Der Mann aus Teheran
Dienstag, den 7. Februar 2006
Kabul, 09.55 Uhr
Ein in einen Kaftan gekleideter Mann bog in eine schmale Gasse nicht weit von einem großen Basar in der afghanischen Hauptstadt Kabul. Er ging mit schnellen und gezielten Schritten und sah weder nach rechts noch nach links. Seine Kleidung und Erscheinung stimmte völlig mit der Umgebung überein. Ein Großteil der erwachsenen, männlichen Bevölkerung in der Region sah genauso aus wie er. Das Einzige, was ihn von den meisten anderen unterschied, war seine Größe. Er war etwa zwei Meter groß und wog 130 Kilo, ohne ein einziges Gramm überschüssigen Fetts an seinem Körper. Man konnte ihn ohne zu übertreiben einen Riesen nennen. Wenn man ihn eingehender betrachtete, würde man bemerken, dass ihm das linke Ohr fehlte. Ein Granatsplitter hatte es ihm vor ein paar Jahren in den Bergen im nordöstlichen Teil von Afghanistan abgerissen.
Seine Haarpracht war beeindruckend und widerspenstig und ging nahtlos in einen ebenso widerspenstigen Vollbart im Taliban-Stil über. Seine Mähne versteckte mit Leichtigkeit seinen Schönheitsfehler. Aber niemand schien ihn zu beachten, und kurz darauf klopfte er an die Tür eines unauffälligen, mit Lehm verputzen Hauses ohne Namensschild oder Hausnummer oder andere besondere Merkmale. Er war allerdings nicht völlig unbemerkt geblieben. Wenn er über die Schulter zurückgeblickt hätte, hätte er mit etwas Glück einen anderen Mann entdeckt, der ihm in einem Abstand von 15 bis 20 Metern gefolgt war. Aber selbst wenn er seinen Schatten entdeckt hätte, hätte dessen Anwesenheit ihn wahrscheinlich nicht beunruhigt. Der Schatten war genau wie der Riese gekleidet und trug, wie er, einen Vollbart. Der Verfolger fiel im Straßenbild in Kabuls Zentrum nicht auf. Der Riese wartete einen Moment vor der Tür, bevor sie einen Spalt breit geöffnet wurde. Ein Paar wachsame Augen schauten ihn einen Moment an, dann öffnete sich die Tür gerade genug, so dass er hineinkommen konnte.
Der Schatten ging an der Tür vorbei, ohne zur Seite zu schauen. Die Beleuchtung im Haus war spärlich. Ein wenig Tageslicht drang durch ein Fenster zum Hof hinein, aber es gab keine anderen Lichtquellen. Das Haus bestand aus zwei Räumen, und der Riese folgte der Person, die ihn eingelassen hatte, in das hintere Zimmer. Dort war die Beleuchtung nicht viel besser, aber die Augen des Riesen hatten sich in der Zwischenzeit an das Schummerlicht gewöhnt. Dieses Zimmer war mit Teppichen und dicken Kissen ausgestattet und so gut wie nichts anderem. Es befanden sich zwei Männer im Raum. Einer von ihnen war eindeutig alt. Auch er war wie der Riese gekleidet und trug einen Vollbart, aber sein Körperbau war feingliedrig und er wirkte zerbrechlich.
Er saß auf einem großen Kissen in einer Ecke des Raumes. Der andere Mann lag auf einem Teppich auf dem Boden mit einem Laken über ihn drapiert. Er war ganz offensichtlich tot. Zu Lebenszeiten hatte er wahrscheinlich wie der Riese und der alte Mann ausgesehen, obwohl er deutlich kleiner war als der Riese, und etliche Jahre jünger als der Alte. Der Mann, der den Riesen eingelassen hatte, war ohne ein Wort zu sagen wieder in das vordere Zimmer verschwunden und hatte ihn mit dem alten Mann und dem Verstorbenen allein gelassen. Der Riese begrüßte den Alten höflich und setzte sich auf eines der anderen großen Kissen. Er blickte unruhig zu dem Toten hinüber, sagte aber nichts. Die beiden Lebenden saßen einige Minuten schweigend zusammen, bevor der alte Mann mit heiserer und schwacher Stimme zu sprechen begann:
– Wahil El Mohammed, mein Bruder, willkommen in meiner bescheidenen Wohnung. Der Riese bewegte sich unruhig, als sein Name erwähnt wurde.
– Wie du siehst, bist du an einem sorgevollen Tag gekommen, fuhr der alte Mann fort, mein geliebter Sohn, Joseph… Der alte Mann wies mit der Hand auf den Mann am Boden.
– … ist im ehrenvollen Kampf gegen den großen Satan gefallen. Um seine Worte zu unterstreichen, hob er sein Gesicht und beide Hände zur Decke.
– Joseph kämpfte wie ein Löwe gegen die feigen Hunde, setzte er mit zunehmender Intensität in der Stimme fort, und er tötete viele von ihnen, bevor sie ihn schlachteten. Er ließ die Hände kraftlos sinken.
– Sein Tod muss uns allen ein Ansporn sein, um die Aufgabe zu vollenden, mit der unser großer Anführer uns betraut hat. Er wandte sich plötzlich direkt an Wahil und setzte im gleichen feierlichen Ton fort:
– Du, Wahil, mein Bruder, hast unserer Sache die Treue geschworen, und dein Versprechen wird nun auf die Probe gestellt. Bist du bereit, unsere hohen Erwartungen an dich zu erfüllen? Seine Augen waren fest auf Wahil geheftet. Wahil war durch die Stimmung, die der Alte mit seinen Worten geschaffen hatte entflammt. Mit seiner tiefen Stimme antwortete er:
– Ja, bei Allah und den Propheten, ich bin bereit. Was erwartet man von mir? Der Alte nickte und lächelte sanft, bevor er fortfuhr:
– Du bist für eine Aufgabe ausgewählt worden, die deinen besonderen Fähigkeiten entspricht. Deine Fähigkeiten und deine Sprachkenntnisse werden dir bei der Zusammenarbeit mit anderen rechtgläubigen Brüdern nützlich sein.
– Es ist eine große Ehre, knurrte Wahil mit Nachdruck. Wer soll uns anführen? Die Augen des Alten blitzten für den Bruchteil einer Sekunde wütend auf. Aber er beherrschte sich sofort wieder und antwortete:
– Mit Allahs Hilfe wird dir alles offenbart werden, wenn es an der Zeit ist. Denk daran, die Schlange hat viele Köpfe und daher viele Ohren, deshalb sollst du im Moment nicht mehr als nötig wissen, aber ich sage dir das Eine: Ein alter Freund freut sich darauf, dich wiederzusehen und wieder mit dir zusammenarbeiten. Er hielt inne, schloss die Augen und lächelte plötzlich.
– Und noch etwas will ich dir sagen. Du sollst in eine europäische Stadt reisen, und von dort aus sollst du in eine andere Stadt an einem ganz anderen Ort reisen. Alles ist vorbereitet, und die Rolle, die du spielen sollst, wird die wichtigste von allen sein. Wahil fand diese letzte Information nicht gerade aufschlussreich, aber er streckte stolz den Rücken bei den Worten, dass seine Rolle die wichtigste von allen wäre. Der Alte fuhr fort:
– Du musst jetzt meinem treuen Freund Hassan, der dich vorhin eingelassen hat, folgen. Ihr begebt euch in ein Haus nicht weit von hier. Dort wirst du deinen alten Freund treffen, ein wahrer Sohn des Islam. Er wird dir alles Notwendige mitteilen und dich für die Reise vorbereiten. Möge Allah dir Kraft geben! Das Gespräch war offensichtlich vorbei, und Hassan kam herein.
– Folge mir! sagte er kurz angebunden. Sie ließen den alten Mann allein mit seinem toten Sohn.
Draußen in der Gasse wartete der Schatten. Er sah, dass der Riese jetzt zusammen mit einer anderen Person das Haus verließ. Er kannte beide Männer und es beunruhigte ihn, sie zusammen zu sehen. Er folgte ihnen in sicherer Entfernung, als sie in den Basar einbogen und schnell zwischen den Ständen durchgingen. Plötzlich wandten sie sich bei einem Stand scharf nach rechts. Einen Moment später, bog der Schatten um dieselbe Ecke und musste feststellen, dass die beiden Männer nicht mehr zu sehen waren. Sie waren wie im Erdboden versunken. Der Schatten ging eine Weile hin und her und gab vor, an einigen der vielen angebotenen Waren interessiert zu sein, aber nach einer Weile gab er auf.
Hamburg, 15.10 Uhr
Rolf Duvenhart saß in seinem Büro in dem neu errichteten EATO-Hauptquartier nicht weit vom Hamburger Hauptbahnhof. Sein Gesicht verriet seine tiefe Konzentration. Er las noch einmal die letzte Notiz, die er heute erhalten hatte. Die Nachricht alarmierte ihn um Einiges mehr, als ihm lieb war. Der Text war kurz und präzise: Kabul, 7 Februar 2006. Treffen in Zelle KB120 heute um 09.55 Uhr Ortszeit. Rahi Yulashafi ist aktiv. Sein Sohn Joseph wurde gestern Morgen im Kampf gegen ‚Delta Force‘ getötet. Rahi traf sich mit Hassan bin Owhabali, und später kam Wahil El Mohammed. Habe Folgendes von dem Treffen aufgefangen: Aktivität in Europa vereinbart. Keine Einzelheiten. Wahil reist nach Europa für eine Aktion. Er bereitet sich auf die Abreise vor. Hassan und Wahil verließen die Zelle gleichzeitig. Ich verlor ihre Spur. Sie gingen um 10.35 Uhr nach Osten. Vielleicht Satellitenbild ansehen?
Rolf legte das Papier hin. Die Nachricht war zweifellos wichtig, aber wie sollte man sie interpretieren? Und hing sie mit der Information über Zelle CP100 von heute Morgen zusammen? Wenn ja, dann bestätigte das seine Erwartungen, dass ein Angriff in seinem Teil der Welt kurz bevorstand. Rahis letzte Aktion hatte Gott weiß wie viele Menschenleben gekostet. Die Anschläge in Madrid und London hatten sich als wahre Albträume für Rolf erwiesen, und er hatte ein schlechtes Gewissen wegen London, obwohl man es nicht hätte verhindern können. Es hatte absolut keinen warnenden Hinweis gegeben.
Heutzutage waren sie viel weiter mit der Überwachung der aktiven Zellen und konnten, vielleicht, wenn sie Glück hatten, Wiederholungen abwenden. Glück, wiederholte er in Gedanken. Ja, das war definitiv ein Faktor, den man in dieser Branche in seine Berechnungen mit einbeziehen musste. Überwachung und Abhören der Zellen, Beobachtung von deren Kommen und Gehen waren vergleichsweise einfach, und der EATO standen alle erdenklichen elektronischen Geräte zur Verfügung. Sie konnten alle Vorkommnisse mitverfolgen, genau da wo sie wollten. Aber mit den knappen Ressourcen, die unabhängig von der Höhe der zur Verfügung gestellten Mittel nie ausreichen würden, lag die Schwierigkeit bei der Priorisierung der zu überwachenden Personen. War es die falsche Person, dann waren die Mittel verschwendet. Aber jetzt schien eine der Überwachungen sich gelohnt zu haben, das war trotz allem positiv. Rolf sann gedankenvoll für
einen Moment vor sich hin. Ich muss die Räder ins Rollen bringen, dachte er. Wir dürfen wahrscheinlich nicht viel Zeit verlieren – wenn überhaupt. Er griff zum Telefon und wählte eine Nummer. Während der nächsten halben Stunde führte er ein Dutzend Telefonate, und als er nach dem letzten Gespräch auflegte, war er mit dem Ergebnis zufrieden.
Kopenhagen, 16.30 Uhr
Lisbeth Hasselbeck schaltete ihr Handy aus und steckte es wieder in die Tasche. Als das Telefon klingelte, nicht ihr privates Handy, sonders das besondere Diensttelefon, dessen Nummer nur einige wenige hatten, befand sie sich in ihrem Auto auf einer der Hauptverkehrsstraßen in Kopenhagen auf dem Weg vom Büro nach Hause. Der Anruf kam von Rolf Duvenhart und war ziemlich kurz. Für einen Außenstehenden hätte der Wortwechsel kaum Sinn gemacht, aber Lisbeth war in Alarmbereitschaft. Es war das dritte Mal, dass Rolf Duvenhart sie anrief, um ein Treffen in Hamburg einzuberufen, seit man sie vor ungefähr 18 Monaten für die Leitung der EATO in Skandinavien ausgewählt hatte. Aber es war das erste Mal, dass es sich um etwas Konkretes handelte, einen richtigen Anschlag.
Rolf war ihr von Anfang sympathisch gewesen, schon beim ersten Vorstellungsgespräch in Hamburg. Die Zukunftsvisionen, von denen er gesprochen hatte, waren vollkommen auf ihrer Wellenlänge. Er hatte jedoch die Fähigkeit gezeigt, sie zu vermitteln, wohingegen sie bisher nur in der Lage gewesen war, sie zu vernehmen. Seine Ausstrahlung war insgesamt von Glaubwürdigkeit geprägt, und Lisbeth erkannte dies als den Hauptgrund dafür, dass sie den Job angenommen hatte. Seit dem ersten Treffen in Hamburg hatte sie sich immer auf ein mögliches Wiedersehen mit Rolf gefreut. Aber nicht dieses Mal, eine Bereitschaftssitzung war nichts Erfreuliches.
Lisbeth war groß, schlank und sah sportlich aus. Altersmäßig konnte man sie in den Enddreißigern einordnen. Sie hatte lange, blonde Haare, die ein hübsches Gesicht mit einem Paar grünen Augen einrahmten, die gerne und oft lächelten, aber genauso schnell Blitze schießen konnten, wenn sie wütend war. Sie war in Schweden geboren, hatte aber die letzten 21 Jahre in Dänemark gelebt. Sie war nicht verheiratet und hatte den Ruf, etwas eigenbrötlerisch zu sein. Zur großen Bestürzung ihrer Eltern, hatte sie sich mit 21 Jahren bei der Polizei beworben, und der große Traum, sie als Ärztin oder Zahnärztin zu sehen, war dahin. Die Enttäuschung war jedoch schnell vergessen, als Lisbeth im Alter von 34 Jahren bereits Kriminalkommissarin im Polizeihauptquartier in Kopenhagen war. Lisbeth warf einen Blick auf die Uhr im Armaturenbrett. Es war bereits später Nachmittag und die Sitzung sollte am nächsten Vormittag in Hamburg stattfinden. Sie beschloss, mit dem Auto zu fahren. Sie hatte immer einen Koffer mit Kleidung und anderen notwendigen Dingen für mindestens eine Woche hinten im Auto liegen, für alle Fälle. Die Fahrt würde etwa fünf Stunden dauern, einschließlich der Überfahrt mit dem Fährschiff, und sie bezweifelte, dass es mit dem Flugzeug wesentlich schneller gehen würde. Sie änderte die Fahrtrichtung und fragte sich, ob das Treffen vielleicht etwas mit der Nachricht zu tun haben könnte, die Jørgen an diesem Morgen nach Hamburg geschickt hatte. Sie hegte die starke Vermutung, dass ein Zusammenhang bestand.
Skovshoved, nördlich von Kopenhagen, 17.00 Uhr
Henry Turner sah aus dem Fenster seines Büros im ersten Stock des imposanten Botschafter-Wohnsitzes in Skovshoved etwas nördlich von Kopenhagen. Vor ein paar Minuten war CIA-Special-Agent John Williams in den Hof gefahren und wurde jetzt, wie Turner wusste, vom Wachposten kontrolliert. Für Turner war es selten ein gutes Omen, wenn Williams auftauchte, egal wo, und deshalb fragte er sich jetzt, was der Mann wohl von ihm wollte. Er würde ihn ein wenig warten lassen, denn er wollte den Zeitunterschied zwischen den USA und Dänemark nutzen, um seinen guten Freund Jack Lemming vom CIA-Hauptquartier in Langley anzurufen. Vielleicht wusste Jack etwas, das er besser vor einer Begegnung mit Williams zu wissen bekam. Er benutzte das Satellitentelefon, das vor Abhörmaßnahmen jeglicher Art gesichert war. Er hatte bereits beim ersten Anruf Glück und wurde sofort zu Lemming weitergestellt. Kurz darauf hörte er Lemmings vertrauten, schleppenden texanischen Akzent im Hörer.
– Bist du das, Henry? Gut von dir zu hören! Wie geht es dem Botschafter in dem kleinen Königreich oder sollte ich eher sagen Königinreich? fragte Lemming und lachte herzlich.
– Gut, danke, Jack, sagte Turner, ich kann mich nicht beklagen. Es ist nicht der schlechteste Posten für einen Botschafter. Die Dänen sind sehr kooperativ. Was ist mit dir selbst? Du scheinst ja mächtig guter Laune zu sein. Behandelt man dich gut? – Ja, mir geht es gut hier, sagte Lemming, obwohl dieser verdammte Job langsam mit der Leitung eines Wespennests verglichen werden kann. Nun, was kann ich für dich tun, alter Freund? Du rufst doch nicht nur an, um dich nach meinem Wohlbefinden zu erkundigen, oder? Lemming lachte wieder.
– Warum denn nicht? antwortete Turner hintergründig. Es ist doch immer erhebend mit dir zu reden, Jack! Aber um ehrlich zu sein gibt es einen bestimmten Grund für meinen Anruf. Die Sache ist die, dass Williams, dein TopAnti-Terror-Mann, unten in meiner Halle sitzt und wartet, hier in meiner Privatwohnung.
– Aha! rief Lemming, ich verstehe, und jetzt willst du dir gerne einen Vorteil sichern, bevor du mit ihm sprichst, nicht wahr?
– Ja, so ähnlich, sagte Turner. Was zum Teufel will er hier? Ich bin nicht besonders scharf auf ihn, das weißt du. Allen Respekt für seine Professionalität und das alles, aber dieser Mensch hat etwas verdammt Beunruhigendes an sich.
– Sei nicht so hart mit ihm, lachte Lemming, er ist eigentlich viel besser als sein Ruf. Wir verdanken es ihm und seinen Arbeitsmethoden, dass wir heutzutage so viele Bedrohungen in der ganzen Welt abwehren können. Er arbeitet schon sehr lange für uns. Seit damals in den siebziger Jahren, weißt du, und sein Netzwerk ist unübertroffen.
– Ja, ja, ich weiß, ich weiß, antwortete Turner gereizt. Hier kommst du wieder mit dem alten, vertrauten Sermon: Er war dabei seit Gott weiß wann, und er ist vollkommen unentbehrlich. Aber für mich ist er immer noch der Inbegriff
schlechter Nachrichten, und ich möchte ihn am liebsten einfach wieder wegschicken. Verdammt noch mal, Lemming, was will er? Lemming lachte herzlich. – Na gut, ich werde dir die Lobgesänge ersparen. Ich kann dir ein paar Hintergrundinformationen geben, die dir vielleicht helfen. Aber den Zweck seines Besuchs muss er dir schon selber erklären. Hör dir seine Ideen wenigstens an. Obwohl seine Methoden ziemlich, sagen wir mal unkonventionell sind, sind sie oft sehr effektiv.
– Ich verspreche, ihm zuzuhören, sagte Turner. Und was kannst du mir nun erzählen?
– Gut, begann Lemming, um die Zusammenhänge richtig zu verstehen, müssen wir die Zeit etwas zurückdrehen, bis gegen Ende der siebziger Jahre, kurz vor dem Fall des Irans. Williams war damals ein mehr oder weniger neuer Mann im Feld, und er war offiziell als Attaché der Botschaft in Teheran zugeordnet. Er war schon damals bemerkenswert. Er hat tatsächlich eine Reihe von Ereignissen vorhergesagt, die später wirklich stattgefunden haben. Das Problem war, dass damals niemand auf ihn hören wollte. Tja, er hatte noch nie ein besonders gewinnendes Wesen, wie du schon selbst erleben musstest. Die Pointe ist, dass er 1979 das Management warnte, man müsse sich von Seiten der militanten Studenten auf etwas gefasst machen. Aber niemand nahm ihn ernst, und das Ergebnis dieser Dummheit können wir in den Geschichtsbüchern lesen, nicht wahr?
– Red‘ weiter, grunzte Turner.
– Für Williams waren diese Ereignisse ein Wendepunkt, setzte Lemming fort. Von einem untergeordneten und unbekannten Mitarbeiter ohne viel Sympathie bei den Vorgesetzten, war er fast über Nacht zu einer Art Guru unter den anderen Mitarbeitern geworden, und mit seiner Karriere ging es steil bergauf. Er hat seitdem eine Unmenge von wichtigen Informationen gesammelt, und nicht zuletzt seinetwegen haben wir viele Pläne durchkreuzen können, die auf Osamas Zeichenbrett entstanden sind.
– Aha, ich verstehe, antwortete Turner ungeduldig. Aber wo komme ich oder vielmehr sein Besuch bei mir ins Bild?
– Immer mit der Ruhe, Turner, dazu komme ich, sagte Lemmings mit ernster Stimme. Er dachte einen Moment nach, bevor er fortfuhr:
– Wir müssen ein wenig in 1979 in Teheran und den Ereignissen im Zusammenhang mit der Botschaft bleiben. Siehst du, Williams aktivierte damals eine Reihe von Informanten; ganz normale Iraner, von denen er aus irgendeinem Grunde annahm, dass sie Amerika wohlwollend gegenüber stünden, oder zumindest Gegner Khomeinis waren. Die meisten dieser – lass sie uns Amateur-Agenten nennen – waren entweder ziemlich schlecht oder gar nicht zu gebrauchen. Aber ein paar erwiesen sich als wahre Goldgruben. Einen der Informanten rekrutierte er in Absprache mit dem damaligen Schah, unmittelbar bevor der Dreckskerl mit eingeklemmtem Schwanz das Land verließ. Irgendein Politiker war auch beteiligt gewesen, wie hieß er noch gleich, Bakhtiar, er hieß Bakhtiar.
Der Informant hatte eine einflussreiche Stellung an der Universität in Teheran und, um eine lange Geschichte kurz zu machen, er wurde von einem unserer Agenten während der Kampfhandlungen bei der Besetzung der Botschaft getötet. Wenn man in diesem Zusammenhang überhaupt von einem Kampf um die Botschaft sprechen kann, wir haben sie ja, verdammt noch mal, mehr oder weniger weggeschenkt. Turner hatte inzwischen entschieden, dass es besser war, Lemming die Geschichte auf seine eigene Weise und in seinem eigenen Tempo erzählen zu lassen. Völlig uninteressant war sie natürlich nicht, aber er war sich nicht ganz sicher, ob er das alles wirklich so genau wissen wollte. Lemming dachte kurz über seine letzten Worte nach, bevor er fortfuhr:
– Nun, der Sohn des Informanten hat aus erster Hand miterlebt, wie einer unserer Mitarbeiter seinen Vater erschoss. Williams behauptet, dass der Sohn mit Sicherheit an anti-amerikanischen Aktivitäten beteiligt war. Wie du dir vorstellen kannst, hat Williams seitdem ein wachsames Auge auf diesen Sohn gehabt, als reine Vorsichtsmaßnahme. Seltsamerweise reiste er mit seiner Mutter, die englische Staatsbürgerin war, nach England, und dort bekam er seine Ausbildung. Man könnte den Eindruck bekommen, dass er auf den schmalen Weg der Tugend zurückgekommen war, aber dann irgendwann in den achtziger Jahren, mitten im Krieg zwischen Iran und Irak, verließ er England, und tauchte später im Iran auf, wo er auf Khomeinis Seite am Krieg teilnahm.
Eines Tages verschwand er dann wieder und diesmal vollständig, wie vom Boden verschluckt. Williams war bereit, beim Grab seiner Mutter zu schwören, dass dieser Kerl nach Afghanistan gegangen war, um sich Osamas Bande anzuschließen. Wie dem auch sei, zu Williams großer Freude spazierte er neulich frisch und frei in die Tür eines der ‚Vogelnester‘, die wir in Kabul unter Beobachtung haben.
– Ja, das ist sicher alles ungemein interessant, Lemming, unterbrach Turner, aber ich habe immer noch nicht ganz verstanden, warum er hier bei mir ist.
– Dazu komme ich jetzt, versetzte Lemming ohne sich stören zu lassen. Gerade auf Grund der Informationen, die wir aus dem ‚Vogelnest‘ in Kabul haben, glauben wir mit relativ großer Sicherheit zu wissen, dass oben auf eurem Breitengrad etwas am Gären ist. Wir sind nicht hundertprozentig sicher, um welches Angriffsziel es dabei genau geht, aber die nähere Umgebung steht ziemlich fest. Wir arbeiten eng mit der EATO zusammen, die ähnliche Informationen von ihren Quellen erhalten hat, und der Informationsaustausch ist im Moment Gold wert. Williams ist auf jeden Fall davon überzeugt, dass der Sohn des Informanten die treibende Kraft dahinter ist. Aber von hier ab musst du mit Williams selber sprechen.
Ich will nur abschließend noch einmal betonen, dass ich finde, du solltest dir seine Vorschläge anhören. Ich gebe zu, dass er ganz bestimmt unkonventionell ist, aber er erledigt seine Arbeit.
Williams war mit einem Metalldetektor abgetastet worden und war gerade dabei, seine Sachen wieder in die Taschen zu stecken, als Turners Butler ihn bat, in der Halle Platz zu nehmen.
– Seine Exzellenz wird Sie sogleich empfangen, sagte er feierlich.
(Fortsetzung folgt)
ENGLISH
The Man from Tehran
Tuesday February 7, 2006
Kabul, 9:55 a.m.
A man dressed in a caftan turned into a narrow alley not far from a large bazaar in the Afghan capital Kabul. He took quick, focused steps and looked neither to the right nor to the left. His clothes and appearance were in perfect harmony with the surroundings. Much of the adult male population in the region looked just like him. The only thing that differentiated him from most others was his size. He was about two meters tall and weighed 130 kilos without a single gram of excess fat on his body. One could call him a giant without exaggerating. If you looked at him more closely, you would notice that his left ear was missing. It was torn off by a shrapnel in the mountains in the northeastern part of Afghanistan a few years ago. His hair was impressive and unruly and went seamlessly into an equally unruly Taliban-style beard. His mane easily hid his scars. But nobody seemed to pay any attention to him, and shortly afterwards he knocked on the door of an unremarkable, clay-clad house with no name tag or house number or other special features.
However, he had not gone completely unnoticed. If he had looked back over his shoulder, he would with a bit of luck have discovered another man, who was following him at a distance of 15 to 20 meters. But even if he had spotted his shadow, his presence would probably not have worried him, because he was dressed just like the giant and, like him, had a full beard. He did not stand out in the streets of Kabul’s center either. The giant waited a moment at the door before it was opened a crack wide. A pair of watchful eyes looked at him for a moment, then the door opened just enough for him to get inside. The shadow went past the door without looking to the side.
The lighting in the house was poor. A little daylight came in through a window into the courtyard, but there were no other sources of light. The house consisted of two rooms, and the giant followed the person who had let him in to the back room. The lighting wasn’t much better there, but the giant’s eyes had grown used to the dim light in the meantime. This room was furnished with carpets and thick pillows and practically nothing else. There were two men in the room. One of them was clearly old. He too was dressed like the giant and had a full beard, but his build was delicate, and he looked fragile. He was sitting on a large pillow in a corner of the room.
The other man was lying on a carpet on the floor with a sheet draped over him. He was obviously dead. In his lifetime he had probably looked like the giant and the old man, although he was considerably smaller than the giant and several years younger than the old man. The man who had let the giant in had gone back into the front room without saying a word and left him alone with the old man and the deceased. The giant politely greeted the old man and sat on one of the other large pillows. He looked uneasily at the dead man but said nothing. The two living sat in silence for a few minutes before the old man began to speak in a hoarse and weak voice:
– Wahil El Mohammed, my brother, welcome to my humble home.
The giant moved restlessly when his name was mentioned.
– As you can see, you came on a troubled day, the old man continued. My beloved son, Joseph … The old man pointed his hand at the man on the floor … fell in the honorable war against the great Satan.
To underline his words, he raised his face and both hands to the ceiling.
– Joseph fought the cowardly dogs like a lion, he continued with increasing intensity in his voice, and he killed many of them before they slaughtered him.
He let his hands drop.
– His death must be an incentive for all of us to accomplish the task our great leader has entrusted us with.
He suddenly turned directly to Wahil and continued in the same solemn tone:
– You, Wahil, my brother, have sworn allegiance to our cause, and your promise is now being tested. Are you ready to meet our high expectations for you?
His eyes were fixed on Wahil. Wahil was aroused by the mood the old man had created with his words. In his deep voice he replied:
– Yes, by Allah and the Prophets, I am ready. What do you expect from me?
The old man nodded and smiled gently before continuing:
– You have been selected for a task that corresponds to your special abilities. Your skills and your knowledge of languages will help you to work with other faithful brothers.
– It is a great honor, Wahil growled emphatically. Who will lead us?
The old man’s eyes flashed furiously for a split second. But he immediately controlled himself and replied:
– With Allah’s help, everything will be revealed to you when the time comes. Remember, the snake has many heads and therefore many ears, so you will not know more than necessary at the moment, but I will tell you one thing: An old friend is looking forward to seeing you and working with you again. He paused, closed his eyes, and suddenly smiled.
– And I want to tell you one more thing. You will travel to a European city and from there you will travel to another city in a completely different place. Everything is prepared and the role you are supposed to play will be the most important of all.
Wahil didn’t find this last piece of information very revealing, but he proudly stretched his back at the words that his role was the most important of all.
The old man continued:
– You must now follow my loyal friend Hassan, who let you in earlier. You will follow him to a house not far from here. There you will meet your old friend, a true son of Islam. He will tell you everything necessary and prepare you for the journey. May Allah give you strength!
The conversation was obviously over, and Hassan came in.
– Follow me! he said curtly. They left the old man alone with his dead son.
The shadow was waiting outside in the alley. He saw that the giant was now leaving the house with another person. He knew both men and was worried to see them together. He followed them at a safe distance as they turned into the bazaar and passed quickly between the stands. Suddenly they turned sharply to the right at a stand. A moment later, the shadow turned the same corner and found that the two men were no longer visible. They seemed to have vanished from the face of the earth. The shadow went back and forth for a while, pretending to be interested in some of the merchandise on offer, but gave up after a while.
Hamburg, 3:10 p.m.
Rolf Duvenhart was sitting in his office in the new EATO headquarters not far from Hamburg Central Station. His face betrayed his deep concentration. He reread the last note he had received today. The news alarmed him a lot more than he liked. The text was short and precise:
Kabul, February 7, 2006. Meeting in cell KB120 today at 9:55 am local time. Rahi Yulashafi is active. His son Joseph was killed in the fight against ‚Delta Force‘ yesterday morning. Rahi met with Hassan bin Owhabali, and later Wahil El Mohammed came. Caught the following from the meeting: Activity agreed in Europe. No details. Wahil travels to Europe for an action. He is preparing for the departure. Hassan and Wahil left the cell at the same time. I lost their track. They went east at 10:35. Maybe watch satellite image?
Rolf put the paper down. This message was undoubtedly important, but how should one interpret it? And was it related to the information about cell CP100 this morning? If so, it confirmed his expectations that an attack was imminent in his part of the world. Rahi’s last action had cost God knows how many lives.
The Madrid and London attacks had turned out to be real nightmares for Rolf, and he had a guilty conscience about London, although it could not have been prevented. There was absolutely no warning. Nowadays they were much better with monitoring the active cells and, if they were lucky, could avoid repetitions. Luck, he repeated in his mind. Yes, that was definitely a factor that you had to include in your calculations in this line of work. Monitoring and listening to the cells, observing their coming and going were comparatively easy, and the EATO had access to all conceivable electronic devices. They could follow everything that happened, exactly where they wanted. But with the scarce resources, which would never be enough regardless of the amount of funds made available, the difficulty lay in prioritizing the people to be monitored. If it was the wrong person, then the means were wasted. But now one of the surveys seemed to have paid off, which was positive in spite of everything. Rolf got lost in his thoughts for a moment. I have to get the wheels rolling, he decided. We probably shouldn’t waste much time – if at all. He picked up the phone and dialed a number. He made a dozen phone calls over the next half hour, and when he hung up after the last conversation, he was happy with the result.
Copenhagen, 4:30 p.m.
Lisbeth Hasselbeck switched off her cell phone and put it back in her pocket. When the phone rang, not her private cell phone, but the special service phone, the number which only very few were in possession of, she was in her car on one of the main roads in Copenhagen on the way home from the office. The call came from Rolf Duvenhart and was pretty short. The exchange would hardly have made sense to an outsider, but Lisbeth was on the alert. It was the third time that Rolf Duvenhart called her for a meeting in Hamburg since she was selected to head EATO in Scandinavia about 18 months ago. But it was the first time that it was something concrete, a real attack. Rolf had been sympathetic to her from the start, even during the first interview in Hamburg. The visions of the future he had been talking about were perfectly on her wavelength. However, he had shown the ability to convey them, whereas until now she had only been able to sense them. His overall charisma was charged with credibility, and Lisbeth recognized this as the main reason that she had accepted the job. Since the first meeting in Hamburg, she had always looked forward to seeing Rolf again. But not this time, a preparedness meeting was not a good thing.
Lisbeth was tall, slim and looked athletic. She was in her late thirties. She had long blond hair that framed a pretty face with a pair of green eyes, that liked to smile often, but could shoot lightning bolts just as quickly when she was angry. She was born in Sweden, but had lived in Denmark for the past 21 years. She was not married and had a reputation for being a bit of a loner. To her parents‘ great dismay, she applied to work with the police when she was 21, and the dream of seeing her as a doctor or dentist was gone. However, the disappointment was quickly forgotten when Lisbeth, at the age of 34, was already a detective commissioner at the police headquarters in Copenhagen.
Lisbeth checked the clock on the dashboard. It was late afternoon and the meeting was to take place in Hamburg the next morning. She decided to go by car. She always had a suitcase with clothes and other necessary things in the back of the car for at least a week, just in case. The trip would take about five hours, including the ferry crossing, and she doubted that taking an airplane would be much faster. She changed the direction of travel and wondered if the meeting might have something to do with the message Jørgen had sent to Hamburg that morning. She had a strong suspicion that there was a connection.
Skovshoved, north of Copenhagen, 5 p.m.
Henry Turner looked out of the window of his office on the first floor of the imposing ambassador’s residence in Skovshoved just north of Copenhagen. A few minutes ago, CIA special agent John Williams had driven into the courtyard and, as Turner knew, was now being checked by the guards. It was seldom a good omen in Turners mind if Williams showed up, no matter where, so he wondered what the man wanted from him. He would keep him waiting a bit because he wanted to use the time difference between the United States and Denmark to call his good friend Jack Lemming from the CIA headquarters in Langley. Maybe Jack knew something he’d better know before meeting Williams. He used the satellite phone, which was protected from eavesdropping of any kind. He was lucky the first time he dialed and was immediately transferred to Lemming. Shortly thereafter, he heard Lemming’s familiar, drawling Texan accent in the receiver.
– Is that you, Henry? Good to hear from you! How’s it going being ambassador in the small kingdom, or should I rather say queendom? Lemming asked and laughed heartily.
– Well, thanks, Jack, said Turner, I can’t complain. It is not the worst post for an ambassador. The Danes are very cooperative. What about yourself? You seem to be in a really good mood. Are you being treated well?
– Yes, I’m fine here, Lemming said, although this damn job can actually be compared to running a wasps‘ nest. Now what can I do for you old friend? You’re not just calling to inquire about my wellbeing, are you? Lemming laughed again.
– Why not? Turner replied cryptically. It’s always uplifting to talk to you, Jack! But to be honest there is a reason for my call. The thing is, Williams, your top anti-terrorist man, is siting downstairs in my hall, here in my private residence.
– Aha! Lemming cried out, I understand, and now you want some up-front info before you meet him, don’t you?
– Yes, something like that, said Turner. What the hell is he doing here? I’m not particularly keen on him, you know. All respect for his professionalism and all that, but there is something damn unsettling about that guy.
– Don’t be too hard on him, Lemming laughed, he’s actually much better than his reputation. We owe it to him and his working methods that today we can ward off so many threats around the world. He has been working for us for a long time. Since back in the 1970s, you know, and his network is second to none.
– Yes, yes, I know, I know, Turner replied irritably. I’m familiar with the old sermon: He has been there since God knows when, and he is completely indispensable. But for me he is still the embodiment of bad news and I would rather just send him away. Damn it, Lemming, what does he want?
Lemming laughed heartily.
– Well, I’ll save you the praises. I can give you some background information that may help you. But he has to explain the purpose of his visit to you himself. At least listen to his ideas. Although his methods are pretty, let’s say unconventional, they are often very effective.
– I promise to listen to him, said Turner. So, what can you tell me?
– Well, Lemming began, in order to understand the context correctly, we have to go back a little bit until the late 1970s, shortly before the fall of Iran. Williams was a more or less new man in the field at the time, and he was officially attached to the embassy in Tehran. He was remarkable even then. In fact, he predicted a series of events that actually happened later. The problem was that nobody wanted to listen to him at the time. Well, he has never had a particularly winning personality, as you have had to experience for yourself. The punch line is that in 1979 he had warned management that the militant students should not be underestimated. But nobody took him seriously, and we can read the result of this stupidity in the history books, can’t we?
– Keep talking, grunted Turner.
– For Williams, these events were a turning point, Lemming continued. From a subordinate and unknown employee with little sympathy from the superiors, he had become a kind of guru among the other employees almost overnight, and his career was going uphill. He has since gathered a lot of important information and, not least because of him, we have been able to thwart many plans that have been created on Osama’s drawing board.
– Aha, I understand, Turner replied impatiently. But where do I fit into the picture, or rather his visit to me?
– Calm down, Turner, I will come to that, said Lemmings in a serious voice.
He thought for a moment before continuing:
– We have to stay a little bit in 1979 in Tehran and the events related to the embassy. You see, Williams activated a number of informants back then; ordinary Iranians, who for some reason he assumed were benevolent towards America, or at least were opponents of Khomeini. Most of these – let’s call them amateur agents – were either pretty bad or unusable. But a few turned out to be real gold mines. In consultation with the then Shah, he recruited one of the informants immediately before the bastard left the country with his tail between his legs. Some politician named Bakhtiar had been involved. The informant had an influential position at the university in Tehran and, to make a long story short, he was killed by one of our agents during the fight to occupy the embassy. If one can speak of a fight for the embassy in this connection, we gave it away more or less, damn it.
Turner had now decided that it was better to let Lemming tell the story in his own way and at his own pace. Of course, it was not entirely uninteresting, but he wasn’t sure, if he really wanted to know all the details.
Lemming thought about his last words for a short moment before continuing:
– Well, the informant’s son saw firsthand how one of our employees shot his father. Williams claims that the son was deeply involved in anti-American activities. So, as you can imagine, Williams has been keeping a close eye on the son ever since, just as a precaution. Oddly enough, the son traveled to England with his mother, who was an English citizen, and received his education there. One might get the impression that he had come back on the narrow path of virtue, but then, some time in the 1980s, in the middle of the war between Iran and Iraq, he left England, and later appeared in Iran, where he took part in the war on Khomeini’s side. Then one day he disappeared again, this time completely, as if swallowed by the earth. Williams was ready to swear at his mother’s grave that this guy had gone to Afghanistan to join Osama’s gang. However, to Williams‘ great delight, he recently walked freshly and freely through the door of one of the ‚bird nests‘ that we have under surveillance in Kabul.
– Yes, that’s all very interesting, Lemming, Turner interrupted, but I still haven’t quite understood why he’s here with me.
– I’ll come to that now, Lemming replied without letting himself be disturbed. Precisely because of the information that we have from the ‚Bird’s Nest‘ in Kabul, we believe with relatively great certainty that there is something going on at your latitude. We are not 100% sure what the target of the attack is, but the vicinity is pretty obvious. We are working closely with EATO, which has received similar information from its sources, and the exchange of information is currently worth its weight in gold. Williams is definitely convinced that the informant’s son is the driving force behind it. But from here you have to talk to Williams yourself. Finally, I want to emphasize once again that I think you should listen to his suggestions. I admit again that he is completely unconventional, but he does his job.
Williams had been scanned with a metal detector and was about to put his things back into his pockets when Turner’s butler asked him to take a seat in the hall.
– His Excellency will see you immediately, he said solemnly.
(To be continued)