Ich habe schon öfter von diesem Buch geschrieben und möchte es daher hier einmal vorstellen. Paul Lafargue hat es 1883 im Gefängnis von Saint-Pélagie auf Französisch verfasst. Er legt darin seine Sicht der Bourgeoisie und der Kapitalisten dar und selbst die Arbeiter kommen nicht ungeschoren davon, obwohl er sich eigentlich für sie und gegen ihre Unterdrückung und Ausnutzung einsetzt. Er hat es als Gegenstück zu dem Werk seines Schwiegervaters Karl Marx „Das Recht auf Arbeit“ geschrieben. Es enthält sozialistische Ideen, aber auch viel Humor und seine Sicht der Bedürfnisse eines Menschen, wie der Titel schon sagt. 😉
… I have mentioned this book several times already. Therefore, I should like to present it to you here. Paul Lafargue wrote it 1883 in the prison of Saint-Pélagie in French language. In it he explains his view of the bourgeoisie and the capitalists, and even the workers are not getting away without stinging remarks, although he actually is pleading for them and against their suppression and exploitation. He wrote his book as a protest to his father in law’s oeuvre „The right to work“ (Karl Marx). It contains socialistic ideas, but also a lot of humour and his view of mankind’s needs, as the title already mentions. 😉
So weit ich sehen kann, kann man den deutschsprachigen Text HIER kostenlos beim Verlag Matthes & Seitz Berlin herunterladen.
… The English version can be read online HERE.
Diese Ausgabe wurde im März 1994 zum ersten Mal herausgegeben, und zwar im „Editions Mille et une Nuits“ (TausendundeineNacht-Verlag)
… This issue was published first in March 1994 by „Editions Mille et une Nuits“ (Thousand and one nights Publishing)
Hier ein kleiner Abschnitt vom Anfang:
„Die Arbeiterklasse der Länder, in denen der Kapitalismus regiert, sind von einem seltsamen Wahnwitz besessen. Dieser Wahnwitz zieht individuelles und soziales Elend nach sich, das die traurige Menschheit seit Jahrhunderten plagt. Dieser Wahnwitz ist die Liebe zur Arbeit, die tödliche Leidenschaft für die Arbeit, die bis zur völligen Erschöpfung der Lebenskräfte eines Individuums und dessen Nachkommen getrieben wird.“
… Hier a little piece from the very beginning:
„A strange delusion possesses the working classes of the nations where capitalist civilization holds its sway. This delusion drags in its train the individual and social woes which for two centuries have tortured sad humanity. This delusion is the love of work, the furious passion for work, pushed even to the exhaustion of the vital force of the individual and his progeny.“
Er bezieht sich sogar auf die Bibel als Beweis für seine Behauptungen:
„Christus befürwortet in seiner Bergpredigt die Faulheit: ‚Lernt von den Lilien, die auf dem Feld wachsen: Sie arbeiten nicht und spinnen nicht. Doch ich sage euch: Selbst Salomo war in all seiner Pracht nicht gekleidet wie eine von ihnen.‘ (Mt.6.28 und 29)“
… He even quotes the Bible as proof for his claims:
„Jesus, in his sermon on the Mount, preached idleness: ‚Consider the lilies of the field, how they grow: they toil not, neither do they spin: and yet I say unto you that even Solomon in all his glory was not arrayed like one of these.‘ (Matthew 6.28 and 29)“
und weiter: … and further:
„Jehovah, der bärtige und mürrische Gott, gibt seinen Anhängern das äusserste Beispiel der idealen Faulheit; nach sechs Tagen Arbeit ruht er sich für alle Ewigkeit aus.“ [ 😀 😀 ]
… „Jehovah the bearded and angry god, gave his worshipers the supreme example of ideal laziness; after six days of work, he rests for all eternity.“ [ 😀 😀 ]
Er spricht sich dann sehr vehement gegen die Arbeit von schwangeren Frauen und kleinen Kindern in Fabriken und Minen aus, wo ich ganz auf seiner Seite bin. Zum Glück hat sich seit 1883 viel verbessert … jedenfalls bei uns. Die Sklavenschicht ist nunmehr ins Ausland verlegt. Anscheinend kommt die moderne Gesellschaft nicht ohne Sklaven aus. Wir sollten uns was schämen …
… He is vehemently against pregnant women and small children working in factories and mines, on which I am completely on his side. Fortunately, much has changed to the better since 1883 … at least for us. The slave class has now moved to other countries. It seems like that modern society cannot function without slaves. We should be ashamed of ourselves …
„Arbeitet, arbeitet, Proletarier, vergrössert den sozialen Reichtum und euer individuelles Elend. Arbeitet, arbeitet, damit ihr, ärmer werdend, noch mehr Gründe habt zu arbeiten und bettelarm zu sein. So lautet das unabwendbare Gesetz der kapitalistischen Produktion.“
… „Work, work, proletarians, to increase social wealth and your individual poverty; work, work, in order that becoming poorer, you may have more reason to work and become miserable. Such is the inexorable law of capitalist production.“
Er hat eine interessante Lösung des Problems: Alle arbeiten nur drei Stunden am Tag. Wenn wirklich alle drei Stunden am Tag arbeiten, würde das ausreichen, um allen einen angenehmen Lebenstandard zu geben und genügend Zeit sich zu amüsieren und auszuruhen.
… He has an interesting solution to the problem: Everybody works only three hours per day. If really everybody works three hours a day, that would be sufficient to give them all a pleasant standard of living and enough time to have fun and to rest.
Er zitiert zu diesem Thema viele Klassiker, Ökonomen, Philosophen, Politiker etc., alles in allem eine interessant konzipierte Idee.
… He cites a lot of classics, economists, philosophers, politicians etc. to this topic, all in all an interestingly devised idea.
Die deutschen Übersetzungen in diesem Beitrag stammen von mir.
… The English translations in this post are from the online text (link above).
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Macht euch ein paar faule Stunden und habt eine gute Woche!
… Grab yourself some lazy hours and have a great week!
Dieses Buch werde ich sofort herunterladen. Denn das Thema hat mir viel zu sagen. Wir haben uns so an die Arbeit gewöhnt, dass wir oft noch im wohlverdienten Ruhestand noch mehr arbeiten als zuvor. Erstaunlich, dass es wirklich noch etwas frei ist wie dieses von dir empfohlene Buch. liebe Brigit.
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Ja, es ist manchmal verrückt, aber man macht dann wohl Dinge, die man machen möchte und nicht welche, die man machen muss. So geht es mir jedenfalls. Aber ich erlaube mir schon, mal keine Lust zu haben, den Abwasch zu machen oder so etwas. Ich lasse mich auch nicht mehr von Erwartungshaltungen anderer Leute beeinflussen.
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I love this! Though I wouldn’t go this far in terms of belief myself, I’ve met folks who think that creatures from another planet are programming us to want want want so many possessions, thereby turning us into their worker slaves. Hmmm..
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I think we are our own slaves, but are manipulated from other people by means of our basic fears and instincts. As soon as we overcome fear, we cannot be manipulated anymore.
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Wise
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But really hard … 😉
Living without fear seems to me like a paradisiac situation.
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Klingt äußerst lesenswert. Man kann ja mal nachdenken, nicht? Liebe Grüße
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Das eine oder andere wertvolle bonmot ist jedenfalls darin enthalten … 😉
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Hallo meine Liebe,
Du hast uns ein sehr gutes Buch vorgestellt und ich kann vieles oder fast alles darin akzeptieren. Nur einem Satz von Dir möchte ich widersprechen: „Die Sklavenschicht ist nunmehr ins Ausland verlegt.“ Zumindest in Deutschland habe ich das Gefühl die Schicht wird immer größer. Ohne jetzt hier eine politische Diskussion lostreten zu wollen, aber was jetzt z.B. im Einzelhandel oder im Sicherheitsgewerbe los ist, kannst Du dir nicht vorstellen. So wie da mit dem Personal umgesprungen wird, dass ist moderne Sklaverei.
So jetzt habe ich meinen Frust abgebaut 😉
Liebe Grüße
Balle
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Du hast schon Recht, die Arbeitsbedingungen werden schlechter, die Armut grösser, auch hier in Dänemark.
Aber was da so in Produktionsländern wie Indien, Bangladesh etc. oder in einigen afrikanischen Ländern abläuft, können wir wohl nicht überbieten.
Sicherheitsgewerbe, meinst du security guards und so etwas?
Bei uns ist das Krankenhauspersonal schwer betroffen von Einsparungen. Ärzte, Pflegepersonal, alle. Die Politiker interessiert das ja nicht, die können sich Privatkrankenhäuser leisten.
Die Leute müssten zusammenhalten und gemeinsam gegen die Zustände protestieren … aber das tun sie leider nicht.
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Dem habe ich nichts hinzuzufügen.
LG Balle
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Ich habe dich doch hoffentlich nicht beleidigt?
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Nein, Du hast vollkommen recht. Ich bin bei jedem deiner Worte bei dir.
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Es ist manchmal schwierig sich so rein schriftlich zu unterhalten. Es fehlt der Augenkontakt und so … 😉
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Genau und bei mir kommt jetzt noch eine gewisse Müdigkeit hinzu. Alles prima, und bei uns Beiden sowieso.😍
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klingt ja sehr interessant, wieder mal herzliche Grüße von der Müritz von mir an dich, Klaus
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Liebe Grüsse zurück!
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vielen dank
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Das klingt ja interessant. Es gibt aktuell wieder Bücher, die das Weniger-Arbeiten aufgreifen („Die Vier-Stunden-Woche“, „Die Drei-Tage-Woche“).
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