Frau Offenschreiben traute mir zu, eine Impro-Geschichte für die Blogparade zu schreiben. Die vorgegebenen Worte waren: Meer, Handschuh und Kissen. Von Isabelle stammt diese Idee ursprünglich.
Hier meine Geschichte:
”Es” war keine dunkle, stürmische Nacht, nein, ganz im Gegenteil, ”es” war ein wunderschöner, sonniger Frühjahrsmorgen. Nach langer Zeit stand ich wieder einmal am Strand bei Hirtshals und schaute zu, wie die Wellen der Nordsee, die die Dänen Westmeer nennen, an Land spülten. Wie hatte ich das Meer vermisst! Welch ein Genuss, den Wind in den Haaren zu spüren während der salzige Geruch des Meerwassers mir in die Nase stieg.
Ich ging an der Wasserkante entlang und hielt Ausschau nach interessanten Muscheln, Schnecken und bizarr geformten Steinen. Oder denen mit Löchern in der Mitte, die konnte man an einer Schnur aufreihen und als Schmuck im Garten benutzen. Die Steine, in denen das Loch noch nicht ganz durchgebrochen war, konnte man im Garten verteilen. Wenn es regnete fing sich das Wasser in ihnen und diente den Bienen und anderen Insekten als Tränke.
In diesen und ähnlichen Gedanken verloren ging ich am Strand spazieren, ohne eigentliches Ziel, nur das Dasein geniessend.
Doch dann sah ich einen grösseren Gegenstand im nassen Sand liegen, halb im Wasser. Er musste gerade eben angespült worden sein. Neugierig ging ich darauf zu. Und was war es wohl? Kennt ihr die alten Rüstungen der Samurai? So ein Handschuh von einer Samurai-Rüstung lag da am Strand. Wie kam der hierher? Nun war Geographie noch nie meine stärkste Seite, aber wenn der Handschuh aus Japan gekommen war, dann hatte er so einige Kilometer hinter sich gebracht. Dafür sah er eigentlich zu gut erhalten aus. Vielleicht hatte jemand auf einem Schiff ihn ins Wasser fallen lassen?
Ich ging näher heran und streckte meine Hand aus, stoppte aber plötzlich. Vielleicht sollte ich das Ding lieber nicht anfassen, vielleicht war das ein magischer Gegenstand, vielleicht würde ich in eine andere Dimension versetzt werden wie in diesem Film, wie hiess er noch, Jumanji? Oder ich landete in Narnia, da hatte ich auch nicht gerade Lust zu. Was tun?
Wie sagt der Engländer: curiosity killed the cat (Neugier brachte die Katze um). Ich konnte nicht anders, ich musste mir den Handschuh näher ansehen. Ich hob ihn auf. Umgehend ergriffen die Finger des Handschuhs mein Handgelenk und zerrten mich auf das Meer zu. Nein, was denn nun, warum war ich nur so blöd und hörte nicht auf meine innere Stimme? Der Handschuh steigerte das Tempo; ich konnte mich nicht freimachen, und schon war ich im Wasser. Meine Güte, war das kalt! Jetzt benutze ich mal das Wort ”Affenzahn”, denn in so einem zog mich der Handschuh in und durch das Wasser. Merkwürdigerweise konnte ich unter Wasser atmen, aber es handelte sich hier ja ganz eindeutig um einen magischen Gegenstand. So ein wenig Unter-Wasser-Atmen müsste der also hinbekommen.
Ich weiss nicht, wie lange wir so durch das Wasser förmlich zischten, bis wir schliesslich an eine Felsenformation kamen und in einer Grotte verschwanden. Dort kamen wir an die Wasseroberfläche. Anscheinend hatte sich hier eine Luftblase gebildet, eine ziemlich grosse allerdings. Auch gab es Licht, was mich einigermassen erstaunte.
Der Handschuh brachte mich an Land, so seltsam einem das auch vorkommen mochte und führte mich zu einem kleinen Olivenhain … wie bitte?
Mitten in dem Olivenhain, und es war tatsächlich einer, sass auf einem Berg von Kissen eine wunderschöne junge Frau. Sie winkte mir hold zu und machte mir Zeichen, dass ich näherkommen sollte. Sie war sehr spärlich bekleidet. Hatte ich erwähnt, dass die Temperatur in der Grotte sehr angenehm war und ich auf wunderbare Weise wieder trocken war?
”Wie schön, dass du gekommen bist”, sprach die Holde mich an, „ich kann nicht fort von hier, aber ich brauche dringend etwas aus der Stadt, ohne das ich nicht leben kann.”
”Soll ich für dich einkaufen gehen?” fragte ich erstaunt, ”was brauchst du denn?”
”Komm näher, dann flüstere ich es dir ins Ohr”, sagte sie errötend zu mir.
Ich tat ihr den Gefallen und sie raunte mir ihren Wunsch ins Ohr.
‚Das Madamchen hat einen Sprung in der Schüssel‘ dachte ich, ‚aber wenn es sie glücklich macht.‘
Ich versprach ihr also, das Gewünschte zu besorgen, allerdings gegen Vorkasse, das müsste sie verstehen. Das war kein Problem, so dass der Handschuh mich wieder zurück nach Hirtshals befördern konnte.
Dort angekommen machte ich mich auf den Weg, um dem holden Wesen ihren Wunsch zu erfüllen. Der Handschuh würde am Strand auf mich warten. Nach ungefähr einer halben Stunde war ich zurück und drückte dem Handschuh den Doppelwürgeburger mit doppelt Käse und doppelt Bacon in die Hand. Der machte sich auf den Weg, ohne sich auch nur ein einziges Mal umzusehen.
Jeden Dienstag gehe ich nun mit einem dicken Burger an den Stand von Hirtshals und liefere ihn bei dem auf mich wartenden Handschuh ab, der dann jedes Mal Geld mitbringt. Manchmal beobachte ich, wie Leute versuchen, dem Handschuh das Geld wegzunehmen. Das bekommt ihnen nicht sehr gut.
Es gibt schon sehr merkwürdige Dinge auf der Welt! Licht und Luft in einer Unterwassergrotte!
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Jetzt soll ich noch Leute bitten eine Impro-Geschichte zu drei Worten meiner Wahl zu schreiben. Impro-Geschichte heisst einfach losschreiben und sehen, was da kommt, ohne viel zu editieren. Zwei Wochen Zeit hätte man dazu, also bis zum 7. Dezember (2016).
Meine drei Worte:
- Salzlake
- Häkelgarn
- Nieselregen
Eine naheliegende Kandidatin wäre die Frau Meermond … wie wäre es? Ich kenne nicht wirklich viele Blogger, die sich mit Schreiben beschäftigen.
Frau Meermond, falls du mitmachen solltest, verlinke bitte diese Seite und die von Isabelle in deinem Beitrag.
Die Frau Mauswohn wäre auch eine gute Kandidatin für so etwas, glaube ich, hätten Sie Lust?
Also es geht darum, eine Geschichte zu den drei oben genannten Worten spontan zu improvisieren, die Seiten des Aufforderers (in diesem Falle meine Geschichte) und der Isabelle zu verlinken, und dann denkt man sich selber drei Worte aus und bittet andere Blogger, eine Impro-Geschichte dazu zu verfassen.
Danke, fürs mitmachen.
Ich mochte deine Geschichte sehr. Dieser arme Handschuh. Ich hoffe nur er bekommt Kilometer-Geld oder wird irgendwie anders entlohnt, bei der Strecke die er immer wieder auf sich nimmt. 🙂
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Nun, wir wissen ja nicht, wie weit es wirklich weg war … und dann ist er ja magisch, nicht wahr? 😉
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Huch, wie nett. Aber wie man Salzlake mit Häkelgarn verbinden kann und dabei die Nase in den Nieselregen hält, das weiß ich noch nicht. Mal versuchen, ob ich eine Geschichte aus diesen Worten häkeln kann oder ob ich im Nieselregen stehen bleibe 😉
Herzliche Grüße
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Jetzt macht der Schuh auch einen Sinn! 👍🏼👍🏼👍🏼👍🏼
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Genau, wer weiss, wo man da landet … 😉
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Wie gut, dass du die Geschichte noch einmal verlinkt hast, ich hätte sie sonst nicht gesehen. Aber an das schreib mit mir erinnere ich mich. Das hat damals wirklich viel Spaß gemacht. Ich glaub, ich hatte gleich zwei Texte dazu geschrieben…
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Oh, dann muss ich die doch auch lesen …
die Schreib-mit-mir Texte habe ich so ziemlich alle durch jetzt, aber die anderen Blogparade-Texte noch nicht.
Ich finde es immer so interessant, wie unterschiedlich die Geschichten sind, trotz „strenger“ Vorgaben.
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Ja, die Geschichten wandern wirklich alle in unterschiedliche Richtungen, und das ganz massiv. Bei mir waren es „Sommerträume“ und „Neptuns Tribut“, welche beide auch sehr verschieden sind… Und wo ich gerade bemerkt habe, dass ich die Menüpunkte reparieren muss. *Ups* Vielen Dank, fürs Aufmerksamkeit drauf lenken 😉
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