Der Mann aus Teheran, Marseille/Hamburg … The man from Tehran, Marseille/Hamburg

CoverDeutsch

Der Mann aus Teheran

Mittwoch, 8. Februar 2006

Marseille, 15.00 Uhr

Die Kneipe stank nach einer Mischung aus Rauch, Bier, Schweiß und ungewaschener Kleidung. Sie war gut besucht, und viele der Gäste gebärdeten sich bereits ziemlich lautstark. Einige von ihnen hätten lieber nach Hause gehen sollen, um ihren Rausch auszuschlafen. In regelmäßigen Abständen hörte man brüllendes Gelächter von dem einem oder anderen der Tische und der Lärmpegel stieg bis ins Unerträgliche. Der Mann, der gerade hereingekommen war, rümpfte die Nase und versuchte, den Atem anzuhalten. Nach ein paar Sekunden ohne Sauerstoff, entschied er jedoch, sich mit dem Gestank abzufinden und füllte mit Abscheu seine Lungen mit der schlechten Luft. Er hatte die Kneipe schnell gefunden, obwohl er noch nie in Marseille gewesen war. Es war ja nie besonders schwierig, in einer großen Stadt den Hafen zu finden, und da er sehr gut Französisch sprach, hatte er keine Schwierigkeiten mit den Straßennamen.
Der Mann war ungewöhnlich groß, fast ein Riese. Er trug eine dicke Winterjacke mit einer Kapuze und ein Paar dunkelbraune Jeans. Ein buschiger Bart bedeckte einen großen Teil seines Gesichts. Abgesehen von seiner Größe unterschied er sich nicht sonderlich von den anderen Gästen, außer dass er, im Gegensatz zu ihnen, völlig nüchtern war und ihm das linke Ohr fehlte. Der Mann stand einen Moment in der Tür und schaute sich vorsichtig um. Offensichtlich beruhigt, ging er einen Moment später mit schweren Schritten auf die Theke zu. Der Barkeeper sah genauso aus wie seine Gäste. Er trug ein T–Shirt von unbestimmter Farbe und ein Paar abgetragene Jeans, die wahrscheinlich einmal blau gewesen waren. Er war ziemlich groß, aber nicht im Geringsten muskulös, und schleppte einen wohl gerundeten Bierbauch mit sich herum. Sein Gesicht war hart und unfreundlich und mit mehrere Tage alten Bartstoppeln bedeckt. Er machte allgemein einen vernachlässigten Eindruck.
– Oui! sagte er, ohne aufzublicken, als der Neuangekommene vor der Theke stand.
– Sarkov! sagte der Riese mit einer tiefen, brummenden Stimme. Ich suche Sarkov, André Sarkov. Der Barkeeper sah mit zusammengekniffenen Augen auf und versuchte, den neuen Gast einzuschätzen.
– Warum sollte ich jemanden mit diesem Namen kennen? antwortete er mit einer Frage. Die Augen des Riesen schossen Blitze, als er mit rauer Stimme sagte:
– Weil Du noch viel länger leben und nicht die Zeit deiner Gäste verschwenden willst. Der Barkeeper war über die heftige Reaktion des Mannes überrascht, und sein Blick flackerte beunruhigt. Ob letztendlich die Größe des Gastes oder der wilde Blick in seinen Augen den Ausschlag gab, war nicht zu sagen, aber schließlich zuckte er mit den Schultern und wies mit dem Kopf auf eine der hinteren Sitzecken im Raum.

André Sarkov hatte grinsend die Szene von seinem Platz im hinteren Teil der Kneipe aus beobachtet. Von hier aus konnte er den ganzen Raum überblicken und mitverfolgen, wer kam und wer ging. Als der große Fremde eintrat, hatte Sarkov sofort gewusst, dass dieser Mann seine Verabredung war. Er überprüfte immer potentielle Kunden, bevor er mit ihnen handelte und wusste, dass der Fremde Wahil El Mohammed hieß, und dass er Verbindung zum Al-Qaida Netzwerk hatte. Er wusste, dass Wahil eine Vergangenheit als Söldner hatte und unter anderem einige Jahre in der Fremdenlegion gedient hatte. Ihm war nicht alles bekannt, was Wahil auf dem Gewissen haben mochte, er konnte nur raten. Aber er wusste mit Sicherheit, dass der Barkeeper klug daran getan hatte, Wahil nicht noch mehr zu provozieren, denn der Riese konnte leicht ganz alleine die ganze Kneipe leer fegen. Oder mit seinen bloßen Händen den Hals des Barkeepers umdrehen.
Sarkov war um die Mitte fünfzig, übergewichtig und hatte schwere Kreislaufprobleme. Unterhalb seiner Halbglatze sandte ein Paar Schweinchenaugen, die ständig in Bewegung waren, scheele Blicke aus. Aber was ihm an körperlicher Beweglichkeit fehlte, kompensierte er voll und ganz mit Intelligenz. Er war schlau, ein ausgezeichneter Menschenkenner und ein brillanter Geschäftsmann auf seinem Gebiet, meist Waffenhandel, sowohl legal als auch illegal. Er konnte alles von AK-47 Sturmgewehren zu AH-64D Apache Longbow Kampfhubschraubern anbieten. Er hatte einmal damit geprahlt, dass er einen Flugzeugträger der Nimitz-Klasse, ausgestattet mit Tomcat Jagdflugzeugen, MK57 SeaSparrow Abschussrampen und allem dazugehörigen Krimskrams beschaffen könnte, wenn er nur einen Narren fand, der bereit war, die ungefähr siebzehn Milliarden US-Dollar auszuspucken, die so ein Satan auf dem illegalen Markt kostete. Sein eigener Anteil an einem Handel lag zwischen fünf und zehn Prozent des Umsatzes bei legalen Geschäften und zwischen 25 bis 50 Prozent, wenn die Transaktion das Tageslicht scheuen musste. Er hatte noch nie einen Waffenhandel für mehr als zehn Millionen Dollar abgeschlossen. Aber wenn man es nur oft genug tat, dann war das ja auch ein sehr nettes kleines Geschäft, und weitgehend steuerfrei. Man konnte schließlich aus guten Gründen nicht Belege über Einnahmen präsentieren, die aus Transaktionen mit Al-Qaida und ähnlichen Kunden herrührten.

Es war heutzutage recht einfach, an Waffen heranzukommen. Auch amerikanische Waffen waren leicht zugänglich. Trotz der Angst vor Terroristen, waren die Waffenhersteller in den meisten Ländern in wachsendem Maße mehr als bereit, sie mit Waffen zu beliefern. Diese Lieferungen mussten jedoch über höchst seltsame und gewundene Kanäle abgewickelt werden, und der Lieferant wollte von der Identität des Käufers nichts wissen. Sarkov konnte es nicht besser gehen.

Wahil hatte Sarkovs Tisch erreicht und blieb stehen. Er sah aus als ob er nicht wusste, was er sagen sollte, daher lächelte Sarkov ihm schleimig zu und sagte jovial:

– Setzen Sie sich mein Freund, kann ich Ihnen etwas anbieten? Ein Glas Tee vielleicht? Wahil wusste nicht, was er von Sarkov erwartet hatte, aber das Angebot eines Glas Tees überraschte ihn.
– Nun, ja, Tee wäre gut, kam es kurz von irgendwo tief unten in seiner Kehle hervor. Sarkov blickte zum Barkeeper, der sofort zu ihnen herüberkam.
– Zwei Gläser Tee bitte, Mark, sagte er. Und dann möchten wir die nächste Stunde nicht gestört werden.

Hamburg, 15.10 Uhr

– Stufe drei! rief Lisbeth erstaunt. Auf der Sitzung wurde Bereitschaftsstufe zwei erklärt, und jetzt wird sie für Dänemark auf Stufe drei erhöht! Sie wusste nicht, was sie davon halten sollte, aber ihre Unruhe war zurückgekehrt. Unbewusst rückte sie weiter nach vorne an die Sofakante. Die Vorahnung, dass sie kurz vor einer völligen Veränderung ihres Lebens stand, wurde zur Tatsache. Ihre Unruhe vermischte sich mit einem anderen Gefühl, dem Gefühl der Entschlossenheit.
– Ich würde es eigentlich auf Kopenhagen begrenzen, widersprach Rolf. Er beobachtete ihr Gesicht. In ihren Augen war ein hartes Glitzern aufgetaucht, und er verstand, dass sie begonnen hatte, sich auf die Aufgabe zu konzentrieren. Sie war im Begriff etwas zu sagen, aber Rolf hielt sie mit einer Geste zurück und fuhr fort:
– Bevor Sie etwas sagen, Lisbeth, möchte ich die wichtigsten Maßnahmen für Stufe drei erklären. Er beugte sich weiter nach vorne und fuhr fort:
– Die Erhöhung der Bereitschaftsstufe bedeutet, dass Sie einsatzbereit sein sollten, und in diesem Zusammenhang ist besonders wichtig, dass TOAST in Alarmbereitschaft für Kopenhagen gesetzt ist. Lisbeth schluckte und versuchte, sich zu sammeln. Es kam ihr ziemlich gewaltsam vor, eine speziell trainierte Einsatztruppe in Bereitschaft für Kopenhagen zu haben. Der Gedanke daran machte sie nun erst richtig unruhig.
– Mach Sie sich keine Sorgen, sagte Rolf, als ob er wieder einmal ihre Gedanken gelesen hatte. Sie stehen natürlich nicht allein mit der Verantwortung. Sie haben die ganze Organisation hinter sich. Er konnte sich leicht vorstellen, wie sie sich jetzt fühlen musste, aber er hatte keinen Zweifel daran, dass sie mit der Aufgabe wachsen würde.
– Lassen Sie uns alles durchgehen, was wir haben, fuhr er fort. Ihre eigenen Nachrichten, die gestern hereinkamen, haben eine bedeutende Rolle bei der Entscheidung gespielt, die Bereitschaftsstufe zu erhöhen. Die Informationen aus CP100 passen genau zu dem Verhaltensmuster von KB120, über das wir heute Morgen gesprochen haben.

Er breitete seine Arme aus, als ob er seinen Worten mehr Gewicht verleihen wollte.
– Man hat erhöhte Aktivität, verstärkte Kommunikation und das Zusammentreffen verschiedener Ereignisse beobachtet, und … Er unterbrach sich und schnitt eine Grimasse.
–… und dann ist es ja so, dass die beiden ständigen Mitglieder der Zelle plötzlich verschwunden sind.
Die Entschlossenheit setzte sich bei Lisbeth durch und sie bemerkte das alte gewohnte Gefühl, das sie auch damals während ihrer Zeit bei der Polizei immer hatte, kurz bevor etwas Großes vom Stapel lief.
– Aber das allein reicht nicht aus, um Bereitschaftsstufe drei zu rechtfertigen, widersprach sie, Sie halten etwas zurück. Sie war sogar selber über ihre undiplomatische Bemerkung überrascht. Worte hörten sich oft härter an, wenn sie ausgesprochen und nicht nur gedacht wurden. Die Andeutung eines Lächelns zeigte sich auf Rolfs Gesicht.
– Sie haben völlig recht, und wir sollten umgehend darüber sprechen, sagte er und versuchte, unbekümmert zu wirken. Aber es könnte ein wenig schwer zu vermitteln sein. Er wiegte den Kopf hin und her.
– Aber vielleicht ist es nicht so schwierig, wie es scheint, wir werden sehen. Eine Reihe unterschiedlicher Bilder tauchte in Lisbeths Kopf auf. Sie bekam plötzlich eine Art Tunnelblick. Das war schon einige Male vorgekommen und war ihr äußerst unangenehm. Ohne es erklären zu können, wusste sie bereits, dass Rolf Worte wie Polizei und Rätselraten benutzen würde. Er würde eine europäische Stadt erwähnen, aber welche? War es Bukarest? Irgendeine Sportart war auch involviert. Etwas holte sie aus ihren Gedanken zurück in die Gegenwart; anscheinend war es Rolfs Stimme.
–… lassen Sie es mich so erklären, hörte sie ihn sagen. Wie Sie aus Ihrer Zeit bei der Polizei wissen, müssen wir uns von Zeit zu Zeit auf eine Art qualifiziertes Rätselraten stützen. Lisbeth zuckte erschrocken zusammen, als er schon in seinem ersten Satz ihre Vorahnungen bekräftigte.
– Wenn ich Rätselraten sage, fuhr er fort, ohne anscheinend ihre Reaktion bemerkt zu haben, so muss es in dem Sinne verstanden werden, dass wir unsere Informationen und die aktuellen Ereignisse in Europa zusammenstellen und miteinander vergleichen. Wir haben uns auf die nächsten zwei bis drei Wochen konzentriert und haben eine Reihe Ereignisse identifiziert, die möglicherweise Ziel für feindselige Handlungen sein könnten. Er ließ die Worte ein wenig in der Luft hängen, bevor er fortfuhr:
– Sehen Sie hier. Er nahm eine Fernbedienung vom Tisch, drückte auf einen der Tasten und der Flachbildschirm an der Wand erwachte zum Leben. Eine Karte über Europa erschien auf dem Bildschirm. An einigen Stellen auf der Karte befanden sich rote Punkte, und Lisbeth vermutete, dass sie die Ereignisse, die Rolf angedeutet hatte, markierten.
– Wie Sie sehen können, fuhr er fort, gibt es eine Menge roter Flecken überall in Europa. Jede Markierung steht für eine Begebenheit, auf die wir gezielt unsere Aufmerksamkeit gerichtet haben. Beachten Sie, dass es in der Nähe von Kopenhagen drei Markierungen gibt. Mit drei roten Punkten dicht nebeneinander, schien die dänische Hauptstadt für Lisbeth der zentrale Punkt der Karte zu sein.
– Wenn wir die Daten für die Ereignisse auflisten, sieht es wie folgt aus. Er drückte erneut auf die Fernbedienung, und die Karte wurde sofort in eine Liste aller wichtigen Informationen zu den Begebenheiten umgewandelt. Lisbeth ließ ihren Blick über die Liste gleiten. Dort waren sieben Ereignisse in ganz Europa aufgezählt. Es gab Hinweise darauf, um welche Art von Ereignis es sich handelte, wo es stattfinden sollte und mit welchem Zeitrahmen gerechnet wurde, einschließlich Datum und Uhrzeit. Jedes Ereignis war mit einem Code und einer Art Klassifizierung gekennzeichnet. Sie versuchte, die Angaben zu analysieren. Welche der Ereignisse könnten Ziel eines Terroranschlags sein? Eigentlich mehr oder weniger alle, fand sie. Rolf beobachtete sie, wie sie tief konzentriert die Liste durchsah. Er wollte gerne, dass sie ihre eigenen Schlüsse zog.
Lisbeth fand schnell heraus, wonach sie gehen musste. Gleich auf den ersten Blick hatte sie ihre übrigen Vorahnungen wiedergefunden, was sie beunruhigt hatte. Sie beschloss aber, ihre Erwägungen nicht durch ihre Sensitivität beeinflussen zu lassen. Sie würde die Liste systematisch und logisch von oben nach unten durchgehen.
– Mittwoch, 8 Februar: Besuch des britischen Premierministers in Berlin. Ein offensichtliches Ziel für Terroristen, musste sie zugeben.
– Donnerstag, 9 Februar: Beginn des WTO-Gipfels in Paris. So absolut auch ein Ziel für Terroristen.
– Ebenfalls Donnerstag, 9 Februar: ein US – Basketball-Team kommt in Kopenhagen an. Sie war sicher, dass dies das Sportereignis war, das sie gespürt hatte.
– Freitag, 10. Februar: möglicherweise eine Greenpeace Demonstration in Amsterdam. Zweifelhaft, ob interessant für Terroristen, entschied sie für sich.
– Ebenfalls Freitag, 10. Februar: der dänische Außenminister fliegt nach Budapest vom Flughafen Kopenhagen aus. Sie hatte dann nur teilweise recht, was die europäische Stadt anging. Es war nicht Bukarest, aber es war doch dicht daran.
– Die nächste Information, hatte keine unmittelbare Bedeutung, soweit sie sehen konnte, aber es weckte trotzdem ihr Interesse. Der Botschafter der Vereinigten Staaten in Stockholm fliegt den Informationen nach, am selben Tag wie der dänische Minister nach Budapest. Sie nahm an, dass er direkt von Stockholm flog und daher nicht mit demselben Flugzeug wie der dänische Minister reisen würde.

 

Die letzte Mitteilung war jedoch interessant.
– Das Basketball–Team verlässt ebenfalls am 10. Februar Kopenhagen und fliegt weiter nach … Budapest. Das konnte bedeuten, dass sie dasselbe Flugzeug wie der Minister nahmen. Die Codes und Klassifikationen waren ihr unbekannt, aber bevor sie nachfragen konnte, kam Rolf ihr bereits entgegen.
– Sie sind wahrscheinlich noch nicht so vertraut mit den Codes und Klassifikationen, bemerkte er galant, das war ja bisher noch nicht besonders aktuell. Aber wie Sie sehen, haben alle Arrangements einen Code und eine Klassifizierung. Die Codes haben ungefähr die gleiche Bedeutung wie die Bereitschaftsstufen. Code eins ist niedrig, und Code drei bedeutet volle Einsatzbereitschaft für die jeweilige Begebenheit. Die Klassifizierung gibt an, in welchem Grad die Öffentlichkeit über eine Begebenheit informiert ist, insbesondere Reisepläne und dergleichen. Klasse eins bedeutet, dass alle Details über die Veranstaltung in vollem Umfang der Öffentlichkeit zugänglich sind oder zumindest leicht über das Internet oder anderswo eingesehen werden können. Klasse zwei bedeutet auch, dass die Begebenheit öffentlich bekannt ist, aber alle vertraulichen Daten werden zurückgehalten. Reisepläne und dergleichen sind in der Regel geheim und nur für einen äußerst begrenzten Personenkreis zugänglich. Klasse drei bedeutet, dass die Begebenheit völlig geheim gehalten wird und den strengsten Sicherheitsmaßnahmen unterliegt. Wir sind nur selten in Ereignisse der Klasse drei involviert, da diese niemandem bekannt sind und daher kein unmittelbares Sicherheitsrisiko vorliegt.
Lisbeth hatte aufmerksam zugehört, während ihr Blick zwischen Rolf und Flachbildschirm hin und her ging. Es gab da einige Dinge, die ihr nicht einleuchteten.
– Wenn dem so ist, warum werden wir dann über die Reisepläne des amerikanischen Botschafters informiert? Platzte sie heraus. Sollten die Pläne nicht zur Klasse drei gehören?
– Genau! rief Rolf begeistert aus. Gut gesehen! Genau das sollten sie, und nur auf Grund dieses einen kleinen Details habe ich mir die Begebenheit näher angesehen. Ich meine, warum in aller Welt sollte die Reise eines Botschafters auf dieser Liste stehen? Das machte mich so neugierig, dass ich meinen guten Freund Williams anrief, der trotz seines nicht gerade gewinnenden Wesens eine ausgezeichnete Informationsquelle sein kann, jedenfalls wenn man die Antworten im Voraus kennt. Lisbeth lächelte bei Rolfs Beschreibung von Williams, aber Rolf selber schien nicht sehr amüsiert zu sein, als er fortfuhr:
– Sie haben sicherlich selbst das Zusammentreffen der Reisepläne des dänischen Ministers und der amerikanischen Sportler bemerkt. Danach fragte ich natürlich. Er breitete wie aufgebend die Arme aus und fuhr fort:
– Ich weiß eigentlich nicht, was ich von Williams erwartete, aber wenn ich die Hoffnung hatte beruhigt zu werden, war ich auf dem falschen Dampfer. Das Ganze ist viel schlimmer als es aussieht.

Wieder einmal tauchten einige Bilder in Lisbeths Kopf auf, aber im Moment ergaben sie keinen Sinn.
– Es stellte sich heraus, fuhr Rolf fort, dass der Botschafter aus Stockholm in Kopenhagen zwischenlandet und, ob du es glaubst oder nicht, zusammen mit dem Basketball-Team nach Budapest fliegt und …
– Und der dänische Außenminister fliegt mit demselben Flugzeug, nicht wahr? unterbrach Lisbeth, ohne zu bemerken, dass Rolf zum vertraulichem ‚Du‘ übergegangen war. – Ja, man sollte es nicht glauben, sagte Rolf und nickte, genau das tut er.
– Aber Klasse zwei bedeutet, dass Reisepläne nicht verfügbar sind, sagte Lisbeth fast bittend. Rolf ließ sie ein wenig auf ihrem eigenen Einwand sitzen. Er vermutete, sie würde es innerhalb von wenigen Sekunden selbst herausfinden.
– Ach du meine Güte! rief sie aus. Die Reisepläne der Sportler sind Klasse eins und damit öffentlich zugänglich.
– Genau! sagte Rolf. Man konnte sie seit einigen Monaten im Internet lesen, man könnte also sagen, dass … Lisbeth übernahm den Rest des Satzes:
–… der Botschafter und der Außenminister ihre Reisepläne selber auf Klasse eins herabgestuft haben. Du Allmächtiger! Sie saßen beide einen Moment und überdachten still die Situation. Dann kam ein Gedanke in Lisbeth hoch.
– Aber auf der anderen Seite sind nur die Reisepläne der Sportler wirklich veröffentlicht, sagte sie nachdenklich, die des Ministers und des Botschafters sind vermutlich noch nicht bekannt. Es ist wahrscheinlich nirgendwo direkt zu entnehmen, dass sie alle mit demselben Flugzeug fliegen oder?
– Und hier macht die Geschichte wieder eine bemerkenswerte Wendung, sagte Rolf, als ob er nur auf ein Stichwort gewartet hatte. Williams, und damit die CIA, hat die gleichen Informationen, die wir haben, vielleicht sogar mehr. Aber sogar mit der aktuellen Terror-Drohung über ihren Köpfen, sind alle Beteiligten bereit, für diese gemütliche Versammlung eine ausführliche Berichterstattung in den Medien zu organisieren. Das klang fast surreal in Lisbeths Ohr.
– Hat denn niemand versucht, sie davon abzubringen? fragte sie voller Staunen.
– Aber ja doch, natürlich, antwortete Rolf mit einer Spur Sarkasmus in der Stimme. Ich habe erst gestern selber mit dem dänischen Außenminister gesprochen, aber… Er unterbrach sich und sah kopfschüttelnd vor sich hin.
– Es wird noch besser, setzte er nach ein paar Sekunden fort. Eigentlich sollte man denken, dass das, was ich dir jetzt erzähle, frei erfunden ist, aber das ist es leider nicht. Der Minister erzählte mir gut gelaunt, dass sie gemeinsam, also der Botschafter und er, beschlossen haben, diese Gelegenheit zu nutzen, um eine Nachricht an alle Terroristen auf der ganzen Welt zu senden. Man erwartet nämlich von uns, dass wir für eine komplette Alarmbereitschaft am Flughafen sorgen und die Banditen auf frischer Tat ertappen und fangen. Und er erwartet auch, dass wir mit dem amerikanischen Geheimdienst, wie er die CIA nennt, in jeder Hinsicht zusammenarbeiten. Für seine eigene persönliche Sicherheit und die der anderen, würde die dänische Polizei zufriedenstellend sorgen. Die hatte schließlich, erinnerte er mich daran, umfangreiche Erfahrung mit der Abwicklung von Großveranstaltungen unter Wahrung der optimalen Sicherheitsvorkehrungen. Was auch immer das bedeuten mag.
– Das klingt total verrückt, rief Lisbeth aus.
– Ja, verrückt ist das richtige Wort, sagte Rolf. Aber was mich eigentlich wundert ist, dass der dänische Außenminister offenbar bereits wusste, dass es in Kopenhagen zu einem Angriff kommen könnte. Diese Information hat er nicht von uns, und unsere Zusammenarbeit mit dem Geheimdienst der dänischen Polizei ist noch im Anfangsstadium, und sie wissen bis jetzt noch nichts davon. Wer außer uns weiß etwas darüber? Er sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an, bevor er selber seine Frage beantwortete:
– Eigentlich nur die CIA und damit Williams. Verdammt noch mal, Williams muss sie alle überredet haben, Köder zu spielen.
– Du lieber Himmel! war alles, was Lisbeth hervorbringen konnte.
– Ich habe heute mit Williams gesprochen setzte Rolf fort. Er behauptet, dass es nicht seine Idee war, aber dass wir versuchen müssen, das Beste aus der Situation zu machen. Ich bin sicher, dass er Informationen, die nützlich für uns sein könnten, zurückhält. Ich traue ihm nicht über die Schwelle, wenn er behauptet, dass es nicht seine Idee war. Lisbeth nickte. Sie war vollkommen einig mit Rolf. Es musste Williams sein, das war die einzige logische Erklärung.
– Nun, was wir glauben oder nicht glauben, hilft uns nicht weiter, fuhr Rolf fort. Wir werden in dieser Sache mit Sicherheit sehr eng mit der CIA und der dänischen Polizei zusammenarbeiten. Aber sie müssen an die Kandare genommen werden. Williams rechnet damit, von Anfang an in der vordersten Linie zu stehen, und ich habe keine andere Wahl, als ihn bei Laune zu halten. Auf kurze Sicht müssen wir ihn wahrscheinlich in die Planung einbeziehen und auf lange Sicht werden wir wohl einige der CIA-Jungen in die eigentliche Aktion selbst integrieren müssen. Lisbeth sah auf einen imaginären Punkt an der Wand. Die Idee, so eng mit Williams zusammenzuarbeiten, war nicht angenehm.
– Williams kommt heute Morgen nach Kopenhagen, sagte Rolf. Wir ziehen mit dem ganzen Zirkus in Eure Hauptstadt, und er ist von Anfang an dabei. Aber lass dich nicht durch seine Anwesenheit nervös machen. Ich kümmere mich um ihn. Lisbeth nickte stumm. Ein Gedanke oder vielleicht eher eine Hoffnung kam ihr in den Kopf.
– Aber es gibt doch wohl auch ein Unsicherheitsmoment, sagte sie. Ich meine, es kann doch gut sein, dass der Verdacht eines Angriffs in Kopenhagen unbegründet ist. Das Ziel könnte doch etwas ganz anderes sein, nicht wahr?
– Natürlich gibt es ein Unsicherheitsmoment, sagte Rolf. Es kann sogar sein, dass überhaupt nichts geplant ist, aber ich bezweifle es. Mein Instinkt sagt mir, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Und wie schon gesagt, es ist eine Vermutung, aber wahrscheinlich das Beste was wir haben. Es zeigen zu viele Einzelheiten in Richtung Kopenhagen. Sicherheitshalber habe ich auch Ungarn auf Stufe drei gestellt für den Fall, dass die Angreifer in Budapest auf die Delegation warten, aber TOAST wird nur in Kopenhagen eingesetzt. Wenn meine Vermutung falsch ist, liegt die Verantwortung bei mir. Lisbeth wollte noch etwas sagen, aber Rolf unterbrach sie mit einer Handbewegung.
– Entschuldige, Lisbeth, wir haben jetzt keine Zeit mehr, fuhr er fort. Tom Pettersson wartet auf uns in seinem ‚Bunker‘, und Tom lässt man nicht warten. Übrigens, ich habe bemerkt, dass ich irgendwann dazu übergangen bin, „du“ zu sagen. Hast du etwas dagegen? Wir duzen uns im deutschen Team und wir werden ja alle ziemlich eng zusammen arbeiten.
– Nein, sagte Lisbeth, das macht mir nichts aus. In Dänemark ist es sowieso üblich, dass alle sich duzen. Sie verließen Rolfs Büro, gingen zum Aufzug und verließen ihn einen Augenblick später im Keller des Gebäudes, wo sich EATOs fortschrittliche Kommandozentrale befand.

(Fortsetzung folgt)

ENGLISH

The man from Tehran

Wednesday, 8 February 2006

Marseille, 3:00 p,m,

The pub stank of a mixture of smoke, beer, sweat, and unwashed clothes. It was well attended and many of the guests were already quite noisy. Some of them should have gone home to sleep off their inebriation. At regular intervals one heard roaring laughter from one or the other of the tables and the noise rose to an unbearable level. The man who had just entered wrinkled his nose and tried to hold his breath. After a few seconds without oxygen, however, he decided to put up with the stench and filled his lungs disgustedly with the bad air. He had found the pub without difficulty, even though he had never been in Marseille before. It was never particularly difficult to find the port in a big city, and since he spoke French very well, he had no trouble with the street names.

The man was unusually big, almost a giant. He was wearing a thick winter jacket with a hood and a pair of dark brown jeans. A bushy beard covered a large part of his face. Apart from his size, he was not very different from the other guests, except that, unlike them, he was completely sober, and – his left ear was missing. The man stood in the door for a moment and looked around cautiously. Apparently reassured, a moment later he walked towards the counter with heavy steps.

The bartender looked exactly like his guests. He was wearing an undefined color t-shirt and a pair of worn jeans that had probably been blue once. He was quite tall, but not in the least muscular, and carried a well-rounded beer belly around. His face was hard and unfriendly and covered with several days old beard-stubble. He made a generally neglected impression.
– Oui! he said without looking up when the newcomer was at the counter.

– Sarkov! said the giant in a deep, growling voice. I’m looking for Sarkov, André Sarkov.

The bartender’s eyes narrowed as he looked up, and he tried to assess the new guest.

– Why should I know anybody by that name? he answered with a question.

The giant’s eyes flashed when he said in a rough voice:

– Because you want to live much longer and don’t want to waste your guests‘ time.

The bartender was surprised at the man’s violent reaction and his eyes flickered uneasily. It was impossible to say whether the size of the guest or the wild look in his eyes ultimately tipped the scales, but finally he shrugged and pointed to one of the rear seating areas in the room.

André Sarkov had watched the scene from his seat in the back of the pub grinning. From here he could see the whole room and see who came and who went. When the big stranger entered, Sarkov had known immediately that this man was he was expecting. He always checked potential customers before trading with them, so he knew that the stranger’s name was Wahil El Mohammed and that he was connected to the Al Qaeda network. He knew that Wahil had a history as a mercenary and had served in the Foreign Legion for several years, among other things. He didn’t know everything that Wahil might have on his conscience, he could only guess. But he knew with certainty that the bartender had been wise not to provoke Wahil anymore, because the giant could easily sweep the bar all by himself. Or ring the bartender’s neck with his bare hands.

Sarkov was in his mid-fifties, overweight, and had severe cardiovascular problems. Beneath his half-bald head, a pair of scowling pig like eyes were in constant motion. But what he lacked in physical mobility, he fully compensated with intelligence. He was street-smart, an excellent judge of human character and a brilliant businessman in his field, which was largely arms trade, both legally and illegally. He could offer anything from AK-47 assault rifles to AH-64D Apache Longbow combat helicopter. He once boasted that he could procure a Nimitz-class aircraft carrier, fully equipped with Tomcat fighters, MK57 Seasparrow missile ramps and everything else that goes with such a bastard, if he only found a fool willing to cough up with the roughly seventeen billion US-dollars, that would be the going cost for a thing like that.

His own share in a trade was between five and ten percent of sales in legal transactions and between 25 and 50 percent when the transaction was less than legal. He had never traded in arms for more than ten million dollars at a time. But if you only did it often enough, it was a very nice little business and largely tax-free. After all, for good reasons, it was not possible to present receipts for profits made from transactions with Al Qaeda and similar customers.

It was pretty easy to get hold of weapons these days. Even weapons manufactured in America were easily accessible. Despite the fear of terrorists, arms manufacturers in most countries were increasingly more than willing to supply them with weapons. However, these deliveries had to be handled through very strange and winding channels and the supplier did not want to know the identity of the buyer. For Sarkov this was the ideal situation.

Wahil had reached Sarkov’s table and stopped. He looked like he didn’t know what to say, so Sarkov smiled at him in a slimy way and said jovially:
– Sit down my friend, can I offer you something? Maybe a glass of tea?

Wahil didn’t know what he had expected from Sarkov, but the offer of a glass of tea surprised him.

– Well, yes, tea would be good, he said. The sound came from somewhere deep down in his throat.

Sarkov looked at the bartender, who immediately came over to them.
– Two glasses of tea, Mark, he said. And then we don’t want to be disturbed for the next hour.

 

Hamburg, 3:10 p.m.

– Level three! exclaimed Lisbeth in astonishment. You only declared level two at the meeting and now it’s being raised to level three for Denmark!

She didn’t know what to make of it, but her anxiety had returned. Unconsciously, she moved forward to the edge of the sofa. The premonition that she was about to change her life completely became a fact. Her restlessness mixed with another feeling, the feeling of determination

– I would, actually, limit it to Copenhagen, Rolf contradicted.
He watched her face. There was a special glint in her eyes and he understood that she had started to focus on the task.

She was about to say something, but Rolf held her back with a gesture and continued:
– Before you say anything, Lisbeth, I would like to explain the most important measures for level three.

He leaned forward and continued:
– Increasing the level means that you should be ready for action, and in this context it is particularly important that TOAST is on alert for Copenhagen.

Lisbeth swallowed and tried to collect herself. It seemed pretty violent to have a specially trained force on standby for Copenhagen. The thought of it made her really restless.

– Don’t worry, Rolf said, as if he had read her mind again. Of course, you do not stand alone with the responsibility. You have the whole organization behind you.

He could easily imagine how she was feeling now, but he had no doubt that she would grow with the task.

– Let’s go through everything we have got so far, he continued. Your own messages that came in yesterday played a significant role in the decision to increase the level of preparedness. The information from CP100 fits the behavior pattern of KB120 that we talked about this morning.

He spread his arms as if to add weight to his words.

– Increased activity, increased communication and the coincidence of various events have been observed, and … He paused and grimaced.

–… and then it is a fact that the two permanent members of the cell have suddenly disappeared.

Lisbeth noticed the old familiar feeling that she always had during her time with the police, shortly before something big started to happen.

– But that alone is not enough to justify level three, she contradicted, you are holding something back.

She was even surprised herself at her undiplomatic remark. Words often sounded harsher when pronounced and not just thought. There was a hint of a smile on Rolf’s face.

– You’re absolutely right, and I think we should go through that right away, he said, trying to look unconcerned. But the matter could be a bit difficult to communicate.

He tilted his head from side to side.

– But maybe it’s not as difficult as it seems, we’ll see.

A series of detached images began to appear in Lisbeth’s mind. Suddenly she got a kind of tunnel vision. This had happened to her several times before and was extremely uncomfortable every time it did. Without being able to explain it, she already knew that Rolf was going to use words like ‘police’ and ‘guesswork’. He would mention a European city, but which one? Was it Bucharest? Some kind of sport was also involved.

Something brought her back out of her thoughts into the present; apparently it was Rolf’s voice.

–… let me explain it, she heard him say. As you know from your time in the police force, we have to rely on some kind of qualified guesswork from time to time.

Lisbeth winced in shock when he confirmed her forebodings in his first sentence.

– When I say guesswork, he continued without seeming to have noticed her reaction, it must be understood in the sense that we are collating and comparing our information and current events in Europe. We’ve focused on the next two to three weeks and identified a number of events that could potentially be the target of hostile acts.

He let the words linger a bit in the air before continuing:

– Look here.

He took a remote control from the table, pressed one of the buttons and the flat screen on the wall came to life. A map of Europe appeared on the screen. There were red dots in some places on the map, and Lisbeth suspected that they marked the events that Rolf had indicated.

– As you can see, he continued, there are a lot of red spots all over Europe. Each marking represents an event to which we have focused our attention. Note that there are three markings near Copenhagen.

With three red dots next to each other, the Danish capital seemed to be the central point of the map for Lisbeth.

– If we list the dates for the events, it looks like this.

He pressed the remote control again and the card was instantly converted into a list of all the important information about the event. Lisbeth looked over the list. There were seven events across Europe. There were indications of what kind of event it was, where it should take place and what time frame was expected, including the date and time. Each event was marked with a code and a kind of classification. She tried to analyze the information. Which of the events could be the target of a terrorist attack? Actually, more or less every one of them, she thought. Rolf watched her as she looked through the list with deep concentration. He wanted her to draw her own conclusions.

Lisbeth quickly figured out what to go for. At first glance, she had found her other premonitions, which had troubled her. However, she decided not to let her sensitivity influence her considerations. She would go through the list systematically and logically from top to bottom.

– Wednesday, February 8: British Prime Minister visits Berlin. An obvious target for terrorists, she had to admit.

– Thursday, February 9th: Start of the WTO summit in Paris. So absolutely a target for terrorists.

– Also Thursday, February 9: a US basketball team arrives in Copenhagen. She was sure that this was the sporting event that she had felt.

– Friday, February 10th: possibly a Greenpeace demonstration in Amsterdam. She decided that it was doubtful that it was interesting for terrorists.

– Also Friday, February 10: the Danish Foreign Minister flies to Budapest from Copenhagen Airport. Then she was only partially right about the European city. It wasn’t Bucharest, but it was close to it.

The next piece of information was of no immediate importance as far as she could see, but it still piqued her interest. As per the information, the United States ambassador to Stockholm flies to Budapest on the same day as the Danish minister. She assumed that he was flying directly from Stockholm and would therefore not be traveling on the same plane as the Danish minister.

However, the last message was interesting. The basketball team also leaves Copenhagen on February 10th and flies to… Budapest. This could mean that they took the same plane as the minister. The codes and classifications were unknown to her, but before she could ask, Rolf came to her assistance.

– You are probably not yet so familiar with the codes and classifications, he remarked gallantly, that was not particularly the focus until now. But as you can see, all the arrangements have a code and a classification. The codes have approximately the same meaning as the preparedness levels. Code one is low, and code three means full operational preparedness for the event. The classification indicates the degree to which the public is informed about an event, in particular travel plans and the like. Class one means that all details about the event are fully accessible to the public or at least easily accessible on the Internet or elsewhere. Class two also means that the incident is public knowledge, but all confidential data is withheld. Travel plans and the like are usually secret and only accessible to an extremely limited group of people. Class three means that the incident is kept completely secret and is subject to the strictest security measures. We are rarely involved in class three events because they are not known to anyone and therefore there is no immediate security risk.

Lisbeth had listened attentively as her eyes moved back and forth between Rolf and the flat screen. There were some things that didn’t make sense to her.

– If so, why are we being informed of the American Ambassador’s travel plans? She blurted out. Shouldn’t the plans be in class three?

– I agree! exclaimed Rolf enthusiastically. Well seen! That’s exactly what they should be, and only because of this one small detail did I take a closer look at the incident. I mean, why on earth would an ambassador’s trip be on this list? That made me so curious that I called my good friend Williams, who despite his unpredictable nature can be an excellent source of information, at least if you know the answers in advance.

Lisbeth smiled at Rolf’s description of Williams, but Rolf himself didn’t seem very amused when he continued:

– You have probably noticed yourself that the travel plans of the Danish minister and the American athletes coincide. So off course I asked about that as well.

He spread his arms as if giving up and continued:

– I don’t really know what I expected from Williams, but if I had hoped to be reassured, I was on the wrong track. The whole thing is much worse than it looks.

Once again some images appeared in Lisbeth’s head, but at the moment they didn’t make any sense.

– It turned out, Rolf continued, that the Stockholm ambassador stops over in Copenhagen and, believe it or not, flies to Budapest with the basketball team and …

– And the Danish Foreign Minister is flying on the same plane, isn’t he? Lisbeth interrupted.

– Yes, one shouldn’t believe it, said Rolf and nodded, that’s exactly what he does.

– But class three means that travel plans are not available, Lisbeth said almost pleadingly.

Rolf let her dwell a little on her own objection. He suspected she would find out for herself within a few seconds.

– Good gracious! she exclaimed. The travel plans of the athletes are class one and therefore publicly accessible.

– I agree! said Rolf. You could read it on the internet for a few months now, so you could say that …

Lisbeth did the rest of the sentence:

–… the ambassador and the foreign minister have downgraded their travel plans to class one themselves. Almighty!

They both sat for a moment, quietly considering the situation. Then a thought came up in Lisbeth.

– But on the other hand, only the travel plans of the athletes are really published, she said thoughtfully, those of the minister and the ambassador are probably not yet known. It is probably nowhere to be seen directly that they are all flying on the same plane, is it?

– And here the story makes another remarkable turn, said Rolf, as if he had only been waiting for a cue. Williams, and thus the CIA, has the same information that we have, maybe even more. But even with the current terrorist threat above their heads, everyone involved is ready to organize extensive media coverage for this cozy gathering.

This sounded almost surreal in Lisbeth’s ear.

– Hasn’t anyone tried to stop them? she asked in astonishment.

– Yes, of course, answered Rolf with a trace of sarcasm in his voice. I spoke to the Danish Foreign Minister myself yesterday, but …

He paused and looked at her, shaking his head.

– It gets better, he continued after a few seconds. You should actually think that what I am telling you now is pure fiction, but unfortunately it is not. The Minister cheerfully told me that they, the Ambassador and he, had decided to take this opportunity to send a message to all terrorists around the world. We are expected to ensure that the airport is fully alert and that the bandits are caught red-handed and arrested. And he also expects us to work with American intelligence, as he calls the CIA, in every way. The Danish police would ensure his own personal safety and that of others. In the end, he reminded me that the Danish police had extensive experience in handling large events while maintaining optimal security measures. Whatever that means.

– This sounds crazy, Lisbeth exclaimed.

– Yes, crazy is the right word, said Rolf. But what really surprises me is that the Danish Foreign Minister apparently already knew that an attack could happen in Copenhagen. He doesn’t have this information from us, and our cooperation with the Danish Police Secret Service is still in its early stages and they don’t know about it yet. Who else except us knows about it?

He looked at her with raised eyebrows before answering his own question:

– Actually, only the CIA and therefore Williams. Damn it, Williams must have talked all of them into playing bait.

– Good heavens! was all that Lisbeth could produce.

– I spoke to Williams today, Rolf continued. He claims that it wasn’t his idea, but that we have to try to make the best of the situation. I am sure that he is holding back information that could be useful to us. I don’t trust him across the threshold when he says it wasn’t his idea.

Lisbeth nodded. She completely agreed with Rolf. It had to be Williams, that was the only logical explanation.

– Well, whatever we believe or don’t believe doesn’t help us, Rolf continued. We will certainly be working very closely with the CIA and the Danish police on this. But they have to be curbed. Williams expects to be in the forefront from the start, and I have no choice but to keep him happy. In the short term, we will probably have to include him in the planning and in the long run, we will probably have to integrate some of the CIA boys into the actual action.

Lisbeth looked at an imaginary point on the wall. The idea of working so closely with Williams was not a pleasant one.

– Williams is coming to Copenhagen this morning, said Rolf. We’re moving to the Danish capital city with the whole circus and he will be there from the start. But don’t let his presence make you nervous. I will handle him.

Lisbeth nodded silently. A thought or maybe more of a hope came to her mind.

– But there is also an element of uncertainty, she said. I mean, it may well be that the suspicion of an attack in Copenhagen is unfounded. The goal could be something completely different, right?

– Of course, there is an element of uncertainty, said Rolf. It may even be that nothing is planned at all, but I doubt it. My instinct tells me that we are on the right track. And as I said, it’s a guess, but probably the best we have. Too many details are pointing towards Copenhagen. To be on the safe side, I also placed Hungary at level three in case the attackers are waiting for the delegation in Budapest, but TOAST is only used in Copenhagen. If my guess is wrong, the responsibility lies with me.

Lisbeth wanted to say something else, but Rolf interrupted her with a wave of the hand.

– Excuse me, Lisbeth, we have very little time now, he continued. Tom Pettersson is waiting for us in his ‚bunker‘ and Tom is not to be kept waiting.

They left Rolf’s office, went to the elevator, and a moment later stepped out in the basement of the building where EATO’s advanced command center was located.

(To be continued)

 

Veröffentlicht von

Stella, oh, Stella

Ich bin gebürtige Deutsche, mit einem Dänen nunmehr seit 1993 verheiratet und in Dänemark lebend. Meine Beiträge erscheinen daher in deutscher Sprache (und nicht in dänischer) und seit 2018 auch in englischer Sprache. … I was born in Germany, have been married with a Dane since 1993 and are living in Denmark. Therefore, my posts are published in German (and not in Danish) and since 2018 in English as well.

8 Gedanken zu „Der Mann aus Teheran, Marseille/Hamburg … The man from Tehran, Marseille/Hamburg“

  1. Die beiden Ereignisse, eine in Marseille und die andere in Hamburg erhöhen die Spannung. Wieder einmal hat es dein Mann fertig gebracht, uns auf die literarische Folterbank zu spannen, Ihr wollt wahrscheinlich, diesen Roman später in deutsch und englisch herauszubringen. Da ist WordPress eine gute Plattform. Viele liebe Grüße aus Kanada!

    Gefällt 1 Person

    1. Ja, es wird immer spannender, ich hatte beim Übersetzen ins Deutsche manchmal Herzklopfen …
      Das Buch ist auf Deutsch als E-Buch in unserem eigenen Verlag (Heecon-e) erschienen, wie auch die dänische Version „director’s cut“. Der Verleger des dänischen Taschenbuchs wollte nämlich die Seitenzahl niedrig halten und hat daher alles mögliche gestrichen, wie z. B. die Gespräche, die ja Hintergrundinformation liefern. Deshalb haben wir einen Verlag ins Leben gerufen und den „director’s cut“ als E-Buch herausgegeben. Und später dann die deutsche Version. Den Verlag haben wir jetzt zugemacht und auch die Bücher von den Pub hubs entfernt. Wenn jemand das Buch, in welcher Sprache dann, als Ganzes lesen möchte, der kann von uns die PDF-Version per Mail bekommen, gratis.

      Gefällt 1 Person

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