Wenn ein Landei in die Stadt kommt

Ja, ich geborene Hamburgerin habe mich zu einem Landei entwickelt, weiter- oder zurück-, das ist die Frage … 😉   

Ich hatte mich am letzten Mittwoch Morgen mit meiner hundeerfahrenen Freundin (die mit dem  Hundevideo ) in Aalborg zum Frühstück verabredet. Ich fuhr eine Stunde vorher los, weil ich Aalborg nicht richtig kenne und ja auch noch einen Parkplatz finden musste. Eigentlich wollte ich am Friedhof parken, so ganz friedlich und in Ruhe und dann den Rest zu Fuss gehen. Aber dazu musste man vorher ganz genau wissen, wann man abbiegen musste, denn da ist eine eigene Abbiegespur mit steineingefasstem Grassstreifen zu den anderen Spuren, damit man sich ja nicht noch umentscheiden kann. Wenn man einmal auf der Spur ist, dann landet man auf dem Friedhof, ob man will oder nicht! Aber ich landete eben nicht auf der Friedhofspur.

Ich folgte also meinem Schicksal, sprich meinem Navi, der mich auch hinführte wo ich hinwollte, aber wo sollte ich parken? Alle Parkplätze an den Strassen waren nur für 30 Minuten. Etwas länger wollte ich schon gerne frühstücken. Oh, da war ein Parkplatz, da war sogar was frei, aber ich hatte die Einfahrt verpasst. Mist, wie soll ich den jetzt wiederfinden? Kurv, kurv, dreh, stopp, kurv, alles Einbahnstrassen und Baustellen, da war er wieder, der Parkplatz, und dieses Mal fuhr ich rein. Es fuhr gerade jemand raus, hurra!

Jetzt musste ich nur noch sehen, was das für ein Automat war. Kreditkarte rein, da wollte der doch tatsächlich meine Autonummer wissen. Die wusste ich natürlich nicht auswendig und ging ein paar Schritte weg, um nachzusehen. Als ich mich wieder umdrehte, hatte schon jemand meine Karte aus dem Automaten entfernt “ich dachte, Sie hätten sie vergessen” – ha,ha, man kann also sehen, ob ein Vorgang abgeschlossen ist oder nicht, liebe Dame. Wahrscheinlich hatte sie keine Lust zu warten und hoffte, dass der Vorgang abgebrochen wurde, wenn man die Karte rausnahm. Wurde er aber nicht. Inzwischen kamen noch mehr Leute und standen Schlange. Unter dem Stress tippte ich verkehrt und brach dann ab und sagte, dass ich jetzt also warten wollte, die anderen könnten erst. Von der schnellen Dame bekam ich dann noch den guten Rat, doch meine Autonummer im Handy aufzuschreiben, blah, blah, blah. Woher sollte ich denn wissen, dass es in Aalborg solche Automaten gibt? Ich kannte nur die mit Kreditkarte, wo man einen Zettel bekommt, den man ins Auto legt. Bei diesen neumodischen Automaten bekommt man kein Papier, man checked ein und wieder aus. Eigentlich ist das viel besser als eine vorher festgelegte Parkzeit. Aber kennt ihr diese Leute, die keine Sekunde warten können, aber dann ganz viel Zeit für gute Ratschläge haben?

Ich rief dann schnell meine Freundin an, weil ich auf einmal zu spät dran war und ich ja noch zum Café gehen musste, damit sie nicht dachte, dass ich sie vergessen hätte. Das lag in einer grossen Strasse, aber nach links oder nach rechts? Kennt ihr das in diesen Geschäftsstrassen, da stehen nirgendwo Hausnummern, nur mal vereinzelt. Ich ging nach rechts und hatte Glück, dass das richtig war.

Soviel Stress am frühen Morgen … 😊 Ich bin es wirklich nicht mehr gewohnt, so viele Leute auf einmal konstant um mich herum zu haben. Und warum sind die alle so ungeduldig und haben es so eilig mit allem. Meine Güte, wie wichtig können 5 Sekunden sein? Machen die was Sinnvolles mit den gesparten Sekunden?

Wir hatten jedenfalls ein schönes fast dreistündiges Frühstück im Cafe Peace. Danach gingen wir noch etwas in der Innenstadt spazieren und dann trennten sich unsere Wege. Ich war erst nicht ganz sicher, in welche Richtung ich eigentlich gehen musste, um wieder zu meinem Auto zu kommen und bekam daher noch die ermunternde Bemerkung mit auf den Weg: ”Ich werde in den Nachrichten darauf achten, ob von einer Frau berichtet wird, die verwirrt durch Aalborg wandert” oder so ähnlich.  😉 😀

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Ich habe es trotz allem ohne allzu viele Beschwerlichkeiten aus Aalborg herausgeschafft. Am Automaten, an dem ich wieder auschecken musste, hatte sich schon wieder ein Schlange gebildet. Da waren noch zwei Frauen, die ihre Autonummern nicht auswendig konnten, ha!!! Ich wollte eigentlich den Navi programmieren, bevor ich vom Parkplatz fuhr, tat das aber aus Schusseligkeit doch nicht. Dann kurvte ich etwas herum, weil es mir nicht gelang, ihn während einer der Rotphasen an den Ampeln zu programmieren und weil ich dann an die Strasse kam, wo man nur nach rechts abbiegen durfte über die Brücke und wo man dann in Nørresundby landet, in völlig entgegengesetzter Richtung.

Ich bog daher schnell noch vorher rechts ab und kurvte noch etwas mehr herum, stellte mich bei einer Firma auf den Parkplatz und bat den Navi um Hilfe und landete dann am Bahnhof. Von dort wusste ich, wie man aus der Stadt kam (ohne Navi), vorausgesetzt, dass man an der Strasse Nr. 180 nach links abbiegen durfte. Man durfte, und dann war ja alles ganz einfach. Mein Navi wollte mich immer zur Autobahn schicken, und als es endlich damit aufhörte, war ich bereits am Stadtrand, wo ich mich auskannte. Scheisstechnik! Das Navi in unserem Auto ist – gelinde gesagt – bescheiden. Man kann nicht „Autobahn meiden“ einstellen.

Naja, und dann kam ich nicht an den Hausschlüssel im Depot (ich hatte natürlich keinen dabei, aber wir haben so eine kleine Box mit Zahlencode auf der Terrasse für Schussel und Besucher), weil ich die falschen Zahlen anwendete. Ich rief dann meinen Mann an, der mir die richtigen Zahlen nannte, aber er war auch zuhause und öffnete mir die Tür, womit ich nun gar nicht gerechnet hatte, weil er zum ersten Mal dieses Jahr mit dem Motorrad unterwegs war oder besser gewesen war …  😀  😀  😀

So geht das, wenn man morgens ohne einen Kaffee von Zuhause losfährt … 😉 … oder auch sonst.

Veröffentlicht von

Stella, oh, Stella

Ich bin gebürtige Deutsche, mit einem Dänen nunmehr seit 1993 verheiratet und in Dänemark lebend. Meine Beiträge erscheinen daher in deutscher Sprache (und nicht in dänischer) und seit 2018 auch in englischer Sprache. … I was born in Germany, have been married with a Dane since 1993 and are living in Denmark. Therefore, my posts are published in German (and not in Danish) and since 2018 in English as well.

21 Gedanken zu „Wenn ein Landei in die Stadt kommt“

  1. Nachdem ich deine Odyssee nach Aalborg und zurück gelesen habe, bin ich fest davon überzeugt, dass du dich als Landei weiterentwickelt hast. Übrigens haben wir auch so ähnliche Parkautomaten ohne Zettel. Sie sind in dem Sinne besser, dass man nicht zurückkommen muss, um dem blöden Automaten mitzuteilen, wie lange man geparkt hat. Ich bin ja auch ein Landei und kann nicht erklären, warum es bei uns so einfach ist. Ich vermute nur, dass man bei dem teuren Pauschalpreis gleich einen ganzen Tag parken kann. Hab noch einen schönen Tag, Brigit!

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    1. Haha, na hoffen wir’s mit der Weiterentwicklung … viele Dinge sind auf dem Land eben einfacher. Wir haben keine Parkautomaten. Vieles ist der gesunden Vernunft überlassen, was dann auch nicht immer funktioniert, wie neulich, wo zwei Nachbarn unbedingt auf der Hauptstrasse (schmal) genau gegenüber voneinander parken mussten, so dass ein Auto mit Mühe und Not zwischen ihnen durchpasste. Das hat natürlich auch Vorteile, ein Lastwagen hätte nicht durchgepasst, und die allgemeine Geschwindigkeit wird auch gebremst. … 😉
      Aber ansonsten sind diese modernen Automaten sicher praktisch. Man hat keine vorgebene Parkdauer und man verschwendet auch keine Parkzeit, wenn man sich verschätzt hat. Man muss nur erst einmal wissen, wie das funktioniert. Und da haperte es ein wenig mit der Geduld und dem Verständnis meiner Mitmenschen. 😉

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  2. Ich finde es auch schrecklich in der Stadt umher zu fahren, man sucht einen Parkplatz, findet dann einen aber hinter dir Reihen sich ungeduldige Fahrer und unter Stress kann ich nicht parken, ausserdem kann man vor lauter Verkehr manchmal die Spur nicht wechseln und man verpasst jedes mal seine Ausfahrt, also bleibt das Auto jetzt oft einfach stehen. Der Name des cafes klingt aber dennoch nach einem entspannten Vormittag 🙂 ♡

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      1. ich habe das mal gegoogelt und eben was in den Einstellungen gefunden , kannst du es vielleicht nochmal ausprobieren ob es jetzt geht, das wäre lieb und danke für den Tipp, man lernt ja immer dazu 🙂 ❤

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  3. Ich hatte in Aarhus auch so einen Automaten, wo ich mein Kennzeichen eingeben musste. Nachdem ich das erledigt hatte, wollte ich zum Auto zurück, meine restlichen Sachen holen, brüllt mir einer nach, ich hätte meinen Parkschein vergessen. Der müsste nämlich auch noch ins Auto vorne rein. Doppelt hält besser 🤔

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  4. Was für eine Aufregung. Solche Automaten kenne ich hier gar nicht, aber wir fahren auch extrem wenig mit dem Auto. Deine entspannte Haltung imponiert mir immer wieder. Die Ungeduld ist hier in der Großstadt nicht weniger präsent, auch wenn es haufenweise (grüne) Fluchten gibt.

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    1. Hinterher ist es leicht, entspannt zu sein … 😉 … bei der Parkplatzsuche habe ich ganz schön geschwitzt.
      Wir waren noch in einem sehr schönen Laden, kein Laden, durch den man normalerweise durchrast, aber selbst dort waren viele ungeduldige Menschen, die einen fast anrempelten (wir konnten schnell genug ausweichen). Wie schrecklich dieser permanente Stress. Kein Wunder, dass die Leute so aggressiv werden.

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        1. Und das ist genau der grösste Schwachsinn. Hier in Dänemark haben doch wenigstens einige Firmen eingesehen, dass eine Entstressung des Arbeitsplatzes die Krankheitsfehltage vermindert und sogar, hört, hört, die Produktivität erhöht!

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  5. Entschuldige, aber ich habe gelacht. 😘😘
    Aber wenn ich nach Bayern runter muss, fühle ich mich auch nicht mehr wohl in den Straßen meiner Geburtsstadt. Diesen Irrsinn kann ich einfach nicht mehr. Nordjütland entstresst….
    🤗

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