor. The sight made Helmuth gasp. He knew immediately what was in the box, and the idea of a huge, Arabian looking man driving around with such a thing in the boot made him shiver. Last time he had seen a similar box was in the port of Hamburg almost four years ago. At that time the box was on its way to the American occupation forces in Germany.

He read the text on the side of the box: Verification-No. 37129345-A. Serial No. DA-46-1587GPS. Shipment No. ####. Certificate No. ####. Unless the box contained something completely different from what it was made for, it was extremely fortunate that the man had caught his attention. The manufacturer’s name was not on the box, but Helmuth knew exactly who produced and sold these types of things – with or without a certificate. He quickly closed the door and hurried back to his car. He had to notify his French colleagues as soon as possible. His hands trembled a little when he took his cell phone out of his jacket pocket and tried to activate it, but nothing happened. Then he remembered that the battery had been without power for the past two hours. Damn it, that was typical! He decided to make the phone call from the store and was about to get out of the car when the giant appeared. Now it’s too late, he thought angrily, wondering what to do. He decided to follow the van. He felt that the matter could develop into something very exciting. He pretended to check his receipt when the giant got back into the van.

Wahil had paid for the diesel and wanted to use the toilet as well, before he drove on. The toilets could be accessed from two sides, either directly from the shop or through a separate side entrance. Wahil went through the shop. When he left the toilet a moment later, however, he took the side exit. He was no more than a step out of the door when he saw a strange man sticking his head into the van’s boot. An enormous anger rose in Wahil and he was about to storm out. With extreme effort, he managed to control himself at the last moment. He stepped back hastily. He changed tactics and went back and out through the shop door. The stranger was gone, but an old Honda stood at the opposite petrol pump, and the driver of the car tried a little too hard to look as if he was busy with something. Wahil had to fight a violent urge to pull the man out of the car and break his neck, but he knew there was nothing he could do here and now, it was too risky. He didn’t know what to do and since he had no better idea, he decided to continue as planned. He had to gain time to plan a way out. He got in the car and started. The Honda also started moving immediately. Wahil noticed that one headlight was not working. At least one stroke of luck, he thought. This would make it easier to keep an eye on the Honda. He went north again on the motorway. For the next half hour he drove towards the French-German border at a steady pace with full attention on his one-eyed shadow. He had to come up with some kind of idea soon, very soon. A terrifying thought arose in him. Had the stranger already notified the police? He quickly rejected the idea. If that had been the case, they would probably have stopped him long ago. A plan started to take shape in Wahil’s head.

Helmuth followed the van at a safe distance. It was not difficult to distinguish it from the other cars, and from time to time he made sure that there was a car or two between him and his ‚prey‘. He was pretty sure now that he hadn’t been discovered. As a precaution, he wanted to note the number plate of the panel van. Where the hell can you find a piece of paper when you need it, he thought. He had a pen in his pocket, but nothing to write on. Well, luckily you always have a notepad at hand, he thought, and wrote the number on the back of his hand. The next half hour they kept on driving north at a moderate pace. The speedometer showed around 120 kilometers per hour, which was a reasonable speed for his now quite old car. If he were forced to accelerate more, he would be in trouble. What could he do when he had followed the van to its destination, thought? One thing was certain, he had to contact the police in some way, but how? He hoped a possibility would turn up.

Wahil decided to take the next exit. He couldn’t just go further north with his one-eyed shadow on his heels. There was nothing he could do on the motorway, but he might get a chance on a country road. He saw an exit to Châtillon sûr Chalaronne and decided that now was the right time at all costs. He took the exit, which turned out to be a long right-hand bend with high, lush vegetation at the roadside, so that the van was almost no longer visible from the motorway. This is better than I dared to hope for, he thought, and he let his combat instincts take the lead. Halfway through the long curve, he stopped the vehicle abruptly so that the rear wheels skidded sideways, and the car stopped across the road. He jumped out of the car like a tiger and instantly disappeared into the bushes. He was less than two meters away from the road, but practically invisible in the dark, cold winter evening. Now he could only hope that no other drivers had come up with the idea of turning off to Châtillon sûr Chalaronne. But he hadn’t seen any other cars indicate at the exit. It was a risk he had to take.

Helmuth had gotten a little bored already, when the van suddenly signaled to the right and a moment later headed towards Châtillon sûr Chalaronne. Helmuth slowed down a bit so as not to get too close, but only a few seconds later he left the motorway himself. The exit made a long, relatively sharp bend, and Helmuth assumed that sooner or later it would lead to an intersection. The van had disappeared from sight as soon as it had left the motorway, and now he was afraid that he might not be able to see whether it had turned right or left. Damn it! Would everything turn out to be in vain now? He stepped on the accelerator pedal, hoping to get around the bend in time and see which way the van turned. Suddenly the van was right in front of him, across the road! It gave him a shock and he slammed his foot on the brakes with full force.

From his hiding place, Wahil was pleased to see the Honda come around the corner a little too quickly. The driver suddenly saw the van and hit the brakes with full force. The old car lurched dangerously back and forth, but with difficulty it came to a stop just before it hit the van. Wahil reacted with incredible speed for a man of his size. He jumped out of the bushes, moved around the Honda bent down and reached the driver’s side in a few seconds. He tore the door open and grabbed the man behind the wheel. The man looked at Wahil with a mixture of astonishment and horror on his face. Gesturing with both arms, he tried to shout something in German, but there was nothing he could do against the enormous man. Wahil put both arms firmly around the man’s head and turned it with a strong jerk. It sounded like a broken piece of wood wrapped in a thick towel when his neck broke. The man twitched violently a few times before falling completely limp in Wahil’s grasp. Wahil was now morbidly excited. The feeling of the stranger writhing and dying between his hands had a euphoric effect on him. He quickly pulled the man into the bushes before parking the old Honda in the ditch across the street. Fortunately, it was not uncommon for people to leave their cars behind after a breakdown. Perhaps it could stand there for several days before anyone thought it necessary to take a closer look. Everything had happened unusually quickly, and a few minutes later Wahil was back on the motorway heading north. This is a good omen, he thought, this really is a good omen.

Hamburg, 9.10 p.m.

Rolf was sitting on the edge of Michael Anthony’s large desk in the basement of the EATO building. He didn’t like what the IT man had just told him. The timing couldn’t have been worse.

– And there is no doubt, Michael? he asked.

– No, unfortunately not, Rolf, Michael replied angry with himself. I should have known that something was wrong. He shrugged apologetically.

– Well, to give you a complete update, it looks like this …

Rolf sighed. He knew Michael’s full updates too well and was concerned that his IT manager’s explanation would be more detailed than his patience could bear at the moment. It was more interesting for him to determine which information had come out and, last but not least, by whom. But he decided to let Michael tell it at his own pace.

– … It was relatively easy for me to get an overview of the files that were downloaded from the outside by our central computer unit, Michael reported, and there are quite a few. There is no specific pattern. It concerns all possible topics. In other words, when it comes to which files have been downloaded, nothing is unusual. But the opposite is the case, as far as the user is concerned. There is actually a particular person that catches the eye. It’s unusual for this person to login externally, but that’s not the strangest thing. The really strange thing is that from time to time this person has been logged in both internally and externally – simultaneously. In other words, the person was sitting and working in two places at the same time.

Rolf’s eyes narrowed.
– Oh, one can actually do that? he remarked.

Michael blushed slightly before picking up the thread again.
– Yes, unfortunately you could, in certain cases. But you can’t anymore of course.

– Aha, I think I understand, said Rolf, and decided to investigate more closely what ‚certain cases‘ was covering. He looked expectantly at Michael, but he was obviously lost in his own thoughts as all his attention was on the flat screen in front of him.

– And who is it, Michael? asked Rolf.

Michael looked at him in confusion before turning his attention back to the conversation.

– Oh yes, of course, he exclaimed embarrassed, I haven’t said that yet. The pin code is without a doubt Gerhard Müller.

Rolf suddenly understood why Michael seemed so absent. Gerhard was one of his own employees, so he certainly felt personally affected by the situation.

– But, as I said, Michael continued, I should have known that something was wrong, because Gerhard has … well, how can I best put it … changed his behavior, so to speak.

– Changed his behavior! Rolf repeated in surprise. What the hell is that supposed to mean?

– Well, how should I put it, Michael answered. He was clearly uncomfortable with this conversation. It is perhaps not so much his behavior, but rather his work that has changed. Gerhard is a perfectionist when it comes to his work. He never delivers anything before it has been checked, double-checked and then checked again to be on the safe side. But lately he’s made some, at least for him, unusual mistakes. When I think about it, he actually seemed a little absent or tense when I spoke to him. I have to admit that I dismissed it as family trouble. He just became a father and we all know how that can change a man, don’t we?

Rolf wasn’t entirely sure that he knew this, but it wasn’t particularly relevant in this context. He had a bad taste in his mouth. He had a notion about what could be behind Gerhard’s changed behavior. It was pointing in a certain direction, and that was a direction Rolf was anything but happy with.

– It’s really a mess, he said. If what you say is true, then the matter can be much more serious than we imagine. Gerhard could very well be acting under duress.

Michael looked at Rolf with astonishment and wanted to say something, but Rolf raised his hand to show that he did not want to be interrupted in his thoughts now. After a while he said:

– Well, we have no choice. We have to summon Gerhard as soon as possible. When does he come in?

– He will be here at 10 p.m. today, that is in a good half hour, said Michael. I’ll grab him as soon as I see him.

– Good, Michael, said Rolf. Bring him up to my office as soon as he steps through the door.

Michael still looked like a question mark but nodded in agreement.

Rolf changed the subject:
– If I understand you correctly, the security breach is now under control, isn’t it?

– Absolutely, said Michael carefully. The login problem is solved. You cannot be logged in at more than one location at a time. His eyes lit up as he continued:
– And I suggest that we change the encryption frequently. This would help to ensure that any gaps are not left open for a long time. I don’t think you can do more without further restricting access.

– Fin, that sounds reasonable, said Rolf. But since the hole is closed, we have to open for access to the central computer unit again.

– I’ll do it right away, Michael said.

Rolf was thoughtful when he left CCU. The matter had hit him deeply. The fact that information had leaked out of the building was bad enough in itself, but at the moment it seemed that the worst possible situation had come true: an employee was under threat – most probably being coerced into cooperating. How in the world had Gerhard got himself in a that kind of situation? You could not get information about who worked for EATO anywhere. You couldn’t even get confirmation that the organization existed. It could only have happened in one way, but that would be cleared up soon.

 

Hanover, 09:00 p.m.

The flight from Paris to Hanover went smoothly. There had been three credit cards in the Watchtower magazine with the associated PIN codes, and Akhmahel had immediately withdrawn three times 500 Euro. That had to be enough for now. Shortly after, he sat in a dark blue BMW 325i from Avis car rental company and was heading towards Hamburg. He assumed that it would take an hour and a half to two hours to reach Hamburg, depending on the traffic situation. He adjusted the car radio on NDR2 to hear any traffic information. He headed north on the A7 motorway and gave free rein to the powerful engine. He soon drove at a more or less constant speed of about 100 mph and felt comfortable in the quiet, comfortable car. He had booked a room in an average class hotel in Altona some time ago, where he assumed he would be left in peace. He didn’t want his actions to arouse anybody’s interest the one night he slept there. The meeting with the group was at 8:00 the next morning and he wanted to have enough time to take his precautions. But at the moment he had nothing to do and could let his thoughts run free. He thought with great satisfaction of all the information he had accumulated. He knew that both the Hamburg group and the Copenhagen group were monitored by an intelligence agency called EATO. He had never heard of the organization before, but he suspected that it was a kind of extended arm of the CIA in Europe. But regardless of who pulled their strings, he knew that EATO was currently preparing for something. He had made sure that they didn’t know the details of the operation, let alone the target. However, he had no doubt that they would soon get onto them once they connected the dots. If only they knew that they were being monitored themselves, he thought with a certain gloating, if only they knew.

Akhmahel realized that it had been a coincidence, a stroke of luck that had brought them into contact with one of EATO’s employees. But they had really understood to take advantage of the opportunity, and that had nothing to do with luck. Akhmahel sent appreciative thoughts to Yemi Bazargan from the Hamburg group. It was thanks to him that they now had this important information. A little over a month ago, Yemi overheard a conversation between two people in a café in the Hamburg harbor area. A guest, a young man, had bragged about working in the IT department of an organization that dealt with the surveillance and fight against terrorism. Yemi had well memorized the looks of the man and a young woman whom he thought was the man’s wife or girlfriend. Yemi had also been present minded enough to follow the couple when they left the cafe. And shortly afterwards he found out where they lived. The couple had turned out to be married and had recently had a baby daughter. It had been very easy to ‚convince‘ the man to help them, after his wife and daughter had been accosted on the street by Yemi and his friend Sadou one day. Both men had been extremely unpleasant with his wife and little daughter and had threatened her with serious consequences if she called the police. The man had willingly given them an IP address and the information needed to log into the organization’s mainframe computer and, most importantly, had given them the valid encryption. From then on, they had been able to track the organization’s activities in many areas – at least as far as the data was not additionally encrypted with a code. It had proven to be a gold mine of information.

Akhmahel left the highway and continued towards Hamburg city center. Exactly one hour after the start of his trip in Hanover, he parked the car in the hotel courtyard and a few minutes later he registered as Henk Roots from Holland.

(To be continued)

Veröffentlicht von

Stella, oh, Stella

Ich bin gebürtige Deutsche, mit einem Dänen nunmehr seit 1993 verheiratet und in Dänemark lebend. Meine Beiträge erscheinen daher in deutscher Sprache (und nicht in dänischer) und seit 2018 auch in englischer Sprache. … I was born in Germany, have been married with a Dane since 1993 and are living in Denmark. Therefore, my posts are published in German (and not in Danish) and since 2018 in English as well.

6 Gedanken zu „Der Mann aus Teheran, Lyon/Hamburg /Hannover … The man from Tehran, Lyon/Hamburg/Hanover“

  1. Mit jeder Episode wird es spannender. Die Geschichte von dem Mord am Ausgang der Autobahn ließ doch ein wenig erschaudern. Das Knacken des Genicks war so toll beschrieben, dass ich es buchstäblich beim Lesen hören konnte. Ich bin gespannt, wie die Geschichte weitergeht. Viele liebe Grüße an dich und deinen talentierten Mann!

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    1. Dein tolles Lob geht runter wie Öl bei meinem Mann. Er bedankt sich sehr! Die Szene hatte ich irgendwie nicht mehr so im Gedächtnis, das war schon ziemlich krass. Ich glaube, du wirst nicht enttäuscht werden … 😉

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