Der Mann aus Teheran (Arabisches Meer und Guantanamo) … The man from Tehran (Arabian sea and Guantanamo)

CoverDeutsch

3. Januar 2004
Das Arabische Meer

Die MS George Washington, ein Flugzeugträger der Nimitz-Klasse, hatte sich seit dem Beginn des Irak-Krieges im März vergangenen Jahres abwechselnd in gelbem oder rotem Alarm befunden. Während der ersten und schwierigsten Phase der Invasion hatte das Schiff im Persischen Golf vor Kuwait gelegen, wo es aktiven Dienst geleistet hatte, aber nachdem der amerikanische Präsident das Ende des Krieges erklärt hatte, war das riesige Schiff fast als symbolische Handlung abgezogen worden und befand sich nun 400 Seemeilen östlich von Oman im Arabischen Meer. Das Meer war relativ ruhig und der Himmel war klar und wolkenlos. Die Temperatur lag um 18 Grad Celsius, obwohl es erst halb zehn am Morgen war. Gegen Mittag würde sie sich auf 23– 24 Grad hinaufschrauben.
CIA-Special-Agent John Williams war dabei, sich in seiner Gästekajüte unter der Kommandobrücke fertig zu machen, als jemand an seine Tür klopfte.
– Es ist offen! Rief Williams. Die Tür wurde geöffnet und ein junger Offizier kam herein und salutierte zackig. Mit lauter, klarer Stimme, sagte er abgehackt:
– Guten Morgen, Sir. Ich wurde angewiesen, Ihnen mitzuteilen, dass in 15 Minuten Abflug ist. Er blieb aufrecht wie eine Statue stehen und wartete offenbar auf eine Reaktion von Williams. – Sehr gut, Herr Leutnant, sagte Williams. Ich bin in zehn Minuten an Deck. Sie können abtreten. Der junge Offizier salutierte wieder stramm, und erwiderte mit lauter Stimme:
– Danke, Sir. Dann drehte er sich auf dem Absatz um und verließ die Kabine.
Williams schloss den Reißverschluss der speziell angefertigten Fliegerkombination, die er gerade angelegt hatte, und schaute in den Spiegel. Er sah in diesem Anzug wie ein Kampfpilot aus, abgesehen davon, dass er mit seinen 60 Jahren um einiges älter war als ein Kampfpilot wäre, und ihm fehlten auch die üblichen Offiziersabzeichen, die US-Kampfpiloten tragen. Williams war im Augenblick zufrieden, so zufrieden, wie er zu sein in der Lage war. Die Meldung, auf die er ungeduldig gewartet hatte, war gestern am späten Nachmittag gekommen und hatte seine Laune sichtlich gehoben. Er hatte umgehend Transport nach Kuba angefordert. Ein Ausdruck der Meldung lag vor ihm auf dem Tisch. Er nahm sie in die Hand. Die Nachricht war vom CIAHauptbüro in Langley vom 2. Januar 2004. Sie war kurz und präzise und ohne überflüssige Worte. Er las sie ein drittes Mal: „Said bin Kanhal lokalisiert/Ort: Guantánamo/Zustand: Gut /Status: Kann verhört werden.“
Er legte das Papier in seinen Aktenkoffer, den er unter den Arm klemmte. Er sah sich ein letztes Mal in der Kabine um, bevor er die Tür öffnete und in den Flur trat. Nur zwei mussten noch aufgespürt werden, dachte er: Akhmahel bin Kanhal und Wahil el Mohammed. Welche Ironie, dachte er weiter, dass einer der ‚Fehlenden‘ ausgerechnet der Sohn des Professors war, Saids Vetter, Said, der sich gerade jetzt in Guantánamo befand. Aber er war ganz sicher, dass er sowohl Akhmahel als auch Wahil finden würde. Eines schönen Tages mussten sie ja irgendwo auftauchen. Ein wie Williams in Fliegerkombination gekleideter Offizier wartete am Ausgang zum Hangar-Deck.

– Guten Morgen, Sir, salutierte der Offizier. Mein Name ist Perkins, Henry Perkins, und ich habe das Vergnügen, heute Ihr Pilot zu sein. Sind Sie bereit? Williams warf einen kurzen Blick auf Perkins Offiziersabzeichen und antwortete:
– Guten Morgen, Hauptmann. Ja, ich bin bereit. Ich freue mich wirklich auf einen kleinen Ausflug in einer Tomcat. Ich hatte nur ein einziges Mal Gelegenheit, in einem Jagdflugzeug mitzufliegen; das war in den späten Siebzigern, und damals war das wahrscheinlich eine Mirage. Wir sind auch nicht von einem Flugzeugträger aus gestartet.

– Guantánamo kann man auch nicht gerade als einen ‚kleinen Ausflug‘ bezeichnen. Guantánamo liegt über 7500 Meilen von hier entfernt, das heißt mit einer mehr oder weniger konstanten und ökonomischen Geschwindigkeit von 800 Meilen in der Stunde müssen wir bestimmt mit einer Flugzeit von ca. 10 Stunden rechnen.
– Ich verstehe, Hauptmann, sagte Williams, aber ich denke, dass ich die Zeit gut nutzen werde. Er klopfte auf seinen Aktenkoffer.
– Ich habe mir ein wenig Arbeit mitgebracht. Lassen Sie uns starten. Als sie auf das Hangar-Deck hinaus traten, landete gerade ein Flugzeug und sie mussten warten, bis es ganz zum Stillstand gekommen war, bevor sie zu fünf nebeneinander geparkten Jagdflugzeugen hinübergehen konnten. Perkins ging auf das vorderste Flugzeug zu und blieb an der Leiter stehen, die ihnen das Einsteigen erleichtern sollte. Perkins gab Williams ein Zeichen, zuerst einzusteigen, und er kletterte die Leiter hoch und setzte sich in den ergonomisch gestalteten Passagiersitz im hinteren Teil des Flugzeugs. Gleich nach ihm kam ein Offizier, der ihm dabei half, den Helm, die Sauerstoffmaske und den Sicherheitsgurt richtig anzulegen. Der Offizier zog sich danach wieder zurück, und nun war die Reihe an Perkins, an Bord zu klettern. Einen Moment später schloss er das Dach, und startete den kräftigen Motor. Perkins ging eine Reihe von Sicherheits-Routinen durch, bevor er das Flugzeug zur Startrampe rollen ließ. Einen Moment später waren sie startklar und Williams bemerkte, dass sein Herz schneller schlug. Eine erwartungsvolle Spannung hatte sich seiner bemannt. Etwas weiter vorne, auf der rechten Seite des Flugzeugs, stand ein Offizier mit starken Ohrenschützern und zwei Signallampen in den Händen. Der Offizier gab ein Zeichen, und Perkins führte die Gashebel ein wenig nach vorne. Die Umdrehungen des Motors stiegen drastisch an, und das Flugzeug begann fast auf der Stelle zu hüpfen. Ein paar Sekunden später gab der Offizier ein weiteres Zeichen, und Perkins schob den Gashebel fast ganz nach vorne und löste die Bremsen. Die Beschleunigung war nicht zu beschreiben. Williams wurde so gewaltsam in seinem Sitz zurückgeworfen, dass er kaum atmen konnte. Die Tomcat beschleunigte auf der kurzen Landebahn, und innerhalb von drei, vier Sekunden war das Schiff zu Ende. Das Flugzeug donnerte über die Kante und fiel einen halben Meter nach unten, bevor es stabil in der Luft lag. Williams musste sich beherrschen, damit ihm nicht schlecht wurde. Jeder Muskel in seinem Körper war auf das Äußerste angespannt. Perkins richtete das Flugzeug nach oben und sie beschleunigten noch einige Sekunden, bevor er den Gashebel ein wenig zurückzog. Die Einwirkung der G-Kräfte ließ sofort spürbar nach, und Perkins drehte das Flugzeug nach Backbord, bis sie fast direkt nach Westen flogen. Weniger als drei Minuten nach dem Start hatten sie ihre Flughöhe von 40.000 Fuss erreicht, und das Flugzeug legte sich in die Horizontale.
Sie hatten die Morgensonne im Rücken, und das würde auf der ganzen Reise so bleiben. Ihre Fluggeschwindigkeit war höher als die Rotation der Erde, was bedeutete, dass sie aufgrund der jeweiligen Ortszeit ein paar Stunden früher ankommen würden, als sie abgeflogen waren, und die Sonne würde langsam im Osten hinter ihnen versinken.
– Wie gefiel Ihnen der Start, Sir? fragte Perkins, als er den Autopiloten aktivierte. Die meisten Leute sind völlig überrumpelt, egal wie gut sie sich vorbereiten.
– Ja, das glaube ich gerne, sagte Williams, und ich muss zugeben, dass es das wildeste war, was ich jemals erlebt habe, mit Hosen an also. Perkins lachte über die Bemerkung und sagte:
– Ab hier ist es ziemlich eintönig, Sir. Wir haben auf der ganzen Strecke schönes Wetter hier oben, und wir fliegen ungefähr 30.000 Fuss höher als die normalen Linienflüge, so dass wir wohl ohne Störungen den kürzesten Weg zum Ziel fliegen können. Sie finden etwas Proviant und etwas zu trinken in den Taschen auf beiden Seiten des Sitzes, und Sie können gerne die Maske abnehmen, wenn Sie möchten. Sie können dann allerdings nicht mit mir kommunizieren, falls es nötig sein sollte. Sie können dann schreien, so laut Sie wollen, ohne dass ich es hören kann.
– Gut, Hauptmann, ich danke Ihnen, sagte Williams und freute sich über die Aussicht auf etwas Ruhe, wie gesagt habe ich etwas Arbeit mitgebracht, mit der ich mich in den nächsten Stunden beschäftigen möchte. Ich melde mich, wenn etwas anliegt. Williams nahm das Angebot die Maske abzunehmen an und fand eine Flasche Orangensaft in einer der Taschen, die Perkins erwähnt hatte. Wasserlassen war kein Problem, da die Fliegerkombination dazu eingerichtet war, etwas mehr als einen Liter Urin in einem extra dafür eingenähten Beutel aufzufangen. Er öffnete den Koffer und nahm einige Papiere heraus. Das oberste Stück Papier war zerknittert und angegilbt und sah aus, als ob es oft in die Hand genommen wurde.
Er begann zu lesen. Als Erstes stand dort ein Bibelzitat: „Aber der HERR sprach zu ihm: Nein; sondern wer Kain totschlägt, das soll siebenfältig gerächt werden. Und der HERR machte ein Zeichen an Kain, dass ihn niemand erschlüge, wer ihn fände. Also ging Kain von dem Angesicht des HERRN und wohnte im Lande Nod, jenseits Eden, gegen Morgen.“ (1. Buch Mosis, Kapitel 4, Verse 15–16). Dann folgte ein kurzer Auszug aus einer alten Legende: „Unter den Männern im Grenzland von Afghanistan und in Zentralasien heißt es, dass die Region um Kabul ‚Kains Land‘ ist; Nod selbst, östlich von Eden gelegen, und dass Kains Knochen unter einem Hügel südlich von Kabul begraben sind, dessen Gründer er nach den Überlieferungen ist.“ Williams lächelte vor sich hin und las den Text noch einmal. Die meisten Menschen würden eine solche Legende als alten Aberglauben abtun, aber nicht Williams. Die Worte bedeuteten für ihn mehr als man sich vorstellen konnte. Sie bildeten eine notwendige geistige Brücke zwischen seiner festen Überzeugung, dass Gott die Vereinigten Staaten als ‚Sein Land‘ auserwählt hatte, und der Tatsache, dass sein Land im Krieg gegen den Terrorismus lag.
Er hatte über die alte Afghanistan-Legende vor langer Zeit in einem Buch gelesen und die Geschichte hatte ihn fasziniert. Die Afghanen stammten nach diesem Text von Kain ab. Sie waren, mit anderen Worten ‚von Kains Geschlecht‘, und es war daher nur natürlich, dass der erste Kampf gegen den Terrorismus in Afghanistan stattfand. Das Kains Land Nod östlich von Eden liegen sollte, würde mit anderen Worten bedeuten, dass Eden im heutigen Iran, Irak, Syrien oder Israel gelegen haben musste; zumindest wenn man eine gerade Linie von Kabul nach Westen zog. Für Williams waren Iran und Irak ausgeschlossen und Syrien zweifelhaft. Mit anderen Worten war die logische Schlussfolgerung für ihn, dass Eden entweder in oder in der Nähe von Israel gelegen haben musste, und der Gedanke gab ihm Seelenfrieden. Diese Worte rechtfertigten sowohl den Kampf gegen den Terrorismus und die etwas einseitige Haltung der USA im Palästina-Konflikt.
Er legte das Papier zurück und blätterte ein wenig in den anderen Dokumenten. Er zögerte bei einem bestimmten Blatt Papier, aber dann nahm er es aus der Mappe. Es war eine Art Liste. Die Überschrift lautete ‚Militante Studenten – Teheran‘. Dann folgte eine Reihe von Namen. Es standen 22 Namen auf der Liste und neben jedem Namen ein kurzer Kommentar. Sechzehn Namen waren sorgfältig durchgestrichen und im Kommentar stand, dass sie tot waren sowie eine kurze Beschreibung, wie sie umgekommen waren. Die übrigen Namen stachen zwischen den durchgestrichenen deutlich hervor und Williams las mit einem merkwürdigen genüsslichen Gefühl die Namen der noch lebenden sechs: Said bin Kanhal, lokalisiert, Guantánamo; Mohammad Hamaq, lokalisiert, Gaza, Palästina; Akhmahel bin Kanhal, nicht lokalisiert; Seyed Mossadegh, lokalisiert, Teheran; Wahil El Mohammed, nicht lokalisiert; Mehdi Kazem, lokalisiert, Kandahar.
Williams ließ seine Gedanken zurückschweifen und dachte er an die Ereignisse vom 11. September. Der Angriff auf das World Trade Center war in seinen Augen nicht nur negativ zu sehen. Vor dem 11. September waren die Mittelbewilligungen für seine Arbeit immer knapp bemessen gewesen, und das Geld hatte selten gereicht, um den Ambitionen gerecht zu werden. Nach dem 11. September konnte er fast alles gewährt bekommen, was er wollte, wenn im Antrag nur irgendwo das Wort „Terrorist“ erwähnt wurde. Williams hatte es verstanden, diese Situation voll auszunutzen. Er war im Besitz einer Generalvollmacht unter der PATRIOT-Act-Gesetzgebung, die ihm unbegrenzte Befugnisse für fast alles gab, was er zu tun gedachte, und er hatte diesbezüglich absolut keine Skrupel.
Williams war sich im Klaren darüber, dass die meisten Leute nicht besonders viel für ihn übrig hatten, aber das passte ihm ausgezeichnet, da er selber auch nicht viel für andere Menschen übrig hatte. Auf der anderen Seite wusste er, dass er für seine Arbeit respektiert wurde, und das war im Grunde das einzig Wichtige für ihn. Er war der Ansicht, dass die Liste über militante Studenten aus Teheran für den Kampf gegen den Terrorismus von großer Bedeutung war. Die Liste hatte ihren Ursprung aus der Zeit als die US-Botschaft in Teheran besetzt worden war, und er wusste mit Sicherheit, dass sie alle eingefleischte Terroristen waren. Sie mussten vernichtet werden, um jeden Preis. Er wusste, dass die Ermordung der aufgelisteten Personen dem Terror kein Ende setzen würde, weit gefehlt, aber er fühlte, dass dies sein persönlicher Beitrag zum Kampf gegen die ‚Achse des Bösen‘ sein konnte.

 

Während der ersten Woche nach dem Angriff in New York, hatte er eine Nachforschung nach allen Personen von der alten Liste in Gang gesetzt. Er hatte eine Projektmappe in der CIA-Datenbank erstellt und sie „Teheran-Verschwörung“ genannt. Wenn einer der Männer gefunden wurde, setzte er einen Agenten ein, der ihn beschattete, um seine Gewohnheiten, Aufenthaltsort und Umgangskreis zu ermitteln. Danach war es einfach für Williams zu entscheiden, wo und wann er zuschlagen würde. Er hatte die Liquidation immer auf die gleiche Weise vorgenommen: mit einem Nervengift in Pulverform mit Namen A-tox 457. Unabhängig davon, ob es eingeatmet oder in den Körper durch kleine Schnitte und Abschürfungen in der Haut eindrang, war seine Wirkung, Lähmung des zentralen Nervensystems, gleich zuverlässig. Die Symptome ähnelten denen eines sehr starken epileptischen Anfalls mit heftigen Krämpfen und Lähmung der Atmung. Die Wirkung trat innerhalb von drei bis vier Minuten nach der Einnahme ein, und die betreffende Person verlor das Bewusstsein und starb unmittelbar danach. Absolut nichts konnte das Opfer retten. Soweit Williams bekannt war, gab es überhaupt kein Gegenmittel gegen dieses Zeug. Der Vorteil von A-tox 457 war erstens seine Wirksamkeit; zweitens, dass die Todesursache immer als ein epileptischer Anfall gedeutet werden würde, und drittens, dass er immer verschwinden konnte, bevor die Symptome ernsthaft begannen.
Er konnte nicht mit den Todesfällen in Verbindung gebracht werden. Er erinnerte sich an seinen Besuch bei Alpha-250 in Nevada. Das Leben ist voll von den seltsamsten Zufällen, dachte er. Nachforschungen in einer anderen Angelegenheit hatten ihn zu der biologischen Anlage geführt. Er konnte sich schon gar nicht mehr daran erinnern, was ihn ursprünglich dorthin gebracht hatte. Irgendein Labortechniker oder was auch immer er gewesen war, hatte ihn herumgeführt. Es war alles ziemlich langweilig und irrelevant für ihn gewesen, bis der Labormensch zufällig erwähnte, dass einige kleine Kapseln, nach denen Williams geistesabwesend gefragt hatte, für eine geheime Studie verwendet wurden. Purer Instinkt hatte Williams dazu gebracht, eine Handvoll der Kapseln aus einer Kiste zu nehmen, und er hatte eine in der Hand behalten, als er die anderen zurücklegte. Er hatte um Erlaubnis gebeten, das geheime Labor besichtigen zu dürfen, aber der Labortechniker hatte sich gesträubt. Ein Blick auf Williams PATRIOT-Act-Generalvollmacht, die er immer bei sich hatte, hatte ihn jedoch überredet, und sie hatten gemeinsam die Abteilung besucht.

 

Der Labortechniker hatte sehr ausführlich über die Droge, die in der Abteilung entwickelt wurde, gesprochen und Williams hatte den Gedanken an ihre Anwendungsmöglichkeiten mehr und mehr faszinierend gefunden. Der Austausch der Kapseln war ein Kinderspiel gewesen, und er hatte die Anlage mit einer drogengefüllten Kapsel und einem Plan, der umgesetzt werden würde, verlassen. Kurz nach seinem Besuch hatte der Sicherheitschef der Anlage ihn über den Grund für seinen Besuch befragt, aber er hatte nur mit seiner PATRIOT-Act-Vollmacht gewedelt, und danach waren keine Fragen mehr von der Seite gekommen. Nun ging es einzig und allein um die Eliminierung der Teheran-Verschwörer, und nichts anderes. In vier Fällen hatte er in den vergangenen sechs Monaten ein Leben vorzeitig mit dem Nervengift abgeschlossen, und in allen vier Fällen war als Todesursache, wie erwartet, ein epileptischer Anfall festgestellt worden, und man hatte keine weiteren Untersuchungen der Todursache durchgeführt.
Der Krieg in Afghanistan hatte die Anzahl der Verschwörer ziemlich dezimiert, und vier waren auf Grund von anderen Ursachen gestorben. Heute würde es noch einer weniger werden, und innerhalb der nächsten Wochen oder Monate würden drei weitere verschwinden. Danach wären nur noch zwei Namen auf der Liste. Beide Personen mussten jedoch erst gefunden werden. Doch die Suche nach Akhmahel und Wahil würde weitergehen, bis sie entweder gefunden oder für tot erklärt waren. Er würde sie schon alle erwischen, einen nach dem anderen! Williams betrachtete Akhmahel als den intelligentesten der Verschwörer von der Liste, während Wahil bei Weitem der gefährlichste war. Wahil war definitiv ein Psychopath.

Guantánamo, Kuba
Said bin Kanhal saß in seiner Zelle und las im Koran. Er war seit mehr als drei Monaten Gefangener im Lager. Er war müde und geschwächt, nach der unmenschlichen und erniedrigenden Behandlung, die er fast jeden Tag ertragen musste, und er fürchtete, dass es auf unbestimmte Zeit so weitergehen würde, es sei denn, er gab ihnen, was sie wollten, und sie wollten Informationen haben. Das Problem war, dass er ihnen keine Informationen geben konnte, denn er wusste von nichts. Sie sahen ihn offenbar entweder als Terroristen oder zumindest als Guerilla-Kämpfer an oder ‚illegalen Kombattanten‘, wie sie es zu nennen bevorzugten, aber er war in Wirklichkeit keines von beidem. Er war in Charikar, einer Stadt südlich des Hindukusch im Nordosten Afghanistans nicht weit von Kabul gefangen genommen worden. Er war auf einer Busreise in Afghanistan gewesen, wo seine Schwester Aisha jetzt lebte, als amerikanische Soldaten den Bus gestoppt, und ihn zusammen mit einem Dutzend anderer Leute, alles Männer, verhaftet hatten unter dem Verdacht, dass sie ‚illegale Kombattanten‘ waren.
Er hatte gewusst, dass die Gefahr, verhaftet zu werden, immer über ihm hing, aber er hatte nie gedacht, dass er Gefahr laufen würde, nach Guantánamo geschickt zu werden. Seit er angekommen war hatten sie alles getan, was sie konnten, um ihn zu brechen, und er hatte verzweifelt versucht, irgendetwas zu erfinden, das er ihnen erzählen könnte, nur damit sie ihn für eine Weile in Ruhe ließen. Und dann erinnerte er sich während einer der Verhöre an die Besetzung der amerikanischen Botschaft in Teheran vor vielen Jahren. Er war selbst daran beteiligt gewesen – vielleicht konnten sie das gebrauchen. Er erinnerte sich auch daran, dass jemand ihn sogar als Anführer der Gruppe angesehen hatte, aber das war wirklich völlig aus der Luft gegriffen. Er war eigentlich gegen den unnötigen Einsatz von Gewalt gewesen, und die Haltung hatte bei den zu der Zeit äußerst aufgebrachten Studenten keine große Begeisterung hervorgerufen. Auf Grund der Informationen über die Botschaft hatte einer der Männer, ein Amerikaner in Zivil, begonnen sich für ihn zu interessieren. Der Mann hatte mit dem Verhörleiter ein paar Minuten diskutiert, und danach hatte man ihn in seine Zelle zurückgebracht.
Said teilte die Zelle mit fünf anderen Gefangenen, aber sie sprachen nicht viel miteinander. Jedes Mal, wenn einer von ihnen aus dem Verhör zurückkam, fürchteten die anderen, er hätte etwas gesagt, dass sie in ein schlechtes Licht stellen könnte. Plötzlich konnte man einen Schlüssel in der Tür hören. Sie fuhren alle zusammen bei dem Geräusch und wussten im Voraus, was passieren würde: Einer oder mehrere von ihnen sollten verhört werden, wieder einmal. Ein Wärter trat ein mit kräftigen und lauten Schritten auf Grund der harten Militärstiefel. Said kannte den Wärter sehr gut. Er kannte so langsam alle Wärter hier, und dieser Kerl war ein richtig dummes Schwein. Er hatte böse Augen und war immer brutal.
– So ist der Urlaub vorbei, Said, sagte der Wärter mit einem höhnischen Grinsen und ging resolut auf sein Bett zu. Wir müssen nach unten gehen und wieder ein wenig plaudern. Er packte Said grob am Arm und zog ihn auf die Füße.
– Komm her, du gottverdammte Laus, sagte er und stellt Said mit dem Gesicht zur Wand. Die anderen Gefangenen verhielten sich passiv.
– Hände! kommandierte der Wärter, und Said hielt sofort beide Hände hinter seinem Rücken. Der Wärter legte Said die Handschellen an und strammte sie so hart, dass es weh tat; dann zog er ihn auf den Gang und in Richtung Verhörraum, der etwas weiter weg lag. Der Wärter hielt Saids Arm mit festem Griff, und jedes Mal, wenn sie die Richtung wechselten, riss er ihn brutal herum.
– Halt! befahl der Wärter. Sie waren zu einer großen Eisentür gekommen, die den Gang mit den Zellen von dem Gang mit den Verhörräumen trennte. Said meinte, dass er inzwischen alle Verhörräume von innen gesehen hatte. Sie sahen alle eins aus, und befanden sich alle auf der rechten Seite des Gangs. Der Wärter zog ihn durch die Eisentür und hinüber zum dritten Verhörraum.
– Halt! befahl der Wärter wieder und schloss die Tür zum Verhörraum auf. Wieder griff er Said am Arm, und zerrte ihn mit unnötiger Gewalt durch die Tür und direkt zu einem Stuhl, der in der Mitte des Raumes stand. Der Wärter stieß ihn brutal auf den Stuhl und band ihn mit einigen schweren Riemen fest. Die Arme wurden an die Armlehnen und die Beine an die vorderen Stuhlbeine gefesselt. Dann verließ der Wärter den Raum und schloss die Tür hinter sich ab. Als ob ich fliehen könnte, dachte Said, als er den Schlüssel in der Tür hörte. Er sah sich im Raum um. Er war allein. Aber wahrscheinlich nicht lange, dachte er. Das Zimmer war wie die anderen Verhörräume im Gefängnis eingerichtet: es war etwa 25 Quadratmeter groß – fünf mal fünf Meter – und der Stuhl auf dem er saß, stand in der Mitte des Raumes mit dem Rücken gegen die Tür. An der Wand gegenüber der Tür standen fünf Stühle nebeneinander. Zwischen den fünf Stühlen und seinem Stuhl stand ein starker zweitausend Watt Scheinwerfer auf einem Stativ, der oft während eines Verhörs eingeschaltet war und es unmöglich machte, diejenigen, die auf den Stühlen an der Wand entlang saßen, zu erkennen. Wenn der Projektor angeschaltet war, gab er eine unerträgliche Wärme in den im Vorwege heißen Raum ab, und man fühlte sich wie auf einem Grill, wenn man davor saß.
Doch das war bei Weitem den bösartigen und erniedrigenden Methoden vorzuziehen, die oft benutzt wurden. Er betete zu Allah, dass es heute nicht eines der harten Verhöre sein würde. Er hatte wohl etwa eine halbe Stunde in dem Raum gesessen, als er hörte, wie die große Eisentür zwischen den Gängen wieder geöffnet wurde. Er war sicher, dass er Schritte von zwei Personen hören konnte, die sich seinem Verhörraum näherten. Sie unterhielten sich, aber er konnte nichts verstehen. Er hörte dann, wie die Tür hinter ihm aufgeschlossen wurde. Seine Muskeln krampften sich bei dem Geräusch reflexartig zusammen, aber da fehlte etwas. Er kannte alle Geräusche hier bis zur Bewusstlosigkeit, und im Moment fehlte das logische Geräusch einer Tür, die geöffnet wurde. Man hatte sie aufgeschlossen, aber nicht geöffnet. Stattdessen hörte er Schritte einer Person, die sich entfernte, und dann wieder die große Eisentür, die nun abgesperrt wurde, und dann, plötzlich, geschah es. Die Tür zu Saids Raum wurde geöffnet.

(Fortsetzung folgt)

 

ENGLISH

3 January 2004
Arabian See

The MS George Washington, a Nimitz-class aircraft carrier, had been alternately under yellow and red alert since the start of the Iraq war in March last year. During the first and most difficult phase of the invasion, the ship had been in the Persian Gulf off Kuwait, where it had served actively, but after the President of the United States declared the end of the war, the huge ship had almost been withdrawn as a symbolic act and was now located 400 nautical miles east of Oman in the Arabian Sea. The sea was relatively calm and the sky was clear and cloudless. The temperature was around 18 degrees Celsius, even though it was only half past nine in the morning. By midday it would go up to 23-24 degrees. CIA Special Agent John Williams was getting ready in his guest cabin under the bridge when someone knocked on his door.
– It’s open! he called.
The door opened and a young officer entered and saluted briskly. In a loud, clear voice and a kind of staccato he said:
– Good morning, sir. I have been instructed to inform you that departure will be in 15 minutes.
He stood upright like a statue, apparently waiting for a response from Williams.
– Very good, Lieutenant, said Williams. I’ll be on deck in ten minutes. You can stand down.
The young officer saluted again and replied in a loud voice:
– Thank you, sir.
Then he turned on the heel and left the cabin.
Williams zipped the zipper on the custom-made pilot suit he was wearing and looked in the mirror. He looked like a fighter pilot in this suit except that at the age of sixty, he was a lot older than a fighter pilot would be, and he also lacked the usual officers’ distinctions of US fighter pilots. He was content right now; as content as he was able to be. The news he had been waiting for had come yesterday late in the afternoon and it had clearly lifted his mood. He had immediately requested transportation to Cuba. A printout of the message was on the table in front of him. He picked it up. The message was from the CIA headquarters in Langley on January 2, 2004. It was short and concise, without any unnecessary words. He read it a third time:
„Said bin Kanhal located. / Location: Guantánamo. / Condition: good. / Status: can be interrogated.“
He put the paper in his briefcase, which he tucked under his arm. He looked around the cabin one last time before opening the door and stepping into the hallway. Only two people where still to be tracked down, he thought: Akhmahel bin Kanhal and Wahil el Mohammed. What irony, he thought, that one of the ‚missing‘ was the professor’s son, Said’s cousin, Said, who was now in Guantánamo. But he was absolutely certain that he would find both Akhmahel and Wahil. Sooner or later they had to show up somewhere.
An officer dressed like Williams in a flight suit waited at the exit to the hangar deck.

– Good morning, sir, the officer saluted. My name is Perkins, Henry Perkins, and I have the pleasure of being your pilot today. Are you ready?
Williams glanced at Perkins‘ officers’ distinctions and replied:
– Good morning, captain. Yes, I am ready. I’m really looking forward to a little trip in a Tomcat. I only had one chance to fly in a fighter plane; that was in the late seventies, and back then it was probably a mirage. We also didn’t start from an aircraft carrier.
– Guantánamo can’t be called a “little trip,” Perkins said,
– Guantánamo is more than 7500 miles away from here, which means with a more or less constant and economic speed of 800 miles an hour we have to expect a flight time of about 10 hours.
– I understand, captain, said Williams, but I think I will use the time well. He patted his briefcase.
– I brought some work with me. Let’s take off.
When they stepped out onto the hangar deck, an airplane was landing, and they had to wait until it came to a complete standstill, before they could walk over to the five fighter planes parked side by side. Perkins walked to the foremost plane and stopped at the ladder, which would make it easier for them to get on. Perkins signaled Williams to get in first, so he climbed up the ladder and sat down in the ergonomically designed passenger seat in the rear of the aircraft. Immediately after him followed an officer who helped him with properly putting on the helmet, oxygen mask and seat belt. The officer then retreated, and it was Perkins‘ turn to climb aboard. A moment later he closed the roof and started the powerful engine. Perkins went through a series of safety routines before rolling the plane to the launch pad. A moment later they were ready to go, and Williams noticed that his heart was pounding. An expectant tension had gotten hold of him. A little further ahead, on the right side of the plane, was an officer with heavy earmuffs and two signal lights in his hands. The officer gave a signal and Perkins raised the throttle a little. The engine revs increased dramatically and the plane started to bounce almost instantly. The officer gave another signal a few seconds later, and Perkins pushed the throttle almost to the front and released the brakes. The acceleration was beyond description. Williams was thrown back in his seat so violently that he could hardly breathe. The Tomcat accelerated on the short runway, which ended after three or four seconds. The plane thundered over the edge of the ship and fell half a meter before it was stable in the air. Williams had to control himself so that he didn’t get sick. Every muscle in his body was stretched to the limit. Perkins pointed the plane up and they accelerated a few seconds before pulling the throttle back a little. The impact of the G-forces immediately decreased and Perkins turned the plane to port until they flew almost directly to the west. Less than three minutes after take-off, they had reached their flight altitude of 40,000 feet, and the plane went horizontal. They had the morning sun behind them, and it would stay that way throughout the trip. Their airspeed was higher than the Earth’s rotation, which meant they would arrive a few hours earlier than they had left due to local time, and the sun would slowly set behind them in the east.
– How did you like the start, sir? Perkins asked when he activated the autopilot.
– Most people are thrown off their guard, no matter how well they prepared themselves.

– Yes, I quite believe that, said Williams, and I must admit that it was the wildest thing I’ve ever experienced, with pants on, that is.
Perkins laughed at the remark and said:
– It’s pretty monotonous from here on, sir. We have nice weather up here all the way, and we fly about 30,000 feet higher than normal scheduled flights, so we can fly the shortest route to our destination without any interference. You will find some provisions and something to drink in the pockets on either side of the seat, and you are welcome to take off the mask if you like. However, then you will not be able to communicate with me if this should be necessary. You can scream as loud as you want without me hearing it.
– Well, captain, thank you, said Williams, looking forward to the prospect of some rest,
– As I said, I brought some work that I would like to spend the next few hours on. I will let you know if there is anything. Williams accepted the offer to remove the mask and found a bottle of orange juice in one of the pockets Perkins had mentioned. Urination was not a problem since the flight combination was set up to collect a little more than a liter of urine in a specially sewn-in bag. He opened the briefcase and took out some papers. The top piece of paper was crumpled and yellowed and looked as if it was being picked up often.

He started to read. First there was a quote from the Bible: “Then the LORD said to him, „Not so! If anyone kills Cain, vengeance shall be taken on him sevenfold.“ And the LORD put a mark on Cain, lest any who found him should attack him. Then Cain went away from the presence of the LORD and settled in the land of Nod, east of Eden.” (Genesis, chapter 4, verses 15-16). Then there was a short excerpt from an old legend: „Among the men in the border country of Afghanistan and in Central Asia, it is said that the region around Kabul is ‚Cain’s country‘; Nod itself, east of Eden, and that Cain’s bones are buried under a hill south of Kabul, the founder of which he is said to be.” Williams smiled to himself and read the text again. Most people would dismiss such a legend as old superstition, but not Williams. The words meant more to him than one could imagine. They formed a necessary spiritual bridge between his firm belief that God had chosen the United States as ‚His country‘ and the fact that his country was at war against terrorism. He had read about the old Afghan legend in a book a long time ago and was fascinated by the story. According to this text, the Afghans descended from Cain. In other words, they were ‚from Cain’s gender‘, so it was only natural that the first fight against terrorism should take place in Afghanistan. That Cain’s Land, Nod, was supposed to lie east of Eden, would mean that Eden must have lain in what is now Iran, Iraq, Syria, or Israel; at least if you drew a straight line from Kabul to the west. For Williams, Iran and Iraq were out of the question, and Syria doubtful. In other words, the logical conclusion for him was that Eden must have been either in or near Israel, and that thought gave him peace of mind. These words justified both the fight against terrorism and the somewhat one-sided attitude of the United States in the Palestine conflict.

He put the paper back and leafed casually through the other documents. He hesitated when he reached a certain piece of paper, but then took it out of the folder. It was a list of some kind. The heading said, ‚Militant Students – Tehran – 1979‘. Then followed a series of names. There were 22 names on the list and a short comment next to each name. Sixteen names had carefully been crossed out, and the comment said that they were dead, followed by a brief description of how they had died. The rest of the names stood out clearly between the ones striked out, and Williams read the names of the six who were still alive with an odd sense of pleasure: Said bin Kanhal, localized, Guantánamo; Mohammad Hamaq, localized, Gaza, Palestine; Akhmahel bin Kanhal, not localized; Seyed Mossadegh, localized, Tehran; Wahil El Mohammed, not localized; Mehdi Kazem, localized, Kandahar.
Williams let his mind wander and thought of the events of September 11th. In his eyes, the attack on the World Trade Center was not completely negative. Prior to September 11th, funding for his work had always been tight, and the money had rarely been enough to meet ambitions. After September 11th, he could get almost anything he wanted, if the word „terrorist“ was mentioned anywhere in the application. Williams had understood how to take full advantage of this situation. He had a general power of attorney under the PATRIOT Act that gave him unlimited powers for almost everything he intended to do, and he had absolutely no qualms about it.

Williams was aware that most people didn’t like him very much, but that suited him very well, since he didn’t really care much for other people either. On the other hand, he knew that he was respected for his work, and that was basically the only important thing for him. He believed that the list of militant students from Tehran was of great importance in the fight against terrorism. The list dated back to when the US Embassy in Tehran had been occupied, and he knew with certainty that they were all inveterate terrorists. They had to be destroyed at all costs. He knew that the murder of the people listed would not end terror, far from it, but he felt that this could be his personal contribution to the fight against the ‚axis of evil‘. During the first week after the attack in New York, he had started a search for everyone from the old list. He had created a project folder in the CIA database and called it the „Tehran conspiracy“. When one of the men was found, he used an agent who shadowed him to determine his habits, whereabouts and circle of contacts. After that, it was easy for Williams to decide where and when to strike. He had always done the liquidation in the same way: with a nerve poison in powder form called A-tox 457. Regardless of whether it was inhaled or penetrated into the body through small cuts and abrasions in the skin, its effect, paralysis of the central nervous system, was equally reliable. The symptoms were similar to those of a very severe epileptic seizure with violent cramps and paralysis of the breath. The effect occurred within three to four minutes after ingestion, and the person lost consciousness and died immediately afterwards. Nothing could save the victim. As far as Williams knew, there was no antidote to this stuff at all. The advantages of A-tox 457 were firstly its effectiveness; secondly, that the cause of death would always be interpreted as an epileptic seizure, and thirdly, that he could always disappear, before the symptoms started to get serious. He could not be linked to the deaths. He remembered his visit to Alpha-250 in Nevada. Life is full of the strangest coincidences, he thought. Research into another matter had led him to the biological facility. He couldn’t remember what had originally brought him there. Some laboratory technician or whatever he had been, had guided him around. It had all been pretty boring and irrelevant to him until the lab guy by chance mentioned that some small capsules that Williams had absently asked about were being used for a secret study. Pure instinct had made Williams take a handful of the capsules out of a box, and he had kept one in his hand when he put the others back. He had asked permission to visit the secret lab, but the technician had refused. A look at William’s PATRIOT Act power of attorney, which he always had with him, had persuaded the laboratory technician and they had visited the department together. The technician had spoken in great depth about the drug that was being developed in the department, and Williams had found the thought of its uses increasingly fascinating. Exchanging the capsules had been a breeze, and he had left the facility with a drug-filled capsule and a plan that would be implemented. Shortly after his visit, the facility security chief had asked him about the reason for his visit, but he had only once again waved his PATRIOT Act power of attorney, and thereafter no questions had come from that corner. Now it was all about eliminating the “Tehran conspirators”, and nothing else. In the past six months, he had ended a life prematurely with the neurotoxin in four cases, and in all four cases, as expected, the cause of death had been assessed as an epileptic seizure and no further investigation had been conducted.

The war in Afghanistan had pretty much decimated the number of conspirators, and four had died from other causes. Today there would be one less, and three more would disappear within the next weeks or months. After that, there would only be two names on the list. However, both of them had to be found first. But the search for Akhmahel and Wahil would continue until they were either found or declared dead. He would catch them all, one by one! Williams considered Akhmahel the smartest of the list’s conspirators, while Wahil was by far the most dangerous. Wahil was definitely a psychopath.

 

Guantánamo, Kuba
Said bin Kanhal was sitting in his cell reading the Quran. He had been a prisoner in the camp for more than three months. He was tired and weakened after the inhuman and degrading treatment he had to endure almost every day. He feared it would go on indefinitely unless he gave them what they wanted, and what they wanted was information. The problem was that he couldn’t give them any information because he didn’t know anything. They apparently saw him either as a terrorist or at least as a guerrilla fighter or ‚illegal combatant‘ as they preferred to call it, but he was in fact neither. He was captured in Charikar, a city south of the Hindu Kush in northeast Afghanistan, not far from Kabul. He had been on a bus trip to Afghanistan, where his sister Aisha now lived when American soldiers stopped the bus and arrested him along with a dozen other people, all men, on suspicion that they were ‚illegal combatants‘. He had known that the danger of being arrested was always hanging above him, but he had never thought that he would run the risk of being sent to Guantánamo. Since he had arrived, they had done everything they could to break him, and he had been desperately trying to invent something he could tell them, just to leave him alone for a while. And then during one of the interrogations, he remembered the occupation of the American Embassy in Tehran many years ago. He had been involved – maybe they could use that. He also remembered that someone had even considered him the leader of the group, but that was really completely made up out of nothing. He had actually been against the unnecessary use of force, and this attitude hadn’t generated much enthusiasm among the extremely upset students at the time. Based on the information about the embassy, one of the men, a civilian American, had started to take an interest in him. The man had discussed with the interrogator for a few minutes, and then he had been taken back to his cell.

Said shared the cell with five other prisoners, but they didn’t talk much to each other. Every time one of them came back from interrogation, the others feared that he had said something that could put them in a bad light.
All of a sudden, they could hear a key in the door. They all froze at the sound and knew in advance what would happen: one or more of them should be interrogated, again. A guard entered with strong and loud steps due to the hard military boots. Said knew the guard very well. He was beginning to know all the guards here, and this guy was a real asshole. He had vicious eyes and was always brutal.
– Okay, the vacation’s over, Said, he said with a sneer, and resolutely headed for his cot. We’re going to have a little chat again.
He grabbed Said roughly by the arm and pulled him to his feet.
– Come here, you damned louse, he said, making Said face the wall.
The other prisoners were passive.
– Hands! he commanded, and Said immediately held both hands behind his back.
The guard handcuffed Said and tightened them so hard that it hurt; then he dragged him into the corridor and towards the interrogation room, which was a little further away. The guard held Said’s arm tightly, and every time they changed direction he brutally jerked him around.
– Stop! he ordered.
They had come to a large iron door that separated the corridor with the cells from the corridor with the interrogation rooms. Said was certain that he had seen all the interrogation rooms from the inside. They all looked the same and were all on the right side of the aisle. The guard pulled him through the iron door and over to the third interrogation room.

– Stop! he ordered again and unlocked the door to the interrogation room. Again he grabbed Said by the arm and dragged him through the door with unnecessary force and straight to a chair in the middle of the room. The guard brutally pushed him into the chair and tied him with some heavy straps. The arms were tied to the armrests and the legs to the front legs of the chair. Then the guard left the room and locked the door behind him.
As if I could escape, Said thought when he heard the key in the door. He looked around the room. He was alone. But probably not for long, he thought. The room was furnished like the other interrogation rooms in the prison: it was about 25 square meters – five by five meters – and the chair on which he was sitting stood in the middle of the room with his back against the door. Five chairs stood side by side on the wall opposite the door. Between the five chairs and his chair stood a powerful two-thousand-watt spotlight on a tripod, which was often turned on during an interrogation and made it impossible to recognize those sitting on the chairs along the wall. When the projector was turned on, it gave off unbearable heat to the room that was hot beforehand, and you felt like you were on a grill sitting in front of it. But that was far preferable to the malicious and degrading methods that were often used. He prayed to Allah that it would not be one of the hard interrogations today.

He had been sitting in the room for about half an hour when he heard the large iron door between the passages open again. He was certain that he could hear footsteps from two people approaching his interrogation room. They talked, but he couldn’t understand anything. He then heard the door unlock behind him. His muscles tightened reflexively at the sound, but something was missing. He knew all the sounds here so well, and now the logical sound of the door being opened was missing. It had been unlocked but not opened. Instead, he heard footsteps of a person moving away, then the door to Said’s room was opened.

(To be continued)

Veröffentlicht von

Stella, oh, Stella

Ich bin gebürtige Deutsche, mit einem Dänen nunmehr seit 1993 verheiratet und in Dänemark lebend. Meine Beiträge erscheinen daher in deutscher Sprache (und nicht in dänischer) und seit 2018 auch in englischer Sprache. … I was born in Germany, have been married with a Dane since 1993 and are living in Denmark. Therefore, my posts are published in German (and not in Danish) and since 2018 in English as well.

4 Gedanken zu „Der Mann aus Teheran (Arabisches Meer und Guantanamo) … The man from Tehran (Arabian sea and Guantanamo)“

  1. Ich sehe schon Williams, wie in die Zelle kommt und den armen Said bin Kanhal vergiften will. Ich ahne aber auch, dass es vielleicht ganz anders kommt. Ein richter Thriller! Ein richtig spannender Roman, den dein Mann da geschrieben hat, liebe Birgit.

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